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Raidleader (Die Kalandaha Chroniken Buch #3): LitRPG-Serie
Raidleader (Die Kalandaha Chroniken Buch #3): LitRPG-Serie
Raidleader (Die Kalandaha Chroniken Buch #3): LitRPG-Serie
eBook497 Seiten6 Stunden

Raidleader (Die Kalandaha Chroniken Buch #3): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Wenn eine Quest dich so richtig in den Arsch beißt, wenn du dann auch noch in einem verfluchten Wald stehst und der ansässige Superboss nur darauf wartet, dich auszulachen, hast du ein Problem. Rok kennt diese Situation sehr gut, denn genau das passiert ihm gerade. Doch Rok wird ungern ausgelacht.

Und was tut man, wenn die Scheiße mal wieder dampft, deine Kollegen entweder verzweifeln oder größenwahnsinnig werden und man einen Termin mit Zwergen hat, den man besser nicht verpassen sollte? Was hilft, wenn der Zerg von allen Seiten kommt, mächtige Gilden große Probleme haben und dir gerade der Himmel auf den Kopf fällt?

Richtig. Ein guter Raid.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum14. Dez. 2022
ISBN9788076198708
Raidleader (Die Kalandaha Chroniken Buch #3): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Raidleader (Die Kalandaha Chroniken Buch #3) - Jens Forwick

    Prolog

    ICH WAR NICHT AUFRICHTIG zu dem Scout gewesen. Es war tatsächlich so, dass es keinen Sinn mehr ergeben würde, Jagd auf die Untoten an diesem Spot zu machen, sobald wir alle Level 30 erreicht hätten. Josi wäre dann irgendwas zwischen 28 und 29, für sie konnten wir eventuell noch etwas weitermachen, aber auch das hatte ich nicht vor.

    Stattdessen hatte ich vor, abzubrechen, und hatte drei Gründe dafür.

    Erstens: Weiterleveln war sinnfrei. Wenn wir Level 30 waren, brachten die Mobs hier nur noch halbe EP, und wir brauchten über 120K bis Level 31. Das würde ’ne Woche Arbeit pro Level bedeuten. Minimum.

    Zweitens: Unser Kram wurde low. Ich wollte einen Abstecher nach Schwarzfluss machen, laut Karte war das ein größeres Dorf auf der östlichen Seite des Waldes. Hier hatte Purify nur ein paar Wachtürme, die Gegend wurde von einem Grafen beherrscht. Das dürfte zur Stressvermeidung beitragen. In Schwarzfluss sollte ein Magierturm stehen, das hatte Zoni gehört, und eine vernünftige Schmiede gab es da vermutlich auch.

    Eine Woche Urlaub machen, Erzbart arbeiten lassen – „Zwo Level-30-Ketten mach‘ ich in ’ner halben Woche. Und meine Platte kann ich upgraden. Noch ’ne halbe Woche." – und einkaufen war mein Plan.

    Kiran wollte eine bessere Rüstung als „Sehr gut", sprich: Er würde sie kaufen müssen, weil Erzbart das noch nicht konnte. Außerdem brauchten alle Kämpfer neue Waffen. Seine eigenen wollte Erzbart auch upgraden, aber wir brauchten etwas Besseres. Damage-Maximierung, das war beim Tank nicht so wichtig, beim Damager oder Duellisten schon.

    Neuen Schmuck benötigten wir ebenfalls, solange der Geldbeutel hielt.

    Frisch ausgerüstet für Level 30 wollte ich dann tiefer in den Wald hinein, auch wenn Powerleveln dann wahrscheinlich nicht mehr drin sein würde, da es dort keine großen Schlachtfelder mehr gab.

    Aber die ER-Quest lag noch an, und die Mobs dort waren Level 35 bis 40. Wenn wir alle Level 30 hatten, mit neuer Ausrüstung, eventuell einer neuen Charakterklasse, müsste da gut was gehen. Der untote Kriegsherr, den wir für die Quest brauchten, sollte nicht der einzige Boss sein, der fiel.

    Damit, dass wir noch etwa drei Tage hier sein würden, hatte ich dem Scout aber die Wahrheit erzählt. Wenn der Gildenchef von den Landeiern, oder wie auch immer die hießen, sich in der Zeit hierher bequemen würde, würde ich auch mit dem reden. Danach würde es etwas schwierig für ihn, uns zu finden, es sei denn, Purify lokalisierte uns in Schwarzfluss, was aufgrund ihrer Wachtürme allerdings gut sein könnte. Egal, das waren Sorgen für später. Ich konnte mir ohnehin nicht vorstellen, was der von uns wollen könnte. Ich war mir sicher, niemandem auf die Füße getreten zu sein.

    Bei Einbruch der Dunkelheit gingen wir wieder arbeiten.

    Kurz vor Mitternacht zerbrach mein Paradies dann endgültig.

    Dabei hatte es gut begonnen:

    EHRUNG! Du magst wirklich keine Untoten, also hast du 500 von ihnen getötet! Du erhältst die Ehrung: Untotenjäger! In Kämpfen gegen Untote erhältst du einen Bonus auf die Berechnung der Kampfbalance von 10 %!

    Aber dann:

    QUESTALARM! Herz von Eyfa! Erster Schritt: Abgeschlossen!

    Du erhältst 10.000 EP!

    Zweiter Schritt: Beende das Wirken des Meisters der Klingen und nimm sein Medaillon an dich, um das Herz darin zu verwahren!

    Strafe für Nichterfüllung: Solltest du das Medaillon des Meisters der Klingen nicht tragen, wenn du den verfluchten Wald verlässt, wirst du zu einem Geist. Bis du das Medaillon trägst, kannst du nicht leveln und du wirst keine Möglichkeit haben, Veränderungen an deinem Charakter durchzuführen. Alle Erfahrung, die du bis dahin verdienst, wird gespeichert und erst dann ausgeschüttet, wenn dieser Questschritt erfüllt wurde.

