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Israel 1960: Tagebuch einer Reise
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eBook98 Seiten49 Minuten

Israel 1960: Tagebuch einer Reise

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Über dieses E-Book

Noch ein Buch über Israel -muss das denn sein? Wo es doch unendlich viele Reiseführer, Bildbände, Erlebnisberichte und politische Analysen gibt. Aber wer weiß noch, wie dieser Staat in seinen Anfangsjahren war, voller Hoffnung und Erwartung? Dies ist die nostalgische Erinnerung an diese Zeit. Die Generation des Autors war die erste aus Deutschland, die damals unbefangen, aber durchaus im Bewusstsein einer kollektiven Mitverantwortung für geschehene Verbrechen, in das ferne unbekannte Israel fuhr und überwältigt wurde von der Herzlichkeit und dem schmerzhaft intensiven Interesse seiner Bewohner an allem, was eine neue, unbelastete Jugend aus Deutschland berichten konnte.
Wenn heute aus dieser Generation Kritik geübt wird an der derzeitigen Politik der israelischen Regierung, so ist das nicht etwa "Antisemitismus", sondern Ausdruck einer tiefen Sorge, dass das Land, in das man sich damals verliebt hat, seine Zukunft verspielen könnte. Wenn auch der Traum des kürzlich verstorbenen Uri Avnery von einem friedlichen Nebeneinander zweier Staaten, eines israelischen (nicht nur jüdischen) und eines palästinensischen, geeint durch gemeinsame wirtschaftliche, geopolitische und ökologische Interessen, in immer weitere Ferne rückt und nur noch durch ein Wunder verwirklicht werden könnte, so hat doch auch einst schon der Staatsgründer und Ministerpräsident David Ben Gurion gesagt: "Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist!"
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum29. Nov. 2018
ISBN9783746983790
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    Buchvorschau

    Israel 1960 - Thomas Lennert

    Ein notwendiges Vorwort

    Dies ist kein üblicher Reisebericht. Es ist das Protokoll einer dreimonatigen Expedition in ein mir unbekanntes Land im Jahre 1960. Gleichzeitig beschreibt es die Verwirklichung eines Traumes, den ich schon lange geträumt hatte. Der Staat Israel war damals zwölf Jahre alt, der Schreiber zwanzig, beide also noch in der Blüte ihrer Jugend mit ihren Träumen und Hoffnungen auf die Zukunft. Israel war damals ein fröhlicher und optimistischer Staat, der auf seine Erfolge in der Fruchtbarmachung der Wüste stolz war, seine arabischen Bewohner allerdings unter strenger Militärverwaltung hielt. Ein Staat, in dem die europäischen Juden, die schon zu Beginn des Jahrhunderts eingewandert waren oder als Überlebende des Holocaust gekommen waren, die politische Führungsschicht bildeten. Auf die orientalischen Juden schaute man etwas geringschätzig herab, allerdings waren etwa das Kunsthandwerk der Jemeniten und ihre Tanzkunst recht beliebt. Der Glaube an die Ideen des Zionismus war verbreitet, die orthodoxe Religiosität war auf eine Minderheit beschränkt. Rechte nationalistische Parteien wie die Cherut hatten politisch wenig Einfluss, die Sozialdemokraten der Mapai bildeten die Mehrheit und stellten den Ministerpräsidenten. Es bestand eine dreijährige Wehrpflicht für Männer. zwei Jahre für Frauen, allerdings nicht für muslimische und christliche Araber. Das Militär unterstand einer zivilen Kontrolle. Man traf viele Soldaten in Uniform auf der Straße beim Trampen, ihr Auftreten war eher locker und gelassen, ohne militaristische Züge. Die Kibbuzbewegung versuchte, eine sozialistische Lebensform in einer überwiegend kapitalistischen Umgebung aufrecht zu erhalten, einschließlich neuer Formen der kollektiven Erziehung.

    Dieses Israel gibt es nicht mehr. Nach mehreren Kriegen hält es seit über 40 Jahren die Westbank besetzt, was nicht nur für die Palästinenser unerträglich ist, sondern sich auch sehr negativ auf das Leben der Israelis ausgewirkt hat. Auf der anderen Seite haben die zweite Intifada mit ihren schrecklichen Selbstmordattentaten und die ständigen Raketenangriffe durch Hamas und Hisbollah eine diffuse Angst in Israel wachsen lassen. Darauf bauen ultrarechte Kräfte, die von einem Groß-Israel bis zum Jordan träumen und dieses durch die völkerrechtswidrigen Siedlungen zu erreichen versuchen. In der Auseinandersetzung mit den Palästinensern kommt es zu rassistischen Ausfällen, ja sogar zu Rufen nach ethnischer Säuberung. Die oft beschworene „einzige Demokratie im Nahen Osten" ist in großer Gefahr durch Aufweichung der Gewaltenteilung, politische Einflussnahme auf die Justiz und Einschränkung der Religionsfreiheit. Die Kibbuzbewegung ist so gut wie tot. Die Spanne zwischen arm und reich, die traditionell eng war, ist erheblich weiter geworden, was zu sozialen Unruhen geführt hat.

    Dabei ist Israel heute ein blühender moderner Staat, die Wirtschaft boomt, die Wissenschaft ist weltberühmt, das Militär soll das schlagkräftigste in der ganzen Region sein. Der Tourismus ist ungebrochen, die Welt der Palästinenser wird dabei allerdings oft ausgeblendet. Tel Aviv erinnert mit seinen Hochhäusern und Schnellstraßen an Los Angeles, das herrliche Jerusalem wird durch eine Straßenbahn verschandelt, die in erster Linie dem ungehinderten Verkehr der illegalen Siedler Ost-Jerusalems in die Innenstadt dient. Die Linke im Lande ist politisch tot, über die Gründe wird vielerorts diskutiert. Als Schriftsteller und Filmemacher üben sie aber weiterhin heftige Kritik an den derzeitigen Zuständen des Landes. Sie werden gerne als „Nestbeschmutzer, wenn nicht sogar, ebenso wie viele Kritiker im Ausland, als „Antisemiten beschimpft. Um die politische Vorherrschaft ringen jetzt überwiegend russische und amerikanische Einwanderer. Die orientalischen Juden sind, das muss als positiv angemerkt werden, weitgehend integriert und bilden inzwischen die Mehrheit.

    Diese Bilanz ist bitter. Sie beruht auf insgesamt sechs Reisen nach Israel, zuletzt 2012, mit vielen Gesprächen mit israelischen und arabischen Politikern und Intellektuellen.. Viele, die wie ich schon in den 60er Jahren dieses Land lieben gelernt hatten, machen sich große Sorgen um das weitere Schicksal dieses mutigen und kühnen Staatsexperiments. Man mag uns als romantische Nostalgiker bezeichnen, und, wie der israelische Politiker Avraham Burg, Sohn des aus Dresden stammenden ehemaligen Innen- und Religionsministers Joseph Burg, kürzlich in Berlin erklärte, als er vor der Verklärung der ersten Jahre Israels warnte: „Nostalgia, too, is no more, what it used to be!"

    Sei’s drum! Vielleicht war es ja nur ein flüchtiger Traum. Aber ich werde ihn immer im Gedächtnis behalten als etwas Wunderbares.

    Griechisches Vorspiel

    29. 7. 1960

    Berge, noch frisch und grün, oder leuchtend vor Schnee, starke Adern die Täler, und dazwischen lange, kühle Tunnel, in die sich weich und schnell der Zug drängt.

    30. 7.

    Berge, jetzt kahl und trocken, vom

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