Kooperation (E-Book)
Von Saskia Sterel, Manfred Pfiffner und Martin Berger
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Über dieses E-Book
Mit der Digitalisierung, der zunehmenden Dezentralisierung und flacher werdenden Hierarchien wird für das Berufsleben die Fähigkeit zur Kooperation unabdingbar. Die Schule hat die Aufgabe, diese zu fördern, Kooperation aber auch kritisch zu reflektieren. Auch für die Schule selbst ist eine fruchtbare und dauerhafte Zusammenarbeit mit verschiedensten Akteuren wichtig. Wie Kooperation gelingt, zeigt dieser Band anhand von Hintergrundinformationen und Praxisbeispielen.
Saskia Sterel
Saskia Sterel, Dr. phil., Dozentin für Fachdidaktik an der PH Zürich, unterrichtet an der Berufsfachschule Winterthur Allgemeinbildung und war mehrere Jahre Praktikumslehrerin für angehende Berufsfachschullehrpersonen allgemeinbildender Richtung. Gemeinsam mit Prof. Dr. habil. Manfred Pfiffner hat sie das 4K-Modell entwickelt: ein Studiengang, in dem angehende Lehrpersonen für «Berufskundlichen Unterricht», «Information, Kommunikation und Administration» sowie «Allgemeinbildenden Unterricht» gemeinsam ausgebildet werden.
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Buchvorschau
Kooperation (E-Book) - Saskia Sterel
Vorwort
Kooperation ist von unschätzbarem Wert
Kooperation ist von unschätzbarem Wert. So lautet die Botschaft des vorliegenden Bandes. Er enthält lauter bedenkenswerte Anregungen. Am besten setzen wir sie kreativ und selbstreflexiv in die eigene Praxis um. Dabei hilft, wenn wir uns einfach vergegenwärtigen, dass wir Menschen soziale Wesen sind.
Ja, wenn wir zur Welt kommen, sind andere schon da. Das ist ein sozialer Impetus, der vielleicht auch narzisstisch kränkt. Die ursprünglichen Impulse vermitteln uns jedenfalls, wie wir dank Kooperation überhaupt erst leben können. Daran lässt sich mit einer Kooperation anknüpfen, die auch die berufliche Qualifikation fördert. Und das gelingt vor allem, wenn wir uns nicht über andere erheben.
Kinder unserer Zeit
Wir sind Kinder unserer Zeit. Dabei fragt sich, was wir aus dem machen, was die Gesellschaft mit uns macht. Unsere Gesellschaft funktioniert geldgetrieben. Sie forciert die Rivalität. Das prägt. Wir erleben schon früh, wie wir punkten, wenn wir andere übertrumpfen, und gefährden damit das soziale Miteinander. Zumal unsere Gesellschaft stark ökonomisiert und individualisiert ist. Sie favorisiert materielle Anreize, die den persönlichen Nutzen kurzfristig steigern und solidarische Potenziale einschränken.
Viele Menschen verhalten sich allerdings trotzdem relativ sozial, ohne dafür Boni zu erwarten. Sie tun das einfach, weil sie selbst Wohlwollen erfahren haben und erlangte Kompetenzen weitergeben wollen. Aufeinander abgestimmt, hält diese elementare Kooperation unsere Gesellschaft zusammen. Wobei umweltliche Konstellationen individuelle Dispositionen erheblich mit beeinflussen.
Psyche und Umwelt
Psychoanalytiker Erich Fromm (1900–1980) verknüpft Psyche und Umwelt. Er verbindet unsere verinnerlichte soziale Bezogenheit dialektisch mit dem, wie gesellschaftliche Veränderungen auf uns wirken. Neben verdrängten Wünschen schlummern ebenfalls ungeahnte soziale Potenziale in uns. Sie lassen sich mit Blick auf eine erstrebt friedliche Zukunft beleben. Unterstützend wirkt dabei das sinnliche Wahrnehmen einer Umwelt, die uns faszinierend veranschaulicht, wie komplexe Strukturen interagieren.
Wer täglich über die Natur und den Kosmos staunt, fördert damit die eigene Bereitschaft, bewusst, kommunikativ und respektvoll mit anderen zu kooperieren, statt die eigene Verkäuflichkeit und ein Haben zu optimieren, das immer mehr besitzen will, die Umwelt überlastet und soziale Gegensätze sowie gewalttätige Konflikte in Kauf nimmt. Solange Menschen auf das Haben und die Gier erpicht sind, führen sie laut Fromm auch Krieg. Und sie richten dabei, mangels Selbstreflexion, viel Kritik an die Adresse ihres eigenen Schattens.
Haben oder Sein?
Erich Fromm postuliert ein kooperatives Sein von Menschen, die sich selbst vertrauen, einen eigenen Sinn suchen, gegenwärtig leben, teilen, aktiv lieben, ihre Persönlichkeit entfalten, soziale Realitäten anerkennen, mit der Natur kommunizieren und Freiheiten für alle respektieren. Diese konkrete Utopie intendiert ein Aufbrechen, ohne blauäugig abzuheben. Fromm weist auch auf unsere bescheiden anmutende Endlichkeit hin und darauf, wie das egomanische Besitzstreben das Verlangen nach Allmacht erhöht. Eine lebendige Kooperation fördert hingegen eine stimmige Bezogenheit. Und wenn wir uns dabei eingestehen, uns selbst und andere nur beschränkt zu verstehen, hilft das einem kooperativen Miteinander, das Ambivalenzen und Konflikte zulässt.