    Zeitrahmen: Der Meister der Klingen wird die Vernichtung von 500 menschlichen Soldaten eine Woche lang feiern. Danach wird er sich wieder zur Ruhe begeben und die Quest wurde nicht erfüllt.

    Ich las den Prompt sicher 50-mal, er dachte jedoch nicht daran, sich zu verändern. Dann öffnete ich mein Charakterblatt und wählte das Untermenü zum Verteilen der Skillpunkte. Das ging nicht. Fuck. Ich probierte noch ein paar andere Untermenüs, aber nichts funktionierte.

    Die anderen merkten erst spät, dass ich nicht mehr bei der Sache war. Wir spielten gerade eine gut abgestimmte Pullerei, und alle warteten auf Zonors Level 30. Kiran war der Erste, der etwas bemerkte. Es war da aber auch schon nicht mehr zu übersehen, ich hatte mich mitten im Pull hingesetzt und schaute fassungslos auf das Prompt.

    Mir geht’s einmal gut hier in der Hirnwelt, und ihr fickt mich bigtime? Soll es mir das sagen? Darf es mir nicht gutgehen?

    Ich konnte mich noch nicht mal aufregen, ich war einfach nur geschockt.

    Niemand ist eine Insel

    WIR BRACHEN AB, und ich informierte die Mitglieder meiner Gruppe in groben Zügen über das Problem. Dann begaben wir uns auf direktem Weg zurück ins Basislager. Eine Besprechung lag an, und zwar eine wichtige. Zonor guckte ein wenig traurig – verständlich, ihm fehlten nur 2k bis Level 30 –, aber auch von ihm kam keine Widerrede. Ich selbst brauchte nur noch knapp 8k, das war jetzt aber völlig wurscht. Denn ich konnte ja nicht leveln. Ich war am Arsch. Alles, was ich noch tun konnte, war, meinen Char anzuschauen.

    Name: Rok Nang

    Rasse: Mensch

    Titel: Der Vertreiber

    Klassen: Rogue / Kämpfender Rogue / Roguetank

    Level: 29

    Erfahrungspunkte: 82.879 / 90.000

    Talentpunkte: 3

    Attributspunkte: 0

    Skillpunkte: 1

    Trefferpunkte: 225

    TP-Regeneration: 1 / 10

    Manapunkte: 10 (8)

    Manaregeneration: 2 / 30

    Zauberpunkte: 30

    Boni: Natürliche Manaregeneration x2

    Kritische Trefferchance +25 %

    Stärke: 12 (14) +2

    Geschicklichkeit: 18 (25) +7

    Ausdauer: 10 (15) +5

    Intelligenz: 20

    Wahrnehmung: 14 (15) +1

    Weisheit: 13

    Charisma: 14

    Glück: 14

    Begabungen: Magisches Talent

    Magisches Naturtalent

    Glückspilz

    Skills: Mittlere Rüstung: 3

    Dolche 5 (7) +2

    Observation 5

    Stealth 3

    Aufmerksamkeit 3

    Magische Sicht 3

    Inspizieren 3

    Verborgenes Finden 5

    Schlösser öffnen 2

    Einhandschwerter 5 (7) +2

    Durchhalten 3

    Heilmagie „Natur" 3

    Ducken 4

    Ausweichen 4

    Parieren 3

    Härten 4

    Zwergisch 1

    Rumhängen 1

    Eigenschaften: Nachtsicht / Dunkelheitssicht

    Beidhänder

    Schlangengleich

    Techniken: Schlitzer 1 – Schnittiges Breitschwert

    Ehrungen: Rattenfinder / Rattenjäger / Rattenschlächter / Rattenfeind / Rattentod / Rattennemesis

    Wer ist der Boss? / Du bist der Boss? / Zeig´s mir! / Das ist Alles?

    Spinnenfinder

    Größer? Wirklich?

    Voll der Gnade!

    Untotenfinder / Untotenjäger

    Gezeichnet: —

    Gesegnet: —

    Verflucht: Abgenutzte Schuhe

    Bindungen: Mein Zahn

    Hexe

    Zauber: Kleine Erleichterung 1

    Kritische Heilung 1

    Erleichterung 1

    Haupthand: Schnittiges Breitschwert: GE +1 / ST +1 /

    Schlitzer Technik

    Nebenhand: Scharfer Dolch: GE+1

    Stiefelschaft: Scharfer Dolch: GE+1

    Rücken: Renegade-Stil-Mantel

    Gürtel: Stabiler Gürtel AU +2 / TP +25

    L. Finger: Ring GE +1

    R. Finger: Ring TP +25

    L. Handgelenk: Kleiner Armreif der Schwerter:

    Alle Schwerter +2 / Kritische Trefferchance +10 %

    R. Handgelenk: Messermeckis leichter Handschutz

    Dolche +2 / GE +2 / Kritische Trefferchance +15 %

    Nacken: Halskette TP +25

    Füße: Erzbarts verstärkte Socken AU +1 RS: 26 (+2)

    Beine: Erzbarts verstärkte Unterhosen AU +1 RS: 28 (+2)

    Torso: Erzbarts verstärktes Unterhemd AU +1 RS: 32 (+2)

    Arme: Erzbarts verstärkte Ärmel ST +1 RS: 28 (+2)

    Hände: Erzbarts verstärkte Handschuhe GE +1 RS: 26 (+2)

    Kopf: Erzbarts verstärkte Mütze WA+1 RS: 30 (+2)

    Messermeckis leichter Handschutz: Mein Zahn

    Inventar-Fächer: 20.

