Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Legende vom Hermunduren: Machtwechsel am Rhenus > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 n. Chr. > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
Die Legende vom Hermunduren: Machtwechsel am Rhenus > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 n. Chr. > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
Die Legende vom Hermunduren: Machtwechsel am Rhenus > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 n. Chr. > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
eBook542 Seiten7 Stunden

Die Legende vom Hermunduren: Machtwechsel am Rhenus > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 n. Chr. > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania Magna

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

An zu vielen Orten zu viele Feuer des Widerstandes gegen Rom entzündet, stiegen die Provinzen Judäa und Lugdunensis, sowie die Militärterritorien entlang der römischen Grenze zu Germanien zu Brennpunkten bevorstehender Auseinandersetzungen auf. Um Jotapata, die Festung der Juden in Galiläa, zog sich langsam die Schlinge zu. Der in der Falle sitzende Feldherr der Juden begriff, dass es auch für ihn kein Entweichen geben würde. Der Hass der Römer, die Brutalität des Kampfes und der zähe Widerstand vervielfachten die Wut der Angreifer. Als dann die Festung fiel, ersann er einen Weg für List und Täuschung, bezog die Götter seines Volkes und den Zorn Kaiser Neros mit ein, um letztlich wenigstens sein eigenes Leben bewahren zu können... Wird er den Feldherrn Roms übertölpeln können?
Die Abreise der Brüder Scribonius aus Mogontiacum war längst Vergangenheit, auch wenn zu deren Nachfolge noch nichts entschieden war. Begann die Reise der Brüder nur angespannt, nistete sich bald Zwist unter die sich innig zugeneigten Brüder, der nach deren Ankunft in Achaea und der Begegnung mit Kaiser Nero in Wut und Verzweiflung überging... Sie waren nicht gerufen, wegen einem Krieg mit den Parthern... Wozu aber dann?
Verginius Rufus trug sich inzwischen mit der Hoffnung auf eine Ernennung zum Statthalter im Exercitus Germania Superior. Bis sich auch in Mogontiacum die Ereignisse überstürzten... Zuerst tauchte ein Bote der Prätorianer auf und erweckte eine alte Bedrohung. Dann kündigte dieser die Ankunft eines Konsuls Roms an.... Diese Ankunft schien in Verginius Rufus Hoffnungen zu passen, nicht ohne Grund vermutete er in diesem Konsul einen kaiserlichen Boten.. Die Urkunde zur Ernennung zum Legatus Augusti pro Praetore erhalten, überschattete ein Ereignis die Zukunft und eine neue Feindschaft wurde geboren.
Eine Herausforderung der ruchlosen Art schuf neue Spannungen... Fonteius Capito, der neue Machthaber im Exercitus Germania Inferior, versäumte es nicht, sich den Zorn eines anderen Legat zuzuziehen. So entstand neuer Zündstoff am Rhenus.
In Lugdunum, der römischen Stadt am Rhodanus, traf Statthalter Vindex, nach der Rückkehr von seiner Reise durch die ihm überantwortete Provinz, unvermittelt auf sein Weib. Frau und Tochter, nach einer gewagten Reise glücklich in Lugdunum angekommen, verweigerten anfangs die Auskunft zu deren Erlebnissen. So nisteten sich neue Sorgen ein und führten nicht nur zur Verstörung...
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Okt. 2022
ISBN9783347692589
Die Legende vom Hermunduren: Machtwechsel am Rhenus > Historische Abenteuer-Romanfolgen > Handlungszeitraum von 64 bis 70 n. Chr. > Lage Roms vor, im & nach Vierkaiserjahr 69 AD > Handlungsorte: Imperium Romanum & Germania  Magna
Autor

G. K. Grasse

Geboren im Jahr 1949. Schulzeit, Lehre zum Elektromonteur, Studium zum Ingenieur für Nachrichtentechnik, Diplomstudium und ein nachfolgendes Berufsleben als Diplom-Ingenieur im Technischen Bereich. Nach der Wende eine Zeit der Selbständigkeit im Bereich der Kommunikationstechnik (über zehn Jahre). Anschließend Teamleiter im technischen Bereich Mobilfunk und Breitbandausbau. Mit zunehmendem Alter prägten sich andere, neue Interessen aus. Nach umfangreichen persönlichen Studien zu historischen Ereignissen begann der Autor 2011 mit dem Schreiben historischer Romane. Das vorrangige Interesse gilt der Zeit des ersten Jahrhunderts nach Christi Geburt. Die im freien Germanien lebenden Stämme stoßen mit den über den Rhein vordringenden Legionen des Römischen Imperiums zusammen. Welche Widersprüche entwickeln sich und welchen Einfluss hat die Zivilisation der Römer auf das Leben der Stämme? Das sind den Autor interessierende Fragen und er versucht das Leben und die Kämpfe betroffener Germanen in historischen Romanen zu beschreiben.

Mehr von G. K. Grasse lesen

Ähnlich wie Die Legende vom Hermunduren

Ähnliche E-Books

Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Die Legende vom Hermunduren

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Legende vom Hermunduren - G. K. Grasse

    1. Plan einer Verkupplung

    67 nach Christus - Sommer (30. Iunius.

    Imperium Romanum – Exercitus Germania Superior.

    Der Verbleib im Auxiliarlager Borbetomagu . war für Gerwi . und seine Begleiter eine Notwendigkeit, der sie in der Folge eine zu nicht unbeträchtlichem Teil vergnügliche Seite abgewannen.

    Das Warten auf Irvi. und Notke. war durch die Schilderungen des Präfekt eigentlich unsinnig geworden.

    Wäre Gerwin einfach erneut, ohne Irvins Ankunft abzuwarten, abgereist, hätte er den Freund nicht nur in Unverständnis und Enttäuschung, sondern vermutlich auch in dessen Zorn getrieben.

    Irvin die Bedeutung seiner Mission klarmachend, dann aber nicht wie versprochen selbst am Zielort zu warten, würde der Gefährte kaum hinnehmen.

    Es war ein noch anderer Gedanke, der Gerwin zur Geduld zwang. Was würde Irvin tun, kämen, nach dem Entzünden eines Feuers mit gewaltigem Rauch, Auxiliare. Roms, auch wenn sie nur eine Botschaft von ihm selbst überbrachten, auf Irvin zugeritten? Müsste der Freund nicht eine Bedrohung vermuten?

    Obwohl Irvin den Einfluss Gerwins auf die Auxiliaren Roms kannte, würde er in dieser Lage nicht befürchten müssen, dass etwas nicht so ablaufen würde, wie Gerwin es beabsichtigte und deshalb eine schnelle Flucht für das bessere Vorgehen ansehen?

