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Plötzlich sprachlos: Schlaganfall - Zweiter Teil. Mein zweiter beachtenswerter Lebensweg
Plötzlich sprachlos: Schlaganfall - Zweiter Teil. Mein zweiter beachtenswerter Lebensweg
Plötzlich sprachlos: Schlaganfall - Zweiter Teil. Mein zweiter beachtenswerter Lebensweg
eBook214 Seiten2 Stunden

Plötzlich sprachlos: Schlaganfall - Zweiter Teil. Mein zweiter beachtenswerter Lebensweg

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Über dieses E-Book

Was er zum Thema Aphasie alles erlebt, gesehen und wieder gelernt hat und wie er es geschafft hat, andere Menschen zu motivieren und auch selbst immer an sich zu "arbeiten", hat ihn bewogen, dieses Buch zu schreiben.
SpracheDeutsch
HerausgeberHartung-Gorre
Erscheinungsdatum6. Juni 2023
ISBN9783866287914
Plötzlich sprachlos: Schlaganfall - Zweiter Teil. Mein zweiter beachtenswerter Lebensweg
Autor

Uwe Keller

Uwe Keller erlitt am 18.02.1998 einen leichten Schlaganfall. Wie man so schön sagt: Aus heiterem Himmel hat ihn der Schlag getroffen. Die Sprachstörungen sowie die Sensibili- tätsstörung am linken Arm bildeten sich komplett zurück. Am 21.09.2001 erlitt Uwe Keller seinen zweiten Schlaganfall, wieder ohne jegliche Vorwarnung, doch dieses Mal hatte dies für ihn wesentlich schwerwiegendere Folgen.

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    Buchvorschau

    Plötzlich sprachlos - Uwe Keller

    Für Katja

    Inhalt

    Vorwort von Frau Prof. Dr. Norina Lauer

    Lebensfreude ist ansteckend

    „Plötzlich sprachlos" -Warum der zweite Teil?

    Wie ich einige prominente Menschen der Aphasie-Bewegung kennenlernte

    Missverständnisse gibt es auch ohne Sprachstörungen

    Eine unverhoffte Trainingseinheit

    Große Angst auf der Wendeltreppe

    Erfahrungen mit dem Tod

    Ein Bike-Ausflug mit Gaby

    Ein Erlebnis mit der Heilbronner Polizei

    Nachdenkliches zum Thema „Entscheidungen"

    Lass dir deine Visionen nicht kaputtmachen!

    Gleich am Ziel

    Mit dem Flugzeug alleine in den Urlaub

    Ups! Ich werde ja schon 60!

    Auf Kreuzfahrt

    Der erste Morgen an Bord

    Ist es nicht wunderbar, Fehler zu machen?

    Einsichten und Hemmungen

    Die „Tour de Ländle"2013

    „Frau Bundeswehr" oder Marion aus Gailingen

    Hotlines

    Ein kleiner Trick mit großer Wirkung

    Im Fußball-Stadion

    Immer diese Vorurteile

    Noch mehr Vorurteile: Erfahrungen mit einem Rocker

    Eine Szene im Speisesaal

    Unter Rauchern

    Ein peinlicher Auftritt

    Erlebnisse auf meinen Lese-Reisen

    Der Aphasie-Tag 2014 in Greifswald

    Nikolaus-Zugfahrt am 06.12.2014

    Da muss ich hin - unbedingt!

    Geht nicht, gibt's nicht!

    Ohne Schlaganfall wäre das wahrscheinlich nicht passiert!

    Auf die Einstellung kommt es an

    Angehörige tun gut. Aber nicht immer!

    Wo gehobelt wird, fallen Späne

    Oberflächliche Höflichkeiten

    Auf dem Bahnhof in Würzburg

    Im Hotel in München

    Im Café in Waldenburg

    Beim Einkaufen

    In Heilbronn auf dem Bahnhof

    Der DB-Lokführerstreik

    Tanzen macht Spaß! Und Erlebnisse am Bodensee

    Wenn es unbedingt sein muss ...!

    Menschen, die mein Leben bereichert haben

    Auf der Grüntenhütte

    Das vierte Treffen

    Gib nicht auf! Niemals! Sonst bist du verloren!

