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Die Weltgeschichte, ein außergewöhnliches Märchen
Die Weltgeschichte, ein außergewöhnliches Märchen
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eBook875 Seiten10 Stunden

Die Weltgeschichte, ein außergewöhnliches Märchen

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Über dieses E-Book

700 Millionen Jahre als Märchen. Es beginnt mit der Zeit der ersten Meeres- und Landtiere. Nach vielen Millionen Jahren erscheinen die Saurier, die durch einen Asteroideneinschlag wieder von der Erde verschwinden. Die ersten Menschen erscheinen und die ersten Hochkulturen. Sumerer, Assyrer und Ägypter bestimmen den Lauf der Geschichte. Es folgen Babylonier, Perser, Skythen, Griechen, Etrusker, Römer und Germanen. Drei Weltreligionen bestimmen das weitere Weltgeschehen. Hunnen und Wikinger geraten ins Rampenlicht der Geschichte. Es folgen die Kreuzzüge, dann die Reformation. Kolumbus entdeckt Amerika, Cortez erobert das Reich der Azteken, Pizarro das Reich der Inkas und Magellan umsegelt die Welt. Die Türken erobern Konstantinopel und stehen nach dem Dreißigjährigen Krieg vor Wien. Napoleon verändert Europa und in Nordamerika werden die Vereinigten Staaten gegründet. Es folgen der nordamerikanische Bürgerkrieg, der Boxeraufstand in China und die Aufstände der Hottentotten und Hereros in Deutsch-Südwestafrika. Wenige Jahre später dann der Erste Weltkrieg, dann die schreckliche Zeit des Naziregimes und der Zweite Weltkrieg.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Okt. 2020
ISBN9783347156609
Die Weltgeschichte, ein außergewöhnliches Märchen
Autor

Egon Harings

Egon Harings wurde in Düsseldorf geboren. Nach Schulbesuchen in der ehemals französischen und britischen Besatzungszone machte er eine Ausbildung als Industriekaufmann. Später studierte er Betriebswirtschaft und war in der Stahlindustrie beschäftigt. Heute ist er Rentner und lebt mit seiner Frau in der Nähe von Düsseldorf. Mit dem Schreiben von Büchern begann er um 2010. Veröffentlicht wurden bereits Werke von ihm in Großbritannien und in den Vereinigten Staaten. In Deutschland erfolgte im Jahre 2013 die erste Veröffentlichung in deutscher Sprache.

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    Buchvorschau

    Die Weltgeschichte, ein außergewöhnliches Märchen - Egon Harings

    1

    Es war Heiligabend, ein kalter Wintertag. In dem kleinen Haus, in dem Ferdinand mit seinen Eltern wohnte, befand sich das letzte verfügbare Brennholz im Ofen. Damit das Feuer nicht erlosch, musste Holz aus dem nahe gelegenen Wald geholt werden. Aus diesem Grund sagte Ferdinands Mutter zu ihrem Sohn: „Ferdinand, sei so lieb und sammle Holz im Wald, damit wir nicht frieren müssen. „Aber es ist kalt draußen. Es schneit und im dunkeln Wald sind böse Tiere, erwidert Ferdinand. „Kalt ist es auch bald in der Stube, wenn wir kein Brennholz zum Heizen haben. Und dein kranker Vater braucht Wärme. Du willst doch nicht, dass er stirbt. Oder? „Nein, Mama. Ich habe jedoch Angst, alleine in den Wald zu gehen. „Mein lieber Junge, ein Engel wird dich begleiten und dich beschützen, damit dir nichts passiert." Es waren Worte, die Ferdinand beruhigten, so dass er keine Angst hatte, das Haus zu verlassen, um im Wald Reisig zu sammeln, die trockenen Zweige von Bäumen, die im Wald herumlagen. Um Äste oder sogar Baumstämme nach Hause zu schleifen, dafür war er noch zu klein und auch zu schwach.

    Als er aus dem Haus ging, schlugen ihm dicke Schneeflocken ins Gesicht. „Hoffentlich ist der Wald nicht so verschneit, dass ich das Reisig nicht mehr sehe, und ich nachher vielleicht den Weg nach Hause nicht mehr finden kann." Es waren berechtigte Bedenken, die er laut aussprach.

