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Über das Leben
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eBook156 Seiten1 Stunde

Über das Leben

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Über dieses E-Book

Die Heiterkeit des Seins, ein Bad in der Nostalgie als Jungbrunnen und die besten Seiten aller Lebensphasen: Hans Krankl und Herbert Prohaska in einer tiefsinnigen Doppelconférence, die das Herz berührt und mit einem Augenzwinkern auch den neuen Zeiten Leichtigkeit gibt.
SpracheDeutsch
Herausgeberedition a
Erscheinungsdatum23. Sept. 2023
ISBN9783990017111
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    Buchvorschau

    Über das Leben - Hans Krankl

    Der Lauf der Dinge

    Über den Siebener

    HANS: Die alten Männer und das Meer, abgeleitet vom Titel eines Romans von Ernest Hemingway, das trifft es bei uns ganz gut, finde ich. Alte Männer, das klingt sonst immer irgendwie abwertend, aber so ist es leiwand. Da gibt es auch eine Verfilmung mit Spencer Tracy aus den Fünfzigerjahren. Das geht in unsere Richtung, oder, Herbert? Obwohl Deadpool und Superman auch nicht schlecht sind. Ich wäre dann Deadpool, der mit den zwei Schwertern.

    HERBERT: Was soll ich jetzt sagen? Dass ich unglücklich bin, weil auch bei mir bald einmal der Siebener vorn steht? Also ehrlich, hätte ich die Möglichkeit, die Jahre zurückzudrehen, würde ich es glatt tun. Aber das geht eben nicht. Es ist wie es ist, und in Wirklichkeit habe ich überhaupt kein Problem mit dem Älterwerden. Wir haben beide erwachsene Kinder, das ist viel wert, und dann auch noch Großvater zu werden, ist das Allerschönste. Das Einzige, das mich ein bisschen stört: Irgendwann kannst du kein Fußballer mehr sein, denn das wäre ich gern heute noch. Noch einmal richtig spielen zu können, das wäre es. Nicht mehr Trainer zu sein, macht mir komischerweise nicht das Geringste aus. Ich bin sogar echt froh, dass ich dieses Thema so rund um das Jahr 2000 abgehakt habe. Aber Spieler wollte ich ewig sein. Es kommen die Wehwehchen, und nach meiner Hüftoperation ist es mit 68 sowieso nicht mehr dasselbe. Ich bleibe beim Tennis.

    HANS: Da hast du ja jeden Montag deine Altherrenpartie, ich weiß. Ich bin seit Jahren dazu eingeladen, aber nachdem mir keiner garantieren kann, dass ich regelmäßig den Prohaska als Doppelpartner kriege, lasse ich es lieber sein. Ich habe jetzt auch eine neue Hüfte und möchte auf alle Fälle wieder Fußballspielen. Na klar. Das Dribbeln geht noch immer. Es ist einfach ein gutes Gefühl, Gegner überspielen zu können. Tore zu schießen. Auch mit siebzig. Und natürlich zu gewinnen. Ich sage dir: Wenn ich am Samstag vom Kicken mit meinen Burschen heimkomme, weiß meine Frau schon bei der Haustür, wie das Match ausgegangen ist.

    HERBERT: Da bin ich ganz bei dir. Mich hat zu aktiven Zeiten das Verlieren dermaßen genervt, dass ich noch heute aus der Haut fahre, wenn ich daran denke. Meine Frau weiß das am allerbesten. Einmal hat sie lange vor einem Wiener Derby für eine Geburtstagsfeier bei lieben Freunden zugesagt. Nach einem 0:2 mit der Wiener Austria wollte sie wissen, wann wir abends losfahren. »Wie bitte? Natürlich gar nicht«, habe ich geantwortet. Ich kann doch nicht ein Derby gegen Rapid verlieren und dann auf Juchee machen. Geht nicht. Geht wirklich nicht. Ich hätte vor Ärger dort womöglich die Wohnung kurz und klein geschlagen.