    Meine erste Lesung in Heilbronn

    Vorwort

    Schreiben ist immer eine Arbeit an der Sprache hat Verena Stefan, eine Schweizer Schriftstellerin, gesagt. Dass dies nicht nur für Schriftsteller gelten kann, sondern auch für Menschen mit erworbenen Kommunikationsstörungen, zeigt Uwe Keller, der hiermit sein zweites Buch veröffentlicht. Er berichtet über das, was ihm als Mensch mit Problemen der Sprache und des Sprechens widerfährt und setzt sich zugleich mit seinen eigenen Schwierigkeiten auseinander.

    Ich kenne Uwe Keller seit mehr als 10 Jahren. Seine positive Lebenseinstellung hat mich von Anfang an sehr beeindruckt. Als Mitglied der Selbsthilfegruppe Schlaganfall und Aphasie in Karlsruhe hat er beispielsweise in einem Qualitätszirkel von Sprachtherapeuten und -therapeutinnen sowie Schlaganfallbetroffenen (Round-Table) mitgearbeitet, den ich als Moderatorin leitete. Herr Keller beteiligte sich dabei u.a. an der Erstellung einer Broschüre mit Kommunikationsregeln für Menschen mit Aphasie und deren Angehörige. Von ihm kam auch die Idee der Entwicklung einer Aphasie-Therapiechronik. Auf diesem Faltblatt können Informationen zur logopädischen Diagnostik und Therapie festgehalten und vom Betroffenen an Folgetherapeuten weitergegeben werden.

    Da es in seinem Wohnort Heilbronn keine Aphasie-Selbsthilfegruppe gab, entschloss sich Uwe Keller, gemeinsam mit einer Logopädin, eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen. Hierüber und über seine Teilnahme an mehreren Aphasie-Selbsthilfegruppen hat er sich immer intensiver in der Aphasie-Selbsthilfe engagiert. Dies führte ihn bis zu seiner Vorstandstätigkeit im Bundesverband für die Rehabilitation der Aphasiker e.V.

    2010 hat er sein erstes autobiographisches Buch Plötzlich sprachlos veröffentlicht und auf zahlreichen Lesungen, insbesondere vor Studierenden der Logopädie und Aphasie-Selbsthilfegruppen, präsentiert. Er schildert auf sehr eindrückliche und auch humorvolle Weise Situationen, die einem Menschen mit Kommunikationsstörungen begegnen können. Dabei wird deutlich, dass er schwierigen Situationen nicht aus dem Weg geht, sondern sie als Herausforderungen annimmt.

    Insofern ist es nur konsequent, dass Uwe Keller in diesem zweiten Buch weitere Ausschnitte aus seinem Leben schildert, die anderen Betroffenen Mut machen, offensiv mit ihren Kommunikationsproblemen umzugehen.

    Norina Lauer

    Lebensfreude ist ansteckend

    Ein Dankeschön an Uwe Keller

    Als ich im Sommer 2013 zum ersten Mal in der Schmieder Klinik Gailingen war, war ich an meinen Rollstuhl gefesselt und hatte große Mühe, meinen Zustand zu akzeptieren und zu verstehen. Während dieser Zeit traute ich mich nicht auf das Klinikgelände und rollte nur bis zum Briefkasten vor dem Haus Tirol, wo ich untergebracht war. Von diesem Posten aus konnte ich einen lebensfrohen Mann mit einem hellen Sommerhut und Ghettoblaster, dem eine fröhliche Musik entströmte, beobachten. Um diesen Mann herum scharte sich eine kleine Gruppe von Mitpatienten, die sich von der guten Laune bei Sonnenschein anstecken ließ. Sie tanzten und lachten; dieser Szene wohnte ein Hauch von Sommerurlaub inne. Innerlich weckte diese Stimmung eine Sehnsucht in mir, ich wollte auch so gern wieder fröhlich und lustig sein und vor allem mich wieder frei bewegen. Das bloße Zusehen war wohltuend.

    Bei meinem nächsten Reha-Aufenthalt in Gailingen 2014, diesmal als Fußgängerin, ohne Rollstuhl, traf es sich, dass ich den erwähnten „behüteten" Mann näher kennenlernen durfte. Ich begegnete ihm im Speisesaal zum Frühstück - Uwe Keller persönlich - und ich konnte ihm von dieser Tanzszene erzählen.