    Herz, Rose des Westens, Umhang Level 30, 4 Slots Tranktasche, Adamantkästchen, Futter, Schlafdecke, Wasserblase, Dietriche, Saugender Ring Level 30, Wasseratmungsring,

    Schlangendolch Level 30, Todesstock

    Nachdem wir alle auf unseren Baumstämmen Platz genommen hatten und ich den anderen ausführlicher von meinem Problem berichtet hatte, schüttelte Kiran den Kopf. „Schaust du bitte mal auf die Questmap und liest dir die Beschreibung durch? Ich wüsste gern, womit ich es hier zu tun habe, wenn du schon nichts davon erzählst, dass du eine UNIQUE QUEST mit dir herumschleppst." Er sah mich böse an. Das hatte ich verdient. Die anderen schauten auch nicht viel netter, außer Erzbart, der eher erstaunt schien.

    Also öffnete ich die Map für die Eyfa-Quest. Das erste Mal überhaupt.

    Der vollständige verfluchte Wald war darauf zu finden, mit Levelgebieten, detaillierten Zonenangaben, einem eingezeichneten Dungeon und einer alten Elfenfestung in der Mitte. In dieser saß der Meister der Klingen, der zu allem Überfluss auch noch ein Superboss war.

    Wenigstens kam dieser im Verbund mit einer Map, die auch „Super war. Sie war deutlich besser als die verschmolzene Karte von der ER-Quest und dem alten Ding aus Hohenburg. Der Questmob aus dieser Quest war einer seiner Warlords. Laut Map würden wir ihn vor der eigentlichen Feste auffinden, in einer Art Turm. Die „ER-Map ging genau bis zu seinem Vorposten, der eine vorgelagerte Befestigung der Elfenfestung darstellte. Diese befand sich noch im Level-40-Gebiet. Die Festung lag dann ein Stück dahinter. In einem Gebiet, das laut der neuen Map über Level 40 lag.

    Fuck. Fuck, Fuck, Fuck!

    Der Warlord wäre vielleicht sogar machbar. Er saß da mit seinen untoten Elfensoldaten im Vorposten und wartete auf uns. Dazu fiel mir bestimmt etwas ein. Mit Level-30-Equipment wäre das sicherlich gut zu regeln. Zur Hölle, auch mit unserem jetzigen Kram kriegte ich das hin. Und einen Dungeon gab‘s auch. Quasi auf dem Weg, ebenfalls in der Level-40-Zone.

    Unter normalen Umständen wären das nach wie vor paradiesische Bedingungen gewesen. Wenn ich nicht ein kleines Problem gehabt hätte. Obwohl, ‚klein‘ war noch untertrieben...

    Ich konnte mich immer noch nicht aufregen. Dazu war ich zu fassungslos. Diese fast vergessene Quest, die ich mitten im Rattengenozid angenommen hatte... Ja, ich hatte sie erledigen wollen, sie war ja „unique", aber halt erst später. Diese Quest fickte mich gerade absolut Fulltime.

    Ich war am Arsch.

    Wenn ich den Superboss des Waldes nicht killte, und zwar innerhalb von einer Woche, war ich sogar total am Arsch. Respektive – ich hätte dann gar keinen Arsch mehr, weil ich ein Geist sein würde.

    Ich könnte kotzen!

    Erzbart setzte sich neben mich auf den Baumstamm und sah mich ernst an. „Teil‘ ma‘", verlangte er und legte mir die Hand auf die Schulter.

    Mein Kumpel! Kein Gedanke daran, mich einfach hierzulassen.

    „Mach schon, bekräftigte er, als ich zögerte. „Kann nicht schlimmer sein als der Rattenkönig. Mir kamen fast die Tränen.

    Kiran, der mir gegenübersaß, warf mir einen tadelnden Blick zu. „Warum hast du mir davon nichts erzählt? Das hätten wir verhindern können, wenn wir es nur gewusst hätten."

    Ja, ja, nachher ist man immer schlauer. Ich hab‘ einfach nicht ins Questlog geguckt, Kollege.

    Ich sah wohl so frustriert aus, dass er freundlicher wurde. „Jetzt brauchen wir einen guten Plan. Nichts überstürzen, das gilt auch für dich, Erzbart."

    Der Zwerg wischte Kirans Einwand mit der gepanzerten Faust fort. „Das is‘n Problem für Rok, also ist es auch ein Problem für mich. Bei so was muss man zusammenstehen, auf Gedeih und Verderb. Teil‘ das Ding, Rok!"

    „Warte, sagte Kiran. „Lasst mich erst denken.

    „Wann hauen wir den Superboss? Und teil‘ ma‘, ich will die EP auch haben", äußerte Penk im Plauderton, während er sein Schwert schliff. Er war so locker, als wenn es um ein paar Goblins ginge.

    Alcanara setzte sich auf der anderen Seite des Baumstammes neben mich und tat unbeteiligt. Sie pflegte ihren Bogen und sah mich nicht einmal an. Keine Ahnung, was das jetzt heißen sollte.

    Bei Kondra war es allerdings nicht zu übersehen, was sie über die Angelegenheit dachte, und es war auch nicht zu überhören. „Kiran hat völlig recht, zischte sie. „Nur, weil du nicht aufpasst, sitzen wir jetzt hier in der Scheiße. Wie um alles in der Welt wollen wir einen Superboss schaffen, hä, Penk? Sie sah den Söldner herausfordernd an.

    „Keine Ahnung, aber Rok fällt bestimmt was ein."

    Kondra schüttelte den Kopf, aber Penks Gottvertrauen – wollte sagen Rokvertrauen – machte sie vorerst sprachlos. Mich auch ein wenig. Das aber nicht lange.

