Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023
Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023
Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023
eBook439 Seiten5 Stunden

Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:
YYY


Pete Hackett: Trevellian und das Phantom

Alfred Bekker: Verschwörung der Killer

Peter Haberl/Robert Gruber: Der Erbmord

Pete Hackett: Highway-Piraten





Detective Lieutenant Shane Jacko und Sergeant Bruce Hawthorne sind einem Schutzgelderpresser auf der Spur, der ihnen in letzter Sekunde entkommt. Dann bekommen sie einen Fall auf den Tisch, bei dem aus Lastwagen die komplette Ladung gestohlen wird. Nun müssen sie an zwei Fronten gegen das Verbrechen kämpfen...
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum26. März 2023
ISBN9783745228489
Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Mehr von Alfred Bekker lesen

Ähnlich wie Erben, sterben und ein Phantom

Ähnliche E-Books

Afroamerikanische Literatur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Erben, sterben und ein Phantom

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Erben, sterben und ein Phantom - Alfred Bekker

    Alfred Bekker, Pete Hackett, Peter Haberl, Robert Gruber

    Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023

    UUID: 235fc980-3e3e-4832-8e4d-a5fc7e7738c5

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023

    Copyright

    Trevellian und das Phantom

    VERSCHWÖRUNG DER KILLER

    Der Erbmord

    Erben, sterben und ein Phantom: Krimi Quartett 4 Thriller 2/2023

    Alfred Bekker, Pete Hackett, Peter Haberl, Robert Gruber

    Dieser Band enthält folgende Krimis:

    Pete Hackett: Trevellian und das Phantom

    Alfred Bekker: Verschwörung der Killer

    Peter Haberl/Robert Gruber: Der Erbmord

    Pete Hackett: Highway-Piraten

    Detective Lieutenant Shane Jacko und Sergeant Bruce Hawthorne sind einem Schutzgelderpresser auf der Spur, der ihnen in letzter Sekunde entkommt. Dann bekommen sie einen Fall auf den Tisch, bei dem aus Lastwagen die komplette Ladung gestohlen wird. Nun müssen sie an zwei Fronten gegen das Verbrechen kämpfen...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Zum Blog des Verlags geht es hier:

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    Trevellian und das Phantom

    Krimi von Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 115 Taschenbuchseiten.

    Wer hat gefährliche Waffen aus Amerika in den Irak schaffen lassen? Offenbar steckt ein Amerikaner dahinter, der eine Rechtfertigung für den Sturz von Saddam Hussein schaffen will. In wessen Auftrag? Trevellian und seine Partnerin ermitteln bis in den Irak hinein, aber den Gegnern sind Menschenleben billig – auch die von FBI-Agenten.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Erfahre Neuigkeiten hier:

    https://alfred-bekker-autor.business.site/

    Zum Blog des Verlags!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    1

    „Eine hochbrisante Angelegenheit, Jesse, Sarah, gab Mr. Jonathan D. McKee, der Special Agent in Charge des FBI New York, mit ernstem Gesicht zu verstehen. „Es geht nicht nur um nationale Interessen, sondern tangiert die ganze Welt. In der Nähe von Kirkuk im Irak wurden in einem Bunker biologische und chemische Waffen gefunden. Senfgas, Anthrax, Nervengifte … Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass die weltweite Gefährdung durch Iraks Massenvernichtungswaffen von der Regierung nicht übertrieben worden war.

    „Damit wäre auch der Irak-Krieg wenigstens teilweise gerechtfertigt", meinte Sarah Anderson, meine schöne Teamgefährtin, die seit einiger Zeit Milo Tuckers Stelle einnahm.

    „Wäre, dehnte der Chef. „Jetzt sieht es so aus, als wäre das gefährliche Material aus den USA in den Bunker in der Nähe von Kirkuk geschafft worden, um diese Rechtfertigung zu suggerieren. Und der Umschlagplatz der B- und C-Waffen war New York.

    Das saß. Es bedurfte einiger Zeit, bis Sarah und ich das verdaut hatten. Aber dann war es durch, und ich sagte: „Das heißt also, dass wir gefordert sind."

    „Das heißt es in der Tat, Jesse."

    „Woher stammt Ihre Kenntnis, Sir? Wenn eine Regierungsstelle dahinterstecken würde, wäre die Aktion doch absolut Top Secret behandelt worden …"

    „Es ist ein Tipp von einem V-Mann. Er hat Clive Caravaggio unterrichtet. Clive gab sein Wissen an mich weiter. Ob eine Regierungsstelle dahinter steckt, ist ungewiss. Ich dachte zunächst an die CIA. Solche großen Projekte laufen zumeist über die Agency. Aber es wurde ein Name genannt. Machud al-Khoi. Er ist eingebürgerter Kurde, also ein Feind des Hussein-Regimes. Er soll die Zwischenlagerung und Verladung der mit biologischen und chemischen Kampfstoffen bestückten Sprengköpfe und Granaten organisiert haben."

    „Sicher können Sie uns mehr zu diesem Mann sagen, Sir."

