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Gemeinsam: Finde deine Herzensmenschen und entdecke das echte Leben
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eBook295 Seiten3 Stunden

Gemeinsam: Finde deine Herzensmenschen und entdecke das echte Leben

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Über dieses E-Book

Praktischer Ratgeber für Menschen, die sich nach tiefen Freundschaften und einem Netzwerk von Beziehungen sehnen von Bestseller-Autorin Jennie Allen.

Du bist nicht allein damit, dich allein zu fühlen. Du bist dafür geschaffen, tiefe und echte Verbundenheit mit Menschen zu erleben: Menschen, die unangekündigt mit Pizza vorbeikommen, weil sie dich vermissen; Menschen, die vor Freude ausflippen, wenn du großartige Neuigkeiten mit ihnen teilst, und denen Tränen in die Augen treten, wenn du von deinen Schwierigkeiten erzählst; Menschen, die früher kommen, um dir beim Kochen zu helfen, und länger bleiben, um mit aufzuräumen; Menschen, die dich verletzen und von dir verletzt werden, die sich jedoch dafür entscheiden, mit dir darüber hinwegzukommen, anstatt Lebewohl zu sagen.
Klingt das zu schön, um wahr zu sein? Das ist es nicht! Dieses Leben ist tatsächlich möglich.
Wie du deine Herzensmenschen finden und ein Netzwerk an tiefen Beziehungen knüpfen kannst, davon erzählt Bestsellerautorin und Visionärin Jennie Allen persönlich, praktisch und wegweisend.

Ein Buch für alle, die Inspiration suchen und bereit für ein Abenteuer sind!
Julia Garschagen, Leiterin des Pontes Institut für Wissenschaft, Kultur und Glaube, Köln
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum13. Jan. 2023
ISBN9783765576713
Gemeinsam: Finde deine Herzensmenschen und entdecke das echte Leben

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    Buchvorschau

    Gemeinsam - Jennie Allen

    Teil 1

    Wir brauchen einander

    1

    Es gibt einen besseren Weg

    Glaubst du, dass du dafür geschaffen bist, auf tiefe und radikale Weise mit anderen verbunden zu sein? Tatsächlich ist es so: Selbst wenn du eher introvertiert bist, hat Gott uns alle so gemacht, dass wir auf körperlicher, emotionaler und geistlicher Ebene Beziehungen brauchen. Von der Stunde deiner Geburt bis hin zu dem Moment, in dem du deinen letzten Atemzug tust, sehnt sich deine Seele am meisten nach tiefer, authentischer Verbundenheit. Und zwar nicht nur als gelegentliche Erfahrung, sondern als etwas, das in deinem Leben jeden Tag spürbare Realität ist.

    Doch um diese Realität zu erleben, wirst du einige Veränderungen in Angriff nehmen müssen – weil die Art und Weise, wie wir unser Leben führen, in einigen Punkten grundlegend verkehrt ist.

    Unsere Abende und Wochenenden verbringen wir in unseren kleinen Häusern mit unserer kleinen Familie oder unseren Mitbewohnern oder allein und starren dabei auf unsere (manchmal gar nicht so) kleinen Bildschirme. Wir kochen nur für uns zu Hause und wollen unsere Nachbarn um keinen Preis stören. Wir stopfen unsere Wohnungen und Häuser mit allem voll, was wir vielleicht brauchen könnten. Wir schließen unsere Türen ab und fühlen uns dadurch sicher. Dabei haben wir uns durch diese Mauern des Selbstschutzes völlig von den Menschen da draußen abgeschnitten. Vielleicht fühlen wir uns dadurch behaglich und sicher und unabhängig und gut unterhalten.

    Aber gleichzeitig sind wir auch sehr, sehr traurig.

    Fast alle von uns leben so, obwohl es doch eigentlich für keinen von uns funktioniert. Forscher und Medien bezeichnen Einsamkeit inzwischen als »die große Krankheit unserer Zeit«. In Deutschland sind laut Umfragen 10 bis 20 % der Menschen von chronischer Einsamkeit betroffen. Etwa jeder Dritte der befragten Personen gab an, sich zumindest manchmal einsam zu fühlen – Tendenz steigend.