    Ferdinand hatte schnell den Wald erreicht. Dichter Schneefall setzte ein. Schnell gab es eine geschlossene Schneedecke und beißender Wind setzte ein. Kaum war noch etwas zu sehen. Ferdinand ging tiefer und tiefer in den Wald hinein. Wo sollte er jetzt überhaupt noch Reisig finden, das sich lohnte, nach Hause zu schleifen? Er war verzweifelt. Aber ohne etwas Holz durfte er nicht nach Hause gehen, das wusste er. Ohne Brennholz gab es eine kalte Weihnacht in der Stube, und das wollte er nicht. Er dachte an seinen kranken Vater. Er brauchte ja Wärme, Wärme, um wieder gesund zu werden.

    Es war sehr dunkel im Wald. Viele Augen beobachteten den kleinen Kerl, der durch den Wald schlich. Überall funkelte es. Ferdinand hatte Angst. Er befürchtete, dass böse Geister ihn verfolgen könnten. Schreckliches hatte er schon gehört; Schreckliches hatte ihm seine Mutter aus den Büchern vorgelesen. Es gab Hexen, die kleine Kinder fingen, um ihnen Böses anzutun; Wölfe die gerne kleine Kinder fraßen. Aber es gab auch Feen, die Kinder beschützten, damit ihnen nichts Böses angetan wurde.

    Auf einer Lichtung im Wald, vor dichten Tannen, auf denen bereits eine dicke Schneeschicht lag, plötzlich eine Überraschung, eine Kapelle vor der ein Weihnachtsbaum stand, auf dessen Zweigen Kerzen brannten. Ferdinand stellte sich eine festliche und besinnliche Zeit vor, eine Zeit, die es vor wenigen Wochen noch nicht gab, eine Zeit wie er sie sich wünschte, eine Zeit, die es vielleicht aber schon gab.

    Heiligabend, an diesem Tag wurde Jesus zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit des Königs Herodes geboren. Es kamen drei weise Könige aus dem Morgenlande nach Jerusalem und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden?" … Vielleicht lag jetzt in der Kapelle das Christuskind in einer Krippe. Ferdinand wünschte es sich. Es würde das schönste Weihnachtsgeschenk sein, das er sich vorstellen konnte. Er blieb vor der Kapelle stehen. Er zögerte hineinzugehen. Dann entschloss er sich aber, die Kapelle zu betreten.

    Die Kapelle im Wald

    Ferdinand betrat die Kapelle. Schon von der Schwelle aus sah er am anderen Ende des Innenraums der Kapelle ein Licht. Es war ein Licht, das vor einer Krippe flackerte. In der Krippe lag das Christuskind. Das Herz von Ferdinand schlug höher… Neben der Krippe standen die Eltern des Christuskindes, Maria und Joseph. Ferdinands Traum ging in Erfüllung. Er stand an der heiligen Stelle des Geschehens, da, wo das Christkind geboren wurde. Jeden Schritt langsam tuend, dabei immer den Blick auf das Licht gerichtet, das eine magnetische Wirkung auf ihn ausübte, bewegte er sich jetzt auf die Krippe zu. Das Christkind in der Krippe, endlich wollte er das sehen, wovon er schon gehört hatte: Mit der Geburt des Kindleins würde das Himmelreich herbeikommen. Das Himmelreich? Auch er wollte im Himmelreich sein, wünschte sich, dass sich der Himmel auftat, wollte den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen sehen. Und siehe da, eine Stimme sprach: „Komm näher und du wirst etwas Wunderbares erleben. Komm und zögere nicht." Ferdinand zögert nicht. Vor der Kapelle tat er es noch. Jetzt aber, wo er dem Himmelreich nahe war, machte er plötzlich schnellere Schritte, um dem Christuskind in der Krippe zu danken, zu danken für die Herrlichkeit, die es durch seine Geburt der Welt gebracht hatte. Geblendet durch das Licht, das vor der Krippe mit ständig wechselnder Helligkeit brannte, sah er nicht, dass sich vor diesem Licht plötzlich ein großes Loch auftat, ein großes schwarzes Loch. Als er es bemerkte, war es zu spät. Ein Schritt noch und er hatte keinen Boden mehr unter den Füßen. Er fiel in die Tiefe, in eine unendliche Tiefe.

