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Die Legende vom Hermunduren: Die List der Evocati > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 AD > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
Die Legende vom Hermunduren: Die List der Evocati > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 AD > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
Die Legende vom Hermunduren: Die List der Evocati > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 AD > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
eBook539 Seiten7 Stunden

Die Legende vom Hermunduren: Die List der Evocati > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 AD > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania Magna

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Über dieses E-Book

Während Nero, der Kaiser Roms, neue Siege in Olympischen Wettstreit errang und so glaubte, seine Göttlichkeit beweisen und seine Macht stabilisieren zu können, mussten Andere dafür als Bewahrer dieser Macht auftreten. Sein Secretarius Epaphroditos und Lartius, der Kopf der Adler der Evocati, nahmen sich dieser Pflicht an. Bedrohungen erkennend und die Bewahrung des Imperium Romanum im Auge behaltend, gelangte der Secretarius des Kaisers zu Einsichten und fand im Evocati einen Verbündeten.
An zu vielen Orten zu viele Feuer des Widerstandes gegen Rom entzündet, stiegen die Provinzen Judäa und Lugdunensis, sowie die Militärterritorien entlang der römischen Grenze zu Germanien zu Brennpunkten bevorstehender Auseinandersetzungen auf. Wo der Brand bereits schwelte, mussten Feuer eingedämmt oder gar gelöscht werden...
War es der Feldherr der Juden, der mit seiner Prophezeiung von Vespasians Zukunft nur die Bewahrung seines Lebens beabsichtigte, legte dieser doch damit einen neuen Brand, der schnell und entschieden zu bekämpfen war. Lartius ersann die List, die Vespasian aus dieser lebensbedrohenden Gefahr befreite, auch wenn dafür ein Anderer leiden musste...
Die Einigkeit der im Hintergrund der Macht Wirkenden beförderte Lösungen, die mit List umgesetzt, zur Konsolidierung Roms führten. Kaiser Nero, auf die Bedrohung in Gallien aufmerksam gemacht, begriff die Gefahr und nahm sich Epaphroditos Vorschläge an. Obzwar Neros Botschaft in die richtigen Hände gelangte, wählte dessen Träger einen Umweg über Rom. Mündliche Botschaften vermochten das Leben des Überbringers zu bedrohen. Diese Gefahr erkennend, glaubte Adranos, der Bote, über den Dienst für Kaiser Nero und die Prätorianer nachzudenken zu müssen. Zum Anderen besaß er noch weitere, für den Umweg greifbare Gründe...
Für Statthalter Vindex in der Provinz Lugdunensis war Neros Botschaft hilfreich, wenn ihm diese auch nicht frei von Bedrohung und Gefahr erschien...
Inzwischen gewann Gerwin am Rhenus Zeit, sich dem Unwesen seines Feindes Tutor zu widmen. Mit neuen Tatsachen gerüstet, begann der Hermundure die Jagd nach dessen Leben. Trotz des Fehlschlages und dessen erneuter Flucht, gelangte der Treverer in eine Ausweglosigkeit, die ihn in die Arme seiner Mutter trieb. Deren Entscheidung erschien ihr günstig, barg aber unabsehbare Folgen in sich...
Auch der Evocati Lartius dachte über seine Bemühungen für Rom nach und gelangte so zu Erkenntnissen einer möglichen Nachfolge für Kaiser Nero, die er mit seinem Vertreter zu beraten versuchte. Was Lartius dann erfuhr, erschütterte ihn zutiefst...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Okt. 2022
ISBN9783347692626
Die Legende vom Hermunduren: Die List der Evocati > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 AD > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
Autor

G. K. Grasse

Geboren im Jahr 1949. Schulzeit, Lehre zum Elektromonteur, Studium zum Ingenieur für Nachrichtentechnik, Diplomstudium und ein nachfolgendes Berufsleben als Diplom-Ingenieur im Technischen Bereich. Nach der Wende eine Zeit der Selbständigkeit im Bereich der Kommunikationstechnik (über zehn Jahre). Anschließend Teamleiter im technischen Bereich Mobilfunk und Breitbandausbau. Mit zunehmendem Alter prägten sich andere, neue Interessen aus. Nach umfangreichen persönlichen Studien zu historischen Ereignissen begann der Autor 2011 mit dem Schreiben historischer Romane. Das vorrangige Interesse gilt der Zeit des ersten Jahrhunderts nach Christi Geburt. Die im freien Germanien lebenden Stämme stoßen mit den über den Rhein vordringenden Legionen des Römischen Imperiums zusammen. Welche Widersprüche entwickeln sich und welchen Einfluss hat die Zivilisation der Römer auf das Leben der Stämme? Das sind den Autor interessierende Fragen und er versucht das Leben und die Kämpfe betroffener Germanen in historischen Romanen zu beschreiben.

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    Buchvorschau

    Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse

    1. Der Bote des Kaisers

    67 nach Christus - Sommer (23. Iulius

    Imperium Romanum – Ro

    Schon einmal suchte der Ankommende das Tor dieses Grundstückes in Rom auf. Es war somit für ihn kein unbekanntes Territorium, aber dennoch fühlte er sich dieses Mal weit aus mehr verunsichert.

    Er war ein Bote des göttlichen Kaiser Nero der gegenwärtig in Achaea somit in einer seiner Provinzen weilte.

    Als ihn sein Oheim der als Secretariu des Kaisers dessen göttliche Fäden spann, rief, zögerte er nicht mit seinem Kommen. Er fand sich allein dem hinter seinem Arbeitstisch sitzenden Kaiser gegenüber, ohne dass sein Oheim an dessen Seite auftauchte. Das war durchaus ungewöhnlich, aber was war im Umfeld des Kaisers schon nicht außergewöhnlich?

    „Du bist Tigellinus Grieche? fragte Nero und Adrano spürte ein Lauern.

    „Man sagt du seiest sehr treu… einmal Tigellinus gegenüber, dann mir gegenüber und weiter noch einem Anderen Treue schuldig… Fragt sich… setzte der Kaiser fort „… wessen Treue die der Anderen überwiegt?

    „Göttlicher Nero, was glaubst du? Welche Antwort würde dir am Meisten und welche wohl am Wenigsten gefallen… Es bliebe sich für mich gleich, denn beide Antwortmöglichkeiten könnten zum gleichen Ergebnis führen…" Adranos vollzog mit der Hand einen angedeuteten Schnitt am Hals, der für das Rollen seines Kopfes stand.

