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Die Musik stirbt nie (solange Ich lebe): Eine Biografie
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Die Musik stirbt nie (solange Ich lebe): Eine Biografie
eBook292 Seiten3 Stunden

Die Musik stirbt nie (solange Ich lebe): Eine Biografie

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Über dieses E-Book

Mit allen Höhen und Tiefen, die das Music-Business zu bieten hatte, folgte er dem unbändigen Traum den großen Hit zu landen und raffte sich nach jedem Misserfolg immer wieder auf.
Mit dem festen Glauben, es noch zu schaffen. Diesen Weg beschreibt er mit all den unglaublichen Erlebnissen und Anekdoten in diesem Buch.

Auch wenn es nie zum großen Megahit gekommen ist, so sind die Geschichten nicht weniger spektakulär als die der großen Stars.Eine spannende Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert, voller interessanter und lustiger Geschichten.
SpracheDeutsch
HerausgeberNIBE Media
Erscheinungsdatum5. März 2021
ISBN9783985514373
Die Musik stirbt nie (solange Ich lebe): Eine Biografie

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    Buchvorschau

    Die Musik stirbt nie (solange Ich lebe) - Danky Cigale

    Danky Cigale

    Die Musik stirbt nie

    (solange ICH lebe)

    Biografie

    Impressum

    ©NIBE Media ©Danky Cigale

    Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Bilder: Danky Cigale Privatarchiv

    Created by NIBE Media

    NIBE Media

    Broicher Straße 130

    52146 Würselen

    Telefon: +49 (0) 2405 4064447

    E-Mail: info@nibe-media.de

    www.nibe-media.de

    Inhaltsverzeichnis:

    Vorwort

    Mein Vater

    Die erste Band: Roxy Heart

    Erster TV-Auftritt

    Oberkrainermusik

    Die neue Band: Kristall

    Der zweite Keyboarder

    Tanzbrunnen

    Vorgruppe der Münchener Freiheit

    1986

    Das erste Solo-Projekt

    Eifersuchtsdramen

    Eine große Enttäuschung

    3’s a Crowd

    Bernardo Pasbrig Who’s that Girl

    „3’s a Crowd" – Erster öffentlicher Auftritt

    Neue Wege: Physical Motion

    Rhonda & Physical Motion

    Die Jackson Brüder und die Jackson 5

    Bei Warner Music in Hamburg

    Zum Saarländischen Rundfunk nach Saarbrücken

    Cigale Galerie

    Die zwei Seiten der Medaille

    1994 „Macarena"

    In der Königsburg mit Marianne Rosenberg

    Der Tag danach und Popkomm 1996

    Chaoten

    Erfolgreiche Remixe

    Jens Kufahl

    Wie dieses Business funktioniert

    Anpassung

    Helmus

    Nur 18 geworden

    Noch eine wahre Begebenheit – Polizei, dein Freund und Helfer

    Der erste Videodreh

    Helmus der Große

    Die totale Eskalation

    Hinter’m Horizont geht’s weiter

    Die Zeit mit Wolfgang

    Der Tod von Barry 2003

    Romano

    „2 cl"

    Wo ist mein Goldzahn?

    Thorsten Schlösser

    Mein Vater

    Janine Cigale

    Xenia Kruse

    Toni Cigale

    Frank Wiese (Vincent Price)

    DANKE!

    „Music was my first love, and it will be my last". Mit diesem Satz hat John Miles alles ausgedrückt, was ein Musiker empfindet, der sein Leben mit all seiner Energie und Leidenschaft der Musik widmet.

    Treffender könnte auch eine Kurzbeschreibung des Autors und Musikers Danky Cigale nicht sein.

    Über eine Zeitungsannonce begegnete ich ihm im Alter von 16 Jahren, da er wie ich auf der Suche nach Musikern war, die den damaligen Synthesizer Sound aus England machen wollten.