    Ich bin so froh und dankbar, dass wir uns näher kennen gelernt haben. Unsere Gespräche waren so wertvoll, wir unterhielten uns über Gott und die Welt, nicht nur über Krankheitsbilder. Das Leben von Uwe Keller ist so bunt wie ein Regenbogen. Er ist sehr initiativ, dafür bewundere ich ihn. Er fährt zum Beispiel regelmäßig mit seinem Fahrrad schnell nach Stein am Rhein oder nach Konstanz. Im Nu legt er 100 Kilometer zurück.

    Wenn ich Uwe frage, wie es ihm geht, ist es mittlerweile eine rhetorische Frage, denn Uwe antwortet überzeugt: „Mir ging es noch nie so gut in meinem Leben." Es ist eine wunderbare Antwort, umso mehr, wenn man die physischen Einschränkungen von Uwe wahrnimmt. Es ist im Alltag nicht leicht mit einer Einseitigkeit zu leben. Aber Uwe meistert alles mit „links", im wahrsten Sinne des Wortes.

    Uwes Lebensfreude und -lust sind ansteckend, er ist bekannt wie ein bunter Hund und hat Kontakt zu vielen Mitpatienten, die er aufmuntern kann, wenn es ihnen nicht so gut geht.

    Lieber Uwe, du tust den Menschen gut, nicht zuletzt durch deine beeindruckenden und ergreifenden Lesungen. Du erwähnst immer wieder, dass unsere Frühstückszeit auch Therapiezeit ist. Ich bin dir für unsere ernsthaften Gespräche und das herzhafte Lachen sehr dankbar. Du hast meine ganze Bewunderung und ich freue mich schon auf das kommende Buch und auf vielleicht weitere Veröffentlichungen und vor allem auf das nächste Treffen.

    Dir, lieber Uwe, wünsche ich von ganzem Herzen alles erdenklich Gute für deinen weiteren Lebensweg.

    Céline Horlacher

    eine bewundernde Mitpatientin aus Gailingen.

    „Plötzlich sprachlos″ - Warum der zweite Teil?

    Als mein Buch „Plötzlich sprachlos" 2010 veröffentlicht wurde, stellten wir fest: Wir hatten einiges vergessen und seit mein erstes Buch erschienen ist, habe ich wieder viel erlebt. Das hat mich bewogen, weiter zu schreiben. Das erste Buch haben wir zusammen geschrieben, Katja und ich. Im Januar 2013 kam mir die Idee, nun alleine weiter zu schreiben. Für die verschiedensten Spracherkennungs-Programme für Computer hatte ich schon viel Geld ausgegeben. Ich spreche aber sehr langsam und teilweise undeutlich. Die Programme haben alle nicht funktioniert.

    Das Einzige, was mir immer hilft, ist „Word Q. Mit „Word Q erscheint über dem gerade geschriebenen Text ein Fenster. Darin sind neun Wörter zur Auswahl. Meistens ist das Wort, das ich benötige, dabei. Wenn ich zwei Zeilen geschrieben habe, gehe ich im PC auf „markieren". Der Text wird dann hörbar: Ich kann eventuell grammatikalische Fehler oder fehlende Wörter finden. Oft bin ich beim Schreiben mit den Gedanken schon viel weiter als mit der Schrift. Dann vergesse ich einfach Wörter. Für mich stand somit fest: Ich würde zwar alle Texte selbst schreiben. Beim „Feinschliff" würde ich mir aber helfen lassen. Das Schreiben ist für mich eine sehr gute Übung. Ja, es ist sogar eine Therapie. So war es naheliegend, die Therapeuten zu überzeugen, mich dabei zu unterstützen. Inzwischen läuft es so: Ich schreibe zu Hause meine Erlebnisse am PC auf. Dann nehme ich die Datei zum Überarbeiten mit in die Therapie. Dort lese ich meine Texte laut vor. Die Therapeuten legen großen Wert darauf, dass wir gemeinsam Fehler suchen oder neue Sätze formulieren. Bei meinen eigenen Texten bin ich natürlich sehr motiviert! Schriftlich, grammatikalisch und auch an der Aussprache arbeite ich daran intensiver als mit fremden Texten.