Indem wir mit anderen kooperieren, entdecken wir, was uns verbindet und trennt. Das hilft, uns gemeinsam zu verständigen. Wir nehmen dabei Differenzen und Vertrautes im Unvertrauten wahr. Das fördert den Zugang zu dem, was uns irritiert und motiviert, auch entfremdete gesellschaftliche Verhältnisse kooperativ und durch die folgenden Beiträge inspiriert anzugehen. Gute Lektüre!
Ueli Mäder, Soziologe
em. Prof. Dr. Uni Basel, Autor von «Haben oder Sein. Leben statt Profit!», Fromm Lectures, mit Jürgen Hardeck und Roger de Weck, Zeuys Books, Neuhofen 2022
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Einleitung
Der vorliegende Band «Kooperation – Gemeinsam (Lern-)Erfolge erzielen» ist das fünfte Werk zur Einbettung und Vertiefung der 4K in unterrichtliche Belange, wie dies im Buch «Ausbilden nach 4K – Ein Bildungsschritt in die Zukunft» beschrieben wurde (vgl. Sterel, Pfiffner & Caduff 2018). Die 4K Kritisches Denken und Problemlösen, Kommunikation, Kooperation sowie Kreativität und Innovation sind ein Kondensat aus einem ganzen Bündel relevanter Kompetenzen. Sie bilden das zentrale Rüstzeug für unsere (Arbeits-)Welt (vgl. Sterel, Pfiffner & Schrödter 2022).
Es ist offensichtlich, dass Kooperieren zum Erfolg am Arbeitsplatz beiträgt, denn häufig entstehen erst durch Zusammenarbeit neue Ideen oder Innovationen. Vielfach können anspruchsvolle Projekte und Ziele nur gemeinsam erreicht werden. Der Mensch als soziales Wesen ist auf Kooperation angewiesen. Die Art und Weise der Teamarbeit wird sich in den nächsten Jahren jedoch verändern, vor allem dann, wenn sich die Teams in Richtung hybrider Zusammenarbeit weiterentwickeln oder vollständig remote arbeitende Kolleginnen und Kollegen dazustoßen. Vermehrt werden auch Mitarbeitende über die Lokal- und Landesgrenzen hinweg einbezogen und Arbeitende häufiger zwischen Teams und deren Projekten hin und her wechseln. In diesen Fällen werden kooperative Fähigkeiten noch deutlich vermehrt zum Zuge kommen (vgl. Marr 2022).
Wie bereits im Buch «Ausbilden nach 4K» (vgl. Sterel, Pfiffner & Caduff 2018) dargelegt, wird in der 4K-kompakt-Buchreihe der Begriff «Kooperation» statt des im Zusammenhang mit den 4K ebenfalls gängigen Begriffs «Kollaboration» verwendet. Während «Collaboration» im Französischen und Englischen als neutraler Begriff verwendet wird, der vor allem in der Wirtschaftswissenschaft vorkommt und eine enge Zusammenarbeit bezeichnet, besitzt er im deutschen Sprachraum (hier ist vor allem der Terminus «Kollaborateur» verbreitet) eine deutlich negative Konnotation, denn das Wort bedeutet unter anderem auch «Zusammenarbeit mit dem Feind». In der Geschichtswissenschaft wird der Begriff in erster Linie im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg verwendet (Kollaboration im besetzten Frankreich, Norwegen, in den Niederlanden usw.). Um der Problematik einer blinden Übernahme von Begriffen aus anderen Sprachen oder Kulturen vorzubeugen, verzichten wir also auf den belasteten Terminus «Kollaboration» und verwenden stattdessen «Kooperation». Dieser Begriff ist in der erziehungswissenschaftlichen Theorie und Praxis weit verbreitet (vgl. ebd.).
Im traditionellen Verständnis von Arbeit ist die Trennung von Planung und Ausführung als Kennzeichen tayloristischer Betriebs- und Arbeitsorganisation verankert. Die Koordination der entsprechenden Arbeitstätigkeiten unterschiedlicher Bereiche und Abteilungen obliegt hier in der Regel allein dem Management. «Einfache» Angestellte und Mitarbeitende sind von diesen Anforderungen nicht betroffen. Die einzelnen Arbeitskräfte können und müssen sich auf die Ausführung ihrer jeweiligen funktionalen Aufgabe konzentrieren. In welcher Art dies mit anderen Arbeiten zusammenhängt, ist keine Angelegenheit, um die sie sich kümmern müssen oder auch dürfen. Gefragt ist nur die Konzentration auf die individuelle Arbeitsaufgabe (vgl. Böhle et al. 2008, S. 94).
Ungefähr seit Mitte der 1980er-Jahre lässt sich – sowohl in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung als auch in der Literatur und Praxis – ein grundlegender Wandel in den Leitbildern der Organisationsgestaltung feststellen. Nun steht nicht mehr «nur»