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Die Abwärtstreppe rauf
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Die Abwärtstreppe rauf
eBook414 Seiten4 Stunden

Die Abwärtstreppe rauf

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Über dieses E-Book

Der Roman für alle Lehrerinnen und Lehrer – und für alle, die eine Schule schon mal von innen gesehen haben.
Hochmotiviert tritt Sylvia Barrett ihre erste Stelle an der Calvin Coolidge High School an. In einem schwierigen Stadtteil von New York City gelegen, trifft sie auf zerbrochene Fenster, zerkratzte Tafeln, ein verzweifeltes Kollegium und eine sozial benachteiligte Schülerschaft. Die vielen teils völlig absurden schulbürokratischen Regeln, darunter die sachgerechte Nutzung der Auf- und Abwärtstreppen, machen das Unterrichten zu einem Hindernislauf. Die junge Englischlehrerin droht an den täglichen Hindernissen ebenso zu scheitern wie ihre Klasse an der Lektüre von Robert Frost und Shakespeare. Doch sie nimmt die Herausforderung an.
Schnell hingekritzelte Zettel, unsinnige Rundschreiben, rasch ausgetauschte Tipps von Lehrerin zu Lehrerin, orthographisch eigenwillige Kummerkastennotizen der Klasse fügen sich zu einer spannenden Handlung. Herzenswarmer Humor, eine feine Ironie, ergreifende Szenen und glaubhafte Schilderungen des Schulalltags machen diesen Roman so zeitlos. Bel Kaufman erzählt von Überforderung und Leidenschaft, von Lehrenden, die ihren Beruf lieben, und von Kindern, die sich nach Anerkennung sehnen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Sept. 2022
ISBN9783627023102
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    Buchvorschau

    Die Abwärtstreppe rauf - Bel Kaufman

    Teil I

    1. Hey Miss!

    Hey Miss!

    Wow! Das is ne Lehrerin?

    Wer ist die denn?

    Ist das 304? Sind Sie Mr Barringer?

    Nein. Ich bin Miss Barrett.

    Ich hab jetzt den Barringer.

    Ich bin aber Miss Barrett.

    Du bist die Lehrerin? Bist ja voll jung!

    Die ist aber süß! Miss, kann ich in deine Klasse?

    Steh bitte nicht in der Tür. Komm herein.

    Guten Tag, Miss Barnet.

    Miss Barrett. Mein Name steht an der Tafel. Guten Morgen.

    Och nee, ne Lady in der Klassenstunde¹!

    Soll ich ihm eine reinhauen, Miss?

    Ist hier die Klassenstunde?

    Ja. Setz dich bitte.

    Ich bin in der falschen Klasse.

    Kriegen wir Sie fürs ganze Schuljahr? Sind Sie ne echte Lehrerin oder Vertretung?

    Es sind nicht genug Stühle da!

    Setzt euch bitte hin, wo ihr einen Platz findet.

    Hey, wo sollen wir denn sitzen?

    Ist das 309?

    Jemand hat den Flurschein² geklaut, kann ich einen neuen haben?

    Wie heißen Sie?

    Mein Name steht an der Tafel.

    Ich kann Ihre Schrift nicht lesen.

    Ich muss zur Krankenschwester. Ich sterbe!

    Glauben Sie ihm nicht, Miss. Er stirbt so was von gar nicht!

    Darf ich ins Sekretariat, einen Stift anspitzen?

    Lasst die Lehrerin doch in Ruhe, ihr Penner!

    Können wir auf der Heizung sitzen? Haben wir letztes Jahr auch so gemacht.

    Hi, Miss! Sind Sie die Klassenstunde?

    Seid mal still, ihr Schwachköpfe! Die Lehrerin will doch was sagen!

    Setzt euch bitte. Ich würde gerne –

    Hey, es hat gegongt!

    Warum ist Mrs Singer nicht hier? Die war letztes Jahr hier!

    Wann können wir nach Hause?

    Erster Schultag, und der will schon nach Hause!

    Dieser Gong heißt, dass ihr zur Ruhe kommen sollt. Könnt ihr euch bitte –

    Kann ich einen Flurschein zum Wasserspender?

