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Barbara Schett: Ich bin was ich bin
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Barbara Schett: Ich bin was ich bin
eBook206 Seiten2 Stunden

Barbara Schett: Ich bin was ich bin

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Über dieses E-Book

Ihre erste Karriere:
Als Österreichs beste Tennisspielerin aller Zeiten war sie Nummer sieben der Welt, spielte gegen Steffi Graf, Monica Seles, Martina Hingis wie auch gegen Venus und Serena Williams.

Ihre zweite Karriere:
Als Starmoderatorin bringt sie Millionen von Fans Tennis auf Eurosport näher: Game, Schett und Mats! Sie ist auf Servus TV zu sehen und live als Presenter bei Turnieren in Deutschland und Österreich.

Ihr Leben:
Geboren in Innsbruck, Austria, wohnhaft in Noosa, Australien. Witze über Kängurus, die es da gibt und dort nicht, findet sie zum Gähnen. Ihre Ursprünge hält sie hoch in Ehren, ihre große Liebe und ihre Familie ebenso.


Das ist Barbara Schett.
Dies ist ihre Geschichte.
SpracheDeutsch
HerausgeberEgoth Verlag
Erscheinungsdatum31. Okt. 2022
ISBN9783903376038
Barbara Schett: Ich bin was ich bin

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    Buchvorschau

    Barbara Schett - Barbara Schett

    PART 1

    DIE TENNISSPIELERIN

    Patricia Wartusch hat recht blöd geschaut an jenem Tag im Jahr 2004 auf Gran Canaria. Wir spielen das Fed-Cup24-Halbfinale gegen Spanien, die Gastgeberinnen sind favorisiert und führen nach dem ersten Tag nach Siegen von Arantxa Sánchez Vicario und Conchita Martínez 2:0. Österreichische Medienvertreter sind nicht viele mitgereist, nämlich genau zwei, das ist schade, immerhin geht es um den ersten Finaleinzug für unser Land. Aber was soll’s. Frauensport ist nicht Männersport, ich bin schon lange genug dabei, um diesen Umstand realisiert zu haben. Dabei hätte sich deren Präsenz durchaus ausgezahlt.

    Am zweiten Tagen stellen wir nämlich auf 2:2, sowohl Patricia (mit 9:7 im dritten Satz gegen Sanchez-Vicario) als auch ich gewinnen unsere Spiele in drei Sets – und das heißt: 30 Minuten Pause, und erneut raus für das Doppel. Gegen das Weltklasse-Doppel Martínez/Ruano-Pascual. Gegen die Müdigkeit. Aber mit dem Feuer und dem Willen, den Vergleich doch noch final in unsere Richtung drehen zu wollen.

    Wir gewinnen den ersten Satz nach 1:4-Rückstand mit 6:4.

    Wir wechseln die Seiten, ich setze mich auf die Bank, lege graziös das Handtuch über meine Oberschenkel – und sage: „Ich glaube, dieses Spielniveau können wir nicht halten."

    Patricia ist einfach nur fassungslos und fragt mich, ob es mir noch gut geht, doch leider behalte ich Recht. Wir verlieren 3:6, 1:6 an jenem Donnerstag, 8. Juli 2004. Die Party danach war dennoch grandios, und weil wir Königssohn Felipe auf der Tribüne erkannt haben, fragen wir uns, wer sich den Prinzen schnappen wird. Wie wir alle wissen: niemand von uns, da musste erst Letizia Ortiz auf seinem Radar erscheinen.

