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Die Spirale der Meditation - 360 Seiten Einblick in die Erfahrung und Philosophie der Yogis und Mystiker, mit vielen praktischen Übungen: Die Kraft der Achtsamkeit verstehen, die Welt klarer sehen und dadurch das Leben mehr genießen
Die Spirale der Meditation - 360 Seiten Einblick in die Erfahrung und Philosophie der Yogis und Mystiker, mit vielen praktischen Übungen: Die Kraft der Achtsamkeit verstehen, die Welt klarer sehen und dadurch das Leben mehr genießen
Die Spirale der Meditation - 360 Seiten Einblick in die Erfahrung und Philosophie der Yogis und Mystiker, mit vielen praktischen Übungen: Die Kraft der Achtsamkeit verstehen, die Welt klarer sehen und dadurch das Leben mehr genießen
eBook362 Seiten3 Stunden

Die Spirale der Meditation - 360 Seiten Einblick in die Erfahrung und Philosophie der Yogis und Mystiker, mit vielen praktischen Übungen: Die Kraft der Achtsamkeit verstehen, die Welt klarer sehen und dadurch das Leben mehr genießen

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Über dieses E-Book

Das bisher tiefgehendste und persönlichste Buch des Yogalehrers und Autors von "Loslassen mit Yoga-Nidra"

Dies ist ein Praxisleitfaden für alle, die Ihre Welt und die ihr innewohnende Schönheit mit den Augen einer Mystikerin oder eines Mystikers betrachten wollen, egal ob Einsteiger oder erfahrene Meditierende.
Die kraftvollen und zutiefst positiven Auswirkung der Meditation auf viele ihrer Praktizierenden sind mittlerweile breit bekannt und auch wissenschaftlich belegt. Doch wie können wir diese Wirkungen so in unser Leben integrieren, dass sie uns nachhaltig zu mehr Lebensqualität führen und auch über schwierige Phasen in unserem Leben hinweg tragen? Die Antwort liegt in der Entwicklung der "Sicht der Mystiker" - des intuitiven, gelebten Verständnisses, dass alles "gut ist" - von wo aus dann wahrhaft inspiriertes Handeln möglich wird.

Viele von uns sind zu ihrem eigenen Großmeister, unserem eigenen "Guru" – wörtlich, dem was uns aus der Dunkelheit zum Licht, zur Klarheit führen soll – geworden. Wir wählen selbst, was wir lernen wollen und müssen, wann und von wem. Je mehr Auswahl wir haben, desto wichtiger wird es, ein eigenes Koordinatensystem zu entwickeln, um zu erkennen, was möglich ist – das heißt, wobei uns eine bestimmte Praxis helfen kann, und wo nicht.

Begleiten Sie Andreas Ziörjen in seinem bisher persönlichsten Buch auf eine Reise durch seine Erfahrungen mit dem spirituellen Weg und der Meditation.
Wenn Sie gerade erst anfangen zu meditieren, werden Sie eine bessere Vorstellung davon bekommen, welche Praxis für Sie geeignet sein könnte.
Wenn Sie bereits meditieren oder Yoga oder eine andere nach innen gewandte Kunst praktizieren, können Sie hier einfach lernen, sie mit anderen Augen zu betrachten – und darüber hinauszugehen, ohne sie aufzugeben.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum21. März 2023
ISBN9783347841918
Die Spirale der Meditation - 360 Seiten Einblick in die Erfahrung und Philosophie der Yogis und Mystiker, mit vielen praktischen Übungen: Die Kraft der Achtsamkeit verstehen, die Welt klarer sehen und dadurch das Leben mehr genießen
Autor

