Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Sternenvermächtnis 3: Der letzte große Krieg
Sternenvermächtnis 3: Der letzte große Krieg
Sternenvermächtnis 3: Der letzte große Krieg
eBook652 Seiten8 Stunden

Sternenvermächtnis 3: Der letzte große Krieg

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Das Schicksal der ganzen Galaxie steht auf Messers Schneide, denn die Hüter bereiten ihr Endspiel vor und wollen die gesamte Milchstraße in ihre Gewalt bringen. Es liegt nun an Florian und der Crew der Nobility, sich den Hütern in den Weg zu stellen und die Galaxie im Kampf gegen ihre Unterdrücker zu vereinen.
Doch selbst mit einer Armee scheint nur noch die sagenumwobene Maschine die Erlösung von den Hütern bringen zu können. Worum es sich bei dieser aber wirklich handelt, weiß jedoch nur der Wächter.
Mit ungewöhnlichen neuen Verbündeten macht Florian sich auf den Weg in den bisher unerforschten Teil der Galaxie, ständig auf der Suche nach Unterstützung gegen die Hüter.
Die finale Schlacht steht bevor und es gilt noch einmal, alles zu riskieren. Zum Glück muss er diese Reise nicht alleine antreten und seine Freunde stehen ihm nach wie vor zur Seite.

Der dritte Teil der Sternenvermächtnis Reihe
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. Nov. 2018
ISBN9783746965178
Sternenvermächtnis 3: Der letzte große Krieg

Mehr von Marc Baumgartner lesen

Ähnlich wie Sternenvermächtnis 3

Titel in dieser Serie (1)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Sternenvermächtnis 3

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Sternenvermächtnis 3 - Marc Baumgartner

    Kapitel 1

    Der Traum

    Wie so oft in letzter Zeit war die Crew der Nobility auf der Kommandobrücke versammelt. Florian saß auf dem Stuhl hinter der Verteidigungskonsole und langweilte sich. Kara, seine Freundin, die wie immer ihren Helm und den hautengen, blauen Anzug trug, um ihr beschädigtes Immunsystem vor einer Infektion zu schützen, saß auf seinem Schoß.

    Er hatte ihr Gesicht bisher nur zweimal gesehen, doch für ihn war sie die schönste Frau der Galaxie. Obwohl sie nur drei Finger und zwei Zehen besaß, störte ihn das nicht im Geringsten. Ein Mann, der nur als der Alchemist bekannt war, hatte ihnen vor einiger Zeit ein Serum gegeben, das es Kara erlaubte, ihren Anzug temporär abzulegen. Dennoch bestand jedes Mal ein großes Risiko für sie.

    Seit die Balateraner vom Planeten Harillia durch einen Unfall einen Virus freigesetzt hatten, konnten sie ihre Anzüge nur in speziell steril gehaltenen Räumen ablegen. Auf ihrem Heimatplaneten war Kara Wissenschaftlerin gewesen. Sie hatte Florian nach seinem Absturz das Leben gerettet und seine Flucht ermöglicht. Er wiederum hatte sich revanchiert, indem er sie aus den Händen der korrupten Regierung ihres Heimatplaneten befreit und seine Reise gemeinsam mit ihr fortgesetzt hatte.

    Bei Florian selbst handelte es sich um einen Menschen vom Planeten Erde, eine der unzähligen von den Hütern zerstörten Welten. Nur wenige Menschen hatten die Zerstörung der Erde überlebt und viele der Überlebenden waren in die Gefangenschaft der Hüter geraten. Mithilfe seiner Freunde, der Crew der Nobility, war es ihm gelungen, diese Menschen aus der Gefangenschaft zu befreien. Sie bildeten nun die menschliche Flotte, die, immer auf der Flucht vor den Hütern, durch die Galaxie zog. Angeführt wurden sie von Florians Vater.

    Er ließ seinen Blick über die Brücke gleiten, bis er schließlich an Kronos hängen blieb, der gebeugt über die Hauptkonsole dastand. In Gedanken vertieft betrachtete er den holografischen Bildschirm. Kronos gehörte zu der Rasse der Xoraner und an seinem ganzen Körper entsprangen dichte, grüne, wollähnliche Haare. Sein Gesicht hielt er stets unter einer Maske verborgen, die Florian an eine altertümliche Gasmaske von der Erde erinnerte. Sein Gesicht zeigte er niemanden und Florian konnte nur Vermutungen darüber anstellen wie er in Wirklichkeit aussah. Kronos verfügte über einen besonders guten Geruchssinn, mit dem er zwischen Freund und Feind unterscheiden konnte. Zudem schien er immer erschnüffeln zu können, wie sich jemand gerade fühlte. Gelegentlich fiel er in eine Art Trance, in der er den Kontakt zur Außenwelt verlor. Dabei handelte es sich um eine Art von Psychose, die er aufgrund seiner langen Zeit in Gefangenschaft entwickelt hatte, während der die Hüter ihn gefoltert hatten.

    Kronos trug die Maske nicht weil er es musste, sondern weil er es so wollte. In seiner Vergangenheit hatte er ein paar schwere Fehler begangen und sich sogar eine Zeit lang den Hütern angeschlossen. Bis zu dem Tag, an dem er sich seine Taten selbst verzeihen konnte, wollte er die Maske als Zeichen der Schande tragen. Florian mochte ihn sehr und im Laufe ihrer gemeinsamen Zeit auf der Nobility waren sie beste Freunde geworden. Deshalb sah er auch über ein paar seiner leicht verrückt wirkenden Ticks hinweg, die man in erster Linie seiner von Leid geprägten Vergangenheit zuschreiben konnte. Allerdings war Florian sich nicht ganz sicher, ob auch er Kronos bester Freund war, oder vielleicht doch Becherlein, der kleine verbeulte Metallbecher, den er stets mit sich trug und nie aus den Augen ließ.

    Neben Kronos stand die muskulöse Veronica. Locker an die Konsole gelehnt, spielte sie mit ein paar von seinen Haaren und lächelte ihm stumm zu. Soweit Florian sagen konnte, handelte es sich bei ihr um einen Menschen. Bevor er und Kronos sie in einer Kryokiste, in einem verlassenen Außenposten gefunden hatten, hatte sie sich in Gefangenschaft der Hüter befunden, die offenbar Experimente an ihr durchgeführt hatten. Dünne Narben überzogen ihren gesamten Körper. Besonders am Kopf zeugten sie von den Gräueltaten, welche die Hüter ihr während ihrer Gefangenschaft angetan hatten.

    Über ihre Vergangenheit wusste Florian so gut wie nichts, nur, dass sie vor einiger Zeit mit einer Gruppe Söldner gearbeitet haben musste und diesen anscheinend eine Menge Geld schuldete. Veronica konnte auch nicht darüber sprechen, da man ihr während ihrer Gefangenschaft die Stimmbänder entfernt hatte und sie zudem einen Großteil ihrer Erinnerungen verloren hatte, die nur sehr langsam wieder zurückkehrten.

    Er ließ seinen Blick weiter schweifen, bis er schließlich an Jess und Sam hängen blieb, die gerade angeregt über etwas diskutierten, was er nicht verstehen konnte. Jess war ihre Bordärztin, auch wenn sie nicht so aussah. Die Hüter hatten ihr das Gehirn aus ihrem Körper geschnitten und es in einen ihrer Ritter verpflanzt, die ihre schwere Infanterie bildeten.