    AN DER TENNISWAND

    Mein Weg in das österreichische Fed-Cup-Team, nach Gran Canaria und zu Partys, bei denen die Post abgeht, ist lang und beschwerlich, und er beginnt Anfang der 1980er-Jahre in Innsbruck, meiner Heimatstadt – genauer gesagt an einer Wand, die den Tennisclub Turnerschaft Innsbruck (TI) und den Innsbrucker Tennis Club (ITC) trennt. Ersterer steht der ÖVP nahe, man benötigt einen Bürgen, um dort beitreten zu dürfen. Zweiter ist mit dem ASKÖ assoziiert, also „rot", in diesem spielen nicht nur meine Eltern, sondern auch Persönlichkeiten wie Fred Steinacher, Sportchef der Tiroler Tageszeitung, oder Robert Ullmann, der auch Obmann des ITC wurde. Ich bin fünf, sechs Jahre alt, damals schon nicht die leiseste, und wenn Steinacher mich heute als damaligen „Quälgeist tituliert, dann nehme ich dies als Kompliment. Ich springe über Tische und Stühle, quassle alle an und auch voll, auch jene, die keinen Wert darauf legen, von einem Kind unterhalten zu werden. „Magst jetzt nicht einmal eine Ruhe geben?, ermahnt mich immer wieder Ullmann, er hat es nicht leicht, muss die Klubgäste bei Laune halten und will mir auch nicht gerade mit dem Oarsch in’s Gesicht fahren. Weil meine Eltern spielen, gehört dieser Sport quasi von Anfang an auch zu meinem Betätigungsfeld. Ich bin in einer Zeit im Tennisclub unterwegs, in der der wegen seines klassischen Dresscodes auch „weiße Sport" genannte, noch ausschließlich etwas für Erwachsene und weniger etwas für Kinder ist. Plätze sollen von zahlenden Spielern und nicht von dessen Nachwuchs belegt werden. Doch meine Eltern waren nicht nur einfache Mitglieder im roten ITC, sondern brachten sich auch rege ein. Mein Vater war nicht nur Linienrichter beim ATP-Turnier in Kitzbühel, sondern auch Oberschiedsrichter in der Tiroler Liga (bis 2019!) und er war in seinen Agenden extrem streng: so sehr, dass die Spieler Angst vor ihm hatten und sich sehr bemühten, sich ja nichts zuschulden kommen zu lassen. Diskussionen wurden, eh klar, nicht geduldet. War einer einmal ausgeschlossen, gab es nur einen Weg: jenen in die Umkleidekabine.

    Weder die Politik, noch die Hassliebe anderer mir gegenüber hat etwas mit dieser famosen Wand zu tun, an die ich immer wieder meine Bälle dresche: einmal, zehnmal, hundertmal, tausendmal. Bin ich müde, nerve ich andere. Fühle ich mich wieder okay, geht es zurück an den Lieblingsspielplatz meiner Kindheit. Wenn die Wand den Ball nicht so zurückspielt, wie ich es mir vorstelle, heule ich vor Wut auf und strafe sie, indem ich die nächsten Schläge extra-hart ausführe. Für Außenstehende sieht es aus, als möchte ein ungezähmtes Mädchen, Energiebündel und Sturschädel gleichermaßen, diese Wand zu Fall bringen.

    Auf der anderen Seite des Betonkonstrukts ist Susi Graber, Trainerin bei der Turnerschaft und im Tiroler Tennisverband. Sie ist Kinder- und Nachwuchstrainerin, hat ein Auge für die Bewegung und ein Gehör, das ihr sagt, ob ein Ball so ungefähr, so richtig oder so richtig perfekt getroffen wird. Und sie hört dieses unentwegte Blob-blob-blob in seiner gleichbleibenden Tonalität, mal schneller, mal langsamer. Wer schlägt denn diese Bälle?, fragt sie sich, und begibt sich auf die ITC-Seite. Was sie sieht, entlockt ihr nur ein Wort: „Wow!"

    In etwa zur gleichen Zeit wird auch der weitere Tiroler Verbandstrainer Max Asen auf mich aufmerksam, er ist einer der Besten, wenn es um Fehlererkennung und -analyse geht. Auch er sieht, wie ich mit meiner beidhändigen Rückhand die Mauer malträtiere. Beide sind auf der Stelle so von meinen Qualitäten überzeugt, dass ich von jetzt auf sofort zum Sichtungscup – der von Jugendreferent Dr. Erich Müller organisiert wird – eingeladen werde. Dabei sind alle Plätze im Finale aufgrund der bereits ausgespielten Qualifikationen bereits vergeben, doch Asen argumentiert gradlinig und keinen Widerspruch duldend: „Wir hätten da ein Dirndl, das brauchen wir beim Finale." Und so rutsche ich in den Kinder-Kader des Tiroler Landesverbandes.

    Hätte es diese Wand nicht gegeben, hätten mich nicht Susi Graber und Max Asen entdeckt, wäre ich vielleicht gar nicht Tennisspielerin geworden. Man kann sagen, dass meine Liebe zu Immobilien auf ein sehr, sehr frühes Alter zurückgeht …

    „Es gibt kein heiß.