    Sowohl in Heilbronn als auch in Gailingen in der Reha hatten die Therapeuten viel Verständnis. Und sie hatten großes Interesse an meinem Buchprojekt. Als ich noch nicht wieder sprechen konnte, habe ich fanatisch geübt. Genauso begeistert habe ich nun meine Gedanken mit dem PC aufgeschrieben.

    Die meisten Erfahrungen, die ich im Alltagsleben mache, sind positiv. Nur etwa fünf Prozent sind wirklich negativ. Aber die tun unendlich weh!

    Was mich immer weiter gebracht hat: Ich nehme mir Ziele vor. Und die arbeite ich dann konsequent ab. Die Ziele sind in der Zwischenzeit stetig größer geworden. So bin ich zum Beispiel zum ersten Mal alleine in den Urlaub geflogen. Nach Ägypten! Ich habe meine erste AIDA-Reise ALLEINE gemacht. Und ich bin bei der Radtour „Tour de Ländle" mitgeradelt. Ich bin mir keineswegs von Anfang an sicher, ob ich meine Ziele auch wirklich erreiche. Nein, jedes Mal, wenn ich ein neues Ziel habe, nagen Selbstzweifel an mir. Ich sage mir dann: „Uwe, ist das nicht eine Nummer zu groß? Ein zu großes Risiko für dich?" Aber zum Glück: Bisher konnte ich alles, was ich mir vorgenommen hatte, verwirklichen. Mit jedem Ziel, das ich erreiche, gewinne ich ein Stück persönliche Freiheit, Lebensfreude und Selbstsicherheit. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wieder was Tolles, Außergewöhnliches geleistet zu haben! Natürlich kann man sagen: „Ja, der Uwe hat ganz andere Voraussetzungen!" bas mag auch zum Teil stimmen. Aber ein großer Teil sind überflüssige Unkenrufe. Das Leben ist ein Risiko. Wir Menschen denken nicht gerne darüber nach. Und ändern kann man es auch nicht. Ein kleiner Trick ist: Wenn man Lebensfreude und Lebenslust entdeckt, verliert das Gespenst „RISIKO" ganz schnell an Bedeutung. Bei allem, was ich unternommen habe, war es so. Der Mut, es zu tun, war stärker als die Angst vor der neuen Situation. Für meinen Teil habe ich erfahren, dass mein Mut immer belohnt worden ist. Jeder Mensch muss für sich die Entscheidung treffen, ob er bereit ist, mehr zu wagen. Aber dazu muss man die „Komfort-Zone" verlassen.

    Ich jedenfalls muss immer neue Ziele haben; wenn ich mal keine neuen Ziele mehr habe, dann bin ich tot!!

    Was mir in meinem neuen Leben am meisten gebracht hat: ICH HABE ES ANGENOMMEN. Aber das war nicht einfach. Und es hat mich viele Tränen gekostet. Ich habe es mir hart erarbeitet!

    Mit Menschen, die mir nicht gut tun, verbringe ich keine Zeit mehr.

    Früher hatte ich noch lange nicht das Selbstbewusstsein, das ich heute habe. Einmal wollte ich mich zum Beispiel bei einer Diskussion einbringen. Ich hatte schon mehrmals durch Handzeichen signalisiert, dass ich etwas sagen möchte. Keiner hat darauf reagiert. Schließlich habe ich mit der Faust auf den Tisch geschlagen und erregt gesagt: „JETZT REDE ICH!" Das hat mir eine ganze Menge Respekt verschafft.

    Es ist gut zu wissen, dass ich viele Fehler machen darf. Ich bitte auch sehr gerne um Hilfe. So sind schon oft ungeplant tolle Gespräche entstanden. Das ist für mich Sprachtherapie im Alltag.

    Ich habe schon immer wichtige Vorbilder gehabt. So zum Beispiel Holger, den Leiter der Karlsruher Selbsthilfegruppe. Ich habe sehr bewundert, wie er mit seinem Schicksal umgegangen ist. Er hat mir auch viele gute Tipps für den Alltag gegeben. Als ich noch fast nicht sprechen konnte, riet er mir, viel zu telefonieren. Wörtlich sagte er sogar: „Uwe, Du musst telefonieren bis der Hörer glüht! Ich grinste und sagte: „Wie soll das denn gehen? Damals war es dafür tatsächlich noch zu früh. Aber später ist mir der Rat immer wieder eingefallen, und ich habe es dann so gemacht.

