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Das vorläufig letzte Buch Jesus
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eBook112 Seiten1 Stunde

Das vorläufig letzte Buch Jesus

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Über dieses E-Book

Zum Buch:
Was, wenn Jesus seit 2000 Jahren immer wieder in unsere Welt hineingeboren wurde? Wie wirkt sich derlei auf unsere Welt aus? Ist diese ganze "Jesussache" reine Fiktion vieler Christen? - Oder ist doch was dran an den Märchen um die Gestalt des Jesus? Könnte es sein, dass die Bibel doch nicht das gesamte Wort Gottes ist?
Lassen Sie sich mitnehmen auf eine unglaubliche Reise des Jesus, im Hier und Heute...
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Sept. 2022
ISBN9783966860123
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    Buchvorschau

    Das vorläufig letzte Buch Jesus - Samuel Zabing

    Auf der Erde

    Er liebte die Morgenstunden. Wenn die Tiere im Wald noch schliefen und die Menschen sich noch einmal im Bett umdrehten. Okay, einige waren schon wach. Da gab es die ewigen Nachtschwärmer oder Arbeiter, die von der Nachtschicht nach Hause fuhren, um endlich auszuruhen und in den wohlverdienten Schlaf zu fallen. Aber hier, mitten in der Nordpfalz auf dem Donnersberg, einem der besten Aussichtspunkte, fühlte er sich von der Hektik der Welt verschont. Hingebungsvoll genoss er die Stille. Und ja, hier war er sicher vor dem wachen Auge seines Vaters. Ständig diese Aufgaben von höchster Dringlichkeitsstufe … wer wollte das schon?

    Gott war ein Widerling. Diese schlichte Tatsache wurde durch den Umstand, dass er, Jesus selbst, der Sohn des wahrhaftigen Gottes war und es für alle Ewigkeiten bleiben würde, auch nicht gerade schöner. Im Gegenteil: Die Pflicht ruft, immer und immer wieder! Er musste weg … weit weg von all diesen negativen Gedanken.

    Was war dafür besser geeignet als ein neuer Tag. In der Ferne kratzte die Sonne bereits am Horizont und sandte ihre ersten Strahlen auf sein Antlitz. Er fühlte die Wärme wie einen Segen auf der Haut. Wie er hier auf dem Felsen saß, wirkte er genauso wie die Darstellungen auf unzähligen Gemälden. Mit dem blonden Bart, den langen Haaren und seinem gütigen Gesichtsausdruck würde jeder, der ihn sieht, wissen: Hier sitzt der leibhaftige Jesus und genießt in aller Profanität den Sonnenaufgang. Weit weg von den Wundern der Vergangenheit. Weit weg von den Gläubigen, die ihn anbeten würden, wenn sie überhaupt in der Lage wären, ihn zu erkennen.

    Die Welt war in den letzten zweitausend Jahren einem erbarmungslosen Wandel unterlegen gewesen. Einem Wandel, der frühere Wunder wie harmlose Taschenspielertricks aussehen ließ. Wenn er heute hungernde Menschen speisen würde, bedürfte es einer Spendenquittung, um gegenüber dem Finanzamt glaubhaft darlegen zu können, woher die finanziellen Mittel für die Speisung stammten. Dies kannte er bereits aus Bolivien. Dort hatte er barmherzig handeln wollen und eines seiner Wunder bewirkt. Tausende hungerleidende Menschen waren zu ihm geströmt, um an dem riesigen Tisch mit den sich selbstauffüllenden Schüsseln Platz zu nehmen. Später dann, als alle satt und zufrieden die Tafel verlassen hatten, kam jemand von der Justizbehörde … und man nahm ihn fest! Wegen der so massiven Geldverschwendung und des nicht zu bestreitenden Tatbestands einer zugrunde gelegten Schwarzgeldeinnahme ließ ein Richter ihn hinrichten.

    Klar war Jesus wieder auferstanden. Aber die Sache mit der Wiederauferstehung gestaltete sich zusehends problematischer. Denn immer, wenn er starb, verendete ebenso seine Mutter Maria. Erst wenn diese wieder im gebärfähigen Alter ankam, konnte sie ihren Sohn Jesus aufs Neue zur Welt bringen. Dann hatte er wieder 32 Jahre Lebenszeit, bis Gott sich eine andere Methode ausdachte, um Jesus im übertragenen Sinne ans Kreuz zu nageln. Einzig sein Tod war nicht übertragen. Er starb jedes Mal wirklich, um dann Jahre später in Marias Schoß die Welt erneut zu erblicken.

