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Mein Leben, Curaçao und die Krähe: Eine autobiografisch-satirische Reise durch das Leben
Mein Leben, Curaçao und die Krähe: Eine autobiografisch-satirische Reise durch das Leben
Mein Leben, Curaçao und die Krähe: Eine autobiografisch-satirische Reise durch das Leben
eBook226 Seiten2 Stunden

Mein Leben, Curaçao und die Krähe: Eine autobiografisch-satirische Reise durch das Leben

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Über dieses E-Book

Christian Mertens begegnet einer neuen – etwas ungewöhnlichen – Nachbarin, die ganz Ohr ist für seine Lebensgeschichte und auch all die anderen Themen, die ihn bewegen. Christians eigene Story startet mit einer wunderschönen Neuseeland-Reise und führt ihn über einige berufliche Umwege nach Curaçao, wo er sich in einem albtraumhaften Horrortrip wiederfindet, in dem es immer mehr um sein beinahe nacktes Überleben geht. Bei seinen Erzählungen trifft er auf immer mehr "merkwürdige" und auch lustige Charaktere, die ihn in seiner Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Denn als "Opfer" der Generation Praktikum – also häufig wechselnden Jobs und in seinem Fall auch Volontariaten – versucht Christian immer wieder alles, um zurück in die Arbeitswelt zu kommen. Doch hier trifft er auf Druck, unpassende Jobs und die knallharte Hire-and-Fire-Mentalität, die gerade in den heutzutage immer häufiger vorkommenden Bullshitjobs vorherrschen. So wird er im Kampf mit seinen Dämonen immer verdrossener und auch sozialkritischer, was sich vor allem an den sogenannten "Boomern" – die, um ihren Wohlstand zu sichern, die Welt am liebsten so behalten wollen, wie sie ist - und seinen missglückten Flirts mit Frauen entlädt. Und dabei wollte er doch nur Popstar werden und der ganzen Welt zeigen, was wirklich in ihm steckt.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum16. Juli 2023
ISBN9783347981348
Mein Leben, Curaçao und die Krähe: Eine autobiografisch-satirische Reise durch das Leben
Autor

Christian Mertens

Christian Mertens, Mag. phil., geb. 1965, ehem. Leiter der Politischen Abteilung der ÖVP Wien, ist Wissenschafter in Wien.

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    Buchvorschau

    Mein Leben, Curaçao und die Krähe - Christian Mertens

    Aufmerksamkeits-Sauger

    ‚Ein Dachs?‘, denke ich verwundert, während ich hinter mir die Wohnungstür zufallen lasse und in die Küche gehe. ‚Gibt’s doch nicht. Dachte, es gibt nur Menschen und Kängurus. Wie das Känguru im Erdgeschoss. Dem begegne ich aber fast nie. Kein Wunder, da es als Amateurboxer in irgendeinem Nachtclub jobbt.‘ Ich zucke mit den Schultern. ‚Dann halt eine Dachs-Nachbarin. Mich wundert hier eh nix mehr. Komische erste Begegnung im Treppenhaus jedenfalls. Na, dann kommt sie halt auf ’nen Kaffee vorbei. Wer weiß, was sich entwickelt.‘ Ohne mir weitere Gedanken über meine neue Nachbarin zu machen, hole ich zwei große Kaffeetassen aus dem Schrank.

    Nur ein paar Augenblicke später klingelt es auch schon an der Tür. „Die Tür ist offen", rufe ich nach draußen.

    „Lassen Sie immer Ihre Tür offen?", ruft eine angenehm sanfte weibliche Stimme fragend herein.

    „Natürlich nicht. Sie haben ja geklingelt. Ich wusste, dass Sie es sind", gab ich dem Fellbüschel vor mir Antwort.

    „Und wenn jemand anderes schnell durchgehuscht wär?" Die Dächsin sieht mich neugierig an.

    „Wer denn? Oder wohnt zwischen uns ein Wiesel, das sich schnell mal selber zum Kaffee einlädt und hofft als Dächsin durchzugehen?"

    „Wenn, dann als Fähe." Dabei kratzt sie sich mit ihrer kleinen Pfote das Fell und gibt einen seltsamen Laut von sich.

    „Was?"

    „Ich bin ein weiblicher Dachs. Eine Fähe. Komm ja nicht aus dem sächsischen Wald. Also Fähe bitte. Und wegen meinen ganzen Fäh-igkeiten, sagt sie und lächelt dabei übers ganze hübsche Gesicht. „Aber Ihren Humor mag ich. Wollen wir uns nicht direkt duzen?