    Es war ein Sturz in die tiefe Vergangenheit. Die Dunkelheit, durch die Ferdinand nach unten stürzte, verschwand plötzlich. Es wurde hell, sehr hell und er landete hart auf dem Boden, mitten in einem Feuer. Es war das Fegefeuer, der Ort, an dem die Seelen der mit noch nicht völlig abgebüßten Sünden Verstorbene zeitliche Strafen leiden und gereinigt werden, damit sie in den Himmel gelangen. Hier unten sollte er aber leiden, hier hörte er auch die Stimme des Teufels, der Haupt der von Gott abgefallenen bösen Engel war. Er hatte den Sündenfall verursacht und bedrohte die Gläubigen ständig durch Versuchungen, wie jetzt ihn. „Komm, komm zu mir und verlasse das Feuer der Toten. Sie haben gesündigt, kamen deshalb ins Fegefeuer. Du hast aber nicht gesündigt, deshalb komm nun zu mir. Entrinnen kannst du nicht mehr. Das weißt du. Mach ein paar Schritte und du bist in meinem Reich. Mach schon die Schritte und ich umarme dich. Ich schütze dich dann auch vor Gottes Strafe. „Ferdinand, lass das. Geh keinen Schritt weiter. Bleib da, wo du gerade bist. Ich werde dich retten. Der Teufel lockte mich wie dich in eine Falle. Auch ich fiel in das Loch, das große schwarze Loch und kam aber nicht zu ihm, sondern wie du ins Fegefeuer. Aber ich weiß, wie man hier wieder rauskommt. Der Teufel will nur Böses von uns. Es war die Stimme einer Fee. Ferdinand bewegte sich nicht, wagte nicht, auch nur einen Schritt zu machen. Nur ein Moment verging, ein Moment und die Fee stand vor ihm, seine Glücksfee, mit der er nun eine Reise durch die Weltgeschichte machen sollte. Sie besaß die übernatürlichen Zauberkräfte, um ihn wieder zu seinen besorgten Eltern zu bringen. Dafür musste er aber mit ihr die lange Reise machen, eine Reise durch zig-Millionen von Jahren. Es war der einzige Weg, der aus dem Loch führte, ein Weg über viele Stufen nach oben.

    2

    Sie befanden sich auf der ersten Stufe des Weltgeschehens, die Stufe, von vielen, die nach oben führten. Vor über 3 Milliarden Jahren gab es bereits die ersten Lebensspuren auf der Erde. Es waren Einzeller. Jetzt auf der ersten Stufe war Ferdinand mit seiner Glücksfee in einer Zeit, die 700 Millionen Jahre zurücklag. In den Meeren schwammen Quallen, Federkorallen und Ringelwürmer. Sie blieben aber nicht an der Stelle, wo sie sich gerade befanden, sondern gingen weiter. Plötzlich waren sie im Paläozoikum. Dass 200 Millionen Jahre vergangen waren, hatten sie nicht gemerkt. Das Paläozoikum war das Zeitalter des altertümlichen tierischen Lebens und wurde in sechs Perioden gegliedert: Kambrium, Ordovizium, Silur, Devon, Karbon und Perm. Im Kambrium angekommen, befanden sich beide nun auf dem Erdteil Gondwana. Südamerika und Afrika waren nicht durch einen Ozean getrennt, Skandinavien und Nordosteuropa lagen durch einen Meeresarm getrennt nördlich des Kontinents Gondwana, zu dem auch Spanien, Frankreich, Deutschland und Italien gehörten. Im Meer tummelte sich reiches Leben. Das Festland blieb öd und leer. Pflanzen gediehen nur im Wasser oder an dessen Rändern. Es waren Algen, Flechten und Pilze. In den Meeren gab es Trilobiten, die Bewohner der küstennahen Flachmeere waren, und Armfüßer (Brachiopoden).