    Soll ich das für Sie alphabetisch sortieren?

    Was ist das für ein Raum hier?

    Das hier ist Raum 304. Mein Name steht an der Tafel: Miss Barrett. Ihr habt das ganze Halbjahr bei mir die Klassenstunde, und einige von euch werde ich hoffentlich auch im Englischunterricht sehen. Nun, es heißt ja, dass erste Eindrücke –

    Englisch, war ja klar!

    Wer braucht schon Englisch?

    Kriegt man bei Ihnen viel auf?

    Erste Eindrücke, so heißt es, prägen jede Beziehung. Worauf beruhen – ja, bitte? Bist du in dieser Klassenstunde?

    Nein. Mr McHabe will Ferone sehen, jetzt sofort.

    Wer?

    McHabe.

    Und wen möchte er sehen?

    Joe Ferone.

    Ist Joe Ferone hier?

    Ferone hier? Voll der Witz!

    Der kommt, wenn er Bock hat.

    Lass den Fensteröffner³ bitte in Ruhe. Nun, wir wissen alle, dass erste Eindrücke – ja?

    Ist das die 304?

    Ja. Du bist zu spät.

    Ich bin nicht spät. Ich bin abwesend.

    Abwesend?

    Ich war das ganze letzte Halbjahr abwesend.

    Oh – gut, setz dich.

    Kann nicht. Ich breche ab. Ich brauch von Ihnen die Unterschrift für die Buchrückgabe vom letzten Jahr.

    Hast du denn alle Bücher abgegeben?

    Ich bin nicht auf der Schwarzen Liste⁴! Das wäre ein gelber Zettel, und das hier ist ein grüner!

    Hey, ist der Flurschein schon zurück?

    Hör auf mit dem Schubsen!

    Er hat angefangen, Miss!

    Beruhigt euch bitte alle. Wir haben leider nicht die Zeit, erste Eindrücke zu diskutieren, wie ich geplant hatte. Ich komme jetzt zum Austeilen –

    Hey, die kann austeilen!

    Solange sie auch einstecken kann!

    – zum Austeilen von Delaney-Karten⁵. Füllt diese bitte jetzt direkt aus, während ich die Anwesenheit prüfe. Wer keinen Sitzplatz hat, kann sich zum Schreiben hinten an die Wand lehnen. Bitte alles in Druckbuchstaben: Nachname, Vorname, Namen der Eltern, Geburtsdatum, Adresse, mein Name – er steht an der Tafel – und danach auf den Kopf drehen und noch mal das Gleiche. Ich übernehme dann die Sitzordnung in die Delaney-Mappe. Habt ihr Fragen?

    Füller oder Bleistift?

    Ich habe keinen Füller, geht auch Bleistift? Kann mir wer einen Stift leihen?

    Ich habe mein Geburtsdatum vergessen!

    Ignorieren Sie ihn einfach. Er ist der Klassenclown.

    Druckbuchstaben oder Schreibschrift?

    Wann ist Mittagspause?

    Ich kann mich nicht auf den Kopf drehen und schreiben, da bin ich nicht gelenkig genug für!

    Ich lach mich weg!

    Was wollen Sie mit meiner Adresse? Mein Vater kann eh nicht kommen.

    Jemand hat mir den Kuli geklaut gehabt!

    Ich kann nicht, hab meine Brille verloren.

    Hier sollen wir jetzt immer sitzen? Auf der Heizung?

    Ich weiß meine Adresse nicht, wir ziehen um.

    Wohin?

    Weiß nich.

    Wo lebst du denn jetzt?

    Ich leb nicht irgendwo.

    Nirgendwo. Junger Mann, weshalb die Verspätung?

    Ich bin gar nicht hier. Ich bin beim Mr Loomis. Mein Onkel ist in dieser Klasse, er hat sein Brötchen vergessen. Hey, Tony – fang!

    Wirf bitte nicht mit – ja?

    Ist das der Raum von Mrs Singer?

    Ja. Nein. Nicht mehr.

    Hat hier jemand einen Sneaker vom letzten Jahr gefunden?

