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Die Kampfstrategien der Nadelstich-Enthusiasten (Band 2): LitRPG-Serie
Die Kampfstrategien der Nadelstich-Enthusiasten (Band 2): LitRPG-Serie
Die Kampfstrategien der Nadelstich-Enthusiasten (Band 2): LitRPG-Serie
eBook372 Seiten4 Stunden

Die Kampfstrategien der Nadelstich-Enthusiasten (Band 2): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Echo spürt wieder festen Boden unter den Füßen, nachdem er mit zehntausenden von Gamern in einer geheimnisvollen neuen Welt gelandet ist, und schließt sich mit Gleichgesinnten zusammen. In rasantem Tempo bahnen sich Echos Kämpfer ihren Weg durch die Level an die Spitze und hängen ihre Mitstreiter ab, während sie ihren Feinden Angst einflößen und den Respekt ihrer Clan-Mitglieder gewinnen.

Doch Vieles ist weiterhin ungewiss: Wo ist er, und was genau ist diese Welt? Wer sind diese geheimnisvollen „Schiedsrichter“, die die Spielregeln durchsetzen? Welche Rolle spielen die Einheimischen bei all dem und wie tief kann er in das unterirdische Reich voller grauenerregender Ungeheuer eindringen?

Eine überraschende Änderung der Spielregeln, erschwert die Lage weiter, und die Clans sehen sich plötzlich einer bisher ungeahnten echten Gefahr ausgesetzt. Fällt die Stadt einer Fraktion in gegnerische Hände und die drei Artefakte in den Kapellen werden zerstört, wird diese Fraktion eliminiert. Ihre Anhänger werden sterben – und diesmal nicht im Spiel, sondern endgültig!

Echo und sein Team werden auserkoren, die Verteidigung ihrer Stadt zu leiten und eine Strategie zu entwickeln, um den Krieg gegen die anderen Fraktionen zu gewinnen. Doch diese gewaltige Aufgabe stellt nicht nur eine erhebliche Herausforderung dar, sondern wird auch über das Leben Tausender von Menschen entscheiden.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum15. Feb. 2023
ISBN9788076199491
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    Buchvorschau

    Die Kampfstrategien der Nadelstich-Enthusiasten (Band 2) - Alexander Romanov

    Folien 184-200

    (Fortsetzung von Buch Eins)

    Folie 184

    Justin. Es war Justin zu verdanken, dass die Gesellschaft der Nadelstich-Enthusiasten erfolgreich vermieden hatte, unter Fremdherrschaft zu geraten. Mein Wissen und meine Skills, Eds rohe Gewalt und sein fast schon zwanghafter Enthusiasmus, Croaks Pragmatismus, Pavels wacher Verstand und Sweeneys ruhige Gelassenheit hatten dabei nur eine Nebenrolle gespielt. Justin, dieser leicht wahnsinnige, ständig gut gelaunte Normalo, der Menschen mit einem einzigen Augenzwinkern für sich gewinnen konnte, war die wahre Geheimwaffe der Nadeln. Seine unglaubliche Ausstrahlung und sein Geschick, entscheidende Informationen aufzuspüren, machten Jay für mich zum wichtigsten Mitglied der Nadeln, wenn nicht sogar zum wichtigsten Rodhaner. Und das war nicht übertrieben.

    Folie 185

    Vor unserem Treffen mit der Militärfraktion teilte Jay uns in ein paar wichtige Details mit:

    Klantz führte etwa ein Drittel der körperlich fitten Männer in Rodhburg an. Neben den ehemaligen Soldaten verfügte er über eine Reihe weiterer Sympathisanten, sodass ihm insgesamt knapp 100 Männer unterstanden.

    Doch Klantz’ Anhänger waren nicht die einzigen, die bereit waren Taten sprechen zu lassen und etwas auf die Beine zu stellen. Es gab noch zwei weitere Gruppen von Rodhanern, die sich bewusst waren, dass es einem langsamen Tod gleichkäme, mit dem Strom zu schwimmen.

