Der flammende Kreuzzug: Drachenjäger
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Buchvorschau
Der flammende Kreuzzug - Martin J. J. Stark
Tag 1: Der Anfang
Ich bin ein Barbar. Bis vor Kurzem lebte ich mit meinem Stamm im nördlichen Roterzgebirge. Das änderte sich alles vor einigen Wochen.
Wir wurden in der Nacht überrascht. Einige Orks stürmten unser Lager an einem kleinen See. Bis wir erkannten was passierte, war bereits die Hälfte meines Stammes abgeschlachtet. Ich habe es irgendwie geschafft zu überleben. Damit bin ich wahrscheinlich die einzige Zukunft für meinen Stamm und der Letzte, der unsere Traditionen lebt. Damit diese erhalten bleiben und nicht vergessen werden, beschloss ich dieses Tagebuch zu führen.
Die Bevölkerung in den Tälern nennt uns Barbaren. Wir sind stark und berühmt für unsere Kampfkunst. Unser Leben wird durch die Natur bestimmt. Wir leben mit den Jahreszeiten und bleiben die meiste Zeit unter uns. Nur im Herbst kommen wir in die Täler, um in den Städten unsere Jagdbeute gegen Kleidung und Proviant für den Winter einzutauschen.
Mein Stamm spezialisierte sich auf die Jagd nach jungen Drachen. Die ausgewachsenen Großdrachen, die tiefer in den Bergen leben, lassen ihren Nachwuchs in den milderen Gebieten aufwachsen, bis sie stark genug sind sich ein eigenes Revier zu sichern. Glücklicherweise ist die Bindung zu ihren Jungen nicht besonders stark, so dass sie sich noch nie für uns interessiert haben.
Die Schuppen der ausgewachsenen Drachen sind widerstandsfähiger als Stahl und können größter Hitze trotzen, ohne auch nur ansatzweise an Härte zu verlieren. Die Schuppen ihrer Jungtiere sind nicht ganz so zäh, bieten aber ebenfalls ausgezeichnetes Material für Rüstungen. Zudem ist ihr Leder und die Sehnen gesuchtes Handwerksmaterial, um damit Riemen für Belagerungsmaschinen und Sehnen für Bögen zu fertigen. Der wirkliche Reichtum liegt jedoch in ihren Lungen. Da bereits die kleinsten Drachen die Fähigkeiten haben Feuer zu speien, besitzen sie in ihrer Brust eine kleine Blase, die eine hoch entzündliche Flüssigkeit produziert. Diese Substanz bringt bei Alchemisten eine stattliche Summe ein.
Mein Stamm lebte also in gewissem Wohlstand. Wir mussten nie hungern und auch unsere Ausrüstung konnten wir direkt mit den gejagten Schuppen und Sehnen ausstatten. Leider half uns das alles nichts, als wir von den Orks angegriffen wurden. Die Erinnerung an diese Nacht brannte sich in mein Gedächtnis ein und ich werde sie wohl nie mehr vergessen. Allein beim Gedanken daran kann ich den Rauch riechen und das Blut schmecken.
Ich sprang von meinem Lager auf und fasste mein altes Schwert, das ich immer in der Nähe hielt. Den ersten Ork spaltete ich mit einem Hieb in der Mitte durch. Die Klinge war scharf wie ein Rasiermesser und das Gewicht des Zweihänders erledigte den Rest. Mit einem Sprung schloss ich mich den anderen an und wir bildeten eine solide Linie. Wir waren vielleicht fünfzehn Personen. Jeder mit einem ähnlichen schweren Schwert ausgestattet wie meines. Jeder geübt im Umgang damit und ein bewährter Drachenjäger. Die schiere Masse an Orks drängte uns dennoch immer weiter zurück.
Plötzlich merkte ich, wie der Boden hinter mir abfiel. Wir waren an den Rand des Plateaus getrieben worden. Damit saßen wir in der Falle. Jeder Ork, der es wagte, zu nah an unsere Linie heran zu treten, bekam unseren Stahl zu spüren. Die Lage war jedoch aussichtslos. Zu allem Überfluss begannen sie dann uns mit Pfeilen zu beschießen, denen wir mit unseren schweren Waffen nicht viel entgegensetzen konnten. Ich selbst wurde an der Schulter getroffen und ein anderer Pfeil ragte aus meinem Oberschenkel. Ich dachte jedoch keine Sekunde daran einzuknicken.