    Ihr fast zwei Meter großer, metallener Körper wirkte auf den ersten Blick furchterregend, doch vom Wesen her konnte sie durchaus freundlich sein, wenn sie es denn wollte. Im Gegensatz zu den Rittern der Hüter besaßen ihre Panzerplatten eine weiße Lackierung, anstelle der üblichen schwarzen.

    Seit ihr Kontrollchip, den ein jeder Ritter besaß und der sie unter Kontrolle der Hüter hielt, zerstört worden war, gehörte sie als fester Bestandteil zur Crew der Nobility. Sie weigerte sich stets strikt an Kämpfen teilzuhaben oder auch nur eine Waffe in die Hand zu nehmen. Außerdem erhob sie Sarkasmus inzwischen zu einer Art Meisterdisziplin. Trotz ihrer manchmal etwas ruppigen Art konnte ihr, wenn es um medizinische Dinge ging, niemand das Wasser reichen. Immer wenn sich jemand an Bord verletzte, musste sich derjenige wiederholt Strafpredigten von ihr anhören. Florian kannte sie inzwischen schon fast alle auswendig.

    Bei Sam handelte es sich um das neueste Mitglied ihrer Crew. Die Mannschaft der Nobility hatte ihn vor ein paar Wochen vor einem Angriff der Hüter gerettet, nachdem er sich eine schwere Verletzung im Kampf zugezogen hatte. Seitdem kümmerte sich Jess um seine Wunden, die nach wie vor Zeit zur Heilung benötigten.

    Sam gehörte zu einer Spezies namens Drazal. Diese besaßen hundeähnliche Ohren, eine dunkelblaue Haut mit eingeritzten Runen und nur vier Finger an jeder Hand. Anstelle von Füßen endeten die Beine in Hufen. Das außergewöhnlichste an Sam war jedoch ein langer Schwanz, der starke Ähnlichkeit mit dem Schwanz einer Meerkatze aufwies. Im Gegensatz zum Rest seiner Spezies, die kaum über die 1,60 Meter aufragte, maß Sam stattliche 1,80 Meter. Zudem hatte er auffällig blondes, anstelle des wie bei seiner Spezies sonst üblichem blauen, Haar.

    Florian kannte den ehemaligen Soldaten noch nicht allzu lange, konnte ihn aber gut leiden. Nur machte Sam sich mit seiner hektischen Art bei Jess nicht sonderlich beliebt. Seine stets nervös zuckende Schwanzspitze trieb sie regelrecht in den Wahnsinn. Florian fragte sich des Öfteren, warum Sams Schwanz sie so sehr zu stören schien. Im Moment versuchte er ihr gerade auszureden, ihn wieder auf die Krankenstation zurückzubringen.

    Jess hielt es auf jeden Fall für vernünftiger, da sie dort seine Wunden besser im Auge behalten konnte. Er wollte allerdings lieber so lange wie möglich auf der Brücke bleiben, da sie ja schließlich heute noch den Wächter finden könnten.

    Während V.I.R.A., der Bordcomputer der Nobility, den Sektor scannte, konnte die Crew nicht viel tun, außer auf die Ergebnisse des Scans zu warten und sich zu langweilen. Einzig Kronos überwachte die Resultate, für den unwahrscheinlichen Fall, dass V.I.R.A. etwas entging. Seit ein paar Wochen durchsuchten sie schon das Sonnensystem, bisher leider vergeblich. Die Koordinaten stammten vom Kristall, den sie auf Jotera gefunden hatten. Angeblich kannte der Wächter, worum auch immer es sich dabei handelte, die Antworten auf alle ihre Fragen und wusste, wo sich die Maschine befand. Mit diesem alten und überaus mächtigem Gerät konnte man, einer alten Legende nach, die Hüter vernichten und den versklavten Völkern der Galaxie ihre Freiheit wiedergeben.

    Das System, das sie durchsuchten, befand sich am Rande des von den Hütern kontrollierten Raumes und lag weit abseits von allen anderen. Die einzige Auffälligkeit darin war ein gelber Hyperriese, der sich im Zentrum befand und von ein paar toten Planeten umkreist wurde. Den Hyperriesen hatten sie als erstes ausführlichst gescannt. Nachdem sie kaum Vergleichsdaten besaßen, konnten sie jedoch nicht sagen, ob es abgesehen von seiner enormen Größe noch andere Unterschiede zu herkömmlichen Sternen gab.

    Inzwischen wusste Florian, dass ein gelber Hyperriese die zweihundertfache Masse und fünfhunderttausendfache Leuchtstärke der Erdsonne besaß. Der Hyperriese faszinierte Kara ganz besonders. Sie sah sich fast jede freie Minute die Scandaten an und klärte Florian des Öfteren über diverse Fakten auf, von denen er nicht einmal die Hälfte verstand. Jedoch erzählte sie es ihm stets mit einer solchen Begeisterung, dass er sich von dieser immer nur zu gerne anstecken ließ. Wenn es um wissenschaftliche Dinge ging, kannte sie sich von allen an Bord am besten aus. Sie verbrachte viel Zeit damit Dinge zu zerlegen und zu ergründen wie sie funktionierten.

    Die Planeten, die den Hyperriesen umkreisten, waren bestenfalls als unwirtlich einzustufen. Die Sonneneruptionen hatten sie alle zu toten Steinen im All verbrennen lassen. Ein einziger Planet im System, der, der am weitesten von dem Hyperriesen entfernt war, besaß noch wenige Überreste einer Atmosphäre.

    Jeden Einzelnen dieser toten Gesteinsbrocken hatten sie bereits einmal gescannt und nach Hinweisen auf den Wächter und die Maschine durchsucht.

    Nachdem sich nach dem ersten Scandurchlauf nichts ergeben hatte, wurde V.I.R.A. damit beauftragt, jeden Zentimeter des Sonnensystems nochmals neu zu scannen. Sie sollte nach Anomalien suchen um so eventuell den Wächter finden zu können. Bis jetzt allerdings erfolglos. Florian war sich inzwischen nicht einmal mehr sicher, ob der Wächter sich überhaupt in diesem Sonnensystem befand.

    „Scan beendet. Keine Ergebnisse", ertönte V.I.R.A.s Stimme auf der Brücke.

    Florian seufzte, er bezweifelte, dass sie etwas finden würden wenn sie das System erneut scannten. Die Warterei nervte ihn, denn in diesem Moment wurden weitere Welten von den Hütern zerstört und ganze Völker versklavt. Und sie verbrachten inzwischen ihre Zeit damit im Nichts nach etwas zu suchen, das vielleicht nicht existierte.

    „Was jetzt?", fragte er einmal in die Runde. Er verspürte den Drang dazu etwas zu unternehmen, doch wusste er nicht, was er im Moment tun konnte, das ihre Situation in irgendeiner Art verbessert hätte.

    Kara legte ihren Arm um seine Schulter. „Noch einmal von vorne, schätze ich. Es gibt ja ohnehin kaum Alternativen. Vielleicht lernen wir noch etwas von den Scandaten."

    „Noch einmal von vorne, bestätigte Kronos. „Aller guten Dinge sind schließlich drei, wie die Menschen so schön sagen.

    „Bestätige. Scan wird erneut durchgeführt", erwiderte V.I.R.A.

    Jess unterbrach ihre Diskussion mit Sam. „Seid ihr euch wirklich sicher, dass es die richtigen Koordinaten sind?"

