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Der Dessous-Fetischist
Der Dessous-Fetischist
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eBook365 Seiten4 Stunden

Der Dessous-Fetischist

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Über dieses E-Book

Schwierig, aber dennoch sehr erotisch ist der erste Fall von Andrea Steiner, der Leiterin der Mordkommission Fürstenfeldbruck.
Gesucht wird eine Person, die Frauen betäubt, in Dessous kleidet, schminkt, deren Intimzonen rasiert und sie danach vergewaltigt. Gibt es einen Serientäter? Der große Altersunterschied der getöteten Frauen von 44 Jahren verwirrt jedoch. Dazu wird für die Chefin der eigene Freund, ein vermutlicher Schamhaar-Sammler zum Problem.
Zum Glück ist der neue Kollege und Hauptkommissar aus Dänemark nicht nur witzig, sondern bei diesem äußerst präkeren Fall von intimen Fragen und Situationen sehr locker und eine Bereicherung für das ganze Team. Außerdem lernt er seiner Kollegin einen neuen Buchstaben zu sprechen, welcher seiner Meinung nach in der deutschen Rechtschreibung fehlt und erzählt ihr immer wieder diverse Abenteuer seiner vielen Reisen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Nov. 2019
ISBN9783749769872
Der Dessous-Fetischist
Autor

Herwig Riepl

Herwig Riepl wurde 1964 in Villach, Österreich geboren und absolvierte erfolgreich die Höhere Technische Lehranstalt - Abteilung Fachschule für Tischlerei und Raumgestaltung. Nach dem Abschluss der Ausbildung begann er mit seinen ersten großen Reisen und hat in dieser Zeit in einer Papierfabrik und als Discjockey gearbeitet. Mit 23 Jahren ist er nach Dänemark ausgewandert und hat dort 10 Jahre gelebt. Dort hat er für die Internationale Press Distribution Kopenhagen gearbeitet, war Besitzer eines Süßigkeiten-Geschäftes, Staplerfahrer in einer Fabrik und hat mehrere Jahre als Kinderpädagogen-Mitarbeiter in einem Schüler Freizeitheim gearbeitet. Als dänischer Staatsbürger ist er anschließend für 10 Jahre nach Deutschland gezogen, wo er hauptsächlich als Tischler gearbeitet hat. Seit 2009 lebt er mit seiner deutschen Frau in Uruguay. 79 Länder hat er weltweit, teils recht intensiv bereist und dadurch viel gesehen. Durch seinem abwechslungsreichen Lebensstil, hat er es bevorzugt, kinderlos zu bleiben. Jetzt lebt er auf seiner kleinen Farm zwischen tausenden Blumen und hunderten Obstbäumen, eher zurückgezogen und genießt es, seinem Hobby, Insekten und Vögel zu fotografieren, nachzukommen. Herwig Anton Ingvardsen Riepl, wie er mit vollem Namen heißt, nennt sich durch seine vielen Reisen der einfachheit halber immer nur Erik und ist für viele Personen, nur unter diesem Namen bekannt. Er hat noch nie ein Mobil-Telefon besessen und hat keine Ahnung, wie man eine SMS schreibt. Trotzdem zählt er sich zu den 10 glücklichsten Menschen der Erde und genießt jede Minute seines Lebens. Er ist Realist und war noch nie ein Träumer, darum würde er jede Entscheidung seines Lebens wieder so treffen. Da er sehr viel Zeit hat und Stress ein Fremdwort für ihm ist, hat er sich entschlossen Bücher zu schreiben.