    „Also ziehe ich es vor, dir keine Antwort auf deine Frage zu geben… Trotzdem sollte ich dich, Göttlicher, daran erinnern, dass ich bisher nicht nur eine deiner Botschaften beförderte und keine ging jemals verloren… Du wirst sicher auch Kenntnis davon haben, dass niemals von mir beförderte Nachrichten in falsche Hände gelangten. Dennoch ist es dem unterstellten Mann unmöglich, seine Vollkommenheit zu beweisen, denn Vollkommenheit besitzt nur du, Göttlicher!"

    Der Sprecher beobachtete den Kaiser und die Wirkung seiner Worte. Was er zu sehen glaubte, hielt er für Neugier.

    „Würde ich es wagen, den Versuch zu unternehmen, wäre schon mein erstes Wort eine Lüge und dass wäre fast so schlimm wie ein Betrug, denn die Lüge ist die Vorstufe des Betruges. Vollziehe als niederster Unterstellter diesen ersten Schritt und dann noch gegenüber dir, Imperator werden Nachfolgende mich ins Unheil leiten… Ich aber will Leben, will dienen und scheue auch keine Gefahr, der ich mich stellen kann… Nur Göttlicher, gegenüber deiner Allmacht bin ich ein zu geringes Opfer… Du bist es, der mein Leben in seiner Hand hält und weil ich an diesem Leben hänge, diene ich dir ohne jeden Vorbehalt."

    Nero nickte mehrmals zu den Worten die er hörte, ließ aber keinen Blick von Adranos.

    Der junge Grieche schien mit seiner Antwort noch unzufrieden und setzte seine Worte fort.

    „Göttlicher, dir ist bekannt, wer dieser dritte Andere ist… Nur dieser Mann weiß um meine Rolle… Als noch Einigkeit in allen Belangen zwischen diesen drei Männern herrschte, fragte mich keiner nach meiner Treue… Dann waren sich nur noch zwei dieser Männer einig und jetzt stehe ich allein vor dir… Stellt sich nur eine Frage für mich? Der andere Mann könnte verhindert sein… oder aber auch deine Gunst verloren haben… Allein, es besitzt für mich keinerlei Bedeutung, denn nur du hältst mein Leben in deiner Hand… Trachtet der dritte Mann nach deinen Botschaften, so scheitert er an meiner Treue und du wirst ihm jeden Freve an mir lohnen… Der zweite Mann wird mir nichts tun, bin ich doch von seinem Blut…"

    Adranos beendete seine Erklärung und wartetet damals auf die Entgegnung des Kaisers oder dessen Entscheidung.

    „Der Präfek schickt dich nach Rom?" fragte Nero fast nebensächlich. Es war doch schon auch zu klar, als das Adranos hätte antworten müssen.

    „Ja, Göttlicher!"

    „Zu wem?" Nero wirkte interessiert.

    „Zum anderen Präfekt der Prätorianer zu Nymphidius Sabinus, Princep!"

    „Mit welcher Botschaft?" Adranos spürte den Willen des Kaisers, den die Nachrichten seines Präfekt sehr zu erregen schienen. Der Versuch in Geheimnisse des Tigellinus vorzudringen war zu deutlich.

    „Göttlicher, ich weiß es nicht… Erinnere dich an die Art seiner Botschaften im kleinen Dolch und in der Gürtelschnalle der Medusa Selbst wenn ich wollte, ich kann eine solche Nachricht nicht wieder so erstellen, dass es unbemerkt bliebe, hätte ich Einsicht genommen… Ein großer Teil meiner Sicherheit ergibt sich aus der Beauftragung durch den Präfekt. Weil es kein unter dir Lebender wagt, sich Präfekt Tigellinus zum Feind zu machen, hängt mein Leben auch in Zukunft an der Winzigkeit unversehrter Nachrichten. Selbst der zweite Mann scheut vor einem Einblick zurück…" Adranos sah den Kaiser unterwürfig an.

    „Allein du, Imperator, besitzt die Macht diesen Anspruch zu stellen und Einsicht zu nehmen. Das aber dürfte nicht in deinem Interesse liegen… Zum Einen wirst du mich, falls du mich weiterhin zu Nutzen gedenkst, nicht dieser Gefahr aussetzen wollen… Zum Anderen wäre es für dich ein Leichtes den Präfekt zu rufen und von ihm die Öffnung der Botschaften zu fordern oder auch, in seinem Beisein deren Öffnung durch mich zu veranlassen…"

    Adranos hoffte, bangte und weil ihn diese Aussicht zu verurteilen drohte, fügte noch eine Bemerkung an: „Nur auch dann wäre ich als ein ihm treuer Mann verbrannt und zukünftig für dich ohne jeden Nutzen! Ist es dann aber eine unwichtige Botschaft, ärgerst du dich und ich muss deinen Zorn dann fraglos erdulden, Princeps…"

    Nero erhob sich und trat zu einem kleinen Tisch, auf dem Wei und Wasser seiner harrte. Er füllte einen Pokal, trank und wandte sich dem Boten zu.

    Adranos spürte den Zeitgewinn des Kaisers, der seine weitere Vorgehensweise zu überdenken schien.

    „Du hast zweifellos recht und für eine unbedeutende Botschaft an seinen anderen Präfekt lohnt es sich nicht, auf deine wertvollen Dienste zu verzichten! Andererseits, welche Botschaft zwischen den zwei Präfekten meiner Prätorianer wäre unbedeutend? Es wäre für mich schon von Interesse, wüsste ich, was Tigellinus mit Nymphidius Sabinus Hilfe ausheckt…"

    „Princeps, erlaube mir eine Bemerkung dazu…"

    Der Kaiser nickte gnädig.

    „Wer zweiter Präfekt ist, möchte an die Stelle des ersten Präfekt treten… So ist der Empfänger solcher Botschaften nicht immer erfreut! Weil er auch zuweilen Wut zeigt, erkenne ich, der ich doch nur ein unbedeutender Bote bin dennoch, dass ihn nicht Treue und nicht Freundschaft zum Versender beherrscht!"

    Nero setzte sich, faltete seine Hände ineinander und legte sie auf dem Tisch ab. Das Schweigen gab Adranos Gelegenheit noch einen leise vorgetragenen Gedanken anzufügen.