Andreas Ziörjen

Der Schweizer Meditationslehrer und Autor Andreas Ziörjen befindet sich seit rund dreißig Jahren auf dem spirituellen Pfad. Bereits in seinen frühen Zwanzigern hatte er ein tiefgreifendes mystisches Erlebnis, das sein Leben von Grund auf veränderte. Als junger Kampfkünstler reiste er durch Japan, trainierte mit Meistern und meditierte in Bergklöstern, bevor er sich dem Yoga zuwandte, den er seit 2013 in seinen meditativen und entfaltungsorientierten Formen lehrt. In seinen Seminaren geht es vor allem um zwei Dinge: Nicht-wertende Achtsamkeit, und die Entwicklung von immer mehr innerer Freiheit und Leichtigkeit. Andreas ist Autor von bisher fünf Büchern und vier Audiokursen über Meditation, Yoga-Nidra und die Energien der Chakren, die sich alle durch ihren hohen Praxisbezug auszeichnen und mittels kleinen Übungen eine direkte Erfahrung der besprochenen Inhalte ermöglichen. Derzeit arbeitet er an einem spirituellen Fantasy/Science-Fiction-Zyklus über die Hohepriesterinnen Lemurias sowie an einem Werk über die Spiritualität Hawaiis und ihren Bezug zum Yoga.

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    Buchvorschau

    Die Spirale der Meditation - 360 Seiten Einblick in die Erfahrung und Philosophie der Yogis und Mystiker, mit vielen praktischen Übungen - Andreas Ziörjen

    EINFÜHRUNG

    Herzlich willkommen zu diesem Buch über Meditation. Ich schlage Ihnen vor, gleich mit einer kleinen Übung zu beginnen: Begeben Sie sich in Ihr Badezimmer und schließen

    Sie die Tür hinter sich, damit Sie für einen Moment ungestört sind. Bringen Sie Ihr Gesicht nahe zum Spiegel und blicken Sie für einen langen Moment tief in die Spiegelung Ihrer eigenen Augen.

    Dann umarmen Sie sich und sagen Sie mit klarer Stimme zu sich selbst: „Liebe/r… (Ihr Name), ich liebe dich. Wir sind gemeinsam weit gekommen. Ich danke dir." Beobachten Sie, was dabei in Ihnen vorgeht – möglichst ohne zu urteilen.

    Falls Ihnen das Befolgen dieser Anleitung im ersten Moment schwerfällt oder zu emotional sein sollte, machen Sie sich keine Sorgen. Sagen Sie sich einfach, was Sie sich jetzt sagen wollen. Dann gehen Sie zurück zu Ihrem Sessel (oder wo auch immer Sie dieses Buch gerade lesen) und machen Sie es sich wieder bequem.

    Ich erinnere mich noch gut an meine ersten „Gehversuche" in der Meditation. Das muss irgendwann zwischen 1994 und 1996 gewesen sein. Ich war damals fast achtzehn Jahre alt und – wie viele von uns in diesem Alter – nicht ganz mit mir im Reinen. Aus irgendeinem Grund – ich weiß nicht mehr genau, warum – setzte ich mich eines Abends hin, um zu meditieren.

    Ich hatte sicherlich etwas darüber gelesen. Und ich erinnere mich daran, dass ich mir einige Kung–Fu–Filme angesehen hatte, in denen die Kämpfer in beeindruckenden Kampfkunststellungen durch die Luft zu schweben schienen, auf Hügeln meditierten und vor ihrem inneren Auge sahen, was irgendwo weit weg von ihnen geschah. Das wollte ich auch können.

    Natürlich erwartete ich nicht ernsthaft, nach ein wenig Meditationspraxis durch die Luft schweben zu können. Aber irgendwie dachte ich: Auch wenn diese Taten tausendfach übertrieben waren, musste etwas dahinterstecken. Ein wahrer Kern. Etwas, das mit der Kraft unseres Geistes zu tun hat. Das weckte den Forschungsdrang in mir.

    Als ich dann an jenem Abend tatsächlich zum ersten Mal formell zu meditieren versuchte, waren meine eigentlichen, bewussten Ziele etwas bescheidener als diese wilden Träume und nicht so klar umrissen: Etwas mehr Gelassenheit. Etwas mehr Präsenz, bessere Reaktionsfähigkeit und körperliche Koordination für mein Kampfkunst-Training, in das ich in jenen Jahren einen Großteil meiner Freizeit investierte. Vielleicht erhoffte ich mir, mich etwas weniger unbeholfen und schüchtern im Umgang mit Mädchen zu fühlen. Das war‘s, mehr oder weniger.