    Von nun an hatten wir 20 Jahre vor uns, in denen wir Songs schrieben, in Studios produzierten, und remixten. Mit allen Höhen und Tiefen, die das Musicbusiness zu bieten hatte. Wir folgten dem unbändigen Traum den großen Hit zu landen und rafften uns nach jedem Misserfolg, immer wieder auf. Mit dem festen Glauben, es noch zu schaffen. Diesen Weg und auch die Zeit nach meinem Ausscheiden beschreibt er mit all den unglaublichen Erlebnissen und Anekdoten in diesem Buch.

    Auch wenn es nie zum großen Megahit gekommen ist, so sind die Geschichten nicht weniger spektakulär wie die, der großen Stars. Eines war und ist bis heute jedoch über die ganze Zeit geblieben. Eine tiefe Freundschaft, die mehr Wert hat als jeder Nr. 1 Hit.

    Wolfgang Sommer

    Vorwort

    Musik ist ein so fester Teil der Menschen, wie es seine Sprache ist. Meines Wissens gibt, oder gab es keine Kultur, die nicht in irgendeiner Form musizierte. Sei es zu religiösen Riten, oder einfach, um sich auszudrücken.

    ’Rhythmus steckt uns im Blut’ ist eine weit tiefgreifendere Aussage, als wir es vermutlich glauben. Ich glaube sogar, dass der Mensch schon musizierte, bevor er Höhlenwände bemalte.

    Musik ist eine universelle Sprache, die praktisch überall auf der Welt verstanden wird. Es gibt einen Takt, der uns von unserem ersten Lebensmoment an begleitet hat.

    Der Herzschlag der Mutter, zu dem irgendwann der eigene Herzschlag hinzukommt. Zwei Impulse in gemeinsamer Harmonie. Dieser Herzschlag des Kindes wird auch als der Beginn des Lebens bezeichnet. Vermutlich begründet dieses rhythmische Miteinander, unsere ausgeprägte Verbundenheit zur Musik! Mindestens so sehr, wie der ebenso weit auf der Welt verbreitete Glauben, an eine übergeordnete Kraft.

    In Frankreich gibt es Weinbauer, die in ihren Weingütern, Lautsprecher aufhängen und Weinreben, die den ganzen Tag mit Musik beschallen. In diesem Fall, mit klassischer Musik. Und was hat das bewirkt? Sie haben ihre Erträge nachweislich, im zweistelligen Prozentbereich verbessert.

    Doch was bedeutet Musik für uns?

    Sie macht etwas mit uns. Sowohl mit demjenigen der sie hört als auch mit dem Musiker, der die Musik macht.

    Denkt nur zum Beispiel an Grönemeyers „Der Weg" oder Claptons „Tears in Heaven". Womit sonst, hätte man seine Gefühle derart ausdrücken, oder für andere fühlbar machen können.

    Musik kann Freude bereiten und Trauer hervorrufen. Sie kann sowohl Lebensfreude widerspiegeln als auch Trauer zum Ausdruck bringen. Musik kann alle Arten von Gefühlen in einem Menschen hervorrufen. Jeder von uns denkt mit Sicherheit an eine bestimmte Situation oder an eine besondere Zeit, wenn man einen bestimmten Song hört. Sei es, wenn man eine tolle Jugendzeit verbracht hat, einen tollen Urlaub erlebt hat, seine erste Liebe kennenlernte, seinen ersten Sex hatte, oder was auch immer. Man hört dann nicht einfach Musik, sondern erfühlt sie mit allen Sinnen. Man wandert mit der Musik, durch Zeit und Raum.

    Jeder von uns assoziiert einen bestimmten Song mit einer bestimmten Zeit und weckt so Erinnerungen an sein vergangenes Leben. Das Gleiche gilt für Gerüche, Orte, Kleidung etc. aber nichts anderes lässt uns so sehr träumen, hoffen, lachen, leiden, weinen oder verzweifeln wie Musik. Ich habe, ebenso wie viele die diese Zeilen lesen, alle Facetten dieser Gefühle seit meinem 5. Lebensjahr kennengelernt. Musik hat mich die ganze Zeit, in sich immer wiederholenden Zeitabständen, dabei begleitet. In einem anderen Rhythmus, dem Lebensrhythmus.

    Ich durchlebe, seitdem ich denken kann, alle hier beschriebenen Arten von Gefühlen und das nur weil ich immer Musik machen wollte und immer noch mache. Weil ich erfolgreich Musik machen will.