    HANS: Wir ticken ganz gleich, ich sage es dir. Gewinnen ist alles. Das war bei mir auch immer so, und daran wird sich nix mehr ändern. In puncto Älterwerden bin ich auch ehrlich. Wenn heute einer kommt und mir zum Siebziger gratuliert, denke ich nach und bin verwundert. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht wie siebzig fühle. Ich kann mit dieser Zahl nichts anfangen. Mein Vater ist schon mit 67 gestorben, aber das war seinerzeit eine andere Generation. Zugegeben, die kleinen Wehwehchen sind auch bei mir da, die Hüftoperation ist genauso wie bei dir, Herbert, der langen fußballerischen Laufbahn geschuldet. Aber alt, nein, alt fühle ich mich auf keinen Fall. Das verdanke ich meinen Enkelkindern und natürlich der Musik.

    Über die Musik als Lebenselixier

    HANS: Ich höre mir zwar keinen RAF Camora und diesen Rapper-Schmarrn an, aber sonst eigentlich fast alles. Mit der Musik bleibe ich jung. Jetzt ist endlich Vinyl wieder in Mode, und daher kaufe ich mir wieder alle möglichen Platten aus den 1960er- und 70er-Jahren. Daheim komme ich manchmal drauf, dass ich das Ding schon habe, aber das macht nichts, dann schenke ich die Platte halt meinem Sohn Johann, und sie wird in Ehren archiviert.

    HERBERT: Für mich als langjähriger Sportler hat es immer die Devise gegeben: Ich bin körperlich topfit, mir kann doch nie was passieren. Okay, vor zwei Jahren musste eine neue Hüfte her, und kürzlich haben die Ärzte bei mir auch einen Leistenbruch festgestellt, der irgendwann behoben werden sollte. Mit der Zeit kommen eben hundert Sachen daher, mit denen man nie gerechnet hätte. Das Altwerden hat also durchaus seine weniger guten Seiten. Klar, die Musik spielt auch in meinem Leben eine große Rolle. Wobei es bei mir in der Regel als Sänger zehn bis zwölf Auftritte im Jahr sind, du stehst mit Monti Beton vermutlich doppelt so oft auf der Bühne.

    HANS: Weißt du was, Herbert, zu deinem 70er im Jahre 2025 trete ich mit Monti Beton in der Wiener Stadthalle auf. Ich spiele für dich, versprochen! Aber was soll’s? Gegen einen Mick Jagger kommen wir beide ziemlich bescheiden daher. Der ist mittlerweile achtzig und rockt mit den Rolling Stones immer noch ab. Und dann denke ich an legendäre Hardrock- und Heavy-Metal-Bands wie Deep Purple, Uriah Heep oder Led Zeppelin, das waren und sind Idole für mich. Da kann ich in keiner Weise mithalten. Da wäre ich im Konzert nach einer halben Stunde bewusstlos. Allein von der Lautstärke. Mir taugen die Auftritte mit Monti Beton sehr, aber ich gebe gern zu, dass ich nach zwei Stunden singen so fertig bin, als hätte ich ein Fußballmatch gespielt. Da ist nicht nur meine Stimme voll gefordert, und ich bin anschließend richtig, richtig müde. Ehrlich, man macht sich Gedanken, wie lange die Musik-Karriere denn noch gehen kann.

    HERBERT: Also bei diesem Thema ticken wir einmal ganz unterschiedlich. Meine Singerei beschäftigt mich viel weniger als dich die deine. Ich gebe zu, dass auch ich echt gern auftrete, einfach weil es Spaß macht. Ich bin musikalisch jetzt auch schon gut 15 Jahre dabei. Aber das wird dich jetzt vielleicht überraschen: Wenn ich von heute auf morgen merke, dass meine Stimme nicht mehr da ist, ist mir das wurscht. Dann höre ich eben auf und sage: Es war einmal, und es war eine schöne Zeit.

    HANS: Für mich war das Singen wie die Fortführung meiner Fußballerkarriere. Ich habe immer das Gefühl gehabt, damit weiter aktiv zu bleiben, das baut mich auf, auch jetzt mit siebzig. Es macht mich stolz und bereitet mir auch nach vielen Jahren noch Freude, mit Monti Beton auf der Bühne zu stehen. Gerade deswegen mache ich mir Gedanken, wie lang ich das noch durchhalten kann. Ganz ehrlich: Ich schaue mir die Opernsänger an, weil viele von denen besonders alt werden, und die haben doch auch das Problem mit der Stimme.

