Stakeholder-Dialoge erfolgreich gestalten: Kernkompetenzen für erfolgreiche Konsultations- und Kooperationsprozesse
Von Petra Künkel, Silvine Gerlach und Vera Frieg
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Über dieses E-Book
Ein Buch über Stakeholder-Dialoge und ergebnisorientiertes Zusammenarbeiten
Kaum ein Thema ist so omnipräsent wie Nachhaltigkeit. Die Menschen von heute sind dafür verantwortlich, die Zukunft für die Generationen von morgen positiv zu gestalten. In der Regel scheitert dieses Vorhaben jedoch an den unterschiedlichen Zielen, Ansprüchen und Werten der einzelnen Akteure. Dieses Buch widmet sich daher dem Thema Stakeholder-Dialoge. Denn nur, wenn sich ein ebenso kooperativer wie dialogorientierter Ansatz findet, ist ein kollektives Handeln möglich.
Gemeinsame Lösungen für aktuelle Herausforderungen sind keine Zukunftsvisionen
Dieses Buch über Stakeholder-Dialoge bietet neben einem konzeptionellen Rahmen ebenfalls viele Fallbeispiele und methodische Ansätze, die zeigen, wie leicht Personen unterschiedlichen Hintergrunds effizient miteinander arbeiten können. Die Instrumente und Konzepte, die eine erfolgreiche Umsetzung versprechen, entstanden aus den Erfahrungen und Reflektionen der Mitwirkenden in diesem Buch.Stakeholder-Dialoge sind zwingend erforderlich, um das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich betrachten und angehen zu können. Durch die individuellen Ziele findet die Arbeit in der Regel voneinander isoliert und im gegenseitigen Wettstreit statt. Kooperationsprozesse zwischen Unternehmen aus der Wirtschaft und fachkundigen Experten unter einer gemeinsamen Führung sind der erste Ansatz, um zusammen Verantwortung zu übernehmen.
Erfahren Sie in diesem Buch, wie Stakeholder-Dialoge und ein CSR-Management zusammenhängen
Die aktualisierte Ausgabe umfasst folgende Kapitel, die Ihnen einen tiefen Einblick in die Materie geben:
• Stakeholder Dialoge - ein zentraler Ansatz zur Umsetzung nachhaltiger Entwicklung
• Potenzialanalyse für die Anwendung von Stakeholder Dialogen
• Formen von Stakeholder Dialogen und die Möglichkeit ihrer Umsetzung
• Die Durchführung von Stakeholder Dialogen
• Stakeholder Dialoge als Veränderungsmanagement
• Kommunikation in Stakeholder Dialogen
• Dialog als Grundprinzip von Konsultation und Kooperation
• Erfolgsfaktoren für Stakeholder Dialoge
• Prozessmonitoring in Stakeholder Dialogen• Praxistools
Die einzelnen Teile des Buches sollen Ihnen dabei helfen, mittels Stakeholder-Dialogen den existierenden Status-Quo zu ändern.
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Buchvorschau
Stakeholder-Dialoge erfolgreich gestalten - Petra Künkel
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
P. Künkel et al.Stakeholder-Dialoge erfolgreich gestaltenhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-26972-2_1
1. Einleitung – Wie dieses Buch zu benutzen ist
Petra Künkel¹ , Silvine Gerlach² und Vera Frieg²
(1)
Collective Leadership Institute, Potsdam, Deutschland
(2)
Berlin, Deutschland
Petra Künkel (Korrespondenzautor)
Email: petra.kuenkel@collectiveleadership.com
Silvine Gerlach
Vera Frieg
Stakeholder-Dialoge erfordern eine sehr bewusste und kollektive Führung. Es gilt, die vielfältigen Interessen und Ziele unterschiedlicher Akteursgruppen in konstruktive Bahnen zu lenken. Ebenso wird Kompetenz im Prozessmanagement benötigt, um einen anfänglichen Mangel an Vertrauen zwischen Menschen verschiedener Stakeholder-Gruppen zu überwinden, besonders wenn einige von ihnen stärkeren Einfluss besitzen als andere. Erfolgreiche Stakeholder-Dialoge setzen daher eine Kompetenzentwicklung auf mehreren Ebenen voraus.