    Musik bestimmte schon immer mein Leben. Oft positiv, aber auch negativ. Wenn man sich den Erfolg so sehr ersehnte wie ich, bleiben Enttäuschungen nicht aus. So ist das immer mit der Liebe. Auch die Liebe zur Musik, ist mitunter ein zweischneidiges Schwert, oder eine strenge Regentin, denn hat man diese Liebe gefunden, lässt man sie nicht einfach fallen.

    Doch die Liebe zur Musik gab mir auch die Kraft, immer wieder den Schritt über die Enttäuschungen und Niederlagen hinaus zu machen und nie stehenzubleiben.

    Hätte ich meine Musik nicht gehabt, wäre mein Leben um ein so vielfaches ärmer gewesen. Ich habe so viele tolle Menschen durch sie kennenlernen dürfen.

    Sie richtete mich immer wieder auf, gab mir Kraft und Mut und machte mich zu dem Menschen, der ich bin. Genau das ist es, worüber ich gerne reden würde und wer es möchte, den nehme ich mit, auf meine Reise, voller Musik.

    Mein Vater

    Bevor ich mit meinem Leben beginne, muss ich erst über meinen Vater reden und über seine Wurzeln, wie er gelebt hat. Nur so ist nachvollziehbar, was alles zwischen uns geschah.

    Um zu verstehen, wie dieses Buch beginnt und warum es so beginnt, ist es wichtig zu wissen, wieso mein Vater war, wie er war. Er wurde 1930 geboren und war das drittälteste Kind, von 9 Geschwistern. Mein Vater wuchs irgendwo in den Bergen, nicht weit weg von der Stadt Celje, auf. Er war damals schon total musik-verrückt und damit der Einzige in der Familie, der so verrückt war. Außerdem wollte er immer Akkordeon spielen, und lieh sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Akkordeon der Nachbarn aus. So brachte er sich das Spielen dann selber bei. Es war ein diatonisches Akkordeon, das mit vier Fingern, ohne Daumen gespielt wird. Beim Ziehen und Drücken ertönen unterschiedliche Töne. Es zu spielen bedeutete viel Übung, aber er wollte dieses Spiel unbedingt lernen. Die später als Oberkrainer Musik bekanntwerdende Musik war sein Traum.

    (Diatonische Akkordeons werden häufig von Volks- und Tanzgruppen benutzt, wegen ihres tollen und wunderschönen Klangs. Das macht sie zu einem der populärsten Akkordeons weltweit und es ist seit einigen Jahren wieder beliebt, dieses Instrument zu erlernen. Wenn man bedenkt, dass heute alle jungen Leute in Slowenien, die ein Akkordeon spielen wollen, sich dieses Instrument aussuchen, dann weiß man welche Bedeutung es mittlerweile hat.)

    Mein Vater wollte auch zur Schule gehen. Er wollte nicht in diesen Bergen bleiben. Doch sein Vater sagte, dass das für ihn nicht infrage käme.

    Tatsächlich besuchte er nur vier Jahre die Schule, was damals nichts Besonderes in den ländlichen Gegenden war. In den slowenischen Bergen wurde in der Einsamkeit der kleinen Siedlungen und der kleinen Gehöfte jede hilfreiche Hand gebraucht und seine Familie konnte sich keine Tagelöhner leisten. Da blieben nur die Kinder, denn sie kosteten außer ihrem Essen kein zusätzliches Geld. Sie mussten helfen und Geld dazuverdienen. Vor, während und nach dem 2. Weltkrieg konnte man sich sein Leben nicht aussuchen und somit gab es keine allzu großen Alternativen. Damals ging es in diesen Gegenden manchmal nur ums nackte Überleben.

    Dagegen war das Leben in Deutschland schon damals nahezu feudal. Die Familie war alles und dieser wurden die eigenen Interessen untergeordnet. So lernte es mein Vater. Harte kalte Winter wechselten sich mit durchwachsenen Sommern ab, wie das raue Klima der Berge eben war.

