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Thriller Quartett 4125
Thriller Quartett 4125
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eBook427 Seiten5 Stunden

Thriller Quartett 4125

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:

 

Pete Hackett: Wer New York in Atem hält …

Pete Hackett: Jagdzeit im Big Apple

Pete Hackett: Trevellian steckt den Teufel in den Knast

Alfred Bekker: Der Todeskandidat

 

 

 

Luigi Moretti regelt seine Angelegenheiten entschieden und mit Nachdruck. Dass seine Tochter Stella seinen Vertrauten Sergio Toscani heiratet, hat er ebenso entschieden, wie er den Mord an Lloyd Hunter befohlen hat. Lloyd war Moretti zu groß und damit zu gefährlich geworden. Hunters Sohn Jeff dagegen nimmt der Mafioso nicht ernst. Ein Fehler, wie sich herausstellt, denn Jeff will Rache für seinen toten Vater und Stella ist sein Ziel.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum12. Feb. 2024
ISBN9798224254170
Thriller Quartett 4125
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4125 - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Wer New York in Atem hält…

    Pete Hackett

    Wer New York in Atem hält …

    Special Agent Owen Burke legte den Telefonhörer auf, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und sagte: »Das war der Chef. Bei Macy's, bei der Citi Bank in der 23rd Street, beim Museum of Modern Art, beim General Post Office und beim Bellevue Hospital Center sind Erpresserbriefe eingegangen. Der Erpresser verlangt jeweils eine Million Dollar. Das Geld soll binnen einer Woche auf einem Nummernkonto bei der Banke Millie Afghan in Kabul gutgeschrieben sein. Andernfalls – droht der Erpresser – wird er in New York einige Bomben hochgehen lassen, und zwar an ausgesprochen belebten Plätzen wie im Grand Central Terminal oder in der Penn Station.«

    Ron Harris pfiff zwischen den Zähnen. Dann knurrte er: »Der Kerl, der hinter dieser Sache steckt, weiß was er will. Wenn die fünf Erpressten zahlen, ist er mit einem Schlag um fünf Millionen reicher. Damit kann man sich getrost zur Ruhe setzen. – Was meint der Chef?«

    »Er hat ein längeres Gespräch mit dem Chief of Department geführt. Zunächst vermutete man einen terroristischen Hintergrund. Ausschlaggebend für diese Vermutung war, dass das Geld auf ein Konto in Afghanistan überwiesen werden soll. Aber dann kam man zu dem Schluss, dass Terroristen – die wahrscheinlich international tätig sind -, selbst genug Geld haben. Sie wollen Zeichen setzen, Sie wollen irgendwelche Ideologien an den Mann bringen. – Der Fall wurde vom Police Department an das FBI abgegeben. Der Assistant Director hat uns beide mit der Klärung beauftragt. Wir sollen uns die Unterlagen beim Department besorgen und wenn wir uns eine Meinung gebildet haben, sollen wir mit dem Chef Rücksprache nehmen.«

    »Wer ist unsere Ansprechpartner beim Department?«, fragte Special Agent Ron Harris.

    Owen Burke warf einen schnellen Blick auf das Blatt Papier, auf dem er einige Notizen vermerkt hatte, während der AD mit ihm sprach. »Detective Lieutenant Lancaster. Ich rufe ihn an …«

    Da auf dem Notizzettel auch die Telefonnummer des Detective Lieutenants vermerkt war, hatte Owen Burke den Kollegen zwanzig Sekunden später an der Strippe. Als sich Lancaster meldete, aktivierte Burke den Lautsprecher des Apparates. Nachdem er seinen Namen genannt und den Grund seines Anrufs erklärt hatte, sagte Lancaster: »Wir gehen davon aus, dass es sich um einen Kriminellen aus New York handelt. Alle, die er zu erpressen versucht, haben einen Sitz im Big Apple. Möglicherweise ist es ein Armeeangehöriger, der irgendwann mal in Kabul stationiert war, weil er ausgerechnet dort ein Konto eröffnet hat.«

    »Ich vermute, dass man die Bombendrohung ausgesprochen ernst nimmt«, gab Burke zu verstehen.

    »Natürlich. Darum ist Eile geboten. Ich schicke sofort einen Boten los, der Ihnen die Akten bringt, die wir angelegt haben. Die bisherigen Erkenntnisse sind ausgesprochen mager. Eigentlich wissen wir nur, dass fünf New Yorker Unternehmen jeweils um eine Million Dollar gebracht werden sollen.«

    »Wurde die Sache schon publik gemacht?«

    »Nein.«

    »Haben Sie mit der jeweiligen Geschäftsführung der betroffenen Unternehmen Kontakt aufgenommen?«, fragte Burke.