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    Buchvorschau

    Der Dessous-Fetischist - Herwig Riepl

    Eine hübsche Dessous-Leiche

    Vorsichtig gleitet der Nassrasierer an der linken Schamlippe hinunter, um kurz darauf genauso konzentriert die rechte Seite wieder hochzufahren. Auch am Schamhügel wird von drei Seiten gegen den Haarwuchs angekämpft, bis schließlich ein messerscharf ausrasiertes Dreieck stehen bleibt. Die Frau blickt sich im großen Badezimmerspiegel an und ist mit ihrem Werk zufrieden. Es ist Sonntagfrüh, Andrea Steiner hat sich heute etwas ganz Besonderes für ihren Freund ausgedacht. Sechs Monate kennt sie nun Peter Leiner und seit ein paar Wochen wohnen sie auf Probe bei ihr in Fürstenfeldbruck in der Schöngeisingerstraße zusammen. Peter hat eine Wohnung in Olching, die er zwar täglich kurz aufsucht, aber abgesehen von ein paar Arbeitseinsätzen innerhalb Deutschlands hat er die letzten drei Wochen bei Andrea übernachtet. Nur…….leider waren genau diese Wochen die Unspektakulärsten. Zuvor hatten sie sich einfach verabredet, tolle Sachen unternommen, waren Rad fahren, haben Konzerte besucht, sind in den Bergen gewandert und haben wilden Sex erlebt. Seit sie zusammen wohnen gibt es nur noch wenig Zeit füreinander. Peter arbeitet für eine Zeitfirma am Bau und ist dadurch oftmals auf Montage. Andrea ist Polizeihauptkommissarin in der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck und Leiterin der Mordkommission. Auch sie hatte in letzter Zeit viel zu tun. Darum will sie heute ihren noch schlafenden Freund einmal so richtig frech und erotisch überraschen. Vor ein paar Tagen bekam sie von ihm ein Geschenk mit der Anmerkung, es erst dann zu öffnen, wenn sie die Sachen auch für ihn anziehen will. Mehrmals hat sie schon hübsche Dessous getragen, welche aus ihrer eigenen Kollektion stammen. Die Hauptkommissarin zieht an der Schleife, öffnet die Schachtel und betrachtet ganz gespannt und interessiert den Inhalt. Schmunzelnd hält sie eine äußerst reizvolle, rotschwarze Büstenhebe in der Hand. Dazu gibt es einen offenen Schmetterlingsstring, Strumpfhalter, Strümpfe und lange Handschuhe, genauso im selben rotschwarzen Spitzen-Set gehalten. Es dauert eine ganze Weile bis alles sitzt und passt, dafür ist das Ergebnis ein wahrer Augenschmaus.

    ›Ganz schön frivol‹, denkt sie und lächelt. Andrea sieht mit ihrem gut durchtrainierten Körper von 38 Jahren und der pikant sitzenden Reizwäsche wie eine Straps-Lady aus. Kaum Fältchen im Gesicht, eine gute Handvoll fester Busen von 85B, der Bauch flach, stramme Oberschenkel und hübsche Beine, die 170 cm ihrer Körpergröße herzeigen. Ihr feuerrotes Haar reicht lockig bis weit über die Schultern, dazu rot lackierte Fingernägel sowie ein dunkelroter Lippenstift, der ihre Haarfarbe unterstreicht. Zur Feier des Tages gibt es ein kräftig geschminktes Gesicht mit dunkelblau bis in schwarz überlaufenden Lidschatten, welcher bis an die Brauen hoch reicht und ihre braunen Augen umrahmt. Dazu ein Mascara, um die langen Wimpern richtig zu betonen und ein Eyeliner, welcher das ganze Farbenpaket auffällig umrahmt. Sie ist mehr als zufrieden und ihr ist auch klar, der Sonntag wird sich wohl hauptsächlich im Bett abspielen. Zum Abschluss hüllt sie ihren Körper noch in einen dezenten Parfumduft. Ein letzter Blick auf den sehr frech verpackten Körper, der eigentlich mehr zeigt, als er verdeckt, sagt ihr plötzlich, dass sie vielleicht noch zu einer besonderen Überraschung greifen soll. Schon ein paar Mal hat sie ihr Freund nach einer Komplettrasur gefragt. Seit knapp 20 Jahren rasiert sie sich da unten, einmal mehr, einmal weniger, aber ganz nackt war sie noch nie. Die letzten Wochen waren etwas schwierig, darum will sie heute mit einem Sonderbonus aufwarten.

    ›Egal‹, denkt sie. ›Haare wachsen wieder nach, also weg mit dem verbliebenen Dreieck.‹ Sie nimmt den Lady-Shaver aus dem Wasserglas, in dem noch ihre zuvor rasierten Haare schwimmen, gleitet dreimal hin und her, bis sie sich komplett glatt im Spiegel sehen kann. Zum Schluss steckt sie ihre lockigen roten Haare an einer Seite hoch, was sie wahrlich zu einem brodelnden Vulkan macht.

    »Die verruchte Straps-Lady ist messerscharf und bereit für ein Abenteuer«, sagt sie zu ihrem Spiegelbild und schmunzelt dabei.