    In wenigen Gemeinden gab es eine Kanalisation, Strom oder fließend Wasser. Alles musste man sich erarbeiten. So musste ein simples Plumpsklo reichen. Das Wasser wurde aus einer Quelle abgeleitet oder mit Eimern aus einem Brunnen geholt. Außerdem wurde das Holz für den Ofen und zum Kochen mit der Axt geschlagen. Licht im Dunkeln gaben selbstgemachte Kerzen oder Öllampen, wobei das Öl aber selbst besorgt werden musste. Das Geld dafür wurde durch harte Arbeit verdient und Essen wurde teilweise selber angebaut oder durch Fallen in den umliegenden Wäldern selber gefangen. Man verbrachte viel Zeit in den Sommern damit, sich auf den Winter vorzubereiten, um diesen zu überleben. Die Familien hielten zusammen, und auch die Kinder mussten die Familie mit unterstützen.

    Daher sagte mein Großvater nach vier Jahren Schule: „Es reicht, jetzt gehst du arbeiten.", denn so hatte er weniger Zeit, diese mit so etwas wie Musik zu verplempern. So sah es mein Großvater wohl.

    Also musste er ab seinem 10./11. Lebensjahr auf anderen Bauernhöfen und in verschiedenen Handwerksbetrieben als Tagelöhner arbeiten, um so die Familie unterstützen, und damit war seine Schulzeit beendet. Dieses harte Leben prägte ihn und es brannte sich ein fester Entschluss in ihm ein.

    Seine Kinder sollten ein anderes Leben haben, ein besseres Leben und er würde dafür sorgen, dass sie einen besseren Weg beschreiten. Da er wusste, wie hart das Leben sein konnte, würde er sie dorthin führen und ihnen alle Flausen aus dem Kopf treiben, egal ob sie es wollten oder nicht. Denn dann würden sie ihm dafür, wenn sie selber erwachsen wären, einmal sehr dankbar sein. Er wusste was richtig war! Er wusste, dass sie ein solches Leben, wie seines nicht erleben wollten! Er würde sie führen!

    Mein Vater hat mir später einmal erzählt, wie traurig er darüber war, dass er nicht mehr in die Schule gehen durfte und kein Instrument lernen konnte. Damals hat er sich dann tatsächlich ein wenig Geld erspielt, indem er durch verschiedene Kneipen tingelte und dieses Geld verdiente er sich mit seiner Musik! Trotz allem war das möglich. Es werden sicher keine Reichtümer gewesen sein, doch es weckte einen neuen Geist in ihm und ich vermute, er wollte mehr.

    Er zeigte mir auch die Kneipe, in der er an einem letzten Abend spielte, denn am nächsten Morgen machte er sich zu Fuß auf den Weg nach Deutschland. Nur mit dem, was er am Leibe trug, wobei er nicht wusste, wohin es ihn genau bringen würde. Er wollte nur einfach nach Deutschland, um diesem kommunistischen Elend zu entfliehen.

    Aber warum wollte er nach Deutschland?

    Während des 2. Weltkrieges kamen deutsche Soldaten, bei einer Verfolgung von Partisanenkämpfern, bei ihm zu Hause vorbei. Sie waren freundlich und schenkten ihm Schokolade, die er nie zuvor aß und von da an liebte er Deutschland.

    In den frühen 50er Jahren dann, also lange vor meiner Geburt, gründete sich die Oberkrainer Musik. Damals gründeten sich die ersten erfolgreicheren Oberkrainer Musikgruppen in denen sie häufig als Quintett in der Zusammensetzung, Akkordeon, Kontrabass, Gitarre und Klarinette auftraten. Manche von ihnen feierten international große Erfolge, wobei der bekannteste sicher Slavko Avsenik ist. Dieser spielte Schifferklavier und ich glaube, mein Vater hätte es gerne gesehen, wäre ich in dessen Fußspuren getreten.

    Damals begann sicher sein eigener Traum und trotz allem war für ihn klar, dass er diesen Traum später mit seinen Kindern verwirklichen wollte. Denn das war doch das Beste, das ihnen passieren konnte.

    Später kamen mein Bruder und ich.