    „Also erst mal sitze ich hier in der Scheiße, ihr nicht so wirklich, entgegnete ich Kondra. „Und ja, ich lese mir keine seitenlangen Questbeschreibungen durch, wenn ich die Quest gerade nicht machen möchte. Ja, ich hätte wissen können, dass ich ‚nur‘ 500 menschliche Soldaten umbringen musste, um den nächsten Schritt der Quest zu bekommen. Aber selbst, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass mein Anteil am Untotengrinden hier diesen Schritt erfüllen könnte. Mal ehrlich, Kiran, wärst du darauf gekommen?

    Der winkte ab. „Jetzt völlig egal."

    „Haste recht, stimmte ich ihm zu. „Und Penk, ich hab‘ null Ahnung, wie wir das machen sollen.

    „Kommt schon. Is‘ immer so", murmelte er und begutachtete seine Schleifarbeit.

    Kondra warf ihm einen weiteren fassungslosen Blick zu und steckte sich hastig ein paar Kräuter in den Mund. Ein durchdringender Duft nach Baldrian breitete sich aus.

    „Tut mir leid, aber entgeht mir etwas? Warum ist das jetzt so ein Problem? Es ist gar nicht so schlimm, ein Geist zu sein", warf Josephine mit fröhlicher Stimme ein und verwandelte sich. Auch Banshees konnten lächeln, und das sah gar nicht mal so schrecklich aus. Eigentlich sogar ganz hübsch, wenn auch etwas verzerrt. Ich lächelte mit fatalistischem Gesichtsausdruck zurück.

    „Jetzt reicht’s!, meinte daraufhin Kondra, griff sich die Banshee – respektive wedelte sie vor sich her – und nahm sie zur Seite. Die Waldfrau brauchte etwa zehn Minuten, um ihr klarzumachen, dass „Rok geht als Geist hier raus keine Option war. Ich glaubte wirklich, dass Josi sich darüber gefreut hätte...

    Aber wenigstens dachte Kondra nicht im Traum daran, sich zu verpissen. Sie war sauer – Rok hatte es mal wieder versaut –, aber sie blieb am Ball. Nachdem sie Josi den Kopf geradegerückt hatte, setzte sie sich neben Kiran, und die beiden begannen zu „brainstormen."

    „Bevor ich nicht Level 30 bin und meinen neuen Stab nutzen kann, mache ich keinen Superboss. Danach gern, gab Zonor zum Besten. Er schien das absolut ernst zu meinen. „Superbosse droppen super, fügte er hinzu. Der Seeelf war also dabei. Zonor hatte wirklich null Gefahreninstinkt.

    Auf Level 30 zieh‘ ich dich notfalls allein, Kollege. Wenn du nur hinter mir stehst, sobald der Superboss mich in Scheibchen hacken will...

    Level 30 sollten wir aber sowieso für alle durchziehen. Jedenfalls für alle bis auf mich, das ging ja nicht, und eventuell Josi, weil das zu lange dauern würde. Den anderen würde das aber eine Menge bringen, und eine bessere Gruppe war immer gut. Vor allem, wenn es gegen einen Superboss gehen sollte.

    Also nutzten wir erst einmal die Nacht. Die war sowieso angebrochen, und es wäre gebündelter Schwachsinn gewesen, jetzt planlos irgendwo hinzurennen.

    Ich verlor mich während der Zeit im Kampf und ging am sehr frühen Morgen schnell und schweigsam schlafen. Ich hätte gelevelt, wenn ich die Quest nicht gehabt hätte.

    Leider stellte sich der Schlaf nicht so rasch ein. Mein Kopfkino hielt mich davon ab, mich ausruhen zu können. Ich hatte die Wahl zwischen einen Superboss anzugehen – zu acht –, oder zu vergeistigen. Was übersetzt so viel bedeutete wie ‚ziemlich sicher verrecken‘ oder ewiges Leben. Letzteres nur halt etwas durchscheinender.

    Einfach so aufgeben würde ich aber nicht. Das war klar. Ich wollte mir den Meister der Klingen auf jeden Fall mal anschauen. Danach konnte ich immer noch verzweifeln.

    Nachdem ich es endlich geschafft hatte, einzuschlafen, hatte ich dann auch noch einen jener komischen Träume. Die hatte ich länger nicht mehr gehabt und fand das eigentlich auch ganz gut so.

    Ein Monster. Diesmal ein weißes. Es beugte sich über mich und nestelte an mir herum. Es schien etwas auszutauschen. Oder vielleicht anzubringen? Dann trat es zurück, wechselte einen Blick mit einem zweiten weißen Monster, und danach beobachteten sie aufmerksam irgendetwas neben mir...

    Der Traum riss mich aus dem Schlaf, und ich hatte einen kurzen Panikanfall. War das der Superboss gewesen? Dann sah ich aber schnell, dass ich mich in unserem Lager befand und weit und breit nichts Weißes zu sehen war. Es war noch dunkel – die ersten Schimmer der Morgenröte zeigten sich bereits am Horizont. Dank meiner Dunkelheitssicht konnte ich erkennen, dass bei uns alles in Ordnung zu sein schien. Allerdings pennte die Wache! Erzbart schnürchelte gemütlich vor sich hin, an einen Baum gelehnt, mit seiner Axt über den Knien. Was sollte das denn? Das war so gar nicht seine Art.

    Ich erhob mich, um den faulen Zwerg zu wecken. Doch gleich, nachdem ich das Zelt verlassen hatte, wurde ich von einem hellen Leuchten links von mir abgelenkt. Ein schneller Blick zeigte mir ein deutlich zu erkennendes Licht – eine Laterne oder Fackel vermutlich. Ich wollte schon Alarm geben, doch es entfernte sich von unserem Lagerplatz. Strange. War der Purify-Penner wieder da gewesen? Oder hatte uns gerade jemand beklaut?

