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Winnetou und sein weisser Blutsbruder Old Shatterhand
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Winnetou und sein weisser Blutsbruder Old Shatterhand
eBook219 Seiten2 Stunden

Winnetou und sein weisser Blutsbruder Old Shatterhand

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Über dieses E-Book

Spannende Abenteuer mit Winnetou und Old Shatterhand
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum6. Mai 2011
ISBN9783842304277
Winnetou und sein weisser Blutsbruder Old Shatterhand
Autor

Karl May

Karl May wurde am 25. Februar 1842 als fünftes von vierzehn Kindern einer bitterarmen Weberfamilie in Hohenstein-Ernstthal in Sachsen geboren. Ein durch Not und Elend bedingter Vitaminmangel verursachte eine funktionelle Blindheit, die erst in seinem fünften Lebensjahr geheilt wurde. Nach der Schulzeit studierte May als Proseminarist an den Lehrerseminaren Waldenburg und Plauen. Seine Karriere als Lehrer endete bereits nach vierzehn Tagen, als die Anzeige durch einen Zimmergenossen wegen angeblichen Diebstahls einer Taschenuhr zu einer Verurteilung führte und May aus der Liste der Lehramtskandidaten gestrichen wurde. In der Folge geriet er auf die schiefe Bahn und verbüßte wegen Diebstahls, Betrug und Hochstapelei mehrere Haftstrafen. Von 1870 bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim. Nach seiner Entlassung wurde er im Alter von 32 Jahren Redakteur einer Zeitschrift und begann Heimaterzählungen und Abenteuergeschichten zu schreiben. Sein stetes literarisches Schaffen war ungewöhnlich erfolgreich und machte ihn bald zum bedeutendsten Autor von Kolportageromanen und Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Abenteuerromane, die an exotischen Schauplätzen im Wilden Westen und im Orient spielen, wurden in 33 Sprachen übersetzt. Durch seine archetypischen Wildwest-Helden Winnetou und Old Shatterhand erlangte Karl May literarische Unsterblichkeit und wurde zum meistgelesenen Autor deutscher Sprache. Mays letztes Lebensjahrzehnt war von einer beispiellosen Hetze wegen seiner früheren Straftaten und vermeintlicher Unsittlichkeiten in seinen Kolportageromanen überschattet. Zermürbende Verleumdungs- und Urheberrechtsprozesse, in die er sich verstrickte, vermochten seinen tief verwurzelten christlichen Glauben, von dem sein literarisches Werk von Anfang an durchdrungen ist, aber nicht zu erschüttern. Mit den letzten beiden Bänden des Romans Im Reiche des silbernen Löwen und seinem dem Surrealismus nahestehende Symbolroman Ardistan und Dschinnistan schuf er in seinen letzten Jahren ein heute literarisch hochgeachtetes mystisches Spätwerk. Jubelnde Anerkennung erlebte er am 22. März 1912, als er auf Einladung des Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien einen Vortrag Empor ins Reich der Edelmenschen hielt. Eine Woche später, am 30. März 1912, starb Karl May in seiner Villa Shatterhand in Radebeul bei Dresden an Herzversagen.

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    Buchvorschau

    Winnetou und sein weisser Blutsbruder Old Shatterhand - Karl May

    Oswald

    Winnetou, der Indianerhäuptling

    Die Jahreszeit, in welcher der gelbe Jack und das schwarze Fieber den Aufenthalt in New-Orleans für den Weißen gefährlich machen, war eingetreten, und wer nicht von der eisernen Nothwendigkeit festgehalten wurde, der beeilte sich, die dünsteschwangere Atmosphäre des unteren Mississippi zu verlassen und die Niederungen des Stromes mit höher gelegenen Orten zu vertauschen.

    Die vorsichtige Aristokratie der Stadt hatte sich längst unsichtbar gemacht. Diejenigen, welche aus Rücksicht für ihr Geschäft noch zurückgeblieben waren, beeilten sich, fortzukommen; denn schon erzählte man sich von mehreren plötzlichen Sterbefällen, und auch ich hatte meine wenigen Habseligkeiten zusammengepackt und stand, das Dampfboot erwartend, am Landeplatze, um nach St. Louis zu gehen, wo Verwandte meiner Ankunft warteten.