    „Ja. Ich habe ein wenig die Vergangenheit Machud al-Khois durchleuchtet. Er ist vor fünfzehn Jahren auf der Flucht vor Saddam Husseins Truppen in die USA emigriert und hat hier in New York einen Handel mit Kfz-Ersatzteilen aufgebaut. Verbindungen zum Geheimdienst, also weder zur CIA noch zur NSA, scheint es nicht zu geben."

    „Woher stammen die Waffen?", erkundigte ich mich.

    „Das ist unbekannt. Jedenfalls müssen die Kampfstoffe in irgendwelchen Labors in den Staaten hergestellt worden sein. Wo die Waffen damit bestückt wurden, ist ebenfalls unklar. Sicher ist nur, dass die Lieferung in New York zusammengestellt wurde, und als sie komplett war, von hier aus die Reise in den Irak antrat."

    „Ein heißes Eisen", murmelte ich.

    „Amerika hat ein Gesicht in der Welt zu verlieren, Jesse, Sarah. Der Chef sprach es geradezu beschwörend. „Jetzt, nachdem die B- und C-Waffen gefunden wurden, sagt natürlich jeder, ob Europäer, Asiate, Afrikaner, Australier oder Amerikaner, dass der Krieg nicht zu Unrecht geführt wurde, dass Präsident Bush und der britische Premier Blair die Lage richtig eingeschätzt haben. Was aber ist, wenn sich herausstellt, dass die Kampfstoffe den Irakis untergeschoben wurden, und zwar von uns – den Amerikanern?

    Mr. McKee ließ seine Frage wirken und musterte Sarah und mich abwechselnd. Schließlich fuhr er fort.

    „Darum gilt es, die Sache aufzuklären und mit einem Ergebnis vor die Weltöffentlichkeit hinzutreten, das unsere Regierung entlastet. Ich habe an Sie beide gedacht, Jesse, Sarah. Finden Sie heraus, ob Machud al-Khoi aus eigenem Antrieb, aus Hass auf das Hussein-Regime also, gehandelt hat, oder ob mehr dahintersteckt."

    „Wo wohnt dieser Machud al-Khoi?", fragte Sarah.

    „Brooklyn, Wolcott Street."

    „Wird uns Clive den Namen seines V-Mannes verraten?" Diese Frage stellte ich.

    „Ich denke. Es stehen nationale Interesse dahinter, Interessen, die über alles andere zu stellen sind."

    „Das hört sich ja richtig patriotisch an, Sir."

    „Wir sind alle Patrioten, meinte der SAC lächelnd. „Wären wir sonst beim FBI, um für Ruhe und Frieden in unserem schönen Land zu sorgen?

    „Wir werden uns mit al-Khoi befassen, Sir, versicherte ich. „Es ist jedoch anzunehmen, dass hinter ihm einflussreiche Leute stehen. Alleine kann er den Deal nicht durchgezogen haben. Es geht schließlich nicht um eine Hand voll Raketen oder Granaten, sondern um eine ganze Schiffsladung, wenn ich Sie richtig verstanden habe.

    „Nicht nur einflussreiche Leute, Jesse, meinte der Chef. „Auch eine ganze Reihe von Handlangern. Nehmen Sie diesen Kurden keinesfalls auf die leichte Schulter. Ich wünsche Ihnen jedenfalls Hals- und Beinbruch.

    „Danke, Sir", sagten Sarah und ich in Stereo. Dann erhoben und verabschiedeten wir uns.

    2

    „Wir setzen bei al-Khoi Laterna Magica ein", gab ich zu verstehen, als wir wieder in unserem gemeinsamen Büro waren.

    Laterna Magica ist eine Software, die ferngesteuert auf jeden x-beliebigen PC installiert werden kann. Das Programm erlaubt die Dekodierung und Dechiffrierung aller Daten auf dem Computer. Der betroffene Anwender merkt von der Installation nichts. Jedoch kann das FBI den gesamten Inhalt der Festplatte des Computers analysieren, sogar die verschlüsselten oder geschützten Daten. Die Software läuft unter der Kategorie Trojanisches Pferd.

    „Keine schlechte Idee, versetzte Sarah. „Das wird jedoch die Fahndungsabteilung für uns erledigen müssen.

    „In Zusammenarbeit mit Craig E. Smith, unserem Experten für Computeranlagen, ergänzte ich. „Komm …

    Craig E. Smith sah kein besonderes Problem in der Installation des Programms auf al-Khois Computer. „Voraussetzung ist, schränkte er jedoch ein, „dass der PC des Kurden am Netz hängt. Aber das werden wir herausfinden. Wenn ja, können wir sämtliche Daten auf seiner Festplatte scannen und uns ansehen.

    „Uns interessieren vor allen Dingen seine persönlichen Daten und die E-Mails, die der Mister versendet und erhält, sowie die Adressen, mit denen er elektronisch verkehrt. Ich denke mal, dass er nicht nur telefonisch mit den Leuten in Kontakt steht, mit denen er dubiose Geschäfte macht."

