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Ehren(wert): verheißungsvolle Liebe
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eBook502 Seiten8 Stunden

Ehren(wert): verheißungsvolle Liebe

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Über dieses E-Book

Ehren(wert) ist ein Liebesroman über eine junge Frau namens Sarah Miller, die in Köln lebt. Ihre Leidenschaft gilt der Mode, weshalb sie auch als Geschäftsführerin eines Klamottengeschäftes in Köln arbeitet. Ihr langjähriger Freund Chris ist als selbständiger Fitnesstrainer tätig und von Berufswegen die meiste Zeit in den USA unterwegs. Als Sarah sich entscheidet, ihre extreme Flugangst zu überwinden, um ihn dort zu besuchen, macht ihr ihr Chef Karl einen Strich durch die Rechnung und schickt sie stattdessen nach Frankfurt. Dort soll sie einem möglichen Investor den Klamottenladen, das Ehren(wert), in dem sie arbeitet, vorstellen. Enttäuscht darüber, Chris nun doch wieder länger nicht zu sehen, macht Sarah sich auf den Weg zu dem Investor Nick J. Bay. Dort hatte sie mit allem gerechnet, aber nicht mit so einem charmanten und attraktiven Mann, der ihr fast den Atem raubt. Erst Recht nicht, dass er ebenfalls ein persönliches Interesse an ihr hegt. Nick entführt Sarah in eine neue Welt, woraus sich eine verheißungsvolle Liebe entwickelt. Allerdings hat sie neben großen Gefühlen auch mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen, die sie immer wieder aus der Bahn zu werfen drohen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum9. Mai 2017
ISBN9783743907041
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    Buchvorschau

    Ehren(wert) - Manuela Kugel

    1. Kapitel

    Die Sonne schien bereits durch die Gardinen unseres Schlafzimmerfensters, als mich mein Radiowecker mit „when the beat drops out" von Marlon Roudette erwachen ließ. Noch immer viel zu müde vom letzten Abend, streckte ich meinen ganzen Körper. Ich begann zu schmunzeln, als ich die Folgen unseres Liebesspiels spürte, welches ich erst die Nacht zu vor mit meinem Freund Chris erlebt hatte. Gleichzeitig wurde ich von der Traurigkeit, ihn nun wieder einmal für mehrere Wochen nicht sehen zu können, eingeholt. Tränen stiegen in mir hoch, doch ich versuchte tapfer zu sein und sprang aus unserem großen, weichen Boxspringbett. Auf dem Weg ins Badezimmer rückte ich mir mein Seidenhemdchen zurecht, was sich in der Nacht scheinbar von mir trennen wollte, und spürte den angenehmen Holzfußboden unter meinen Fußsohlen.

    Ich liebte diese Tage im Sommer, wo es morgens teilweise noch frisch war, bevor sich die Sonne durchsetzte. Die Bäume und Wiesen in den Parks waren grün, und manchmal ging morgens oder abends eine leichte Brise.

    Unsere Wohnung, besser gesagt unser Loft inmitten von Köln war perfekt für jede Art von Wetter, da es mit allem Komfort ausgestattet war. Dafür hatte mein Vater gesorgt, als er es kurz nach meinem Schulabschluss für mich bauen ließ. Die heimeligen Accessoires, mit der ich die Wohnung immer wieder gerne aufhübschte, und die Aussicht auf den Dom waren einfach unvergleichbar, um sich hier rund herum wohl zu fühlen.

    Vor dem Spiegel im Badezimmer bot sich mir mein Anblick heute in nicht so schönem Glanz dar, wie es noch letzte Woche der Fall war, als ich Chris zu Hause erwartete. Obwohl ich versucht hatte standhaft zu bleiben, konnte ich es nicht vermeiden, mich gestern nach unserem Abschied, traurig in mein Bett zu kuscheln. So musste ich wohl auch eingeschlafen sein, was mir mein verschmiertes Mascara um die Augen verriet. Meine langen blonden Haare waren ziemlich zerzaust. Leider bin ich keine der Frauen, die ihre Haare waschen und über den Kopf föhnen konnten, und dann einfach phänomenal aussahen. Es bedurfte bei mir etwas mehr Aufwand, um meine Haare einigermaßen zu bändigen. Dabei habe ich noch nicht einmal Locken und glattes Haar schon gar nicht. Ich bewunderte Frauen, die einen Zopf trugen und dabei aussahen, als hätten sie sich diesen innerhalb von nur wenigen Sekunden kinderleicht zusammengebunden, ohne das irgendwo ein Härchen herausguckte. Für Fälle wie mich, müsste es Friseure geben, die nichts Anderes machten, als morgens durch die Straßen zu fahren und den Frauen mit unbändigem Haar, eine Frisur zu zaubern. Leider hatte ich so ein Friseurgenie noch nicht finden und für mich verpflichten können, zumindest nichts morgens vor der Arbeit.

    Bewaffnet mit einem Augenpad versuchte ich die Überreste meines Mascaras zu entfernen, und stellte dann den Wasserhahn in der Dusche an. Unter dem wohlig warmen Schauer verlor ich die negativen Gedanken, und genoss den warmen Strahl aus unserem überdimensionalen Duschkopf auf meinem Körper. Gefühlte Stunden später, trat ich aus der Duschkabine und hüllte mich in ein warmes Duschtuch. Ich rubbelte mich rasch trocken und cremte meine Haut mit meiner Lieblingslotion ´Si´ von Giorgio Armani ein, die mir Chris erst kürzlich von seinem letzten USA Trip mitgebracht hatte.

    Barfuß und nur in mein Handtuch eingewickelt lief ich in unser Ankleidezimmer hinüber. Es lag direkt auf der anderen Seite des Flures, gegenüber von unserem Schlafzimmer. Natürlich besaß ich den größeren Teil des Schrankes, der durchschnittlich zwanzig Quadratmeter maß, allerdings war Chris auch recht ordentlich ausgestattet mit seiner Sport- und Freizeitkleidung.

    Meine Kleider, Taschen und Schuhe kaufe ich überwiegend in dem Klamottenladen Ehren(wert), in dem ich als Geschäftsführerin arbeite. Bis auf die Sachen, die Chris oder meine Eltern mir ab- und zu mitbrachten. Ich nahm eine kaminrote Bluse aus leichtfallendem Stoff vom Bügel, und kombinierte diese mit einem Bleistiftrock aus schwarzem Leder, der seit einiger Zeit zu meinen absoluten Lieblingsteilen zählte. Ich schlüpfte in meine schwarzen Lederpumps und ging zurück ins Bad. Dort versuchte ich mir mit ein wenig Make-Up, Frische ins Gesicht zu zaubern, um einigermaßen arbeitstauglich auszusehen. Meine Frisur kämmte ich mit Glättungscreme zu einem glatten Pferdeschwanz, und band sie zusammen. Als ich fertig war, blickte ich auf die Uhr und erkannte, dass es bereits kurz nach halb neun war, und ich keine Zeit mehr hatte, mir einen Kaffee zu machen, da ich im Laden noch einiges zu tun hatte, bevor wir öffneten.