    „Klar, bin Christian."

    „Ich bin Minerva. Aber für Freunde und Nachbarn Mini."

    „Also Minerva, antworte ich direkt schmunzelnd, um witzig zu wirken, merke jedoch an ihrem auf einmal ernst werdenden Gesichtsausdruck, dass sie das anders sieht. „Nee im Ernst. Du wirst Mini genannt?

    „Hab auch für Nachbarn gesagt. Und das klingt doch niedlich und süß", antwortet sie in entspannterem Tonfall. Ein Glück. Das wär’ fast direkt in die völlig falsche Richtung gegangen.

    „Stimmt. 1:0 für dich", sage ich.

    „Hoffe, wir sind hier nicht auf’m Fußballplatz", kontert Mini geschickt.

    „Keine Angst, sollte ’n kleiner Zusatz-Scherz werden. Haben wir wohl doch nur ’nen einigermaßen ähnlichen Humor. Aber egal. Willst ’nen Kaffee?"

    „Wenn du das etwas galanter ausdrückst, ja."

    „Wie würde es Ihnen gefallen, wenn ich Ihnen ein köstliches wohltuendes Heißgetränk kredenzen würde?", versuche ich es schmunzelnd.

    „Geht doch. Dann nehm ich einen." Dabei lächelt Mini fast schon anmutig zurück.

    „Hab das ‚holde Maid‘ noch vergessen."

    „Ha egal. Ich nehm trotzdem einen."

    „Nehm meinen übrigens immer mit Wildblütenhonig", sage ich, während ich in die Küche gehe, was im Grunde kaum einen Unterschied macht, da mein Apartment eine schöne große offene Küche hat.

    „Waldhonig wär besser – von wegen Dachs und so, meint Mini schmunzelnd. „Nee, ich nehm einen mit. Schöne Wohnung hast du. Und die Küche erst. Ist die nicht ’n bisschen groß für einen alleine?

    „Klar, aber kann sie schlecht zur Hälfte wieder abbauen, sage ich lächelnd und ein wenig lauter zu ihr rüber, während ich den Wasserkocher anstelle. „Trink immer Instant-Kaffee.

    „Ist auch gut."

    „Und da ich, wie du siehst, ein Zwei-Zimmer-Apartment mit offener Küche habe, hast du im Grunde auch schon fast alles gesehen. Zumal sich in meinem Schlafzimmer eh herzlich wenig abspielt zurzeit." Ich versuche möglichst entspannt zu lächeln, was mir nur sehr bedingt gelingt.

    „Haha. Super! Sehr schön! Und was machst du denn so? Darf ich mich setzen?"

    „Klar. Ich bin Freigeist. Glaub, das mit ’nem Job wird eh nix mehr. Die Arbeitswelt braucht mich nicht mehr. Ich mach meine eigenen Songs."

    „Cool, aber du musst doch was verdienen."

    „Schon ’n paar Mal gemacht. Ist mir bisher noch nicht so gut bekommen. „Da halte ich es mit ’nem Spruch aus’m Steve-Jobs-Film, füge ich hinzu und kann mir ein Schmunzeln dabei nicht verkneifen. „Ich kann einfach nicht für Andere arbeiten.

    „Hm, bisher vielleicht. Du hast bestimmt einfach noch nicht die für dich passende Arbeit gehabt. Ansonsten könnte da ja jeder mit kommen. Muss man in der Regel halt halt durch. Gibt’s denn schon was zu hören? Also von den Songs, versteht sich."

    „Natürlich. Ich meine, nee. Frühestens nach’m dritten Date, sage ich und versuche verschmitzt zu grinsen. „Auf jeden Fall biste eine sehr hübsche Fähe.

    „Ach Quatsch. Hör auf. Ich steh nicht auf Menschen!"

    „Na, ich doch auch nicht!", antworte ich und grinse Mini wieder an. Manchmal liebe ich meinen Humor wirklich. Nur dass die Menschheit das bisher wohl anders sieht. Mini muss ebenfalls grinsen.

    „Der Honig ist super, sagt sie verzückt und versucht natürlich das Thema schnell zu wechseln. Wie immer wenn ich auch nur ansatzweise versuche zu flirten. „Was war das noch gleich für einer?