    Selbst wenn der Gefährte abwartete, würde er sich mit einer Botschaft, überreicht durch einen Römer, doch wohl kaum so einfach abfinden. Dies herauszufordern, wollte Gerwin nicht wagen.

    Also schickten sich die Gefährten und er in das Warten, setzten mit Fischern einmal über den Rhenus. suchten Spuren und verpflichteten die Fischer zur Überfahrt, falls die Gefährten eintreffen sollten.

    Um die vergehende Zeit totzuschlagen, schenkten Paratu. und Sexiniu. dem Gott des Weine. ihre Gunst.

    Gryllu. dagegen lag auf der Lauer und wartete auf das von Gerwin gewünschte Feuer mit viel Rauch, während sich Gerwin mit dem Präfekt befasste.

    Eines Teils war der Mann sehr verständig, geduldig und auch nachsichtig, was hauptsächlich dessen Männern zugute kam, aber auch misstrauisch dann, wenn er einen Angriff auf Roms Herrlichkeit befürchtete.

    Durch den Bericht zur Verschlagenheit der Römer kratzte Gerwin am unerschütterlichen Glauben des Präfekt. Er spürte, dass der Ältere inzwischen zwar seinen Worten folgte, aber trotzdem, so wie ein störrisches Maultier, an der Erhabenheit Roms festhielt.

    So blieben ihm nur zwei Möglichkeiten… Entweder er zersetzte des Präfekt Glaube an die Herrlichkeit Roms gänzlich, was als die leichtere Lösung erschien, oder mühte sich ab, dem Präfekt eine neue Sicht auf Rom zu ermöglichen…

    Diese letztere Möglichkeit erwies sich als umso schwieriger, weil ein Germane den Versuch wagte, einem Römer auseinanderzusetzen, warum sein herrliches Rom auch ein Pfuhl der Niedertracht und des Verrats war. Wie anders könnten sich unter Roms Macht sonst Männer behaupten wie die Brüder Scriboniu. oder der Treverer Tutor.

    Selbst dem Präfekt Tutor, seinem erwiesenen Feind, ein dauerhaft schurkisches Verhalten nachzusagen, lag ihm fremd. Das brachte den Präfekt zum Stutzen.

    Einmal das Sinnen des Älteren zu Fragen angeregt, nutzte dieser Erfahrenere die angebotene Sicht des jungen Hermunduren, was erneut zum Abgleich der Standpunkte und zu einem besseren gegenseitigem Verständnis führte.

    Gerwin gewann so langsam das Vertrauen des Präfek. zurück. Ein wenig half ihm dabei ein völlig gegensätzliches Bild, dass er gegenüber den Brüdern Scribonius vom Legat Verginius Rufu. zu zeichnen vermochte, dem der Präfekt dann auch Schritt für Schritt folgte.

    Zuvor sich wenig darum kümmernd, wer die Befehle für seine Auxilia erteilte, weil ein Befehl für den Präfekt nie fragwürdig erschien, wandelte sich des Römers Meinung in nur winzigen Schritten. Es waren Gerwins Berichte, die dem Mann die neue Sicht vermittelten und der junge Hermundure war keinesfalls an das glückliche Ende einer Beeinflussung gelangt, als Gryllus, am fünften Tag ihrer Anwesenheit, in das Dienstzimmer des Präfekt eindrang.

    „Herr, verzeih meine Störung… Gryllus wagte die Störung, weil er darauf vertrauen durfte, dass gerade ihm der Präfekt mit Nachsicht begegnete. Er wandte sich nach der kurzen Entschuldigung gegenüber dem Älteren sofort an Gerwin. „Am Weg brennt ein Feuer mit feuchtem Holz… Willst du es dir selbst ansehen?

    „Nein, mach unsere Pferde fertig, hole die beiden Trunkenbolde und bringe sie dazu, auf ihre Pferde zu steigen. Ich werde zu Irvin reiten!"

    Gerwin erhob sich, reichte dem älteren Präfekt beide Arme, dankte dem Mann für seine Gastfreundschaft und die Freundlichkeit der Geduld, die er in ihren Gesprächen bewies.

    Gryllus, der sofort wieder aus dem Raum verschwand, fand die Gefährten schnarchend in ihrer Unterkunft vor. Der Tag war schon weit fortgeschritten.

    Der Wein im Kopf, im Magen und den Beinen behinderte Paratus und auch Sexinius beim Aufstehen vom Lager, das sie nicht ohne Hilfe des jungen Gefährten hätten meistern können. Also mühte sich der junge Gryllus, die Gefährten aufzuwecken, auf die Beine zu stellen und wenn er dem Einen hilfreich war, kroch der Andere zurück auf seine Schlafstatt.

    Dieser Vorgang hielt unter Grunzen der Betrunkenen, Fluchen, Schlägen und Stößen so einige Dauer an und als Gryllus dann auch noch Paratus Pranke auf der eigenen Nase verspürte, entschloss er sich zu drastischeren Mitteln.

    Er verschwand kurzzeitig, um mit zwei Bottichen eiskaltem Wassers und einem Aeneato. der Auxilia zurückzukehren. Während sich der neue Freund aus wenigen Tagen Gemeinsamkeit anschickte, den grunzenden Säufern einen Ohrenschmaus zu verpassen, bewaffnete sich Gryllus mit einem der Bottiche.

    Der Bucinator. sein Instrument an die Lippen setzend, blies auf Gryllus Wink einen gräulich aufreizenden Ton, der kaum Wirkung hervorbrachte. Es flogen lediglich Gegenstände, wie zwei Caligae. ein Cingulum Militare. ein Hocker und ein Helm in Gryllus und des Lärms Richtung.

    Den Ruhebedürftigen aber schien dies nur wenig auszumachen und weil auch deren Augen geschlossen blieben, verfehlten die geworfenen Gegenstände allesamt ihr Ziel.

    Dies zur Kenntnis nehmend, schnappte sich Gryllus den ersten Bottich und kippte den Inhalt über Paratus aus.

    Nicht nur das es Wasser war, sondern auch weil es frisch vom Brunnen kam, fuhr der frühere Legionä. auf, fluchte, schimpfte, erfasste mit seinem Blick den Störenfried und stürzte auf ihn zu. Gryllus gerade nach dem zweiten Bottich greifend, Sexinius die gleiche Behandlung zumutend, sah sich in Gefahr. So nahm auch das Wasser aus diesem Behälter die gleiche Richtung und traf Paratus von vorn voll ins Gesicht, bevor sich Gryllus, mittels einer Rolle unter Paratus Armen durchschlüpfend, hinter dem Bucinator in Sicherheit brachte und die Tür zuschlug.