    »Natürlich. Wir haben uns darauf geeinigt, dass keine Gelder fließen werden. Wenn wir diesem Erpressungsversuch nachgeben, wird in nächster Zeit Krethi und Plethi irgendwelche Erpressungsversuche nach dem Vorbild unseres aktuellen Erpressers starten.«

    »Dann ist nicht auszuschließen, dass nach Ablauf einer Woche hier in New York Bomben explodieren, dass Menschen verletzt und getötet werden«, gab Owen Burke zu bedenken.

    »Das zu verhindern ist die Aufgabe der Polizei«, knurrte der Detective Lieutenant. »Aber ich weiß: Wir haben ein Problem, ein nicht zu unterschätzendes Problem. Die Zeit brennt uns unter den Nägeln. Und die Massenmedien werden uns in der Luft zerreißen, wenn in einer Woche eine Bombe hochgeht und auch nur ein Mensch verletzt oder gar getötet wird.«

    »Vielleicht sollte man eine Pressekonferenz abhalten und darauf hinweisen, dass die Polizei alles erdenkliche unternehmen wird, um den Gangster zu schnappen, ehe etwas Schreckliches geschieht.«

    »Das muss Ihr Chef entscheiden, Agent. Die Federführung in dieser Sache liegt beim FBI. Wir haben einige Namen von Männern ermittelt, die in der Vergangenheit auf ähnliche Art und Weise versucht haben, irgendwelche Summen zu erpressen.«

    »Sind die Namen und dazugehörigen Adressen in Ihren Akten vermerkt?«, fragte Burke.

    »Ja. Die Kerle wissen nichts davon, dass wir Sie im Fokus haben. Wir beobachten sie. Bis jetzt aber gibt es kein Ergebnis. Es ist nicht auszuschließen, dass die Observierungen für die Katz sind.«

    »Halten Sie die Observationen aufrecht?«, fragte Burke.

    »Ich denke nicht, nachdem Sie die Angelegenheit übernommen haben. Wir wollen Ihnen auch nicht ins Handwerk pfuschen. Sollten wir unsere Leute abziehen, informiere ich Sie, Agent.«

    »In Ordnung.« Owen Burke verabschiedete sich und legte auf. »Warten wir ab, bis wir die Akten vom PD erhalten«, sagte er zu Ron Harris.

    »Eine Chance haben wir wahrscheinlich nur, wenn es uns gelingt, den Erpresser aus der Reserve zu locken«, meinte Harris. »Ein adäquates Mittel, dies zu erreichen, wäre in der Tat eine Pressekonferenz, in der jegliche Zahlungen kategorisch abgelehnt werden.«

    Owen Burke wiegte den Kopf. »Es ist möglich, dass wir den Schurken auf diese Art und Weise aus der Reserve locken können. Was aber ist, wenn er zur Warnung eine Bombe hochgehen lässt. Er wird uns von der Ernsthaftigkeit seiner Drohung überzeugen wollen. Und dafür wirft er sicherlich auch Menschenleben in die Waagschale.« Owen Burke schaute ziemlich unglücklich drein. »Im Moment ist es ein Kampf gegen Windmühlenflügel, Kollege«, murmelte er. »Und wenn wir dem Halunken nicht rechtzeitig das Handwerk legen können, nagelt man uns ans Kreuz. Es wird ein Wettlauf gegen die Zeit.«

    »Wir müssen ihn herausfordern«, beharrte Ron Harris auf seiner Ansicht. »Wenn wir ihn dazu verleiten, einen Fehler zu machen, dann haben wir ihn. Irgendwelche Leute aufs Geradewohl zu überprüfen, die irgendwann mal einen Erpressungsversuch gestartet haben, bringt meiner Meinung nach nicht viel. Wir müssen gegen diesen Kerl gezielt vorgehen. Nur dann haben wir Erfolg.«

    *

    Die Akten kamen. Fünf Schnellhefter, ausgesprochen dünn, sie enthielten lediglich Kopien der Erpresserbriefe, die Protokolle der Anzeigen und eine Liste mit Namen. Die Originale der Erpresserbriefe befanden sich bei der Scientific Research Division wegen der Analysierung von Fingerabdrücken und DNA-Spuren. Burke und Harris meldeten sich beim Direktor des FBI an. Das Gespräch mit ihm dauerte nicht einmal eine Viertelstunde. Die Message war eine ausgesprochen knappe: Verhindern Sie, dass der Gangster irgendwelchen Menschen Schaden zufügt und halten Sie mich auf dem Laufenden.

    Die Agents befanden sich wieder in ihrem gemeinsamen Büro. Ron Harris klickte das FBI National Crime Information Center 2000 her, dann schaute er Owen Burke an. »Ich bin bereit.«

    »James Morin«, las Burke den ersten Namen vor. Er nannte auch das Geburtsdatum des Mannes.