    „Princeps, würdest du, im Beisein eines solch Unwürdigen wie mir, wichtige Botschaften öffnen?"

    Nero musterte den Boten.

    „Nymphidius Sabinus tut solches und so lernte ich dessen Sinnen zu erkennen… Sie streben nicht nach unbedingt gleichen Zielen und sind sich nicht in Treue oder gar Freundschaft verpflichtet…"

    Nero schritt im Arbeitsraum, in dem sie sich trafen, auf und ab. Er dachte nach. Dann drehte er sich abrupt zu Adranos um und eine Frage schoss auf den Griechen zu.

    „Wärest du in solchem Fall in der Lage auch den Inhalt der Botschaft zu erfahren? Ein paar geschickte Fragen…"

    „Princeps, es käme auf einen Versuch an… Gleichwohl sind mir Grenzen gesetzt, die nicht unbedingt deine Zufriedenheit finden könnten…"

    „Das ist wohl wahr, Grieche!" Nero nahm seine Wanderschaft durch den Raum wieder auf. Stille blieb sein Begleiter.

    Als er sich wieder auf den prachtvollen Stuhl hinter seinem Arbeitstisch setzte, stellte er mit einem zufriedenen Ton in der Stimme fest, dass es wohl wirklich auf einen Versuch ankäme.

    „Du könntest es so angehen, dass Sabinus denkt, du würdest lieber ihm als Tigellinus dienen…"

    „Princeps, ich habe verstanden!"

    Nach einer kleineren Pause ergriff Nero wieder das Wort. „Du kennst das Haus der Evocati?

    „Ja, Göttlicher!"

    „Gehe zu dem Mann in diesem Haus und sage ihm, dass ich Meldung von ihm erwarte… Du kennst den Weg einer Botschaft, die nicht unbedingt des Präfekt Aufmerksamkeit erregt?"

    „Ja, Princeps! Die Nachricht sollte an meinen Oheim gehen…" Adranos nahm wahr, dass Nero seinem Onkel noch immer zu vertrauen schien. Bestimmte der Kaiser als Ort zum Eingang einer Nachricht vom Evocati den Oheim, dann war dieser nur deshalb bei ihrem Gespräch nicht zugegen, weil ihn andere, weit wichtigere Aufgaben banden.

    Nero versank in ein neuerliches Nachdenken. „In Germanien scheint Ruhe eingetreten zu sein, dennoch soll der Mann dort aufmerksam bleiben, in Gallie aber möchte ich ein verstärktes Vorgehen. Sofern ihm nicht genügend Erkenntnisse vorliegen, soll er die Zahl seiner bisherigen Männer erhöhen und deren Vorgehen nachdrücklicher gestalten! Verstehst du, was ich meine?"

    „Ja, Princeps!"

    „Der Norden zählt so einige Provinzen die mich beunruhigen. Vor allem Gallien ist mir wichtig! Der Evocati sollte bei allen diesen Statthalter Männer bereithalten, die Informationen beschaffen und auch in der Lage wären, einen von mir in der Ernennung begangenen Fehler zu berichtigen…" Diesmal deutete Nero mit seiner rechten Hand an, was er meinte. Die Hand fuhr über seinen Hals und war somit eindeutig.

    „Außerdem interessiert mich des Mannes Meinung zur Lage in Rom…"

    „Princeps, ich habe deine Forderungen vernommen und werde entsprechend handeln!"

    „Gut, treuer Grieche, dann geh!"

    Adranos erhob sich damals und verließ seinen Kaiser.

    Mochte ihn Nero für einen Griechen halten… Er selbst sah sich als römischen Bürger und diese, seine eigene Ansicht, ließ er sich von Anderen nicht erschüttern, auch nicht durch den Kaiser…

    Eigentlich war sein Reisebeginn für den folgenden Tag vorgesehen, doch Präfekt Tigellinus rief ihn zu sich und stellte merkwürdige Fragen. Offensichtlich trieb den Präfekt Neugier an. Seine Spione hatten ihm wohl vermeldet, dass Adranos vom Kaiser gerufen worden war.

    Adranos kam der Gedanke, dass ihn Tigellinus überwachen ließ und weil er am vergangenen Tag tatsächlich für ein paar Stunden verschwunden war, forschte der Präfekt in dieser Richtung.

    Adranos aber antwortete in Offenheit, benannte den Ort, wo er weilte, als ihn Tigellinus angeblich suchte. Bestimmt wurde seine Angabe geprüft, was Zeit erforderte. Die zeitliche Differenz zwischen seinem Verweilen beim Kaiser und der Zeit, die der Präfekt hinterfragte, schien Adranos bedeutungslos.

    Erst als Tigellinus sich der Treue seines Mannes versichert zu haben glaubte, ließ er Adranos rufen, führte ihn, so wie immer, mit den Munife seiner Begleitung zusammen, stellte Forderungen und entließ ihn dann mit dem neuen Trupp.

    Trotzdem war etwas neu für Adranos.

    Bisher folgten ihm vier Munifex, in denen er zumeist bescheidene, stille und sehr zähe Begleiter vermuten durfte, die wenig Fragen stellten, dafür aber in Auseinandersetzungen ziemlich handfest vorgingen. Diesmal stellte ihm der Präfekt acht Munifex zur Verfügung.

    Es war die andere Zahl, die ihn misstrauisch machte und so führte eine Betrachtung der Begleiter zu einem ihm unbekannten Gefühl.

    In der Vergangenheit war es stets so, dass er seine Sicherheit gewahrt wusste. Diese Männer aber waren anders. Er bemerkte, dass die bisherige Rivalität und das gegenseitige Misstrauen der Männer untereinander fehlte.

    Am neuen Morgen bestiegen sie eine auf sie wartende Liburn und stachen von Korint aus in See. Nur fünf Tage später legten sie in Brundisiu an und am Ende nur weniger weiterer Tage erreichten sie die Tore von Rom. Seit seinem Gespräch mit Kaiser Nero mochte etwa ein halber Monat vergangen sein.

    Von diesem Tag der Ankunft an beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er fand eine für seine Zwecke geeignete Herberge, brachte seine Männer unter und suchte am folgenden Tag Nymphidius Sabinus im Lager der Prätorianer auf. Es war wie immer seine Absicht, die Munifex in der Herberge zurückzulassen, dennoch fühlte er sich auf dem Weg zum Lager und auch zurück beobachtet.