    Noch einmal in den Raum zurückzukehren, schien dem jungen Haedue. zu gefährlich, also nahm er die bereits wartenden Pferde am Zügel und ritt aus dem Tor des Lagers. Sollten doch die Römer sehen, wie sie ihn und Gerwin würden einholen können…

    Kurz darauf gelangte er an das Feuer der inzwischen sitzenden Gefährten, nahm Gerwins verwunderte Frage zu den fehlenden Reitern zur Kenntnis und grinste.

    „Wenn du dich erheben würdest, könntest du die vom Tor des Lagers Kommenden sehen… Ich hoffe schon, dass Beide nüchtern sind, wenn sie hier ankommen… Paratus schien mir wenig entgegenkommend, sehe ich mal von der Faust auf meiner Nase ab!" Er drückte auf die eine Seite seines angesprochenen Körperteils und schnäuzte sich, was einige Tropfen Blut und Rotz auf den Erdboden warf.

    „Er hat dir, wie mir scheint, deine Nase gerichtet… grinste Notker zurück. „Glaube mir, das war früher oder später ohnehin notwendig oder wolltest du auf ewig so hässlich herumlaufen? Sieht jetzt doch viel besser aus… hämisches Gelächter begleitete Notkers Worte.

    „Ach, du Stronz.…" fauchte Gryllus und winkte dann mit der Hand einfach ab. Seine Nase war schon öfter unter Fäusten gelandet und so kannte er den Schmerz und wusste damit umzugehen. Es würde erst bluten, dann anschwellen, dann abschwellen und zum Schluss besaß er eben ein Riechorgan, dessen Spitze in anderer Richtung schnüffelte…

    Zu viel Beachtung verdiente die grobe Behandlung nun doch nicht. Immerhin war er Paratus mit dem Mittel begegnet, dass der Riese ungern in seine Nähe ließ. Wasser und noch dazu eisig kalt, schreckte den Gefährten und Paratus ließ für gewöhnlich keine Gelegenheit aus, seinen Abscheu vor Wasser zu bekunden.

    „Wir könnten das Feuer löschen und den Gefährten entgegen reiten…" schlug Irvin vor.

    „Nein, das werden wir nicht tun! entschied Gerwin. „Wer saufen kann, kann auch laufen! Also, ihr seid der Spur gefolgt? nahm Gerwin seine zuvor gestellte Frage erneut auf.

    „Aber ja! Der Wolf war eine wirkliche Hilfe. Er fand die Spur der Männer immer wieder, auch dann, wenn sie Bäche durchquerten… Das Merkwürdige war, dass der Trupp nirgendwo Hilfe suchte und die Siedlungen mied…" beschrieb Irvin deren Vorgehen.

    „Dann fanden wir die nachlässig verborgene Leiche eines der Männer… Er war wohl in einen Dolch gerannt…" warf Notker ein.

    „Das ist mir durch den Bericht der Auxiliaren bekannt. Ich weiß inzwischen auch, welcher der Fischer Tutor und seine letzten Begleiter über den Rhenus brachte und wie dessen Reise danach weiter ging…" gab Gerwin zu erkennen.

    „Tutor konnte nirgends Hilfe beanspruchen, war er doch schon einmal in diesem Gebiet unterwegs gewesen… Sein damaliges Versprechen, von mannigfacher Beute, war wohl wenig von Bestand, denn immerhin scheiterte er mit seiner Absicht und die gewonnenen Kämpfer der Sippen dieses Gebietes trugen die Last seiner Niederlage…"

    „Du meinst, er gewann damals seine Krieger auch bei den Sippen…" bot Notker als Frage an.

    „Aber ja, hier in der Nähe leben keine Hermunduren, die er hätte fürchten müssen… Es ist ein anderer Stamm, weit kleiner und wenn dann ein Römer kommt und von Beute redet, sicher schnell bereit, die Waffen zu ergreifen… Neben Römern zu kämpfen, bedeutet immer auch Siegen und das verspricht nun Mal reichliche Beute. Das er diese Krieger aber gegen Römer kämpfen ließ, wusste er sicher zu verschweigen… Waren wir es doch, die seine Absicht scheitern ließen…"

    „Dann hätten wir uns die Mühe sparen können…" fauchte Irvin.

    „Aber nein, woher sollte Gerwin wissen, dass er die Spur von Tutor bei diesem Präfekt hätte finden können… Nein Irvin, es war richtig, dass wir die Mühen auf uns nahmen…" warf Notker ein.

    Gerwin nickte einfach dazu, auch wenn Irvins Grummeln anhielt.

    „Was hast du jetzt mit uns vor?" wollte der junge Freund wissen.

    „Wir reiten zu Amantiu. und dort sehen wir dann weiter… Ein paar ruhige Tage wären doch auch einmal schön, oder…"

    Während Notker einfach nickte, gab Irvin seiner Zustimmung Ausdruck. „Endlich einmal wieder eine gute Idee von dir!"

    „Ach, dir fehlt Juli. wohl doch?" Notker grinste und schlug dem Älteren mit der Hand auf die Schulter. Danach stand er langsam auf.

    Paratus und Sexinius näherten sich dem Feuer. Dem Größeren war seine Wut anzumerken.

    Das erkennend, meckerte Notkers Lachen. „Du bist ja noch immer feucht und dein Gesicht sieht aus wie deine Faust, mit der du Gryllus Nase gerichtet hattest… etwas verbissen, wie mir scheint…"

    „Ich soll dir wohl auch deine Nase richten…" fragte der Größere der Ankömmlinge und ließ sich am Feuer zu Boden sinken.

    „Meine Nase ist schön, Gryllus sollte dir dagegen dankbar sein.." Notkers Spott traf auf Wut in den Augen.

    Sexinius mischte sich ein. „Bei Paratus bedankte ich mich schon… Immerhin nahm er das kalte Wasser für mich auch noch in Anspruch… Aber das ich diese Strecke laufen musste, werde ich dir hinterhältigem Kerl heimzahlen… Zuerst noch in Gryllus Richtung grinsend, sprang den Jüngeren dann des Römers Wut an. „Also Gryllus, warte auf meine Antwort…

    „Hab dich nicht so, immerhin scheinst du jetzt etwas nüchterner… Los Aufsitzen! befahl Gerwin. „Notker, lösche das Feuer, oder besser, lass das die Säufer machen, deren Vorrat in ihren Pinseln sollte ausreichen… entschied der junge Hermundure. „Noch ist es hell und wir kommen ein Stück vorwärts…"

    „Mir wäre mein Lager bei den Auxiliaren lieber…" knurrte Paratus, schwang sich jedoch auf seinen Hengst.