    Zunächst gab es die Rollenspieler, zu denen 120 der aktivsten Rodhaner in Rodhburg zählten. Diese Typen hatten gleich ETLICHE Schrauben locker. Auf der Erde mochte es ihnen wichtig gewesen sein, ihrem Charakter beim Spielen treu zu bleiben, doch hier schien die Sache aus dem Ruder zu laufen. Selbst ihr Bündnis nannten sie die Glaubensschützen, was von einer kaum zu übertreffenden Vermessenheit zeugte. Nach allem, was ich gehört hatte, war ihnen jeder Grund recht, eine regelrechte Hexenjagd zu veranstalten und jeglichen Ungläubigen bei der ersten sich bietenden Gelegenheit den Garaus zu machen. Es war unsere eigene kleine Inquisition.

    Zum Teufel mit ihnen allen! Ich konnte sie jedoch nicht übergehen, denn auch wenn ihre Rolle der Eiferer nicht mehr als eine Farce zu sein schien, war es nur eine Frage der Zeit, bis ihre In-Game-Persönlichkeiten die Oberhand gewinnen und sie diese nicht mehr würden ablegen können.

    Im deutlichen Gegensatz zu den Rollenspielern standen die Munchkins. Ihr Bündnis war mit insgesamt 150 Spielern das größte. Obwohl ihre eigenen Reihen wesentlich zerrütteter waren als die der Schützen, schafften sie es dennoch, sich als Gruppe zu organisieren.

    Wer sich wundert, was ein Munchkin ist, dem sei gesagt, dass es sich hierbei um einen Spieler handelt, der in jeder Situation nach einem persönlichen Vorteil trachtet. Dabei geht es nicht um materielle Belange, sondern um die Entwicklung des eigenen Charakters. Sie scheren sich nicht im Geringsten um die unausgesprochenen Regeln und Bedingungen des Spiels und leben nach dem Motto, dass alles, was nicht verboten ist, erlaubt ist. Munchkins sind jedoch nicht mit Cheatern zu verwechseln. Munchkins verachten Cheater, da ihr Ziel darin besteht, ihre Grenzen zu erreichen, ohne gegen die Regeln zu verstoßen. Um ehrlich zu sein, war ich je nach Laune selbst teils Rollenspieler, teils Munchkin. Insofern waren diese Jungs meine beste Hoffnung.

    Ich war der festen Überzeugung, dass sich in unserer Situation eine munchkinartige Sichtweise am besten eignete. Ed hingegen war der Meinung, wir sollten uns mit diesen dilettantischen Glaubenseiferern zusammenschließen, da sie sich später als nützlich erweisen könnten. Selbst Sweeney, der offen mit Klantz sympathisierte, bezweifelte, dass die Jungs vom Militär die verbleibende Bevölkerung mit ihrem „Joch" kontrollieren konnten, weshalb unser erstes Gespräch mit ihnen auch seine eigene Wendung nahm.

    Ohne Jays Informationen wären wir nichts weiter als Marionetten im Spiel der lokalen Fraktionen gewesen.

    Folie 186

    Ich habe festgestellt, dass Menschen, die aus ihrem gewohnten Leben und der zivilisierten Welt mit ihren Gesetzen und Regeln gerissen werden, dazu neigen, sich in Gruppen zusammenzuschließen. Zwar mochte ich diesbezüglich nicht sonderlich bewandert sein, doch für gewöhnlich wurden diese Gruppen von ihren erfahrensten Mitgliedern angeführt – gestandene Veteranen, die eine ähnliche Vergangenheit verbindet, auch wenn sie einander nicht kennen, wie zum Beispiel Militärangehörige, Sportler oder ehemalige Häftlinge. Ihre Autorität fußt auf einem Grundsatz: Sie sind die Stärksten. Außerdem sind sie gut organisierte und äußerst disziplinierte Männer, die die Autorität ihres Anführers respektieren, wobei dies nebensächlich ist. Diese „Veteranen" ergreifen die Macht stets mit Gewalt, oder zumindest dem Anschein von Gewalt.

    Dieser wichtige Vorteil war ihnen in dieser Situation jedoch nicht gegönnt. Die Jungs vom Militär hatten zunächst versucht, Rodhburg zur Unterwerfung zu zwingen. Das Problem dabei war, dass sich der Enthusiasmus der anderen darauf beschränkte, ihnen mitzuteilen, sich vom Acker zu machen. Einerseits war dies schlecht, da in der Stadt ein völliges Durcheinander ohne jede Spur von Ordnung herrschte, andererseits ermöglichte es den Nadeln, weiterhin als unabhängige Gruppe zu agieren, die das Gemeinwohl nicht nur schätzte, sondern sich auch dafür einsetzte, ohne nach der Pfeife eines anderen zu tanzen.