    Bei seiner Ankunft prüfte er die Anzahl seiner Männer und stellte wirklich fest, dass einer der Munifex fehlte. Also verließ er auch am folgenden Tag das gastliche Haus und ließ die Munifex dort zurück. Wieder beschlich ihn das Gefühl der Beobachtung. Wollte er genau wissen ob er verfolgt wurde, brauchte er einen Ort, der ihm zwei Dinge bot: gute Sicht und unsichtbares Verschwinden…

    Rom war eine äußerst belebte Stadt, wo es kaum einen Ort gab, der in Ruhe und Verschwiegenheit dahinsiechte.

    Er wählte das Forum Boarium Gab es keinen stillen Ort, so musste es einer mit viel Lärm, mit viel Bewegung und kleineren Stellen der Verschwiegenheit sein.

    Der Viehmarkt schien ihm günstig und die Pons Maximu über den Tiberi versprach ein schnelles Verschwinden, denn nicht vielen Römern war bekannt, dass unterhalb der Brücke die Cloaca Maxim in den Fluss mündete.

    Ihm war der Zugang bekannt und so wusste er, wo er vom Fluss aus in die Cloaca Maxima vordringen konnte und wo er das unterirdische Kanalsystem wieder verlassen durfte.

    Adranos hoffte, dass seinen Verfolgern diese Dinge unbekannt waren… Auch schien ihm, wenn er am hellen Tag eine Falle stellte, falls ihn nicht nur ein Verfolger beobachtete, dieser eher auf den Ruderbooten des Tiberis nach ihm suchen würde, statt an die Cloaca Maxima zu denken.

    Verfiel dieser Verfolger dennoch auf das unterirdische System sprachen die Zielstrebigkeit, Schnelligkeit und Ortskenntnis für ihn selbst.

    So machte sich Adranos an die Umsetzung seiner Absicht. Von jenseits des Tiberis über die Pons Maximus gelangte er schnell zu den Stufen, die zum Tempel des Portunu hinaufführten und sich dort, hinter einer der Säulen zum Fluss hin versteckend, sollte ihm einen Blick auf die ihm folgenden Personen ermöglicht sein.

    Die Höhe seines Standortes und die nur geringe Entfernung von etwa vierzig Passu erbrachten ihm einen günstigen Blick auf die ihm nacheilenden Menschen.

    Als er die Pons Maximus verließ, sagte ihm ein Blick über die Schulter, dass noch kein Verfolger die Brücke betreten hatte. Schnell die elf Stufen zum Tempel des Portunus hinauf hastend und hinter einer der riesigen Säulen verborgen, sah er den Ersten seiner Munifex und erkannte unschwer den Mann, der ihn schon einmal verfolgte. Der Munifex sah ihn nicht und wendete sich in Richtung zum Forum Boarium und somit dem Viehmarkt zu.

    Der diesem folgende Munifex sah offensichtlich, in welche Richtung sich sein Vorgänger wandte und wählte die entgegengesetzte Richtung zum Portus Tiberinus

    Noch während Adranos, unschlüssig wem er folgen sollte, zögerte, tauchte der Älteste seiner Munifex auf und verharrte, als er seine beiden Gefährten ihre Richtung wählen sah. Er war sich seiner Sache wohl nicht sicher…

    Das schien der Moment zu sein, sich zeigen zu dürfen. Also tauchte Adranos Kopf kurz hinter einer der Säulen auf und verschwand sofort wieder. Von da ab, aus der Höhe des Tempelbodens hinab springend auf den umgebenden Rasen, mischte sich der Grieche unter die Viehhändler, wählte den Weg in die Richtung des Zugangs zur Cloaca Maxima, zeigte sich hin und wieder und führte den Verfolger zum geheimnisvollen Eingang in eine dunkle und stinkende Welt.

    Der Munifex folgte ihm. Er hielt auf Abstand. Als Adranos aber am Ufer abtauchte, zwang den Mann die Neugier zu einer Entscheidung. Die Gefährten rufen oder folgen… Beides gleichzeitig schien unmöglich.

    Weil der Munifex glaubte, dass der Decuri noch immer nicht wusste, dass er verfolgt wurde, ging er das Wagnis ein und folgte dem Voranschreitenden in die Dunkelheit.

    Schließlich gab ihm Tigellinus den Auftrag, den er nicht scheitern lassen durfte. Der Präfekt drohte ihm, falls er nicht eindeutige Beweise einer Schuld oder Unschuld dieses griechischen Decurio der Prätorianer erbrachte, mit dem eigenen Tod.

    Der Mann wusste, dass der Präfekt in solchen Dingen niemals scherzte. Die Spur zu verlieren, war die eine Sache… Gewiss gab es andere Möglichkeiten dem Kerl auf die Schliche zu kommen… Andererseits aber war die Gelegenheit zu günstig und so gab er sich dann einen Ruck und folgte dem Decurio.

    Er hörte die Schritte des Mannes vor sich, dessen Patschen in Pfützen, dessen Fluchen, Verwünschungen an die Götter und diesen Hund von Präfekt in Rom, der ihm zu viele Schwierigkeiten auferlegte…

    Der Munifex wusste nicht, wen der vor ihm Schreitende meinte, vermutete aber Nymphidius Sabinus. Weil das Schimpfen stetig leiser wurde, beschleunigte der Munifex seine Schritte und holte unmerklich auf.

    Die Stimme wurde immer leiser, unterließ das Schimpfen und Fluchen jedoch nicht und so überhörte der Verfolger immer länger werdende Pausen zwischen den einzelnen Worten des vor ihm herlaufenden Decurio.

    Dann schlug urplötzlich der Blitz ein.

    Als er zu sich kam, waren sie in steter Dunkelheit angelangt. Er lag an Armen und Beinen gefesselt vor dem Decurio. Sein Kopf schmerzte, auch der Rücken und die Schultern. Außerdem war er nass und seine Kleidung roch unangenehm nach Kot und Urin.

    Der Munifex schloss daraus, dass der Decurio ihm auf den Schädel geschlagen hatte, ihn fesseln konnte und dann an den Füßen durch die Gänge der Cloaca gezogen hatte.