    Ich sah an mir herunter. Ich hatte in Rüstung geschlafen und mein restliches Zeug, samt Gold, war ebenfalls da. Auf den ersten Blick fehlte auch bei den anderen nichts, aber wenn hier ein Stealther mit ein wenig Zeit unterwegs gewesen war, während Erzbart gepennt hatte...

    Ich huschte hinüber zum Zwerg und trat ihm hart gegen die Rüstung, ehe ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Licht zuwandte. Das entfernte sich definitiv, wenn auch nicht schnell. Wenn ich herausfinden wollte, was es damit auf sich hatte, sollte ich jedoch mal zackig hinterher. Mein Kumpel grummelte, das musste für den Moment reichen. Also hastete ich an den Rand unseres Wäldchens und versuchte, das Licht zu fixieren. Leider erfolglos – dafür war es schon zu weit weg.

    Ich trat ein paar Schritte auf das Feld hinaus. Damit bewegte ich mich zwar aus der Reichweite unseres Geistersteins heraus, doch wir hatten sämtliche Untoten im Bereich von mehreren hundert Metern um unseren Campspot herum bereits abgeräumt. Das sollte ungefährlich sein. Doch auch das Licht schien nun zu beschleunigen, ich konnte es ums Verrecken nicht fixieren. Ich legte einen kleinen Sprint ein – vergebens. Das Scheißteil wurde auch einfach schneller und blieb gerade am Rande meines Wahrnehmungsbereichs.

    Licht, mitten in der Nacht – okay, am frühen Morgen, aber es ist fast Winter –, das vor dir wegrennt. Wo hab‘ ich das schon mal gehört?

    AD&D. Ja, genau! Das Ding war ein fucking Irrlicht. Das wollte mich in einen Sumpf oder in einen Untotenzerg ziehen. Das konnte es ja so was von vergessen!

    Ich zeigte dem Leuchten den Mittelfinger, drehte mich um und stapfte zu meinen Leuten zurück. Da war alles tutti, doch Erzbart, der Penner, hatte sich nach wie vor nicht bewegt. Gerade wollte ich ihn ein weiteres Mal treten, da fiel mein Blick auf den geöffneten Zelteingang, und ich wunderte mich. Rok lag dort nämlich gemütlich eingewickelt in seine Schlafrolle links vorne im Zelt und atmete leise vor sich hin.

    Bitte was?

    Schockiert schaute ich auf mein schlafendes Ich. Sogar Hexe lag eingerollt auf meinem Bauch. Sie war allerdings hellwach, sah mich mit großen Katzenaugen an und ließ mich über unsere Verbindung wissen, dass sie es sehr schätzen würde, wenn ich mich wieder hinlegte. Aber ich lag doch da! Oder auch nicht – ich stand schließlich auch hier und war definitiv kein Geist. Sonst hätte ich Erzbart ja nicht treten können.

    Mein Pet stand nun auf und maunzte mich auffordernd an. Auch wurde ihr telepathischer Druck stärker – sie war wirklich sehr darauf erpicht, dass ich mich wieder hinlegte, das konnte ich deutlich spüren. Ich trat also noch mal gegen den schlafenden Zwerg, was den nicht interessierte und Hexe ein Fauchen entlockte. Dabei trampelte sie demonstrativ auf meinem Bauch herum und starrte mich weiterhin an. Das Trampeln konnte ich sogar spüren, obwohl ich sechs Meter von ihr entfernt vor dem Zelt stand!

    Hier läuft irgendwas Super-Stranges. Vielleicht sollte ich auf mein Pet hören...

    Es war absolut nicht normal, dass es mich zweimal gab... Und es war auch nicht normal, dass Erzbart nicht aufwachte, wenn ich ihm hart gegen die Rüstung trat. Hexe war auf jeden Fall dieser Meinung, sie trampelte härter, maunzte auffordernd und unterstrich das mit einem Gefühl der Dringlichkeit, das sie mir übermittelte. Ich sah kurz über die Schulter. Das Irrlicht war wieder näher gekommen, doch verarschen ließ ich mich nicht!

    Also stapfte ich zurück zu Rok 2 samt Pet. Cool, ich konnte einfach so in mich hineintreten und mich auch hineinlegen. Das fühlte sich voll richtig an. Dann fielen mir auch schon die Augen wieder zu.

    Beide Monster schauten erwartungsvoll etwas neben mir an. Aber es schien nichts zu passieren. Nach ein paar Minuten schüttelte das vordere den Kopf, woraufhin das hintere noch mal kurz etwas an mir richtete. Anschließend entfernten sie sich. Wenigstens haben sie mich nicht gefressen...

    Nach all diesen Albträumen hatte ich keinen guten Morgen, respektive späten Mittag, als ich dann offensichtlich „richtig erwachte. Penk hatte mich mit seiner Schwertscheide gestreift und murmelte eine Entschuldigung, während er das Zelt verließ. Im Nebenraum schliefen noch Josi und Kondra – die anderen waren, den Geräuschen nach zu urteilen, draußen schon aktiv, auch wenn erst mal nichts Besonderes anlag. Wir wollten erst nach Einbruch der Dunkelheit „weiterarbeiten. Nach der heutigen Nacht würden wir alle auf Level 30 haben, bei denen das wichtig war. Bei Zonor hatte es schon gestern geklappt. Er präsentierte seine neuen „Airspells", die vom Stab noch um 15 % gepusht wurden. Sie waren alle Grad 4, wenn auch noch auf Level 1. Zonor war sich sicher, dass dies nicht lange so bleiben würde.