    Plötzlich beginnt ihr Mobiltelefon in der Bademanteltasche zu brummen. ›Bitte, bitte, bitte nicht!‹, fleht sie innerlich. ›Lass es meine Mutter sein oder sonst jemanden, den ich schnell abwimmeln kann, bloß nicht das Kommissariat.‹

    Sie hat heute Bereitschaft, aber meistens ist es ruhig. Fürstenfeldbruck ist nicht Chicago. Als sie aber auf die Anzeige blickt, fallen ihr die Mundwinkel nach unten. Grußlos nimmt sie ab, sagt nur: »Ja, ja, gut, ich komme« und legt enttäuscht mit bereits sich bildenden Tränen auf. ›Warum? Warum jetzt? Warum heute? Darf ich nicht auch einmal Spaß haben?‹, zischt sie sich im Spiegel an. Doch alles Fluchen hilft jetzt nicht. Sie muss schnell sein und kann sich nicht lange hier aufhalten. Runter mit den Spitzenhandschuhen, die Jeans hochgezogen, dazu ein dünner Pulli, damit schon mal die Dessous verdeckt sind. Ein Taschentuch wird auf die Lippen gepresst, um diese etwas blasser aussehen zu lassen. Nur mit den Augen ist es schwierig. Komplett abschminken dauert zu lange, aber die mehreren Farben, welche sie so großzügig aufgetragen hat, kann man auch nicht einfach wegradieren. Zu groß ist die Gefahr, dass die Farben verwischen und ihr ganzes Gesicht, verschmiert aussieht. Die Kommissarin seufzt verärgert, als sie in den Spiegel schaut und fragt sich, ob sie sich jetzt von der gewünschten Edel-Prostituierten-Aufmachung zur billigen Straßennutte macht. Einen einzigen Versuch hat sie und drückt einmal kräftig ein Taschentuch daran, um etwas blasser ihre Bemalung erscheinen zu lassen. ›Was soll`s?‹, denkt sie sich. ›Ein bisschen dezenter, leider trotzdem gut zu erkennen, besser geht`s aber nicht.‹ Dann nimmt sie trotz Hitze ihre leichte Sommerjacke, Ausweis und Autoschlüssel, blickt kurz ins Schlafzimmer, wo Peter immer noch schläft, schlüpft, statt in sexy High Heels, in ihre flachen Schuhe und verlässt die Wohnung. Auf der Anzeige des Mobil-Telefons findet sie die Adresse, welche zum Glück nicht weit entfernt, mitten in Fürstenfeldbruck ist. Zehn Minuten später sieht sie bereits vor einem Wohnblock die Polizeilichter blinken. Ein letzter Blick in den Rückspiegel, worauf sie schnell ihre Spange der hochgesteckten Haare löst, dann ist sie bereit für ihre neue Aufgabe.

    Natürlich kennt sie alle Polizisten, manche nicken nur. »Frau Kommissarin, 2.Stock links«, mehr gibt es zu dieser morgendlichen Sonntagsstunde auch nicht zu sagen. Oben angekommen, empfängt sie ihr neuer Kollege, mit dem sie jetzt 4 Wochen zusammen arbeitet. Hauptkommissar Erik Ingvardsen aus Kopenhagen ist zu ihrer Gruppe gestoßen. Sie selbst ist ja auch nicht aus Bayern, sondern vor Jahren aus Dresden als Sachsen-Mädel nach Fürstenfeldbruck gekommen.

    »Guten Morgen, tut mir Leid, Ihren Sonntag zu stören, aber es sieht leider nach Mord aus«, informiert er nur kurz seine Chefin. »Monika Baumeister, 21 Jahre, Studentin, lebte alleine in dieser Wohnung. Mehr haben wir noch nicht. «

    »Auch guten Morgen, na dann schauen wir mal, was uns in der Wohnung erwartet.«

    Eine junge Frau liegt nackt im Wohnzimmer auf dem Sofa. Der Gerichtsmediziner hockt daneben und die Spurensicherung sammelt gerade zwei Gläser und eine Sektflasche ein. Alles nicht ganz ungewöhnlich für die Kommissarin, aber was sie hier sieht, dreht ihr trotzdem fast den Magen um. Die junge Frau ist mit dem haargenau selben Dessous-Set, wie sie es jetzt selbst am Körper trägt, bekleidet. Außerdem ist sie ebenfalls stark geschminkt und im Intimbereich rasiert. Auf dem Schamhügel liegt noch der Rasierer.

    »Bisschen viel am frühen Morgen«, meint ihr Kollege, der gemerkt hat, dass es seiner Kollegin nicht gut geht. »Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?«

    »Geht schon«, sagt sie etwas bleich. Trotzdem kommt er mit einem Wasserglas, welches sie auch sofort austrinkt. Erst danach schafft sie ein, »Guten Morgen Doktor«, zu sagen.

    »Ich hatte schon bessere Morgen, und was hattest Du heute bereits vor?«, fragt er und blickt auf ihre geschminkte Augenpartie.

    »Ah, ein Opernbesuch war geplant!«

    »So früh?«, fragt der Arzt verwundert.