    All die Jahre der Vergangenheit waren ihm eine Lehre, zum ersten Mal würde er seinem Vater, dem leibhaftigen Gott, entgegentreten, um zu überleben. Er wollte ein alter Mann werden und wie jeder andere einfach sterben können.

    Noch erinnerte sein Dasein eher an die Endlosschleife eines zynischen alten, doch nie alternden Mannes: leben, sterben, auferstehen, warten bis zur Geburt und wieder leben, sterben, auferstehen und immer so weiter. Er, Jesus, würde endlich den von Gott geschaffenen Teufelskreis unterbrechen und sogar noch für Vergeltung sorgen. Seine Idee in die Tat umzusetzen, erforderte eine gewissenhafte Herangehensweise. Er musste dem allwissenden Wesen, nämlich seinem Vater, seine Idee vom Gegenplan so lange verheimlichen, bis das Werk vollendet war. Erstes Ziel sollte es sein, den 33. Geburtstag zu überleben. Damit wäre Gottes Plan gescheitert! Und er, Jesus selbst, konnte endlich ein alter Mann werden. Zum ersten Mal in all seinen Leben würde er altern können wie andere Menschen auch.

    Von jetzt an hatte er zwei Jahre Zeit, um als Sieger aus diesem diabolischen Spiel gegen Gott hervorzugehen. Apropos Diabolo: Er könnte sich eigentlich auch direkt an Satan wenden! Der wäre bestimmt dazu bereit, Jesus zu helfen. Und falls nicht, konnte der halbseidene Plan ja immer noch geändert werden. Aber halt! Es war ja noch gar kein wirklicher Plan, sondern erst mal nur eine Idee.

    Als die Sonne den Himmel am Donnersberg komplett erleuchtete, erhob sich Jesus von dem kleinen Felsen mit dem erhabenen Ausblick und schlenderte bedächtig die zwei Kilometer zum Auto zurück.

    Was sonst als ein Ford Mustang GT der neuesten Generation konnte seiner göttlichen Herkunft gerecht werden, also fuhr er einen solchen. Nur Fliegen konnte schöner sein. Aber wozu fliegen, wenn man stilvoll die Straßen in Deutschland entlangrasen durfte. Rasen, ja, das war sein Ding. Wann immer und wo immer er am Steuer saß, stieg er bis zum Anschlag aufs Gaspedal und sauste wie vom Leibhaftigen verfolgt durch die Landschaft. Zugute kam ihm hierbei auf jeden Fall sein Göttlichkeitsbonus. Wenn er bei der Raserei mal jemanden verletzte, ging er hin und heilte des Opfers Wunden oder holte es bei Bedarf zurück ins Reich der Lebenden. Seit zehn Jahren führte er eine Strichliste, auf der diese seine Opfer in Gruppen eingeteilt waren. Beispielsweise gab es da Rentner mit und ohne Rollator, auch Frauen mit und ohne Kinderwagen, Kinder unter drei Jahren oder welche bis zum zehnten Lebensjahr, daneben Jugendliche, sogar Paare; die wiederum unterteilt waren in Hetero, Schwule und Lesben.

    Die meisten Opfer entfielen auf die Gruppe mit den Kindern zwischen drei und zehn Jahren. Von denen hatte er in sieben Jahren bereits 317 plattgefahren. Die Gören waren fast alle so blöde gewesen, hinter parkenden Autos aufzutauchen und blindlinks auf die Fahrbahn zu rennen. Wenn Jesus also mit 180 Sachen an Kindergärten oder Schulen vorbeischoss, war schnell mal eins der Blagen zu Boden gestreckt. Dann entstieg der Gottessohn würdevoll dem Mustang, legte das Kind auf die Rückbank und raste davon, bevor jemand ihn sah. Es hatte sechs Kinder gebraucht, bis er die Auferstehung des Lazarus in die Moderne übertragen konnte. Eigentlich hätte er viel eher auf das Lazarus-Wunder kommen müssen, aber er war ja so abgelenkt von der Suche nach einem Weg, seinem eigenen Tod zu entrinnen. Also war der Tod der sechs Kinder doch die Schuld Gottes und nicht seine, oder? Das stand für Jesus ganz klar fest!

    Der Tacho des Mustangs zeigte 156 km/h an. Er fuhr gerade am Nordpfalzgymnasium vorbei.

    RUMMS.

    In hohem Bogen flog ein Jugendlicher auf die Wiese neben der Bushaltestelle und blieb reglos liegen, umgeben von Blut. Die Schüler an der Bushaltestelle glichen blutverschmierten Statisten in einem Horrorstreifen. Keiner wagte es, den Mund zu bewegen. Nicht ein Laut war zu hören. Jesus entstieg seinem Mustang.

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