    Auch wenn das jugoslawische kommunistische System nicht so extrem war wie im restlichen Ostblock, hasste er es aus tiefstem Herzen, und schon bevor er in Deutschland ankam, wusste er, dass seine Kinder, die in Deutschland zur Welt kommen, alle deutsche Namen bekämen. Meinen Bruder, der 1962 auf die Welt kam, nannte er Anton.

    Ich selber betrat 1964 das Licht der Welt und bekam den undankbaren Namen Dankfried, was eine echte Strafe für mich war.

    Sie fanden diesen Namen, als sie ein Stammbuch mit germanischen Namen durchgingen, und somit war er sein Protest gegen das jugoslawische Regime und gegenüber dem Kommunismus, den er so gehasst hat.

    Als wir dann in die Grundschule kamen, haben die Kinder aus Kroatien, Serbien und Jugoslawien jeden Samstag Spezialunterricht bekommen. Also jugoslawischen Unterricht. Dort konnten sie auch die kyrillische Schrift lernen. Ich vermute, dass damals der Bezug zur Heimat erhalten bleiben sollte.

    Darauf ist mein Vater angesprochen worden. Etwa so wie „Hey, deine Kinder kommen ja aus Jugoslawien, dann gehen die da ja auch hin."

    Seine Antwort lautete immer: „Meine Kinder gehen da auf gar keinen Fall hin. Keines meiner Kinder geht in einen kommunistischen Unterricht! Die gehen da nicht hin und fertig!"

    Damit waren mein Bruder und ich von allen jugoslawischen Kindern die einzigen an dieser Schule, die nicht mitmachten. Weil unser Vater es nicht wollte. Zudem waren wir seit der Geburt ohnehin Deutsche, so hat er dann später auch noch seinen Pass abgegeben. Er ist Deutscher geworden und das schon sehr früh, und zwar gegen Ende der 60er Jahre.

    Ich bin in Baesweiler geboren, woran ich mich noch erinnern kann. Die ersten Bilder von mir, zumindest die ich kenne, zeigen mich, wie ich mit einer Gitarre auf dem Schoß auf dem Töpfchen sitze.

    Da die Gitarre größer war als ich, ist auf dem Bild nicht viel von mir zu sehen. Meine Mutter erzählte immer, dass ich ein quicklebendiges Kind war. Und damals haben meine Eltern schon gesagt ’das ist ein Musiker, das wird ein Musiker.’

    Früh galt meine Liebe dem Keyboard und der Orgel und später dann auch dem Synthesizer, da ich seine Tasten als so faszinierend empfand. Das war aber nicht das, woran mein Vater für mich dachte und wie sich herausstellte war das Instrument, das ich spielen sollte, für ihn überaus wichtig, was Grund und Anlass für einige Überwerfungen zwischen ihm und mir werden sollte. Oberkrainermusik spielte bei uns immer eine große Rolle.

    Mein Onkel (Marian) spielte in so einer bekannten Oberkrainerband, die Trompete und wurde ein immer größeres Vorbild für mich, was aber zunehmend zu einem Problem wurde. Zum einen war mein Vater nicht sehr überzeugt davon und zum anderen war es das falsche Instrument. Dieses war nicht das Instrument, an das mein Vater für mich dachte. Er hatte ein anderes Instrument im Kopf, jedoch sollte man nicht den Dickkopf eines 8-Jährigen unterschätzen. Denn er hat mir trotzdem eine Trompete für 220,-DM gekauft, was damals sehr viel Geld war. Für die Trompete habe ich nie Unterricht bekommen. Das war ein echter Nachteil, aber anders als heute war es damals mit dem Unterricht für ein solches Instrument, nicht so einfach.

    Für praktisch jedes Instrument, bekommt man heute schnell einen Lehrer, doch damals war das noch anders und für die Trompete gab es so etwas kaum, außer zu sehr hohen Preisen. Mein Vater war, neben seinem Hauptjob in den Aluminiumwerken in Grevenbroich, Hausmeister in einem Hochhaus. Dort gab es einen großen Keller, in dem ich nachmittags üben konnte. So bin ich, mit meiner Trompete, immer wieder in diesen Keller gegangen und habe genau das getan. Ich habe Trompete spielen geübt, aber wenn man keine Ergebnisse bekommt, geht die Lust schnell verloren und ich hatte schon Schwierigkeiten überhaupt einen Ton aus diesem Gerät herauszubekommen, der diese Bezeichnung auch verdient. So geschah das, worauf mein Vater vermutlich setzte, ich verlor die Lust an der Trompete.