    »In Salzburg, wir wollten früher anreisen!«

    »Vielleicht schafft ihr es doch noch, dann fangen wir einfach schnell an! Die Frau wurde mit einer dünnen Schnur, so etwas wie eine Nylonschnur erdrosselt. Das Tatwerkzeug wurde leider noch nicht gefunden.«

    »Wurde sie vergewaltigt?«, fragt die Hauptkommissarin.

    »Kann ich nicht sagen, dafür muss ich sie erst auf dem Tisch haben. Aber ich habe etwas anderes für euch. Kommt mal ein bisschen näher ran!«

    Dabei zeigt der Gerichtsmediziner auf ihr Kinn, die Wangen und Lippen. »Könnt ihr das sehen? Das ist Sperma und ergibt eine schöne DNA.«

    »Ich befürchte leider, wer so unvorsichtig ist, weiß, dass wir in der Datenbank nichts finden werden«, meint Erik.

    »Das musst du schon selbst rausfinden, Danish Dynamite«, sagt der Gerichtsmediziner ganz lässig.

    ›Klugscheißer blöder!‹, denkt sich Andrea. ›Sollen wir doch froh sein, überhaupt eine DNA zu bekommen.‹ Gleichzeitig blickt sie auf die hübsche Halbschale an der Frauenbrust und wird an ihre eigene Unterwäsche erinnert. Schnell steht sie auf und bedankt sich bei Doktor Herbert Steger.

    Der Gerichtsmediziner nimmt seine Tasche und sagt: »Sicher nicht vor morgen Mittag«, dann ist er schon zur Türe raus. Auch die Spurensicherung ist bereits fertig, hat Computer und Mobil-Telefon der Toten gesichert, dazu ihre Fingerabdrücke, um sie mit anderen auszuschließen. Diese Daten werden vor morgen Nachmittag nicht fertig sein.

    Die Hauptkommissare ziehen sich Handschuhe über und beginnen ihre Arbeit.

    »Was hat wohl der Rasierer am Schamhügel zu bedeuten?«, fragt Andrea einfach laut vor sich hin.

    »Vielleicht ein Symbol, eine Überraschung für den Freund«, meint ihr Kollege dazu.

    »Und warum bringt man eine so hübsche Frau um, die sich in reizende Dessous kleidet, schminkt und scheinbar einen Liebhaber erwartet und erotisch verwöhnen will?«

    »Vielleicht, weil der Liebhaber genau das nicht mag oder erwartet hat und sie dafür bestraft«, erklärt ihr Kollege.

    »Was soll der Quatsch? Sie haben wohl für alles eine Erklärung«, sagt die Ermittlerin schnippisch und wartet gar keine Antwort ab.

    Bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung findet man weder Bilderalben noch Tagebücher oder sonstige private Informationen. So gesehen, kann man nur hoffen, dass der Computer und das Mobil-Telefon mehr liefern.

    Danach gehen die Kommissare zur Nachbarin, welche die Tote gefunden hat.

    »Eigentlich war es das laute Klopfen des Handballtrainers, das mich wachgerüttelt hat«, erklärt die Frau von der gegenüberliegenden Wohnung ganz aufgeregt. Dieser sagte ihr, dass Monika immer pünktlich zu den Spielen kommt und sich nach mehreren Anrufen noch immer nicht gemeldet hat. Da heute Fürstenfeldbruck ein Heimspiel bestreitet, willigte die Nachbarin ein, die Türe mit dem Ersatzschlüssel, welche sie vom Opfer bekommen hat, zu öffnen. Als die beiden Personen die Tote sahen, lief die Nachbarin gleich zurück in ihre Wohnung, um Rettung und Polizei zu verständigen. Nach dem Eintreffen der Polizei hat sich der Trainer verabschiedet, weil er seine Mannschaft betreuen muss. Die Kommissare wollen wissen, wie Monika war, was sie gemacht hat, welchen Besuch sie bekommen hat oder ob sie einen Freund hatte.

    Lieb und nett war sie, höflich, zurückhaltend, eher schüchtern. Die Eltern sind bei einem Verkehrsunfall gestorben. Studiert hat sie hier in Bruck, Handball hat sie gespielt und von einem Freund wusste sie nichts, fällt der Nachbarin dazu ein. Mehr war leider nicht zu erfahren. Auch von den anderen Wohnungen hat heute niemand etwas gehört oder gesehen.

    »Herr Ingvardsen, rufen Sie die Kollegen an, in einer Stunde machen wir eine Besprechung im Kommissariat.« Darauf gehen beide nochmals in die Wohnung zurück.

    »Was für eine hübsche junge Frau«, seufzt Erik.

    »Eigentlich müsste der Täter bei so einer Aufmachung hoffen, dass sie ewig lebt.