    „Zuerst aber bring deinen Beitrag! Runter vom Gaul und Feuer auspissen…" erreichte ihn Notkers Forderung.

    Kurz darauf standen sechs Männer um das Feuer und folgten Notkers Aufforderung. Was die Männer nicht schafften, wurde mit Erde erstickt.

    Nachfolgend begann der Ritt zu Amantius Villa. Gerwin übernahm die Führung, war er doch schon oft in die gleiche Richtung aufgebrochen.

    Als die Dunkelheit den Reitertrupp erreichte, waren Sexinius und Paratus nüchtern, Paratus trocken und Irvin sowie Notker müde… Also übernahmen erst Gryllus und dann Gerwin die Wache der Nacht.

    Die Sonne stand hoch, als sie, am dritten Tag der Reise, durch das offene Tor auf das Gelände von Amantius Villa ritten. Die Sonne, die Wärme und ein friedlicher, nicht zu eiliger Ritt taten den Gefährten gut. Der Frieden zwischen Paratus und Gryllus war wieder hergestellt, Sexinius schien sein Racheangebot vergessen zu haben und so gestaltete sich diese Reise als angenehm.

    Es fiel Lucreti. zu, von der Ankunft Gerwins überrascht zu werden. Sich von hinten an sie anschleichend, sie mit seinen Armen umfassend, schwenkte er sie, bis sie seiner ansichtig wurde.

    Die Verblüffung stand in ihren Zügen und ein Lachen zeugte von der Freude, die sie empfand, als sie den Gast erblickte. „Gerwin…" rief sie voller Überraschung und bedeckte sein Gesicht mit mütterlichen Küssen, eine Geste, die sie so noch niemals vollzogen hatte.

    „Lass ab von mir, Lucretia! rief er. „Du beschämst mich und doch freue ich mich, dass mir die Überraschung gelang…

    „Wo kommst du her?"

    „Du weißt doch, dass ich dir das kaum sagen werde… Aber ich hatte Sehnsucht nach dir und hoffe auch Julius treffen zu können…"

    „Hier bin ich, Junge!" erklang eine ihm wohlbekannte Stimme in seinem Rücken.

    Gerwin löste seine Arme von Lucretia und reichte diese Amantius, der sie auch erfasste und zum weit Größeren aufschaute.

    „Es ist schön, auch dich wieder einmal sehen zu können… Mutter, bereite ein Mahl vor, wir haben Grund zum Feiern! Rufe Julia, sie soll ein Bad richten und … ach du weißt schon… hurtig, hurtig ihr Weiber, beeilt euch, wir haben Gäste… Unser Sohn ist gekommen!"

    Amantius versprühte Energie, stellte Forderungen und riss die ganze Dienerschaft in einen Rausch, dem sich alle willig ergaben.

    Einzig Irvin und Julia waren für Augenblicke nicht zu finden. Es dauerte einige Zeit, bis diese Beiden auftauchten und sich dem Treiben der Gastgeber und Gäste anschlossen.

    Die von den Beiden gestohlene Zeit reichte zwar für eine unbeobachtete Begegnung, aber für nicht viel mehr. Ein Stossseufzer seitens Julia, ein langer Blick in Irvins Augen und ein schweigendes Verharren mit gehaltenen Händen war alles, was geschah. Kein Kuss, keine Umarmung… Weil Irvin die Gelegenheit verstreichen ließ, wagte auch Julia nicht, ihre Sehnsucht deutlich zu machen.

    Der weitere Tag brachte ein ausgiebiges Bad, ein hervorragendes Mahl, lange andauernde und freundliche Gespräche, sowie einen späten Übergang zur Ruhe. Trotz des empfundenen Glückes, endlich einmal wieder vereint zu sein, blieb Wichtiges offen, um nicht das Glück und die Freude einzudämmen.

    Gerwin nahm es auf sich, die Glückswogen zu bedämpfen, als er am Folgetag Amantius Arbeitsraum aufsuchte.

    Zuvor war er bei Lucretia um zu erfahren, was sich zwischen Julius und Viator. der schon vor Tagen nach Mogontiacum zurückkehrte, zugetragen hatte.

    Verwundert erfuhr er, dass Lucretia von nichts wüsste… Viator wäre doch nur kurz bei ihnen gewesen, habe wohl auch länger mit ihrem Gatten gesprochen. Doch sie aber hörte von beiden Männern nicht das geringste Wort und zeigte deshalb ihr Erstaunen.

    Gerwin verließ sie mit der Beteuerung, dass sich nichts Beunruhigendes zugetragen hätte, nur habe er Viator zu erkennen gegeben, falls er in seinem Auftrag Hilfe brauchte, solle er sich an Lucretia wenden. Die Frage nach der Art der Hilfe ließ er unbeantwortet und ging.

    Als Gerwin den Raum betrat, blickte Amantius von einem Schriftstück auf und schob einige Dokumente vorsichtig zur Seite.

    „Ich möchte mit dir Reden, Julius!" eröffnete Gerwin, wandte sich zur Tür um und schob den Riegel vor, damit die Tür verschlossen blieb.

    „Warum die Heimlichkeit…" Amantius deutete mit dem Kopf zur Tür.

    „Die Sache ist etwas heikel, Julius… Es steht mir wohl auch nicht zu, in dich dringen zu wollen und deine Absichten zu hinterfragen…" begann Gerwin vorsichtig.

    „Was ist so schwierig? Warum zögerst du, wo ich dich doch als Sohn betrachte?"

    Gerwin nickte mit dem Kopf. „Dennoch, Julius… Erneutes Zögern. „Du hattest ein längeres Gespräch mit Viator?

    „Jetzt, wo du es sagst… Es stimmt… Es war ein längeres Gespräch und dennoch… Ich weiß noch immer nicht, was er von mir wollte… Er schien nicht befriedigt, als er aufbrach…"

    „Was sagte er dir?"

    „Eigentlich nichts… Ich erriet es nicht mal… Er druckste herum, ohne mir den wirklichen Grund zu benennen…"

    „… oder bocktest du herum und wolltest ihn nicht verstehen…"

    „Gerwin… entfuhr Amantius ein Schrei. Er schlug sich überrascht auf den Mund. „Sage mir, was du möchtest und lass Viator unbeachtet. Es gelang mir nicht zu erfahren, was er wollte…

    „Ich schickte ihn! Er sollte zwischen euch Älteren eine Brücke bauen, über die ich dann Schreiten könnte… Wie mir scheint, hat er versagt…"

    „Dann sage mir selbst, was Viator vorbereiten sollte…"

    „Gut, ich will es wagen…" begann Gerwin. Er schwieg, sammelte sich und begann.