    Mein Arbeitsweg war nicht sehr weit. Unsere Wohnung befand sich inmitten der Kölner Innenstadt, und das Ehren(wert) wo ich arbeite, nicht weit davon entfernt auf der Ehrenstraße. Ich lief die meisten Tage zu Fuß, da es hier in der Stadt sowieso kaum Parkplätze gab. Zusätzlich gab es mir auch immer schon ein gutes Gefühl, einen kleinen Teil meines Trainingspensums absolviert zu haben. Wenn Chris mal längere Zeit in Köln war, bestand er meistens darauf, morgens vor Arbeitsbeginn mit mir joggen zu gehen, oder ein von ihm zusammengestelltes Workout zu machen. Wenn er nicht da war, was in den letzten drei Jahren zirka achtzig Prozent unseres Zusammenlebens ausmachte, war ich froh, statt dem Workout ein paar Minuten durch die frische Luft zu gehen, bevor ich den halben Tag im Geschäft stand. Kurz bevor ich beim Ehren(wert) ankam, bog ich in die sich um die Ecke befindliche Bäckerei ein, um mir ein Croissant und einen Latte Macchiato zu kaufen und mit zur Arbeit zu nehmen.

    Bewaffnet mit meinem Kaffee und der Tüte vom Bäcker, kramte ich in meiner riesigen Handtasche nach dem Schlüsselbund, um die Ladentüren zu öffnen. Als ich ihn zwischen all den wichtigen Utensilien, die in eine Damenhandtasche gehörten fand, schloss ich die Tür auf, trat ein, und schloss die Tür von innen wieder ab. Unser Geschäft öffnete erst um zehn Uhr morgens. Bis dahin hatte ich noch einige andere Dinge zu tun. Ich beschäftigte mich damit, die Ware, die neu im Lager eingetroffen war, in die Regale zu sortieren, und überprüfte die Kassenabrechnungen der Vorabende, wenn ich diese nicht selbst erstellt hatte. Meine Kollegin Andrea hatte sie mir am Samstagabend hinterlegt, da sie zuletzt gearbeitet, und den Laden zugeschlossen hatte. Ich liebte meinen Job und war dankbar, dass mein Vater ihn mich hatte machen lassen. Als ich noch zur Schule ging, befürchtete ich, dass er mich dazu verdonnern wollte, mit in sein Bauunternehmen einzusteigen. Glücklicherweise hatte meine Mutter früh damit begonnen, ihm diesen Irrsinn auszutreiben. Ich war froh darüber, dass es meinen Eltern und mir durch das Unternehmen meines Vaters, finanziell so gut ging, jedoch galt mein Interesse nicht unbedingt dem Bauen von Gebäuden.

    Ich interessierte mich für Mode. Bereits während meines Studiums zur Modedesignerin habe ich angefangen bei Ehren(wert) zu arbeiten, wo ich nun seit mehr als zwei Jahren, Geschäftsführerin war. Mein Chef Karl ist ein netter Typ, der aber nicht mehr in Köln wohnte, und froh war, dass ich den Laden so gut schmiss, wie er sagte. Neben mir, haben wir noch drei weitere Angestellte. Ich verstand mich mit allen ziemlich gut, aber am besten mit Tina, die inzwischen zu meiner besten Freundin geworden war. Wir versuchten unsere Arbeitszeiten so oft es ging zusammenzulegen, damit wir auch in den Pausen und die Nachmittage Zeit für einander hatten.

    Gerade als ich den Laden aufschließen wollte, begann mein Handy zu klingeln. Ich wusste genau, dass es mein Freund Chris sein musste, da ich ihm einen besonderen Klingelton zugeordnet hatte. Da ich durch die Glastüren keinen kaufwilligen Kunden sah, beschloss ich das Telefonat mit meinem Freund anzunehmen, bevor ich das Geschäft öffnete. Ich rannte hinter den Verkaufstresen und holte das Telefon aus meiner Handtasche. Noch gerade schnell genug, bevor die Mailbox rangehen würde. „Hi, wie geht es Dir? Bist Du gut gelandet?", fragte ich ihn.

    „Ja alles gut Schatz, wie war die Nacht? Hast Du sie alleine gut überstanden?"

    Chris dunkle Stimme klang müde. Er wusste genau, dass mir die Trennung dieses Mal nicht so leichtgefallen war, und erzählte mir von seinem Flug und der stundenlangen Verspätung am New York Airport. Wie immer, war ich ziemlich erleichtert, dass er gut gelandet war. Diese wahnsinnig langen Flüge brachten mich manchmal fast um den Verstand vor Sorge.

    Ich liebte es Chris Stimme zu hören. Schon bei unserem Kennenlernen hatte sie mich total begeistert. Er könnte einen guten Radiomoderator abgeben, oder sonst einen Job, in dem man eine sexy Männerstimme brauchte.

    Wir sprachen nicht allzu lange, da ich merkte wie erschöpft er war. Er verabschiedete sich mit den Worten „Ich liebe Dich Kleines", woraufhin mir erneut Tränen in die Augen stiegen, doch ich schluckte sie herunter und machte mich mit meinem dicken Schlüsselbund auf zu unserer Ladentür, um sie für den Tag zu öffnen.

    Es dauerte nicht lange, bis Tina mit ihrer langen braunen Mähne den Laden betrat. Sie drückte mich mit ihrer überschwänglichen Freundlichkeit, die ich so an ihr schätzte. Tina war eine der Frauen, die essen konnten was sie wollten, ohne nur einen Gramm zuzunehmen. Sie hatte Beine bis zum Himmel und auch der Rest war nicht von schlechten Eltern. Ihre Haare waren Kastanienbraun und glänzten wie Seide. Sie war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben, und sie verstand es mich in schweren Zeiten aufzumuntern und mich zum Lachen zu bringen.