    Trilobit des Kambriums

    „Wir müssen weiter. Wir dürfen nicht stehen bleiben. Auf dieser Stufe gibt es noch andere Erdzeitalter. Viel werden wir noch sehen, sagte die Fee zu Ferdinand. Sie machten sich auf den Weg, um das Ordovizium zu erreichen, das Zeitalter, das 420 bis 495 Millionen Jahre zurücklag und in dem die ersten Wirbeltiere und gepanzerten kieferlosen Fische auftauchten. „Das ist kein interessantes Erdzeitalter für uns. Lass uns weitergehen. Was jetzt kommt dürfte interessanter sein. Wir werden die ersten Landpflanzen und Kieferfische sehen, meinte die Fee.

    Orthocere Lituites des Ordoviziums

    Der Weg, den sie einschlugen, führte zum Silur. Der landeinwärts drängende Ozean hatte Tausende von Quadratmeilen Boden überflutet. In einem silurischen Meer sahen die beiden nun die ersten Fische mit Kiefern. In den flachen Regionen des Meeres lebten Trilobiten und andere Gliederfüßer. Im Brackwasser und im Meer jagten die gefährlichsten Räuber dieser Zeit, die Gigantostraken. Die Gigantostraken waren entfernte Verwandte des Molukken-Krebses Limulus, die mit kräftigen Scheren die Beutetiere packten. Manche Gliederfüßer wagten sich für kurze Zeit an Land, besiedelten es aber nicht. Gefäßpflanzen eroberten schon das Festland. „Es tut sich was auf der Erde. Aber wir müssen trotzdem weiter. Das Devon liegt vor uns", sagte die Fee auffordernd.

    Trilobiten des Silurs

    „Wir sind im Devon, in dem Zeitalter, das nach den Gesteinsvorkommen in der Grafschaft Devonshire in Südwestengland benannt wurde. Die Entwicklung der Pflanzen hatte sich fortgesetzt und mehrere neue Gruppen der Gefäßpflanzen erschienen. Wie du siehst, gibt es Nacktfarne, die über einen Meter hoch sind und Bäume, die eine Höhe von mehreren Metern haben. Viele Gebiete, die mal unter Wasser lagen, haben sich gehoben. Russland, Skandinavien und England bilden ein geschlossenes Festland. Die Südküste des neuen Old Red-Festlandes, die am Ozean Tethys liegt, verläuft von Südengland nach Belgien, Holland, Norddeutschland, Polen bis zum Schwarzen Meer. Viele neue Tiere sehen wir im Wasser. Die ersten Tiere, die sich aufs Land wagen, sehen wir aber jetzt erst in der Trockenperiode. Es sind urtümliche Amphibien wie der Ichthyostega, der sich dort auf dem rötlichen Felsen befindet." Als die Fee das zu Ferdinand sagte, zeigte sie in eine Richtung, wo sich das urtümliche Tier sonnte.

    Ichthyostega

    Sie beobachteten eine Weile den Ichthyostega, dann sagte die Fee: „Ferdinand, die Zeit drängt. Wir müssen noch auf dieser Stufe bleiben und das Karbon liegt vor uns. Es dauert auch noch etwas, bis wir die nächste Stufe nach oben nehmen können." Kaum hatte die Fee diese Worte ausgesprochen, waren beide auch schon auf den Weg zum nächsten Erdzeitalter.

    Für Ferdinand und die Fee war es kein langer und auch kein schwieriger Weg, um das Karbon zu erreichen. Schließlich brauchten sie auch keine Stufe hochzugehen; sie blieben auf derselben Ebene. Im Karbon sahen sie nun große Bäume, die sie vorher noch nie gesehen hatten. Das Karbon wird deshalb auch Steinkohlenzeitalter genannt. In vielen Teilen auf der Erde wuchsen riesige Bärlappen-Gewächse und Farne, die bis zu 15 Meter hoch aufragten. Die Entstehung von großen Steinkohlenlagern wurde begünstigt, indem sich in einigen Gebieten die Erde senkte und sich dort aus Resten abgestorbener Pflanzen, wie der der großen Bäume in den tropischen Sumpfwäldern, riesige Kohlenvorkommen bildeten.