    „Es ist schon bedauerlich, wohin allzu große Neugier führt? Du hättest sicher kaum geglaubt, wie Unangenehm es ist, durch die Scheiße Anderer gezogen zu werden… Möchtest du mir etwas erklären?"

    „Pack dich, Decurio!" hörte Adranos.

    „Das tue ich, Munifex! Zuvor hätte ich jedoch gern ein paar Auskünfte… Es gibt da zwei Möglichkeiten… Du sprichst, ohne das ich Schmerz zur Überzeugung anwenden muss oder du wählst den qualvollen Vorgang… Zu meinem Bedauern muss ich dir jedoch mitteilen, dass du die Cloaca nur noch schwimmend verlassen wirst…"

    Adranos zeigte auf seine Waffe.

    „Zuvor lernst du meinen Pugi kennen, dann verrottest du hier unten, wirst von den Ratten benagt und irgendwann befördert das Wasser eines Wolkenbruchs deine restlichen Knochen in den Tiberis und ins Mare Nostru…"

    In Adranos Stimme schwang Häme mit.

    „Du hast dich an den falschen Mann verdingt! Ich bescheinige dir deine Treue bis in den Tod! Außerdem biete ich dir an, wenn du deinen Schwur ihm gegenüber halten möchtest, mit nur einer sparsamen Kopfbewegung zu antworten. Stimmst du meinem Vorschlag zu, dann nicke, lehnst du ab, dann schüttele den Kopf… Hast du verstanden?"

    „Du meinst also, dass ich sterben muss…" entgegnete der Gefesselte.

    „Ja, Munifex! Du bist ein erfahrener Mann und hast sicher schon manche Schwierigkeit überstanden, dieser aber entkommst du nicht! Der Eine deiner Männer sucht am Viehmarkt und der Andere am Portus Tiberinus. Doch beide verpassten es, dich im Auge zu behalten…" Aus Adranos Worten sprach unerschütterliche Zuversicht.

    „Eigentlich warst du der, der die Übersicht behalten sollte und nun liegst du vor mir noch so jungen Burschen… Ich weiß, dass ist nicht angenehm und deine Aussichten sind es auch nicht… Wir sind tief in der Cloaca Maxima und weit vom Hauptarm entfernt… Wäre ich mit dir im Hauptarm geblieben, könntest du vielleicht auf Hilfe hoffen… So aber sind wir zu weit vom Eingang entfernt und kennt sich keiner der Männer hier etwas aus, wirst du nie gefunden… Also, warum soll ich deine Qual unnötig hinauszögern? Beginnen wir das Spiel von Frage und Antwort?"

    „Ich werde dir nicht antworten!"

    „Doch, das wirst du, glaube mir… Weigerst du dich, ist dein Ende voller Schmerz… Zuerst verlierst du deine Augen… Die brauchst du nicht mehr, ist doch sowieso nur Dunkel hier unten… Deine Zunge und deine Ohren bleiben dir vorerst erhalten, will ich doch Antworten… Also musst du meine Frage hören und mir antworten können… Auf alles Andere wirst du zukünftig verzichten können, auf deine Eier und das was darüber hängt, auf Finger, Hände, Füße… Was glaubst du, wie lange du Schweigen wirst?"

    „Du brichst mich nicht!" stellte der Gefesselte einfach fest.

    „Ja, es könnte dauern und Zeit ist das, was mir fehlt… Schließlich sollte ich vor deinen beiden Begleitern in der Herberge ankommen, andernfalls…" Adranos ließ offen, was er dachte.

    „Habe ich recht, dass Tigellinus dich beauftragte?"

    Der Gefesselte schwieg.

    „So wird das nichts, mein Freund!" Die Hand des Griechen fuhr vorwärts und der schlanke, schmale Dolch landete in des Munifex linken Auge.

    Der Schmerz erschütterte dessen Fühlen und Denken. Das Auge war weg. Er sah es, mit dem verbliebenen Auge, vor sich auf dem Boden. Der Schnitt mit der Klinge brachte das gesamte Auge, mit nur einer kurzen Drehung, zum Herausfallen. Diese sichere Handlung zeugte von Erfahrung. Der Munifex vergaß für einen Moment der Überraschung den Schmerz, bevor er aufschrie.

    Als sich der Munifex gefangen hatte, der Grieche ließ ihm die Zeit, erklang ein einziges Wort.

    „Ja!"

    „Da ich dich nicht kenne, noch niemals zuvor je sah, gehörst du zu seinen Treuesten?"

    Der Gefesselte erinnerte sich an das zuvor erhaltene Angebot. Er nickte.

    „Weißt du, was der Präfekt vermutet?"

    „Ja!"

    „Siehst du, es geht doch!" Adranos grinste in die Düsternis des Gewölbes und der Prätorianer fühlte dessen freudige Regung.

    Adranos machte das, was er tat, nicht gern. Sicher hatte der Munifex solche Behandlung nicht verdient, doch wollte er selbst am Leben bleiben, musste er diese Sache ausführen.

    „Sage mir, was er vermutet?" Adranos ließ nicht locker.

    „Betrug! Du dienst nicht nur ihm…" hörte er eine widerwillige Antwort.

    „Wen vermutet er?"

    „Den Kaiser, den Secretarius…"

    „Welche Beweise besitzt er?"

    „Keine! Ich sollte diese beschaffen…" gab der Gefesselte kleinlaut zu.

    „Wer von deinen Männern weiß noch von deinem Auftrag?"

    „Alle!" hörte er.

    Adranos überlegte, welches Wissen für ihn noch von Wert wäre. Er sah, dass er diese Gelegenheit nutzen sollte. Der Munifex war gebrochen. Er würde antworten und dann auf den schnellen Tod lauern…

    „Wie solltest du es herausfinden?" Adranos nahm sich, trotz aller Eile die Zeit.

    „Wir sollten dir folgen, gleich wohin du dich begibst… Der Präfekt gab, wie er selbst sagte, bisher immer dir die Macht über deine Begleiter. Ich wurde von ihm anders eingewiesen. Diese seine Worte waren bei unserer gegenseitigen Vorstellung für mich ohne jeden Belang…"

    „Das aber hätten dir deine Männer möglicherweise nicht abgenommen, wenn sie, wie bisher immer, sich nicht kannten… warf Adranos zwischen des Gefesselten Worte. „Entweder du besitzt einen Beweis zur Überzeugung jedes dieser Männer oder es sind alles deine eigenen Gefolgsleute…

    Der Gebundene schwieg.