    Ned, der alte, grauköpfige Neger, welcher als Factotum meines Hotels mir seine besondere Zuneigung geschenkt und jetzt den Koffer getragen hatte, lehnte neben mir an einem der Eisenkrahnen, welche bestimmt sind, die ungeheuersten Lasten an und vom Bord zu heben und machte mit grinsendem Zähnefletschen seine drolligen Bemerkungen über die verschiedenartigen Gestalten, welche geschäftig um uns wogten. Da plötzlich packte er mich am Arme und gab mir eine andere Stellung, so daß ich den Blick nach rückwärts werfen mußte.

    »Sehen Master dort Indian?«

    »Welchen? Meinst Du den finstern Kerl, welcher grad auf uns zusteuert?«

    »Yes, yes, Master! Kennen Master Indian?«

    »Nein.«

    »Indian sein groß Häuptling von Apachen, heißen Winnetou, sein best’ Schwimm’ in United – States.« (Vereinigten Staaten).

    »So, dazu gehört viel.«

    »Well, well, Sir; aber so sein, actually (wirklich) so sein!«

    Ich entgegnete Nichts und sah mir den Mann, welcher jetzt in stolzer Haltung an uns vorüberschritt, genau an. Sein Name war mir nicht unbekannt, oft sogar hatte ich von ihm erzählen hören, aber immer an der Wahrheit der wunderbaren Geschichten: welche über seine Fertigkeit und Ausdauer im Schwimmen

    coursirten, gezweifelt. Er war von nicht gar zu hoher Gestalt; aber der Bau seines gedrungenen Körpers und insbesondere die Breite seiner Brust machten mich in meinem bisherigen Unglauben doch Etwas wankend.

    In diesem Augenblicke kam eine offene Equipage, in welcher ein ältlicher Herr und eine junge verschleierte Dame saßen, dahergerollt. Mit etwas ungewöhnlicher Rücksichtslosigkeit drängte der reich gallonirte Kutscher das Geschirr durch die Menge und knallte mit der Peitsche um die Ohren der im Wege Stehenden. Erschrocken fuhren die Leute auseinander, und nur der Indianer schritt ruhig weiter und wich kein Haar breit von seiner ursprünglichen Richtung ab. War ja doch zur Seite Platz genug für den herrschaftlichen Wagen, welcher ebenso gut drüben auf dem kurzen Setzpflaster wie hier auf den glatten, breiten Quadern fahren konnte.

    »Weg da vorn, Rothhaut, oder bist Du etwa taub?« rief der Rosslenker, und als der Angeredete trotz des lauten und barschen Zurufes ohne sich umzudrehen seinen Weg fortsetzte, fuhr er, die Peitsche schwingend, fort: »Troll Dich bei Seite, Nigger, oder meine Peitsche zeigt Dir den Weg!«

    Obgleich das Wort Nigger die größte Beleidigung für einen Indianer enthält, schien der Voranschreitende dieselbe doch nicht zu beachten, sondern ging langsam weiter. Da knallte die Peitsche, und der Riemen derselben strich dem rothen Manne grad über das Gesicht, so daß die Spuren des Hiebes sofort zu bemerken waren. In demselben Augenblicke aber stand der Getroffene auch schon auf dem Bocke, riß dem ungezogenen Burschen mit einem von unten nach oben geführten Hiebe Lippe und Nase auf, hob ihn dann vom Sitze und schmetterte ihn mit solcher Wucht herunter auf die Steinplatten, daß er alle Viere von sich streckte und lautlos liegen blieb.