    Die Pflanzenwelt in den Steinkohlenwäldern Mittel-europas; auch einige kleine Amphibien sind zu sehen

    „Ferdinand, wir dürfen hier auch nicht bleiben. Wir sind zwar in einer schönen Welt, die friedlich aussieht. Sie ist es aber nicht. Auch hier gibt es Jäger und Gejagte und wir müssen noch ins Perm, bevor wir das Erdaltertum verlassen können." Ferdinand antwortete nicht. Er ließ sich jetzt führen, dahin führen, wohin die Fee ihn brachte. Es war das Perm, wie sie das letzte Zeitalter des Erdaltertums nannte.

    Der Name Perm wurde von den Gesteinsvorkommen im ehemaligen russischen Gouvernement Perm, das am Westhang des Urals lag, abgeleitet. Die Pflanzenwelt, die Ferdinand nun sah, glich der Flora des Oberkarbons, das sie verlassen hatten. Die Tierwelt hatte sich verändert. Einige Gruppen der Amphibien waren verschwunden. Es gab aber auch neue Tiere, von denen Ferdinand fasziniert war. So sah er plötzlich ein Tier mit einem großen Segel auf dem Rücken. „Was ist das für ein komisches Tier?, fragte er die Fee. „Ferdinand, das ist der pflanzenfressende Pelycosaurier Edaphosaurus, den du nur im Perm sehen kannst … Aber bitte, halte dich nicht zu lange hier auf. Tiere, die du nicht kennst, wirst du noch beobachten können.

    Saurier im Perm, vorne ein Edaphosaurus

    „Wohin werden wir gehen?, fragte nun Ferdinand. „Ferdinand, wir verlassen zuerst das Perm und damit auch das letzte Erdzeitalter, das zum Paläozoikum, wie man das Erdaltertum nennt, gehört, wie ich schon sagte. Eine Stufe höher und wir befinden uns im Erdmittelalter, dem Mesozoikum. „Ich weiß wann das Kambrium war, ich weiß aber nicht wann das Ordovizium, das Silur, das Devon, das Karbon und das Perm war, erwidert Ferdinand. „Ich werde dir das komplette Zeitalter Paläozoikum nennen, das es vor 530 bis 245 Millionen Jahren gab. Das Kambrium war vor 530 bis 495 Millionen Jahren, das Ordovizium vor 495 bis 420 Millionen Jahren, das Silur vor 420 bis 400 Millionen Jahren, das Devon vor 400 bis 360 Millionen Jahren, das Karbon vor 360 bis 290 Millionen Jahren und das Perm vor 290 bis 245 Millionen Jahren. „Wenn wir jetzt das Erdaltertum verlassen, sind wir dann in einer Zeit, die es vor 245 Millionen Jahren gab?, fragte Ferdinand jetzt. „Ja, mein Junge, in einer Zeit, die mit der Trias beginnt.

    3

    Sie machten einen Schritt nach oben und befanden sich im Mesozoikum, auf der Stufe des Erdmittelalters, das mit der Trias begann. Das Klima war ausgeglichen. Es gab keine jahreszeitlichen Schwankungen. Auf dem Festland gab es mehr Nadelholzarten als vorher. Palmfarne traten verstärkt auf. Die altertümlichen Amphibien mit riesenhaften Formen erlebten noch einmal eine Blütezeit, ehe sie im Unterjura ausstarben. Alle Arten von Reptilien, mit Ausnahme der Schlangen, waren vertreten. Am Ende der Trias begann die Zersplitterung des Urkontinents Pangaea, zu dem auch Gondwana gehörte, und die späteren Erdteile begannen sich zu bilden. Für Ferdinand waren nur die Tiere interessant, die er jetzt sah. Es gab sogar große Tiere, die nur auf zwei Beinen liefen, wie der Dinosaurier Plateosaurus, der über 3 m groß war.