    „Ich erinnere mich, dass du und Merula. dein einstiger Freund, eine Abmachung besaßen, die Julia und Veraniu. betrafen. Ihr hattet damals viel Zeit verloren und scheitertet danach an Veranius Bereitschaft. Ist das so richtig?"

    Amantius nickte. „In wenigen Worten zusammengefasst, wohl ja!"

    „Nun machtest du, inzwischen auch Julia, wie auch ich meinen Frieden mit Veranius und dennoch ist noch immer eine Sache offen…"

    „Welche Sache soll das sein?" Amantius gab sich verschlossen.

    „Julia ist unverheiratet und wird unter Römern, weil längst zu alt, kaum noch Beachtung finden… oder siehst du das anders? Zumal ich glaube, dass weder ihr noch dir, hier in Mogontiacum, ein Bewerber ins Auge sticht…"

    „Keinesfalls!" vernahm er des Freundes sofortiges Bekenntnis.

    „Warum schlägst du dann deine Augen mit Blindheit?" fragte der Hermundure vorsichtig.

    „Wie kommst du auf diesen Unsinn?" Amantius erschien ratlos.

    „Na siehst du es nicht oder willst du es nicht sehen…"

    „Gerwin, was will ich nicht sehen?" brauste Amantius auf.

    „Lucretia sieht es längst, ich weiß es, auch Gertrud. Notker und alle Gefährten sind sich sicher… nur du bockst…"

    „Gerwin ich bocke nicht! fauchte Amantius. „Drücke dich doch einmal nur klar aus!

    Siehst du nicht, dass Irvin Julia verfallen ist und auch Julia sich nach dessen Liebe sehnt…" rief Gerwin überrascht.

    „Aber bei allen Göttern, dann muss er doch nur durch diese Tür kommen und sagen: gib mir Julia zum Weib! Wenn sie es will bin ich doch kein Hindernis, zumal wir eine Abmachung haben…"

    „Du siehst es, du weißt es und holst ihn dir nicht, lässt so kostbare Zeit verstreichen und Julia wird von Tag zu Tag älter…"

    „Seid ihr Hermunduren etwa feige…, zu feige um eure Liebe zu kämpfen?" forderte Amantius den Hermunduren heraus.

    „Nein, er wird nicht kommen… Was ist das für eine Abmachung, von der du sprachst?" lenkte Gerwin, sich erinnernd, plötzlich ein.

    „Julia lernt den Handel selbst. Findet sie einen geeigneten Mann, der ihre Liebe verdient, soll sie ihn mir zeigen… Der Rest ergibt sich danach…"

    „Und Julia stimmte zu?" Gerwin wirkte ungläubig.

    „Aber ja! Sie soll ihn angeschleppt bringen, ich sehe ihn mir an und dann entscheide ich, wenn sie und er dazu stehen…"

    „So einfach…" fragte Gerwin.

    „So einfach…" echote Amantius.

    Sie starrten sich schweigend an und das Fürchterliche daran war, dass sie der gleichen Meinung folgten.

    Gerwin löste sich zuerst aus der Erstarrung. „Warum schleppt sie Irvin dann nicht vor dich?" fragte er.

    Amantius zuckte mit beiden Schultern. „Ich weiß es nicht…" gab er kleinlaut zu.

    „Dann, Julius, überlege einmal. Julia liebt Irvin und Irvin hegt das gleiche Gefühl… Sie besitzen die gleiche Liebe und dennoch kann Julia Irvin nicht vor dich bringen… Was glaubst du, würde sie bei diesem stolzen, gerechten, aber auch störrischen Esel erreichen? Nichts! Er wäre zornig!" Gerwin holte tief Luft.

    Amantius nutzte die Zeit zu einer Entgegnung. „Wenn beide die gleiche Liebe fühlen, warum kommt er dann nicht zu mir und verlangt Julias Hand?"

    Zuerst lächelte Gerwin nur.

    „Das kann er nicht! Er ist ein mittelloser Hermundure, du aber ein ziemlich reicher römischer Händler… Was sollte er sich herausnehmen…"

    Und wieder verharrten ihre Blicke und die Erkenntnis des Verstehens senkte sich in beide Köpfe.

    „Was tun wir dann, um diesen Knoten zu lösen? brachte Amantius schließlich verzweifelnd hervor. „Weißt du, ob sie sich schon einmal küssten? Gab sie ihm vielleicht schon einmal das, was Männer wollen… fragte Amantius leise.

    „Nein! Niemals! fuhr es voller Inbrunst aus Gerwin heraus. „Wir waren auf der letzten Reise sehr dicht beisammen und die Beiden zu keiner Zeit allein! Notker und ich erschreckten Julia zwar mit unserem ärmlichen Leben, sie nahm das alles auf und schien zwar beeindruckt, aber wich nicht vor unserer Einfachheit und Armut zurück… Gerwin lächelte.

    „Sie ist voller Verständnis und zeigte sich in unserer Sippe richtig begeistert von den vielen kleineren Kindern…"

    Der Hermundure schüttelte mit seinem Kopf. „Glaube mir, was Julia und Irvin betrifft! Sie berühren sich nur, wenn sie miteinander kämpfen, wenn sie üben… Sonst halten beide Abstand… Aber sie lieben sich und jeder sieht es, ohne dass sie sich einander annähern…"

    „Dabei wäre es so einfach, diese Tür zu öffnen…" warf Amantius dazwischen.

    „Irvin erträgt jede Herausforderung dazu und lächelt nur… Ist Julia nicht in seiner Nähe, knurrt er dagegen fast immerzu!" Der junge Hermundure schüttelte erneut seinen Kopf.

    „Wenn das so ist, hilft nur ein Plan, eine Absicht! zog Amantius eine Schlussfolgerung. „Wir müssen sie dann eben zusammen zwingen! Dabei darf Irvin nicht gekränkt werden, wenn Julia ihn vor mich zerrt…. Ebenso darf er nicht die Absicht hinter unserem Vorgehen erkennen…

    „Wie willst du das erreichen?" in Gerwin hielt sich Misstrauen.

    „Sie muss ihm geben, was er sich wünscht! ließ Amantius, mit einem Grinsen im Gesicht, verlauten. „Hat er es sich genommen, dann steht er vor einer Entscheidung. Welche verlorene Ehre schmerzt ihn mehr?