Definitionen
Stakeholder-Dialog.
Ausschlaggebend für die ergebnisorientierte Umsetzung von Stakeholder-Dialogen sind Instrumente und Tools sowie ein gutes Verständnis von dem, was in welcher Phase eines Stakeholder-Dialogs benötigt wird. Die Potenziale von Stakeholder-Dialogen sollten bekannt sein.
Darüber hinaus ist ein umfassendes Methodenwissen notwendig, um die häufig kontroversen Interessen zu bündeln und den gemeinsamen Dialog als strukturierten Prozess ergebnisorientiert zu gestalten.
Definitionen
Stakeholder.
Das Wissen und Verständnis der grundlegenden Konzepte hilft dabei, die Umsetzung der Stakeholder-Dialoge in einen größeren Kontext zu stellen: Es geht um einen gesellschaftlichen Wandel hin zu nachhaltiger Entwicklung. Dies bedeutet Veränderungsmanagement in komplexen sozialen Systemen.
Für die sensible und erfolgreiche Gestaltung von Stakeholder-Dialogen brauchen wir ein hohes Maß an Prozesskompetenz. Sie ermöglicht es uns zu wissen, wann informelle Kommunikationsprozesse nötig sind, wann und wie große oder kleine Stakeholder-Workshops abgehalten werden sollten, wann Beziehungsmanagement im Vordergrund steht und wann Umsetzungspläne für greifbare Ergebnisse erarbeitet werden sollten.
Stakeholder-Dialoge versuchen stets, einen existierenden Status quo zu ändern. Um hierbei erfolgreich zu sein, müssen wir den Kontext beachten, in dem der jeweilige Stakeholder-Dialog erfolgt. Wir müssen verstehen, was in diesem speziellen, oft komplexen Fall Systemveränderung fördert und was Veränderung verhindert. Insofern schafft dieses Systembewusstsein eine Voraussetzung dafür, die Initiierung von Stakeholder-Dialogen anzustoßen, und bleibt eine wichtige Fähigkeit während ihrer Umsetzung.
Die wichtigsten „Tools" für Stakeholder-Dialoge sind immer Menschen: sie regen an, setzen um, tragen bei, unterstützen und ermöglichen. Um die Wirkung von Stakeholder-Dialogen zu erhöhen, müssen Initiatorinnen und Initiatoren, Umsetzerinnen und Umsetzer, Moderatorinnen und Moderatoren über ein hohes Maß an Selbstkenntnis verfügen. Sie müssen ihre eigenen Vorlieben, Stärken und Schwächen kennen, ihre Führungsrolle reflektieren können und für ständiges Lernen offen sein (Tab. 1.1).
Tab. 1.1
Mehrebenen-Kompetenzentwicklung für Stakeholder-Dialoge
Das Handbuch „Stakeholder-Dialoge erfolgreich umsetzen" berührt alle diese Ebenen der Kompetenzentwicklung und gibt einen Überblick über Chancen und Gründe für die Anwendung von Stakeholder-Dialogen (Abb. 1.1). Es zeigt auf, wie Stakeholder-Dialoge ergebnisorientiert initiiert, umgesetzt und begleitet werden können.
../images/340380_2_De_1_Chapter/340380_2_De_1_Fig1_HTML.pngAbb. 1.1
Wie dieses Buch zu benutzen ist
Kap. 2 führt in das Thema Stakeholder-Dialoge als Methode des Veränderungsmanagements ein. Es erläutert den Ansatz sowie die Chancen, die sich daraus für nachhaltige Entwicklung ergeben.