    Die Statistiken weisen auf eine ernst zu nehmende und kostspielige Krise hin. Angst, Depressionen und suizidale Gedanken nehmen zu. Wissenschaftler warnen davor, dass Einsamkeit unserer Gesundheit mehr schadet als Adipositas (Fettleibigkeit), Rauchen, mangelnder Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und Bewegungsmangel.

    Warum also lassen wir es zu, dass Einsamkeit unsere Tage bestimmt?

    Soll das Leben sein? Ist das die Art und Weise, wie das Leben nun mal ist?

    Die Antwort lautet klipp und klar: Nein. So sollte das Leben ganz und gar nicht sein! Weißt du, wofür du tatsächlich geschaffen wurdest?

    Lange, tiefe Unterhaltungen mit Menschen, die dich seit Jahren kennen und dir eine Niere spenden würden, wenn du sie bräuchtest.

    Leute, die unangekündigt mit Pizza vorbeikommen, weil sie dich vermisst haben und keinen Gedanken daran verschwenden, dass sie sich aufdrängen könnten.

    Spontane Treffen mit Menschen, die sich für dich wie Familie anfühlen und bei denen keine Eile herrscht.

    Eine Handvoll Leute, die vor Freude ausflippen, wenn du großartige Neuigkeiten mit ihnen teilst, und denen Tränen in die Augen treten, wenn du von deinen Schwierigkeiten erzählst.

    Menschen, die früher kommen, um dir beim Kochen zu helfen, und länger bleiben, um mit aufzuräumen.

    Menschen, die dich verletzen und von dir verletzt werden, aber sich dafür entscheiden, mit dir darüber hinwegzukommen, anstatt Lebewohl zu sagen.

    Leute, die mit dir gemeinsam auf einer Mission sind, die dich herausfordern und zu einem besseren Menschen machen.

    Leute, die wissen, dass sie deine engsten Freunde sind und du ihr engster Freund. Menschen, die zueinander gehören.

    In diesem Buch geht es darum, unseren persönlichen Kreis von Herzensmenschen zu finden – enge Freunde, mit denen wir tagaus, tagein leben; bei denen wir es riskieren, unser wahres Gesicht zu zeigen; denen wir und die uns gerne Umstände machen dürfen. Menschen, die wir beschließen zu lieben.

    Ja, ich weiß, wie kompliziert und anstrengend es sein kann, als Erwachsene Freunde zu finden. Warum hat man uns nie beigebracht, wie das funktioniert? Muss es immer so schwer sein, wie es ist? Was haben wir verpasst?

    Zwei Dinge will ich dir am Anfang unseres Weges bewusst machen: Menschen sind sowohl das Beste als auch das Schmerzhafteste in unserem Leben.

    Ich nehme mal an, dass dir beim Lesen dieses Buches eine dieser Wahrheiten heute deutlicher vor Augen steht als die andere. Doch egal, ob du eher Hoffnung oder Angst in dir spürst, wenn du an Menschen denkst – es ist okay. Ich persönlich rechne damit, dass einige deiner Ängste wahr werden, wenn du dich ganz auf das einlässt, was ich dir hier vermitteln will. Aber ich glaube noch viel mehr, dass du erleben wirst, wie deine Hoffnungen und Erwartungen übertroffen werden.

    Es ist möglich, in tiefer Verbundenheit mit anderen Menschen zu leben. Aber diese Verbundenheit kostet etwas, und zwar mehr, als die meisten Menschen bereit sind zu zahlen.

    Wenn du dich entscheidest, dich mit mir auf das Abenteuer einzulassen, ein Netz von authentischen Beziehungen zu knüpfen und Gemeinschaft zu bauen, verspreche ich dir, dass du mehr gewinnst, als du hineinstecken wirst. Doch die Voraussetzung dafür ist, dass du bereit bist, so ziemlich alles in deinem Leben auf den Prüfstand zu stellen. Das betrifft ganz besonders …

    deine Tagesabläufe und Wochenpläne

    deine Art einzukaufen

    den Umzug, über den du nachdenkst

    ob du nah oder weiter weg von deiner Familie lebst

    die Gemeinde, in die du dich einbringst

    was du an diesem Wochenende tust

    Und noch konkreter:

    wie offen du über die Schwierigkeiten in deiner Ehe sprichst

    und über deinen Kampf mit der Angst und den Sorgen, der immer schlimmer wird

    ob du einem geliebten Menschen, der ein Suchtproblem hat, unbequeme Fragen stellst

    ob du den Menschen, die dich mehr verletzt haben, als du dir je hättest vorstellen können, vergeben kannst und um sie kämpfst.