    Hey Miss, ist Bleistift auch okay?

    Sollen wir die jetzt ausfüllen?

    Da klebt ein Kaugummi auf meinem Sitz!

    Nachname zuerst oder Vorname zuletzt?

    Ich brauche sofort einen Flurschein für die Herrentoilette; ich muss ganz dringend! Ich kenne meine Rechte, weil wir haben eine Demokratie!

    Weil wir eine Demokratie haben. Was ist denn jetzt los?

    Auf meinem Tisch sind überall Glasscherben von dem Fenster da.

    Bitte nicht anfassen! Fass das zerbrochene Fenster nicht an. Das sollte dem Hausmeister gemeldet werden. Könnte jemand –

    Ich!

    Ich! Ich will! Bitte! Der Hausmeister, das ist Mr Grayson, ich weiß, wo er ist, da im Keller!

    Gut. Sag ihm bitte, dass es nicht warten kann. Und du bist …?

    Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich war im Verspätungsraum.

    Wo?

    Na, im Verspätungsraum. Wo sie dich nachsitzen lassen, um die Verspätung aufzuholen.

    Gut, setz dich. Ich meine – finde bitte einen Stehplatz. Da, an der Wand.

    Bei »Eltern«, kann ich meine Tante hinschreiben?

    Trag bitte den Namen deiner Mutter ein.

    Ich hab keine Mutter.

    Dann – ja, schreib, was du kannst. Ja, junge Dame?

    Ich komme vom Sekretariat. Sie müssen das vorlesen und unterschreiben.

    Ich bitte um eure Aufmerksamkeit. Klasse, bitte! Es gibt eine Änderung im Zeitplan der heutigen Versammlung, bitte hört genau zu:

    Bitte vorherige Anweisungen im Rundschreiben 3, Absätze 5 und 6, ignorieren und folgende Anweisungen befolgen:

    Heute Vormittag findet eine verlängerte Klassenstunde statt, und zwar bis zum Abschluss der ersten Hälfte der zweiten Schulstunde. Unmittelbar daran anschließend und unverzüglich haben sich alle X2-Schienen⁶ zur Versammlung zu melden. Die erste Fachstunde beginnt in der vierten Schulstunde, die zweite Stunde beginnt in der fünften Stunde, die dritte Stunde beginnt in der sechsten Stunde, und so weiter. Fachstunden werden auf 23 Minuten reduziert, im Gegensatz zu der nichtdestotrotz wie üblich stattzufindenden Mittagspause.

    Ich kann Sie nicht hören! Was haben Sie gesagt?

    Die hämmern da draußen!

    Schließe bitte das Fenster.

    Geht nicht, sonst erstick ich hier!

    Das ist jetzt eine lange Klassenstunde?

    Den wievielten haben wir heute?

    Ist doch September, du Idiot!

    Hört bitte zu, ich bin noch nicht fertig:

    Da sich das Bereitstellen von adäquaten Sitzmöglichkeiten mit den gegebenen räumlichen Kapazitäten als schwierig erweist, hat die Schülerschaft ohne Sitzplätze bis zum Abschluss des Fahnengrußes und des Singens der Hymne in den Fluren stehend zu verbleiben; im Anschluss daran ist das Stehen in den Fluren untersagt, es sei denn, von der Plattform aus werden gegenteilige Anweisungen erteilt. Es handelt sich dabei um Brandschutzvorschriften. Dr. Clarke wird die neue Schülerschaft herzlich begrüßen und anschließend eine Rede zum Thema »Unser Kulturerbe« halten. Das Verzehren von Speisen sowie jegliche Unterhaltung in der Aula sind verboten und umgehend Mr McHabe zu melden.

    Wasser! Ich brauch Wasser! Meine Kehle ist voll ausgetrocknet!

    Er findet sich wohl witzig.

    Könntet ihr bitte zuhören?

    Nö!

    Morgen folgen alle Y2-Schienen dem heutigen Programm für X2-Schienen, während alle X2-Schienen dem heutigen Programm für Y2 folgen.

    Wo sollen wir hin?