    Plateosaurus

    „Ich seh‘, du interessierst dich für die Saurier. Ferdinand, wenn wir gleich im Jura sind, wirst du noch größere Augen machen, wenn du diese Tierart dort siehst. „Werden wir schnell dort sein? „Ja, denn wir bleiben auf dieser Treppenstufe und die Triaszeit dauert nur 40 Millionen Jahre. „40 Millionen Jahre, und die werden wir gleich geschafft haben? „Ja, aber nur, wenn du hier nicht stehen bleibst … Weißt du eigentlich, wann es das Zeitalter der Trias gab? „Nein. „Dann sag‘ ich es dir. Die Trias gab es vor 245 bis 205 Millionen Jahren. „Oha, dann haben wir ja noch einen langen Weg vor uns. „Ja, Ferdinand, und auch viele Treppenstufen noch vor uns. Aber vorerst bleiben wir auf dieser Stufe, auf der sich auch der Jura befindet."

    Sie hatten keinen langen Weg zu gehen, wie Ferdinand befürchtete, da waren sie auch schon im Jura. Sie waren ja auch auf der Treppenstufe geblieben, wo sie sich während der Triaszeit befanden. Der Jura, die zweite Epoche des Erdmittelalters, war eine Zeit der großen Meeresvorstöße und des weiter zerbrechenden Urkontinents Pangaea. Es war auch die Blütezeit der Reptilien. Einige pflanzenfressende Dinosaurier erreichten eine Länge bis zu 30 Metern und ein Gewicht bis zu 100 Tonnen. Was Ferdinand nun sah, ließ ihn zu Stein erstarren. Er konnte keinen Schritt mehr machen. Direkt vor ihm fraß ein Elephantopoides im Wasser. Es war ein pflanzenfressender Dinosaurier mit langem Hals. Bei ihm war der Stegosaurus und im Hintergrund ein anderer Saurier. „Ferdinand, keine Stielaugen bekommen. Du wirst in der Kreidezeit, die wir gleich erreichen, noch andere Saurier sehen. Und … wir müssen weiter. „Aber … „Nichts aber, richte deinen Blick auf den Weg, der vor uns liegt. Wir bleiben noch auf dieser Treppenstufe eine Zeit, bevor wir das Erdmittelalter verlassen." Ferdinand gehorchte. Sie gingen weiter und es dauerte nicht lange, und sie waren in der Kreidezeit.

    Der Dinosaurier Elephantopoides und der Rücken des Stegosaurus

    Die Kreidezeit, in der sie jetzt waren, begann vor 130 Millionen Jahren und endete vor 65 Millionen Jahren. Ferdinand war überrascht, so viele große Saurier, die es in dieser Epoche gab, zu sehen. Der Giganotosaurus, der größte Fleischfresser der Erdgeschichte stand plötzlich vor ihm. Bei ihm war ein Saurier aus der Gruppe der pflanzenfressenden Ceratopsia. Als die Fee ihm erklärte, was er sah, fragte er: „Ein Fleischfresser und ein Pflanzenfresser friedlich zusammen? „Ja, Ferdinand, aber nur für dich. Ansonsten frisst der Große den Kleinen, antwortete die Fee und lachte.

    Der Giganotosaurus mit einem Saurier aus der Gruppe der pflanzenfressenden Ceratopsia.

    Als aber plötzlich der Tyrannosaurus rex vor ihnen erschien, verging der Fee das Lachen. Sie sah mit Ferdinand, wie er einen anderen Saurier jagte, tötete und dann begann, ihn zu fressen. Ferdinand schauderte vor Angst. „Du musst keine Angst haben. Gott ist bei uns und beschützt uns, damit …" Mehr konnte die Fee nicht sagen. Die Erde erzitterte. Es dauerte nicht lange und der Himmel verdunkelte sich. Eine riesige Staubwolke bewegte sich mit großem Tempo auf sie zu. Die Fee verlor das Bewusstsein. Auch Ferdinand. Die Möglichkeit, dieser Wolke auszuweichen, hatten sie nicht.