    Der Vormittag im Geschäft verging wie im Flug, da jede Menge Kundinnen und Kunden da waren, um sich beraten zu lassen und einkauften. Tina und ich kamen kaum dazu, ein paar Sätze miteinander zu wechseln, bevor Caro in den Laden kam, um uns zur Mittagspause abzulösen. Caro war eine sportliche, elegante, schwarzhaarige, junge Frau, die sich schnell und gut eingearbeitet hatte. Tina und ich schauten uns nur kurz an, bevor wir Caro ein kurzes Update über den vorangegangenen Vormittag gaben, und mit unseren Handtaschen aus dem Laden in Richtung Cato verschwanden. Cato war unser absolutes Lieblingsrestaurant, nur ein paar Meter entfernt, wo wir die meisten unserer gemeinsamen Pausen verbrachten. Bei schönem Wetter konnte man draußen sitzen und die Leute beobachten, und bei schlechtem Wetter saß man Drinnen auch sehr gemütlich.

    Als wir im Restaurant ankamen, wurden wir bereits höflich begrüßt und an unseren Stammplatz verwiesen, direkt am Fenster, von wo aus man die beste Sicht auf die vorbeiströmende Menschenmenge hatte.

    Tina hatte bereits auf dem Weg zum Cato begonnen von ihrem Wochenende zu erzählen. Wir hatten zwar den Samstagabend gemeinsam verbracht, aber am gestrigen Sonntag war sie mit Ihrer neuen Flamme aus, und wollte ein bisschen Zeit mit ihm alleine verbringen. Ich stiefelte in meinem gewohnt aufrechten Gang neben ihr her, und hörte gespannt zu, was sie alles so zu berichten hatte. Eine neue Beziehung war zwar immer mit Hürden verbunden, da man sich einfach noch nicht so intensiv kannte, allerdings war es auch immer wieder interessant sich noch einmal frisch zu verlieben, dachte ich.

    Ich hingegen war bereits eine gefühlte Ewigkeit mit Chris zusammen. Chris hatte zu Beginn unserer Beziehung vor acht Jahren, keinen so leichten Stand bei meinen Eltern. Er versuchte sich damals als Fitnesstrainer selbständig zu machen, und verdiente teilweise noch nicht einmal genug, um sich eine Tankfüllung oder eine ordentliche Mahlzeit zu leisten. Mich interessierte das alles nicht, da ich von Haus aus nie finanzielle Probleme hatte, und auch nie darum kämpfen musste. Im Gegenteil ich fand es recht imposant, dass ein Mann sich alles von Null aufzubauen versuchte.

    Unser Kennenlernen war turbulent, wenn auch witzig. Ich dachte gerne an den Tag zurück, als Chris mich am Rhein beim Joggen umgeworfen hatte. Am Anfang war ich ziemlich mürrisch und wollte gerade anfangen zu schimpfen, als er seine Hand nach mir ausstreckte und mir mit seinem schönsten Lächeln aufgeholfen hatte. Er entschuldigte sich angehende tausend Mal für das Malheur bei mir, bis ich es nicht mehr hören konnte, und ihn um einen Drink als Wiedergutmachung bat. Gesagt, getan. Wir gingen in ein Lokal in der Altstadt und tranken und unterhielten uns den ganzen restlichen Nachmittag, bis einer von uns beiden zu einem Termin aufbrechen musste.

    Zum Schluss tauschten wir unsere Telefonnummern aus, und Chris meldete sich tatsächlich noch am selben Abend bei mir. Zu der Zeit wohnte ich noch bei meinen Eltern in Köln Marienburg, in unserem Stadthaus, was mein Vater irgendwann als ich klein war, erbauen ließ.

    Ich lud Chris damals ein, mich am darauffolgenden Abend besuchen zu kommen, um gemeinsam mit meinen Eltern und mir zu Abend zu essen. Als er ankam, war er beeindruckt von den Messingtoren, hinter dem das Grundstück zum Vorschein kam, und wollte beinahe umkehren, bevor ich ihn doch zum Bleiben überreden konnte. Seitdem waren wir unzertrennlich. Schon damals, ich war gerade neunzehn und er dreiundzwanzig, hatte er mich mit seinem Charme und seinem sportlichen Körper, auf leidenschaftliche Weise verführt, und in seinen Bann gezogen.

    Tina lachte auf einmal so laut auf, dass ich aus meinen Gedanken gerissen wurde und hochschrak. Vor lauter Schwelgen in meinen Erinnerungen, hatte ich gar nicht mitbekommen, was sie alles so von sich erzählt hatte. Ich konnte es ihr gegenüber aber leicht überspielen, so aufgeregt plapperte sie weiter.

    Im Cato brauchten wir nicht wirklich bestellen. So oft wie wir hier bereits gegessen hatten, kannten die Bedienungen uns so gut wie alle, und brachten uns auf ein Handzeichen unsere Lieblingsspeisen ganz von alleine. Als mein Salat und Tina’s Pasta, sowie unsere Getränke serviert wurden, unterbrach Tina Ihre Erzählung und begann sich über Ihre Nudeln her zu machen. Tina aß leidenschaftlich gerne, was man Ihrer megaschlanken Figur überhaupt nicht ansah. Meine Figur war auch sehr schlank, aber ich hatte mehr Rundungen an Po und Brust, die ich mit reichlich Sport versuchte im Zaun zu halten. Im Gegensatz zu Tina, war ich um einiges Kleiner, mit meinen einem Meter dreiundsechzig. Mein Freund erklärte mir zwar immer, dass meine Figur genau das sei, was Männer sich wünschten, aber meine eigene Vorstellung zwang mich zu harter Disziplin. Abends schleppte ich mich manchmal todmüde noch zum Yoga Kurs oder ich joggte am Rhein oder im Kölner Stadtgarten.

    Chris war durch seinen Job als Fitnesstrainer sehr sportlich. Er ging fast täglich ins Fitnessstudio, um mit seinen Klienten zu trainieren und übte seit vielen Jahren Kampfsport aus. Er betreute sogar seit einiger Zeit die Stars und Sternchen des Filmgeschäftes. Sein Ehrgeiz brachte ihn über die Kölner Fernsehstudios nach LA und New York, was mit langen Trennungsphasen einherging. Natürlich machte es mich stolz, dass Chris mittlerweile so erfolgreich in seinem Business war und sein Leben dadurch um einiges einfacher schien, als noch zu Beginn unserer Beziehung. Er betonte mir gegenüber oft, dass er mir, seid sein Business so gut lief, eher das Leben bieten konnte, was er meinte mir bieten zu müssen.

