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Bitteres Erbe: G.F. Barner 261 – Western
Von G.F. Barner
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Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails.
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Eigentlich, denkt Sidney O'Neil, ist dieses Hallack in Nevada eine ganz friedliche Stadt. Er betrachtet vom Abteilfenster des Zuges aus die Häuser im Blickfeld. Sie sehen im Scheine der Morgensonne rötlich aus. Es ist sehr früh an diesem Junitag, wenige Leute sind auf dem Bahnsteig zu sehen, hinten links stehen einige Lorenwagen mit Baumstämmen beladen auf dem Abstellgleis. Vorn rechts strecken drei oder vier Rinder ihre Mäuler durch die Holzlatten eines Viehwaggons und brüllen. Es werden wohl Bullen sein. Die Frau an der Seite des Bahnhauses blickt aufmerksam den Zug entlang und erwartet wohl jemand. Der Mann, der drüben aus dem Kartenverkaufsraum kommt, sieht sich noch aufmerksamer um. Er muß es sehr eilig haben, denn seine Blicke huschen hin und her. Sidney O'Neil betrachtet den Mann neugierig. Es ist ein schlanker, in einen dunklen Anzug gekleideter Mann mit einem runden, steifen Hut und spitzen Zugstiefeln, die leicht staubig sind. Es ist rötlicher Staub, und die Sonne ist gerade über den Dächern von Halleck aufgestiegen. Nun hat ein Morgenrot viele Dinge für sich, aber der Mann, dessen weißes Hemd leicht angeschmutzt ist und dessen flinke Augen unablässig den Zug beobachten, hält sicher nicht viel von Morgenröte. Darum läuft er wahrscheinlich auch, denn vorn gibt einer der Leute der Western-Pacific schon das Abfahrtszeichen. »Lester… Mr. Curtis, einen Augenblick!« Der Mann zuckt so heftig zusammen, daß er seine Tasche um ein Haar fallen läßt. Dann aber dreht er sich mit einer Geschmeidigkeit um, die erstaunlich ist. Noch erstaunlich schneller ist seine rechte Hand, die unter die Jacke greift. Doch erkennt er wohl noch rechtzeitig die Frau und zieht die Hand wieder zurück.
G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität.
Eigentlich, denkt Sidney O'Neil, ist dieses Hallack in Nevada eine ganz friedliche Stadt. Er betrachtet vom Abteilfenster des Zuges aus die Häuser im Blickfeld. Sie sehen im Scheine der Morgensonne rötlich aus. Es ist sehr früh an diesem Junitag, wenige Leute sind auf dem Bahnsteig zu sehen, hinten links stehen einige Lorenwagen mit Baumstämmen beladen auf dem Abstellgleis. Vorn rechts strecken drei oder vier Rinder ihre Mäuler durch die Holzlatten eines Viehwaggons und brüllen. Es werden wohl Bullen sein. Die Frau an der Seite des Bahnhauses blickt aufmerksam den Zug entlang und erwartet wohl jemand. Der Mann, der drüben aus dem Kartenverkaufsraum kommt, sieht sich noch aufmerksamer um. Er muß es sehr eilig haben, denn seine Blicke huschen hin und her. Sidney O'Neil betrachtet den Mann neugierig. Es ist ein schlanker, in einen dunklen Anzug gekleideter Mann mit einem runden, steifen Hut und spitzen Zugstiefeln, die leicht staubig sind. Es ist rötlicher Staub, und die Sonne ist gerade über den Dächern von Halleck aufgestiegen. Nun hat ein Morgenrot viele Dinge für sich, aber der Mann, dessen weißes Hemd leicht angeschmutzt ist und dessen flinke Augen unablässig den Zug beobachten, hält sicher nicht viel von Morgenröte. Darum läuft er wahrscheinlich auch, denn vorn gibt einer der Leute der Western-Pacific schon das Abfahrtszeichen. »Lester… Mr. Curtis, einen Augenblick!« Der Mann zuckt so heftig zusammen, daß er seine Tasche um ein Haar fallen läßt. Dann aber dreht er sich mit einer Geschmeidigkeit um, die erstaunlich ist. Noch erstaunlich schneller ist seine rechte Hand, die unter die Jacke greift. Doch erkennt er wohl noch rechtzeitig die Frau und zieht die Hand wieder zurück.