    Das mochte selbstsüchtig klingen, insbesondere, da den Verlierern ein echter Tod drohte, doch ich scherte mich nicht um den Tod. Ich trachtete zwar nicht nach Macht, aber ich würde sicherlich niemandem die Macht über mich überlassen.

    Da wurde ich von einem hämischen Lachen in meinem Kopf abgelenkt, was meine Kampflaune ruinierte. Ich hatte mich bemüht, mich auf das bevorstehende Treffen einzustimmen, doch ich war nicht bei der Sache.

    Folie 187

    Ich frage mich, wann mein Glaube an die Vernunft der Menschen unter dem Gewicht aller erfahrenen Lektionen zusammenbrechen wird – oder besser gesagt, mein Glaube an die kollektive Vernunft. Immer wieder tappe ich in die gleiche Falle. Zwar war es mir gelungen, sämtliche rodhanischen Parteien zu einem Treffen einzuberufen, da ich entschlossen war, wichtige organisatorische Entscheidungen gemeinsam zu fällen, doch von Anfang an schwante mir, dass dieses Treffen schnell in hirnloses Geschwätz ausarten würde.

    Drei Stunden! Wir verbrachten drei höllisch unerträgliche Stunden damit, den Stadtbewohnern zuzuhören, wie sie einander in den Schmutz zogen, nur um sich selbst das größte Stück des Kuchens zu sichern. Dieses Affentheater genügte, um mir jeden Glauben an die Entscheidungskraft von Parlamenten, Senaten oder sonstigen Gruppenregierungen zu nehmen. Egal wie klug der Einzelne sein mochte, im Kollektiv blökten sie wie Schafe in einer Herde. Teilten sie sich dann in Parteien auf, die es aufeinander abgesehen hatten, wurden sie zu einem jammernden, brutalen Haufen.

    Zumindest hatte das Ganze etwas Gutes: Wir konnten uns ein Bild der politischen Lage in Rodhburg verschaffen. Allerdings ließ dieses viel zu wünschen übrig.

    Überraschenderweise erhielten die Munchkins die meiste Unterstützung der teilnahmslosen Bevölkerung. Sie waren in gewisser Weise egoistisch, doch sie zeugten von einem Tatendrang, der für die Menschen leicht nachzuvollziehen war. Allerdings gab es ein winziges Detail, das ihnen einen Strich durch die Rechnung machte. Ein Gedanke hatte sich in der Stadt wie ein Informationsvirus ausgebreitet, seit die ersten Menschen auf dem Festland gelandet waren:

    „Gemäß der von den Schiedsrichtern festgelegten Bedingungen und unter der Voraussetzung, dass sich alle Fraktionen rational verhalten und keine fraktionsübergreifenden Allianzen bilden dürfen, kann dieses Spiel nicht gewonnen werden. Es ist mathematisch unmöglich."

    Leider konnte diese Schlussfolgerung nicht widerlegt werden. Sie ergab Sinn und war logisch. Da das Entweihungsritual des dritten Altars genauso lange dauerte wie das Abklingen des Todesdebuffs, bräuchten die Angreifer nach der Entweihung des zweiten Altars einen doppelten Vorteil, sei es in Bezug auf Anzahl oder Fähigkeiten ihrer Leute. Allerdings war das unter diesen Bedingungen und gegen rationale Gegner schlicht unmöglich.

    Doch noch schlimmer war, dass dieser Gedanke tatsächlich ein Virus auslöste: viralen Stumpfsinn. Wurde man infiziert, gingen jegliches rationale Verhalten und sämtliche Antriebskraft verloren. Gerechtfertigt wurde dieses Verhalten durch eben diese Schlussfolgerung, was unweigerlich dazu führte, gegen einen stärkeren, motivierten Gegner zu verlieren.

    Es war wie die Geschichte über die zwei Frösche in einer Schüssel Milch. Der erste Frosch erkannte, dass eine Flucht ausgeschlossen war und verlor jeden Kampfgeist, sodass er aufhörte zu schwimmen und ertrank. Doch der zweite Frosch kämpfte weiter, schlug die Milch schließlich zu Butter und entkam. Es ist zwar nur eine Geschichte, doch ihre Botschaft ist nicht von der Hand zu weisen.