    Obwohl meine Eltern ziemlich viel Geld hatten, wollte ich immer selbst für mich sorgen und ein ganz normales Leben führen, weshalb ich auch früh anfing im Ehren(wert) zu arbeiten, wo ich auch heute noch war. Ich schätzte die Unterstützung meiner Eltern uns gegenüber sehr, wünschte mir manchmal aber auch ein bisschen mehr Zurückhaltung. Meine Mutter Barbara war bis zu meinem Auszug in unser Loft, immer Mutter und Hausfrau gewesen, was sie auch ganz und gar ausgefüllt hatte. Seit ich nicht mehr bei ihnen lebte, forderte Sie des Öfteren Besuche oder kam einfach vorbei, um zu schauen, wie es uns ging. Glücklicherweise hatte ich ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern, was die Sache sehr viel angenehmer machte.

    Als ein Kellner sein Tablett fallen ließ, besann ich mich erneut auf mein Essen, worin ich die ganze Zeit nur herumgestochert hatte. Tina erzählte immer noch und schien so glücklich zu sein, dass es mir einen wohlig warmen Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie ist so ein toller Mensch, und verdiente es einfach aufrichtig geliebt zu werden, dachte ich mir.

    Ich war bei unserem heutigen Mittagessen zwar nicht so ganz bei der Sache, habe es aber dennoch sehr genossen. Wir tranken noch einen Latte Macchiato, bevor wir die Rechnung bezahlten, und uns auf den Rückweg in das Geschäft machten. Auf dem Weg dorthin klingelte mein Mobiltelefon. Als ich den Namen meiner Mutter auf dem Display sah, ging ich ran und war gespannt, was sie zu erzählen hatte. Sie wusste, dass Chris wieder für längere Zeit auf Geschäftsreise war, und wollte mich deshalb am Abend besuchen kommen, damit ich mich nicht so einsam fühlte, wie sie sagte. Schmunzelnd über Ihre Fürsorge, bejahte ich ihre Besuchsabsichten und verabschiedete mich bei ihr.

    Es würde zwar meine Trainingspläne für den heutigen Abend durcheinanderbringen, aber die waren mir dann doch nicht so wichtig, wie der Besuch meiner Mutter. Außerdem wollte ich ihr nicht vor den Kopf stoßen, da sie bisher immer für mich da gewesen war. Auf dem Heimweg, nach der Arbeit, sprang ich noch kurz in einen kleinen Supermarkt, um etwas Wein, Brot und Antipasti zu kaufen.

    Zu Hause angekommen, legte ich meine Handtasche zusammen mit der Einkaufstüte auf einen Stuhl am Esstisch, der sich direkt hinter dem offenen Küchenblock befand. Meinen Trenchcoat streifte ich mir ab, und warf ihn, auf dem Weg ins Ankleidezimmer, auf die Couch. Ich schlüpfte aus meinen Pumps, und tauschte meine Business Kleidung gegen eine gemütliche Trainingshose und ein T-Shirt. Zwar wusste ich, dass meiner Mutter diese Art von Kleidung nicht gefiel, aber nach dem anstrengenden Tag im Geschäft, wollte ich es mir etwas bequem machen.

    Es dauerte nicht lange, bis es an der Haustür läutete. Hastig nahm ich meinen Trenchcoat und hing ihn über den Garderobenständer neben der Tür, bevor ich meiner Mutter öffnete.

    Sie strahlte wie immer mit ihren funkelnden blauen Augen und ihrer blonden Föhnmähne. Mein Aussehen hatte ich größten Teils von ihr geerbt, ähnlich wie die blonde Zausel Mähne. Meine Mutter ließ sich die Frisur jedoch jeden zweiten Tag von Profis erneuern, während ich meistens meinen eigenen Kampf mit meinen Haaren ausfechten musste. Meine braunen Augen und meine Gestik hatte ich jedoch von meinem Vater, zumindest sagte das jeder der uns kannte.

    Meine Mutter hatte ein hübsches, marine-farbenes Kleid, mit dazu passenden Pumps an, und schaute etwas entgeistert auf mein Outfit. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, erklärte ich ihr, dass mein Tag wirklich stressig war, und ich mich deshalb etwas gemütlicher gekleidet hatte. Sie verkniff es sich etwas darauf zu antworten und ging in die Küche, um Gläser und Teller für das Abendessen heraus zu holen.

    Wir unterhielten uns wirklich nett, bei frischem Baguette mit etwas Antipasti und dem köstlichen Riesling, den ich auf dem Nachhauseweg eingekauft hatte. Meine Mutter sprach von ihrem stressigen Alltag und meinem Vater, der immer noch so viel arbeitete wie früher. Er schaffte es einfach nicht seine Firma zu verkaufen, und in Rente zu gehen, obwohl er es sich längst verdient hatte. „So ist das mit den erfolgreichen Männern." Sagte ich lächelnd zu meiner Mutter, die mir nickend zustimmte.

    Sie wusste das ich Chris bereits vermisste, obwohl er erst einen Tag und eine Nacht weg war und fragte, ob er sich bereits bei mir gemeldet hatte. Ich erzählte ihr von unserem kurzen Gespräch am Morgen, nachdem er gelandet war und ging davon aus, dass er bereits wieder arbeitete. Sein letzter Aufenthalt ging über mehrere Monate, die ich einfach nicht gut verkraftet hatte. Er fragte mich zwar immer wieder, ob ich die Zeit nicht lieber mit ihm in den USA verbringen wollte. Jedoch wollte ich meinen Job nicht einfach so aufgeben, um ihm monatelang zu folgen. Zudem hatte ich schreckliche Flugangst, welche aus einer Erfahrung herrührte, die ich bei einem Flug mit meinen Eltern als Kleinkind erlebt haben musste. Glücklicherweise wusste ich die genaue Ursache nicht mehr, da ich diese wohl völlig verdrängt hatte.

    Ich liebte die Feinfühligkeit meiner Mutter, die wusste wie schwierig es war, mit einem erfolgreichen Mann zusammen zu leben. Mein Vater hatte in den 90iger Jahren sehr viel Geld in den Arabischen Emiraten verdient, und war damals auch sehr viel und lange fort. Ich konnte mich an die Zeit noch genau erinnern. Damals war ich zwar noch sehr jung, aber es gab Zeiten, da waren meine Mutter und ich häufig alleine zu Hause. Sie betonte jedoch auch immer wieder, dass sie sich damals hatte glücklich schätzen können, ein Kind gehabt zu haben, was sie von der Sehnsucht zu ihrem Mann etwas ablenken konnte.