    Florian spürte förmlich, wie Kara unter dem Helm ihre Augen rollte. Sie führten diese Art von Gespräch nicht zum ersten Mal und hatten dieses Thema bereits ausführlich nach dem ersten Scandurchgang diskutiert. „Ja, wir sind uns zu hundert Prozent sicher."

    „Koordinatensatz lang. Könnte etwas verloren gegangen sein", wandte Sam ein, während seine Schwanzspitze unaufhörlich zuckte und er seine Hände kaum stillhalten konnte.

    „Und eure Gehirne sind nicht gerade in einem guten Zustand gewesen, als wir euch nach eurem Weltraumflug im Panzer gefunden haben", fügte Jess hinzu.

    „2258.1307.2077.2310", rezitierten Florian und Kara den Koordinatensatz gleichzeitig.

    Veronica zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck aus ihrem silbernen Flachmann. Sie gab ihn sogleich an Kronos weiter, der etwas von der braunen Flüssigkeit in seinen Filter schüttete. „Wenn ihr euch sicher seid … V.I.R.A. Systemcheck. Befinden wir uns wirklich auf der richtigen Position?"

    Es dauerte ein paar Sekunden bis V.I.R.A. ihm antwortete. „Alle Systeme sind voll funktionstüchtig. Bestätige, genannte Koordinaten decken sich mit der aktuellen Position. Bei der Diagnose wurden keine Fehler gefunden."

    „Großartig", murmelte Kronos. Veronica legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und lächelte ihm aufmunternd zu. Mit der anderen Hand streichelte sie ihm beruhigend über seine Haare, er drückte sich enger an sie. Die ewige Sucherei zehrte langsam an ihrer aller Nerven und Sam war längst nicht mehr der einzige der immer einer gewissen Unruhe unterlag.

    „Am besten fangen wir noch einmal bei den Planeten an, wenn es etwas gibt, dann wahrscheinlich dort", schlug Florian vor.

    „Das Ganze wäre wesentlich einfacher, wenn wir wüssten, wonach wir eigentlich suchen sollen. Das Problem ist, in so ziemlich jeder Legende die ich kenne, wird die Maschine anders beschrieben. In manchen kann man sie einfach wie eine Pistole in den Händen halten, in anderen ist sie so groß wie ein Planet selbst und niemand ist sich darüber einig wie sie aussieht", erwiderte Kronos.

    „Der Kristall, der uns die Koordinaten gezeigt hat, war auf dem Mond von Jotera in einer Höhle. Vielleicht gibt es so etwas Ähnliches auch auf einem dieser Planeten, oder zumindest einen weiteren Kristall der einen Hinweis enthält, warf Kara ein. „Soweit ich mich erinnern kann, ging eine schwache Energiesignatur davon aus.

    „Tiefenscans und herkömmliche Scans nach möglichen Energiequellen werden bereits durchgeführt", meldete sich V.I.R.A. zu Wort.

    „Geschätzter Zeitaufwand, bis wir alles noch einmal gescannt haben, das es zu scannen lohnt?", fragte Sam.

    „Zwei Wochen", gab V.I.R.A. zurück.

    Alle auf der Brücke stöhnten gleichzeitig laut auf. Nach ein paar Sekunden richtete Kronos sich auf und klatschte in die Hände. „Wer hat jetzt Lust auf einen Drink?"

    Veronica hob grinsend die Hand und boxte ihm einmal sanft auf die Schulter.

    „Gut zum Zeitvertreib", erwiderte Sam mit fröhlich zuckender Schwanzspitze.

    „Kein Alkohol für dich", sagte Jess streng.

    „Aber …"

    „Nein. Du hast schon ein Loch im Bauch und die Drinks von Kronos würden dir gleich ein zweites reinbrennen. Keine Drinks für dich und jetzt ab auf die Krankenstation mit dir. Du brauchst Ruhe und Schlaf."

    „Aber …"

    „Keine Diskussion", erwiderte Jess streng.

    „Sitze nicht gerne still", stellte Sam fest.

    „Ist mir bereits aufgefallen. Trotzdem brauchen deine Wunden noch mehr Zeit, um vollständig zu heilen und das geht nun einmal besser, wenn man still sitzt."

    Sam murrte etwas Unverständliches, ließ niedergeschlagen seinen Schwanz hängen und verließ, gefolgt von Jess, die Brücke der Nobility. Sie ließ ihn dabei keine Sekunde lang aus den Augen. Florian konnte noch hören, wie er auf sie einredete, dass er nicht einfach nur den ganzen Tag still herumsitzen wollte, bevor sich die Tür zur Brücke automatisch schloss.

    „Was ist mit euch beiden, Mensch Florian? Etwas Alkohol hat noch niemandem geschadet. Zumindest niemanden den ich kenne und wir könnten alle einen Drink vertragen", fragte Kronos und schnüffelte ein paar Mal in ihre Richtung.

    Florian und Kara blickten sich kurz gegenseitig an, bevor sie beide den Kopf schüttelten. Jess hatte recht, was Kronos Drinks anging. Sie schmeckten furchtbar und wenn man sie trank, bekam man wirklich das Gefühl sie würden einem ein Loch in die Eingeweide ätzen.

    „Gut, bleibt mehr für uns. Ihr wisst wo wir sind falls ihr es euch anders überlegt." Damit verließen Kronos und Veronica, dicht beisammen, die Kommandobrücke. Im Gehen zog Kronos noch Becherlein zwischen seinen Haaren hervor und warf ihn ein paar Mal spielerisch in die Luft.

    Kara saß nach wie vor auf seinem Schoß und machte keine Anstalten aufzustehen. Florian schloss seine Arme um sie und ließ sein Kinn auf ihrer Schulter ruhen. Eine Weile lang starrten sie durch die Fenster der Brücke nach draußen in die endlose Schwärze des Weltraumes und betrachteten die Sterne. Unweit von ihnen entfernt, schwebte einer der toten Planeten, den Hyperriesen umkreisend durch das All. Florian genoss die angenehme Wärme, die von Kara ausging.

    Unwillentlich musste er an die Erde denken, die nur noch ein als ein toter, von Atombomben verstrahlter Fels, irgendwo durch den Raum glitt. Er spürte einen Stich im Bauch und die seltsame Leere, die ihn immer erfüllte, wenn er an seine ehemalige Heimat dachte. Die letzten überlebenden Menschen flogen mit gestohlenen Hüterschiffen irgendwo durch die Galaxie, auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

    „Woran denkst du?", fragte Kara nach einiger Zeit.

    „An meinen Vater und die anderen Menschen. Ich frage mich, wo sie gerade sind."

    „Bestimmt haben sie schon längst ein neues Zuhause gefunden und bauen die menschliche Zivilisation wieder auf", erwiderte Kara ruhig.

    Bei dem Gedanken daran musste Florian lächeln. Er war ihr dankbar für ihre sanften Worte und die Unterstützung die sie ihm jederzeit zuteil werden ließ. „Die liegen wahrscheinlich schon alle irgendwo auf einem tropischen Planeten am Strand und schlürfen ein paar Cocktails."

    „Sollten wir vielleicht auch einmal machen", sagte Kara mit einem Lächeln in der Stimme.

    „Wäre mir auf jeden Fall lieber. Aber jetzt haben wir schon diese verdammten Koordinaten vom Wächter, jetzt müssen wir auch irgendetwas damit anfangen, sonst hält nie jemand die Hüter auf."