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Buchvorschau
Bitteres Erbe - G.F. Barner
G.F. Barner
– 261 –
Bitteres Erbe
G.F. Barner
Eigentlich, denkt Sidney O’Neil, ist dieses Hallack in Nevada eine ganz friedliche Stadt.
Er betrachtet vom Abteilfenster des Zuges aus die Häuser im Blickfeld. Sie sehen im Scheine der Morgensonne rötlich aus. Es ist sehr früh an diesem Junitag, wenige Leute sind auf dem Bahnsteig zu sehen, hinten links stehen einige Lorenwagen mit Baumstämmen beladen auf dem Abstellgleis. Vorn rechts strecken drei oder vier Rinder ihre Mäuler durch die Holzlatten eines Viehwaggons und brüllen. Es werden wohl Bullen sein.
Die Frau an der Seite des Bahnhauses blickt aufmerksam den Zug entlang und erwartet wohl jemand.
Der Mann, der drüben aus dem Kartenverkaufsraum kommt, sieht sich noch aufmerksamer um. Er muß es sehr eilig haben, denn seine Blicke huschen hin und her. Sidney O’Neil betrachtet den Mann neugierig. Es ist ein schlanker, in einen dunklen Anzug gekleideter Mann mit einem runden, steifen Hut und spitzen Zugstiefeln, die leicht staubig sind. Es ist rötlicher Staub, und die Sonne ist gerade über den Dächern von Halleck aufgestiegen.
Nun hat ein Morgenrot viele Dinge für sich, aber der Mann, dessen weißes Hemd leicht angeschmutzt ist und dessen flinke Augen unablässig den Zug beobachten, hält sicher nicht viel von Morgenröte. Darum läuft er wahrscheinlich auch, denn vorn gibt einer der Leute der Western-Pacific schon das Abfahrtszeichen.
Sidney O’Neil sieht den Mann auf seinen Waggon zulaufen, er sieht die dickbauchige Reisetasche des Gentleman und hört dann die Frau sagen:
»Lester… Mr. Curtis, einen Augenblick!«
Der Mann zuckt so heftig zusammen, daß er seine Tasche um ein Haar fallen läßt. Dann aber dreht er sich mit einer Geschmeidigkeit um, die erstaunlich ist. Noch erstaunlich schneller ist seine rechte Hand, die unter die Jacke greift.
Doch erkennt er wohl noch rechtzeitig die Frau und zieht die Hand wieder zurück.
In diesem Augenblick heult die Sirene des Zuges einmal auf. Die Frau sagt etwas, aber das Heulen verschluckt den Anfang ihrer Worte.
Dann verstummt das Geheul und die Worte des letzten Teiles sind zu verstehen.
»… zum Teufel, gehen Sie, Sie Mörder. Eines Tages wird man Sie in eine Grube legen und keinen Segen über dem Hügel sprechen. Gehen Sie zum Teufel, Sie sind ein…«
Sidney schüttelt bedauernd den Kopf, denn die Sirene heult nun noch einmal. Zugleich wallt vorn an der Maschine des Zuges weißer Dampf auf und hüllt jene Baumstammwagen auf dem Abstellgleis ein.
Jener Lester Curtis aber, dem die Frau die Hölle an den Hals wünscht, dreht sich etwas um. Sein Gesicht ist nun Sidney O’Neil zugewendet. Ein bleiches Gesicht, in dem ein erstaunter Ausdruck steht. Dann macht Lester Curtis einen Schritt.
Er öffnet den Mund, will etwas sagen, und er sagt wohl auch etwas, aber das Heulen ist da und die Maschine läßt Dampf ab.
Aus aufgerissenen Augen beobachtet Sidney O’Neil jenen Curtis.
Keine drei Schritte schräg rechts von ihm streckt Curtis die Hand aus, um nach der Eisenstange des Griffes zu langen, an der man sich auf die Plattform ziehen kann.