    „Du meinst, ihm bleibt nur das kleinere Übel… wirkte Gerwin nun erstaunt. „Fragt sich, was schwerer wiegt, die Liebe zu Julia oder die Beschämung, vor dir um Zustimmung zu winseln…

    Amantius Hinterlist diente zwar einem guten Zweck, war aber dennoch eines Vaters äußerst unwürdig. Indem er zwischen Julia und Irvin Hindernisse der Zweisamkeit aufzuheben beabsichtigte, opferte er die Unschuld der Tochter. Ihm aber schien der Gedanke völlig abzugehen und Sorge so ziemlich fremd…

    „Du scheinst dir keinerlei Gedanken über die Verhältnisse zu machen… Ist es für dich denn natürlich, ein Hermundure und die Tochter eines sehr reichen römischen Händlers zu verkuppeln, deren Vater du ausgerechnet auch noch bist?"

    „Aber Gerwin, Julia ist überreif… Du hast es doch selbst sehr genau beschrieben und warum sollte ich Irvin verschmähen? Nein, ich halte mich an die mit Julia eingegangene Verpflichtung. Auch ich möchte Enkelkinder! Ist der Mann, den sie mir bringt kein Römer, was sollte ich dann klagen, zumal wir ja auch hier leben, meine Lucretia und ich…"

    „Was aber ist, wenn Irvin Julia zu einer unserer Sippen mitnimmt?" warf Gerwin ein.

    „Warum sollte mich das anderen Sinnes werden lassen? Wie lange reitest du bis zu eurem Gebiet? Wie lange dauert eine Reise auf dem Fluss? Sollte ich mich vor deinem Stamm fürchten müssen oder gar für Julias Leben fürchten? Nein, Gerwin, das ist Unsinn! Mir ist Irvin recht! Und bedenke einmal, was er mit einbringt…"

    „Es wird weniger sein, als du vermutest… Gerwins Einwand schreckte Amantius keinesfalls, selbst als die nachfolgende Bemerkung noch im Raum hing und einer Beantwortung harrte… „Glaubst du Notker und die Zwillinge folgen ihm dann immer noch, wenn er mit Julia zusammen lebt?

    Amantius Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Aber ja, denn wenn er sie braucht, wird er die Freunde rufen und diese kommen… Dessen bin ich mir sicher!"

    „Nun denn, weil ich Lucretias Standpunkt kenne und sie meinen Freund gleichfalls mag, Irvin durchaus auch noch für Julia in Betracht kommt, bleibt nur noch eine Frage…" kam Gerwin auf das zu Sprechen, was noch offen erschien.

    „… wie bekommen wir die Beiden auf ein gemeinsames Lager, bei dem keiner zusieht und auch nicht stört…" vollendete Amantius selbst.

    Gerwin nickte seine Zustimmung. „Wenn wir nun diese Beiden allein auf eine Handelsreise schicken und gleichzeitig für Gertrud, Notker und auch für die Zwillinge eine andere Beschäftigung finden, die einerseits unbedingt erforderlich erscheint und an anderen Orten stattfindet!"

    „Was schwebt dir vor?" ging Amantius auf den Gedanken ein.

    „Ich weiß, dass unsere Sippen gern mit dir Handeln würden, auch über den Umfang hinaus, den Oswi. bietet, der sich dank Boiuvari. an den Fluss hält und somit wenig zur Framensipp. oder zu Baldur Rotbar. liefert… Da wäre dann noch der Handel mit den Mattios… Swidger. mein Freund, scheint ebenso nicht abgeneigt zu sein…"

    „Dann rüsten wir einen Wagenzug aus, bringen Eisenwerkzeuge, Tonwaren, Wein, Öl und noch andere Waren und hoffen, dass der Gegenwert Gewinn einbringt. Wir schicken Julia und Irvin, ohne Samocn. und dessen Sohn… Nur für Gertrud und Notker sollte dir etwas einfallen…" war Amantius sofort bereit.

    Dann geriet er ins Stutzen. „Sollten, wenn wir die Wagen ins Gebiet der Chatte. senden, die Zwillinge nicht besser dabei sein?" gab der Ältere zu bedenken.

    „Du hast recht! Die Zwillinge stören weit weniger als Notker oder Gertrud… Zu ihnen hält selbst Irvin etwas Abstand und wenn ich gegenüber Wern. ein kleines Wort zum Verständnis aufbringe, würden unsere jungen Chatten vielleicht begreifen…" Gerwin ließ offen, was er dachte.

    „Dann aber brauchen wir für…" Amantius kam nicht zum Ende, weil der junge Hermundure ihn unterbrach.

    „… Gertrud und Notker eine andere Beschäftigung, die zur Trennung von den Verliebten führt!"

    Gerwin stutzte kurz. „Ach ich weiß… Ich nehme beide mit ins Lager der Legion nach Mogontiacum!"

    „Notker ja, aber Gertrud? Ist das nicht leichtfertig? wandte Amantius ein. „Ein Lager voller Männer…

    „Wenn ich durchblicken lasse, dass Gertrud meine Schwester ist, wohl eher nicht… Die Milites, die mich nicht achten, fürchten mich! Centurionen sind mir gegenüber vorsichtig, weil sie nicht wissen, wie weit mein Arm reicht… und die Tribune… Außerdem, wer will mir schaden wollen, wenn doch Verginius Rufus bald Statthalter sein wird… Übrigens glaube ich, dass sich Gertrud selbst schützen kann… Mir kommt da gerade ein Gedanke…"

    „Was für ein Gedanke?"

    „Das, Julius, musst du nicht wissen… Darüber werde ich erst mit dem Legat sprechen müssen… Aber mache dir keine Sorgen! Du planst für Julia und Irvin, während ich mich um Notker und Gertrud kümmere!"

    Der Plan der Verkupplung war geschmiedet und sollte auch aufgehen. Wie lange würde die Enthaltsamkeit der Liebenden vorhalten, wenn sämtliche Hindernisse einer ungestörten Zweisamkeit beseitigt waren und die Dauer der Marter allzu lang werden könnte…

    2. Die zweite Urkunde

    67 nach Christus - Sommer (30. Iunius.

    Imperium Romanum – Exercitus Germania Superio.

    Brucetus . der große Korse . befand sich auf einem langen Weg zurück in seine Heimat. Er ritt diesen Weg nicht allein und war noch längst nicht mit den Ereignissen fertig, die ihn in diese neue und Glück verheißende Lage gebracht hatten.

    Viele Tage waren seit den Ereignissen in Mogontiacu. vergangen. Er war inzwischen dort angekommen, wo vor Jahren sein Unglück begann. Puteoli. die Stadt, in der einst ihr kleines Schiff anlegte, um Handel zu treiben.