Mit einem letzten Ansturm ihrer Schildträger versetzten uns die Orks den Rest. Wer nicht von ihren Äxten zerhackt wurde, fiel die Klippe hinab. Ich verlor bei einem letzten verzweifelten Abwehrversuch das Gleichgewicht. Einer der grünhäutigen Bastarde hatte mir einen Schlag mit der Schildkante verpasst. Das nächste, was ich spürte, war der Wind wie er um mich herum pfiff und ich mich bedrohlich schnell dem Fluss im Tal näherte. Dann wurde alles schwarz und mein Bewusstsein verließ mich.
Die Heiler sagten, sie hätten mich vor drei Wochen aus dem Bach gefischt. Mehr tot als lebendig und mit tiefen Wunden, aber noch atmend. Sie haben sich daraufhin um mich gekümmert und mich so gut es ging zusammengeflickt. Nun bin ich im Kloster des heiligen Windes gestrandet. Ich kenne mich nur oberflächlich mit den religiösen Bräuchen aus. Soweit ich weiß, wurde südlich des Gebirges irgendein Gott des Windes verehrt. Ein gigantischer Vogel, der vor langer Zeit die Völker in diesem Teil der Welt anleitete. Heute ist er kaum mehr als ein Symbol der Freiheit und des Glaubens. Seine Geschichten werden an Lagerfeuern erzählt, um die Stimmung zu heben. Mehr aber auch nicht.
Meinen Stamm gibt es nicht mehr. Meine Ausrüstung ist verschwunden. Die Verletzungen und die Zeit im Krankenbett haben mich geschwächt. Zu allem Überfluss konnten die Heiler zwar die Wunden schließen, nicht aber die volle Funktionsfähigkeit wiederherstellen. Anscheinend waren einige Sehnen und Bänder gerissen, die sie nur mit Hilfe von Magie wieder zusammenfügen konnten. Ob das die Spuren der Schlacht oder des Sturzes sind, konnte keiner sagen. Ich muss nun vieles von neuem lernen. Meine Bewegungen sind unsicher und zittrig, so dass mir sogar das Schreiben schwerfällt. Meine Stärke hat mich verlassen und ich bin nun kaum kräftiger als ein pubertierender Junge. Die Heiler sagen es wird wieder, ich müsse mich nur gedulden. Hoffen wir also, dass sie recht behalten.
Tag 34: Schuldgefühle
Es sind weitere fünf Wochen vergangen. Meine Wunden sind verheilt und ich konnte mit einem leichten Training anfangen. Es tut gut, mich wieder zu bewegen, auch wenn ich zwischendurch einen stechenden Schmerz im Arm spüre. Ich begann anfangs der Woche damit, jeden Morgen einige Übungen auszuführen. Es zeigt auch schon Wirkung, so dass ich jeden Tag ein Stück weiter in den Wald rennen kann, bevor ich mein Frühstück auf dem Boden verteile.
Bei den Mahlzeiten habe ich mitbekommen, dass es in dieser Gegend einige Probleme gibt. Der Prior der Abtei erzählte mir, dass das Weingut auf dem Hügel von einer Bande Krimineller eingenommen wurde. Er war ein Mann mit beachtlicher Leibesfülle. Trotz des bescheidenen Lebens eines Mönches hatte er es geschafft, fast so breit wie hoch zu werden. Seine vom Alter faltigen Züge strahlten jedoch eine gewisse Ruhe und Zufriedenheit aus, die nur durch die Sorge um seine Brüder und das Weingut getrübt wurde.
Die Banditen würden die Mönche in Ruhe lassen und sich nur an den Trauben satt essen. Seine Sorge bestand mehr darin, ob er genügend Früchte zum Keltern haben wird. Immerhin scheint der Wein dieser Abtei einen großen Teil der nötigen Einnahmen zu generieren. Ich habe ihm meine Hilfe angeboten, was er jedoch mit einem müden Lächeln abtat. Sein Gesicht verriet mir jedoch, dass er bei dieser Sache dringend Hilfe brauchen könnte.
Die Stallmeisterin Llane hat mir wiederum erzählt, dass sie ein Rudel Wölfe in den Wäldern vermutet. Sie war eine noch recht junge Frau, der man die Arbeit in den Ställen ansah. Ihre Hände waren rau von der schweren Arbeit und ihre Figur zeigte deutlich, dass sie anpacken konnte. Ihr weibliches Gesicht und der schlanke Körper mit den deutlichen Rundungen wogen ihre etwas männliche Art jedoch mehr als auf.