    „Wenn wir es nicht machen, macht es wahrscheinlich keiner", stimmte Kara ihn zu.

    „Zusammen?", fragte Florian, nachdem sich kurz Schweigen auf der Brücke breit gemacht hatte.

    „Zusammen, bestätigte Kara sanft, stand auf und zog ihn dabei mit hoch. „Komm.

    „Wohin gehen wir?", fragte er und ließ sich mitreißen.

    „Irgendwohin wo wir eine bessere Aussicht haben und wo es ein bisschen bequemer ist."

    „Bin ich dir nicht bequem genug?", fragte Florian schief lächelnd und mit gespielter Entrüstung.

    „Schon, aber es soll doch für uns beide bequem sein und ich will meinen Menschen doch nicht permanent als Kissen missbrauchen", gab Kara scherzend zurück und führte ihn von der Brücke.

    Ein paar Minuten später fanden sie sich auf dem Observationsdeck wieder. Die Metallabdeckung der großen Glaskuppel öffnete sich wie ein gigantisches Auge und gab den Blick auf die Sterne der Milchstraße frei. Die Galaxie war viel zu groß um sie komplett sehen zu können, doch meinte Florian weit von ihnen entfernt das Zentrum der Milchstraße zu erkennen. Abertausende Sterne leuchteten in der Dunkelheit des Alls. Der Ausblick gehörte zu dem, was ihm an der Raumfahrt am besten gefiel. Schon als kleiner Junge hatte er schon immer einmal zu den Sternen reisen wollen. Sein Traum hatte sich erfüllt, jedoch auf eine schreckliche Weise. Durch die Hüter hatte Florian fast alles verloren, nur noch sein Vater, Kara und seine Freunde an Bord der Nobility waren ihm geblieben.

    „So viele Sterne, seufzte Kara verträumt. „So viele Welten und sie alle wollen entdeckt und erforscht werden. So viele Spezies, Technologien und Kulturen. Aber am faszinierendsten ist der Hyperriese, sie sind unglaublich selten. Angeblich gibt es nur sechs in der ganzen Galaxie.

    Der tote Planet wurde hinter ihnen langsam kleiner, er besaß keine Atmosphäre und Florian hegte starke Zweifel daran, dass sich dort unten irgendetwas Brauchbares befand. Der Boden wirkte schwarz, tot und verbrannt. V.I.R.A. änderte den Kurs der Nobility leicht und das Schiff drehte sich. Der gelbe Hyperriese wanderte gemächlich in ihr Blickfeld.

    Er strahlte ein so helles Licht aus, dass Florian seine Augen abschirmen musste. V.I.R.A. passte die Lichtdurchlässigkeit der Scheibe automatisch an. Die gläserne Kuppel des Observationsdecks wirkte nun wie eine gigantische Sonnenbrille und schützte sie vor der Helligkeit.

    „Irgendetwas übersehen wir, sagte Florian. „In der Höhle auf Jotera muss es doch noch etwas gegeben haben und wenn nicht dort, dann muss es hier etwas geben das uns entgeht.

    „Vielleicht hatten die Runen eine Bedeutung, die überall in die Wände und den Boden eingeritzt waren. Aber selbst wenn, die Übersetzungsmatrix konnte sie nicht übersetzen. Was seltsam ist, da sie genau auf das Sprachzentrum unseres Gehirns zugreift und alles übersetzen sollte, auch geschriebenes. Abgesehen von Flüchen und Liedtexten natürlich. Ich denke nicht, dass die Höhlenwände bedeckt mit Flüchen waren, obwohl Liedtexte würden durchaus Sinn ergeben."

    Florian musste an die Runen in der Höhle denken, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er nahm Kara bei den Händen und gab ihr einen schnellen Kuss auf den Helm. „Du bist ein absolutes Genie."

    „Ich weiß", erwiderte Kara lachend.

    „Die Runen, Kara, weißt du noch was wir tun mussten, um den Kristall zu aktivieren?"

    „Erst haben wir den Kristall berührt und dann mussten wir kleine Druckplatten, die am Boden und an den Wänden verteilt waren, drücken. Aber inwiefern bringt uns das … Kara zögerte kurz. „Oh, die sahen alle aus wie …

    „Sie sahen alle aus wie Sterne", beendete Florian den Satz für sie.

    „Du meinst, wir haben die ganze Zeit an der falschen Stelle gesucht und sollten uns lieber mehr auf den Hyperriesen konzentrieren, als auf das was um ihn herum ist?"

    „Ganz genau. Dort werden wir hoffentlich eher fündig", sagte Florian und deutete dabei auf den gelben Hyperriesen.

    „Aber wir haben ihn doch schon einmal gescannt. Die Daten sind zwar vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen interessant, aber sie helfen uns bei der Suche nach dem Wächter nicht wirklich weiter."

    „Dann haben wir das erste Mal etwas übersehen", gab Florian zurück.

    „Wir könnten ihn scannen und weiter mit den Daten, die wir von anderen Sternen haben, vergleichen, schlug Kara vor. „So sehen wir am ehesten, ob er irgendwelche Anomalien aufweist, aber das dauert wahrscheinlich.

    „V.I.R.A., du hast die Dame gehört, scanne den Stern, und zwar komplett. Wenn du auch nur die geringste Auffälligkeit oder Anomalie entdeckst, wollen wir das wissen."

    „Befehl bestätigt. Scan wird durchgeführt. Es stehen jedoch nach wie vor nur begrenzte Mengen an Daten über Hyperriesen zur Verfügung", erwiderte V.I.R.A. sofort.

    „Dann ist jetzt doch eine gute Gelegenheit um deine Datensätze zu erweitern", gab Florian zurück.

    „Bestätige. Sammle Daten."

    „Zum Glück bin ich damals mit dir mitgekommen, sonst wärst du da nicht so einfach drauf gekommen", sagte Kara lächelnd.

    Florian nahm sie in den Arm. „Ich bin unheimlich froh, dass du da bist. Du bist der einzige Grund warum ich noch kämpfe und nicht schon längst durchgedreht bin."

    Er konnte ihr Gesicht unter dem blau getönten Visier zwar nicht sehen, doch der Gedanke daran wie sie ihn gerade ansah reichte, um ihn glücklich zu machen. Im Licht des Hyperriesen erkannte er gerade noch die Spitze ihrer Nase und die groben Umrisse ihres Gesichtes. Lange blickten sie sich gegenseitig an, während er sie im Arm hielt.

    Mehrere Stunden standen sie sich gedankenverloren gegenüber und betrachteten sich gegenseitig, die Sterne und den gelben Hyperriesen. Mit jeder Eruption ließ er lange Flammenzungen in den Weltraum schnellen, die viele tausend Kilometer durch das All schossen. Er besaß Sonnenflecken, größer als so manche Planeten. Auf Grund des intensiven Lichtes konnte man sie jedoch mit bloßen Augen nicht sehen.

    Schließlich beschlossen Florian und Kara, dass es langsam Zeit wurde, um schlafen zu gehen. Zusammen zogen sie sich auf ihr Quartier zurück, unterwegs kamen sie noch bei der Krankenstation vorbei. Erregte Stimmen drangen aus der geöffneten Tür und Florian vermutete, dass Jess wieder mit Sam diskutierte. Er hasste es regelrecht länger stillhalten zu müssen. Jess wiederum hasste es, wenn jemand der Ruhe benötigte, nicht stillliegen wollte oder jemand nicht auf sie hörte, wenn es um medizinische Dinge ging. Wahrscheinlich würde sie ihm bald etwas spritzen und ihn ruhigstellen, damit ihm nichts geschah und seine Wunde in Ruhe heilen konnte.