    „Wir kriegen das auf die Reihe", versprach Smith.

    Wir kehrten in unser Büro zurück. Zwanzig Minuten später wusste ich, dass al-Khoi Kunde bei ATT Wireless, der drittgrößten Telefongesellschaft der USA war. Ich bat, mir eine Liste der Telefongespräche des vergangenen Jahres, die von al-Khois Anschluss aus geführt worden waren, zusammenzustellen. „Senden Sie die Liste an das FBI New York, sechsundzwanzig Federal Plaza, bat ich, „zu Händen Special Agent Jesse Trevellian.

    Mein Gesprächspartner sagte zu. Erst wollte er mich auf den Datenschutz verweisen, doch ich versprach ihm, mit einer Gruppe von Beamten und einem Durchsuchungsbefehl aufzukreuzen, was bei dem Schreibtischhengst sehr schnell eine Meinungsänderung hervorrief.

    Nach dem Gespräch rief ich Clive Caravaggio an. Er war bereit, mir den Namen seines V-Mannes mitzuteilen. Er lautete Dan O'Leary. Ich würde O'Leary nahezu täglich ab zwanzig Uhr in einer Bar namens Eleazar in NoHo antreffen. „O'Leary ist ein mittelgroßer Bursche mit roten Haaren und tausend Sonnensprossen im Gesicht, gab Clive noch zu verstehen. „Er sieht harmlos aus, ist aber gefährlich wie eine Klapperschlange.

    Ich bedankte mich.

    „Und jetzt?", fragte Sarah, als ich den Hörer auf den Apparat gelegt hatte und mich zurücklehnte.

    „Jetzt warten wir ab und arbeiten den Papierkram auf, der auf unseren Schreibtischen herumliegt."

    Sarah zog schnitt ein wenig begeistertes Gesicht. Es war die sogenannte Ich-hab-keinen-Bock-Miene, die sie aufsetzte. „Fällt dir nichts Besseres ein?", kaute sie hervor.

    „Irgendwann müssen wir‘s schließlich tun, antwortete ich. „Sonst nimmt der Krempel Ausmaße an …

    „Ich seh lieber mal im Zentralcomputer nach, ob es noch was über Machud al-Khoi herauszufinden gibt", kam es von Sarah.

    „Vergebliche Liebesmüh', widersprach ich. „Wenn der Chef das schon gecheckt hat, dann hat er nichts außer Acht gelassen. Das darfst du mir glauben.

    Achselzuckend fuhr Sarah ihr Computerterminal hoch.

    „Ignorantin", knurrte ich.

    „Vier Augen sehen mehr als zwei", konterte sie, und sie wollte damit zum Ausdruck bringen, dass Mr. McKee vielleicht doch etwas übersehen hatte, was von Bedeutung sein konnte.

    Resignierend mit den Achseln zuckend schnappte ich mir eine Akte von meinem Schreibtisch und griff nach dem Diktiergerät.

    Nun, auch ich war nicht begeistert. Doch ich ließ Sarah gewähren. Schließlich war ich nicht ihr Vorgesetzter. Jedes Mal, wenn mein Telefon dudelte, hoffte ich, dass Craig E. Smith am anderen Ende war, der mir mitteilte, mit wem Machud al-Khoi per E-Mail verkehrte.

    Ich konnte mich nicht so recht auf die Akte vor mir konzentrieren. Eine Reihe von Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ja, der Hass der Kurden auf Saddam Hussein war seit dem Vernichtungsfeldzug im Jahr 1988 sprichwörtlich, nachdem in der kurdischen Stadt Helabja mehr als 5.000 Menschen nach einer Giftgasattacke der irakischen Truppen getötet worden waren. Es war also nicht auszuschließen, dass Machud al-Khoi und seine Anhänger dem Präsidenten der USA einen Gefallen erweisen wollten, nachdem dieser wegen des Einsatzes im Irak gnadenlos im Kreuzfeuer der Kritiken stand. Das Auffinden großer Mengen B- und C-Waffen im Irak hätte den Präsidenten rehabilitiert und den von ihm veranlassten Krieg gerechtfertigt.

    Meine Geduld wurde auf eine mehrstündige Probe gestellt. Einmal verkündete Sarah, dass es wirklich keine weiteren Erkenntnisse bezüglich Machud al-Khoi zu geben scheine.

    „Sagte ich doch, triumphierte ich. „Der Chef führt das Vier-Augen-Prinzip immer wieder ad absurdum. Ich grinste Sarah an.

    „Das müsstest du in seiner Gegenwart zum Besten geben. Das bringt Pluspunkte."

    „Hab ich nicht nötig."

    „Ha, ha."

    Schließlich kam der erlösende Anruf. Craig E. Smith, unser Computerspezialist, sagte: „Es gibt Mails, Jesse. Insgesamt neun haben wir von der Festplatte al-Khois gezogen. Den Rest hat er gelöscht. Die Mails sind innerhalb der vergangenen zwei Wochen bei dem Kurden eingegangen. Er selbst hat drei elektronische Nachrichten versandt. Ich sende dir die Mails."