    Alles, wozu ich dich im Laufe unserer gemeinsamen Reise auffordern werde, erfordert, dass du deine Komfortzone und deine Gewohnheiten aufs Spiel setzt. Aber es lohnt sich, denn alles in deinem Leben hungert nach der Veränderung, zu der ich dich einlade.

    Warten auf Verbundenheit

    Ich erinnere mich noch an den Tag, als mich der schreckliche Gedanke überfiel: Ich habe keine Freunde. Eines sollte ich hier klarstellen: Ich hatte natürlich Freundinnen und Freunde, aber sie und ich hatten alle ein sehr volles Leben, was bedeutete, dass wir uns nur unregelmäßig und ziemlich selten sahen. Damals steckte ich bis zum Hals in Arbeit: Meine Kinder waren noch klein und ich war als Sprecherin viel unterwegs, u. a. für IF:Gathering, die Organisation, die ich leite. Es war toll, herumzureisen und viele inspirierende Begegnungen mit anderen Frauen zu haben. Aber wenn ich anschließend nach Hause kam, spürte ich oft einen Stich in meinem Herzen. Hatten meine »Freundinnen« überhaupt gemerkt, dass ich unterwegs gewesen war? Wussten sie, dass ich nun wieder da war?

    Dass ich so empfand, lag natürlich nicht an meinen Freunden. Sie hatten alle ihre eigenen Verpflichtungen, Beziehungen und Jobs. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass sie sich die gleichen Fragen stellten: »Weiß Jennie überhaupt, was bei mir gerade los ist? Kümmert es sie überhaupt?«

    Kommt dir das bekannt vor? Wir sehnen uns nach tiefen Freundschaften und Verbundenheit – aber irgendwie scheinen wir alle darauf zu warten, dass uns die Verbundenheit findet. Wir warten darauf, dass jemand anderes den ersten Schritt macht. Auf den anderen, der für uns da ist. Auf den anderen, der für uns tolle Dinge plant oder die perfekt formulierte Frage stellt, die uns hilft, unser Innerstes zu offenbaren.

    Statt selbst dieser Jemand zu sein, verbringen wir Stunden allein in unserer überfüllten, lauten Welt voller Displays, investieren nur gelegentlich in Zeit mit Bekannten und erwarten gleichzeitig, dass sich in unserem geschäftigen Leben von selbst enge Freundschaften ergeben. Dass Bekannte sich auf magische Weise in eine Handvoll Freunde fürs Leben verwandeln. Dann, so glauben wir, wird unser Bedürfnis nach Beziehung gestillt.

    Aber ein Leben in Gemeinschaft umfasst mehr als zwei oder drei Freunde. Gemeinschaft sollte unsere Art zu leben sein. Es wundert daher nicht, dass es zahlreiche historische wie praktische Beispiele gibt, in denen Menschen aller Länder und Generationen ihre wichtigsten Beziehungen in einer größeren »Dorfgemeinschaft« miteinander verbundener Menschen gefunden haben.

    Ich habe mich intensiv in die Recherche hineingekniet und wissenschaftliche Studien entdeckt, die zeigen, mit wie vielen Menschen wir gleichzeitig Beziehungen haben können und wie wir soziale Kontakte pflegen. Die Studien besagen, dass wir maximal mit einem Netzwerk von rund 150 Leuten zurechtkommen. Denk an deine Weihnachtskartenliste. Menschen, mit denen du mindestens ein- bis zweimal im Jahr redest. Bei mehr Menschen sind wir völlig überfordert.

    Diese 150 sind auf verschiedenen Ebenen angesiedelt, je nach dem Grad deiner Beziehung zu ihnen. Die Freundschaft vertieft sich, je mehr Zeit du mit einer Person verbringst. Studien legen die Annahme nahe, dass wir nicht mehr als 50 Leute in unserem Leben als Bekannte händeln können. Unter diesen 50 Leuten gibt es 15, die zu unserem »Dorf« gehören. Und innerhalb unseres Dorfes haben wir die Fähigkeit, fünf Menschen zu unseren engsten Freunden zu machen. Ja, du hast richtig gelesen. Maximal fünf! (Extrovertierte Menschen mögen ein paar mehr als fünf haben, aber ich denke, das Prinzip ist klar.)