Curtis redet immer noch, wenigstens bewegen sich seine Lippen. Dann gleitet die Hand langsam ab und die Tasche aus der anderen Hand fällt zu Boden.
Mr. Lester Curtis dreht sich bedächtig um seine Achse, verbeugt sich anscheinend vor der Frau, die ihn in die Hölle wünscht, und neigt sich immer tiefer.
Danach folgen zwei trippelnde und schnelle Schritte, die in ein Gestolper übergehen.
Und dann fällt Lester Curtis mit dem Gesicht voran in den Staub des Bahnsteiges von Halleck in Nevada.
Seine Hände sind vorgestreckt, das linke Bein seltsam angezogen und auf der rechten Seite seines untadeligen Rockes entsteht ein rasch größer und größer werdender Blutfleck.
Er hat es sehr eilig, der Lester Curtis, er hat kein Gefallen an dem rosaroten Morgenrot und der Friedlichkeit dieser Erde gehabt.
Die Sirene heult nicht mehr.
Und der Mann, der in den Zug hat steigen wollen, liegt mit seltsam verdrehten Beinen im Staub des Steiges.
Unter dem Zug aber steigt eine kleine Dampfwolke hoch, weht in Fetzen über ihn hinweg und gibt dann den Blick auf die Frau frei.
Die Frau steht an der Wand des Stationshauses, den Blick starr auf den
leblosen Körper von Curtis gerichtet. Ihr Gesicht ist etwas erstaunt, aber kaum ein Schreck zeigt sich. Es sieht mehr danach aus, als wenn sie zufrieden mit der Entwicklung des Geschehens ist und den Fall von Curtis eher begrüßt. Dann verzieht sich ihr Gesicht.
Es ist ein Schock für Sidney O’Neil, wenn er es auch nicht hören kann. Die Maschine läßt immer noch den Dampf ab, das scharfe Zischen verschluckt es.
Die Frau dort lacht, sie lacht, ihr Gesicht ist verzerrt, ihre Hand hebt sich und deutet unterhalb von Sidney auf den Boden.
Die Frau lacht, die Maschine zischt.
Und der Mann, der den Namen Lester Curtis im Leben geführt hat, der Mann liegt still.
Jetzt bewegt sich der Zug, ein leichter Ruck, die Räder wollen gerade ihre Bestimmung erfüllen, der Wester-Pacific-Mann, der den Zug gerade abwinkte, dreht sich um.
Sidney O’Neil beobachtet das alles, als wenn er auf einer Tribüne der Zuschauer eines spannenden Pferderennens oder eines Faustkampfes ist.
Der Western-Pacific-Mann reißt mit einer lächerlichen Gebärde an der Schnur, die aus seiner linken Tasche sieht. Der Knopf dieser Tasche fliegt am Boden ab, die Pfeife, ein gelbliches Metallding von vielleicht zweieinhalb Zoll Länge, fährt heraus und die Hand des Mannes zum Mund.
Danach pfeift er markerschütternd und schwenkt wie ein Betrunkener, der haltlos über eine Straße taumelt, die Arme.
Der Zug steht nach kaum eine Radumdrehung wieder. Das Bild für Sidney O’Neil weist nun einige Verschiebung auf, denn er betrachtet Lester Curtis nunmehr etwas seitlicher.
Curtis hat die Krempe seines Hutes vorn gebogen, so daß die Steifheit des Filzes den schwarzen Hut von seinem Kopf gehoben und ihn aufgestellt hat. Man kann die schwarzen, glatt nach hinten gekämmten und pomadisierten Haare von Curtis sehen.
Der Mann mit der blauen Mütze, den aufgenähten Ärmelschonflecken an der Jacke und der Pfeife, trillert immer noch und rennt auf Curtis zu. Dann bleibt er stehen, das Zischen der Maschine ist verstummt und die Stille wäre da, wenn die Frau nicht lachen würde.
Unwillkürlich blickt Sidney O’Neil nach links, denn der Schuß ist, da Curtis das Loch in der rechten Seite hat, von links gefallen, eine andere Möglichkeit gibt es gar nicht.