    Daher bin ich zu meinem Vater gegangen und habe zu ihm gesagt: „Papa ich möchte etwas anderes Spielen! und seine Antwort lautete „Mach Akkordeon, mach Akkordeon. So stand ich dort mit meiner Trompete in der Hand und sagte nur „Ja Papa, ich mach Akkordeon". Das schien mir auch leichter zu sein, zumindest von der Handhabung.

    Nachdem das Interesse an der Trompete verflogen war, wollte ich dann also doch, Akkordeon lernen.

    Mein Vater kaufte mir ein 3-stimmiges Hohner-Tastenakkordeon. Es war ein älteres und gebrauchtes Instrument, aber es erfüllte seinen Zweck. Dafür hat mein Vater viel getan, denn trotz zweier Jobs war es für ihn nicht leicht, dieses Instrument zu bekommen, aber damit wir gut über die Runden kamen, ging meine Mutter zusätzlich putzen.

    Unsere Eltern sorgten, wie schon gesagt, gut für uns. Man muss wirklich sagen, sie haben uns sehr, sehr viel ermöglicht. Mein Vater hat lieber auf ein Hemd für sich verzichtet, denn für ihn war die Hauptsache, dass mein Bruder und ich anständig angezogen waren.

    Damals wurde sich sonntags – besonders wenn wir zur Kirche gingen – immer herausgeputzt, so waren wir sonntags immer die am besten angezogenen Jungs in der Straße. Darauf haben meine Eltern immer Wert gelegt.

    Mit dem Akkordeon lief alles ganz anders als mit der Trompete. Zum einen war es wesentlich leichter, einen Lehrer zu finden, und zum anderen waren diese nicht so teuer. Ja, aber vor allem war es meinem Vater absolut wichtig, dass ich klassischen Akkordeonunterricht bekomme.

    Täglich habe ich zwei bis drei Stunden geübt, und da ein Akkordeon nicht so laut ist wie eine Trompete, konnte ich auch in der Wohnung, und vor allem, in meinem Zimmer bleiben.

    Von Anfang an habe ich mit einem Schellentambourin oder einem Metronom gespielt und wenn man bei den Metronomen nicht den Takt hält, zeigen die das gnadenlos auf. So habe ich neben dem Instrument, auch gelernt, den Takt zu halten. Wenige lernen heute so das Musizieren, wobei ich es dadurch bis tief in mein Blut gelernt habe. Deswegen kann ich es auch auf die Millisekunde genau hören, wenn etwas aus dem Takt gerät, und wenn diejenigen, denen das passiert, es nicht merken, erleide ich körperliche Qualen. Ich stelle leider immer wieder fest, dass ich höre, was die wenigsten hören, und wenn ich dann auf den Aufnahmen im Studio die Wellen sehe, habe ich immer recht. Selbst wenn andere sagen: „Was du immer hast! Das läuft doch total rund!"

    „Nein hörst du denn nicht, dass es nicht rund ist?" Musik hört man nicht nur, Musik fühlt man.

    Und wenn man es sich, wie heute möglich, in den Wellenformen anschaut, kann jeder genau sehen, wie sie verschoben sind und wie alles aus dem Takt geraten ist. Aber die wenigsten hören es. Doch fühlen können es die Meisten.

    Ich habe damals mit dem Metronom und Schellen Tambourin das Takt halten geübt, bis zum Erbrechen. Das war auf jeden Fall eine gute Schule!

    Und irgendwann, sogar in den Ferien, habe ich dann dagesessen und angefangen, mir selber Melodien auszudenken, somit habe ich auf einem Notenblatt welche geschrieben.

    Zumindest, soweit ich damals Noten schreiben konnte.

    Zu

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