    Harris gab die Daten in den Suchlauf ein, und im nächsten Moment stieß er hervor: »Treffer. Er hat versucht, eine der Schifffahrtsgesellschaften zu erpressen, die in Südmanhattan Bootsausflüge anbieten. Das war vor sechs Jahren. Morin hat bis August 2010 in Attica seine Strafe abgesessen.«

    »Wie lief der Erpressungsversuch ab?«, wollte Burke wissen.

    »Morin drohte, Schiffe der Gesellschaft zu versenken. Wie er das bewerkstelligen wollte, geht aus den Protokollen nicht hervor.«

    »Mit 'ner Bombe vielleicht«, mutmaßte Owen Burke. »Gut. Der nächste Name lautet Scott Sumner, geboren am 18. Februar 1970.«

    »Hat ihn schon«, knurrte Ron Harris Sekunden später. »Er hat gedroht, Feuer in U-Bahnen zu legen, wenn ihm die Stadtverwaltung nicht zwei Millionen Dollar bezahlt. Sumner wurde vor drei Monaten aus der Strafhaft entlassen. Man hat ihn bei der Übergabe des Geldes geschnappt.«

    »Robert Gekosky, neunundzwanzig Jahre alt.«

    »Er wollte von Cartier eine Million und drohte, den Laden in der Fifth Avenue in die Luft zu sprengen, wenn Cartier nicht zahlt.«

    »Wie wurde er geschnappt?«

    »Als sich Cartier weigerte, zu bezahlen, stellte er eine selbst gebastelte Bombe, die er in einer Plastiktüte verpackt hatte, im Eingangsbereich des Ladens ab. Er wurde beobachtet, der Sprengsatz wurde entschärft und anhand der Fingerabdrücke, die er auf dem Gehäuse desselben zurückgelassen hatte, konnte man ihn ermitteln. Er saß drei Jahre in Rikers Island und wurde vor einem Jahr vorzeitig wegen guter Führung entlassen.«

    »Nicht der Cleverste, wie?«

    »Nun ja, in dem Personenkreis, dem wir es zu verdanken haben, dass wir niemals arbeitslos werden, ist – wie in jeder anderen Gesellschaftsschicht auch – ein repräsentativer Querschnitt durch die Bevölkerung vertreten. Und darunter befindet sich immer ein gerütteltes Maß an Idioten.«

    Owen Burke grinste und nannte dann den vierten Namen: »Craig Gant, geboren am 25. Juli 1975.«

    Harris bearbeitete die Tastatur, dann nickte er und sagte: »Auch er hat gedroht eine Bombe hochgehen zu lassen, wenn ihm die Bahngesellschaft nicht drei Millionen Dollar auf ein Nummernkonto in Buenas Aires überweist. In diesem Fall konnte die argentinische Polizei innerhalb eines Tages herausfinden, wer der Kontoinhaber war. Gant wurde zu fünf Jahren verurteilt. Auch er saß in Rikers Island und wurde im September 2010 entlassen.«

    »Sollten es tatsächlich nur vier Leute in den vergangenen Jahren gewesen sein, die versuchten, auf diese Art und Weise Geld zu erpressen?«, fragte sich Owen Burke laut.

    »Wir können in dieser Hinsicht noch recherchieren. Sicher sitzen einige Gangster dieses Formats noch hinter Schloss und Riegel. Prüfen wir erst einmal die vier Zeitgenossen, deren Daten uns vorliegen. Und dann sollten wir vielleicht doch noch einmal über eine Pressekonferenz nachdenken. Wir haben nur noch bis 21. Januar Zeit. Gestern sind die Briefe bei den Opfern eingetroffen. Wenn uns kein Erfolg beschieden ist, müssen wir davon ausgehen, dass es am 22. Januar kracht und dass Menschen sterben. Ich will mir das gar nicht vorstellen …«

    »Ja, die Vorstellung ist grauenhaft. Darum werden wir sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um den Erpresser unschädlich zu machen. Ich schätze mal, die nächsten Tage wird von Feierabend kaum noch die Rede sein.« Owen Burke schaute auf die Uhr. »Es ist 12 Uhr 25. Fangen wir bei Morin an. Er wohnt in Manhattan Valley, 102nd Street Nummer 315.«

    Sie fuhren mit dem Aufzug hinunter in die Tiefgarage und wenig später rollten sie im Dodge Avenger den Broadway hinauf nach Norden. Ron Harris konnte den Dienstwagen fast vor der Haustür des Gebäudes Nummer 315 in der 102nd Street parken. Die Straße endete bei einer Wohnsiedlung, der man den Namen Frederick Douglass Houses gegeben hatte.

    James Morins Apartment lag in der zweiten Etage eines Baues aus den dreißiger Jahren. Im Treppenhaus war es düster. Es roch nach Schimmelpilz. Auf den Fensterbrettern der Treppenhausfenster lagen tote Fliegen. Es war Januar und demzufolge mussten die kleinen Leichen schon viele Wochen hier liegen, ohne dass sich jemand die Mühe machte, sie zusammenzukehren und zu entsorgen. Es ließ auf die mangelnde Ordnungsliebe der Hausbewohner schließen.