    Erstmals ist die Kollegin seiner Meinung! »Ich fahre kurz nach Hause, wir sehen uns in einer knappen Stunde. Bleiben Sie hier, bis die Spurensicherung fertig ist und die Bestatter die Leiche abtransportiert haben. Versiegeln Sie anschließend unbedingt die Wohnung.«

    »Farvel«, hört sie noch und muss über das dänische Wort und seine Verabschiedung schmunzeln.

    Sofort fährt sie zurück in ihre Wohnung, um sich eiligst umzuziehen und endlich abzuschminken. Auf dem Küchentisch findet sie einen Zettel. Bin beim Fußball.

    ›Oje, Sonntagnachmittag spielt wohl Bayern München zu Hause. Das habe ich total vergessen.‹

    Fußball ist kein Grund für sie, daran denken zu müssen. ›Das heißt, ich sehe Peter heute nicht mehr. Wenn Bayern gewinnt, wird danach gefeiert, wenn sie verlieren, gibt es das klassische Frust-Saufen mit den Bemerkungen: Wir waren ja besser‹, denkt Andrea etwas verärgert. Dann zieht sie sich aus. Raus aus den Dessous, runter mit der Farbe, dabei sieht sie sich nackt im Spiegel und seufzt: ›Den Auftritt mit meiner ersten Komplettrasur habe ich mir auch ein bisschen aufregender vorgestellt!‹

    Bevor sie aber losfährt, gönnt sie sich noch eine Zigarette. So viel Zeit muss sein. Die Hauptkommissarin raucht nicht viel, aber manchmal greift sie schon gerne zu einer Beruhigungszigarette. Kurz darauf steuert sie fast gemeinsam mit ihrem Kollegen auf den Parkplatz der Polizeiinspektion rein.

    »Hej« sagt er. »Haben Sie Salzburg abgesagt?« und blickt dabei auf ihre Augenlider.

    »Den Opernauftritt gibt es ein anderes Mal«, antwortet sie schnell und zuckt dabei mit den Schultern.

    Im Besprechungsraum der Mordkommission Fürstenfeldbruck hat sich, wenn auch nicht sehr erfreut, das ganze Team um Andrea Steiner eingefunden. Das wären Polizeiobermeister Michael Dober, 54 Jahre alt, der Vollbartträger, den alle nur Almöhi Mike nennen, benannt nach dem Großvater aus dem Schweizer Zeichentrickfilm Heidi. Er ist hauptsächlich im Innendienst für Recherchen im Internet zuständig.

    Denselben Aufgabenbereich hat auch Polizeihauptmeisterin Erika Schmidinger, eine 57-Jährige, bereits leicht ergraute, eher konservative Frau, die aber erstaunlicher Weise die besten Ideen am Computer hat.

    Des Weiteren die 28-Jährige Polizeikommissarin Lena Müller. Ein heißer, blonder Feger, fast immer in engsten Röhrenjeans und roten Pumps zu sehen. Die Frau ist für alles, was anfällt und keiner richtig machen will, zuständig.

    Dann gibt es noch die zwei Polizeimeister, 34 Jahre alt, manchmal noch nicht aus der Pubertät herausgewachsen und etwas übereifrig. Beide heißen Meier Josef, sind aber nicht miteinander verwandt. Da die Namensführung zu Komplikationen führen könnte, werden sie seit Jahren Meier 1 und Meier 2 genannt.

    Schließlich arbeitet seit einem Monat der Däne Erik Ingvardsen, 40 Jahre, mit nicht allzu vielen Haaren auf dem Kopf, witzig und lustig, mit frischem Wind und Charme als Polizeihauptkommissar im Team. Er hat die gleiche Amtsbezeichnung wie seine Kollegin Andrea Steiner. Allerdings wurde sie vor kurzem nochmals befördert, darf einen silbernen Stern mehr für sich verbuchen und ist damit das Oberhaupt und die Leiterin der Mordkommission.

    »Guten Morgen oder besser gesagt, guten Vormittag«, beginnt die Chefin zu sprechen. »Es tut mir Leid, auch ich bin nicht erfreut, den Sonntag hier zu sitzen. Aber ein Mord in Fürstenfeldbruck kommt nicht so oft vor. Viel wissen wir noch nicht und viel werden wir auch heute leider nicht erreichen. Monika Baumeister, 21 aus FFB, Studentin. Die Schule hat zu, das heißt, morgen gehen die zwei Meier`s in ihre Klasse, um Schüler und Dozenten zu befragen. Mike, du kümmerst dich um die persönlichen Sachen; Familie, Erbe, Wohnung. Erika sucht nach den Freundeskreis, Lena schaut, dass die Spusi mit Ergebnissen kommt. Den Bericht der Gerichtsmedizin bekommen wir nicht vor morgen Mittag. Herr Ingvardsen und ich fahren jetzt noch zum Trainer und den Handballkolleginnen, da sie gerade ein Heimspiel austragen. Wir sehen uns also morgen Früh wieder.«

    »Erik, Sie können ihr Auto hier stehen lassen, wir fahren mit meinem«, sagt die Chefin am Parkplatz.