    „Darauf wollte ich zwar nicht hinaus. Ist Wildblütenhonig. Ganz geil, ne?!"

    „Was für ne Art Musik machst du denn? Deutsch? Englisch?"

    „Deutschpop. Würden allerdings auch gut in Englisch funktionieren. Hab mich in verschiedenen Richtungen ausprobiert. Sind bisher alles noch Rohfassungen, Übungsversionen und das meiste noch reine Texte."

    „So so, der nächste Popstar sitzt also beim Käffchen vor mir. Sieh mal einer guck. „Hab ich behauptet, dass ich das Olympiastadion gebucht hab? Nee, oder?, erwidere ich etwas genervt.

    „Meinst du denn, darauf kannste bauen? Musst doch richtig arbeiten gehen, wie wir alle."

    „Hab ich ja und würde ich natürlich auch wieder. Ist momentan noch im HobbyStatus mit den Songs."

    „Dann bin ich mal gespannt." So richtig aufgeregt, als ob sie es kaum noch erwarten könne, klingt sie dabei allerdings nicht.

    „Kannste auch wirklich sein. Sind super Texte und echt gute Grundideen. Aber ohne richtig Kohle kommste da halt nur schleppend mit voran. By the way. Hast ja geschickt das mit dem Date umgangen. Das ist auch alles so ein Thema mit den Frauen und Freundin-Finden, wenn du ein Mann im mittleren Alter bist. Glaub im nächsten Leben werd ich Zahnarzttochter. Muss nur noch rausfinden, wo ich mich dafür anstelle. Das muss ich beim nächsten Mal echt hinkriegen."

    „Das is’ ja ’n geiles Motto. Mini lacht, um im nächsten Moment direkt erneut ernst zu werden. „Meinste, wir Frauen haben’s so leicht?

    „Joa, was Dates und One-Night-Stands angeht, bestimmt. Ihr müsst ja nur mit’m Finger schnippen, schon kommen die ganzen Stelzer an."

    „Wer kommt an?"

    „Stelzer. Die ganzen Typen, die bei euch Schlange stehen."

    „Ist voll das Vorurteil von dir!"

    „Ja? Dann guck mal, was da abgeht, wenn du ne nicht mal besonders hübsche Frau …"

    „– oder Fähe …"

    „– oder Fähe oder Känguru – jedenfalls weiblicher Natur bist und ein Foto auf Facebook hochlädst. Zappzarapp, 87 Stelzer mit ‚Bist du hübsch. Nices Pic.‘"

    „Schwein?"

    „Nee, picture. 87 Stelzer drunter am Schleimen und Stelzen."

    „Ist doch nur nett von denen."

    „Das denkt ihr vielleicht. Aber nee, eben nicht, aber das wollt oder könnt ihr Weibchen wieder nicht erkennen. Die wollen doch alle was von dir, wenn sie könnten. Also an dich rankommen könnten in dem Moment. Und ihr spielt mit unseren Gefühlen, wollt allerdings nur Aufmerksamkeit erhaschen. Wovon wir Männer wiederum meist nur träumen können. Stattdessen müssen wir durch Shittests. Und am besten ‚Mann‘ hat schwarze Haare oder direkt nen südländischen Teint. Und vor allem muss ‚Mann‘ mindestens 1,90 Meter groß sein."

    „1,90 Meter? Südländischer Teint? Schwarze Haare? Shittests? So so. In der Theorie scheinst du ja schon alles zu wissen. Und wo spielen wir da mit euren Gefühlen? Dürfen wir beispielsweise nicht mal mehr ’n Foto von uns reinstellen?"

    „Hm. Klar, das schon. Aber gleichzeitig saugt ihr Aufmerksamkeit. Und stellt uns vor hübsche kleine Aufgaben. Wenn auch vielleicht unbewusst."

    „Macht man das nicht immer, wenn man was von sich veröffentlicht? Und deine sogenannten Shittests machen wir, wie du schon sagst, und falls du damit recht haben solltest – bestimmt nicht mit Absicht."

    „Ja, aber bei euch ist das anders. Ihr Aufmerksamkeits-Sauger! Wie Charlie Harper schon meinte. Allerdings über seine Mutter, glaube ich zumindest."

    „Sollen wir nix mehr veröffentlichen von uns? Wär’ das besser für den feinen Herrn?"

    „Genau wie mit eurer Frauenquote."