    Die wievielte Stunde haben wir?

    Ihr zwei Jungs da hinten – hört bitte auf, den Tafelwischer hin- und herzuwerfen. Ich bitte um eure Aufmerksamkeit, das war noch nicht alles.

    Ist heute Versammlungstag?

    Es sollen die zugewiesenen Plätze eingenommen werden. Tausch wird nicht geduldet.

    Entschuldigung, ich komme aus dem Beratungsbüro⁷. Miss Friedenberg will sofort mit Joe Ferone sprechen.

    Er ist nicht da. Sammelt jetzt bitte die Delaney-Karten ein, während ich –

    Ich habe noch nicht angefangen! Ich warte noch auf den Stift!

    Wie schreibt man Ihren Namen?

    Hey, er hat den Tafelwischer aus dem Fenster geschmissen!

    Könntet ihr bitte –

    Hier ist mein Einlassschein⁸. Er sagt, ich hab rumgelungert.

    Wer?

    McHabe.

    Mr McHabe.

    Mir doch egal.

    Hört bitte alle zu! Füllt jetzt eure Karten aus, in der Zwischenzeit gehe ich die Liste durch.

    Bin noch nicht fertig!

    Hab gar keine Karte gekriegt!

    Keine Karte bekommen. Ja?

    Mr Manheim von nebenan will Ihren Tafelwischer leihen.

    Ich fürchte, unser Tafelwischer ist weg. Nun also –

    Krieg ich Extrapunkte, wenn ich die Karten alphabetisch sortiere?

    Ist heute Versammlung?

    Soll ich für Sie die Post aus Ihrem Briefkasten holen gehen, Miss Barnet?

    In Ordnung. Jetzt müssen wir nur –

    Ich kann nicht schreiben, hab einen Handkrampf!

    Sind Sie die neue Lehrerin?

    Seid bitte ruhig, während ich die Klassenliste durchgehe. Korrigiert mich bitte, falls ich einen Namen falsch ausspreche, ich weiß, wie unangenehm das sein kann. Ich hoffe, ich lerne euch alle bald besser kennen. Abrams, Harry?

    Hier.

    Ruhe bitte, damit ich euch hören kann. Allen, Frank?

    Fehlt.

    Fehlt?

    Is nich da.

    Er ist nicht da. Amdur, Janet?

    Hier.

    Der Hausmeister sagt, es ist keiner da.

    Aber dann ist er doch da?

    Sagt er aber so. Soll ich ihm was ausrichten?

    Nein. Amdur, Janet?

    Sie hatten mich schon.

    Arbuzzi, Vincent? Ja, was muss ich denn jetzt wieder unterschreiben?

    Nix. Ich komm gerade vom Klo.

    Kann ich jetzt den Flurschein haben?

    Ich, ich bin dran!

    Ich hab zuerst gefragt!

    Blake, Alice?

    Ich bin anwesend, Miss Barrett.

    Blanca, Carmelita?

    Carole. Ich habe meinen Namen geändert.

    Blanca, Carole?

    Hier.

    Borden – ja?

    Miss Finch will, dass Sie das jetzt sofort ausfüllen.

    Ich gehe gerade die Anwesenheit durch. Borden –

    Sie braucht das sofort.

    Entschuldigt mich bitte.

    In den Spalten »männlich« und »weiblich«, notieren Sie die Anzahl von Schülern und Schülerinnen in Ihrer Klassenstunde, geboren zwischen –

    Bitte nicht mit dem Stuhl kippeln – der Junge in der hinteren Reihe, ja, ich rede mit dir – oh!

    Was denn? Bin halt umgekippt, und wenn schon! Lacht nicht, ihr Wichser, sonst gibt’s was auf die Fresse.

    Hast du dich verletzt?

    Nee, nur den Kopf.

    Sie müssen ihn zur Krankenschwester schicken, Miss Barrett, und einen Unfallbericht schreiben, in dreifacher Ausführung.

    Pah, die darf ja nicht mal Aspirin rausgeben. Nur Tee.

    Tu deine Füße da weg!

    Das soll ein Stuhl sein?