    Die Wohnungstür wies einen Spion auf. Harris läutete, gleich darauf verdunkelte sich die Linse des Spions, Zeichen dafür, dass jemand durch sie hindurchschaute.

    »Öffnen Sie!«, forderte Owen Burke laut. »FBI. Wir möchten mit Ihnen sprechen.«

    Die Tür ging einen Spaltbreit auf, der zwei Zoll breite, senkrechte Ausschnitt eines Gesichts war in dem Spalt zu sehen, ein graublaues Auge musterte die G-men. »FBI? Was sollte ich mit den Feds zu tun haben?«

    »Wir sind die Special Agents Harris und Burke«, stellte Owen Burke sich und seinen Partner vor, dabei hielt er Morin seinen Ausweis vor die Nase. »Was dagegen, wenn wir uns drin unterhalten?«

    Morin musterte ihn finster und ohne die Spur von Freundlichkeit. Nach wie vor war die Tür nur einen Spalt geöffnet und nur das linke Auge des Burschen war zu sehen. Burke wusste, dass der Mann dreiundfünfzig war. »Habt ihr einen Durchsuchungsbefehl oder irgendeine andere richterliche Anordnung?«, blaffte Morin.

    »Haben wir nicht. Wir rechneten mit Ihrer Kooperationsbereitschaft.«

    »Ich habe nur schlechte Erfahrung mit euch Kerlen gemacht«, grollte Morins Organ. »Sie können sich also denken, dass ich nicht gut auf Sie zu sprechen bin.«

    Jetzt mischte sich Ron Harris ein, indem er sagte: »Es hat in New York eine Bombendrohung gegeben. Irgendein Zeitgenosse, der sich die Hände nicht mit Arbeit beschmutzen möchte, erpresst einige Institutionen mit der Drohung, Sprengsätze zu zünden, wenn seine Geldforderungen nicht befriedigt werden.«

    Jetzt machte Morin die Tür ein kleines Stück weiter auf. Die Agents konnten sein Gesicht sehen. Es war breitflächig, die Lippen waren aufgeworfen, die Nase war eingeschlagen. In den wässrigen Augen war ein unruhiges Flackern wahrzunehmen. »Und warum kommen Sie mit dieser Geschichte zu mir?«

    »Sie besitzen Erfahrung auf diesem Gebiet«, versetzte Ron Harris ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. »Haben Sie vor einigen Jahren nicht gedroht, Schiffe der Manhattan Ship Society zu versenken, wenn man Ihnen – hm, finanziell nicht entgegen kommt?«

    Der Anflug einer jähen Wut verzerrte James Morins Mund, aggressiv brach es aus seiner Kehle: »Ich will nichts davon hören! Es ist eine halbe Ewigkeit her und ich habe meine Strafe bis auf den letzten Tag abgesessen.«

    »Sicher.« Jetzt hatte wieder Owen Burke das Wort ergriffen. »Dass man Sie bestraft hat, war recht und billig. Meinen Sie nicht auch? Sie wurden im August 2010 aus der Haft entlassen. Vorhin sprachen Sie davon, dass Sie nur schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben. Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie sich ungerecht behandelt fühlten?«

    Morin knirschte mit den Zähnen. Seine Backenknochen mahlten. »Ich habe aus meinen Lektionen gelernt. Zurzeit bin ich wegen einer Mandelentzündung krank geschrieben. Ich arbeite seit Januar 2011 bei einer Spedition, die oben in der Bronx ihren Sitz hat. Sie können das ja nachprüfen. Von Montagmorgen bis Freitagnachmittag bin ich mit meinem Truck im Staat New York unterwegs.«

    »Besitzen Sie einen Computer?«, fragte Burke.

    »Natürlich. So etwas hat heutzutage doch jeder.«

    »Dann nennen Sie sicher auch einen Drucker Ihr Eigen.«

    »Ja. Was soll das?«

    »Dürfen wir uns die Anlage mal anschauen?«

    Das Gesicht Morins nahm einen abweisenden Ausdruck an. »Zeigen Sie mir eine entsprechende richterliche Anordnung«, knurrte er.