    Der TuS Fürstenfeldbruck spielt in der Wittelsbacherhalle, welche ja nicht weit entfernt ist. Das Spiel ist noch im Gange, darum setzen sich die Kommissare in die oberste Reihe und warten auf das Spielende.

    »Das geschminkte Gesicht hat Ihnen sehr gut gepasst!«, sagt der Kollege plötzlich.

    Andrea wird fast rot im Gesicht, so viel Direktheit hat sie nicht erwartet und befürchtet gar, dass er ihr wahres Vorhaben durchschauen könnte, darum wechselt sie schnell das Thema. »Und Sie haben in Kopenhagen gelebt?«

    »In Nørrebro, das ist ein nördlicher Stadtteil von København oder Kopenhagen, wie es auf Deutsch heißt. Dort bin ich Polizist geworden, später war ich als Kommissar in Århus, das ist die größte Stadt am Festland von Dänemark in Jylland.«

    »Arhus kenne ich vom Namen her«, meint Andrea schnell, um zu zeigen, das Dänemark kein Fremdwort für sie ist.

    Erik lächelt: »Nicht Arhus, Århus, sagen Sie mal Å. Århus. Lippen rund machen, dann geht es fast von selbst.«

    Als sie den erneuten Versuch startet, blickt er genau auf ihre rundgeformten, leicht Lippenstift bemalten Konturen, dass sie sich schnell weg dreht.

    »Na ja, der deutschen Sprache fehlt genau dieser Buchstabe. Dabei kommt exakt dieser Laut im Bayrischen und Österreichischen sehr oft vor. O und Å klingen einfach nicht gleich. Es ist ein großer Unterschied, ob ich Hose sage oder håst mi, wås håst gsågt«, gibt Erik erklärend und überzeugt von sich.

    »Vielleicht fangen wir lieber mit etwas leichterem an«, schmunzelt Andrea, um die Lippenform zu verdrängen.

    »Kein Problem, es gibt auch Wörter mit nur einem oder zwei Buchstaben. Ø zum Beispiel, heißt Insel. Und das Å alleine heißt Fluss.«

    Die Kommissarin ist erstaunt, ein Buchstabe ergibt ein ganzes Wort, das hätte sie nicht gedacht. Als der Däne schließlich noch die Lippen zwischen dem Ø und Å hin und her bewegt, muss sie sogar lachen und meint: »So machen ja Fische.«

    Der Kommissar nimmt’s mit Humor: »Was glauben Sie heißt das dänische Øl auf Deutsch?«, fragt er.

    »Öl bleibt Öl«, sagt die Kollegin überzeugt.

    »Ganz so ist es nicht, Øl heißt Bier, also ein wichtiges dänisches Wort. Das deutsche Öl heißt in Dänemark Olie.«

    Der Schlusspfiff ertönt und die dänische Lehrstunde wird abrupt beendet. Leider gibt es für die Mannschaft eine Niederlage. Die Mädels waren wohl mit den Gedanken bei ihrer Kollegin, was auch nicht verwunderlich ist. Kurz darauf klopfen die Hauptkommissare an die Zimmertüre des Trainers und stellen sich vor.

    »Ich habe Sie schon erwartet, Ernst Felder, Handballtrainer der Damen, setzen Sie sich und danke, dass Sie bis jetzt mit der Befragung gewartet haben.«

    »Herr Felder, können Sie uns sagen, was sich heute Früh ereignet hat«, beginnt Andrea zu fragen.

    »Wir haben soeben ein Heimspiel bestritten. Dafür kommen wir immer mindestens zwei Stunden früher zusammen. Monika war nicht anwesend und hat auch auf mehrere Telefonate nicht reagiert. Das war sehr seltsam, sie war immer extrem pünktlich und gewissenhaft. Darauf bin ich zu ihr gefahren und habe laut geklopft. Die Nachbarin hat schließlich die Türe geöffnet und«……..er schluckt kurz ……»da lag sie tot auf dem Sofa.«

    »Haben Sie sie angefasst?«

    »Nein, oder doch?« Er überlegt: »Ich habe am Hals ihren Puls gefühlt, während die Nachbarin zurück in ihre Wohnung gelaufen ist um die Polizei und Rettung anzurufen. Als die Polizei gekommen ist, habe ich meine Personalien abgegeben und bin danach sofort wieder hierher gefahren.«

    »Wie war Monika, was können Sie über sie sagen?«, fragt Andrea weiter.