    In ihrem Quartier angekommen legte Florian seinen mittlerweile etwas verschlissenen braunen Mantel ab und half Kara aus ihrem. Er warf die Mäntel auf eine der Sitzgelegenheiten und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Florian betrachtete dabei seine Erinnerungstücke von der Erde, die sich auf einem Regal an der Wand befanden. Neben seinem alten Handy lag der von Kara modifizierte Colt seines Vaters, der jetzt die selbe Wirkung erzielte wie eine der Antiritterpistolen.

    Darüber hing die goldene Schallplatte einer der Voyagersonden, die er auf Harillia gefunden hatte. Nach wie vor konnte er sich keinen Reim darauf machen, warum die Sonde sich dort befunden hatte. Auch Kara konnte nur Vermutungen darüber anstellen und fand keine wissenschaftliche Erklärung, die nicht gegen die Gesetze der Physik verstieß.

    Neben der Platte hing das einzige ihm noch gebliebene Foto von seiner Familie. Es zeigte ihn, seine Mutter, seine Schwester Elia und seinen Vater an einem goldenen Strand in Brasilien. Das glasklare Meer befand sich hinter und der strahlendblaue Himmel über ihnen. Dieses Foto hielt seine glücklichste Erinnerung an die Erde fest.

    Das von sich und Kara auf Iavis, einem Planeten der ganz aus Glas bestand, hing daneben. Es zeigte sie beide wie sie eng umschlugen auf der gläsernen Klippe des Planeten gestanden hatten und das wunderschöne Farbspiel der Sonne von Iavis genossen hatten.

    Ein weiteres Foto befand sich neben dem Iavis-Bild. Dieses stammte von ihrem Picknick über den Wolken eines kleinen Mondes. Damals hatte alles so schön angefangen, dann jedoch ein abruptes Ende genommen, als sie auf eine geheime Einrichtung der Hüter gestoßen waren, die sich ebenfalls auf dem Mond befunden hatte. In dieser stellten die Hüter sogenannte Greifer her. Kreaturen, die kleine Wurmlöcher um sich selbst herum öffnen konnten und so Leute von entfernten Planeten entführten, welche die Hüter für ihre grausamen Experimente benötigten. Mithilfe dieser Experimente wurden Monster geschaffen, um so die Reihen ihrer Soldaten zu verstärken. Ein großer Teil der Menschheit war diesen Experimenten zum Opfer gefallen und in grauenerregende Monster konvertiert worden.

    Inzwischen wurden die Greifer von den Hütern auch verwendet, um ihre Portale zu betreiben. Riesige, ringartige Konstruktionen, deren Ausmaße es erlaubten ganze Flotten auf einmal passieren zu lassen. Sie dienten dazu Wurmlöcher zu anderen Portalen zu öffnen, um so die Zeit, die es benötigte um durch den Weltraum zu reisen, stark zu verkürzen. Mithilfe der Portale konnte man Strecken, für die man sonst Jahre bräuchte, in wenigen Sekunden zurücklegen.

    Florian war ursprünglich einem dieser Greifer zum Opfer gefallen und durch ein Wurmloch verschleppt worden. Daraufhin hatten die Hüter ihn in eines ihrer Gefängnisse gesteckt, wo sie mit ihm experimentieren wollten. Doch Kronos hatte ihn vor diesem Schicksal bewahrt.

    „Kommst du?", fragte Kara, die sich bereits im Bett breitmachte.

    Florian riss seinen Blick von den Erinnerungsstücken los und verbannte die Hüter vorerst aus seinen Gedanken. Es tat ihm nicht gut, das Feuer des Hasses das in ihm gegen sie brannte, so kurz vor dem Einschlafen weiter zu schüren. In der Regel rief dies nur einen unruhigen Schlaf hervor. Müde ließ er sich neben Kara in ihr gemeinsames Bett sinken. Sie ließ ihren behelmten Kopf auf seiner Brust ruhen und er legte einen Arm um sie. Bereits nach wenigen Sekunden hörte er ihre tiefen und gleichmäßigen Atemzüge. Er lauschte ihr und erfreute sich an der Wärme, die von ihr ausging. Schließlich wurde er selbst von der Müdigkeit übermannt und sank langsam in den Schlaf. Florian träumte. Er hatte schon lange nicht mehr geträumt, denn Kara’s Gegenwart und sie an seiner Seite fühlend gaben ihm Ruhe und Sicherheit.

    Diesmal jedoch riss Florian im Traum die Augen auf. Obwohl er instinktiv wusste, dass es sich nur um einen Traum handeln konnte, kam es ihm ungeheuer real vor.

    Es herrschte schier endlose Dunkelheit um ihn herum. Dann sah er in der Schwärze Sterne leuchten, die ihn wie Millionen von Augen anzustarren schienen. Er stand auf einer kleinen, schwarzen Platte aus Glas, in der sie sich schwach spiegelten. Weit und breit sah er nichts weiter außer dem Leuchten der Sterne in der endlosen Finsternis.

    „Hallo?", fragte Florian in die Dunkelheit hinein. Seine Stimme hallte seltsam laut wider, fast so, als würde er in einer Kathedrale stehen. Er bekam keine Antwort. Die Sterne strahlten weiterhin in der Ferne. Von ihnen würden er bestimmt keine Antwort erhalten.

    Um ihn herum sah alles gleich aus und er wagte es nicht einen Schritt über den Rand der Platte hinweg zu machen, aus Angst, in die endlose Dunkelheit zu fallen.

    „Hallo?, fragte er erneut. „Ist da jemand?

    Diesmal antwortete ihm ein leises Flüstern in der Ferne. Er konnte es nicht verstehen. Es schien von überall um ihn herum zu kommen, wie Stimmen, die vom Wind über weite Distanzen getragen wurden. „Ich verstehe nicht!", rief Florian in die Dunkelheit.

    Das Flüstern wurde langsam lauter, dennoch blieb es für ihn unverständlich, als würden sie eine andere Sprache sprechen und sich viele Stimmen gleichzeitig unterhalten. Dann brach das Flüstern plötzlich ab. Stattdessen ertönte eine leise Stimme, die ihm in klar verständlichen Worten sagte: „Komm zu mir."

    Die Stimme ertönte direkt hinter ihm und hörte sich an wie die eines alten Mannes. Schnell fuhr Florian herum und machte vor Schreck einen kleinen Schritt zurück. Rasch bedeckte er seine Augen mit den Händen, als er sah, was sich hinter ihm befand. Direkt vor ihm schwebte der gelbe Hyperriese durch das All, riesengroß und strahlend hell.

    „Komm zu mir", wiederholte die Stimme und mit jedem Wort schleuderte der Hyperriese Sonneneruptionen tief in die Weiten des Weltraums. Lange Flammenzungen flogen an ihm vorbei und es schien so, als wollte das Feuer ihn verschlingen.

    „Wer bist du?", rief Florian.

    „Komm zu mir", wiederholte die Stimme ein weiteres Mal.