    Er kann jetzt das ganze Schulministerium verklagen!

    Vielleicht solltest du wirklich besser zur Krankenschwester gehen. Und frag sie bitte nach den Formularen für den Unfallbericht. Ja, was kann ich für dich tun?

    Miss Friedenberg will die Sozialpunkte⁹ aller Schüler vom Vorjahr.

    Ich war letztes Jahr nicht hier. Und was möchtest du?

    Die Miss Finch wartet noch auf die An- und Abwesenheitslisten.

    Ich bin gerade – ja?

    Das Sekretariat fragt, ob die Fahrkartenbogen fertig sind.

    Was für Bogen?

    Bus und Subway.

    Nein. Ja?

    Sie sollen das der Klasse vorlesen. Das kommt von der Bibelthek.

    Bibliothek. Klasse, ich bitte um Aufmerksamkeit.

    Die Schulbibliothek gehört euch. Die Schülerschaft ist willkommen, sie jederzeit zu nutzen.

    Schülerinnen und Schüler auf der Schwarzen Liste der Bibliothek bekommen ihren Ausweis erst zurück, wenn sie für die verlorenen oder beschädigten Bücher gezahlt haben.

    Die Schulbibliothek ist für die Schülerschaft bis auf Weiteres geschlossen, damit Lehrende sie als Arbeitsraum zum Ausfüllen der Unterlagensammlungsmappen benutzen können.

    Ja, wer hat dich geschickt?

    Na Sie doch. Hier ist das Zeug aus Ihrem Briefkasten. Wo soll ich es abladen?

    Ist das alles für mich?

    Tschuldigung, die Krankenschwester sagt, sie hat gerade keine Unfallberichtzettel, und außerdem fehlen ihr die Zähne.

    Was bitte fehlt ihr?

    Die Zahnarzt-Zettel.

    Aha. Und was willst du?

    Das Versammlungsprogramm hat sich wieder geändert. Ihre Klasse soll in andere Reihen, wo früher die X2-Schienen hinsollten.

    Aha. Und du?

    Mr McHabe fragt: Brauchen Sie Poster für die Klassendeko?

    Sag Mr McHabe, ich brauche nichts als – ja?

    Das Sekretariat will die Spindnummern der Klasse hier wissen.

    Ich habe nicht einmal – ja?

    Das hier ist dringend. Sie müssen es lesen und unterschreiben.

    An alle Lehrenden: Ein vor der Schule geparkter blauer Pontiac wurde von Schülern umgestürzt. Falls das folgende Kraftfahrzeugkennzeichen –

    Sag Mr McHabe, ich habe kein Auto. Nun, Klasse –

    Yay, vom Gong gerettet!

    Moment mal – der Gong soll erst fünfzehn Minuten später klingeln. Das muss ein Irrtum sein. Wir haben noch so viel zu – bleibt doch bitte –

    Es hat geschellt! Sie haben’s doch gehört!

    Alle anderen dürfen auch raus!

    Aber wir müssen doch zumindest –

    Wenn’s schellt, ist es aus!

    Wohin jetzt, Aula?

    Setzt euch doch bitte wieder hin. Ich möchte nur – wir haben ja nicht einmal – tja. Es scheint, es sind nur noch wir zwei da. Wie heißt du noch mal?

    Alice Blake. Ich wollte nur sagen, ich fand den Unterricht sehr schön, Miss Barrett.

    Danke, aber das war eigentlich kein – ja bitte, junge Dame?

    Ich komm vom Sekretariat. Sie sagt, Sie sollen das sofort der Klasse vorlesen.

    Bitte den Gong ignorieren. Die Schülerschaft hat in den Klassenstunden zu verbleiben, bis die Alarmglocke klingelt.

    Ich fürchte, sie sind alle weg.

    Ich muss jetzt auch gehen, Miss Barrett. Ich wünschte, ich hätte Sie in Englisch, aber in meinem Plan steht Mr Barringer.

    Er ist bestimmt ein sehr guter Lehrer, Alice, sicherlich bist du auch in seiner Klasse gut aufgehoben.

    Bist du die Barrett?

    Was soll das bitte, junger Mann?