    Also setzte ich mich in mein Zimmer, verschränkte die Finger vor dem Gesicht in einer Handhaltung („Mudra"), die ich einmal in einem Buch über die koreanische Kampfkunst Hapkido gesehen hatte, und versuchte krampfhaft, nicht zu denken. Aufrecht zu sitzen, ohne mich zu bewegen. Das, so merkte ich bald, war zunächst die mit Abstand größte Herausforderung für mich.

    Nach dreißig Sekunden wurde es schwierig. Nach einer Minute wurde es noch schwerer. Nach zwei Minuten lief mir der Schweiß über das Gesicht, nur von der Anstrengung, den Bewegungsimpulsen zu widerstehen. Ich war nie ein Junge mit einem besonderen Bewegungsdrang gewesen, noch hatte ich mich je besonders nervös oder unruhig gefühlt. Zumindest hatte ich das bis dahin geglaubt.

    Vielleicht ließen die Konzentration und der Wille, in dieser Position zu verharren, meine Gedanken damals tatsächlich für einen Moment zur Ruhe kommen. Ich weiß es nicht. Jedenfalls durchströmte mich nach etwa fünf Minuten Stillsitzen eine Welle des Glücks. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich wurde in Freude und Frieden gebadet, und dieser Zustand hielt stundenlang an, noch lange nachdem ich wieder in meinen Alltag zurückgekehrt war.

    Nach diesem äußerst beeindruckenden „ersten Mal" fühlte ich mich fast täglich dazu hingezogen, mich nach innen zu wenden, um die Stille in mir zu finden. Für mich wurde die Meditation damals fast zu einer Art Droge. Glücklicherweise jedoch eine mit (fast) keinen Nebenwirkungen.

    In den seit damals vergangenen rund dreißig Jahren hat sich meine Praxis stark verändert. Ich bin durch Höhen und Tiefen gegangen. Ich bewegte mich von äußerst real wirkenden mystischen Erfahrungen und langanhaltender, tiefer Verbundenheit mit allem, was ist, hin zu Zeiten, in denen ich gar nicht wirklich „präsent" war und mich eher unwohl in meiner Haut fühlte. Manchmal fühlte ich mich durch die Meditation mehr von der Gesellschaft getrennt und sie wirkte eher als Hindernis für den weltlichen Erfolg in meinem Leben denn – dem heute vorherrschenden Bild entsprechend – als Unterstützung. Manchmal fiel es mir monatelang leicht, vor dem Gang zur Arbeit jeden Morgen um fünf Uhr früh aufzustehen und mich einer langen Übungssequenz hinzugeben. Dann wieder gab es Zeiten, in denen ich das Üben völlig vergaß und mich in stressigere Erfahrungen des Berufslebens vertiefte. Und manchmal floss einfach alles, die Praxis und auch der materielle Erfolg – ohne, dass ich dafür meinen Seelenfrieden verkaufen musste.

    Bereits als Zwanzigjähriger, als ich kurz nach einer Dienstzeit in der Schweizer Armee für meine Studienzeit nach Zürich zog, praktizierte ich in Gruppen verschiedener Wege und Traditionen Hatha–Yoga, daoistisches Qigong, Zen, christliche Kontemplation und anderes mehr, was mich in Kontakt mit vielen großen Meditationslehrern und später Freunden brachte.

    Diese Vielfältigkeit und Intensität kamen daher, dass ich es damals sehr hilfreich fand, alle paar Tage in einer Gruppe zu meditieren. In Zürich trafen sich jedoch die meisten Meditationsgruppen, die mich interessierten, nur einmal pro Woche. Also lag es nahe, einige unterschiedliche Wege parallel zu praktizieren.