    Die Zeit an diesem Abend verging wie im Flug, was ich an meinen Müdigkeitserscheinungen bemerkte. Als meine Mutter den Eindruck hatte, dass ich gleich einschlafen würde, räumte sie den Tisch ab und verabschiedete sich von mir. Ich konnte von oben aus dem Wohnzimmer, wo die Terrassenfenster offen waren, hören wie sie mit ihrem CLK Cabrio aus der Garagenausfahrt brauste, um sich auf den Heimweg zu meinem Vater zu machen.

    Ich goss mir den letzten Schluck Wein in mein Glas und schaltete den Fernseher ein, um es mir noch ein wenig auf der Couch gemütlich zu machen, wobei ich wieder in Erinnerungen schwelgte.

    2. Kapitel

    Ich hatte mir den letzten Freitag frei genommen, um meinen Freund vom Flughafen abzuholen. Er war zuvor zehn Wochen in Asien und LA gewesen, wo er für eine Fernsehshow die Sternchen von Morgen mit seinem Fitnessprogramm sportlich betreut hatte.

    Als er um kurz nach zehn Uhr auf dem Flughafen Köln/Bonn landete, wurde ich immer nervöser, ihn nach so langer Zeit endlich wieder in meine Arme schließen zu können. Eine viertel Stunde später kam er, bepackt mit zwei Koffern und seinem Mitarbeiter Steven, aus dem Ausgangsbereich des Flughafengebäudes, Chris sah einfach gut aus. Er war braun gebrannt, was seine blauen Augen noch mehr zum Strahlen brachten. Seine braunen Haare waren von der Sonne ziemlich ausgeblichen und fast blond. Er hatte eine ernste Miene, was mich verunsicherte, aber als er mich sah, wich diese einem Lächeln. Er beschleunigte seinen Schritt, breitete seine Arme aus und hob mich hoch, um mir einen unheimlich langen und betörenden Kuss zu geben.

    „Ich habe Dich so vermisst!, platze ich heraus und drückte ihn fester an mich heran. Steven begrüßte mich ebenfalls mit einer Umarmung und den Worten „gut siehst Du aus Kleines, bevor wir uns zum Kurzzeitparkplatz aufmachten, wo ich meinen Audi A3 Cabrio geparkt hatte. Am liebsten fuhr ich mit meinem Wagen, den mein Vater mir letztes Jahr geschenkt hatte, und hoffte, dass wir die Männer mit samt dem Gepäck unterkriegen würden. Nach einigem Fluchen und Umdisponieren, waren die Koffer und Taschen verstaut. Ich stieg hinter Chris ein, der hinter dem Steuer Platz genommen hatte und überließ Steven den Beifahrersitz. Ich lehnte mich nach vorne zu meinem Freund, um seinen Duft einzuatmen und ihm einfach nah zu sein. Er lächelte mich über den Rückspiegel an und gab mir zu verstehen, dass er das Wiedersehen mit mir ebenfalls sehr genoss. Wir fuhren über die A59 in Richtung Köln, um zuerst Steven nach Hause zu fahren, der in Köln Lindenthal wohnte. Als Steven vor seinem Haus ausgestiegen war, huschte ich schnell auf den Beifahrersitz, bevor wir uns auf den Heimweg in unsere Wohnung machten.

    Während der Fahrt durch die Kölner Innenstadt, legte ich meine Hand auf sein Knie. Chris ergriff sie und legte seine Hand auf meine.

    „Na Schatz, hast Du die Zeit ohne mich gut überstanden?", fragte er.

    Ich begann zu schmollen. „Es war schwer ehrlich gesagt, aber ich habe es überlebt und bin froh, dass Du endlich wieder da bist. Auch wenn es nur für ein paar Tage ist."

    „Ja, dass bin ich auch, sehr sogar., „Es war anstrengend mit all den jungen Mädels, aber Du weißt ja, in Los Angelas macht das Wetter die Hälfte des Stresses wieder wett.

    Wir unterhielten uns bis zur Tiefgarage unseres Wohnhauses über die Aufträge, die seine Firma in der Zeit seiner Abwesenheit ausgeführt hatte, und an welchen Orten sie waren.

    Es war nicht immer leicht für mich damit umzugehen, dass Chris den ganzen Tag unter anderem mit Weltstars zusammenarbeitete, die auch noch alle durchweg Modelmaße besaßen, im Gegenteil zu mir. Meine Größe pushte ich meistens mit meinen Highheels nach oben, davon hatte ich mir mittlerweile eine stolze Sammlung zugelegt. Glücklicherweise konnte ich in den Dingern gut laufen, was ich wohl von meiner Mutter geerbt hatte, und ich wusste, dass Chris total darauf stand, wenn ich sie trug.

    Nachdem wir das Auto geparkt hatten, und uns zusammen mit dem vielen Gepäck in den Aufzug begaben, packte Chris mich und küsste mich so leidenschaftlich, dass ich kurz den Halt verlor. Wir fuhren mit dem Lift bis zu unserer Wohnung in die sechste und letzte Etage, und stellten die Koffer im Eingang ab, bevor wir gemeinsam auf die Couch zu stürmten, um unseren Kuss vom Aufzug fortzusetzen.

    Trotz der vielen Jahre, die wir bereits ein Paar waren, waren wir immer noch sehr Leidenschaftlich miteinander, und zeigten uns unsere gegenseitige Liebe, was nicht zuletzt durch die vielen Wochen der Trennung, noch intensiviert wurde. Chris wusste genau, wie er mich zu nehmen hatte, und begann meinen Mund mit seiner Zunge zu massieren, bevor er mit seinen weichen Lippen zu meinem linken Ohr und meinem Hals hinunter wanderte. Noch immer ganz benommen, gab ich mich seiner stürmischen Leidenschaft hin. Er riss mir förmlich die Kleider vom Leib. Von der Ekstase ließ ich mich förmlich mitreißen, und befreite ihn ebenfalls von seinen Klamotten. Er und seine körperliche Nähe, hatten mir wirklich gefehlt in den letzten Wochen, sodass ich mich ihm völlig hingab.

    Am Samstagmorgen genoss ich es neben Chris wach zu werden. Er lag noch völlig erschlagen vom Jetlag und unserem gestrigen Liebesspiel, mit dem rechten Bein angewinkelt, halb auf dem Bauch, halb auf der Seite. Sein Kopf schaute zu mir, was mir die Gelegenheit gab, ihn eine Weile zu beobachten. Chris hatte ein sehr markantes Gesicht, mit weichen Lippen und einem ausgeprägten Grübchen über der Lippe, was ihn wiederum weich wirken ließ. Ich entschied mich aufzustehen, um den Espressokocher aufzustellen, und Chris mit seinem Lieblingskaffee zu wecken.