    Verspätungsschein.

    So geht das aber nicht. Mir den Schein so auf den Tisch zu werfen –

    Hab schlecht gezielt.

    Nicht in diesem Tonfall. Nimm bitte den Zahnstocher aus dem Mund, wenn du mit mir sprichst. Und die Hände aus den Hosentaschen.

    Was zuerst?

    Wie ist dein Name?

    Willst du dich über mich beschweren?

    Wie ist dein Name?

    Mir null Punkte als Kopfnote verpassen?

    Also, das ist jetzt wirklich – Wie ist dein Name?

    Joe.

    Und der Nachname?

    Ferone. Und, was jetzt? Willst du einen Brief an meine Mutti schreiben? Mir den Lolli wegnehmen? Mich übers Knie legen?

    Ich wollte doch nur –

    Jo. Du wolltest nur.

    Ich erlaube nicht, dass jemand so mit mir spricht.

    Da hast du ja Glück, dass du Lehrerin bist.

    ¹Klassenstunde (homeroom): Eine tägliche Sitzung, bei der Organisatorisches mitgeteilt und die Anwesenheit überprüft wird. Jedem homeroom sind bestimmte Schüler*innen zugeordnet – was aber nicht immer heißt, dass sie auch gemeinsamen Unterricht haben. (Hier und weiter: Anmerkungen der Übersetzerin)

    ²Flurschein (hall pass, auch einfach pass): Eine Karte bzw. ein Holz- oder Plastikchip, ohne den niemand die Klasse während des Unterrichts verlassen darf. Es gibt einen bis mehrere solcher Scheine pro Klassenzimmer (hall pass; toilet pass für die Toilette, drinking fountain pass zum Wasserspender); wenn alle in Gebrauch sind, muss man sich gedulden.

    ³Fensteröffner (window-pole): Hierbei handelt es sich um einen Stock mit Haken, der dazu dient, den oberen Teil hoher Fenster herunterzuschieben.

    ⁴Schwarze Liste (Blacklist), hier: Liste der Schüler*innen, die der Bibliothek noch Bücher bzw. Strafgelder schulden.

    ⁵Delaney-Karten (Delaney cards): Karteikarten mit den Daten der Schüler*innen, die in die sogenannte Delaney-Mappe gesteckt werden, wobei die Platzierung der Karten dem Sitzplan entspricht.

    ⁶Schienen (sections) sind organisatorische Einheiten an US-amerikanischen Schulen. Es gibt keinen Klassenverband und somit auch keinen vorgeschriebenen Stundenplan; man stellt sich einen Stundenplan mit bestimmten Pflichtteilen anhand einer solchen Schiene zusammen.

    ⁷Beratungsbüro (Guidance), hier: das Büro der Schulpsychologin.

    ⁸Einlassschein (admission slip, kurz admit): parallel zum Flurschein, ohne den man die Klasse nicht verlassen darf, gibt es auch den Einlassschein, ohne den man die Klasse nicht betreten darf, falls man sich verspätet hat.

    ⁹Sozialpunkte (Service Credits): Extrapunkte, die Schüler*innen für gemeinnützige Tätigkeiten bekommen können.

    2. An dieser Herausforderung werden Sie wachsen

    SCHULINTERNE KORRESPONDENZ

    VON: Mrs Beatrice Schachter, Raum 508

    AN: Miss Sylvia Barrett, Raum 304

    Liebe Syl,

    willkommen in der Familie! Hoffentlich geht an diesem deinen ersten Tag alles gut. Wenn du Hilfe brauchst, schrei einfach; ich bin im Raum 508.

    Wie sieht dein Stundenplan aus? Haben wir irgendwann mal zur gleichen Zeit Mittagspause?

    Liebe Grüße

    Bea

    SCHULINTERNE KORRESPONDENZ

    VON: Miss Sylvia Barrett, Raum 304

    AN: Mrs Beatrice Schachter, Raum 508

    Liebe Bea –

    Hilfe!

    Ich bin unter einer Papierlawine begraben, ich verstehe die Landessprache nicht, und was mache ich mit einem Jungen, der mich mit »Hey Miss!« begrüßt?