    »Monika, ja«, ……der Trainer atmet lange aus. »Ich kann es noch nicht glauben. Unser Verein wurde erst vor zwei Jahren gegründet, da es offenbar viele gute Handballerinnen in Fürstenfeldbruck gibt. Das heißt, ich habe als Trainer dazu beigetragen, dass FFB jetzt zwei Vereine in der Liga hat. Den TuS und unseren FC. Sie war unsere beste Spielerin, sie war unsere Torschützenkönigin, sie hatte eine sportliche Zukunft vor sich und wäre sicher bald von einem Spitzenverein gekauft worden. Sie war höflich, sympathisch, wenn auch etwas schüchtern und zurückhaltend. Sie war eine Teamspielerin, oft hat sie sogar vor dem Tor in aussichtsreicher Schuss Position abgegeben und noch einer Mitspielerin die Gelegenheit auf ein Tor ermöglicht.«

    »War Sie auch Kapitäninnen oder wie heißt das jetzt richtig auf Deutsch?«, fragt der Däne.

    Der Trainer lächelt: »In der Tat, bei der heutigen deutschen Sprache und deren ständigen Rechtschreibreformen, weiß man bald wirklich nicht mehr, wie man etwas richtig schreibt und benennt. Aber nein, das war sie nicht, das hat nicht zu ihr gepasst, sie hatte nicht das Zeug zu einer Chefin. Dafür war sie viel zu«……….er überlegt und sucht nach den richtigen Worten. »Zu nett, zu höflich zu ruhig. Für diesen Posten braucht man, genauso wie der Chef in einem Betrieb ein anderes Temperament. Wild, aufbrausend, energisch, kaltblütig, hart. Alles was sie nicht hatte. Unsere Torfrau Tina ist so eine Person und darum auch Kapitänin. Die kann kreischen, fluchen wie ein Waschweib, auch ihre eigenen Leute anschreien und zusammenstauchen. Monika war das Gegenteil, sie hätte sich solche Sachen nicht getraut.«

    »Wurde sie von Freunden abgeholt, wie war sie privat?«, fragt Andrea weiter.

    »Ich habe niemals gesehen, dass sie abgeholt wurde. Privat war sie wohl sehr zurückhaltend. Sie war selten dabei, wenn die anderen Mädels um die Häuser zogen und einen Sieg feierten. Es war schon ein Glück, wenn sie zu den wenigen Festen kam, die wir gemeinsam gemacht haben. Saisonende, Weihnachten, solche Sachen eben. Sie war sicherlich keine Stimmungskanone bei einer Party, aber sie wurde von allen gemocht und so akzeptiert wie sie war. Ich denke, ihre Kolleginnen können mehr dazu sagen, wenn Sie sie jetzt anschließend befragen.«

    In dem Moment klopft es, eine Spielerfrau tritt ein und gibt Bescheid, dass alle Spielerinnen im Aufenthaltsraum sind, um der Polizei Fragen zu beantworten.

    »Alles klar«, sagt Andrea. »Ich glaube es gibt auch keine Fragen mehr an Sie, wir kommen.«

    »Eine Frage habe ich noch«, fügt Erik ein. »Wir kommen in zwei Minuten zu euch«, gibt er der jungen Frau Bescheid, welche die Türe sofort wieder schließt. »Herr Felder, Sie haben die Tote gefunden. Hat die Nachbarin sie auch gesehen?«

    »Nein, ich habe sie zuerst gesehen und die Frau gleich hinaus geschickt, um Hilfe zu holen.«

    »Wie nahe kamen Sie ihr?«, fragt er weiter.

    »Na ja, ich habe ihren Puls gefühlt, also kam ich ihr zwangsweise ganz nahe. Aber die Polizei war schnell vor Ort, das hat wirklich nicht lange gedauert.«

    »Was haben Sie in der Zeit gedacht, als Sie gewartet haben?«

    »Warum Monika, warum sie, was ist nur passiert?«

    »Nein, ich meine, so wie Sie sie vorgefunden haben, nackt in diesen Dessous?«, will der Kommissar wissen.