    »Ich will Ihnen nun etwas klarzumachen versuchen, Mr. Morin«, gab Owen Burke geduldig und mit ruhiger, fast sanfter Stimme zu verstehen. »Wenn Sie der Mann nicht sind, den wir suchen, haben Sie Ruhe vor uns. Das können wir aber nur feststellen, wenn Sie bereit sind, uns zu helfen. Wir haben einige Namen von Leuten, die schon einmal als Erpresser aufgetreten sind und in diesem Zusammenhang mit Gewalttaten drohten. Einer der Namen ist der Ihre. Nun versuchen wir, die Leute auszuschließen, die nicht für die Tat in Frage kommen. Sie, Mr. Morin, tun im Moment alles, um unseren Verdacht nicht zu entkräften, sondern vielmehr zu stärken.«

    In Morins Zügen arbeitete es. Schließlich stieß er widerwillig hervor: »Na schön, kommt herein.«

    Er gab die Tür frei und die Agents betraten die Wohnung. Im Wohnzimmer sah es ziemlich unaufgeräumt aus. Der Fernseher lief. Auf der Couch lagen zwei Kissen und eine zurückgeschlagene Decke. Auf dem Tisch standen eine gläserne Kanne, die halb mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war – wahrscheinlich handelte es sich um Tee -, und eine große Tasse.

    »Leben Sie hier alleine?«, fragte Owen Burke.

    »Ja. Meine Frau hat sich damals vor sechs Jahren scheiden lassen, als sich herausstellte, dass ich die Schifffahrtsgesellschaft erpresste. Meine beiden Kinder sind erwachsen. Sie haben den Kontakt zu mir abgebrochen. – Der PC steht dort.«

    Man konnte auf den ersten Blick sehen, dass es sich um ein ziemlich betagtes Gerät handelte. Die Anlage stand auf einem Computertisch aus Metall, den Morin zwischen den beiden Fenstern des Raumes an der Wand aufgestellt hatte.

    »Bitte, schalten Sie ihn ein«, sagte Burke.

    Morin fuhr den PC hoch. Burke schaute sich die Icons an, die als Verknüpfungen auf dem Desktop abgelegt waren, und stellte fest, dass Morin mit dem Schreibprogramm Word von Microsoft arbeitete. Wahrscheinlich eine Uraltversion. Ein Doppelklick öffnete das Programm, Burke setzte sich auf den Stuhl und schrieb ein paar Zeilen, die er anschließend formatierte. Schriftart Arial, Schriftgröße 12, doppelter Zeilenabstand. Mit diesen Formaten waren auch die Erpresserbriefe geschrieben worden.

    Burke schaltete den Drucker ein. Es dauerte einige Zeit, bis sich das Gerät eingestellt hatte und ein grünes Licht anzeigte, dass es druckbereit war, dann druckte Burke sein Geschreibsel aus. Nachdem der Drucker das Blatt Papier ausgeworfen hatte, nahm es Burke, warf einen Blick darauf und sagte zu Ron Harris: »Mit diesem Printer wurden die Erpresserbriefe auf keinen Fall ausgedruckt.« Dann schaute er Morin an und erhob noch einmal die Stimme: »Ich glaube, Sie sind aus dem Schneider, Mr. Morin. Vielen Dank, dass Sie uns geholfen haben.«

    *

    Als sie im Dodge saßen und in Richtung East Side fuhren, wo in der 109th Street Robert Gekosky wohnte, fragte Ron Harris: »Woher hast du die Sicherheit genommen, als du behauptet hast, dass die Erpresserbriefe nicht mit Morins Drucker erstellt wurden?«

    Sie benutzten die Transverse Road Nr. 4, um den Central Park zu durchqueren. Linkerhand konnte man durch Büsche und Bäume das Recreation House sehen, dahinter liegt das North Meadow Ball Field.

    Südlich befinden sich die Meadow Tennisanlagen und das riesige Reservoir, ein See, der fast so breit war wie der Central Park, aus dem früher ganz Manhattan mit Trinkwasser versorgt wurde.

    »Hast du was an den Augen, Partner?«, kam Burkes etwas spöttische Gegenfrage. »Ist dir entgangen, dass am Papiereinzug des Druckers, mit dem die Erpresserbriefe gedruckt wurden, etwas nicht stimmen kann? Die Zeilen auf den Ausdrucken verlaufen leicht nach rechts oben, also nicht waagrecht. Morins Drucker hingegen arbeitet trotz seines Alters einwandfrei.«

    »Ich bin überwältigt«, knurrte Ron Harris sarkastisch. »Dein kriminalistischer Spürsinn dürfte unübertroffen sein. Muss ich nun Sherlock Holmes zu dir sagen?«

    »Ha, ha.«

    Von nun an herrschte zwischen den Agents Schweigen. Sie ließen den Central Park hinter sich, fuhren ein Stück auf der 96th Street und bogen dann in die Park Avenue ab. In der 109th Street manövrierte Ron Harris den Dodge gekonnt in eine enge Parklücke zwischen einem Müllcontainer und einem alten Ford, dann stiegen die Agents aus und betraten wenig später das Gebäude, in dem Gekosky wohnte.