    Syl

    SCHULINTERNE KORRESPONDENZ

    VON: Raum 508

    AN: Raum 304

    Nichts. »Hey Miss!« klingt mir ganz so, als würde er dich mögen. Warum nicht mit »Hey, Mister!« zurückgrüßen?

    Der Papierkram gehört dazu, und die Sprache wirst du schon lernen. »In numerischer Reihenfolge zur weiteren Verwendung vorzuhalten« heißt: ab in den Papierkorb. »An dieser Herausforderung werden Sie wachsen«: Da musst du jetzt durch. »Zwischenmenschliche Beziehungen«: Die Schüler haben Zoff; »außerschulische Behörde für unterstützende Disziplinarmaßnahmen heranziehen«: Die Polizei rufen; »Sprachabteilung«: Englisch; »auf dem Lese- und Erfahrungshintergrund der Schülerschaft basierende Literaturauswahl«: Im Bücherraum gab’s gerade nichts anderes; »nicht akademisch veranlagt«: junger Teilzeitkrimineller. Oh, und »Es ist mir zugetragen worden« heißt: Es gibt Ärger.

    Und, heute in der Klassenstunde etwas geschafft?

    Bea

    SCHULINTERNE KORRESPONDENZ

    VON: 304

    AN: 508

    Liebe Bea,

    auf meiner To-do-Liste waren um die 20 Punkte;

    geschafft habe ich 2 ½.

    Ein Junge ist vom Stuhl gefallen.

    Irgendwie hatte mich nichts in meinen Seminaren über angelsächsische Literatur oder auch Pädagogik darauf vorbereitet. Nicht mal meine Masterarbeit über Chaucer kann mich retten. Ich wollte eine warme, respektvolle Atmosphäre schaffen. Ich hatte einen Plan: das Thema »erste Eindrücke« diskutieren, die Bedeutung von Äußerlichkeiten, Höflichkeit, Sprechweise; daraufhin eloquent für klare Diktion, korrekten Sprachgebrauch und überzeugende Wortwahl plädieren – und dann eine elegante Überleitung zum Thema Kreativität.

    Soweit der Plan.

    Die Realität: Ich habe die Anwesenheitsliste gerade mal bis zum B geschafft. Und ich habe vergessen, sie die Fahne grüßen zu lassen … Ist das ein schlimmes Delikt?

    Syl

    SCHULINTERNE KORRESPONDENZ

    VON: 508

    AN: 304

    Nein, Glück gehabt: An Versammlungstagen wird die Fahne in der Aula gegrüßt. Ein Delikt wäre zum Beispiel, in der Klassenstunde aus der Bibel vorzulesen, ist jetzt nämlich illegal.

    Bea

    SCHULINTERNE KORRESPONDENZ

    VON: 304

    AN: 508

    Hallo Bea,

    was heißt denn »BB« in »Eng. BB«? Brigitte Bardot? Bed and Breakfast? Baby Boom? Besonders blöd?

    Syl

    SCHULINTERNE KORRESPONDENZ

    VON: 508

    AN: 304

    Nah dran! »Besondere Bedürfnisse«, also die Langsamsten. Als neue Lehrerin kriegst du eben die Sorgenkinder. Aber bleib guten Mutes – bist du erst mal in meinem Alter, gehören dir die auserlesensten Oberklassen.

    Ich habe deinen Stundenplan gesehen: Du bist ein Springer, wie es aussieht, unterrichtest also in verschiedenen Klassenräumen. Da musst du zumindest auf einer Schublade in jedem Raum bestehen! Wenn das nicht klappt, lass deine Sachen von einem kräftigen Jungen schleppen.