    Damit der Sieg tatsächlich unmöglich wurde, mussten alle Fraktionen vernünftig handeln und sich anstrengen, um zu gewinnen. Doch so gut wie niemand hatte Lust auf weitere Erklärungen. Stattdessen lebten sie nach der Prämisse: „Ich helfe dir, wenn du beweisen kannst, dass ich gewinnen kann. Sonst lass mich in Ruhe."

    Abgesehen von den hirnlosen Zombies wussten alle, dass sie ihre eigene Stadt beschützen mussten. Doch es wollte nicht in ihre Köpfe, dass simples Krafttraining sie in dieser Welt stärker machen würde als drei zusätzliche Level Farming-Skills.

    Fairerweise muss jedoch gesagt werden, dass es einige in Rodhburg gab, die dies sehr wohl verstanden: die Jungs vom Militär, die Schützen und die Munchkins. Doch sie machten nur ein Drittel der Stadtbevölkerung aus, und zwar ohne die Shapeshifterinnen und Zombies. Mit diesen 350 Kämpfern und den 80 Männern aus der Hauptstadt war nicht zu spaßen. Sie waren bereit und in der Lage, etwas zu erreichen.

    Trotzdem hatten wir im Grunde genommen nichts vorzuweisen. Irgendetwas sagte mir, dass die Ordnungsritter sich wesentlich besser schlugen als wir. Zumindest die Chaoten hatten mit einem noch größeren Durcheinander zu kämpfen. Die Tatsache, dass sie als erste Fraktion einen feindlichen Altar entweiht hatten, war eher eine Fügung des Schicksals gewesen als das Ergebnis konzentrierter Bemühungen.

    Jedenfalls musste ich akzeptieren, dass nur ein Drittel unserer Männer bereit war, sich mit harter Arbeit für das Wohl der Fraktion einzusetzen. Zwar räumten sie dem Gemeinwohl und dem Sieg Rodhs Priorität ein, doch stellten sie nach wie vor ihre eigenen Bedingungen. Jede Fraktion war davon überzeugt, das Kommando übernehmen zu können, und hatte ihre eigenen rationalen Gründe für diese Annahme.

    Je länger ich ihren Streitgesprächen folgte, desto deutlicher wurde, dass mein schlauer Plan zum Scheitern verurteilt war. Wieso er schlau war? Dank Jay verstand ich mehr oder weniger die politische Lage und hegte die Hoffnung, die Streitigkeiten der Rodhaner zu meinen Gunsten zu nutzen und als Mittelsmann agieren zu können, um allmählich Einfluss und Autorität zu gewinnen.

    Im besten Fall könnte ich Lumiere als Führer der Stadt einsetzen. Zwar brachte er mich ständig zum Rasen, doch für diese Entscheidung gäbe es einen einfachen Grund. Obwohl er ein Emporkömmling und selbstsüchtiger Mistkerl war, hatte er Grips. Außerdem verstand er Politik und wusste mit Menschen umzugehen. Jemand wie er wäre in der Lage, das Gleichgewicht zwischen den Parteien zu halten und tatsächlich etwas Nützliches zu erreichen.

    Mich selbst sah ich in dieser Position nicht. Das war nicht mein Ding und ich kannte meine Grenzen gut. Das Leben hatte mich gelehrt, diese zu akzeptieren. Hinzu kam, dass der Umgang mit Menschen nicht zu meinen Stärken zählte. Sollte ich jemals die Führung übernehmen, dann nur aus einem Grund: Ich konnte es nicht ausstehen, Schwachköpfen oder ausgewieften Dreckskerlen ohne ein Fünkchen Anstand Rechenschaft schuldig zu sein.

    Mein Plan ging also vor meinen Augen in Schall und Rauch auf. Egal, wie sehr sich die Einheimischen an die Gurgel gingen, wir wurden weiterhin als Außenseiter betrachtet und niemand würde unsere Führerschaft tolerieren. Dabei hatte ich mir bereits einen Namen gemacht. Ein Vögelchen namens Jay hatte mir gezwitschert, dass die Geschichten, die über die Nadeln kursierten, so fantastisch waren, dass die antiken griechischen Mythen im Vergleich dazu nicht nur öde, sondern auch wahr erschienen.