Links zieht sich die tiefe Rinne des Humboldt Rivers hin, schneidet die Bahnlinie an der Brücke und endet für O’Neils Sichtfeld an den dickstämmigen und breitkronigen Wacholderbäumen auf dem Kamm an der Flußbiegung.
Dort sieht er für drei, vier Sekunden einen Reiter. Der Mann liegt lang auf dem Hals eines Pferdes, dessen braunes Fell einen rötlichen Schimmer hat und dessen weiße Hacken, gleichsam angestrahlt von der Morgensonne, die ohne Interesse für Lester Curtis gewesen ist, rosig angehaucht ist.
Das Pferd verschwindet in einer Staubwolke über dem Kamm, taucht weg und hinterläßt nichts als einen funkelnden Blitz von Sonne auf Metall, der aus der Staubwolke herausschießt.
Lester Curtis allerdings wird von diesem Blitz, der Staubwolke und den Vögeln, die aus den Wacholderbäumen aufgestört hochfliegen, nichts mehr sehen, denn er ist tot.
Der Western-Pacific-Mann aber steht nun neben Curtis, blickt jedoch auf die Frau, die schrill und gellend lacht, und stößt einen Fluch aus.
»So eine Idiotie«, sie lacht, sie kann lachen. »So eine Idiotie, wie kann man darüber lachen, wenn jemand…«
Hinter Sidney O’Neil kommt ein heiseres Krächzen durch den Waggoninnenraum. Dann sagt eine Stimme schnarrend:
»Idiot – Idiot! Du bist ein Idiot – Idiot!«
Sydney zuckt leicht zusammen. In seinem prächtigen Anzug, dem steifen grauen Hut, dem Tuch, das ellenlang aus seiner Brusttasche sieht, und den modernen Schuhen, letzter Schrei aus Little Rock, Arkansa, sieht er wie ein Gentleman aus.
Und dann sagt die Frau auch schon: »Mister, Sie sollten sich was schämen. Dieses widerliche Tier, dieses dumme Geschöpf, nehmen Sie es gefälligst fort, sonst werde ich mich beschweren. Ich dulde es nicht, mit einem solchen Tier in einem Waggon zu reisen. Die Ausdrücke sind unverschämt.«
Sidney O’Neil dreht sich um, draußen lacht die Frau nicht mehr. Aber hinter ihm sitzt auf der Bank links eine Frau in mittleren Jahren. Sie trägt ein dunkles und hochgeschlossenes Kleid und hat den gestrigen Nachmittag damit verbracht, daß sie in einer Schrift der frommen Hügel-Kreuz-Sekte las.
Ehe er jedoch eine Antwort geben kann, krächzt es von der Höhe der Decke im unverfälschten Slang der New Orleans Kneipenbesucher:
»Unverschämtheit! Impertinentes Weibsbild, blödes. Scher dich auf die Brahmstange, sonst nehme ich das Tauende. Was willst du? Drei Dollar – du bist wohl verrückt – verrückt – verrücktes Weibsbild!«
»Och – och«, sagt die Dame mit dem Buch und schnellt in die Höhe. »Controller – Controller, hier ist ein Tier – ein Viehzeug – ein Papagei. Ich verlange…«
Und schon stürmt sie, das Stielglas in ihrer Hand wie eine Keule in Kleinstausgabe schwenkend, auf die Tür zu. Dann ist sie auf dem Plattformende und dann auf der Treppe.
Und nun steht sie über Lester Curtis, der in einer Blutlache liegt.
»Da – das ist – huch!«
Sidney O’Neil sieht die würdige Dame der frommen Sekte den Halt verlieren und macht einen gewaltigen Satz, den man seinem prächtigen Aufzug als Gentleman gar nicht zutrauen wird.
Dann hat er auch schon die würdige Lady gepackt und fängt sie zwanzig Zentimeter über dem Stahltritt der Plattform auf. Sie ist ziemlich knochig und hat in ihrer Ohnmacht den Mund sperrangelweit auf.
Hinter Sidney aber legt der Papagei jetzt erst richtig los.
»Dreimal höllisches Fegefeuer. Narr, der du bist. Affe – Affe – Lump
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