    Diese Bewegungen waren so schnell geschehen, daß der im Wagen sitzende Herr nicht Zeit hatte, seinem Untergebenen zu Hilfe zu kommen; jetzt aber riß er einen Revolver aus der Tasche und, denselben auf den Indianer richtend, rief er:

    »Zounds, (alle Wetter) Canaille, das ist für Dich, wenn er nicht in einer Minute wieder auf dem Bocke sitzt!«

    Ohne mit der Wimper zu zucken oder eine Miene zu verziehen, nahm der Bedrohte die Büchse von der Schulter, legte sie auf den Yankee an, und ganz gewiß wäre es zwischen den Beiden zu einer ernsten That gekommen, wenn sich nicht einige schnell hinzugetretene Policemans dazwischengestellt und durch ihr Bitten den Besitzer der Equipage bewogen hätten, die Waffe an sich zu nehmen.

    »Bitte, fahrt weiter, Sir,« mahnte der eine von ihnen. »Euer Kutscher hat sich erhoben und wird wohl, das zerrissene Gesicht abgerechnet, keinen Schaden genommen haben. Der Unvorsichtige mußte wissen, daß nach den Gesetzen der Indianer ein Schlag nur mit dem Tode gesühnt werden kann.«

    Nach Art und Weise der Amerikaner, welche sich nie in die Händel Anderer mischen und ihr Interesse an einem Streite nur dadurch bethätigen, daß sie Raum zum Ausfechten desselben geben, hatten die Umstehenden einen Kreis um den Wagen gebildet, um zu sehen, wie die interessante Begebenheit enden werde; als jedoch in diesem Augenblicke die schrille Pfeife des herandampfenden Steambootes ertönte und der wieder aufgestiegene Kutscher auf den drängenden Zuruf seines Herrn das Gespann in der Richtung nach der Landungsbrücke leitete, löste sich der Kreis schnell auf, und ein Jeder beeilte sich, auf dem Boote einen guten Platz zu erobern.

    Es war nicht der gewöhnliche und äußerst comfortable eingerichtete Passagierdampfer, sondern eines jenen riesigen Packetschiffe, welche man zur Personenbeförderung nur ausnamsweise und meist dann benutzt, wenn bei Beginn der Fieberzeit der Andrang der Reisenden ein schwer zu bewältigender ist. Deßhalb entbehrte das Fahrzeug aller jener Bequemlichkeiten, mit denen sich der Yankee das Reisen weniger beschwerlich macht, und die Passagiere mußten Platz nehmen wo und wie sie ihn fanden.

    Ich erstieg, nachdem sich mein Neger verabschiedet hatte, einen Haufen Waarenballen, welcher eine Reihe viereckiger Kästen flankirte, die sich fast über das ganze Deck hinzog. Da oben hatte ich nun eine freiere Aussicht als unten; auch strich mir die Luft bemerklicher um die Stirn, und rechnete ich dazu die Ungenirtheit, mit welcher ich mich hier ausstrecken konnte, so war mein Platz ein ganz prächtiger. –

    Umschau haltend, gewahrte ich, daß sowohl der Besitzer der Equipage mit seiner Dame als auch der Indianer anwesend waren. Ersterer gehörte jedenfalls den höchsten Ständen an und benutzte das Packetboot nur, um so rasch wie möglich dem gefährlichen Boden zu entkommen, und Letzterer hatte vielleicht seinen Vorrath von Häuten in der Stadt verkauft und ging in die Prairie zurück, um seinen Stamm zu neuen Jagden und Abenteuern zu führen. Auch ihm mochte es da unten im Gedränge zu unbehaglich und schwül werden; er kletterte empor und nahm, um mir meinen Sitz nicht streitig zu machen, auf dem ersten der Kästen Platz, von denen ich vorhin sprach.

    Kaum aber hatte er sich niedergesetzt, als ein Laut die Luft erschütterte, so tief, so grollend, so dröhnend und erschütternd, daß sämmtliche Passagiere emporsprangen und sich entsetzt nach der Ursache dieses fürchterlichen Brüllens umschauten. Nur Winnetou war ruhig sitzen geblieben, obgleich die Töne grad unter seinem Sitze erklungen waren. Kein Zug seines braunen, unbeweglichen Gesichtes verrieth eine auch nur leise Spur von Ueberraschung oder gar Bestürzung, und die erschrockenen Leute auf dem Decke schien er keines auch nur halben Blickes für werth zu halten.