Sie verriet mir, dass ihre Stuten jeden Abend unruhig seien und sie hat von komischen Geräuschen in der Nacht berichtet. Auch ihr habe ich meine Hilfe angeboten. Sie meinte aber nur, dass sie bereits den Jägern aus der Stadt Bescheid gesagt hat.
Ich kenne diese Jäger. Sie blickten immer auf meinen Stamm hinab, da wir mit unseren schweren Klingen kaum die Finesse der Jagd verstehen würden. Das sind aber dieselben Menschen, die bei einem anstürmenden Wildschwein die Hosen voll haben. Ich würde mich nicht auf diese Typen verlassen.
Zuletzt hat mir heute Morgen beim Training die Wache Eagan erzählt, dass die nahe gelegene Mine Gerüchten zufolge von Kobolden überrannt wurde. Eagan ist ein durchschnittlicher Soldat. Er hat kräftige Schultern, kurz geschorenes, braunes Haar und einen immerzu steinernen Gesichtsausdruck. Seine Arbeit nimmt er sehr ernst und er kann auch ganz passabel mit dem Schwert umgehen. Seit Anfang der Woche trainieren wir gemeinsam nach meinem Lauf im Wald. Seine Technik ist gut genug, um mich wieder etwas in Form zu bringen. Allerdings schadet es ihm genau so wenig wie mir wieder einmal die Waffe in die Hand zu nehmen.
Die Kobolde, die er erwähnte, werden von allem angezogen, das glänzt. Sie sehen mit ihren kleinen Laternen, den langen Nasen und den Spitzhacken wie aufgeblasene Ratten aus. Allerdings verteidigen sie ihr Eigentum bis in den Tod. Selbst dann, wenn sie es erst vor Kurzem jemand anderem geraubt haben. Eagan war auch der Einzige, der mein Hilfsangebot angenommen hat. Ich soll für ihn bei einem meiner Trainingsläufe nachsehen, ob die Gerüchte stimmen, damit er entsprechende Verstärkung anfordern kann. Einfach nur nachsehen klang nicht gerade nach einer schweren Aufgabe. Wenn es ihm jedoch hilft schaue ich gerne vorbei.
Ich habe das Bedürfnis, den Menschen hier etwas zurück zu geben. Sie haben mir das Leben gerettet, mich zusammengeflickt und mich wochenlang versorgt. Das alles, obwohl sie wissen woher ich komme und was für eine Art Mensch ich bin. Ihre Hilfsbereitschaft kann ich nicht ohne Weiteres hinnehmen. Zudem haben sie allem Anschein nach genügend eigene Probleme, um die sie sich kümmern müssen.
Ich werde sehen, dass ich mir irgendwo eine Waffe und einen Bogen beschaffen kann. Bisher kam jede zweite Woche eine kleine Handelskarawane vorbei. Vielleicht kann ich da einige Dinge eintauschen. Im Wald habe ich das eine oder andere Kraut gesehen, welches für Alchemisten oder Köche interessant sein könnte. Das bildete eine gute Basis für ein Tauschgeschäft. Vielleicht kann ich mich so ausrüsten und den Menschen hier etwas zurückgeben. Wenn ich nur eines der drei Probleme aus der Welt schaffen könnte, wäre ihnen wahrscheinlich schon sehr geholfen. Ab morgen sammle ich jedenfalls Kräuter und trockne sie in meinem Zimmer. Dann fühle ich mich vielleicht auch nicht mehr nur wie unnötiger Ballast.
Tag 42: Erste Abenteuer
Ich habe mich wieder verletzt. Diesmal ist es aber nicht so schlimm und die Heiler sagen, ich sollte in einigen Tagen wieder auf den Beinen sein. Am besten beginne ich jedoch am Anfang der Geschichte.
Wie geplant habe ich im Wald Kräuter gesammelt. Neben Beulengras und Königsdorn fand ich auch eine Wasserwurzel. Diese allein ist schon einiges wert. Als dann endlich die Karawane ankam, habe ich meinen Vorrat gegen Ausrüstung getauscht. Sie hatten einen leichten Kurzbogen mit einigen Pfeilen, sowie ein Kurzschwert und einen kleinen Rundschild im Angebot. Der Bogen sollte seinen Zweck erfüllen. Das Kurzschwert hat den Namen jedoch kaum verdient. Ich hatte schon Jagdmesser, die grösser waren. Zudem war es stumpf und auch mit dem Schleifstein des Kochs konnte ich