    Auf dem Weg ins Bad, suchte ich mir schnell ein paar Klamotten heraus und legte sie vor der Dusche ab. Mein Spiegelbild war strahlend an diesem Morgen. Meine Augen waren groß und aufgeweckt, und meine Wangen leicht gerötet. Nach der Morgentoilette machte ich mich wieder auf den Weg in den Wohnraum, in der sich unsere offene Küche befand, als die Espressokanne bereits ihr gluckerndes Geräusch von sich gab, um mir mitzuteilen, dass der Kaffee fertig war. Nur mit einer Boxershorts bekleidet kam Chris in die Küche, und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Er sah noch müde aus, wollte aber nicht mehr schlafen, sagte er. Chris setzte sich auf einen der Barhocker an die Küchentheke und beobachte, wie ich die Milch für den Latte Macchiato schäumte und in die Gläser goss.

    „Der wird Dir guttun! Ganz wie Du ihn magst", sagte ich, als ich das Glas nahm und es vor ihm auf der Theke abstellte.

    „Danke Kleines, komm her und setz Dich zu mir. „Was steht an für den heutigen Tag? Der allsamstägliche Shoppningwahnsinn?

    Ich grinste und bejahte seine Frage. Samstags bummelten wir meistens gemeinsam durch die Innenstadt. Zuerst bei Starbucks vorbei, um uns einen weiteren Kaffee zu holen und manchmal auch dort zu frühstücken. Mittags saßen wir oft mit befreundeten Pärchen zusammen vor der Früh Brauerei am Dom. Wobei die Mädels sich irgendwann in die Geschäfte stürzten und die Männer froh waren, nicht mit gehen zu müssen. Zumindest hatten wir das sehr oft getan, als Chris noch die meiste Zeit hier in Köln bei mir gelebt hatte. Momentan besucht er mich ja eigentlich nur und lebte die restliche Zeit in den Staaten, um zu arbeiten.

    An diesem Samstag gingen wir jedoch zusammen durch die Hohestraße und Schildergasse. Auf dem Rückweg liefen wie vorbei an dem Geschäft auf der Ehrenstraße, wo ich arbeite. Unser Mittagessen nahmen wir zusammen im Cato ein, was Chris ebenso gefiel, wie mir. Wir saßen mindestens zwei Stunden draußen auf der Terrasse und unterhielten uns über die vergangenen Wochen und die bevorstehenden Termine, die Chris noch bis zum Ende des Jahres hatte. Er bat mich, zumindest für eine Weile zu ihm nach Los Angelas zu reisen, damit wir nicht wieder über so lange Distanz getrennt sein würden, und ich versprach ihm, es mir zu überlegen. Ich hatte noch genug Resturlaub in diesem Jahr und ein bisschen zu ihm zu fliegen, würde mir sicherlich guttun.

    Wir beobachteten die einkaufswütigen Menschen, die durch die Benesisstraße und Ehrenstraße strömten, und genossen die Zeit zu zweit. Chris bestellte sich noch ein Kölsch, während ich meinen Latte Macchiato genoss, bevor wir unsere Sachen nahmen, und uns zu Fuß auf den Heimweg machten. Hand in Hand schlenderten wir durch die Straßen, bis wir vor unserem Wohngebäude ankamen, und mit dem Aufzug nach oben fuhren. Für den Abend hatten wir ein paar befreundete Pärchen und unsere Eltern zu uns zum Essen eingeladen, um ein bisschen mit ihnen zu feiern, bevor Chris übermorgen wieder in die Vereinigten Staaten reisen musste.

    Obwohl ich gut und gerne kochte, hatten wir für diesen Abend bei einem Partyservice bestellt. Ich war froh, mich nicht um die ganze Vorbereitung kümmern zu müssen. Da ich die Zeit, in der Chris zu Hause war, lieber mit ihm verbrachte. So kuschelten wir, bevor die Gäste kamen, uns noch auf die Couch und schauten ´The Wolf of Wall Street´ auf DVD.

    Nachdem der Film zu Ende war, huschte ich schnell unter die Dusche, um mich noch einmal frisch zu machen, bevor der Trubel losging.

    Es dauerte nicht lange, bis die ersten Besucher klingelten. Es waren meine Eltern, Barbara und Peter, sowie Chris Mutter Evi, die bereits seit vielen Jahr alleine lebte. Kurze Zeit später trudelten Tina und ihr neuer Freund Daniel mit einem Riesen Blumenbouquet ein, gefolgt von Steven mit seiner Frau Mira. Alle brachten Geschenke mit, wie Wein oder Pralinen. Es war ein lautes Tohuwabohu, bis wir alle aufforderten, sich an den gedeckten Tisch zu setzen und ich die Getränkewünsche entgegennahm. Tina folgte mir hinter den Küchenblock, um mir mit den Getränken zu helfen, und mich unauffällig nach meiner Meinung zu ihrem neuen Freund Daniel zu fragen. Er sieht sehr nett aus und scheint verliebt in Dich zu sein., versicherte ich ihr nach einem kurzen Blick zu ihm hinüber. Er saß zwischen Chris und Steven, die sich bereits angeregt mit ihm unterhielten. Unsere Mütter saßen nebeneinander und erzählten sehr laut. Man konnte sie kaum überhören. Auch Mira mischte sich ab und zu in das angeregte Gespräch der zwei Frauen ein. Tina und ich verteilten die Getränke unter den Gästen, und gingen in die Küche zurück, um die Antipasti auf Tellern anzurichten. Wir selbst stießen mit Prosecco an. Ich spürte, wie das kühle Getränk kribbelnd meinen Hals hinunterrannte, und gönnte mir einen zweiten Schluck, so gut tat er mir in diesem Augenblick. Wir hatten sehr gerne Freunde und Familie um uns herum. An diesem Abend fand ich die Runde besonders gesellig und nett. Alle unterhielten sich angeregt, und fanden sich in ein Gespräch ein. Ich schaute immer wieder hinüber, und genoss den Anblick der plauderten Meute. Chris sah sehr gut aus in seinem weißen Hemd und seiner Jeans. Sein Hemdkragen stand oben etwas offen, was mir einen kurzen Blick auf seine männliche Brust erlaubte. Er schaute ebenfalls zu mir und grinste als ich ihn beobachtete, was mich zum Schmunzeln brachte. Er sah so unbekümmert und zufrieden aus, dass ich erleichtert aufatmete und mich umdrehte, um mich um das Risotto zu kümmern, was noch in der Wärmeschublade stand.