    Wie viel Zeit du mit einer Person verbringst, bestimmt darüber, welche Position sie unter deinen 150 Leuten einnimmt. Wie also gelangen Menschen in den innersten Kreis unserer Freunde hinein? Durch die Menge an Zeit, die wir mit ihnen verbringen.

    Zeit.

    Sie ist unser wertvollstes Kapital beim Aufbau tiefer Beziehungen. Daher möchte ich dich ermutigen, dass du deinen Blick erweiterst – über die Handvoll Freunde hinaus, an die du ursprünglich gedacht hast. Mein Traum für dich, Gottes Plan für dich, besteht darin, eine Kultur der Gemeinschaft in jedem Teil deines Lebens aufzubauen.

    Mein Freund Curt, der Neurowissenschaftler, weiß: »Jedes Neugeborene, das auf diese Welt kommt, sucht nach jemandem, der sich um es kümmert.« Und dieses Bedürfnis bleibt bestehen. Du und ich, wir sind bedürftig. So hat Gott uns gemacht.

    Doch es ist gar nicht so leicht für uns zu akzeptieren, dass wir andere Menschen brauchen. Manchmal ist es sogar ziemlich beängstigend, nämlich dann, wenn wir das Gefühl haben, dass es niemanden gibt, den wir mitten in einer Krise anrufen könnten. Zumindest glaube ich in solchen Momenten, dass ich niemanden habe, der jetzt für mich da sein möchte.

    Mitten in der Krise

    Meine Freundin Lindsey, von der ich bereits erzählt habe, ist die Art von Freundin, die anruft, statt zu texten, und einfach vorbeikommt, ohne sich vorher anzukündigen. Sie bringt mich dazu, die bequemen Klamotten gegen etwas »Ordentliches« auszutauschen und mit ihr etwas zu unternehmen, auch wenn ich vorher gesagt habe, dass ich allein sein will.

    Wenn es ihr selbst schlecht geht, ruft sie mich mitten in der Krise an – genau dann, wenn sie das heulende Elend ist, verletzt, wund und verwirrt darüber, warum sie eigentlich so traurig ist. Sie lässt mich an ihren unschönen Momenten teilhaben, weil sie weiß, dass allein zu leiden das Leiden nur noch schlimmer macht.

    Wenn mir nur noch zum Heulen ist, ziehe ich mich zurück und lasse die Tränen im Verborgenen fließen. Erst am nächsten Tag rufe ich dann vielleicht eine Freundin an – wenn ich mir das Gesicht gewaschen und meine Situation analysiert habe und mich gut gewappnet fühle, um zu meiner Krise etwas Optimistisches zu sagen.

    Ich hasse es, wie bedürftig ich bin. Meine Zerbrochenheit ist mir peinlich und tief in meinem Innern frage ich mich, ob wirklich jemand in meiner Krise, während die Tränen laufen, bei mir sein will.

    Im Grunde sind solche Gedanken völlig paradox. Denn wenn Lindsey mich weinend anruft, finde ich das gar nicht unangenehm. Im Gegenteil: Es bedeutet mir unglaublich viel. Ihr Anruf gibt mir das Gefühl, gebraucht zu werden, und wer möchte nicht von jemandem gebraucht werden? Warum also tue ich weiterhin so, als ob ich gar nicht bedürftig sei?

    Es ist jetzt also kein Geheimnis mehr: Ich schreibe dieses Buch nicht, weil ich Expertin auf diesem Gebiet bin. Ich schreibe es, weil diese Art echter, tiefer Gemeinschaft ein wesentlicher und unentbehrlicher Bestandteil des Lebens ist, wir es aber zu einem unbedeutenden Accessoire gemacht haben.

    Wir haben ehrliche und eingehende Gespräche durch Small Talk ersetzt und ein Leben in tiefer Verbundenheit, bei dem wir andere Menschen in unsere Seele schauen lassen, mit Textnachrichten und einer gelegentlichen Verabredung eingetauscht. Der Grund dafür ist: Mit etwas Abstand und Oberflächlichkeit scheinen wir leichter zurechtzukommen und weniger Risiken einzugehen.