    Es gibt immer verschiedene Sichtweisen. Viele Wege führen nach Rom. Ich will damit sagen, dass es viele Wege der Krankheitsbewältigung gibt. Wichtig ist, dass man sein Leben annimmt. Und das Beste daraus macht. Mein Schlaganfall wurde für mich zu einer zweiten Chance!

    Wie ich einige prominente Menschen der Aphasie-Bewegung kennenlernte

    Im Jahr 2004 sollte es in Speyer ein Event geben: den ersten Aphasie-Tag in Rheinland-Pfalz. Es hätte eigentlich Aphasie-Nachmittag heißen müssen, denn die Veranstaltung dauerte von 14 bis 18 Uhr. Mit den Aphasie-Tagen in Würzburg konnte man das natürlich nicht vergleichen. Die dauern üblicherweise drei Tage. Die Aphasie-Tage in Würzburg hatte ich schon besucht und toll gefunden. Für mich war es wichtig zu erleben, wie andere Menschen mit einem ähnlichen Schicksal ihr Leben meistern. Damals in Würzburg wohnten wir im Hotel, zusammen mit anderen Betroffenen und Angehörigen. Es war einfach super, von der ersten Minute an gab es einen tollen Zusammenhalt. Da wollte ich bei einer ähnlichen Veranstaltung natürlich dabei sein! Und auch der Aphasie-Tag in Speyer konnte sich sehen lassen. Die Veranstalter boten alles auf: Chefärzte, sehr namhafte Therapeuten, Politiker, Verbandskollegen, Aphasiker und Angehörige. Eine Reha-Jazzband war extra aus Hamburg angereist. Ich fragte Frank aus Mühlacker, ob er mit mir dorthin käme. Frank begleitete mich damals oft. Er war damals eine große Unterstützung für mich, da ich noch nicht gut alleine reisen konnte. Es war immer eine tolle Sache, mit Frank unterwegs zu sein! Ich bin ihm heute noch sehr dankbar für seine Hilfe. So fuhren wir auch damals zusammen nach Speyer. Dort gab es für die neu Angereisten ein Essen im Gemeindehaus. Einen Eintopf. Wir waren gerade rechtzeitig zum Essen angekommen und setzten uns. Eins fand ich komisch: Im Speisesaal waren nur wenige „Betroffene". Es waren eher die Prominenten des Aphasiker-Verbands da.

    Das Essen, der Eintopf, kam bei mir einem „Super-Gau" gleich. Ich kann zum Beispiel keine Suppe essen oder Kaffee aus einer normalen Tasse trinken. Denn mit der linken Hand war ich noch nie besonders geschickt, auch vor dem Schlaganfall nicht. Damals hatte ich noch lange nicht die Selbstsicherheit, meine Defizite anzunehmen und mit ihnen zu leben. Beim Suppeessen in der Öffentlichkeit wurde ich oft nervös und zittrig. Ich konnte dann fast gar nicht mehr essen. Heute gehe ich anders damit um. Heute sage ich mir: „Wenn ich in der Öffentlichkeit Suppe esse, dann setze ich mich ungeheuer unter Stress. Also werde ich in der Öffentlichkeit keine Suppe mehr essen. Basta!"

    Viele Chefs der einzelnen Aphasie-Landesverbände waren da. Sie hatten sich extra die Zeit genommen, hier zu sein. Zum ersten Mal sah ich den Bundesvorsitzenden des Aphasie-Verbandes. Der Vorsitzende „meines" Landesverbandes war natürlich auch da. Er hat einen Namen, den ich bis heute nicht richtig aussprechen kann. Er heißt: Gunther Lacroix. Seine genaue Position war „Vorstandsvorsitzender des Landesverbands Aphasie und Schlaganfall Baden-Württemberg". Heute weiß ich, dass man den Gunther am besten nicht gleich morgens nach dem Aufstehen mit irgendeiner Frage belästigen sollte. Beim Essen besser auch nicht.

    Da

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