    „Hervorragende Arbeit, Craig", lobte ich.

    „Man tut, was man kann, erwiderte Smith lachend. „Solltest du sonst noch Wünsche haben, du weißt, du kannst dich an mich wenden, Jesse.

    „Natürlich. Danke, Craig."

    Es knackte in der Leitung. Ich legte den Hörer auf. Wenig später kündigte ein spezieller Ton meines PC an, dass eine E-Mail eingetroffen war. Ich öffnete den elektronischen Postkasten. Es war die Mail von Craig E. Smith. Zunächst einmal leitete ich sie weiter an Sarahs E-Mail-Adresse. Die Anlagen zu speichern und die erste der Dateien zu öffnen, war die Sache weniger Minuten.

    Zwei der Mails, die al-Khoi versandt hatte, gingen an einen gewissen Abdelmajid Abbas, das dritte an einen Jig Sugar. Empfangen hatte al-Khoi Mails ebenfalls von Abbas und Sugar, darüber hinaus von einem Gamil Taimur und einem Mann namens Frank Kellerman.

    Die Text der Mails jedoch waren – auf den ersten Blick – nichtssagend und unverfänglich. Da tauchten Sätze auf wie „Mutter war einkaufen, der Kühlschrank ist voll, der Umzug steht bevor, der Kühlschrank ist zu entleeren, damit er neu gefüllt werden kann".

    Sarah und ich kamen zu dem Schluss, dass mit Mutter derjenige gemeint war, der die B- und C-Waffen erwarb, wahrscheinlich Machud al-Khoi. Der Kühlschrank konnte das Gebäude sein, in dem die Waffen gelagert worden waren, möglicherweise war damit auch das Schiff gemeint, mit dem Sie in Richtung Irak auf Reisen gingen. Der Umzug war Synonym für die Versendung in den Irak.

    Das stand zu meiner und zu Sarahs Überzeugung fest.

    „Abdelmajid Abbas, sagte ich, „Jig Sugar, Gamil Taimur, Frank Kellerman … Ich schaute Sarah an. „Vielleicht sollten wir versuchen, herauszufinden, wo wir diese Gentlemen erreichen können, und was der Computer über sie ausspuckt."

    Gamil Taimur war ein Iraker kurdischer Abstammung, wie auch al-Khoi. Er lebte in New Jersey, Abdelmajid Abbas war Iraker. Er verfügte über eine Wohnung in Clinton, Manhattan.

    Von Jig Sugar und Kellerman fanden wir weder im New Yorker Telefonbuch noch im Adressbuch einen Eintrag. Also fütterten wir den Computer. Wobei sowohl Sarah wie auch mich der Name Jig Sugar ziemlich außergewöhnlich anmutete.

    Kellerman war Diplom-Chemiker. Er war in dieser Eigenschaft bei USAMRIID (US Army Medical Research Institute of Infectious Diseases) in Fort Detrick, Maryland, beschäftigt. Es handelt sich hierbei um das Zentrum der medizinischen B-Waffen-Defensivforschung in den USA.

    Auf Jig Sugar gab es nirgends einen Hinweis.

    Ein wenig ratlos nagte ich auf meiner Unterlippe herum. Sarah meinte: „Wir sollten uns vielleicht mal Dan O'Leary, diesen V-Mann, zur Brust nehmen. Vielleicht fällt ihm noch etwas ein zu der ganzen Angelegenheit. Vor allen Dingen wäre es interessant zu erfahren, wie er zu seinen Informationen gekommen ist."

    „Wir müssen auf den Abend warten, sagte ich. „Dann treffen wir ihn wahrscheinlich in der Eleazar Bar an.

    Wenige Stunden später hielten wir in dem zwielichtigen Etablissement Ausschau nach einem mittelgroßen Burschen mit roten Haaren und tausend Sonnensprossen im Gesicht. So hatte ihn uns Clive Caravaggio beschrieben.

    Ich entdeckte den Knaben am Pool-Billard-Tisch. Er lieferte sich mit einem hageren, wenig Vertrauen erweckenden Burschen ein Match. Soeben versenkte er mit einem Stoß zwei der farbigen Kugeln.

    Das Publikum in dieser Bar gefiel mir ganz und gar nicht. Zigarettenqualm trieb unter der Decke und schlingerte um die Lichtquellen. Sarah und ich wurden angestarrt und eingeschätzt. Meine Kollegin trug Jeans und eine Lederjacke. Ich eine Kombination; schwarze Hose, beigefarbene Jacke. Vor allem ich fiel mit meinem Outfit auf.

    „Hier stinkt‘s nach Bullen!, röhrte ein Organ einige Tische von uns entfernt. „Oder hab ich was an der Nase?

    Sarah und ich schritten an der Theke entlang in den hinteren Teil der Bar. Wir nahmen Dan O'Leary gewissermaßen in die Zange. Erst, als wir ihn zwischen uns hatten, schien er uns wahrzunehmen.

