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Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz
Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz
Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz
eBook72 Seiten51 Minuten

Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz

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Über dieses E-Book

Über die Verbindung religiöser und rassistischer Diskriminierung.

Das Konzept unterschiedlicher menschlicher »Rassen« sowie daraus resultierender Rassismus werden häufig als Erscheinungen der Moderne angesehen, die biologisches Wissen und biopolitisches Denken voraussetzten. Doch die Diskriminierung und Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer biologischen Herkunft ist weitaus älter und lässt sich mindestens bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Wie lässt sich die lange Geschichte dieser kulturellen Grenzziehungen verstehen, und was lässt sich daraus für die heutigen Erscheinungsformen des modernen Rassismus lernen?
Als international anerkannter Experte für die Geschichte jüdischer, christlicher und islamischer Kulturen verschränkt David Nirenberg in diesem Essay die Betrachtung von biologisch geprägter Diskriminierung und Verfolgung mit der religiösen Diskriminierung von Menschen. Am Beispiel der kastilischen Christen im 14. und 15. Jahrhundert sowie der muslimischen Almohaden in Nordafrika im 11. und 12. Jahrhundert zeigt er, wie unterschiedliche religiöse Kulturen Konzepte hervorbrachten, die bemerkenswerte Ähnlichkeiten zu moderner rassistischer Diskriminierung aufwiesen. Damit fragt er letztlich nach der Geschichte einer Verbindung von kulturellen Konzepten der Ähnlichkeit und Differenz mit Ideen der biologischen Reproduktion.
SpracheDeutsch
HerausgeberWallstein Verlag
Erscheinungsdatum13. Sept. 2023
ISBN9783835384897
Rassendenken und Religion im Mittelalter: Über Ideen zur somatischen Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz

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    Buchvorschau

    Rassendenken und Religion im Mittelalter - David Nirenberg

    DAS MITTELALTERLICHE JAHRTAUSEND

    Herausgegeben von Michael Borgolte

    Band 10

    David Nirenberg

    Rassendenken und Religion

    im Mittelalter

    Über Ideen

    zur somatischen Reproduktion

    von Ähnlichkeit und Differenz

    Aus dem amerikanischen Englisch von

    Karin Wördemann

    WALLSTEIN VERLAG

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

    Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

    detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

    über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © Wallstein Verlag, Göttingen 2023

    www.wallstein-verlag.de

    Umschlaggestaltung: Susanne Gerhards, Düsseldorf

    © SG-Image unter Verwendung der Titelillustration eines Drucks (um 1500) des ›Tratado del Alborayque‹ (1455/65) gegen conversos in Kastilien. Das Mischwesen al-burāq, das mythologische Reittier Mohammeds, soll hier die angebliche Unreinheit der Abstammung dieser jüdischstämmigen Christen verbildlichen. Hinweis: Einige Körperteile wurden zum Zwecke der einfacheren Erkennbarkeit rot eingefärbt.

    Lithographie: Wallstein Verlag, Göttingen

    ISBN (Print) 978-3-8353-5456-2

    ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-8488-0

    ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-8489-7

    Inhalt

    Vorwort

    Einleitung

    1. Der Streit um die ›Reinheit des Blutes‹ von conversos im iberischen Spätmittelalter

    2. Biokulturelle Diskurse über jüdische Abstammungslinien bei den Almohaden seit dem Hochmittelalter

    3. Die Suche nach den Ursprüngen des mittelalterlichen Rassendenkens

    4. Rassendenken und Religion: Wie weit können wir zurückgehen?

    5. Ausblick: Eine Geschichte der miteinander verflochtenen Formen religiöser Ideen über somatische Reproduktion von Gleichheit und Differenz