    Da öffnete sich eine Lucke, aus welcher ein Mann stieg, bei dessen Anblicke mir jenes Brüllen sofort erklärlich wurde. Ich hatte ihn in Boston, in New-York und später auch in Charlestown gesehen und mit ihm so ziemlich innige Bekanntschaft geschlossen. Es war Old Shatterhand, der berühmte Thierbändiger, welcher damals mit seiner Menagerie die bedeutenderen Städte der vereinigten Staaten besuchte und überall, wohin er kam, durch die Macht, welche er über die wildesten Bestien übte, das bedeutendste Aufsehen erregte.

    Die Kästen gehörten ihm und enthielten die Käfige seiner zoologischen Untergebenen. Der Indianer hatte auf dem Sommerlogis des Löwen Platz genommen, denselben durch das dabei verursachte Geräusch aus der Siesta aufgeschreckt und zu jenem zornigen Brüllen veranlaßt, welches Old Shatterhand gehört hatte und nun natürlich herbeigeeilt kam, um sich über den Grund desselben aufzuklären.

    In dem vorsichtigen Europa würde man sich allerdings sehr hüten, einer completen Menagerie Platz auf einem Boote zu gewähren, welches die Bestimmung hat, Reisende zu befördern. Der Americaner aber ist selbst in solchen Dingen weniger difficil. In dem Lande welches er bewohnt, hat die Gefahr ihre Heimath, man ist vertraut mit ihr; man kennt ihre verschiedenen Gestalten, man achtet sie aber man fürchtet sie nicht, und da man gewohnt ist, den vierfüßigen Bewohnern der Wildniß in Urwald und Prairie kühn und furchtlos entgegen zu treten, so scheut man sich natürlich wenig, ihnen außerhalb dieser Wildniß, wenn sie sich in gezähmtem Zustande befinden, zu begegnen.

    Nur das Unerwartete hatte die Reisenden erschreckt. Als man jetzt die Bestimmung der zahlreichen Kästen begriff, lachte man über die Furcht, welche man gezeigt hatte und bat den Besitzer der Thiere, die Umhüllung der Käfige zu lüften.

    »Well, ich habe Nichts dagegen, wenn es Euch Spaß macht, Ladies und Gentlemens; ein Wenig frische Luft wird den Kreaturen wohl thun. Aber fragt den Kapitain; auf eigene Faust darf ich es nicht thun!« antwortete er und wandte sich dann an den Indianer.

    »Wollt Ihr nicht so gut sein und von Eurem Throne steigen, Mann? Der Löwe ist König und mag nicht gern Jemanden über sich leiden!«

    Der Angerufene machte, ohne die Lippen zu öffnen, durch eine leichte, abweisende Handbewegung bemerklich, daß es ihm hier oben ganz gut gefalle und er nicht Absicht habe, seinen Platz zu verlassen.

    »Nun gut; mir soll es Recht sein. Aber beklagt Euch nicht, wenn Euch etwas Ungemüthliches passirt!«

    Jetzt brachte man den Kapitain herbei, welcher nach einigem Zögern die Erlaubniß gab, die Käfige auf einer Seite von den Breterwänden zu befreien. Mit Hülfe der Thierwärter war dies bald geschehen, und da Forster diese Gelegenheit gleich zur Fütterung der Thiere benutzen wollte, so war den Zuschauern bald ein höchst interessantes und unterhaltendes Schauspiel geboten.

    Die Sammlung bestand aus meist wirklich prachtvollen Exemplaren, und ganz besonders war es ein bengalisches Königstigerweibchen, welches die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Das Thier

    war erst vor Kurzem gefangen, von Indien nach Amerika gebracht und von seinem jetziger Besitzer gekauft worden. Noch ungezähmt und in der freien Wildniß aufgewachsen, bot es einen imposanten Anblick dar und riß durch den Bau seiner gewaltigen Glieder, die urkräftige Geschmeidigkeit seiner Bewegungen und den markerschütternden Ton seiner Stimme zu lauten Ausrufen der Bewunderung hin.