    Der Hagere, mit dem er Billard spielte, fixierte uns unter zusammengeschobenen Brauen hervor. Er hatte sich den Queue auf die Schulter gelegt.

    „Heh, was seid ihr für welche?", entfuhr es Dan O'Leary. Unruhig sprang sein Blick zwischen Sarah und mir hin und her. Sein Blick war unstet. Er mutete an, als wäre er auf dem Sprung, als wollte er im nächsten Moment die Flucht ergreifen.

    „FBI, stellte ich uns vor. „Die Special Agents Anderson und Trevellian. Wir möchten mit Ihnen reden, O'Leary. Wo sind wir ungestört?

    Dan O'Leary zog den Kopf zwischen die Schultern. Die Unrast, die er verströmte, schien sich zu intensivieren. „Ich wüsste nicht, was ich mit euch zu reden hätte. FBI – Großer Gott, ich hab nichts ausgefressen …"

    „Darum geht es nicht, unterbrach ich ihn. „Dennoch können Sie uns womöglich helfen.

    „Heh, ihr elenden Schnüffler!, schrie jemand an einem der Tische. Er war im diffusen Licht nur schlecht zu erkennen. „Lasst Dan in Ruhe. Wenn alle so harmlos wären wie er …

    „Gehen wir, O'Leary, sagte ich. „Wir reden im Auto.

    Ich nahm dem Burschen den Queue aus der Hand, legte ihn auf den Billardtisch und griff nach O'Learys Oberarm. Doch der Bursche entwand sich meinem Griff. Seine Augen versprühten Blitze, aber er sagte nichts.

    „Gehen Sie schon", stieß ich hervor und wies zum Ausgang.

    Wir setzten uns in Bewegung. Doch an einem der Tische erhob sich ein vierschrötiger Mister. Er kam schnell heran und baute sich vor O'Leary auf, stemmte die Arme in seine Seiten und grunzte:

    „Was wollt ihr denn von O'Leary? Habt ihr ‘nen Haftbefehl, aufgrund dessen ihr ihn mitnehmen dürft? Oder was sonst gibt euch das Recht, ihn einfach hops zu nehmen? Er ist kein Orientale, der aufgrund seiner Herkunft schon von euch verhaftet werden darf. Er ist freier Amerikaner."

    „Mann, kam es von Sarah, „was reden Sie für einen Mist. Gehen Sie aus dem Weg. Wir haben einige Fragen an Mr. O'Leary, und wenn er sie uns beantwortet hat, darf er weiter Billard spielen.

    „Wie großzügig", höhnte der Vierschrötige.

    Der Bursche war ziemlich angesäuselt. Es bedurfte keines großen Spürsinns, um zu erkennen, dass er gewaltig einen in der Krone hatte. Darum sagte ich fast sanft: „Gehen Sie zur Seite, Mann, und behindern Sie uns nicht in der Ausübung unserer dienstlichen Pflichten. Es kann dumm für Sie ausgehen."

    Aber der Knabe war nicht von seinem Entschluss abzubringen, sich mit uns anzulegen. Mit der den Betrunkenen eigenen Sturheit bettelte er geradezu um einen Satz heißer Ohren. Er grollte mit schwerer Zunge: „Du willst mir doch nicht etwa drohen, Bulle? Heh, ich habe hier ein Heimspiel. Deine nette Begleiterin könnte mir doch, wenn ich mit fertig bin, ein …"

    Ich schob kurzerhand O'Leary beiseite und trat schnell zwei Schritte vor. Jetzt stand ich vor dem Großmaul. Der Grobschlächtige brach ab und prallte etwas zurück. Aber da hatte ich ihn schon mit beiden Händen an der Hemdbrust. „Geh zur Seite, warnte ich. „Ein weiteres Mal bitte ich dich nicht mehr. Also …

    Ein Keuchen kam aus seiner Brust, seine Alkoholfahne schlug mir ins Gesicht, er wollte meine Arme zur Seite schlagen. Aber da setzte ich schon einen Fußfeger an. Es sah aus, als würde er plötzlich im Fußboden verschwunden. Er ging nieder und setzte sich auf den Hintern. Aus unterlaufenen Augen, mit dem stieren Ausdruck tiefer Ungläubigkeit starrte er zu mir in die Höhe.

    Raunen und Flüstern ging durch die Bar. Stuhlbeine scharrten. Ich schaute mich schnell um. Einige der Kerle erhoben sich.

    „Du solltest aus dieser Lektion lernen", mahnte ich den Burschen am Fußboden, dann packte ich O'Leary am Oberarm und zerrte ihn hinter mir her.

    Etwas Bedrohliches, Unheilvolles ging von den Kerlen aus, die sich von allen Seiten heranschoben. Ein mulmiges Gefühl wollte mich beschleichen. Da hörte ich Sarah mit klirrendem Organ rufen: „Bleibt, wo ihr seid. Wer einen polizeilichen Einsatz behindert, wandert ohne Pardon in den Knast. Die ganz besonders Unbelehrbaren fangen vielleicht sogar eine Kugel ein."