    „Wie kommst da jetzt drauf? Ist ja nicht ‚meine‘ Frauenquote."

    „Nee, natürlich nicht. Aber da profitiert ihr Frauen ja ganz schön von."

    „Sonst wären ‚wir‘ Frauen auch ‚ganz schön‘ benachteiligt."

    „Und wenn jetzt eine Frau und ein gleich gut geeigneter Mann in der BewerbungsEndrunde sind, jedoch die Frauenquote im Unternehmen noch nicht erfüllt ist, wird deshalb die Frau genommen. Ist dann der ‚gleich starke‘ Mann nicht benachteiligt? Wo ist da die Gleichberechtigung?"

    In diesem Moment fliegt eine Krähe mit Twente-Enschede-Fanschal und -Mütze auf die Fensterbank am Küchenfenster neben die Fähe und ruft mit niederländischem Akzent: „Kra kra kra. Rumpelfußball sollte verboten werden! Kra kra kra!"

    „Ach, du schon wieder, antworte ich dem mir bereits sehr vertrauten Dauergast auf meiner Fensterbank. „Warum bist du dann Twente-Enschede-Fan geworden? Du Twente-Krähe.

    „Kra kra kra. Morgen flieg ich ins Stadion. Kost mich ja eh nix mit Flügeln. Kra kra kra."

    „Verrückte Krähe mit ihren affigen Kurzauftritten auf’m Fenstersims hier. Außerdem nimmt dein ach so geiler Fußball die Gelder für meinen Wintersport und fast alles andere weg."

    „Kra kra. Kann ich doch nix für, wenn das keiner guckt. Selber schuld am weißen Band! Kra kra."

    „Ich und viele andere, jawohl."

    „Weißes Band?", fragt Mini verdutzt.

    „In den Skigebieten liegt dank Erderwärmung kein Schnee mehr und der für die Skirennen wird teuer rangeschleppt und durch Schneekanonen künstlich erzeugt, erklär ich ihr in meiner allgemeinen Allwissenheit. „Das sieht dann aus wie ein weißes Band in der grünen Landschaft. Und das verursacht ne RiesenUmweltverschmutzung in den Mengen, wie das da hingebracht und künstlich erzeugt wird.

    „Ach so. Der Klimaschutz ist ja auch so ein Thema", antwortet sie kurz.

    „Ach, da können wir gerne ebenfalls drüber reden. Aber wir waren doch erst mal beim Frauenthema."

    „Kra kra. Kein Fomel 1-Rennen mehr im Autoland Deutschland. Kra kra. Bei der Formel E werden die Elektromotoren mit Dieselgeneratoren aufgeladen. Alles Schmuh. Kra kra!"

    „Echt?, frage ich erstaunt. „Das wusste sogar ich noch nicht mal. Wo haste das denn her?

    „Kra kra. Diesel-Feinstaubwolke über’m Elektrorennen. Kra kra."

    Die Krähe setzt gerade wieder zum Abflug an, während ich ihr noch schnell „ein Wahnsinn, alles!" hinterherrufe.

    Ich wende mich Mini zu. „Egal jetzt. Blöde Krähe. Lenkt wieder nur vom eigentlichen Thema ab. Ich gehe kurz in mich. „Ach, ich weiß auch nich’ weiter wegen der Sache mit den Frauen. Am besten lassen wir mal das ganze Dating-Thema. Da haste eh keine große Chance mehr. Als Mann zumindest und gerade wenn du keine zwanzig mehr bist. Versteht ihr Frauen eh nicht.

    „Zumindest oder gerade?"

    „Sowohl als auch. Jetzt hab ich den Faden verloren."

    „Sorry. Aber doch irgendwie zu Recht!"

    „Haha, von wegen. Ah jetzetle. Dating jetzt, mein Ingo."

    „Hä?"

    „Wohl noch nie Dittsche gesehen. Natürlich nicht als Frau."

    „Vorurteil, erwidert Mini in genervtem Tonfall. „Aber nee, hab ich echt nicht.

    „Der in der Imbissbude hinter der Theke, mit dem Dittsche immer geredet hat, heißt Ingo. Egal jetzt. Wir waren ja beim Dating."

    Du bist beim Dating." Das ‚du‘ betont Mini extra auffällig.

    „Genau. Frauen werden gedatet und überhaupt erst mal angesprochen. Und merken es oft noch nicht mal."