    „Es sind alles deine Männer… Deshalb acht Munifex statt vier, wie sonst immer… Deshalb keinerlei Rivalität und Misstrauen untereinander…" Die leisen Worte waren eine Folgerung und eigentlich nicht für den Gefesselten bestimmt. Es machte allerdings keinen Unterschied für dessen vorbestimmtes Schicksal.

    „Wer wird sie anführen, kehrst du nicht mehr zurück?"

    „Der Munifex, der als Erster über die Brücke kam…"

    „Wie solltest du an den Präfekt berichten?"

    „Über den anderen Präfekt!"

    „Und wenn du selbst dazu nicht mehr in der Lage sein würdest?"

    Adranos ließ nicht locker. Von jeder Antwort hing ein Teil seines Überlebens ab.

    „Er kennt mein Pferd!" behauptete der Gefesselte.

    „Pferde reden für gewöhnlich nicht…" stellte der Decurio unerschütterlich fest.

    „Das Tier stammt aus seiner Zucht… Es besitzt Eigenarten…"

    „Na und?"

    „Deshalb erkennt er es unter allen übrigen Pferden und er kennt den Sattel…"

    Plötzlich wurde Adranos bewusst, dass der Munifex auf Zeit spielte.

    Jede Frage seinerseits brachte eine Antwort und ein Verwirrspiel, welches Zeit bedurfte. Zeit aber stand ihm nicht zur Verfügung.

    „Auch der Sattel spricht nicht…"

    „Wer weiß…"

    „Weil du gerade davon sprichst… Ich danke dir! Inzwischen weiß ich genug…"

    Der Dolch kam schnell, ohne jede Ankündigung! Das Blut schoss aus dem Munifex heraus und ergoss sich in dessen Schoß und anschließend auf des Decurio Caligae

    Erschrocken sprang Adranos zurück und fluchte. Er wartete ab, bis der Mann ausgeblutet war, dann drehte er sich ab und schritt tiefer in die Kanäle, fand den Hauptkanal und schließlich den Ausgang in der Nähe der Basilica Aemilia

    Er suchte ein in der Nähe befindliches Badehaus auf, nahm die zuvor dort hinterlegte Kleidung und Ausrüstung auf, badete sich gründlich, ließ die andere Kleidung verbrennen und als er die gastliche Stätte verließ, war er nicht nur sauber, sondern fühlte sich noch dazu bestens gelaunt. Er war einer durchaus großen Gefahr entkommen, die aber noch nicht ganz überwunden schien.

    Am nächsten Morgen wartete Adranos die Ereignisse ab.

    Der Älteste der Prätorianer kehrte nicht zurück.

    Der zweite Mann, den Adranos inzwischen auch kannte, fluchte ausgiebig und schickte, auf Vorschlag der übrigen Männer, deren Hälfte auf die Suche.

    Weil Adranos aber dann nicht genügend Munifex zur Verfügung standen und er einen gefährlichen Auftrag zu erfüllen hätte, schimpfte er, drohte bei Versagen und machte so den einen Trupp zur Suche scharf und den Rest der Mannschaft forderte er auf, ihn zu begleiten.

    Die Männer sollten aufmerksam bleiben, sich gegenseitig decken und beobachten und ihn vor der Villa an der er sie verlassen würde, erwarten.

    Dann trat er an das Tor und begehrte Einlass.

    Drei Schläge an das Tor, ein Augenblick des Wartens, dann zwei ebensolche Schläge und eine erneute Pause, bis ein letzter Schlag das Öffnen des Tores erzwang.

    Adranos trat ein und sah sich dem Verwalter dieses Hauses, dem er schon einmal begegnet war, gegenüber.

    „Folge mir!" hörte er und wurde zu einer bekannten Tür geführt.

    2. Die Dreieinigkeit

    67 nach Christus - Sommer (23. Iulius

    Imperium Romanum – Ro

    Adranos betrat den Raum, grüßte den älteren Mann am Tisch mit einem Schlag auf die Brust, zog den kleinen, zierlichen Dolch, öffnete seinen Cingulum Militare befreite den Gürtel von dessen Schnalle und legte den Dolch und die Medusa vor den Älteren auf den Tisch.

    „Ich sehe, Adranos, dass dir an meinem Vertrauen liegt… Du bietest mir die Nachrichten des Präfekt an und hoffst darauf, dass ich dessen Verfahren erkannte und Mittel zum Lesen der Botschaften gefunden habe… Auch vermutest du richtig, dass ich weiß, wie diese Nachricht erneut zu schützen ist, so dass kein Empfänger deinen Verrat erkennen kann… Also lass uns ans Werk gehen!"

    Lartiu stand auf, um sich zur Klingelschnur zu begeben.

    „Herr, diesmal ist so Einiges anders… Ich bringe dir keine Botschaft, denn die geheimen Fächer sind leer…"

    Lartius stockte auf seinem Weg zur Klingel. Überrascht wandte er sich seinem Gast erneut zu. „Wie schade… Ich hatte mich darauf gefreut, es dir zeigen zu können, wobei ich nicht so schnell wieder mit dir gerechnet hatte…"

    „Herr, lass es mich erklären…"

    „Gut, dann aber machen wir es uns bequem…" Lartius ließ sich in einen der Korbsessel fallen. Mit seiner Hand bot er dem Decurio an, es ihm gleich zu tun und schenkte sofort Wasser und Wein in einen Pokal, dem er dem Gast reichte.

    „Berichte, Decurio der Prätorianer!"

    Es dauerte geraume Zeit, bis Adranos zum Ende gelangte.

    Lartius, der Kopf der Adler der Evocati erhob sich und durchmaß den Raum. Er schwieg und seine Gedanken kreisten um das Vernommene.

    Adranos tat es dem Älteren gleich. Er schwieg ebenso und trank nur hin und wieder aus dem Pokal.

    Lartius setzte sich, als er zum Ende seiner Schlüsse gelangt war.

    „Das ist eine für dich gefährliche Lage, mein junger Freund… Dein Präfekt misstraut dir! Er änderte sein Vorgehen und bespitzelt dich… Merkwürdig dabei ist, dass er sich damit offen gegen den Kaiser und deinen Oheim stellt… Das zeigt mir die Tiefe des Bruchs zwischen Tigellinus und dem Kaiser!"