    Die Kerle hielten an. Es war, als bannte sie der klirrende Tonfall meiner Kollegin.

    Ich bugsierte Dan O'Leary ins Freie.

    3

    Draußen war die Dunkelheit von vielen Lichtquellen erhellt. Der Asphalt glänzte feucht. Die Reflexe der Leuchtreklamen zuckten über die Fassaden der Gebäude. Die Peitschenmasten warfen Lichtkleckse auf Fahrbahn und Gehsteig.

    Wir waren mit einem Dienstwagen gekommen. Es handelte sich um einen Van, den wir schon seit einiger Zeit benutzten. Mein Sportwagen befand sich nach wie vor in der Reparatur. Ihn hatten vor kurzer Zeit einige bezahlte Kerle demoliert, als wir gegen eine Autoschieberbande ermittelten.

    Ich hatte den Wagen etwa 100 Schritt von der Eleazar Bar entfernt geparkt, denn vor der Bar war Parkverbot.

    Dan O'Leary stemmte sich gegen den Druck meiner Hand, die ihn vorwärts schob. Neben mir ging Sarah. Sie ging mir bis zur Schulter und bewegte sich elastisch. „Ich kann alleine gehen, Trevellian!, zeterte O'Leary und versuchte sich freizumachen. „Herrgott, was wollen Sie überhaupt von mir? Dem FBI habe ich den letzten Gefallen erwiesen, das kann ich euch sagen. Ich …

    Plötzlich riss er sich gewaltsam los und begann zu rennen. Ja, Dan O'Leary machte die Flitze. Hatte er was ausgefressen, so dass er uns fürchten musste? Oder fürchtete er, dass wir ihm unangenehme Fragen stellten in Bezug auf das, was er Clive Caravaggio anvertraut hatte, und das war ihm einige Nummern zu groß?

    Weiß der Teufel, was O'Leary trieb. Jedenfalls rannte er wie ein Wiesel die Straße hinunter. Seine Beine wirbelten, seine Schuhsohlen berührten kaum noch den Boden.

    Die Sekunde zwischen Begreifen und Reagieren verstrich, dann machten Sarah und ich uns an die Verfolgung des Burschen. Der Gehsteig war holprig. An manchen Stellen fehlten die Betonplatten. Man konnte sich hier die Beine brechen. Die Fassaden der Häuser schienen an mir vorbeizufliegen.

    „Bleib stehen, O'Leary!, stieß ich zwischen gepressten Atemzügen hervor. „Stehenbleiben!

    Genauso gut hätte ich dem Wind verbieten können, nicht mehr zu wehen. Im Gegenteil: O'Leary schien noch einen Zahn zuzulegen.

    Unsere Absätze trappelten wie Pferdehufe. Sarah hielt sich tapfer neben mir. Sie war nicht nur schön und intelligent, sie war auch ausgesprochen sportlich. Ich gewann dieser Frau immer mehr positive Seiten ab.

    Plötzlich stolperte O'Leary. Weit beugte er sich nach vorn, er vollführte zwei – drei lange Sätze, um sein Gleichgewicht zu bewahren und einen Sturz abzufangen. Aber er war viel zu schnell dran. Außerdem trat er in eine Vertiefung, wo eine Platte fehlte. Er brüllte eine Verwünschung …

    O'Leary hatte keine Chance. Er krachte auf die Knie nieder, kippte nach vorn und schlitterte auf dem Bauch ein Stück dahin. Dazu fluchte und brüllte er. Schließlich lag er still. Sein Atem flog. Der Schmerz von seinen Knien ließ ihn stöhnen und röcheln.

    Als Sarah und ich bei ihm ankamen, setzte er sich auf. Seine Bronchien pfiffen. Im vagen Licht sah ich, dass die Hose an den Knien aufgerissen war. Die Haut war dunkel vom Blut.

    „Die Pest an eure Hälse!", schnappte er gehässig.

    „Das hast du dir schon selber zuzuschreiben", knurrte ich und streckte ihm die Rechte hin, um ihm auf die Beine zu helfen. Er nahm die Hilfe in Anspruch.

    „Warum?, fragte ich ihn, und er wusste genau, was ich meinte, denn er erwiderte mit schmerzverzerrter Stimme: „Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben. Die Sache wird mir zu heiß. Ich bereue es zutiefst, Clive den Tipp mit Machud al-Khoi gegeben zu haben.

    „Haben Sie einen Grund dazu?", fragte Sarah.

    „Hinter al-Khoi steht eine ganze Organisation. Ich habe das nur zu spät bedacht. Vielleicht sogar die CIA. Ich habe Angst. Mein Leben ist keinen Pfifferling wert, wenn al-Khoi und seine Komplizen dahinter kommen, dass der Tipp von mir stammt."