    Unglückliche Umstände trieben ihn damals in die Hände des Scribonius Rufus und seiner Großspurigkeit, dem Römer gegenüber, verdankte er die Last seiner besten Jahre.

    Auf das Schiff seines Bruders wartend, stand er nun am Bootsste. des Hafens. An seiner Schulter lehnte die Frau, die er in der Coloni. lange mit seiner Liebe verfolgte, ohne dass sie es jemals hätte erfahren können, wäre nicht der einzige Freund seines Lebens plötzlich aufgetaucht.

    Die Erkenntnis, dass das Eingreifen dieses Freundes der Ausgangspunkt jeglicher Veränderung bedeutete, hatte sich in ihm verfestigt und die Dankbarkeit die er empfand, würde wohl ewiglich in eine Schuld gegenüber diesem Mann münden. Das Mamercus Agatopu. ihn in einen Strudel von Ereignissen riss, begriff Brucetu. längst.

    Es war die Ruhe der gemeinsamen Reise, sowie die wirklich gefundene Liebe, die inzwischen auch Pola Quarta. die Frau vom Stamm der Bataver. erwiderte, die ihn zur Ausgeglichenheit seines Wesens zurückführte und ihm ein Glück versprach, dass er längst für Verloren glaubte.

    „Weißt du, Pola…" so nannte er sie zärtlich. „… an eben dieser Stelle, auf der wir jetzt gemeinsam stehen, begann mein Unglück, das mich in die Colonia Claudia Ara Agrippinensiu. führte. Hier erschlug ich den ersten Mann mit meiner bloßen Faust, um meinen vom Tod bedrohten Bruder zu retten…"

    „Du hast getötet?" rief sie erschrocken.

    „Aber ja, du weißt es doch inzwischen" erwiderte er.

    „Ja, schon, nur kann ich mich nicht so leicht damit abfinden…" entgegnete Pola leise.

    „Der Römer, dem ich dann versprach, jeden der Aufständischen, die er neben meinem Bruder gefangen genommen hatte, mit bloßer Faust zu erschlagen, hieß Publius Sulpicius Scribonius Rufus und wurde, für seinen Erfolg gegen diese Aufständischen, von Kaiser Ner. zum Legatus Augusti pro Praetor. in Germanien ernannt. Beim zweiten Mann brach mir die Hand. Ich hatte versagt!" Brucetus schwieg.

    „Wollte ich das Leben meines Bruders retten, musste ich mit dem Dolch nachbessern, weil die andere Hand nicht die gleiche Kraft besaß, wie die, deren Knochen gebrochen war…"

    „Du Armer… Sie drückte sich fester an ihn. „Doch wäre das nicht geschehen, würden wir jetzt hier nicht nebeneinander stehen… Was glaubst du, wäre aus mir geworden? Der Götter Ratschluss ist nicht immer verständlich… Doch ich sehe in ihrem Handeln das Erkennen einer Schuld und will ihnen für unsere gemeinsame Zukunft, die Schandtat an dir vergeben…

    „Das ist wahrlich klug gesprochen! Ich möchte dir gern folgen und doch schüttelt mich Zorn, ob meiner damaligen Dummheit…"

    „Nein Flavius, verzeih deiner unreifen Jugend, deiner Unbedachtsamkeit, denn du hast diese teuer, Münze für Münze, zurück erkauft! Lasse all diesen Unbill weit hinter dir, mache mir Söhne, sieh diese wachsen und erstarken. Dann empfinde den Stolz eines Vaters…"

    „Du hast recht, Pola! Dennoch sollst du, noch bevor das Schiff meines Bruders eintrifft, wissen, welches Schicksal mir vorbehalten blieb…"

    Brucetus folgte einem inneren Drang, seine Rechnung mit den Göttern zu begleichen. Die Frau seiner Liebe sollte, wenn sie auf seine Familie traf, jede seiner Taten und auch die Fehler kennen, die er begangen hatte. Also begann er seinen Bericht.

    „Es war die Reise nach Mogontiacum, zu der mich mein Statthalte. zwang, die mein Schicksal zum Guten lenkte…"

    Mit diesen Worten beginnend, tauchte er in der Vergangenheit unter.

    Seine Worte begannen mit den Ereignissen in Puteoli und folgten den Tagen, bis Mamercus am Tisch in der Caupon. auftauchte, in der sich Pola Quarta als Hure Männern anbot.

    Die Sonne stieg auf, hielt sich am Firmamen. und begann sich zu senken. Der Tag war warm, die Sonne brannte und trotzdem empfand Pola neben wohliger Wärme auch fast gleichzeitig eisige Kälte, die ihr Blut zum Stocken brachte, den Schmerz in ihre Glieder zwang und ihren Geist marterte.

    Sie hörte erstaunt und betroffen zu und dann begann sie es zu begreifen. Sie selbst war das Tor zur Flucht aus einem Leben, dass boshafte Götter ihrem Flavius vorbehalten hatten…

    Seine Worte bannten sie, hatte sie bisher doch, auf ihrer langen und gemeinsamen Reise, weder Klagen gehört, noch von Leid erfahren… Er kam zum letzten Teil seiner Erlebnisse, die mit Mamercus, den sie gleichfalls als Freund zu schätzen gelernt hatte, begannen…

    … Eigentlich war sein Tod geplant, wie er inzwischen wusste. Doch was Scribonius Rufus mit ihm bezweckte, ging so nicht auf. Vom Statthalter als Waffe gegen den Legat Verginius Rufus und dessen Germanen vorgesehen, scheiterten die Absichten der Brüder Scribonius am Ruf des Kaisers, der sie in die beabsichtigten Vorgänge hinein, erreichte.

    Brucetus, keinesfalls gewillt, den Plänen der Statthalter zu dienen, verfolgte jedoch schon von vorn herein ganz andere Zielstellungen. Einen großen Anteil daran besaß sein Freund Mamercus und wie er jetzt zugestehen musste, auch neue Freunde, die er zu Beginn der Ereignisse noch nicht einmal kannte.

    Das Eintreffen der Statthalter mit den gerufenen Legaten, am Ort der Zusammenkunft, in einer Tavern. nahe Mogontiacum, war nicht von Überraschungen begleitet, wohl aber der darauffolgende Morgen…

    Mit dem Legat Verginius Rufus, sowie dessen inzwischen fast berühmten Germanen, tauchte ein Decuri. der Prätoriane. auf, der eine Botschaft vom Kaiser überbrachte.

    Die Statthalter, von dieser Ankunft überrascht, kündigten das Treffen mit ihren Legaten auf und zogen sich ins Legionslage. Mogontiacum zurück. Das Vorhaben des Scribonius Rufus wurde, von diesem selbst, vorzeitig abgeblasen.