    Jetzt wird der Trainer leicht verlegen, räuspert sich, atmet schnell und beginnt schließlich weiterzureden. »Wen ich vor mir liegen sah, war nicht die Monika, die ich kenne. Überhaupt nicht!«

    »Warum dachten Sie das?«

    »Weil ich zumindest Monika so gut kenne, dass nichts von der Aufmachung zu ihr passte. Diese unmögliche Reizwäsche, dass extrem geschminkte Gesicht und alles noch kurz vor dem Spiel? Nein, das konnte nicht Monika sein! Ich dachte ich träume und bin in einem falschen Film. Irgendetwas war hier vollkommen unlogisch. Hätten Sie mich das gestern gefragt, hätte ich sicher geantwortet: Fünfzig Prozent der Mannschaftsfrauen würde ich zutrauen, dass sie ihren Freund in Strapsen und Strümpfen an der Wohnungstüre empfangen, die restlichen Frauen, ……..vielleicht, aber Monika, niemals! Darauf hätte ich sogar viel Geld gewettet!«

    »Danke«, sagt der Hauptkommissar worauf sich die drei Personen anschließend in den Aufenthaltsraum begeben.

    »Guten Morgen. Erik Ingvardsen und das ist meine Kollegin, Hauptkommissarin Andrea Steiner. Wir haben ein paar Fragen im Zusammenhang mit Monika Baumeister.«

    »Erik Ingvardsen klingt nach Skandinavien, sehen dort alle Polizisten so gut aus?«, wird er sofort unterbrochen.

    Der Ermittler lächelt: »Gut aussehen ist relativ, aber macht doch einmal einen Ausflug nach Dänemark, dann könnt ihr euch selbst überzeugen und entscheiden. Außerdem freuen sich auch die Dänen über hübsche Frauen aus Bayern, wie ich sie hier sehen kann.«

    Pfeifen und klatschen ist zu hören, sogar ein, zwei Miniröcke gleiten in dem Moment ein paar Zentimeter höher. Der Trainer flüstert Andrea leise ins Ohr: »Das ist genau der Unterschied zu Monika, welchen ich vorhin erwähnte.«

    Wahrscheinlich wäre die Stimmung noch ausgelassener geworden, wenn es sich nicht um so einen traurigen Anlass handeln würde.

    »Mein Beileid und meine Bitte an euch, uns zu helfen, dieses Verbrechen an eurer Mitspielerin aufzuklären«, beginnt Erik jetzt wesentlich ernster. »Dafür brauchen wir alle Informationen zu Monika, egal wie belanglos sie für euch erscheinen mögen.«

    Die Torfrau und Kapitänin stellt sich als Tina vor und beginnt gleich zu erzählen: »Sie woar ane da Bestn, a Spitzenspuatlarin, a Teamspielarin, die nie eignsinnig ghåndlt håt, Torschützenkenigin, net nur von unsan Club, sondan da gånzn Liga. Alan dafir werdn wir sie scho sehr vamissn. Privat woar sie sehr zruckhåltend und eha schüchtan. Es woar scho a Kunst, sie auf ane da wenign Feste, wo sie dabei woar, zu an oder går zwa Glesa Wein zu übaredn oder sie dazua zu bewegn, amål bis zum Ende des Fests zu bleibm.«

    »Freunde?«, fragt Erik und schluckt, da er nicht allzu viel verstanden hat.

    »Wenn du an festn Typen manst, no way«, sagt Tina recht klar und überzeugt. »Nie is sie von an Månn åbgholt woadn. Sie håt a niemåls mit an Månn in unsam Beisein am Hendy gsprochn. Ich glab, sie woar noch Jungfrau!«

    »Vielleicht hatte sie ja lesbische Ambitionen?, fragt der Kommissar weiter.«

    »Håt sie?«, schaut Tina fragend in die Mädchenrunde. Als alle den Kopf schütteln, fährt sie fort: »Na, i glab eha net, also mir håt sie zumindest nie an de Tuttln griffn!«

    »Tina!!«, ruft der Trainer verärgert und zieht die Augenbrauen dabei hoch.

    »Na, jedenfålls glab i dås net? Sie is jå selbst in da Dusch gschamig rumglafn. Dabei håt sie schene Tuttalan ghåbt und«…….»Tina!!!«, hört man den Trainer erneut unterbrechen, während Erik nicht sicher ist, was für eine Bedeutung der erneute Kraftausdruck der Torfrau bedeutet.

    »I man jå nur, dås schen woar!«, sagt die sie erklärend und lächelt den Kommissar an. »Des håst jetzt nit vaståndn, oda? Mollies? Melonen? Möpse?, wås imma ma in Denemak für a deitsches Wuat für unsre Hupen lernt?«

    »Tinaaaaa, jetzt laaaangt es!!!«, seufzt ihr Trainer leicht sauer.

    »Sie war also deiner Meinung nach sexuell nicht aktiv und hatte keinen Freund?«, fragt Erik nochmals nach und muss innerlich über die Erklärung und den Dialekt der Torfrau schmunzeln.

    Jetzt lächelt die Kapitänin ihrem Gegenüber

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