    Plötzlich verschwand die Platte auf der er stand und er stürzte in eine endlose Tiefe. Schweißgebadet fuhr Florian aus dem Schlaf hoch und saß senkrecht im Bett. Er atmete schwer und sein Herz raste, neben ihm rührte sich Kara. „Was ist los?", fragte sie verschlafen.

    Florian atmete ein paar Mal tief durch um seinen Herzschlag wieder zu beruhigen. Adrenalin schoss durch jeden Zentimeter seines Körpers. Rasch wischte er sich den Schweiß von der Stirn, er war schlagartig hellwach geworden. „Ein Traum … ich hatte einen Traum."

    „Wieder ein Albtraum von der Erde?", fragte Kara besorgt.

    „Nein … der hier war … anders als alle anderen Träume, die ich je hatte."

    Sie gähnte leise und legte einen Arm um ihn. „Komm, leg dich wieder hin. Es war nur ein Traum, nichts reales", beruhigte sie ihn sanft und streichelte ihm über den Rücken.

    „Hat sich aber real angefühlt", antwortete Florian keuchend, während sein Puls sich normalisierte. Seine Hände zitterten und Schweiß bildete sich nach wie vor auf seiner Stirn.

    Florian schlug die Bettdecke zurück, sprang aus dem Bett und begann eilig damit sich anzukleiden.

    „Hey, murmelte Kara verschlafen. „Es ist doch noch so früh.

    Florian war hellwach und sein Verstand raste. „Kara, es ist der Hyperriese. Ganz sicher."

    „Der Stern?", fragte sie leise und gähnte erneut.

    „Keine Ahnung was er mit dem Wächter und der Maschine zu tun hat, aber wir müssen näher heran und ihn untersuchen. Der Stern steht bestimmt damit in Verbindung."

    „Muss das jetzt sein?", fragte Kara müde und ließ ihren Helm auf ein Kopfkissen sinken, während sie sich in die Decke kuschelte.

    „Ja, beharrte Florian. „Ohne meine Lieblingswissenschaftlerin kann ich mit den Daten ohnehin nichts anfangen. Ich brauche jemanden der gut im Entschlüsseln von Rätseln ist.

    Kara begann leise zu schnarchen und Florian zog ihr die Bettdecke weg. „Bitte Kara, ohne dich kann ich das nicht und es hat ganz bestimmt etwas mit dem Hyperriesen zu tun."

    Langsam hob Kara den Kopf und kroch verschlafen aus dem Bett. Mit Mühe stand sie auf und streifte sich unbeholfen ihren Mantel über. „Na gut, wenn du dir sicher bist, dass er etwas damit zu tun hat, dann reicht mir das."

    Kapitel 2

    Der Stern

    Kara saß gähnend hinter der Verteidigungskonsole und streckte sich so ausgiebig, dass sich ihr Anzug spannte. Florian starrte sie an und benötigte ein paar Augenblicke um sich von ihrem Anblick loszureißen. Golden ummalt vom hellen Licht des Sternes, das genau in die Fenster der Kommandobrücke schien, sah sie in seinen Augen einfach magisch aus.

    „V.I.R.A., wecke die anderen auf. Ich denke wir haben einen Hinweis gefunden", befahl Florian schließlich.

    „Bestätige", erwiderte V.I.R.A. sofort.

    „Was genau haben wir nun gefunden? Abgesehen von deinem Traum", fragte Kara müde.

    „Ich sagte doch schon, ich weiß es nicht. Aber es hat definitiv irgendetwas mit dem Hyperriesen zu tun. Haben die Scans schon etwas ergeben?"

    „Hyperriesen sind sehr selten, es liegen nur wenige Vergleichsdaten vor. Aus den vorhandenen Daten und den bisherigen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass es sich bei diesem Exemplar um einen typischen Klasse-8-Stern handelt."

    „Gibt es etwas Auffälliges?"

    „Negativ. Die Scans des Hyperriesen sind erst zu 93 % abgeschlossen."

    „Kannst du uns näher heranbringen? So nahe wie möglich."

    „Entfernung wird auf minimale Sicherheitsdistanz verringert."

    Die Nobility setzte sich in Bewegung und näherte sich rasch dem Stern. Erst als der Hyperriese ihr gesamtes Sichtfeld einnahm, stoppte V.I.R.A. das Schiff und hielt die nun aktuelle Position. Sollten sie sich weiter nähern, dann würde das Gravitationsfeld des Sternes zu stark werden und sie unweigerlich ins Verderben reißen.

    „Komm zu mir", hörte Florian die Stimme irgendwo in seinem Hinterkopf flüstern. Ungeduldig klopfte er mit einem Finger auf die Konsole während sie auf die anderen warteten. Er hielt seinen Blick dabei auf den Stern gerichtet und fragte sich, was es mit dem Traum wohl auf sich hatte. Mehrere Fragen schossen durch seinen Kopf. Die meisten davon drehten sich um seinen Traum und wie der Wächter mit diesem Stern in Verbindung stand. Doch auch der Alchemist, den sie auf Iavis getroffen hatten und der nur in Rätseln gesprochen hatte, kam ihm wieder in den Sinn.

    Nach ein paar Minuten betrat Kronos die Brücke, streckte sich ausgiebig und prüfte ein paar Mal die Luft, in dem er sie durch den Filter seiner Maske einsog. Ihm nach folgte Veronica, die sich verschlafen die Augen rieb und gähnte. Sie tastete nach ihrem Flachmann, konnte ihn aber offenbar nicht finden.

    „Was ist jetzt wieder los?, fragte Jess, als sie die Brücke betrat. „Es ist mitten in der Nacht und ihr solltet alle schlafen.

    „Wir haben an den falschen Stellen gesucht. Es ist der Hyperriese, er hat etwas mit dem Wächter zu tun. Vielleicht ist er sogar der Schlüssel zum Wächter oder zumindest ein Hinweis", erklärte Florian.

    Stille machte sich auf der Brücke breit, bis Kronos sie schließlich durchbrach. „Und wie genau kommst du zu dieser Schlussfolgerung?"

    „Ich … ähm … also …"

    „Er hatte eine Vision", half Kara ihm aus.

    Veronica hob skeptisch eine Augenbraue, stupste Kronos an und machte mit einer Hand eine trinkende Bewegung. Sie hatte tiefe Ringe unter den Augen und sah so aus, als wollte sie einerseits am liebsten gleich wieder ins Bett und andererseits denjenigen verprügeln, der sie geweckt hatte.

    „Was hast du gesehen?", fragte Sam plötzlich. Florian hatte nicht einmal bemerkt, dass er die Brücke betreten hatte.

    „Wenn man einmal eine Minute lang nicht aufpasst …, murmelte Jess genervt, bevor sie sich direkt an Sam wandte. „Sam, was machst du hier? Solltest du nicht auf der Krankenstation sein, schlafen und warten, bis das Loch in deinem Bauch wieder zuwächst?

    „Keine Schmerzen, wandte Sam ein. „Was hast du gesehen?, fragte er erneut und dabei zuckte die Spitze seines Schwanzes aufgeregt.

    Florian erzählte von seinem Traum und der Stimme des alten Mannes. Seine Freunde hörten dabei alle äußerst aufmerksam zu, doch je länger er erzählte, desto unwirklicher erschien ihm dieses Ereignis selbst.

    „Hat der Wächter gesprochen?", fragte Sam, nachdem Florian geendet hatte.