    Brucetus, Scribonius Rufus begleitend und im Vorzimmer des Statthalters des Exercitus Germania Superior, beim Cornicularius Consulari. auf Anweisungen wartend, überdachte seine Lage.

    Nach der Ankunft in dem Raum, in dem mehrere Schreiber, Beschäftigung vortäuschend, wirkten, schien er vergessen worden zu sein. Niemand beachtete ihn, gab ihm Speisen oder zumindest einen Schluck Wein und so missmutig gestimmt, verfiel er in ein stumpfsinniges Beobachten vor seinen Augen ablaufender Vorgänge.

    Er sah Männer kommen und gehen, sah Scribonius Proculus, den Bruder seines Statthalters, dessen Arbeitszimmer verlassen und auch dorthin zurückkehren, hörte zuweilen laute Stimmen, die in Zorn geratenen Männern zu gehören schienen und die er den nur im Dienstraum des Statthalters weilenden Brüdern zuordnen musste. Manches Wort verstand er, die meisten Worte wurden aber vom Lärm im Dienstraum übertönt.

    Sein Platz war von ihm, für die Verfolgung von zu belauschenden Worten der Statthalter, nicht so günstig gewählt. Er saß auf einer Bank, die unter den schmalen Fenstern entlang verlief und, im entfernteren Eck des Raumes, mit einer anderen Bank zusammenstieß. Die Größe der Sitzfläche, genau im Eck, bot seinem gewaltigen Körper am Ehesten Bequemlichkeit. Dort, im äußersten Eck dieses größeren Raumes, schien er untergetaucht zu sein und wurde von kaum einem Mann, mehr als notwendig, beachtet.

    Die Zeit verrann und Brucetus Aufmerksamkeit glitt in einen Zustand, in dem er zwar jede Bewegung im Raum in sich aufnahm, die Worte und den gleichbleibenden Lärm, von scharrenden Hockern, kratzenden Federn oder Stilus, streitbaren Gesprächen und auch Verwünschungen sowie Streitigkeiten, aus seiner Wahrnehmung ausblendete.

    Noch ein zweiter Mann, der nicht weit von ihm entfernt, aber näher zur Tür saß, verhielt sich ebenso teilnahmslos, wie er selbst. Der Decurio der Prätorianer, seine Männer vor der Principi. zurücklassend, war gleich ihm, den Statthaltern gefolgt und von diesen ebenso vergessen worden.

    Brucetus musterte den Mann, von diesem unbemerkt, eindringlicher. Er machte sich ein Bild von dessen Dienstalter, Erfahrung und weil er dessen Geduld spürte, und auch über genügend Zeit für eigene Betrachtungen verfügte, verlor er sich in Gedanken über des Mannes Pflicht und Auftreten. Er wusste von sich, ein guter Beobachter zu sein, denn immerhin besaß er außerordentliche Erfahrung, die er sich in der Colonia, im Besonderen in seiner Lieblingstaverne, aneignen durfte. Er sah, was Anderen oft verborgen blieb.

    Der Decurio zeigte äußeren Gleichmut, schien aber innerlich voller Aufmerksamkeit zu sein. Seine Gelassenheit war zur Schau getragen, glitt er doch, als Scribonius Proculus den Raum auf einige Zeit verließ, in eine Unruhe, die er zwar für Andere gekonnt überspielte, diese aber vor ihm nicht zu verbergen vermochte.

    Brucetus zog den Schluss, dass der Decurio wohl wenig Interesse daran hätte, wenn ihm einer der Statthalter verloren ginge… Ihm schien ebenso, dass der Decurio dem Wortwechsel der Statthalter mit weit mehr Aufmerksamkeit folgte, als er selbst dies tat. Vielleicht saß der Andere auch günstiger und war somit in der Lage, weit mehr Worte verstehen zu können? Sei es wie es sei, während ihn die Statthalter kaum interessierten, war der Decurio bemüht, deren Streit einen Sinn geben zu können.

    Die Zeit verrann und Brucetus spürte ein menschliches Verlangen. Noch aber zögerte er, diesem nachzugeben.

    In seinem Inneren spielte sich ein Streit zwischen seinem Drang nach Freiheit und seiner Selbstachtung ab. Die Letztere zwang ihn, hier auszuharren, wiewohl er gern der Ersteren folgen würde…

    Unschlüssigkeit und Zögern beherrschten ihn und doch drängte ihn das menschliche Verlangen zu einer Handlung. Wie von selbst erwog er die möglichen Konsequenzen. Würde sich ihm der Decurio in den Weg stellen, ginge er jetzt zu dem Ort seiner Erleichterung? Würden ihn, falls er dann danach, diesen öden Raum nicht wieder aufsuchen sollte, die vor der Principia lauernden Munife. aufzuhalten versuchen?

    Brucetus erwog seine Möglichkeiten. Letztlich stand er auf, tippte einem der Schreiber auf die Schulter und fragte den Mann so leise, dass ihm ungewollte Aufmerksamkeit erspart blieb, aber auch so laut, dass der Decurio von seiner Absicht hören musste, nach dem Ort der Erleichterung, den ihn der Schreiber, zwar erst etwas erschrocken, aber dann bereitwillig, beschrieb.

    Also verließ der Korse den Raum, ohne dass ihm Beachtung geschenkt wurde. Er fand den Ort, erleichterte sich und stand kurz darauf unschlüssig, in welche Richtung er sich wenden sollte, auf dem Flur. Nach links ging es zurück in das Vorzimmer, nach rechts würde irgendwann der Ausgang der Principia auf ihn warten…

    „Nun, du scheinst nicht zu wissen, wohin dich deine Schritte lenken sollen?" erreichte ihn eine Stimme in seinem Rücken.

    Als er sich umwandte, erblickte er einen Tribun. Er nahm des Mannes Erscheinung, mit dessen Größe und wahrscheinlichem Alter, in sich auf und nickte langsam mit dem Kopf.

    „Betrachte ich die Gestalt, nehme deinen finsteren Blick zur Kenntnis, errate ich, dass du ein Carnife. sein müsstest und so wage ich die Vermutung, dass dein Name Brucetus lautet…"

    „Woher weißt du das?" aus der Stimme des Korsen klang Überraschung und Zurückweisung. Der ihm Fremde ließ sich dadurch wenig beeinflussen.

    „Falls du etwas Zeit und Entgegenkommen erübrigen könntest, würde ich dich gern zu meinem Wissen aufklären…"

    In Brucetus Miene setzte sich Neugier fest. Er blickte erst in die Richtung

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1