    Ed kam in diesen Geschichten die Hauptrolle zu. Während er an Herkules erinnerte, trat ich eher wie eine Art Odysseus im Hintergrund auf. Dennoch eröffnete mir dieser beinahe mythische Heldenstatus zahlreiche Möglichkeiten. Rodh sei gedankt, dass ich über die nötigen Gehirnzellen verfügte, um mich nicht in den Streit zwischen den Parteien einzumischen, und meine hart erarbeitete Autorität aufs Spiel setzte!

    Folie 188

    „Echo, flüsterte Ed traurig in mein Ohr, während wir zuhörten, wie eine weitere Person jemandem Beleidigungen an den Kopf knallte. „Was machen wir hier? Das ist hoffnungslos! Sie werden ihre politischen Spielchen treiben und ihre Egos messen, bis die Hölle zufriert.

    Da mir keine Antwort einfiel, erwiderte ich nichts.

    Folie 189

    Als das Treffen endlich für eine Pause unterbrochen wurde, versammelten sich die Nadeln, um zu besprechen, was soeben bezeugt und gehört wurde.

    „Wir hätten die Kapelle nicht retten sollen. Vielleicht hätte ihr Verlust die Hirne der Rodhburger zurechtgerückt!" Ed war über die jüngsten Geschehnisse sichtlich verärgert.

    Sweeneys Antwort war diplomatisch. „Ich möchte nicht, dass sich meine Stats um ein Prozent verschlechtern, nur weil die Leute sich hier nicht organisieren können."

    „Wir können unsere eigenen Leute nicht zurücklassen, egal, aus welchem Grund!", fügte Pavel energisch hinzu. Eds Worte hatten offensichtlich einen Nerv getroffen.

    „Ich stimme Ed zu. Wenn der Verlust des Altars die Rodhburger zur Vernunft gebracht hätte, wäre es mehr als ein fairer Tausch gewesen", meinte Croaks.

    „Hey, meine hitzköpfigen Freunde! Jay gestikulierte dramatisch. „Hört auf, euch zu streiten. Raucht lieber eine! Er reichte drei Pfeifen mit Ork-Tabak herum.

    Das löste die Spannung zwar größtenteils, aber dennoch war sie zu spüren, sodass ich einschreiten musste.

    „Wir mussten herkommen und ihnen helfen, und zwar aus gutem Grund. Hätten wir das nicht getan, wären wir in Rodhburg niemals akzeptiert worden. Wir wären hier bis zum bitteren Ende als Verräter und Fremde erachtet worden. Wollt ihr das etwa? Ich genehmigte mir einen Zug von der Pfeife und nahm erleichtert wahr, wie die anderen einstimmig nickten. Während ich träge einen Rauchring blies, sagte ich mit einem Hauch von Endgültigkeit: „Wir haben das Richtige getan, Jungs.

    Folie 190

    Ich muss sagen, ich fühlte mich wie ein wahres Genie. Zwar war mein einziger Verdienst, das Gezanke der Einheimischen zu nutzen, um einen Vorschlag durchzusetzen, doch handelte es sich dabei um eine vernünftige Idee: die antrieblose Masse vorerst zu ignorieren und alle drei Gruppen als eine Einheit zu trainieren. Die Rodhburger trainierten bereits so gut sie konnten, doch ohne Ordnung oder System. Irgendwie war es mir gelungen, in ihre Schädel zu bekommen, dass ein gemeinsames Training wesentlich effektiver sein würde.

    Erst später stellte ich fest, dass ich absolut nichts in irgendeinen Schädel bekommen und mich voreilig zum Genie ernannt hatte. Mein Vorschlag kam lediglich ihrer politischen Lage entgegen. Da wir hier über wesentlich mehr Freizeit verfügten als in der Hauptstadt, empfahl es sich, Krafttraining den Vorzug zu geben. Später würden wir ein paar einfache Kampftechniken hinzufügen, doch nur die grundlegendsten. Natürlich schlug sich der Militärtrupp auf unsere Seite, da sie die größten Chancen hatten, Trainer zu werden und somit Einfluss zu gewinnen. Doch auch die Schützen und die Munchkins begrüßten diesen Vorschlag, da er ihnen nützen würde. Sie schlussfolgerten, dass das Militär sich auf dem politischen Parkett zurückhalten würde, während sie mit der Leitung des Trainings beschäftigt waren.

    Doch letzten Endes war dies das Einzige, was wir erreichten.