    Nachdem ich das Risotto auf die Teller verteilt, und mit Scampi und etwas Petersilie garniert hatte, servierte ich den Hauptgang an alle Gäste, und nahm ebenfalls zwischen Chris und Tina Platz.

    Das Telefon klingelte, was mich aus meinen Nickerchen hochschrecken ließ. Ich hatte fast meinen Wein verschüttet, so erschrocken war ich über die plötzliche Störung. Nachdem ich mein Glas auf dem Wohnzimmertisch abgestellt hatte, nahm ich das Telefon in die Hand und prüfte den eingehenden Anruf. Als ich die Nummer auf dem Display sah, freute ich mich sehr, denn es war Chris, von dem ich seit dem Morgen im Laden nichts mehr gehört hatte.

    Ich begrüßte ihn mit den Worten „Hey, na wie geht es Dir so?"

    „Alles klar bei mir und Du Kleines, wie geht es Dir?"

    „Ich habe gerade an Samstagabend gedacht, wie schön es doch war, als wir alle zusammen waren."

    Chris bestätigte meine Aussage, und versicherte mir, dass wir so einen Abend bald wiederholen würden, sobald er wieder daheim wäre. Er erzählte mir von dem Arbeitstag, den er gerade begonnen hatte. Der Zeitunterschied zwischen Deutschland und Los Angelas betrug derzeit sieben Stunden, was nicht immer so einfach war. Ich erzählte ihm von dem Besuch meiner Mutter und meinem Vorhaben, ihn in Kürze besuchen zu wollen. Meine extreme Flugangst war zwar immer noch da, aber ich vermisste ihn jetzt schon so sehr, dass mir klar war, so eine lange Trennungsphase nicht noch einmal in Folge aushalten zu können. Chris war sehr froh über meinen Entschluss und versicherte mir, sich um die Flugtickets zu kümmern. Er sagte, ich solle mich so schnell wie möglich nach ein paar freien Tagen umschauen, damit er die Tickets buchen konnte. Heute funktionierten solche Dinge so unkompliziert, dass man noch nicht einmal eine ausgedruckte Version brauchte.

    Meine Vorfreude stieg, weshalb ich mir vornahm, mich gleich am nächsten Tag um meinen Urlaub zu kümmern. Mir war zwar klar, dass Chris in LA die meiste Zeit arbeiten musste. Jedoch war er nach seinen Erzählungen abends da, und morgens meistens nicht ganz so früh aus dem Haus, sodass wir wenigstens einen Teil des Tages zusammen sein würden.

    Wir verabschiedeten uns an diesem Abend sehr harmonisch, was in den letzten Monaten nicht immer so gewesen war. Die Zeit alleine machte mich manchmal einsam, wobei ich grundsätzlich kein Problem damit hatte, Zeit mit mir alleine zu verbringen. Doch die letzten Besuche von Chris dauerten meistens nur zwei bis drei Tage an, bis er wieder fortflog, was für eine gute Beziehung meines Erachtens, viel zu wenig war.

    Obwohl ich zuvor noch so müde war, konnte ich als ich im Bett lag, einige Zeit lang nicht einschlafen. Ich dachte an meinen Freund, und wie sehr wir uns freuten, dass ich ihn bald in LA besuchen wollte. Er war immer sehr stolz mich seinen Kollegen oder Klienten vorzustellen, was er mir immer sehr deutlich zeigte. Während ich mich bei solchen Treffen eher lieber zurück hielt, wollte er mich immer dabeihaben. Ich wusste, dass es ihm schwerfiel, mich über so lange Zeit hier in Köln alleine zu lassen, aber so war das eben, dachte ich.

    Am nächsten Morgen wurde ich noch vor meinem Wecker wach, und fühlte die frische Luft durch den Spalt des offenen Fensters. Ich kuschelte mich in meine Decke und atmete die noch frische Brise an diesem Sommermorgen, die durch das Schlafzimmer strömte, ein. Mein Kopf dröhnte etwas von dem Riesling, den ich am Vorabend zusammen mit meiner Mutter getrunken hatte, weshalb ich mir die Stirn rieb, in der Hoffnung, dass diese bald verschwinden würden. Irgendwie wollte ich noch nicht aufstehen, aber der Drang auf die Toilette zwang mich, weshalb ich mich unter meiner Bettdecke hervor aus dem Bett rollte. Der Dielenfußboden war von der Fußbodenheizung aufgewärmt, was mir den Gang erleichterte. Ich mochte es nicht gerade durch kalte Räume zu laufen, weshalb ich mir im Badezimmer meinen Frottee Bademantel überzog. Die Nächte waren momentan eher frisch, weshalb sich meine Heizung von alleine anschaltete. Mein Vater hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn er gewusst hätte, dass ich im Juli die Heizung anhatte. Aber er musste es ja nicht erfahren.

    Als ich auf Toilette war, spürte ich ein komisches Ziehen im Unterleib und in meinen Brüsten, dachte aber nicht weiter darüber nach. Nachdem ich im Bad alles erledigt hatte, ging ich in die Küche, um mir einen Kaffee aufzustellen. Ich stellte das Radio an wo gerade Revolverheld mit ´Lass uns gehen´ spielte, bevor ich mich auf den Weg zurück ins Bad und das Ankleidezimmer begab. Für mich gab es nichts Schöneres, als morgens vor der Arbeit Zeit zu haben, mich in Ruhe fertig zu machen und dabei etwas Musik zu hören.

    Nachdem ich mich geduscht hatte und meine Haare einigermaßen präsentabel aussahen, trug ich mir ein leichtes Make-Up auf und ging ins Ankleidezimmer. An dem Morgen entschied ich mich für eine schwarze, enge Jeans mit einer weißen, leichtfallenden Bluse und einem schwarzen Blazer. Das Outfit war sehr bequem, und für die noch immer frische Luft am Morgen, genau richtig.

    In der Küche machte ich mir meinen Kaffee mit viel warmer Milch, und ein Brot von dem Baguette, was vom Vorabend übriggeblieben war. Ich hatte einen Bärenhunger, der sich mit dem ersten Bissen ein wenig beruhigte.

    Nachdem ich meine Tasche mit allem notwendigem gepackt hatte, ging ich in den Flur und schlüpfte in meine schwarzen, spitzen Pumps, bevor ich die Wohnungstür hinter mir zu zog.