    Der Mann schien nicht zu Hause zu sein. Obwohl Burke des Öfteren an der Wohnungstür läutete, öffnete niemand. Ron Harris klingelte bei einem Nachbarn. Ein alter Mann mit Glatze und einer Brille auf der Nase zeigte sich. »Haben Sie nicht das Schild unten an der Haustür gelesen?«, fuhr er die G-men an. »Betteln und Hausieren ist in diesem Gebäude verboten. Also scheren Sie sich …«

    Burke hob die rechte Hand und unterbrach die Kanonade des bissigen Oldtimers: »Wir sind von der Polizei und möchten zu Robert Gekosky. Er scheint nicht daheim zu sein.«

    »Polizei?«, entrang es sich geradezu fassungslos dem Mann. »Was – was hat Robert denn ausgefressen?«

    »Es sind nur ein paar Routinefragen, die wir ihm stellen möchten. Haben Sie 'ne Ahnung, wo er sein könnte?«

    »Auf der Arbeit. Er ist Handlanger auf dem Bau. Die Baufirma befindet sich in Queens. Robert ist ein dummer Junge. Er kam Anfang 2012 aus dem Knast und hatte nichts – gar nichts. Aber er gab nicht auf, fand eine Arbeit und schließlich konnte er sich diese Wohnung hier leisten. Er hat mir mal sein Schicksal erzählt. Groß geworden in einem Kinderheim kam er, nachdem er volljährig war und das Heim verlassen musste, bald auf die schiefe Bahn. Das endete darin, dass er Cartier erpresste. Dafür sperrte man ihn drei Jahre weg. Nun ja, Strafe muss sein. Sie bewirkte etwas bei Robert. Er wird nie wieder etwas tun, was ihn mit dem Gesetz in Konflikt bringt.«

    »Würden Sie dafür die Hand ins Feuer legen?«, fragte Ron Harris.

    Der Mann kaute auf seiner Unterlippe herum. »Nun ja, ich weiß nicht …«

    »Wann kommt Gekosky nach Hause?«

    »So gegen 18 Uhr 30. Manchmal auch später, wenn er noch irgendwelche Besorgungen zu erledigen hat. Kann ich ihm etwas bestellen?«

    Owen Burke gab dem Mann eine von seinen Visitenkarten. »Gekosky soll mich heute noch anrufen. Es ist wichtig.«

    »Mir wollen Sie nicht sagen, um was es geht?«

    »Das kann Gekosky machen, sobald wir mit ihm gesprochen haben.«

    Die Agents verabschiedeten sich.

    Sie begaben sich in den Ostteil Manhattans, wo Scott Sumner in der 121th Street wohnte. Bei ihm hatten sie Glück. Sumner war zu Hause. Er lebte in der vierten Etage eines Mietshauses. Mit einer Jeans und einem blauen T-Shirt bekleidet stand er vor den G-men, unrasiert und mit geröteten, wässrigen Augen, die darauf schließen ließen, dass Sumner an diesem Tag schon reichlich dem Alkohol zugesprochen hatte. »Was kann ich für Sie tun?«, lallte er und zeigte ein dümmliches Grinsen.

    Burke erklärte, wer sie waren, dann fragte er, ob Sumner die Zeit habe, ihnen einige Fragen zu beantworten. Sumners Kopf wackelte vor Trunkenheit.

    »Mich sprechen!« Er tippt sich mit dem Daumen seiner Rechten gegen die Brust, drohte das Gleichgewicht zu verlieren und vollführte einen Ausfallschritt nach links, um einen Sturz zu verhindern. Er fing sich. »Niemals! Mit euch rede ich nicht. Niemals!«

    Owen Burke und Ron Harris wechselten einen viel sagenden Blick. Da erklang eine etwas schrille Frauenstimme in der Wohnung. Sie rief: »Was ist denn los? Wer ist da?« Die Lady kam ins Blickfeld der Agents. Sie war um die fünfzig, ihre rot gefärbten Haare standen etwas wirr vom Kopf ab, ihr Oberkörper war korpulent und wies keine fraulichen Formen auf. Die Beine, die ein roter Rock von den Knien aus abwärts freigab, waren im Verhältnis zum Torso zu dünn. »Wer sind Sie und was wollen Sie?«

    Owen Burke war nicht entgangen, dass der Frau einige Zähne fehlten.

    »FBI«, sagte Burke und nannte ihre Namen, dann wies er sich aus. »Wir sind hier, um mit Mr. Sumner zu sprechen. Aber wie mir scheint, ist er nicht mehr ganz nüchtern.«

    »Er säuft sich zu Tode!«, kreischte die Lady. »Dafür habe ich vier Jahre lang auf ihn gewartet, als er im Knast war. Was hätte ich für Kerle haben können. Aber ich war treu. Zum Dank dafür ersäuft er sich mehr und mehr im Alkohol.«

    »Halt die Fresse, Mae!«, lallte Sumner. »Halb bloß die Fresse, verdammt, sonst …«

    »Ruhig Blut, Sumner!«, mahnte Owen Burke mit scharfer Stimme. Und als der Betrunkene schwieg und ihn mit stupidem Blick anstarrte, wandte er sich an die Frau. »Sind Sie mit ihm verheiratet?«

    »Ja. Ich habe ihn geheiratet, als er im Gefängnis saß. Damals hätte er mir die Füße geküsst. Jetzt aber säuft er nur noch. Ich frage mich, warum ich ihn noch nicht verlassen habe. Es gibt genug Kerle, die mich …«

    »Ich habe dir gesagt, dass du die Fresse halten sollst!«, brüllte Scott Sumner und wollte sich auf die Frau stürzen, aber Owen Burke handelte ansatzlos, und ehe sich der Trinker versah, lag er bäuchlings am Boden. Burke stand gebückt über ihm und drehte ihm den linken Arm auf den Rücken.