    Er hatte „Kettenblitz, einen Blitz, der von Gegner zu Gegner sprang. Weiterhin konnte er „Erweitertes Schweben, das für eine Einzelperson auf hohen Spell-Level fast schon Fliegen war, und schon auf Level 1 die ganze Gruppe langsam schweben lassen konnte. Oder zwei Leute ziemlich schnell. „Blitzsturm hatte er auch noch. Ein „Area DD-Zauber, ähnlich wie sein „Eissturm. Durch Kombination der beiden Spells konnte Zonor jetzt theoretisch permanent „Area-Damage anrichten.

    Sein neuer Stab gab ihm dicke Boni, die mit der Zeit noch besser werden würden, da er „scalte. Das Ding war mit Abstand das fetteste Item, das wir in der Gruppe hatten. Er gab Zonor noch einen hohen Intelligenzbonus, steigerte Manapotenzial und Zaubergeschwindigkeit, und zusätzlich hatte er auch noch den Spell „Blitz aus dem dritten Grad zu bieten – ein DD für Einzelziele. Den konnte Zonor vom Stab aus casten, und er war auf Level 5. Zonor brauchte nicht mal Spellpunkte für diesen Zauber. Und auf Level 40 würde das Teil noch mehr können. Ein total krasser Stab. Und ich hatte ihn verschenkt.

    Ja, schlagt mich. Macht mich aber vorher zum Luftmagier.

    Mein neuer „Mage" war gerade jedenfalls um etwa 50 % dicker geworden. Damit war Zonor nun ein sehr mächtiger Caster, und er wusste das.

    Was die Casterei anging, hatten wir in den letzten Tagen ohnehin sehr zugelegt. Zusammen mit Josis „Kreischerei waren wir keine Gruppe mehr, die auf Einzelgegner oder Kleingruppen spezialisiert war. Wir bewegten uns eher so in die Richtung der „AE-Hölle. Aber so richtig! Was Bereichsschadenseffekte anging, waren wir mittlerweile ziemlich gut aufgestellt. Sollte Alcanara nach ihrer „Ausbildung" zurückkommen und noch einen Feuer-AE-Damage Spell mitbringen, hatte ich drei AE-Caster zu Verfügung. Einen hocheffektiven und zwei zum Aushelfen.

    Wenn ich nicht gerade voll am Arsch wäre, würde ich den nächsten Genozid an welcher Mob-Art auch immer planen. Massen an kleineren Gegnern dürften fallen wie frischgemähtes Gras. So aufgestellt ins Goblindorf... Wir wären in 10 Minuten fertig gewesen.

    Zonor war dementsprechend gut gelaunt. Er freute sich so sehr, dass es mir schwerfiel, depressiv zu werden, obwohl ich ein Superboss-großes Problem hatte.

    Wenigstens meine Hexe tröstete mich. Sie merkte, dass es mir nicht gut ging, und kam kuscheln. Selbst Floris ließ ausnahmsweise mal meinen Mantel in Ruhe und kam häufiger auf die freundliche Katzenart vorbei. Er brachte mich manchmal sogar zum Lächeln. Der Kater war ziemlich lustig, wenn er nicht gerade Schredder spielte.

    Als am frühen Nachmittag alle wach waren, bat Kiran uns zu einer weiteren Besprechung, um uns seine Überlegungen mitzuteilen.

    „Okay, Leute, folgende Vorgehensweise: Wir machen heute Nacht alle die 30, bis auf Josi und natürlich Rok. Ihr poliert eure Chars, wie es sein muss. Dann schlafen wir den Tag über, begeben uns am frühen Abend zu unserem ER-Quest-Warlord und erledigen ihn. Er liegt auf dem Weg zum Meister der Klingen. Den Warlord erreichen wir übermorgen gegen Vormittag, wenn wir die Nacht über durchmarschieren. Wir ziehen das durch, ruhen uns aus und haben dann noch knappe fünf Tage für den Superboss."

    Er blickte in die Runde, doch niemand machte Anstalten, ihm widersprechen zu wollen.

    „Während wir hochleveln, schläft Alcanara durch, fuhr er fort. „Das macht das Pullen stressiger, aber dann muss ich halt rennen. Ihr schreibt eine Liste, was ihr alles unbedingt braucht, dann läuft sie morgen im ‚Rangerspeed‘ nach Schwarzfluss und kauft schnell ein. Wenn ich das richtig sehe, sind Schwerter für Penk und mich, Schmuck für die Elfen und Weisheitsitems für Kondra erste Priorität, da sie mit Level 30 mehr Buffs hat. Alcanara, du siehst zu, dass du am Nachmittag wieder da bist, wenn wir ausgeschlafen haben. Dann geht’s los. Und du solltest noch ein paar Kriegertränke mitbringen.

    Die Rangerin nickte. Kiran war aber noch nicht fertig. „Wenn sie wieder da ist und wir den Warlord erledigt haben, schauen wir uns die Quest für den Meister der Klingen an. Egal, ob wir die jetzt auch annehmen oder nicht. Eventuell scoutet Josi tatsächlich mal. So viel von mir. Vorschläge?"

    Alle bekundeten ihre Zustimmung. Außer Erzbart. „Ich nehm´ die auf jeden Fall an. Teil‘ mal, Rok."

    Ich vertröstete ihn auf später.

    Aber auch Alcanara hatte noch etwas anzumerken. „Guter Plan, Kiran. Falls das nicht klappt und Rok vergeistigt, porte ich nach Hause und lasse mich ‚hochcheaten‘, wie ihr das ausdrückt. Auch wenn ich immer noch nicht begriffen habe, was ihr damit meint. Dann fällt mir sicherlich etwas ein, wie ich ihn wieder zurückverwandelt bekomme."

    Vielen Dank, Süße, aber da sind wir noch nicht. Und kommen da hoffentlich auch nicht hin!

    Ich bekam ein paar Schulterklopfer und Sprüche wie: „Schaffen wir schon, oder: „Mach dir nicht zu viele Sorgen.