    Die Straßen waren bereits voller Menschen und Autos, die auf Ihrem Arbeits- oder Schulweg waren, wodurch ich mir meinen Weg durch die Menge bahnte. Ich mochte die Geräusche der Stadt, und den Wind, der durch die Straßen pfiff und eher zum Herbst gepasst hätte. Meine Haare, die ich heute offen trug, waren etwas zerzaust, als ich im Ehren(wert) auf der Ehrenstraße ankam. Da mir das jedoch öfter passierte, hatte ich für solche Tage immer eine Bürste in der Tasche, mit der ich meine Frisur wieder einigermaßen in die richtige Richtung kämmte.

    Nachdem ich die Ladentüren wieder hinter mir verschlossen hatte, ging ich sofort nach hinten durch in unser Büro, um den Urlaubsplan für die folgenden Wochen zu überprüfen. Im nächsten Monat waren wir etwas knapp besetzt, da Tina sich einige Zeit frei genommen hatte, um zusammen mit ihrem neuen Freund Daniel nach Hamburg zu fahren. Mitte Augst sah der Plan aber recht überschaubar aus, woraufhin ich mich direkt für die nächsten sieben Tage, die im Kalender frei waren, eingetragen hatte. Beflügelt vor Freude, machte ich mich anschließend über das Kassenbuch her, und kontrollierte, ob alles richtig abgerechnet wurde. Als dem so war, packte ich einen Karton aus, der am Vorabend geliefert wurde, und schaute mir die Sachen an, die darin waren. Ich entfernte die Folie, die als Schutz um jedes einzelne Teil gebunden war, und kontrollierte die Kleidung auf Mängel. Danach sortierte ich sie zusammengelegt nach Größen und Farbe in die Ladenregale ein. Die Zeit an diesem Morgen verging wie im Flug. Es war kurz vor zehn Uhr morgens, als ich Caro kommen sah, und Ihr die Ladentür von Innen aufschloss. Wir begrüßten uns kurz, bevor sie Ihre Sachen in den Aufenthaltsraum brachte, und sich für die Arbeit fertigmachte. Da Tina in den nächsten Tagen nicht arbeiten kommen würde, hatte ich mir keine Pausen eingeplant, um abends früher gehen zu können. Heute wollte ich auf jeden Fall am Rhein Joggen. Das Wetter für den Nachmittag war sonnig gemeldet, worüber ich mich schon, seit ich es am Morgen im Radio gehört hatte, freute.

    Der Arbeitstag verging so rasch. Es waren jede Menge Kundinnen und Kunden. da, die ich beraten hatte, bis ich um halb fünf von meiner anderen Kollegin Andrea, abgelöst wurde.

    Schnellen Schrittes eilte ich nach Hause, um mir meine Laufsachen anzuziehen, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Die Strecke die ich nahm, war immer dieselbe, in Richtung Rhein, vorbei am Dom und der Altstadt in Richtung Hohenzollernbrücke. Es war viel los an diesem frühen Abend. Jede Menge Skater und Jogger überholten mich, und genossen offensichtlich genauso sehr wie ich, diesen wunderschönen, milden Sommerabend.

    Nachdem ich meine Joggingrunde erfolgreich beendet hatte, lief ich nach Hause und duschte mich. Ich wollte unbedingt noch anfangen, mir eine Liste zu schreiben, um zu prüfen, ob ich noch Kleidung oder Kosmetik für meinen bevorstehenden Flug nach Los Angelas benötigte. Es war zwar noch etwas Zeit bis dahin, aber durch meine Flugangst, war ich schon seit ich ein kleines Kind war, nicht mehr geflogen und entsprechend aufgeregt. Den letzten längeren Urlaub hatte ich zusammen mit Chris vor drei Jahren nach Holland unternommen.

    Es war bereits 18:35 Uhr als mein Mobiltelefon klingelte. Ich eilte zu meiner Handtasche, die im Eingangsbereich stand, und suchte darin nach meinem Handy. Als ich es endlich gefunden hatte, sah ich das es nicht wie vermutet Chris war, der mich versuchte zu erreichen, sondern Karl, mein Chef. Ich wunderte mich, da er mich normalerweise immer im Laden anrief und nahm ab.

    „Hallo Sarah, da bist du ja, ich habe dich im Laden nicht erreicht. Caro sagte mir, dass du bereits Feierabend hast."

    „Ja, ich war laufen und wollte ein paar Sachen zusammensuchen, da ich Mitte August nach Los Angelas zu meinem Freund fliegen werde," erklärte ich ihm.

    „Oh das tut mir leid, da muss ich Dir leider dazwischenfunken. Ich habe einen Investor aus Frankfurt kennengelernt. Er heißt Nick Bay, und möchte ein Konzept unseres Geschäftes sehen. Der Termin dafür ist der elfte August, und wenn er es gut findet, möchte er noch in diesem Jahr einige weitere Filialen in anderen deutschen Großstädten eröffnen. Klingt das nicht gut, Sarah?" fragte er total euphorisiert.

    Ich atmete kurz durch und fragte dann, was ich dabei für eine Rolle spielte. Als Karl mir erklärte, dass seine Frau Gabi ihn steinigen würde, wenn er in den kommenden Wochen nur noch einen weiteren Tag von zu Hause wegbliebe, wurde ich ruhiger. Die beiden hatten erst kürzlich Zwillinge bekommen, die wohl unter straken Koliken litten, weshalb er ihr helfen musste, die schreienden Babys umher zu schleppen.

    „Ok, was genau soll ich tun?" fragte ich immer noch etwas mürrisch, versuchte aber schnell meinen Ton zu normalisieren und professionell zu wirken. Er erklärte mir, dass ich das Ehren(wert) und die Modemarken, die wir vertrieben, am besten kannte und durch mein Studium als Modedesignerin genau die Richtige sie, Nick dem Investor, von unserem Geschäftsmodell zu überzeugen. Die Einladung zu dem Geschäftstermin in die Investmentfirma, war genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich geplant hatte, nach Los Angelas zu fliegen, was mich ein klein wenig enttäuschte. Trotzdem versicherte ich Karl, den Termin wahr zu nehmen und das Ehren(wert) zu präsentieren, worüber er super glücklich schien.

    Er wollte mir bis dahin einige Informationen zukommen lassen. Auch die Zahlen der letzten Jahre, die ich ihm immer übermittelte, welche er in einer Präsentation zusammenstellen wollte. Wir vereinbarten ein weiteres Telefonat und wollten uns per Email austauschen, damit ich alles Notwendige für das Treffen hatte, um mich dafür vorzubereiten.

    Nach dem Gespräch setzte ich mich erst einmal auf den Ohrensessel,

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