    Folie 191

    Es bedurfte einer eingehender Befragung, doch letztlich offenbarten die Wächter, die zum Treffen einberufen worden waren, die Wahrheit. Diese lautete, dass wir sehr wohl Wehranlagen bauen durften. Allerdings mussten die Fassaden der religiösen Gebäude unberührt bleiben und durften nicht mit Schmutz oder anderem Unrat besudelt werden, was den pilgernden Orks ein Dorn im Auge sein könnte. Natürlich behielten sich die Wächter das Recht vor, zu bestimmen, was genau einen solchen Dorn ausmachte und was nicht. Rein technisch gesehen durften wir also bauen, doch die Wächter hatten einen Heidenspaß, uns beim Schuften zuzusehen, nur um den Bau kurz vor Fertigstellung zu verbieten.

    Ich sehnte mich nach nichts mehr, als Dios unausstehlichen Dienern an den umliegenden Bäumen aufzuhängen. Ich wusste zwar, dass das ausgeschlossen war und nichts ändern würde, doch der Drang war so stark, dass es mich in den Fingern juckte, als ich mir die Schlinge in meinen Händen vorstellte.

    Folie 192

    Wenigstens war der Situation etwas Gutes abzugewinnen. Nach dem Treffen brachte Jay ein paar Jungs mit und wir starteten eine Wissensrunde für die Nadeln. Wie sich herausstellte, galt es hier als eigene Form der Unterhaltung, die Wächter mit Fragen zu drangsalieren. In der Hauptstadt hatten wir uns nie gescheut, ihnen Fragen zu stellen, aber hatten akzeptiert, wenn wir keine Antwort erhielten. Die Rodhburger hingegen nahmen Schweigen nicht für bare Münze, sondern sahen dies als Anlass, die Wächter mit weiteren Fragen zu bombardieren, um genau nachzuhaken.

    Insofern hatten wir uns zwar ein Gesamtbild verschafft, doch die Leute hier kannten die Einzelheiten – Einzelheiten, die alles auf den Kopf stellen konnten.

    Sie wussten über die Geografie des Kontinents Bescheid. Obwohl uns allen bewusst war, dass es sich nach irdischem Maßstab um eine Insel handelte, hatten wir aus irgendeinem Grund begonnen, sie als Festland zu bezeichnen. Es gab sieben Städte, von denen sechs jeweils einen Gott repräsentierten. Die siebte war die Hauptstadt. Die Entfernung zwischen benachbarten Städten betrug etwa 60 bis 90 Kilometer Luftlinie, und auch die Hauptstadt befand sich in ähnlicher Entfernung zu jeder der umliegenden Städte.

    Das war alles, was wir wussten, doch die Einheimischen erzählten uns mehr: Der Luftlinie kam keine Bedeutung zu, denn bislang konnte hier niemand fliegen. Entscheidend war die tatsächliche Entfernung, die man auf dem Landweg zurücklegen musste, und hier wurde es interessant. Die Mindestentfernung zwischen benachbarten Städten, die über den Landweg zurückgelegt werden musste, war immer dieselbe: 90 Kilometer, beziehungsweise 100, wenn man nicht vom Weg abwich. Diese Wege waren laut der Wächter von der einstmals großen Zivilisation der Orks errichtet worden. Das Gleiche galt auch für die Hauptstadt, die zu Fuß von jeder Stadt gleich weit entfernt lag. Dieses Land hatten die Götter für uns geschaffen, doch selbstverständlich glaubte niemand, dass es natürlich entstanden war.

    Jay erläuterte, was damit gemeint war, dass „hier bislang niemand fliegen konnte". Anscheinend war dies tatsächlich möglich, doch den Spielern war es nicht gestattet, sich selbst ein Luftfahrzeug zu bauen. Die Logik verlangte somit, dass wir etwas finden mussten, was wir zum Fliegen nutzen konnten. Doch niemandem gelang es, den Wächtern einen Tipp oder einen Hinweis zu entlocken. Somit wussten wir selbst nach tagelanger hartnäckiger Fragerei nicht, wonach oder wo wir suchen sollten. Das war nicht übertrieben. Denn tatsächlich hatten einige erst nach mehreren Tagen der ausgiebigen Befragung das Handtuch geworfen.

    Das Straßenbild war überschaubar. Die Götter errichteten nach Möglichkeit alles in der gleichen Länge, was nicht sehr überraschte.