    „Kann durchaus sein, jedenfalls ist es der beste Hinweis, den wir haben und der deutet auf den Stern", gab Florian zurück und rieb sich dabei einmal die Schläfe.

    „Theoretisch sollte es möglich sein, mit dem richtigen Equipment natürlich, auf die Gedanken anderer Leute zuzugreifen. Vielleicht hat er, oder es, Florian eine Botschaft direkt in seinen Kopf geschickt", wandte Kara sofort ein. Offensichtlich war sie mehr begeistert von dieser Art Technologie, als besorgt darüber, dass jemand in Florians Hirn herum stocherte.

    „Scan beendet, unterbrach V.I.R.A. das Gespräch plötzlich. „Es konnten keine Auffälligkeiten am Stern selbst festgestellt werden.

    Bitte sag aber.

    „Allerdings wurde soeben ein Gravitationstunnel geöffnet der bis auf die Oberfläche des Sternes führt", fuhr V.I.R.A. fort.

    Jetzt wurden Kronos und Kara hellhörig. Selbst Veronica hob interessiert eine Augenbraue. Sam und Jess wechselten kurz einen Blick. „Ein Gravitationstunnel?", fragte Kronos.

    „Bestätige. Er führt von der Oberfläche des Sternes weit in den Weltraum hinaus. Koordinaten werden angezeigt."

    Kara trat hinter die Hauptkonsole und fing an mit den Fingern darüber hinweg zu streichen, bis schließlich eine grafische Ansicht des Tunnels auf dem Bildschirm erschien. Ein paar Minuten lang sah sie sich die Daten durch. „Faszinierend … normalerweise würde jedes Schiff das sich einem Stern dieser Größe nähert von der Gravitation zerrissen werden, sobald es näher heran fliegt. Vorausgesetzt natürlich, es verbrennt vorher nicht. Der Tunnel führt anscheinend direkt zum Stern. In ihm werden die Gravitationskräfte größtenteils aufgehoben, sogar die Temperatur scheint in dem Tunnel niedriger zu sein als man es eigentlich erwarten würde. Bei den Gesichtern, das kann doch nicht sein."

    „Unmöglich, oder nicht?", fragte Sam.

    „Spontan würde ich auch eher zu unmöglich tendieren, stellte Kronos fest und Veronica nickte bestätigend. „So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.

    Veronica machte ein paar Bewegungen mit ihren Händen und formte mit den Fingern ein paar Zeichen. Kronos schien zu verstehen und erwiderte. „Weiß ich, aber er ist dennoch da, obwohl er es nicht sein sollte."

    „Aber die Daten sind eindeutig … irgendetwas muss diesen Tunnel erzeugen. Was auch immer es ist, ich würde es nur zu gerne zerlegen. Die dafür benötigte Technologie muss einfach unglaublich sein. Die Energie alleine, die ein Tunnel dieser Größe benötigt, ist astronomisch hoch. Vermutlich wird die freigesetzte Energie des Sternes angezapft. Anders kann ich mir das nicht erklären", sagte Kara fasziniert und rief sofort weitere Daten ab.

    „Die ganze Zeit ist sie verschlafen, aber kaum gibt es eine Aussicht darauf etwas zerlegen zu können, ist sie plötzlich hellwach", sagte Florian lachend.

    „Du kennst mich doch. Bei solchen Dingen kann ich einfach nicht widerstehen. Besonders wenn sie unmöglich erscheinen", erwiderte Kara mit einem Lächeln in der Stimme.

    „Sollten Vision folgen, durch Tunnel fliegen. Vielleicht einzige Möglichkeit, um zum Wächter zu gelangen", stellte Sam fest. Plötzlich zuckte er zusammen und hielt sich seinen Bauch, dort wo sich seine Wunde befand.

    Jess kam ihm sofort zu Hilfe. „Siehst du, das passiert, wenn man nicht auf seine Ärztin hört. Bei den Geistern, jetzt ruhe dich endlich aus und leg dich hin."

    „Nein, muss bleiben. Will Wächter sehen."

    Jess stieß ein unverständliches Murren aus und zog eine Spritze zwischen ihren Panzerplatten hervor, die sie Sam ins Bein rammte und sogleich wieder hinaus zog.

    „Autsch!", entfuhr es ihm.

    Nach ein paar Sekunden fragte Jess: „Besser?"

    Sam nahm die Hand von seiner Wunde und richtete sich wieder auf. „Besser."

    „Gut, dann setz dich jetzt wenigstens irgendwo hin. Ich wollte noch anmerken, dass selbst mittels Gravitationstunnel das Schiff näher an einen Hyperriesen zu fliegen vermutlich an Selbstmord grenzt. Aber auf mich hört ja ohnehin niemand, also, wieso rammen wir das Schiff nicht gleich in den Stern?"

    Kurz herrschte Schweigen auf der Brücke, dann ergriff Kara das Wort. „Ich vertraue Florian. Wenn er sagt, der Stern hat etwas damit zu tun, dann reicht mir das. Außerdem führt dieser Tunnel wahrscheinlich nur zu einer Raumstation die aufgrund der Strahlung des Sternes nicht von unseren Sensoren erfasst wird."

    „Chancen standen schon schlechter, fliegen wir durch den Tunnel", fügte Sam hinzu.

    „Wieso eigentlich nicht, wir haben ja ohnehin nichts anderes zu tun und es ist unsere beste Chance, sagte Kronos. Veronica zuckte mit den Schultern und fing an in Kronos Haaren zu wühlen. „Hey, das kitzelt, stellte er lachend fest. Grinsend zog sie ihren Flachmann zwischen seinen Haaren hervor. Alle Augen auf der Brücke wandten sich nun Jess zu.

    „Ihr wisst schon, dass das von wegen Schiff-in-den-Stern-rammen nur Sarkasmus war? Aber ich kann ja ohnehin schwer aussteigen, also nur zu, fliegen wir genau auf den großen Ball aus tödlich heißem Feuer zu weil Florian einen Traum hatte."

    „Danke, sagte Florian stolz. „Danke für euer Vertrauen. In diesem Moment war er unglaublich froh, Freunde an seiner Seite zu haben, die ihm so sehr vertrauten.

    „Wenn wir dabei draufgehen, trete ich euch allen in den Hintern", stellte Jess klar.

    „Und ich helfe ihr dabei Mensch Florian in den Arsch zu treten", fügte Kronos hinzu. Veronica blickte Kronos skeptisch an und formte erneut, in rascher Abfolge, ein paar Zeichen mit den Händen.

    „Stimmt schon, aber irgendetwas formt diesen Tunnel und demnach würde dieses etwas auch wollen, dass, wenn jemand durchfliegt, dieser auch unbeschadet am anderen Ende ankommt. Es gibt einfachere Methoden jemanden in eine Falle zu locken als mit solch einer Technologie", erwiderte Kronos daraufhin an sie gewandt.

    „Heute wird niemand draufgehen, das habe ich im Gefühl. V.I.R.A. fliege uns durch den Gravitationstunnel", befahl Florian.

    „Hoffentlich täuscht dich dein Gefühl nicht", antwortete Jess.

    „Befehl bestätigt", erwiderte V.I.R.A. und die Nobility setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Der Bildschirm der Hauptkonsole zeigte an, dass sie sich dem Gravitationstunnel, der auf die Oberfläche des Sternes führte, langsam näherten. Florian trat nach vorne und stand nun direkt vor dem großen Fenster der Brücke. Kara stellte sich an seine Seite. Das Licht des Sternes spiegelte sich in dem Visier ihres Helmes wider. Für Florian sah es so aus, als würde ihr Helm in Flammen stehen.

