azur - das Blau unendlicher Weiten
Von Sina Blackwood
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Über dieses E-Book
Eine Farbe, mit der jeder etwas anderes verbindet.
Ist sie für die einen der Inbegriff von Kälte, steht sie für die nächsten für grenzenlose Weite. Manchen gilt sie als Zeichen für Besonnenheit und Ausgeglichenheit.
Hin und wieder scheint blau auch ein Zustand zu sein.
Schlagen Sie am besten dieses Büchlein auf, lassen Sie beim Lesen die Seele wandern und sich einfach überraschen.
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Buchvorschau
azur - das Blau unendlicher Weiten - Sina Blackwood
Inhaltsverzeichnis
Zauberblau
Mikro-Strömungen
Blautöne
Brief zum Parallel-Universum
In einem Meer vor unserer Zeit
Blaue Stunde
Das Haar in der Suppe
Titus Nervianus
Jan Marten – Blau ist das Meer
Blaues Blut
Zu viel Unendlichkeit
Crazy blue
Türkis
Vegane Party
Drama in drei Akten
Blaues Wunder
Glücksmomente
Blaue Vielfalt
Heißer Sommer
Das wahre Blau
Silke Weizel
Zauberblau
Wie kann ein See so zauberblaue Tiefen haben?
Wie kann ein See so wissend in sich ruh‘n?
Wie kann er, lächelnd still an deinem Blick
sich laben?
Und du stehst einfach da
und kannst nichts tun.
Doch,
kannst dich leicht in seine Tiefen stürzen –
sein kühles Wasser umgibt mit Nähe dich.
Er glänzt und tanzt und spiegelt deine Augen.
Du stehst gebannt, Gefahr? Nein - Licht!
Ein Licht der Hoffnung kommt vom Mond
herüber. Der Tag vergeht,
die Nacht kommt leis und mild.
Der Wind streift suchend durch die
Ufergräser. Der See liegt ruhig - und laut -
und kalt - in einem zauberblauen Bild.
Du schwimmst zu seiner Insel,
Mond im Dunkel.
Die Sterne schauen dir im Wasser zu.
Ganz zart lässt er dich wieder gehen.
Du liegst am Ufer und der See schaut
lächelnd zu.
Sina Blackwood
Mikro-Strömungen
Silberne Lichtreflexe tanzten übers leicht gekräuselte Wasser, blitzten auf, erloschen wieder und ließen ganze Areale wie mit Diamantsplittern übersät funkeln. Postkartenblauer Himmel, Sonnenschein pur und der salzige Hauch, den er von Kindesbeinen an liebte. Sam seufzte gequält. Er hatte sich auf den Urlaub mit Linda gefreut, auch wenn er den nur am heimatlichen Strand genau vor der Haustür verbringen konnte. In diesem Jahr musste er für das Institut direkt erreichbar bleiben. Das Forschungsprogramm ließ es nicht anders zu. Ein Wunder, dass man ihm die Tage überhaupt genehmigte.
Freudestrahlend hatte er sich eine Stunde eher auf dem Heimweg begeben, um Linda im Garten ihrer Eltern mit der guten Nachricht zu überraschen. Sein plötzliches Erscheinen war zwar für beide eine riesengroße Überraschung geworden, nur keine gute – er hatte Linda mit einem anderen Mann im Bett erwischt. Sam war wie vor eine Wand gelaufen stehengeblieben, hatte das abgrundtiefe Erschrecken der in flagranti Ertappten registriert, sich wie in Zeitlupe umgedreht und das Gartenhaus verlassen.
Nun saß er schon drei Stunden hier, in den Gedanken gähnende Leere, starrte ins Wasser, ohne die kleinen Lichtwunder überhaupt zu bemerken. Erst als die Sonne langsam ihre Bahn beendete, sich das silberne Schimmern goldrot färbte und ganze Heerscharen von Mücken über ihn herfielen, schreckte er auf.
Im Laufschritt eilte er zu seinem reetgedeckten Häuschen, das im Abendlicht mit den hohen Stockrosen hinterm Gartenzaun einladend und trostspendend zugleich wirkte. Sams Denkapparat begann erst wieder wirklich zu arbeiten, als er die Haustür hinter sich schloss.
Er folgte wie ein Traumwandler seiner inneren Stimme, was schon immer das Beste gewesen war, obwohl sich sein Kopf manchmal dagegen auflehnte. Dieses Bauchgefühl hatte auch zaghaft Bedenken gegen Linda angemeldet, als sie sich ihm vor rund einem halben Jahr an den Hals geworfen hatte. Es hatte recht behalten. Wie so oft.
Nun befahl es Sam, sämtliche persönliche Dinge Lindas in einem großen Beutel zu verstauen und direkt neben der Haustür zu deponieren, was er ohne Zögern in die Tat umsetzte. Erst dann kümmerte er sich um sein Abendbrot.
Gegen 22 Uhr klingelte es. Sam spähte durch das kleine Seitenfenster. Linda. Auf der schmalen Straße ein Taxi. Sam öffnete, drückte Linda wortlos den vollen Beutel in die Hand, schloss die Tür und betrachtete sich zeitgleich als Single.
Das Bauchgefühl klatschte Beifall. Erst recht, als er gleich noch Lindas Nummer in seinem Telefon auf die Sperrliste setzte. Dass Linda der Unterkiefer bis auf die Sandalen klappte, sah er nicht. Es hätte ihn auch nicht interessiert, dass es ihr nur mit Müh‘ und Not gelang, das Taxi anzuhalten, das bereits am Abfahren war.
„Was machen wir morgen Schönes?", fragte Sams innere Stimme stattdessen. „Immerhin hast du eine ganze Woche Urlaub."
„Mal schauen", antwortete Sam laut, eine Seekarte aus der Schublade ziehend. In Gedanken fügte er hinzu: „Ich könnte ja da tauchen, wo es das Institut für zu gefährlich hält. Privat können sie es mir nicht verbieten."
„War ja klar", lachte das Bauchgefühl, seinen Tatendrang diesmal nicht bremsend. Es mischte sich auch nicht ein, als Sam bereits am ganz frühen Morgen seinen Rucksack mit Proviant bestückte, die komplette Tauchausrüstung an Bord seines kleinen Motorbootes brachte und wirklich blendend gelaunt in See stach.
Das Wetter hatte genau so gute Laune. Sam wäre aber auch losgefahren, wenn es Bindfäden geregnet hätte. Solange sich Wind und Wellen in vertretbaren Grenzen hielten, war ihm Nässe so ziemlich egal.
Nach einer halben Stunde erreichte er das Areal, das ihnen neulich bei der Arbeit durch unberechenbare Mikro-Strömungen