Kap. 3 zeigt die Potenziale von Stakeholder-Dialogen und beschreibt detailliert, was mit der Methode erreicht werden kann, wann sie geeignet ist und wie man das Potenzial von Stakeholder-Dialogen analysieren kann.
Kap. 4 benennt die (global-)gesellschaftlichen Ebenen, auf denen Stakeholder-Dialoge stattfinden können, und bietet hilfreiche Informationen zu verschiedenen Formen von Stakeholder-Dialogen. Es stellt die drei zentralen Akteursgruppen in Stakeholder-Dialogen vor: den öffentlichen Sektor, den privaten Sektor, die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft.
Kap. 5 erklärt, wie Stakeholder-Dialoge durchgeführt werden. Hier wird das ©Dialogic Change Model (DCM)¹ erläutert, das die verschiedenen Phasen eines Stakeholder-Dialogs aufzeigt und verdeutlicht, was in jeder Phase benötigt wird. Das Modell bietet einen praktischen Leitfaden für die Vorbereitung und Durchführung eines Stakeholder-Dialogs, wobei die Checklisten am Ende des Kapitels besonders nützlich sind.
Kap. 6 handelt von Dimensionen der Veränderung, die für nachhaltige Ergebnisse gleichermaßen in Dialogprozesse integriert werden müssen. Es beschreibt, wie Stakeholder-Dialoge als Weg zu kollektiver Führung gesehen werden können und welche Herausforderungen es hierbei zu bewältigen gilt. Insbesondere wird die Rolle von Stakeholder-Dialog-Initiatoren betrachtet, vor welchen Anforderungen sie stehen und welche Kompetenzen sie benötigen.
Kap. 7 geht auf die verschiedenen Ebenen von Kommunikation in Stakeholder-Dialogen ein und gibt wichtige Hinweise zur Rolle von Kommunikation in den verschiedenen Phasen des Dialogic Change Models.
Kap. 8 vertieft das Thema Dialog als Grundprinzip im Veränderungsmanagement durch Stakeholder-Dialoge. Es zeigt auf, wie man Dialogstrukturen fördert, Dialogkompetenz entwickelt und sie praktisch umsetzen kann. Ebenso wird erläutert, wie man erfolgreich Engagementprozesse aufbaut und unterschiedliche Akteursgruppen in diese einbindet.
Kap. 9 benennt die Erfolgsfaktoren für das Gelingen von Stakeholder-Dialogen und zugehörige Beispiele.
Kap. 10 beschreibt, wie die Prozessqualität von Stakeholder-Dialogen überprüft werden kann. Dafür wird ein Instrument vorgestellt, mit dem die Prozessqualität in den verschiedenen Phasen eines Stakeholder-Dialogs eingeschätzt werden kann.
Kap. 11 liefert verschiedene praktische Instrumente, die hilfreich bei der Umsetzung von Stakeholder-Dialogen sind.
Im Anhang finden sich weiterführende Links und Literaturhinweise zu den Themen Stakeholder-Dialoge, Kooperationsprozesse, sektorenübergreifendes Arbeiten sowie Führung für Nachhaltigkeit. Weitere Information unter www.collectiveleadership.com.
Fußnoten
1
Entwickelt vom Collective Leadership Institute gGmbH 2009.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
P. Künkel et al.Stakeholder-Dialoge erfolgreich gestaltenhttps://doi.org/10.1007/978-3-658-26972-2_2
2. Stakeholder-Dialoge – Ein zentraler Ansatz zur Umsetzung nachhaltiger Entwicklung
Petra Künkel¹ , Silvine Gerlach² und Vera Frieg²
(1)
Collective Leadership Institute, Potsdam, Deutschland
(2)
Berlin, Deutschland
Petra Künkel (Korrespondenzautor)
Email: petra.kuenkel@collectiveleadership.com
Silvine Gerlach
Vera Frieg
Stakeholder-Dialoge werden zunehmend als Instrument für nachhaltige Entwicklung genutzt, beispielsweise wenn es um Anpassungen an den Klimawandel, den Ausbau erneuerbarer Energien, nachhaltige Beschaffung, Ressourcenmanagement, die Verbesserung des Gesundheitswesen, die Entwicklung von nachhaltigen Wertschöpfungsketten, nachhaltige Stadtentwicklung, ein verbessertes Bildungswesen oder um die Durchsetzung von sozialen und ökologischen Standards geht. Verstärkt werden sie auch in der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung eingesetzt und in der Interaktion zwischen Unternehmen und ihren Interessengruppen. Initiiert werden sie von Akteuren aus dem öffentlichen Sektor, dem Privatsektor, aus der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft.