    Nur wenn du stehen bleibst."

    (Susi Graber)

    Ich muss in der ersten Klasse Volksschule gewesen sein, und das Training war gleich nach der Schule in der Mittagssonne angesetzt.

    „Mir ist heiß."

    „Es ist nicht heiß."

    „Doch, es ist heiß."

    Susi Graber reißt langsam der Geduldsfaden: „Wenn du laufen würdest, hättest du immer Wind, der dich abkühlt. Und übrigens, wenn du bei den Australian Open spielen willst, dann wird’s dort 40 Grad Celsius haben, darauf musst du vorbereitet sein!"

    Ich verziehe die Lippen und blase mir Luft über die Konturen meines Gesichts nach oben. Das ist meine Antwort auf Hitze, sei es beim ITC, sei es im Flinders Park.

    „Ich muss immer gegen die Sonne spielen, moniere ich. „Das wirst du zuweilen auch bei den wichtigen Matches machen müssen.

    Ja, ja, denke ich, darauf muss ich vorbereitet sein.

    Susi Graber ist eine strikte, konsequente Trainerin, sie ist für Unterhaltungstennis der heutigen Zeit nicht zu haben, sie verlangt viel von sich selbst und von anderen. In dieser Hinsicht sind wir uns ähnlich, auch ich kann mich quälen und mich anstrengen. Mag ich auch jammern, so tue ich, was mir aufgetragen wird, und lerne schnell. Grabers Aufgabe, mir Tennis von der Pike auf beizubringen, ist von Erfolg gekrönt. Ich mache große Fortschritte in allen Bereichen, Technik, Taktik, Koordination, es scheint, dass ich körperlich und geistig für dieses Spiel geschaffen bin.

    Wenn heute Kinder unterrichtet werden, dann geschieht dies oft auf kleineren Courts, mit niedrigeren Netzen, weicheren Bällen und kindgerechten Schlägern. Dadurch lassen sich schneller Erfolge in der technischen Entwicklung erzielen, und als Konsequenz daraus entwickelt sich das gesamte Spiel(-Verständnis) anders. Ich bin mit harten Bällen und Schlägern in Normalgröße groß geworden, das Material wird also leichter und kleiner, je mehr ich wachse.

    Doch ein Spielaufbau ist mit üblichen Bällen schwerer zu erlernen als mit leichteren. Bei Graber gehe ich vier Jahre lang durch eine harte Schule, ihre Aufgabe ist es ja, mir einen Koffer mit einem kompletten Spiel zu packen. Dafür arbeitet sie mit Zuckerbrot und Peitsche. Es ist nicht so, dass sie auf mich oder andere Kinder nicht einginge, doch ihr Regiment ist unerbittlich. „Zu spät kommen" – diese Wortreihenfolge gibt es in ihrem Wortschatz nicht. Ist das Training – dort, wo wir einen Platz bekommen, in Hall, beim TTV, beim ITC, bei der Turnerschaft, beim IEV, usw. – für 13 Uhr angesetzt, dann heißt es, um 12.45 Uhr anzutreten und neben dem Platz mit dem Aufwärmen zu beginnen. Dass ich meine sieben Zwetschgen beisammen haben muss, versteht sich von selbst. Heute noch diskutieren wir darüber, ob es denn erlaubt war, Wasser zu holen, wenn ich es vergessen hatte. Ich sage nein, sie ja.

    Soziale Kompetenz bringt uns Susi Graber auch bei, wenn wir als Gruppe unterwegs sind, da heißt es auf andere warten, Teamkollegen unterstützen, für sich selbst verantwortlich sein. Dass ein Elternteil die Tasche des Nachwuchses trägt, hat bei Graber nur eine Reaktion zur Folge: „Kind, trag deine Tennissachen selber!" Ich bin wohlerzogen und pflegeleicht, man hat es grundsätzlich einfach mit mir. Doch es gibt auch die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Einmal blödle ich am Tennisplatz herum, bin frech zu meiner Mutter – sie ermahnt mich einmal, zweimal, dreimal: und läuft mir dann nach um mich zur Räson zu bringen. Die Crux an der Sache ist, dass ich mit meinen acht, neun Jahren schneller bin. Andere Personen im Club schauen dem Wettrennen zu und haben ihren Spaß

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