    »Halt den Ball flach, Sumner!«, warnte Burke. »In meiner Gegenwart schlägst du jedenfalls keine Frau.«

    Sumner heulte auf und strampelte mit den Beinen.

    »Es hat eine Bombendrohung gegeben«, klärte Ron Harris die Frau auf, indes Owen Burke bemüht war, Scott Sumner zu beruhigen, der jetzt wirres Zeug vor sich hin lallte. »Scott Sumner hat vor einigen Jahren gedroht, U-Bahnzüge in Brand zu setzen, sollte ihm die Stadtverwaltung nicht zwei Millionen Dollar bezahlen.«

    »Eine Bombendrohung?«, kam es von der Frau. »Scott hat keine Bombe. Er wollte damals Geld erpressen. Das Zünden von Bomben ist wohl mehr bei irgendwelchen Weltverbesserern an der Tagesordnung, bei Terroristen und Rechtsradikalen.«

    »Sorry«, murmelte Ron Harris, »ich habe vergessen, zu erwähnen, dass die Bombendrohung mit einer Erpressung einhergeht. Fünf renommierte Unternehmen beziehungsweise Dienstleister erhielten Erpresserbriefe. Es geht um jeweils eine Million.«

    Mae Sumner lachte fast belustigt auf, dann erwiderte sie: »Scott kommt seit fast vier Wochen nicht mehr aus dem Rausch heraus. Er ist absolut süchtig. Es ist eine Krankheit – ich weiß. Aber er denkt nicht daran, sich in Therapie zu begeben. Er ist nämlich nicht versichert. Und sein Geld braucht er zum Saufen.«

    »Besitzen Sie einen Computer?«, fragte Harris.

    »Nein. So etwas brauchen wir nicht. Wozu auch?«

    »Na schön«, murmelte Ron Harris. »Dann kommt Scott Sumner wohl auch nicht als Täter in Frage.«

    Owen Burke ließ den Arm des Betrunkenen los und richtete sich auf. Mae Sumner zerrte ihren Mann auf die Beine. Er stand mit hängenden Schultern und baumelnden Armen da und sein träge arbeitender Verstand schien das Geschehene wohl nur nach und nach zu verarbeiten.

    »Entschuldigen Sie die Störung, Ma'am«, murmelte Burke. »Was Ihren Mann betrifft, sollten Sie sich vielleicht mal an eine Hilfsorganisation wenden, die unter Umständen die Kosten einer Therapie übernimmt. Wenn er von seiner Sucht nicht loskommt, ist er in der Tat bald ein toter Mann.«

    »Er will nicht«, murmelte die Frau. »Und solange er nicht bereit ist, mit dem Saufen aufzuhören, wird jede Therapie fehlschlagen.«

    *

    Auf dem Weg in die Bronx, wo Craig Gant wohnte, läutete Owen Burkes Handy. Er holte es aus der Jackentasche und ging auf Empfang. Eine etwas blechern klingende Stimme meldete sich. »Hier spricht Carter Stanwell von der Times. Guten Tag, Special Agent.«

    Burkes Miene verschloss sich. Er erinnerte sich an Stanwell. Er befand sich erst seit wenigen Wochen in New York. Vorher arbeitete er bei einer Zeitung in Chicago. Obwohl er den Journalisten nicht persönlich kannte, verspürte er gegen ihn eine gewisse Aversion. »Was haben Sie heute auf der Pfanne, Stanwell?«, erkundigte sich Burke nicht gerade freundlich.

    »Ich erhielt einen Anruf, Special Agent«, antwortete der Zeitungsmann. »Man versucht, Macy's um eine Million zu erpressen. Wenn Macy's nicht zahlt, will der Erpresser Bomben hochgehen lassen.«

    Burke war wie vor den Kopf gestoßen. »Wer hat Sie angerufen?«, schnarrte er.