    „Setzen wir uns ins Auto, schlug ich vor. „Da können wir auch Ihre Knie versorgen, O'Leary.

    „Ich pfeif drauf. Lasst mich in Ruhe. Ihr habt nicht das Recht …"

    „Was redest du denn, O'Leary, knurrte ich ungnädig. „Vorwärts jetzt. Irgendwann reißt auch mir der Geduldsfaden.

    Manche Kerle verstanden eben nur die raue Sprache.

    Wenig später saß der kleine Gauner auf dem Beifahrersitz. Die Füße standen auf dem Gehsteig, die Hosenbeine waren hochgekrempelt. Ich hatte ihm Desinfektionsmittel aus dem Autoverbandskasten auf die Schürfwunden gestrichen und Verbände angelegt. Hose und Jacke konnte er nach seiner unfreiwilligen Landung auf dem Bauch wegwerfen. Die Ärmel der Jacke waren sehr in Mitleidenschaft gezogen worden.

    „Woher stammt Ihr Wissen bezüglich der B- und C-Waffen, die in dem Bunker in der Nähe von Kirkuk gelagert werden?", fragte ich.

    O'Leary druckste herum. Er schien auf dem Autositz regelrecht zu schrumpfen. „Ich habe in den Nachrichten gehört, dass ein Bunker mit B- und C-Waffen ausgehoben worden ist, gab er schließlich mit lahmer Stimme zu verstehen. „Vor einigen Wochen nahm mich ein Freund mit in die Gravesend Bay. Dort dümpelte eine riesige Yacht. Wir sollten sie beladen. Die Kisten, die es in einer Nacht- und Nebelaktion in den Kahn zu verladen galt, kamen auf drei Lastwagen. Wir waren über ein Dutzend Männer und schleppten die Kisten in den Bauch der Yacht, deren Besitzer die Machud al-Khoi ist. Und dabei belauschte ich ein Gespräch, das al-Khoi per Telefon führte.

    O'Leary machte eine kleine Pause, als müsste er nachdenken oder seine nächsten Worte im Kopf vorformulieren. Dann zuckte er mit den Achseln und fuhr fort: „Ich habe den Wortlaut nicht mehr im Kopf, außerdem verstand ich nur die Hälfte. Aber al-Khoi brachte zum Ausdruck, dass aufgrund dieses Arsenals an biologischen und chemischen Waffen, wenn es auf irakischem Boden gefunden wird, die gesamt Welt dran glauben muss, dass Saddam Hussein alles tat, um die Inspektoren der von der UNO eingesetzten Spezialkommission für den Irak und der Internationalen Atomenergiebehörde zu täuschen, dass also Bush und Blair keine Kriegstreiber sind, sondern dass der Krieg wegen der Verschleierungspolitik Saddam Husseins gerechtfertigt und auch notwendig war."

    „Befanden sich in den Kisten B- und C-Waffen?", stieß ich hervor.

    „Nachsehen konnte ich leider nicht, erwiderte O'Leary. „Nach dem Gespräch aber, das ich zufällig hörte, nehme ich es doch schwer an.

    „Wie viele Kisten waren es?"

    „Dreißig."

    „Haben Sie sonst noch was gehört oder gesehen?", fragte Sarah.

    „Nein. Ich musste mich schnell verziehen, andernfalls wäre ich sicher aufgefallen. Für den Job hab ich fünfzig Dollar kassiert. Irgendwelche Fragen hatten wir nicht zu stellen."

    „War es eine Hochseeyacht?"

    „Ja. Ein riesiger Kahn. Möchte nicht wissen, das er gekostet hat." O'Leary grinste schief.

    „Wer war der Mann, der Sie mitgenommen hat?"

    „Paul Janciewicz. Aber den brauchen Sie gar nicht zu fragen. Der weiß nicht mehr, als ich auch."

    „Ist das der Mister, mit dem Sie Billard gespielt haben?", wollte Sarah wissen.

    „Ja."

    „Irgendjemand muss euch ja angeheuert haben", knurrte ich.

    „Ja. Der Bursche nennt sich Gamil. Seinen Familiennahmen kenne ich nicht. Er ist‘n Araber oder sowas. Der hat uns auch ausbezahlt."

    „Ist al-Khoi mit der Yacht gefahren?"

    „Keine Ahnung. Als wir die Bay verließen, ankerte der Kahn noch. Paul und ich sind in die Eleazar Bar gefahren und haben unseren Fünfziger auf den Kopf gehau‘n."

    „Und die anderen Kerle?"

    „Ich kannte keinen von ihnen. Nun, auch sie verschwanden. Ich kümmerte mich weder um sie, noch um Machud al-Khoi, noch um diesen Gamil."

    „Sagt Ihnen der Name Sugar etwas?, wollte ich wissen. „Jig Sugar?

    O'Leary überlegte nur kurz. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Wer soll das sein?"

    Wir ignorierten seine Frage. Stattdessen peitschte Sarahs Organ: „Weshalb wollten Sie die Fliege machen, O'Leary?"