    Die Einheimischen wussten auch einiges über Ernährung und Flüssigkeitszufuhr. Wir hatten uns darüber nie Gedanken gemacht, sondern nach Bedarf unseren Hunger gestillt und unseren Durst gelöscht. Doch die Rodhburger fragten sich, was ohne Nahrung oder Trinken geschehen würde, da sämtliche Wunden nach einer fünfminütigen Kampfpause heilten. Wie sich herausstellte, konnte man es ohne Wasser und selbst ohne Nahrung aushalten, gewann jedoch nicht an Muskelmasse und war wesentlich erschöpfter.

    Irgendwann wurde mir klar, dass die Menschen hier jede Menge Freizeit und nichts zu tun hatten. Im Laufe des Abends weihten sie mich in zahlreiche dieser unterhaltsamen, aber völlig nutzlosen Fakten ein.

    Einige dieser Fakten erwiesen sich jedoch als interessant. Zum Beispiel hatten sie gefragt, ob ein Zauberwirker auf fortgeschrittenem Level in der Lage wäre, jemanden mit Spells zu töten, was die Wächter bejaht hatten. Daraufhin erkundigten sich die wissbegierigen Rodhburger, ob in diesem Fall die Regel bezüglich Handfeuerwaffen gelte. Leider lautete die Antwort nur: „Sollten sich solche Magier entwickeln, werden wir euch dies wissen lassen. Es steht nicht im Konflikt zu den Grundregeln." Was das heißen sollte, war auch mir ein Rätsel. Die Rodhburger hatten ungefähr ein Dutzend Theorien, von denen einige womöglich der Wahrheit entsprachen. Allerdings war es reine Zeitverschwendung, diese näher zu erörtern.

    Selbst über Frauen waren sie im Bilde. Sie waren zwar Shapeshifter und konnten sich nach Belieben in Bestien verwandeln, doch gab es eine Beschränkung: Die Zeit, die sie in Bestiengestalt verbringen konnten, hing von dem Level ihres Charakters ab. Das bedeutete, dass sie sich aktuell nur eine Stunde pro Tag verwandeln konnten. Mit jedem weiteren Level würde sich diese Zeit um eine Stunde verlängern. Glücklicherweise konnte diese Stunde in beliebig viele kürzere Zeitspannen unterteilt werden, was diese Beschränkung etwas entschärfte.

    Auch nach den Waffen hatten sie sich näher erkundigt. Die Rodhburger gaben sich mit „Der Tod kann nur durch eine Waffe herbeigeführt werden, die der Feind in den Händen hält" nicht zufrieden. Daher führten sie eine Reihe von Experimenten durch. Selbstverständlich hatte ich an die Gelenke gebundene Wurfspeere, Lassos und Ähnliches in Betracht gezogen. Doch sie gingen noch weiter und brachten durch ihre Experimente sowie die Befragungen der Wächter vieles in Erfahrung. An der Regel zu Handwaffen führte kein Weg vorbei: Der flexible Teil der Waffe durfte die Armlänge des Waffenführers nicht übertreffen. Es gab eine Liste mit unnützen Ausnahmen, wie zum Beispiel ein paar seltsame chinesische Morgensterne und einige kranke Schöpfungen von Spieleentwicklern, deren Tauglichkeit ich in einem echten Kampf stark bezweifelte.

    Doch zurück zum schöneren Geschlecht. Obwohl selbst die Wächter sie vom Kampfgetümmel ferngehalten hatten, würden sie alle am Ende der Woche Level 1 erreichen. Ihre Trainingswoche wurde mit fünf Kills gleichgesetzt. In der Hauptstadt hätte ich mich über einen solch unfairen Tausch aufgeregt, doch hier war es ein hervorragender Deal. Außerdem würden sich die Frauen nach ihrem Levelaufstieg ein Krafttier aussuchen können, dass ihre Raubkatzengestalt ersetzen würde. Meine Träume einer Horde Kampfnashörner, die mit voller Wucht in die Reihen der Ordnungsritter krachten, wurden jedoch durch eine kleine Einschränkung zunichte gemacht: Es musste ein Tier sein, das nicht mehr als doppelt so viel wie ein durchschnittlicher menschlicher Körper wog.