    »Ein Mitarbeiter von Macy's. Den Namen kann ich Ihnen leider nicht nennen. Warum warnt das FBI die Öffentlichkeit nicht? Muss tatsächlich erst eine Bombe hochgehen, müssen erst Menschen sterben, ehe Ihr Verein die Erpressung publik macht?«

    »Wir haben aus ermittlungstaktischen Gründen darauf verzichtet«, versetzte Burke. »Aber jetzt, da Sie es wissen, Stanwell, dürfte es wohl mit der Geheimhaltung vorbei sein. Werden Sie es in der Times bringen? – Falsch formuliert: Wann werden Sie es bringen?«

    »Warum gibt es keine Pressekonferenz?«

    »Weil wir nichts in Händen haben, das wir der Presse servieren könnten. Wir würden die Menschen auf der Straße nur verunsichern, wir würden die Angst schüren. Es sind noch sechs Tage bis zum Ablauf des Ultimatums, das der Erpresser seinen Opfern gestellt hat …«

    »Seinen Opfern!«, fiel der Journalist dem Agent ins Wort. »Es gibt also weitere Erpressungen. O verdammt, Burke, die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, derartige Vorgänge zu erfahren.«

    Owen Burke schalt sich einen Narren. Sekundenlang presste er wütend die Lippen zusammen. Dann knurrte er: »Sie werden von mir keine Details erfahren, Stanwell. Wir sind dabei, Leute zu befragen, die als Täter in Frage kommen. Und wir unternehmen alles, um den Täter innerhalb der nächsten sechs Tage zu erwischen. Ich bitte Sie, Ihr Wissen für sich zu behalten. Ein Artikel in der Times könnte den Erpresser unnötig herausfordern.«

    »Ich glaube nicht, dass ich Ihrer Bitte nachkommen kann, Special Agent. Von Ihrer Verschleierungstaktik halte ich nichts. Die Bürger von New York haben ein Recht darauf, Bescheid zu wissen, wenn ihnen Gefahr droht. Der Erpresser will die Bomben an stark frequentierten Plätzen hochgehen lassen. Und ich weiß, dass Macy's nicht bereit ist, zu zahlen. Also denke ich, dass auch die anderen Erpressten jegliche Zahlung ablehnen. Die Bombendrohung darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden.«

    »Ich kann Sie nur bitten, den Artikel nicht zu veröffentlichen, Stanwell. Sie beschwören damit vielleicht etwas herauf, was …«

    »Sie haben doch bloß Angst, dass Ihr Verein nicht besonders gut wegkommt!«, blaffte der Journalist, dann war die Leitung tot. Er hatte die Verbindung unterbrochen.

    Burkes Zahnschmelz knirschte, so sehr biss er die Zähne zusammen. »Dieser elende Schmierfink!«, schimpfte er dann. »Ich rufe bei Macy's an. Zur Hölle mit dem Dummkopf, der Stanwell informiert hat.«

    Das Gespräch brachte kein Ergebnis. Der Geschäftsführer von Macy's, mit dem Burke sprach, versicherte, dass er nicht die Times angerufen hatte. Er erklärte dem Agent, dass dafür mehrere Leute in Frage kämen, dass aber derjenige, der es war, dies niemals zugeben würde.

    Nachdem Burke das Gespräch beendet hatte, stieß er hervor: »Wer immer es auch war: Er hat Stanwell verraten, dass Macy's nicht bereit ist, zu zahlen. Wenn Stanwell das bringt, wird es auch der Erpresser lesen. Die Frage ist dann, ob er das Ende des Ultimatums abwartet, oder ob er zur Warnung und um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen irgendetwas inszeniert, um uns, die Erpressten und ganz New York in Atem zu halten.«

    »Vielleicht kann der Chef etwas erreichen«, schlug Ron Harris vor.

    »Ein Anruf bei der Geschäftsführung der Times könnte falsch ausgelegt werden«, versetzte Burke. »Stanwell hat schon von Verschleierungstaktik gesprochen. Wir haben Pressefreiheit. Wenn die Geschäftsführung es ablehnt, Stanwell zurückzupfeifen, wird er uns mit wohlgesetzten Worten in der Luft zerreißen. Ein Anruf des AD könnte also ein Schuss in den Ofen sein.«

    »Dann müssen wir abwarten, was die nächsten Tage bringen«, murmelte Ron Harris.

    »Unabhängig davon muss ich den Chef in Kenntnis setzen«, murmelte Burke, nahm noch einmal sein Mobiltelefon zur Hand und holte die Durchwahlnummer des Assistant Directors aus dem elektronischen Telefonbuch auf das Display …

    *

    Craig Gant war siebenunddreißig Jahre alt. Ein finsterer Typ, dessen braune Augen ausdruckslos dreinblickten und in dessen Mundwinkeln ein brutaler Zug festzustellen war. Er zickte nicht herum und ließ die Agents in seine Wohnung. Eine Frau, die sich im Wohnzimmer aufhielt, stellte er als seine Lebensgefährtin vor.

    Burke erklärte den Sinn ihres Besuchs.

    »Damit hab ich nichts zu tun«, stieß Gant hervor. »Allerdings ist mir klar, weshalb Sie mit dieser Sache zu mir

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