    Der Blick des Rothaarigen irrte ab. „Ich – nun, ich habe es doch schon gesagt. Ich will nichts mehr zu tun haben mit dem FBI. Wenn es aufkommt, dass ich Spitzeldienste leiste, bin ich fertig in New York. Dann muss ich froh sein, wenn ich nicht als Fischfutter im Hudson lande."

    „Vor wem haben Sie Angst?", fragte ich.

    „Angst, ich? O'Leary tippte sich großspurig mit dem Daumen gegen die Brust. „Das hat mit Angst nichts zu tun, G-man. Das ist reine Überlebenstaktik. Reden ist Silber – Schweigen ist Gold. ‘ne alte Weisheit. Es haben sich Leute schon um Kopf und Kragen geredet.

    „Sollen wir Ihre Taschen filzen, O'Leary?, kam es von Sarah. „Wetten, dass wir dann den Grund finden, aus dem Sie flitzen wollten.

    „Ach, geht doch zur Hölle! O'Leary erhob sich. Seine Hosenbeine rutschten über den Verband nach unten. Er griff in die Jackentasche, dann klatschte er etwas mit der flachen Hand auf das Dach des Dienst-Van. „Okay, okay, ich hab ein paar Gramm Hasch bei mir. Das war der Grund.

    Ich nahm das Rauschgift, das sich in einer kleinen Cellophantüte befand. Es waren etwa 50 Gramm. „Für den Eigenverbrauch?"

    „Ja", kam es zerknirscht.

    „Verschwinde, O'Leary, sagte ich. „Du hast uns sehr geholfen.

    „Im Ernst?"

    „Ja. Jetzt zieh Leine. Fünfzig Gramm sind kein Pappenstiel …"

    Der kleine Gauner humpelte schnell davon.

    4

    „Was wollten die Bullen von dir?", fragte der hagere Bursche beim Billardtisch, als O'Leary in die Kneipe zurückgekehrt war.

    O'Leary überlegte nicht lange, dann versetzte er: „Sie haben mich gefragt, was wir in der Gravesend Bay in die Yacht verladen haben."

    Paul Janciewicz, der hagere Mister, schaute verblüfft. „Woher wissen die Bullen …"

    „Das darfst du mich auch nicht fragen", log O'Leary.

    „Was hast du ihnen gesagt?"

    „Dass wir Kisten eingeladen haben, Kisten, die mit drei Lastern angeliefert worden waren, und dass ich keine Ahnung habe, was sich in den Kisten befunden hat."

    Janciewicz zog die Unterlippe zwischen die Zähne, kaute kurz darauf herum, dann stieß er hervor: „Haben Sie dich sonst noch was gefragt?"

    „Ja. Wem die Yacht gehört, wer uns angeheuert hat, ob ich weiß, wohin die Kisten transportiert worden sind." O'Leary gab sich genervt.

    „Und?"

    „Ich habe den Schnüfflern nichts gesagt – gar nichts. Außerdem hätte ich ihnen die Fragen nicht beantworten können, selbst wenn ich gewollt hätte."

    Paul Janciewicz wandte sich halb von O'Leary ab und starrte auf einen imaginären Punkt irgendwo im Raum. In seinem Gesicht arbeitete es. Plötzlich sagte er: „Ich muss telefonieren. Warte hier auf mich …"

    Janciewicz schritt zu der Tür, durch die man in einen Flur mit den Toiletten und der Hintertür des Gebäudes gelangte. Der hagere Bursche ging in den Hof. Es war hier finster wie im Schlund der Hölle. Er holte sein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Das Display leuchtete grünlich. Janciewicz klickte eine gespeicherte Nummer her und ging auf Verbindung. Das Freizeichen ertönte, dann erklang eine dunkle Stimme: „Taimur!"

    „Hier Janciewicz. Hör zu, Gamil …"

    Gamil Taimur unterbrach ihn kein einziges Mal. Erst, als Janciewicz geendet hatte, knurrte er: „Woher weiß das FBI von der Übernahme der Fracht auf die Yacht? Und wie, vor allen Dingen, kommen die Schnüffler dazu, ausgerechnet die kleine Ratte O'Leary zu befragen?"

    „Zwei Fragen, Gamil, die ich dir beide nicht beantworten kann", murmelte Paul Janciewicz.

    „Schon klar. Pass auf, Paul. Bring O'Leary zur Lagerhalle. Ich werde dort sein. Der Dummkopf hat vielleicht irgendetwas aufgeschnappt und es im Suff herumerzählt. Ich muss wissen, was es war, das das FBI auf ihn aufmerksam machte. Also bring ihn zur Lagerhalle, damit ich ihm die Würmer aus der Nase ziehen kann."

    „Ist in Ordnung. In einer Stunde?"

    „Gut." Nach diesem Wort klickte es, und dann herrschte Funkstille in der Leitung. Janciewicz versenkte sein Handy in der Jackentasche und kehrte in die Bar zurück. Er nahm eine der Kugeln vom Billardtisch, visierte

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1