    HERBERT: Du wirst doch jetzt nicht alt werden, Hans! Noch sind wir ganz gut auf den Beinen, vergesslich sind wir auch noch nicht. Wir brauchen nicht übers Greisenalter nachzudenken. Und wenn uns das eines Tages doch blüht, haben wir einiges zu erzählen. Glaube mir, da werden wir in unseren Erzählungen noch viel besser sein, als wir zu unseren besten Zeiten je waren.

    Über die Weisheit des Alters

    HERBERT: Was ist Weisheit? Man ist in unserem Alter bestimmt gescheiter und vernünftiger als mit zwanzig, das steht fest. Was sagst du, Hans? Es wäre ein Armutszeugnis, wenn wir in all den Jahren nicht gescheiter geworden wären. Zumindest an Lebenserfahrung. Ich mache mir aber andersherum auch nicht den Stress, zu sagen: Bum, was ich alles weiß! Absolut nicht.

    HANS: Weiße Haare hatte ich bereits mit 32 beim Wiener Sportklub. Aber weise? Man bildet sich weiter in verschiedenen Bereichen. Da spreche ich bestimmt auch für dich, Herbert. Was dich interessiert, willst du wissen, und das bringt dich im Leben weiter. Am meisten weiß ich im Sport und in der Musik Bescheid. Ich schaue mir im Fernsehen auch gewisse Quiz-Sendungen an. Allgemeinwissen ist was Schönes. Aber übertreiben muss man es auch nicht, finde ich.

    Über das tägliche Aufstehen

    HERBERT: Mit dem täglichen Aufstehen habe ich null Probleme. Ohne Schmäh, mir tut in der Früh nichts weh. Wenn ich dagegen daran denke, wie sich das mit 34 Jahren angefühlt hat. Na servas! Da war ich halb so alt wie jetzt und bin mit massiven Achillessehnenproblemen nach dem Aufstehen nicht ins Bad gegangen, sondern regelrecht gerutscht. Die Achillessehne war von der permanenten Belastung als Profi geschwollen und ständig entzündet. Einfach ein Albtraum. Genau deswegen musste ich auch meine fußballerische Karriere beenden. Da ging beim besten Willen nichts mehr. Heutzutage spiele ich ja nicht mehr Fußball. Tennis in vernünftigen Maßen ist kein Problem. Würde ich drei Tage hintereinander am Platz stehen, hätte ich vermutlich wieder die alten Achillessehnenschmerzen.

    HANS: Nach der Hüftoperation war das schon so eine Sache. Nach dem Aufstehen habe ich fünf, sechs Schritte gebraucht, bis ich mich erfangen habe und richtig gehen konnte. Da haben mir auch die Knie wehgetan, vermutlich als Folge der Operation. Ansonsten bin ich in der Früh voll da, da gibt es auch mit siebzig gar nichts. Ich bin kein Griesgram und brauche auch nicht länger zu schlafen, wenn es am Abend einmal später geworden ist. Dass die Geschichte mit der Hüfte ein Andenken ans Kicken ist, hat mir auch der Arzt bestätigt. Er kannte mich und wusste, dass ich ein ausgesprochener Linksfuß war. Mit links habe ich gedribbelt und geschossen, und rechts, das Standbein, hat in jeder Partie das meiste abbekommen. Der rechte Hüftkopf war regelrecht abgestorben, hat der Arzt gemeint. Jetzt habe ich eine Prothese aus Titan, anders wäre es nicht mehr gegangen.

    Über das Fitbleiben

    HANS: Da gibt es diese logische Antwort: Frag mich nach Sex! Das sage ich für alle Golfspieler, das ist mir wichtig, das sollen sie lesen. Seinerzeit als Salzburg-Trainer habe ich es auf so einem Mickey-Mouse-Golfplatz versucht. Zu zweit. Meine Inge und ich. Meiner Frau taugt das Golfen, aber bei mir lässt die Konzentration nach dem vierten Loch nach, weil es mir, wie man so schön sagt, auf den Allerwertesten geht. Wenn ich endlich einen

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