Psychodynamische Psychotherapie mit Älteren: Eine Einführung
Von Meinolf Peters
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Über dieses E-Book
Eine kritisch inspirierte Psychoanalyse braucht deswegen jenseits verkürzter Bilder vom erfolgreichen Alter ein differenzierteres Leitbild, das die Werte dieses Lebensabschnitts zwar hervorhebt, aber auch die Schattenseiten nicht ausspart. Dieses Ziel verfolgt der Autor, in dem er die innere Bühne des Alters psychodynamisch ausleuchtet und beschreibt, wie im therapeutischen Prozess das verborgene Alter hervortreten und sich zu einem bewusst erlebten und reflektierten Alter wandeln kann. Meinolf Peters schöpft dabei aus einer breiten klinischen Erfahrung mit Fachkenntnis und Lebensklugheit.
Meinolf Peters
Prof. Dr. phil. Meinolf Peters ist als Psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker niedergelassen und Leitender Psychologe in der Klinik am Hainberg in Bad Hersfeld. Er ist Mitinhaber und Geschäftsführer des Lehrinstituts für Alterspsychotherapie und Angewandte Gerontologie. Darüber hinaus ist er Honorarprofessor an der Universität Marburg.
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Buchvorschau
Psychodynamische Psychotherapie mit Älteren - Meinolf Peters
1Psychoanalyse und Alter – eine allmähliche Annäherung
Die Psychoanalyse hat sich mit dem Alter lange Zeit schwergetan. Freud schrieb 1904, damals selbst 48 Jahre alt: »Auch eine Altersstufe in der Nähe des fünften Dezenniums schafft ungünstige Bedingungen für die Psychoanalyse. Die Masse des psychischen Materials ist dann nicht mehr zu bewältigen, die zur Herstellung erforderliche Zeit wird zu lang und die Fähigkeit, psychische Vorgänge rückgängig zu machen, beginnt zu erlahmen« (zit. nach Gay, 1987). Diese von ihm lebenslang durchgehaltene Auffassung geht auf ein ausgesprochen negatives Altersbild zurück. In seinen Briefen hatte er sich schon früh immer wieder mit seinem »Alterskomplex«, wie er ihn selbst später bezeichnete, befasst. So beschreibt er sich knapp vierzigjährig in einem Brief an Fließ als gealtert, schwerfällig, nicht gesund, als einen »alten, etwas schäbigen Israeliten« (Gay, 1987). Seine Einstellung zum Alter und seine skeptische Haltung im Hinblick auf die Behandlungsmöglichkeiten älterer Menschen korrespondieren also in auffallender Weise.
Zwar finden sich in der Folgezeit vereinzelt Arbeiten, die sich mit der Behandlung Älterer beschäftigt haben (z. B. Grotjahn, 1955)¹, doch die skeptische Haltung Freuds setzte sich über mehrere Therapeutengenerationen fort. Als ich selbst in den 1980er Jahren begann, mich mit dem Thema zu befassen, waren Ressentiments allerorten spürbar, und ähnlich wie bei Freud dürften dabei – bis heute – persönliche Vorbehalte von erheblicher Bedeutung sein. In einer Befragung im Jahre 1980 gab die große Mehrheit der Psychotherapeuten an, keine älteren Patienten behandeln zu wollen (Ray, McKinney u. Ford, 1987). Ich habe es Hartmut Radebold, dem Nestor der Alterspsychotherapie in Deutschland, zu verdanken, dass ich zu einem Thema fand, das mich bis heute nicht losgelassen hat. In den 1990er Jahren haben wir zusammen einen alterstherapeutischen Schwerpunkt in einer Psychosomatischen Klinik aufgebaut und wissenschaftlich begleitet, später habe ich zusammen mit meiner Kollegin, der Psychoanalytikerin Christiane Schrader, das von ihm gegründete Institut für Alterspsychotherapie und angewandte Gerontologie übernommen. Ich selbst war in der Zwischenzeit in verschiedenen Zusammenhängen und Kontexten mit dem Thema Alter befasst: neben der ambulanten und stationären Psychotherapie in der Fortbildung von Kolleginnen und Kollegen, der universitären Lehre und Forschung sowie in Supervisionen und Beratung von Kliniken. Die folgende Abhandlung gibt einen Überblick über meine Erfahrungen und den Stand der psychodynamischen Alterspsychotherapie.
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1In den 1960er Jahren insbesondere im Journal of Geriatric Psychiatry.
2Der gesellschaftliche Rahmen des Alters
2.1Die gegenwärtige Neuverhandlung des Alters
Wir befinden uns in einer Phase der »Neuverhandlung« des Alters. Bisherige Altersdeutungen greifen kaum noch, Altersgrenzen weichen auf, und es scheint zunehmend unklar, was denn unter alt zu verstehen sei. Nun betreten wir keineswegs völlig unbekanntes Terrain, unterlag Alter doch seit jeher kulturellen Deutungen. Alterslob und Altersklage durchziehen die abendländische Kultur, angefangen bei Platon und Aristoteles. Platon kreierte ein Positivbild Älterer, die er als erfahren, tugendsam, ehrwürdig und weise beschrieb, als die idealen Hüter der Gesetze und natürlichen Oberhäupter von Staaten. Ganz anders Aristoteles, der die Alten als bösartig, misstrauisch, ängstlich, geldhörig, feige und geschwätzig sah (Göckenjan, 2000). Diese beiden Deutungen des Alters ziehen sich durch die westliche Kulturgeschichte, wobei doch zumeist die Aristoteles’sche Version dominierte. Nach einer kurzen Phase mit Beginn der Aufklärung und der Zeit der Romantik, in der Ältere ein besseres Ansehen erlangten und etwa das romantisierende Bild der Großmutter entstand, überwog ein negatives Altersbild, vor allem mit Beginn der kapitalistischen Produktionsweise (Göckenjan, 2000). In dieser avancierte das Bild von Jugend zum fast überwertigen Ideal: »Jugend ist Leben, Jugend ist Farbe, ist Form und Licht«, so hieß es im Gründungsmanifest der Zeitschrift »Jugend« (Safranski, 2007). Das Alter musste sich nun rechtfertigen, es stand unter dem Verdacht, abgestorben und erstarrt zu