    „Erreichen nun den Eingang zum Tunnel. Wurde dieser einmal passiert, ist es unmöglich umzukehren. Die Gravitation ist trotz Tunnel für Wendemanöver zu hoch und zieht das Schiff weiter an", ertönte V.I.R.A.s Stimme.

    „Vielleicht ist wirklich eine Raumstation nahe am Stern versteckt und der Tunnel führt uns dort hin. Dort wäre die Energieversorgung gewiss kein Problem, wenn man daran denkt, wie viel Energie der Stern abgibt", sagte Kara.

    „Werden wir gleich sehen, gab Florian sanft zurück. „Bitte zerlege nicht gleich alles. Wir müssen auch noch irgendwie zurückkommen.

    „Kann ich nicht versprechen. So wie es im Moment aussieht, ist diese Technologie den Hütern bei Weitem überlegen."

    „Mir ist alles recht was wir gegen diese Bastarde verwenden können", murrte Kronos leise.

    Kara nahm Florians Hand und drückte sie fest. Er erwiderte den Druck. Sam trat ebenfalls nach vorne an das Fenster, gefolgt von Kronos, Veronica und schließlich auch Jess. Die Nobility begann leicht zu beben als sie den Eingang des Tunnels passierten. Florian konnte förmlich spüren, wie die Kräftewirkung zunahm.

    „Ein letzter Drink wäre schön, sagte Kronos und legte seine Hand um Veronicas Taille. Sie lächelt ihn an, zwinkerte ihm einmal zu und entstöpselte ihren Flachmann, bevor sie ihn an ihn weiterreichte. „Den Göttern sei Dank, dass du hier bist, du bist einfach die Beste. Veronica boxte ihm einmal aufmunternd auf die Schulter, nickte und lachte stumm. Er leerte etwas von dem Inhalt des Flachmanns in seinen Filter und gab ihn an Sam weiter.

    Einer nach dem anderen bekam den Flachmann und jeder nahm einen Schluck daraus. Kara verwendete den Strohhalm, den sie immer bei sich trug. Nur Jess lehnte ab und blickte mit verschränkten Armen aus dem Fenster, während sie leise vor sich hin schimpfte.

    Florian erkannte den unverwechselbaren Geschmack von Kronos Kerosindrinks sofort, während ihm die braune Flüssigkeit die Kehle hinunter brannte. Nachdem jeder daraus getrunken hatte, ging der Flachmann zurück an Veronica. Sie nahm einen letzten, tiefen Schluck und steckte ihn wieder weg.

    Die Nobility bebte stärker, je weiter sie sich dem Hyperriesen näherten. V.I.R.A. verdunkelte die Scheibe automatisch, sodass sie von dem hellen Licht nicht geblendet wurden. Gelegentlich lief ein eine Art leises Stöhnen durch das Schiff, wann immer die Belastung auf die Konstruktion wuchs.

    „Die Wissenschaftlerin in mir sagt, dass diese Aktion Wahnsinn ist, stellte Kara leise fest. „Nicht einmal der Gravitationstunnel schirmt uns vollständig vom Gravitationsfeld des Sternes ab. Allerdings findet der Teil in mir, der vor Angst nicht fast durchdreht, es durchaus aufregend.

    „Keine Sorge, was soll schon Schlimmes passiere?", entgegnete Florian.

    „In den Filmen sagt das immer jemand, kurz bevor etwas sehr Schlimmes passiert.", erwiderte sie.

    „Wie lange noch?", fragte Sam, als man vor ihnen nichts mehr, abgesehen von Feuer, erkennen konnte.

    „Kollision in etwa einer Minute", erwiderte V.I.R.A. prompt.

    „Zeit genug", entgegnete Sam und zog mit seinem Schwanz einen Joint zwischen den Falten seines Patientenkittels hervor, den er sich zwischen die Zähne steckte und mit einer raschen Bewegung anzündete.

    „Bei den Geistern", murmelte Jess leise, sagte jedoch nichts weiter.

    Florian wunderte es zwar wo Sam den Joint und das Feuerzeug aufbewahrte, jedoch kümmerte es ihn im Moment relativ wenig. Sie hatten sich dem Stern inzwischen soweit genähert, dass er jede kleine Flamme sehen konnte, die an der Oberfläche loderte. Flammenzungen, um vieles größer als die Nobility, schnellten an ihnen vorbei, hinein in den endlosen Raum. Manche Sonnenflecken übertrafen sogar ganze Planeten an Größe und ließen das Schiff noch winziger wirken. Die Nobility wirkte neben dem Hyperriesen nur wie ein Staubkorn neben einem Elefanten.

    „Da habe ich uns ja in ganz schön was hinein geritten", stellte Florian leise fest. Langsam kamen ihm ein paar Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihres Unternehmens.

    „Mach jetzt keinen Rückzieher, dafür ist es zu spät", sagte Jess, behielt dabei aber in erster Linie Sam im Auge.

    Kara drückte seine Hand kurz fester und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich vertraue dir, es wird schon gut gehen. Bis jetzt haben die meisten deiner verrückten, improvisierten Pläne funktioniert."

    Veronica drückte sich dichter an Kronos. Sam sah Jess an.

    „Was?, fragte sie ihn. „Willst du etwa auch noch kuscheln? Dafür musst du dir jemand anderen suchen. Technisch gesehen bin ich immer noch verheiratet und ich bin alles andere als kuschelig.

    Auf der Brücke leuchteten Warnlichter auf. „Achtung, Hitzewarnung, ertönte V.I.R.A.s Stimme. „Kollision steht bevor. Hitzewarnung. Schilde werden überlastet. Gravitation zu stark, Abweichung vom Kurs. Kollision steht bevor.

    „Nur für den Fall, dass wir doch alle draufgehen … es war mir eine Freude mit euch die Galaxie retten zu wollen. Wir hatten eine wunderbare gemeinsame Zeit und ihr liegt mir wirklich alle sehr am Herzen, sagte Kronos feierlich. „Du ganz besonders, flüsterte er Veronica zu. „Und, Becherlein nicht zu vergessen."

    „Freude ganz meinerseits", erwiderte Sam und blies ein paar Rauchkringel in die Luft.

    Plötzlich tauchte der Bug der Nobility in die Oberfläche des Sternes ein und die Warnungen intensivierten sich. Immer näher kam die Wand aus Feuer und verschlang Stück für Stück das Schiff. Trotz der verdunkelten Scheiben musste Florian seine Augen abwenden, so hell wurde es um sie herum.

    „Das war es dann also", hörte er Jess noch sagen, kurz bevor sie in die Wand aus Feuer eintauchten.

    Eine leise Stimme schien von irgendwo her zu flüstern. „Willkommen."

    Kapitel 3

    Der Wächter

    Die Nobility fing an zu stampfen und zu beben. Kara musste sich an Florian festhalten, damit sie nicht hinfiel. Augenblicklich stieg die Temperatur im Schiff um mehrere Grad. Das Licht wurde so hell und die Warnsirenen so laut, dass er weder sehen noch hören konnte was um ihn herum geschah. Er bekam nur noch mit, wie Kara seine Hand festhielt. Ein lautes Quietschen lief durch das ganze Schiff und er meinte, es würde gleich auseinanderbrechen.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1