    Hallo, Leute? Superboss? Da darf man sich Sorgen machen...

    Was aus meiner Sicht aber das Beste an der ganzen Sache war: Keiner, wirklich keiner wollte mich einfach hierlassen. Kondra war angepisst, Kiran und Alcanara nachdenklich, Zonor und Josi etwas hyperaktiv, jedoch ebenso bei mir wie Erzbart und Penk, die die Sache am lockersten nahmen.

    Solche Freunde hatte ich im realen Leben nicht gehabt. Ich war im realen Leben aber auch noch nie in so einer Situation gewesen.

    So machten wir es also. Kiran war ein guter Planer, wenn er Zeit hatte, das hatte ich ja schon bemerkt. Ich hätte vorgeschlagen, dass sie sich verpissten, ich mit dem Geisterstein in der Hand beim Meister der Klingen reinschlich und schaute, was so ging...

    Was ich immer noch tun konnte, aber nun hatte ich Rückendeckung. Zwar fühlte ich mich immer noch so, als wäre ich am Arsch, aber ich war längst nicht mehr so allein wie noch heute Morgen.

    Massives Gemunkel

    IN DER FOLGE setzten wir Kirans Plan Schritt für Schritt um. Somit verbrachten wir die Nacht damit, die Gruppe auf Level 30 bringen. Wir strengten uns an und schafften es, auch wenn Alcanara erst kurz vor Sonnenaufgang levelte.

    Erzbart meckerte ein wenig, weil die Elfe schlafend EP bekam. Es war auf Zwergisch, aber ich konnte etwas in der Art von „blöde Elfenleecher" heraushören. Da ihm aber niemand zuhörte, und er auch ausnahmsweise nicht besonders laut war, störte es nicht weiter.

    Am Morgen machte Alcanara sich auf den Weg. Auch Josi gab ihr Gold mit, obwohl sie ihre gesamte Level-30-Ausrüstung schon in ihrer Truhe Nr. 2 hatte. Was wollte sie denn kaufen? Na ja, es war nicht mein Gold. Sobald Alcanara weg war, gingen wir schlafen – Jedenfalls versuchten wir es. Es klappte nicht so richtig, immerhin würde es ab morgen knallhart werden. So warteten wir alle in verschiedenen Zuständen des Dösens oder Rumhängens auf die Rückkehr der Elfe.

    Ich für meinen Teil gab nach ein paar Stunden auf. Um kein Trübsal zu blasen – immerhin hatte ich gerade mal fünf Tage, um einen Superboss zu killen, oder zum Geist zu mutieren – widmete ich mich den anderen nicht schlafenden Gruppenmitgliedern. Wir hatten ein gutes Gesprächsthema – ihre neuen Charakterklassen und andere „Upgrades", die sie mit Level 30 in ihrem Char vorgenommen hatten.

    Bei Penk hatte es kaum Veränderung gegeben. Er steigerte weiterhin seinen Schwertskill, legte auf meinen Rat hin auch mal den einen oder anderen Punkt in seine „Defense-Skills und sparte ansonsten weiter auf sein „Zerfetzer-Upgrade. Er war gut drauf und schon sehr gespannt, wie ich den Superboss erledigen wollte.

    Echt, ey, Penk...

    Kiran war nachdenklich und wollte die Chardiskussion auf später verschieben. Ich ließ ihn in Ruhe. Auch zu Erzbart gab es nicht so viel zu sagen. Er hatte nun „Mann aus Stahl und war damit zu einem deutlich dickeren Tank geworden, aber außer, dass er sich seinen Schildskill auf 5 gezogen hatte, gab es bei ihm nichts Neues. „Hab‘ ich dir doch gesacht, Jungchen. Ist nur die Frage, ob ich jetzt weiter in den Priester gehe oder Beinhart nacheifere.

    Zonor ließ ich in Ruhe. Der castete schon die ganze Zeit über wild durch die Gegend, um die Level seiner neuen Spells zu steigern, und wirkte nicht wirklich ansprechbar. Dabei holte er uns das das eine oder andere Mal „aggro" von einem Untoten, aber das war kein Problem. Sie kamen einzeln, und wir killten sie nebenbei.

    Bei Kondra hatte sich am meisten getan. Sie war neben Zonor die Einzige von uns, die eine „geradlinige Charakterentwicklung verfolgte. Die „Waldwanderin konnte etwas. Ich unterhielt mich eine Weile mit ihr, wenn sie nicht gerade döste oder mit Josi oder Penk sprach.

    Sie hatte drei neue Buffs bekommen – Intelligenz für Caster, Zaubergeschwindigkeit, natürlich auch für Caster, und einen „Vervierfacher" für die Lebensenergieregeneration, der sich noch verbessern würde, wenn der Buff levelte. Dazu gab es noch Resistenzbuffs. Gegen Todesmagie, Elementarmagie und Geistmagie. Im fünften Grad ihrer Priesterlichen Gebete, also mit Level 40, würden noch physische Resistenzen und die Hermetische Resistenz dazukommen. Leider konnte sie nicht mehr Buffs verteilen, insofern brauchte sie recht viele Weisheits-Items, das war klar.

    Kondra wollte sich darauf konzentrieren, zumal das auch gut für ihr Manapotenzial war. Einen neuen Stab benötigte sie wohl nicht, wie sie sagte.

    An neuen Heilspells gab es die „mittlere Gruppenstärkung, die „große Stärkung, und „Reinigung – dieser Spell wirkte gegen „Stuns und dergleichen. Außerdem gab es noch „konzentrierte Stärkung – damit konzentrierte sie sich auf ein Ziel, und das bekam dann einen konstanten „Heilstrom. Ein „Bosstankheal. Auf dem zweiten Grad hatte sie einen Heilverstärkungspell dazubekommen, auf dem dritten einen „Anti-Lifedrainspell. Diese hielten jeweils eine Minute auf dem ersten Level. Weiterhin hatten sich ihre „Manatank- und „Manavenen-Eigenschaften jeweils auf Level 2 erhöht.