    Lartius befeuchtete sich die Lippen und den Gaumen mit seinem Falerner Wein

    „Du handeltest richtig, indem du den Munifex in eine Falle locktest… Ich bescheinige dir ein ungewöhnliches Geschick! Es ging einzig darum, ob du lebst und weiter wertvolle Dienste erbringen kannst, oder irgendwo deinen Kopf verlierst… Du wirst mit den Männern zurückkehren müssen und dann belastet dich ein Misstrauen des Präfekt, der dir seine Gunst entziehen wird…"

    „Herr, auch ich denke dies! Dass sein Misstrauen berechtigt ist, scheint offensichtlich, ebenso dürfte meine Zeit in seinen Diensten vorbei sein, würde ich die Männer zurückbringen…"

    „Du hast andere Absichten?" Lartius zeigte sich überrascht.

    „Der Präfekt und die Munifex sind nur ein Teil meiner Probleme, der sich in Wohlgefallen auflösen ließe, würde ich nur seinen Befehlen folgen… Sein Misstrauen fände keine Nahrung, berichteten die Munifex von den Unternehmungen, die ich in seinem Auftrag erledigte." Der Bote schwieg kurz, fasste sich und sprach weiter.

    „Mich aber rief der Kaiser und erteilte mir für dich wichtige Botschaften… Ein gewisses Gefühl sagte mir, dass ich vorsichtig sein sollte und so wählte ich zuerst die Erfüllung der Aufträge des Präfekt. Das führte zwar dazu, dass ich Tigellinus Botschaften übergeben musste, versetzte mich aber in die Lage, die Verfolger wahrzunehmen. Somit fanden die Munifex bisher keinen Grund für Verdächtigungen und hätten nur bestätigen können, was der Präfekt ohnehin wusste…"

    Adranos Blick folgte den Bewegungen des Evocati, der aufstand, den Raum durchmaß und sich erneut setzte.

    „Die andere Reihenfolge wäre möglicherweise verheerend gewesen… Doch jetzt bin ich geradezu gezwungen, dich aufzusuchen und alle meine Munifex wissen davon. Es lässt sich kaum noch verheimlichen, dass ich dich besuchte und auch der Präfekt wird schnell begreifen, dass dahinter der Kaiser steckt… Ob ihm das aber gefällt?" Erneut schwieg Adranos, besann sich und teilte dem Evocati auch sein übriges Wissen mit.

    „Nichts desto trotz verurteilte der Munifex alle seine Gefährten zum Tod! Sie wissen alle von dessen Auftrag und gewiss kennen sie auch Wege zur Information… Noch aber wissen sie nicht, dass ihre Vermutung richtig ist, denn sie werden den Munifex nicht finden… Die Hälfte lauert vor deinem Tor auf meine Rückkehr und der Rest sucht den fehlenden Prätorianer… Zweifellos wird dieser Teil der Männer, nach erfolgloser Suche, zur Herberge zurückkehren…"

    „Warum Decurio, musstest du den Munifex töten? Wäre es anders nicht besser gewesen…"

    „Herr, ich rechnete mit einem, allenfalls zwei Verfolgern und wollte eigentlich nur sehen, welche der Munifex sich mir zeigten. Es waren aber drei Männer, die mir folgten! Wie sollte ich dem Trupp entkommen, würden sie mir doch, in dieser Zahl, mit Sicherheit folgen können und das auch in den folgenden Tagen… Also lockte ich den, der zur Sicherung der Übrigen eingeteilt war, zum Eingang der Cloaca Maxima. Es war seine Entscheidung, mir zu folgen und jede Art der Sicherheit zu vernachlässigen… Wäre er einfach umgekehrt, ich hätte ihn nicht aus dem Weg räumen können. Als ich das erkannte, nutzte ich die sich mir bietende Gelegenheit!"

    „Zweifellos birgt auch das gewisse Vorteile, nur müssen wir nun gemeinsam eine Lösung finden, die dich in deiner Position erhält und dennoch deine Begleiter vernichtet! Außerdem sind wir von einer gewissen Eile bedrängt…" Lartius stand auf und schritt zur Klingel.

    Der Kopf des Verwalter zeigte sich in der Tür.

    „Rufe mir Venustiniu!" beauftragte er den Mann.

    Kurz darauf erschien erneut dieser Aquila Dente genannte Verwalter und ein weiterer, äußerst finsterer Geselle.

    „Herr, dein Auftrag!" meldete sich der Mann schroff.

    „Nimm dir zehn unserer Männer und reite zur Herberge…" Lartius wandte sich zu Adranos um und lauerte.

    Der Decurio nannte den Namen des Hauses und beschrieb dessen Lage.

    „… dort sind alle seine Begleiter untergekommen. Ein Teil lungert vor unserem Tor herum. Wenn du mit einem Trupp weg reitest, wirst du verfolgt. Schnappe dir die Verfolger, also gib denen Zeit, sich zu erkennen zu geben… Wichtig ist, dass du jeden dich Verfolgenden erwischst… Es sollte nur ein Mann sein, könnte jedoch auch zwei betreffen…"

    „Herr!" quittierte der finstere Mann und wandte sich zur Tür.

    „Warte!" befahl der Aquila.

    „In der Herberge sollten drei seiner Männer eintreffen, die du zu mir bringen wirst… Meide den Kontakt mit der Garde der Prätorianer! Sie könnten von denen Hilfe bekommen… Also Augen verbinden, Knebel und als Munifex unkenntlich machen…"

    „Herr, ist es nicht besser, dann durch die Kanäle zu kriechen?"

    „Nein! Du reitest durch das Tor weg und lässt es, wie zufällig offen!"

    Lartius wandte sich an seinen Verwalter.

    „Aquila Denter, du wirst mit weiteren unserer Männer hinter dem Tor lauern… Ein Neugieriger wird kommen und versuchen einzudringen… Vier Männer lauern vor dem Tor…" Lartius blickte zu Adranos und dieser bestätigte die Anzahl mit einem Nicken.

    „… überwältigt den neugierigen Munifex und lockt dann die verbliebenen Übrigen, ihm zu folgen, aber ohne jeden Lärm…"

    Auch der Verwalter bestätigte, verstanden zu haben.

    Die beiden Beauftragten verließen den Raum.