    Zu Person und Werk des Autors

    Anmerkungen

    Vorwort

    Diesem Band liegt ein Vortrag zugrunde, den Prof. Dr. David Nirenberg (Institute for Advanced Study, Princeton) am 6. Dezember 2021 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gehalten hat, auf Einladung von Dr. Jörg Feuchter (Akademie) und Prof. Dr. Dorothea Weltecke (Humboldt-Universität zu Berlin). Es handelt sich also nicht, wie sonst in der Reihe »Das mittelalterliche Jahrtausend« üblich, um die Druckfassung eines Jahresvortrags des Mittelalterzentrums der Akademie. Der Band ergänzt jedoch die Serie von Betrachtungen des Mittelalters aus globaler Perspektive um einen außerordentlich wichtigen Beitrag. Der Reihenherausgeber und die Veranstalter des Vortrages sind David Nirenberg sehr dankbar, dass er das Manuskript zur Publikation zur Verfügung gestellt hat.

    Denn der weltweit hoch angesehene Historiker der Judenfeindschaft leistet hier eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit einem viel diskutierten Thema, der Frage nach der Geschichte des Rassismus und besonders danach, was sie mit der Religion zu tun hat. David Nirenberg zeigt, dass das Rassendenken im Mittelalter bei Christen wie Muslimen durchaus schon vorhanden war, seine Ursprünge aber dennoch nicht in dieser Epoche und diesen Religionen liegen. Vielmehr plädiert er überzeugend dafür, die Debatte über den historischen Rassismus nicht auf die Suche nach einem einzelnen Anfangspunkt und auch nicht auf die monotheistischen Religionen zu verengen. Er regt an, breiter und tiefer über den Zusammenhang rassistischer Diskriminierung mit religiösen Vorstellungen über die körperliche Reproduktion von Ähnlichkeit und Differenz nachzudenken. Solche Vorstellungen findet er in vielen religiösen Kulturen, die von der neolithischen Revolution geprägt wurden, also dem menschheitsgeschichtlichen Übergang zu Ackerbau und Viehzucht.

    Die redaktionelle Betreuung der Druckfassung übernahm Jörg Feuchter.

    Einleitung

    Rasse und Religion, die Schlüsselwörter in meinem Titel, sind jeweils Gegenstand neuer Kontroversen, während wir gerade in das dritte Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts eingetreten sind. Unter Religionswissenschaftlern besteht eine zunehmend einflussreiche Schule darauf, dass zwar die Zweckmäßigkeit des Begriffs der ›Religion‹ für viele verschiedene Zeiten und Orte lange für selbstverständlich gehalten wurde, die Bezeichnung jedoch ein Produkt der westlichen Moderne sei und jeden vormodernen oder nichtwestlichen Gegenstand verzerre, auf den sie angewendet werde.[1] Unter denjenigen, die Rassekategorien, Rassendenken und Rassismus erforschen, verläuft die Debatte mehr oder minder völlig umgekehrt: Die Anwendbarkeit des Begriffs ist seit dem Zweiten Weltkrieg größtenteils auf die westliche Moderne beschränkt gewesen, und die unbotmäßigen Schulen sind hier diejenigen, die behaupten, er biete etwas, was für das Verständnis früher Zeiten oder anderer Kulturen von Nutzen sei. In einem solchen Kontext mag das Projekt, mit dem ich beschäftigt bin – eine lange und kulturell vielgestaltige Geschichte des Bereichs von Diskriminierungen, die wir ›Rassismus‹ nennen, und die Rolle der Religion für die Erscheinungsform dieser Diskriminierungen – besonders abwegig erscheinen. In diesem Essay werde ich versuchen, deutlich zu machen, dass wir aus einer langen ›Geschichte von Rassendenken und Religion‹ trotz der andauernden und unvermeidlichen Skepsis hinsichtlich der Stabilität unserer Fachausdrücke und Begriffe doch viel über die Vergangenheit und Gegenwart lernen können.

    Insbesondere wenn es um den Begriff der Rasse geht, ist von vielen abgestritten worden, dass dieser überhaupt

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