    Doch, wichtiger noch, da existierte ein tiefer Drang in mir, Dinge, die mich wirklich interessierten, aus allen Blickwinkeln zu betrachten, um ein besseres Verständnis zu dafür zu gewinnen. Ich wollte immer das große Ganze sehen und die Vielfalt der Details verstehen, die dem Dasein innewohnen.

    Diese Neugier, dieser Wunsch zu verstehen, wie unsere Welt wirklich funktioniert, führte mich kurz nach meinen ersten Meditationserfahrungen zunächst zum Ingenieurstudium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule und zu einigen Jahren Arbeit in diesem Berufsfeld – aber auch zum Studium der heiligen Schriften und zu vielen spirituellen Lehrern, Meditierenden, Yogis und Heilern.

    Bisweilen fragte mich jemand: Warum praktizierst du Meditation, Yoga, Qigong und all das, warum verbringst du einen großen Teil deiner Freizeit damit? Diese Frage mit einem leicht verständlichen Konzept zu beantworten, ist mir nie leichtgefallen. Immer wenn ich versuchte, es in Worte zu fassen, scheiterte ich kläglich.

    Die für mich persönlich richtige Antwort befand sich allerdings bereits damals in meinem Bücherregal, in einem der zahlreichen Werke über östliche Philosophie, die sich mir zumeist nur häppchenweise erschlossen:

    Der britisch–amerikanische Philosoph Alan Watts wurde einmal gefragt, ob er mit seinen populären philosophischen Büchern nicht die Welt verbessern wolle, obwohl er immer wieder betonte, dass alles perfekt sei, so wie es ist, und wir uns nicht an Zielen festhalten sollten. Warum also schrieb er seine Bücher, die so viele Menschen dazu inspirierten, ihr Leben zu hinterfragen und vielleicht sogar zu verändern? Watts antwortete, dass das Schreiben von Büchern für ihn etwas ganz Natürliches sei – so wie es für einen Apfelbaum natürlich ist, Äpfel zu tragen.

    Also meditierte ich mit Buddhisten, Christen, Hindus und Atheisten, praktizierte Yoga, Tai–Chi, Qigong, Kampfkunst und was weiß ich noch alles. Ich wollte damit nie bewusst ein Ziel erreichen – ja, ich hatte über viele Jahre nicht einmal vor, Lehrer zu werden. Im Gegenteil – andere Menschen in die Meditation einzuführen, erschien mir lange Zeit lächerlich. Gerade weil mir diese Erfahrung so persönlich und in Konzepten nicht greifbar erschien.

    Dennoch entstand in dieser Phase meines Lebens die Idee zu diesem Buch. Eines Tages bemerkte ich nämlich folgendes Phänomen: In vielen Meditationsworkshops oder Retreats begegnen wir Menschen, die lange meditieren, vielleicht große und tiefe innere Erfahrungen haben, bei denen aber äußerlich nichts zu geschehen scheint – im Alltag, in ihrem Leben, in ihrem persönlichen Wohlbefinden und in ihrer Wirkung auf andere.

    Es scheint ihnen im Leben nicht „besser zu gehen", und manche Meditierende sind vielleicht sogar unglücklicher als vorher, weil sie ihre Muster immer deutlicher wahrnehmen, aber immer noch nicht bereit sind, sie zu verändern oder zumindest wirklich anzunehmen. Sie suchen, aber sie finden nicht. Zumindest schien es mir damals so.

    Vor der Tür eines öffentlichen Meditationsraumes, der von verschiedenen Gruppen genutzt wurde, erlebte ich einmal einen Streit zwischen Meditationslehrenden verschiedener Hintergründe – der eine fühlte sich durch die ankommende Gruppe der anderen in der Meditation „seiner" Gruppe gestört. Die beiden schrien sich an und warfen sich Beleidigungen an den Kopf.