Definitionen
Stakeholder, Seite 155.
2.1 Stakeholder-Dialoge – eine Einführung
Stakeholder-Dialoge liefern einen methodischen Ansatz, um Kooperation und Konsultation in komplexen Veränderungsprozessen für Nachhaltigkeit zu ermöglichen. Um diese Veränderungen erfolgreich zu gestalten, müssen unterschiedliche Interessengruppen in die Prozesse einbezogen werden. Gut aufgesetzte Stakeholder-Dialoge sichern eine Identifizierung mit den Ergebnissen und ein hohes Engagement aller Beteiligten bei der Umsetzung. Unterschiedliche gesellschaftliche Akteure bringen sich in die Zusammenarbeit ein, um Lösungs- und Handlungsoptionen für bestehende Herausforderungen gemeinsam zu erörtern und/oder an der Umsetzung mitzuwirken.
Der Ansatz der Stakeholder-Dialoge bietet in komplexen Situationen einen konstruktiven Weg, indem er Perspektiven für neue Handlungsoptionen eröffnet, die alle Beteiligten und Betroffenen akzeptieren können. Werden Lösungen gemeinsam gefunden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, einen Konsens zu erzielen und belastbare Ergebnisse zu erhalten. Unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen wirken zusammen, wenn sektorenübergreifend an gemeinsamen Zielen gearbeitet wird. Doch auch innerhalb eines Sektors schafft der Austausch über verschiedene Sichtweisen Synergieeffekte.
Definitionen
Stakeholder-Dialog, Seite 155.
Stakeholder-Dialoge bringen unterschiedliche Perspektiven zusammen und ermöglichen eine gemeinsame Suche nach Lösungsansätzen, die nicht bei Teillösungen stehen bleiben oder Schwierigkeiten ausblenden. Die Unterschiede und Konflikte zwischen den verschiedenen Stakeholdern bergen vielmehr ein großes Potenzial für innovative Lösungsansätze im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung. Werden Mittel und Ressourcen gebündelt, kann sich durch Stakeholder-Dialoge die Effizienz in der Umsetzung von Veränderungsprojekten zusätzlich erhöhen.
Konzept: Wer sind Stakeholder?
Stakeholder sind Personen oder Institutionen, die ein Interesse an einem bestimmten Entwicklungsverlauf oder einer bestimmten Entscheidung haben. Sie können als Einzelperson oder als Vertreter einer Gruppe oder eine Organisation auftreten. Sie beeinflussen entweder selbst eine Entscheidung, sind Schlüsselfiguren bei der Umsetzung oder direkt von der Entwicklung betroffen.
2.2 Die Anwendung von Stakeholder-Dialogen – Chancen und Gründe
Stakeholder-Dialoge ermöglichen es, verschiedene Sichtweisen, Standpunkte und Interessen in Planungs- und Umsetzungsprozesse einzubinden. Damit begünstigen sie neue und innovative Formen der Kommunikation und Zusammenarbeit. Sie führen unterschiedliche Kompetenzen zusammen und erleichtern somit Effizienz und Effektivität in der Umsetzung von Vorhaben für Nachhaltigkeit (Tab. 2.1).¹
Tab. 2.1
Warum sind Stakeholder-Dialoge ein vielversprechender Ansatz?