    Du hast Flurpatrouille – seit es Hilfskräfte gibt, ist das ein Kinderspiel. Du musst nur daherschreiten und nach Flurscheinen fragen. Das hat mehr Prestige als Kantinenwache, wenn auch nicht so viel wie die Bücherei- und die Treppenaufsicht. Wir haben alle so einen Gebäudedienst pro Tag, dazu fünf Fachstunden, eine Klassenstunde und eine »Bereitschaftsstunde«. (Wage ja nicht, sie »frei« zu nennen!) Wenn man sich geschickt anstellt, kann man die Klassenstunde oder sogar eine Fachstunde loswerden, indem man »Verspätungskoordinatorin« wird oder »Programmintegrationsbeauftragte« oder »Psychologische Beraterin« oder sonst was. Ach ja, die Mittagspause gibt’s auch noch. Deine ist immer nach der dritten Stunde, sehe ich gerade – das heißt, wir können mittwochs zusammen essen! Du musst nur irgendwie um 10:17 den Appetit dafür aufbringen. Das ist doch mal eine Herausforderung.

    Bea

    3. Aus Miss Barretts Briefkasten

    AUFGABEN FÜR DIE HEUTIGE KLASSENSTUNDE

    (Jeder Punkt ist heute vor dem Verlassen des Schulgebäudes zu erfüllen und entsprechend zu markieren.)

    –Sitzplatzkarten ausfüllen und in die Delaney-Sitzordnungsmappe einsetzen ½

    –Anwesenheit prüfen

    –Anwesenheitsliste ausfüllen

    –Abwesenheitsliste abgeben

    –Transkripte für Bussing-Schüler¹⁰ ausfüllen

    –Drei Exemplare des Schüler-Stundenplans (gelb) pro Schüler anhand des Master-Stundenplans (blau) ausfüllen, alphabetisieren und in 201 einreichen

    –Fünf Exemplare des Lehrer-Stundenplans (weiß) ausfüllen und in 211 einreichen

    –Fahrkartenbogen unterschreiben

    –Bürobedarf beantragen

    –Spinde verteilen, Spindnummern und Namen in 201 einreichen

    –Altersangepasste Leistungsbogen ausfüllen

    –Versammlungsplan aushängen und erklären, Sitzreihen in der Aula zuweisen

    –Regeln für Brandschutz-, Bombenangriff- und Naturkatastrophenübungen aushängen und erklären

    –Schwarze Listen vom Vorjahr (Zahnarzt; Bücherraum¹¹; Bibliothek) überprüfen

    –Formular zum Raumzustand ausfüllen

    –Klassensprecher und andere Schülervertreter wählen lassen

    –Zu Mitgliedschaft in der Schülervertretung anhalten, Beiträge einsammeln

    –Beauftragte für dekorative Raumausstattung wählen, Ausstattung beginnen

    –Fahne grüßen (außer an Versammlungstagen oder in Y2-Gruppen)

    –Ansprache zu Sinn und Funktion der Klassenstunde: Eine freundliche Versammlung, die dazu dienen soll, sich geistig zu sammeln und für den Schultag Kraft zu tanken

    –Nicht voll ausgelastete Lehrkräfte haben sich unverzüglich im Sekretariat für zusätzliche Arbeitsaufgaben zu melden

    CALVIN COOLIDGE HIGH SCHOOL

    Maxwell E. Clarke, Schulleiter

    James J. McHabe, Administrationsassistent¹²

    Rundschreiben Nr. 1a

    BETREFF: Organisation

    Alle Rundschreiben sind in numerischer Reihenfolge zur weiteren Verwendung vorzuhalten.

    Sorgfalt, Pünktlichkeit und Präzision sind bei der Ausführung jeglicher Verfahrensanweisungen unerlässlich.

    TAGESABLAUF MONTAG, 7. SEPTEMBER

    Verlängerte Klassenstunde (s. Rundschreiben Nr. H16), verkürzter Fachunterricht (s. Rundschreiben Nr. 7C, Abschnitt 4), Versammlungszeit entsprechend Schulgongplan (s. Rundschreiben Nr. 3D, Absatz 5 u. 6). Die Schülerschaft soll sich um 14:56 in ihrem Klassenraum zur Abmeldung einfinden. Schulschluss um Punkt 15:05. Letzteres jedoch unter Vorbehalt.

    AN: alle Englischlehrenden

    Bitte komplette Liste der Fachunterrichtsstunden heute bis 15:00 im Fachsekretariat Englisch abgeben,

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