    Das passte so gar nicht in mein damaliges Bild von Meditation – ich hielt es für selbstverständlich, dass man nach jahrelanger Meditationspraxis so ruhig und unerschütterlich wie ein Bergsee im Winter gegenüber allen möglichen Konflikten und Angriffen geworden sein sollte – und es machte mich nachdenklich.

    Übrigens: Wenn ich heute wieder in einen solchen Konflikt geriete, würde ich nicht so vorschnell urteilen wie damals. Ich würde vor allem darauf achten, wie und wie rasch die beiden Streitenden danach wieder ins Gleichgewicht finden. Keiner von uns ist ständig ein Heiliger oder eine Heilige – jedenfalls nicht nach dem gängigen Klischee von Heiligkeit.

    In dieser Zeit begegnete ich auch Jan–Willem van de Weterings interessantem Buch „Der leere Spiegel" über das Leben in Zen–Gemeinschaften. Leider enttäuschte auch dieses Werk meine Hoffnungen, einen Beleg dafür zu finden, dass regelmäßige Meditation zu absoluter innerer und äußerer Harmonie führt. In Van de Weterings Berichten wirkten viele sehr erfahrene Meditierende alles andere als glücklich, ausgeglichen und entspannt. Da gab es auch Depressionen, Einsamkeit, Neid, Wut und einfach eine ganze Menge menschlicher Dinge.

    Ich erinnere mich besonders an eine darin beschriebene Szene, in der eine Menge gestresster, fast panischer Zen–Meister die anlässlich einer Konferenz in einer Großstadt weilten, alle gleichzeitig versuchten, nach Hause zu ihren Tempeln zu telefonieren. Dies überlastete das zum Zeitpunkt jener Vorkommnisse offensichtlich noch nicht sehr stabile Telefonnetz und führte schließlich zu noch mehr Unzufriedenheit. Auch das passte nicht in mein damaliges – zugegeben etwas naives – Bild von Meditation.

    Was, glauben Sie, könnte der Grund sein für diese scheinbar entmutigenden Ergebnisse langjähriger Meditationspraxis?

    Eine mögliche Erklärung ist die folgende:

    Meditation schafft eine Tür in der Mauer unseres Unterbewusstseins, eine Tür zu unserem höheren „Lebensplan" – im Yoga nennen wir das Svadharma. Doch wenn wir das Innere erfahren und sogar etwas davon in unser Leben bringen wollen, müssen wir tatsächlich durch diese Tür gehen und selbst die Treppe hinaufsteigen, mit unserer eigenen Willenskraft. Und das kann harte innere Arbeit sein, ein regelrechtes „Wühlen" im Schlamm unserer Muster, Blockaden und negativen Überzeugungen, die wir im Licht der Meditationspraxis üblicherweise klarer und klarer erkennen können.

    Gleichzeitig ermöglichen uns jedoch die eher mental geprägten Meditationszustände oft bereits nach verhältnismäßig kurzer Übungszeit den Rückzug in eher abgehobene Sphären der Glückseligkeit. Da ist die Versuchung für das Ego groß, diese Dinge einfach beiseitezuschieben – bis man dann durch irgendwelche äußeren Trigger unsanft wieder auf dem Boden der Realität landet.

    Ganzheitliche Meditation ist also nicht etwas, bei dem sich alles von selbst regelt, wenn wir uns nur zweimal am Tag hinsetzen und unseren Atem beobachten. Vieles reguliert sich in der Tat automatisch, wenn mehr Bewusstheit da ist – aber anderes bedarf noch unserer bewussten Mitwirkung.

    Daher das Bodhisattva–Ideal des Mahayana–Buddhismus, daher die ersten beiden Teile des Ashtanga–Marga, des achtgliedrigen Pfades des altindischen Yogis Patanjali, die sich mit dem „richtigen" inneren und äußeren Verhalten beschäftigen. Wir können den inneren und den äußeren Weg nicht trennen, sie sind eins. Erst durch unsere Erfahrungen im Alltag, durch unsere Beziehungen und Resonanzen mit der Außenwelt (die ja eigentlich auch Innenwelt ist) können wir erkennen, wie es in uns wirklich aussieht.

    Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf begann ich, meine eigenen Erfahrungen auf dem spirituellen Weg mit seinen Herausforderungen und Lichtmomenten anders zu sehen, und die Teile des Puzzles fügten sich mehr und mehr zusammen. Als ich beinahe fünfzehn Jahre nach diesen Erfahrungen erstmals meine eigene Berufung als Lehrer spürte und auch formale Lehrer– und Therapeuten-Ausbildungen absolvierte, wurde noch etwas anderes wichtig: die Frage nach meinem eigenen Beitrag – welche der Gaben und Erfahrungen, die ich von der Welt und meinen Lehrern und Lehrerinnen erhalten hatte, ich zum Wohle aller Wesen weitergeben konnte, wollte und sollte.

    Mit dem Yoga–Nidra, das bis heute eine meiner zentralen meditativen Praktiken geblieben ist, eröffnete sich mir ein Weg, verschiedene Meditationsformen zusammenzuführen und diese Synthese als leicht zugängliches Tor zur meditativen Erfahrung und der begleitenden Praxis der Selbsterforschung mit anderen Menschen und Entdeckern auf dem inneren Weg zu teilen.

    Doch die Frage blieb offen: Wie „funktioniert Meditation, warum „funktioniert sie überhaupt und – nicht zuletzt – was bedeutet „Funktionieren" in diesem Zusammenhang überhaupt?

    Nach Jahren der Begegnung mit großen Forschenden und Lehrenden auf diesem Gebiet bin ich inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass Meditation und die bewusste Entwicklung unserer eigenen Philosophie und Überzeugungen – oder anders gesagt: das Hinterfragen und Ablegen unserer gesellschaftlichen Programmierung – Hand in Hand gehen müssen.

    Das ist oft nicht so einfach wie es zunächst klingt. Da die meisten Menschen heute keine „richtigen Meditationsmeister*innen mehr als ständige Wegbegleiter haben, müssen sie sich dazu in die Lage versetzen, deren Aufgabe zumindest teilweise selbst zu übernehmen. Und tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass auch diejenigen, die sich auf einen äußeren Meister verlassen, irgendwann Zugang zu ihrem „inneren Guru finden müssen, wenn sie sich wirklich weiterentwickeln wollen.

    Schließlich haben mir seit Jahren viele derjenigen Personen, die ich für meine eigenen Gurus hätte halten können, die mir viele der Erkenntnisse ermöglicht haben, von denen ich in diesem Buch spreche, immer wieder Folgendes gesagt:

    Die Zeit der äußeren Meister ist vorbei. Wir treffen immer noch Lehrer, Begleiter und Freunde auf diesem Weg. Doch unsere wahre Meisterin, unser Guru, ist in uns – und wenn wir genau hinsehen, war das auch immer schon so. Ich werde das in diesem Buch noch ausführlich erklären. Manche nennen diese Kraft höhere Intuition, Shakti oder Kundalini, andere Hohes Selbst, Geisthelfer oder Schutzengel. Etwas unterschiedliche Erscheinungsformen, aber im Grunde die gleiche Quelle.

    Nachdem ich schließlich trotz meiner ursprünglichen Vorbehalte vor einigen Jahren begann, andere Menschen in die Meditation einzuführen, entstand das Schneckenhaus–Modell zur Beschreibung der meditativen Erfahrung, das diesem Buch zugrunde liegt. Letztlich ist dieses Konzept das Ergebnis unzähliger Diskussionen zu diesem Thema in meinen Kursen und darauffolgenden Forschungen – immer mit dem Ziel, den Menschen ein Werkzeug an die Hand zu geben, ihre eigenen Erfahrungen mit den in meinen Yoga– und Meditationskursen erlernten Versenkungstechniken besser zu verstehen.