    Doch seien wir mal ehrlich: Ob wir uns oft einsam fühlen oder in tiefer Verbundenheit mit anderen Menschen leben, das Leben ist nicht einfach und oft ein ziemliches Durcheinander. Aber ist nicht genau das das Wunderbare an engen Beziehungen, dass man sich mitten im Durcheinander weinend in den Armen liegen kann?

    Eigentlich schon. Aber wie ich schon sagte: Ich bin nicht gut darin, bedürftig zu sein, und wahrscheinlich geht es vielen anderen auch so. Ich brauche andere Menschen, aber es fällt mir unheimlich schwer, das zuzugeben. Und genau das hat meinen Beziehungen immer wieder schweren Schaden zugefügt.

    Dass ich dazu neige, meine Bedürftigkeit zu verstecken, ist ein wunder Punkt bei mir. So war das schon immer. Ich habe Menschen verletzt. Sie haben mich verletzt. Ich habe meine Freunde im Stich gelassen. Manche haben mir vergeben, manche haben sich verabschiedet. Ich bin mir sicher, wenn sie wüssten, dass ich dieses Buch schreibe, würden einige von ihnen mit den Augen rollen und den Kopf schütteln. Ausgerechnet Jennie schreibt ein Buch über Nähe und Freundschaft und darüber, einander langfristig beizustehen? Pff

    Und tatsächlich lägen diese Leute richtig. Auch wenn es mir schon besser gelingt als früher, bin ich in diesem Bereich noch weit davon entfernt, vorbildlich zu sein. Aber ich werde weiter daran arbeiten. Denn je mehr ich mir vor Augen führe, warum wir bedürftig sind und wie einsam wir sind, umso überzeugter bin ich, dass wir dafür gemacht sind, vollkommen gekannt und geliebt zu werden. Jeden Tag, unser ganzes Leben lang, gekannt und geliebt zu werden von Familienmitgliedern, engen Freunden, Mentoren und Kollegen.

    Genau so hat Gott es sich für uns ausgedacht und uns entsprechend »verdrahtet«: Eine tiefe Verbundenheit soll unser alltägliches Leben durchdringen und nicht nur eine gelegentliche Erfahrung bei einem Therapeuten sein, den wir dafür bezahlen.

    Es war nicht immer so

    Seit Anbeginn der Welt haben Menschen in nahezu jeder Generation in kleinen Gemeinschaften gelebt. Sie haben gemeinsam gejagt, gemeinsam gekocht, sich gemeinsam um ihre Kinder gekümmert. Es gab keine Türen, keine Schlösser. Sie errichteten draußen Gemeinschaftsfeuer, liefen gemeinsam weite Wege, um Wasser zu holen, und gaben ihr Bestes, um Tag für Tag zu überleben.

    Die Menschen waren selten allein. Sie lebten als Gemeinschaft, in Räumen, die sie gemeinsam nutzten, in einem bunten Miteinander der Generationen. Auf diese Weise setzten sie ihre jeweiligen Talente zum Vorteil aller ein, teilten miteinander die vorhandenen Mittel, wussten Bescheid über die Angelegenheiten der anderen, kümmerten sich gegenseitig um Familienmitglieder, legten Rechenschaft voreinander ab und gaben einander Rückendeckung. Das taten sie nicht nur, um am Leben zu bleiben, sondern auch in dem Versuch, ein erfüllteres Leben zu führen – und zwar gemeinsam.

    Und stell dir vor: Ein großer Teil der Welt lebt immer noch so. Das Jagen mag Supermärkten, Gemeinschaftsgärten und Restaurants gewichen sein; aber die allermeisten, die je den Planeten Erde bewohnt haben, haben fast ihr ganzes Leben inmitten eines kleinen Haufens von ein paar Dutzend Leuten verbracht. Darin war in der Regel die eigene Familie eingeschlossen, aber auch andere Menschen, die innerhalb eines Radius von rund 30 Kilometern gelebt haben.

    Wenn wir uns das vor Augen halten, verwundert es nicht, warum unsere Generation alle Rekorde darin bricht, sich einsam zu fühlen.