    „Herr, du vertraust den Beiden?" Adranos zeigte seine erwachende Vorsicht.

    „Unbedingt! Acht Munifex folgten dir nach Rom, einen schicktest du zu seinen Göttern… Also sollte uns das Schicksal von sieben weiteren Prätorianern interessieren… Du wirst sehen, dass sie mir sieben Köpfe bringen und du sie dann alle erkennen kannst… Ob die Köpfe dann noch fest auf Schultern sitzen oder in einem Lederbeutel zu mir finden, ist ohne belang!"

    „Eigentlich verdient keiner der Männer den Tod und dennoch bleibt mir keine andere Wahl…"

    „Es ehrt dich, Decurio, dass du diesen Leben nachtrauerst… Doch die Frage lautet doch wohl, dein Leben im Dienst Roms oder das Leben der Munifex? Für mich ist die Antwort eindeutig und wohl auch für Kaiser Nero! Auch dein Onkel, dieser Gauner Epaphroditos würde wohl eher deinem Ableben nachtrauern, als nur eine Träne für die Munifex zu opfern… Verstehe mich nicht falsch, mein junger Freund. Dein Oheim ist nicht mehr und nicht weniger ein Gauner, wie alle die, die Nero umgeben… Jeder ist zuerst auf sein Leben, dann seinen Vorteil bedacht und erst dann entscheiden sich Römer für Rom oder sonst wen Anderes… Auch ich gehöre dazu…"

    Adranos nahm die erhaltene Aufklärung empfindungslos hin. Ihn umgab ein Schutzmantel abweisender Gefühle. Er würde keines anderen Mannes Beleidigungen jemals an sich heranlassen. Also interessierte ihn die Einordnung seines Oheims nur insofern, dass er die Worte des Evocati niemals vergessen wird. Beeinflussen aber konnte ihn dessen Standpunkt oder Meinung nicht im Geringsten.

    „Herr, wenn dein Gefolge diesen Auftrag erledigt, könnte ich dir inzwischen die Botschaft des Göttlichen verkünden… schlug der Gast vor. „Sicher wird die Verrichtung so einige Zeit beanspruchen…

    Lartius nickte einfach und hörte dann, wie es seine Eigenart war, geduldig zu. Mit der erneuten Bewegung seiner Beine durch den Raum begann dessen Nachdenken.

    Adranos kannte dieses Vorgehen inzwischen und wappnete sich mit Geduld. Dieses Mal benötigte er sehr viel Verständnis und als sich die Tür öffnete und der Verwalter des Evocati erschien, hatte Lartius weder seine Schritte unterbrochen, noch ein Wort verlauten lassen.

    „Wo?" fragte der Kopf der Adler den Verwalter und der Mann nickte hinter sich.

    „Folge mir, Decurio!" Lartius verließ diese gemütliche Kammer, um in einem Folterkeller mit kalten und nassen Wänden halt zu machen.

    Adranos sah das übliche Inventar. Streckbank, Ketten oben in der Decke, an den Wänden und das brennende Feuer… Allerlei Zangen und Eisen fanden sich auf einer hölzernen Platte und auch ein Bottich Wasser schien die Vollkommenheit dieses furchtbaren Raumes zu ergänzen. Das Letzte was ihm auffiel, war das Blut im Boden. Nicht das dort frisches Blut zu sehen war, aber der Boden, so gestampft er war, war auch durchtränkt von Blut.

    „Ja, es ist ein furchtbarer Ort…" äußerte sich der Ältere, dessen Augen denen des Decurio gefolgt waren.

    „Ich gehe ungern hier hinunter und war schon einige Zeit nicht mehr in diesem Raum. Früher gab es das, was du vermutest! Ich bin ein ganz anderer Evocati. Dennoch, wenn es erforderlich ist, erinnere ich mich unseres Carcer…" Er schritt auf eine weitere, aus starken Bohlen bestehende Tür zu und stieß diese auf.

    Vor Adranos, der ihm gefolgt war, standen zwei seiner Munifex und ein Weiterer der Männer lag am Boden. Blut sickerte aus einer Wunde im oberen Bein. Der Verletzte stöhnte.

    „Du Ratte!" schrie der Munifex, der ihn zuerst erkannte und erntete dafür eine Faust mitten ins Gesicht. Der Carnife verstand wohl wenig Spaß.

    „Sind es deine Männer, Decurio? fragte Lartius und dieser nickte seine Antwort. „Also ritt nur ein Mann hinter dem Finsteren und seiner Begleitung her? fügte der Aquila den vorherigen Worten an.

    „Was denkst du, Decurio? Schneller Tod oder noch einige Fragen…" wollte der Evocati danach wissen.

    „Herr, für gewöhnlich bin ich für den schnellen Tod…" Er dachte nach und brachte dann einen Einwand vor.

    „Es sind Munifex und noch zumal die Vertrautesten des Präfekt… Da sollten einige Fragen erlaubt sein…"

    „Gut! entschied Lartius und fügte an: „Gehen wir!

    Der Carnifex versperrte die Tür zur Zelle und folgte seinem Herrn. Sie durchmaßen die Folterkammer und blieben auf dem Kellergang stehen.

    „Welche Fragen sollten beantwortet werden?" Lartius wandte sich dem Jüngeren zu.

    „Zuerst, wer ist der Anführer der Munifex? Wer folgt ihm nach? Dann wäre der konkrete Auftrag von Interesse und wie ein jeder der Munifex davon erfuhr? Gibt es Orte oder Personen für Botschaften… Und dann gib denen den einfachen und schnellen Tod, die schnell und ohne Widersprüche antworteten… Beginne mit dem Verletzten, denn an dem Mann wirst du bald keine Freude mehr haben. Er stirbt in der nächsten Stunde…" Adranos entschied sich schnell und Lartius erkannte, dass den Griechen dabei kaum Mitleid bewegte.

    Lartius nickte und blickte zum Carnifex. „Du berichtest, wenn sie tot sind! Es sei denn, du hörst etwas zu Wichtiges… Du, Aquila Denter, bleibst und überwachst den Verlauf!" Des Aquila Faust flog auf die Brust.

    „Ja, Herr!" hörte der Bote.

    Der Carnifex konnte sprechen, stellte Adranos überrascht fest.

    Der Evocati kannte offensichtlich keinen Widerspruch…

    Adranos folgte dem Evocati zurück in dessen

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