    Basierend hauptsächlich auf dem bereits erwähnten achtgliedrigen Pfad von Patanjali und dem zwölfstufigen Pfad der klassischen buddhistischen Meditation, hat sich dieses Modell in den vergangenen Jahren auch für mich selbst immer wieder als hilfreich erwiesen, um meine Meditationserfahrungen zu betrachten und selbst zu entscheiden, wo ich anfangen und wie ich weitermachen kann, wenn ich irgendwo ein wenig stecken geblieben bin.

    Auch dieser Ansatz ist nur als Hilfe für den denkenden Geist zu verstehen. Je besser, direkter und klarer die Verbindung zu unserer höchsten Intuition wird, desto mehr können wir uns darauf verlassen, dass wir ohnehin immer auf den für uns besten und schnellsten Weg geführt werden, egal was unser Ego gerade denkt und tut.

    Die dreiundzwanzig Aspekte der Meditation (in diesem Buch Kammern genannt), die wir in dem oben erwähnten „Schneckenhaus finden, sind keineswegs etwas Neues, sondern sollen durch die Aufbereitung und Neumischung verschiedener traditioneller Ansätze einen einfachen Überblick über die Erfahrungsbereiche ermöglichen, die auf dem meditativen Weg nach innen und wieder zurück in die „Welt wichtig und hilfreich sind.

    Man könnte sagen, dass dieses Buch nur ein kleiner „Reminder" – eine Gedankenstütze – für Ihren höheren Wesenskern ist, der all dies bereits weiß, es aber nicht immer für unser denkendes Selbst präsent und bewusst verfügbar hält.

    Vergessen Sie auch nicht, dass es mit Sicherheit kein Zufall ist, dass Sie dieses Buch gerade jetzt in den Händen halten. Möge es Ihren nächsten Schritt auf dem spirituellen Weg so angenehm und mühelos machen, wie sich eine reife Gurke von ihrem Stiel löst (in Anlehnung an das berühmte indische Maha-Mritunjaya–Mantra).

    Als Autor dieses Philosophie- und Übungsbuches verstehe ich mich, der tantrischen Tradition folgend, mehr als Künstler denn als spiritueller Lehrer. Mir ist es wichtig, zu eigenen Erfahrungen mit den hier vorgestellten Inhalten anzuregen, wenn möglich sogar ein wenig zu provozieren.

    Ich sehe dieses Buch als einen alchemistischen Kessel. Es nutzt die Fähigkeit der Yoga–Philosophie und der Meditation, Gegensätze zu integrieren und zusammenzuführen. Und zwar mit dem Ziel, das zu vereinen, was eigentlich zusammengehört, aber allzu oft als getrennt wahrgenommen wird.

    Nicht umsonst bedeutet die wörtliche Übersetzung des Sanskrit–Wortes „Yoga „zusammenbringen, „anjochen oder „vereinigen.

    Auf diese Weise möchte ich dem weiten und schönen Feld der Meditationsliteratur eine Diskussionsgrundlage hinzufügen, um die verschiedenen spirituellen und meditativen Wege noch mehr zusammenzuführen.

    Wir sind alle eins, ein Stamm, eine Welt, eine Familie, nicht nur als Teil der Menschheit, sondern als Teil der Gesamtheit wahrnehmender Wesen. Unser spiritueller Weg ist ein guter Ausgangspunkt dafür, diese Erkenntnis wirklich zu verinnerlichen, sie zu leben. Das verhilft unserer ganzen Existenz automatisch zu mehr Freiheit und Offenheit bezüglich unseren Glaubenssätzen – ohne dass dies zu Oberflächlichkeit oder Schuldgefühlen führen braucht, wenn Sie sich bisher aus Prinzip an einen von anderen abgegrenzten Weg, an eine bestimmte Form gebunden fühlten und dies auch weiterhin so halten wollen.

    Ich verneige mich vor Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser und Wirklichkeitsforscher*in, und hoffe, dass die in diesem Buch vorgestellten Konzepte Ihnen einige neue Perspektiven auf diesem so persönlichen und unverwechselbaren Weg eröffnen werden.