    Die Einheimischen hatten Informationen über unsere Ausdauer und wiesen uns ohne große Umschweife darauf hin, wie langsam wir Idioten aus der Hauptstadt waren, und uns wurde bewusst, wie es den Gleichgewichtlern gelungen war, uns zu überholen. Sie waren weder marschiert, noch hatten sie ein Lager aufgeschlagen. Stattdessen hatten sie die Vorteile genutzt, die diese Welt bot, und waren bis zur Erschöpfung gerannt. Nach fünf Minuten Pause hatten sie ihre Kräfte wiedererlangt und waren weiter gelaufen. Diese Vorgehensweise war so simpel, dass sie uns gar nicht in den Sinn gekommen war!

    Wir erfuhren auch, dass Schlaf nicht unbedingt nötig war, aber gar kein Schlaf zu einer Art geistigen Erschöpfung führte, bei der auch eine fünfminütige Ruhepause nicht half. Laut der Experimente der Rodhburger waren vier Stunden Schlaf für die meisten Menschen ausreichend. Und ich dachte, es sei der Schock oder ständige Stress gewesen, der mich im verrückten Rhythmus der Hauptstadt keinen Schlafmangel hatte verspüren lassen! Dabei war alles viel einfacher.

    Noch einmal zurück zu den Frauen: Die meisten von ihnen waren recht einfühlsam und viele von ihnen brachte ihre neu errungene Schönheit in Verlegenheit. Doch wie immer musste die laute, draufgängerische Minderheit alles verderben. Die Frauen ließen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen. Die erste Gruppe bestand aus wahren Männerfeinden, die das andere Geschlecht als Vieh betrachteten, das ihnen zu dienen hatte. Sie rechtfertigten diese Haltung damit, dass sie von den Göttern als höhere Wesen auserwählt worden waren.

    Der Name der zweiten Gruppe sagte bereits alles. Sie nannten sich die Krallen-Xanthippen und waren nicht mehr als ein Haufen Teenager, die von ihrer neu errungenen Schönheit und Macht über Männer wie benommen waren. Sie nutzten ihren „Segen" ohne Rücksicht auf Verluste aus, schlossen sich zum eigenen Schutz zusammen und stellten sich gegen jeden, der ihnen in die Quere kam. Auch wenn beide Gruppen zusammen nicht mehr als 100 Frauen zählten, waren sie der Grund, aus dem alle vernünftigen Männer in der Stadt sofort die Straßenseite wechselten oder sich ihre Helme tief ins Gesicht zogen, sobald sie eine Raubkatze oder eine verführerische Frau erblickten. Was die Stadtpolitik betraf, hatten die Frauengruppen bislang kein Interesse daran bekundet, sich daran zu beteiligen.

    Auch über Zombies hatten sich die Einheimischen erkundigt. Diese gestörten Wesen existierten wirklich und zu unserem Leidwesen in großer Zahl. Als die Rodhburger bei den Wächtern nachgehakt hatten, wann sie wieder zu Sinnen kommen würden, hatten sie eine simple Antwort erhalten: „Wenn sie so weit sind." Es war unmöglich, ihnen die genaue Zeitspanne zu entlocken.

    Es gab noch eine weitere Sache.

    Klantz hatte uns entweder belogen oder wollte uns aus Herzensgüte vor dem Schock bewahren. Doch wie dem auch sei, waren die Zombies nur die ersten zwei Tage ziellos durch die Stadt und die umliegende Umgebung geirrt. In den letzten beiden Tagen waren sie einem anderen Muster gefolgt. Kaum waren sie aufgewacht, brachen sie in Richtung Ozean auf, der etwa drei Kilometer entfernt lag. Sie schwärmten zur Klippe aus, wo sie etwa fünf Minuten untätig herumstanden, bevor sie sich lautlos ins Wasser stürzten. Den Einheimischen zufolge waren die Klippen sehr felsig und die 30 Meter hohen Wellen reichten nur ein Drittel die Steinwand hinauf. Mit anderen Worten hatten sie wie die Lemminge Selbstmord begangen. Anschließend waren sie aus irgendeinem Grund anstatt in der Respawn-Halle im Keller einer der Tempel aufgewacht und schliefen für zwei Stunden, bis der Todesdebuff abgeklungen war, nur, um den ganzen Vorgang zu wiederholen: Marschieren, Klippen, Respawn, Schlafen.

    Diese Geschichte ließ mir die Haare zu Berge stehen. Sie hätten entführt

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