    Sie hatte jetzt auch Spells im Tierbereich. Da sich die recht sinnfrei anhörten, zumindest für unsere derzeitige Situation, fragte ich nicht weiter nach. Mit allen Tieren sprechen konnte sie nun – wenn auch nur auf einer rudimentären Ebene – so viel merkte ich mir. Alles in Allem hatten wir damit hatten wir jetzt eine sehr gute Heilerin. Die würden wir allerdings wohl auch brauchen.

    Level 30 schien generell so etwas wie eine Marke zu sein. Ab da wurde man „dick, wenn man entsprechend skillte. Wobei ich mittlerweile der Meinung war, dass Priester die stärksten Chars im Spiel waren. Sicher, sie hatten ihre Götterverpflichtung und waren in ihren „Gebetsbereichen dadurch eingeschränkt, aber sie bekamen halt alle Spells, respektive Gebete, geschenkt.

    Wobei Alcanara das auch kriegt...

    Ich war trotzdem ein bisschen neidisch. Mich deswegen auf einen Gott einzulassen, kam jedoch nicht infrage, und eine vollständige Priesterklasse war im Kampf auch scheiße.

    Nachdem ich mich auf dem neusten Stand befand, was die Fähigkeiten meiner Gruppe anging, lief der restliche Vormittag auf Rumhängen hinaus. Rumhängen, Sorgen machen und grübeln. Und Bier trinken. Erzbart achtete darauf, dass ich wenigstens nicht trocken grübelte, wenn ich schon nicht schlafen konnte. „Kann dich ja nicht verdursten lassen, Jungchen."

    Ich tat aber auch Sinnvolles.Nach dem Gespräch mit Kondra las ich mir die Beschreibung zur Eyfa-Quest endlich einmal vollständig und in Ruhe durch. Darauf hatten Kondi und auch Kiran bestanden, vielleicht fiel mir noch etwas auf, was uns weiterhelfen könnte. Zusammengefasst stellte sich das in etwa so dar:

    Die arme, arme Eyfa hatte ihr Herz im krassen, krassen Elfenkrieg verloren. Den übrigens alle Elfenvölker vor gar nicht so langer Zeit gegen den ambrischen Kaiser geführt und verloren hatten. Schuld an der Herzlosigkeit waren natürlich die bösen, bösen Menschen. Deshalb hatte der erste Quest-Schritt darin bestanden, 500 Menschensoldaten zu killen. Egal, in welcher Form die daherkamen. So verteidigte man das Herz.

    Der zweite Quest-Schritt betraf den fetten, fetten Meister der Klingen, der zufällig der Elfengeneral der damaligen Zeit gewesen war. Der fand tote Menschensoldaten ganz toll und schmiss zu diesem Anlass ein Fest, das eine Woche dauern sollte. Er hatte ein wichtiges, wichtiges Medaillon, das unbedingt geholt werden musste, damit es weiterging. Es sollte ein legendäres Set-Teil sein. Wenigstens wäre meine neue Kette damit kein Ballast, ich bevorzugte es trotzdem, mir meinen Schmuck selbst auszusuchen, und ihn nicht Superbossen vom Hals reißen zu müssen.

    Als kleine Motivation, die Nummer auch durchzuziehen, hatte Eyfa mich mal eben verflucht. Das war aus ihrer Sicht nachvollziehbar, immerhin war das hier wohl ihre letzte Chance, aber meine Motivation, diese Quest durchzuziehen, hatte sich in etwa gezehntelt. Ich hasste es, zu etwas gezwungen zu werden. Herzlos hin, herzlos her, Eyfa fing an, mich anzupissen.

    Ich platzierte das Problem vorläufig in der geistigen Ablage und kümmerte mich um die Dinge, die ich beeinflussen konnte. Gegen Nachmittag holte ich meine Gruppenmitglieder aus ihren unterschiedlichen Rumhäng-Zuständen heraus. Und Zoni vom Casten weg. Wir hatte einen halben Tag Leerlauf, also konnte wir die Zeit auch nutzen, um Kampfformationen mit Josephine zu üben. Kiran, Penk und Zonor machten da gern mit – der Seeelf war hocherfreut, sein Wissen an eine unerfahrene Casterin weitergeben zu können.

    „Sehr gute Idee, Rok! Da kann ich ihr auch gleich beibringen, wie sie mir am besten assistiert", meinte unser Proficaster in seiner üblichen Arroganz, doch er hatte recht. Immerhin stand demnächst recht viel Bewegungskampf an – kein statisches Leveln mehr, für das man nicht sooo viel können musste. Statisch bekam Josi schon gut hin, doch für mehr würde sie Übung brauchen.

    Dementsprechend sollten wir das mit der unerfahrenen Casterin ändern, wenn wir die Zeit schon hatten. Das lenkte mich auch von meinen Problemen ab.

    Wenigstens war genug Bier da.

    Und eine lernwillige junge Prinzessin gab es auch. Somit hatten wir sogar Spaß.

    Zonor war natürlich der Hauptlehrer. Er hatte eine 50-jährige „Combatcaster-Ausbildung" und wusste genau, wie der Hase lief. Darüber vergaß er sogar das Flirten. Wenn es ums Kämpfen ging, waren Elfen extrem fokussiert, da bildete Zonor keine Ausnahme.

    Ich ging Aufstellungen und die Theorie mit Josi durch, Hexe hielt sie bei Laune, Kiran sicherte uns dabei

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