    „Ja, aber oft von den Falschen. Und dann erkennt ihr Männer die Zeichen nicht. Wenn ne Frau ein Zeichen gibt, ob die mit euch reden will oder nicht, ist das jawohl eindeutig. Ihr kapiert das einfach nicht."

    „Das meine ich ja im Grunde. Jetzt kommst du aber mit ’nem fetten Vorurteil ums Eck hier. Wie soll ‚Mann‘ denn immer diese subtilen Zeichen schnallen? Und wieso überhaupt Zeichen? Klare Anweisungen auf’m Bau!"

    „Wir sind doch beim Daten, nicht auf dem Bau!" Plötzlich höre ich ein Rascheln am Fenster. Die Krähe ist nochmal zurückgeflogen und beobachtet uns, komischerweise ohne was zu sagen.

    „Und der erste Schritt muss trotzdem immer vom Mann ausgehen, sage ich zu Mini, nachdem ich meinen Blick vom Fenster weg- und ihr zuwende. „Ist doch bumsig.

    „Das ist doch wohl selbstverständlich und das Normalste von der Welt!"

    „Tja, denkst du beziehungsweise ihr Frauen vielleicht. Aber wenn du als Mann geboren wurdest …"

    „Schön wär’s –"

    „Nee, eben nicht. Als Mann ohne beziehungsweise mit mangelndem Selbstbewusstsein und im schlimmsten Fall noch einer ‚Du bist nix Besonderes‘- Einstellung – woher auch immer."

    „Kann man sich ja ganz einfach abtrainieren. Einfach mal ne Frau ansprechen. Jedoch höflich."

    „Eben nicht. Hohes Selbstbewusstsein ist beispielsweise eine der wichtigsten, wenn nicht DIE wichtigste Eigenschaft – gerade als Mann und vor allem beim Flirten. Und wenn dir das fehlt – das trainierst dir aber nicht so mir nichts, dir nichts mal eben an. Und von wegen höflich. Ihr wollt doch die Arschlochtypen."

    „Auf gar keinen Fall. Vielleicht kommst du auch nur zu bedürftig rüber."

    „Na. Nicht immer, allerdings gerade in etwas – in Anführungszeichen – höherem Alter ist das so ne Sache, wie ‚Mann‘ rüberkommt."

    „Du bist ja nicht alt."

    „Na ja, für den Datingmarkt ist das so wie für ’nen Beruf das schlimmste Alter. Gibt’s sogar Bücher zu dem Thema und hab schon zig YouTube-Videos drüber gesehen."

    „Schreiben, erzählen und veröffentlichen kann man ja viel."

    „Auf jeden Fall. Wo war ich jetzt? Du bringst mich ganz durcheinander. Ach ja, die Arschlochtypen."

    „Kra kra. Dates ohne Dates. Kra kra", meldet sich die Krähe doch nochmal zu Wort.

    „Genau. Kennst du das Problem auch, Krähe? Ich hatte schon ‚Treffen‘, wo ich dachte, das wär ’n Date. Für die Frau war’s aber gar kein Date. Dann krieg ich eher die Antwort: ‚Ich möchte mit dir nicht über dieses Thema reden.‘ Frustrierend."

    Mini sieht mich kritisch an. „Schon mal dran gedacht, dass das gar keine Arschlochtypen, wie du sie nennst, sind, sondern einfach Männer, die ihren Standpunkt vertreten und wissen, was sie im Leben wollen. Und vor allem Männer, die - wie gesagt - nicht so bedürftig sind?, nimmt sie den ursprünglichen Diskussionsfaden wieder auf. „Darum kommt diese Art Männer dann in puncto Selbstbewusstsein und sowieso besser rüber und bei Frauen besser an. Außerdem kannst du als Mann ja auch Ausschlusskriterien bei deiner Partnerwahl geltend machen.

    „Ja genau. Dann bleibt ja erst recht keine mehr übrig. Ich bleib dabei. Es gab kurz vor meiner Geburt mal ne riesige Weltfrauenkonferenz mit sämtlichen Frauen der ganzen Welt. Und da wurde beschlossen ‚keine Christian Mertens’‘."

    „Wenn du meinst … Nehmen wir mal für ’nen Moment an, es wäre so", redet Mini weiter. „Mal angenommen, dann wär es für einen nicht ganz so selbstbewussten, in Anführungsstrichen ‚Normalo‘ ja fast unmöglich. Was sagen deine Typen

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