    Vielleicht helfen sie Ihnen sogar dabei, neue Schritte in Richtung eines noch vollständigeren, bewussteren, liebevolleren und harmonischeren Seins zu gehen – und diesen neuen Zustand mit Ihnen selbst und der ganzen Welt zu teilen.

    In Liebe und Verbundenheit,

    Andreas Hau’oli Ziörjen

    Pāhoa, Hawai’i, im Dezember 2022

    GEBRAUCHSANWEISUNG

    In diesem Kapitel finden Sie einige Hinweise dazu, wie Sie die Übungen in diesem Buch und die online verfügbaren Audio–Meditationen nutzen können, um sich den Einstieg in die Meditation so einfach wie möglich zu gestalten.

    Im vorliegenden Buch geht es um Meditation. Diese ist – um ein leicht abgewandeltes Zitat von Thomas Edison zu verwenden – ein Prozent Theorie und neunundneunzig Prozent Praxis. Deshalb schlage ich vor, dass Sie jetzt mit einer täglichen Übungspraxis beginnen, falls Sie noch keine haben.

    Die auf den folgenden Seiten enthaltenen Impulse werden Ihnen helfen, einen guten Anfang zu machen, ganz gleich, für welche Übungsform Sie sich entscheiden.

    Da es zu Beginn oft nicht leicht ist, allein oder nach schriftlicher Anleitung zu meditieren, habe ich für Sie auf meiner Website und in der kostenlosen Meditations–App „Insight Timer" einige gesprochene Meditationsreisen vorbereitet, die Sie leicht in den meditativen Zustand hinein– und wieder herausführen. Auf Insight Timer finden Sie auch ganze Meditationskurse zu verschiedenen Themen von mir und vielen anderen Meditationslehrenden aller Stilrichtungen.

    Ich empfehle Ihnen, mit einer der nachfolgend beschriebenen Übungen zu beginnen (unter Anleitung oder selbstständig gemäß den Tipps in der zweiten Hälfte dieses Buches), sie einige Tage zu praktizieren und dann zu entscheiden, wie Sie weiter vorgehen möchten. Wenn Sie schon etwas Erfahrung haben, können Sie auch einfach in Stille meditieren.

    Bei der Meditation kann man nichts falsch machen, wie ich Ihnen in diesem Buch zeigen werde. Alles, was sich gut anfühlt und Ihnen hilft, weiter und tiefer zu gehen, ist perfekt. Vertrauen Sie Ihrer Intuition.

    Wenn Sie allein meditieren, ist es hilfreich, einen Wecker oder einen Meditationstimer zu benutzen, damit Sie nicht auf die Zeit achten müssen. Smartphone–Apps wie der bereits erwähnte Insight Timer bieten zusätzliche Funktionen wie Intervall–Glocken und Meditationstagebücher.

    Meditation in der Gruppe ist ebenfalls hilfreich, um eine Art „Rückgrat" für die persönliche Praxis zu schaffen. Erkundigen Sie sich zum Beispiel bei Ihrem nächsten Yoga–Studio, Ihrer Kirche, Ihrem Tempel oder Ihrem Gemeindezentrum.

    Im Folgenden finden Sie eine kurze Beschreibung einiger geführter Meditationsübungen, die sich gut als Einstieg eignen. Der Vollständigkeit halber habe ich auch die „Kammern" des Spiralenoder Schneckenmodells erwähnt, auf die sich die einzelnen Meditationen und Kurse hauptsächlich beziehen. Das wird aber erst dann wirklich interessant, wenn man sich mit den Konzepten, die in diesem Buch erläutert werden, näher beschäftigt hat.

    Die Sankalpa–Meditation

    Die Sankalpa–Meditationen (eine längere Version mit einer tieferen philosophischen Erfahrung ist ebenfalls erhältlich) enthalten eine Reihe positiver Gedanken und Reflexionen zu den Themen spirituelle Entwicklung, Beruf und Berufung, Beziehungen und Gesundheit, die als Grundlage für die Suche nach einem

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