    Ich will an dieser Stelle jedoch ganz klar sagen, dass zu jeder Zeit und in allen Kulturen auch Egoismus, Fehlerhaftigkeit, Unrecht und menschliche Zerbrochenheit um sich gegriffen haben. Und eben auch Einsamkeit. Bei unserer Reise setzen wir unsere Hoffnung daher nicht darauf, etwas Altes und Zerbrochenes wiederauferstehen zu lassen, sondern von Menschen zu lernen, die diesen elementaren Aspekt des Lebens auf viel gesündere Weise angegangen sind als wir. Ja, wir brauchen eine Hoffnung, die irdische Beziehungen und Verbundenheit übersteigt. Aber da wir als eine der ersten Generationen auf der Erde auf so individualistische Weise leben, gibt es vieles, was wir von jenen lernen können, die die Verbundenheit der Isolation vorgezogen haben.

    In einem kleinen Dorf in Italien habe ich dazu etwas Besonderes erlebt. Weil wir dort Verwandte haben, mieteten mein Mann Zac und ich vor ein paar Jahren eine günstige Ferienwohnung und verfrachteten unsere vier Kinder, uns selbst und eine Menge Gepäck in ein riesiges Flugzeug. Wir wollten eine Woche in diesem italienischen Dorf verbringen, fernab der Touristenhochburgen, um unsere Verwandten zum ersten Mal zu treffen.

    An einem Nachmittag liefen mein Mann und ich zu einem kleinen Tante-Emma-Laden, um ein paar Lebensmittel fürs Abendessen zu kaufen. Uns entgingen dabei nicht die vier Männer, die rauchend am Verkaufstresen standen und völlig ins Gespräch vertieft waren. Sie wirkten, als würden sie hier jeden Tag stehen und gemeinsam alle Probleme der Welt lösen. Wie wir später erfuhren, war einer von ihnen der Besitzer des Ladens. Unser Eintreten unterbrach ihre angeregte Unterhaltung und aus einem Reflex heraus drehte einer der Männer seinen Kopf zu uns und blickte uns etwas verärgert an.

    »Wer sind Sie denn?«, fragte er.

    Ich musste lachen. Er war nicht direkt unhöflich, aber sichtbar überrascht, in seinem kleinen Dorf am Ende der Welt Fremde zu sehen. Jetzt fiel mir auf, dass uns inzwischen fast jeder im Laden anstarrte. Offenbar waren wir in eine unsichtbare Blase von Insidern geplatzt. Man muss wissen, dass es wirklich ein winziger Ort war. Ich weiß nicht genau, wie viele Menschen dort leben, aber wie viele es auch waren, sie kannten einander. Und allen war klar, dass es sich bei uns um Fremde handelte.

    Tatsächlich kam es an jenem Nachmittag noch zu guten Gesprächen mit einigen Leuten aus dem Laden und der scheinbar verärgerte Mann wies mich sogar noch sehr freundlich auf besondere italienische Kekse hin, die unsere Kinder sicher lieben würden.

    Während Zac und ich abends das Essen kochten, dachte ich über die Atmosphäre nach, die ich in diesem Dorf wahrgenommen hatte. »Kannst du dir vorstellen, an einem Ort zu leben, wo sich jeder kennt? Wo man ohne Probleme zu Fuß zum Lebensmittelladen laufen kann? Und wo man fast jeden Tag dorthin muss, weil es dort – im einzigen Laden am Ort – fast nur frische Sachen zu kaufen gibt? Und wo dieser kurze Gang zum Supermarkt dich mindestens zwei Stunden kostet, weil du unausweichlich ein oder zwei oder fünfundzwanzig Leute triffst, die dir Fragen stellen, die dir ein Fremder oder Bekannter niemals stellen würde?«

    Warum leben wir nicht irgendwo in einem Dorf, fragte ich mich, wo jeder unsere Namen kennt? Ich fing an, darüber nachzudenken, wo und wie wir lebten und ob mein Gefühl der Einsamkeit nur daher rührte, dass es in unserer Nähe keinen Lebensmittelladen gab. Zu jener Zeit wohnten wir in der weitläufigen, knapp eine Million Einwohner zählenden Stadt Austin in Texas, wo ich eine Dreiviertelstunde mit dem Auto fahren musste, um

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