    »Geht Ihr auch in diesen Käfig, Sir?« fragte einer der Umstehenden den Thierbändiger.

    »Warum nicht? Von Außen ist die Bestie nicht zu zähmen; man muß hinein, wenn man ihr Respect einflößen will.«

    »Aber Ihr riskirt dann jedesmal das Leben.«

    »Das habe ich schon tausendmal gethan und bin es also gewohnt. Uebrigens bin ich nicht unbewaffnet; ein Hieb mit diesem Todtschläger betäubt, wenn er kräftig geführt wird und richtig trifft, das stärkste Thier. Aber ich brauche ihn wenig; die Macht eines ächten und rechten Bändigers liegt wo ganz anders. Zuweilen trete ich ohne jede Waffe in die Käfige.«

    »Aber in diesen hier würdet Ihr Euch so nicht wagen.«

    »Wer sagt Euch das?«

    »Nein, das wagt Ihr nicht zu thun!« meinte, näher tretend, der Besitzer der Equipage, welcher bisher abgesondert von den Uebrigen die Käfige besehen hatte, während seine Begleiterin, sich vor den Insassen derselben scheuend, nach dem Vordertheil des Schiffes gegangen war und dort über die Sprietverkeilung hinweg in das Wasser sah, welches rauschend am Buge emporschäumte. »Ich wollte wohl tausend Dollars für meine Behauptung setzen!«

    Der Amerikaner hat eine Leidenschaft für Wetten, und wo sich ihm eine pikante Gelegenheit zu einer solchen bietet, läßt er sie sicher nicht vorübergehen.

    »Ihr seid unvorsichtig, Sir!« antwortete Forster. »Seht, wie ruhig und furchtlos der Indianer da auf dem Käfige des numidischen Löwen sitzt. Glaubt Ihr wirklich, daß ich, der Besitzer dieser Thiere, weniger Muth besitze?«

    »Pshaw!« (Pah!) machte der Yankee mit verächtlicher Handbewegung. »Bei diesem Menschen ist es nicht Muth, sondern Ignoranz, Dummheit. Hätte er ein Verständniß für das Gefährliche seiner Lage, so würde er bald hier unten bei uns stehen oder sich in irgend einen Winkel verkriegen. Er kennt ja den Löwen gar nicht. Diese rothen Hallunken verstehen nur, den Feind zu beschleichen und ihn dann nächtlicher Weile und hinterrücks zu überfallen. Aber einer Gefahr offen und frei in das Auge zu schauen, dazu fehlt ihnen nicht weniger als Alles.«

    Winnetou verstand jedes dieser Worte; aber die Züge seines scharfgeschnittenen Gesichtes blieben unbeweglich, und kein Glied seines Körpers rührte sich zu einer wenn auch noch so leisen Bewegung.

    »Ihr irrt Euch in dem Indianer ebenso wie in mir. Wer die Völker der Prairien so kennen gelernt hat wie ich, der hat sie zugleich achten gelernt.«

    »Macht Euch nicht lächerlich vor dieser ehrenwerthen Gesellschaft! Laßt dort nur das Stachelschwein heraus, und ich bin überzeugt, daß er, sobald er es in Freiheit sieht, sofort vor lauter Angst in den Fluß springen wird. Diese Canaillen sind ebenso feig wie sie grausam zu sein verstehen. Aber wir kommen von unsrer Wette ab.«

    »Ich halte sie. Capitain Ihr seid Zeuge!«

    »Das bin ich; aber ich werde nicht zugeben, daß Ihr zu dem Tiger geht; denn ich habe die Verantwortung, wenn an Deck ein Unfall passirt.«

    »Ihr werdet keinem freien Amerikaner verbieten können, mit seinem Eigenthume zu thun, was ihm beliebt. Und was den Unfall betrifft, so könnte er doch nur mir allein begegnen, und da bin ich doch wohl Mannes genug, Sir, die Verantwortung selbst zu tragen; oder meint Ihr nicht?«

    Der Kapitain war selbst Yankee genug, um nicht Interesse für eine solche Wette zu hegen, und da

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