    Tyrannosaurus rex

    Ein gewaltiger Asteroid war auf der Yucatán-Halbinsel eingeschlagen und hatte das Ende der Dinosaurier gebracht. Eine große Menge Staub wurde aufgewirbelt, wodurch sich der Himmel verdunkelte und ein Massensterben begann. Alle Tierarten waren betroffen. Pflanzen verkümmerten. Es dauerte Millionen von Jahren bis es wieder die Artenvielfalt gab wie vor dem Einschlag des Asteroiden.

    4

    Nachdem sich die todbringende Staubwolke wieder verzogen hatte, erlangten Ferdinand und die Fee das Bewusstsein zurück. Sie wussten aber nicht, in welcher Zeit sie sich jetzt befanden. Es dauerte eine Weile, bis die Fee erkannte, dass sie das Känozoikum, die Erdneuzeit, erreicht hatten. Sie waren auf der ersten Stufe, in dem Zeitalter, das zum Tertiär gehörte, das Paläozän. Als die Fee das merkte, war ihr bewusst, dass es in diesem Zeitalter kaum Leben gab. Es war die Zeit nach der großen Katastrophe, die das Ende der Dinosaurier verursachte. „Ferdinand, wir haben die Zeit erreicht, die vor 65 Millionen bis 53 Millionen Jahre lag. Gott hat die Welt bestraft. Es gab zu viele böse Tiere auf ihr, sagte die Fee zu Ferdinand. „Gibt es auch böse Menschen?, wollte Ferdinand nun wissen. „Ja, die werden wir später noch sehen", antwortete die Fee.

    Saurier gab es nicht mehr. Das Zeitalter der Säugetiere hatte begonnen. Mehr als 2700 Vogelarten lebten auf der Welt, zu ihnen gehörte der Riesenlaufvogel Gastornis, der bis zu 2 m groß wurde. Die ersten Primaten tauchten auf. Es waren lemurenartige Halbaffen. Aus Insektenfressern gingen Gürteltiere hervor, die sich auf der Erde ausbreiteten. Die ersten Raubtiere gab es. Sie standen aber noch am Anfang ihrer Entwicklung. Das paläozänen Urraubtier wies große Ähnlichkeit mit Stammformen der Huftiere auf. Die ältesten Urhuftiere waren die bärenartigen Arctocyoniden. Zu den Urhuftieren gehörten auch die Mesonychiden, die über ein robustes, an Hyänen erinnerndes Gebiss verfügten. Es gab viele Arten der hundeähnlichen Hyaenodontidae, Raubtiere, die durch eine besondere Formgebung ihrer Zähne das Fleisch ihrer Beutetiere zerschneiden und Knochen zerknacken konnten.

    Die Tierwelt des Paläozäns

    Von der Tierwelt, die Ferdinand nun vor sich sah, war er so begeistert, dass er am liebsten keinen Schritt mehr weitergegangen wäre. Aber es ging nicht. Die Fee hinderte ihn daran. „Ferdinand, ich muss ein Machtwort sprechen. Der Weg nach oben ist noch sehr lang. Wir werden deshalb von jetzt an auch kleine Stufen nehmen, Stufen, auf denen wir nicht verweilen, sondern von denen wir den nächsten Schritt nach oben machen werden. Also, mach den nächsten Schritt schon nach oben. Wir befinden uns dann auf der Stufe, auf der sich das Eozän befindet. Dort wirst du neue Tierarten kennen lernen." Ferdinand musste wieder gehorchen. Ihm blieb auch nichts anderes übrig, denn irgendwann wollte er das tiefe Loch, in das er gefallen war, ja verlassen können.

    5

    Eozän, ein neues Zeitalter, neue Tiere. Für Ferdinand etwas, wofür er sich wieder mehr begeistern konnte als für die Pflanzenwelt, die es in dieser Zeitepoche gab, und für Meerestiere, von denen es auch neue Arten gab, interessierte er sich nicht. Als die Fee ihm über die jetzige Tierwelt erzählte, hörte er gespannt zu. „Ferdinand, das Eozän weist viele neue Tierarten auf und im Süden Europas liegt der Meeresgürtel der Tethys, eine gigantische ozeanische Bucht. Die Tethys, das Urmeer, kennst du bereits von der Zeit des Mesozoikums her. Darüber zu reden lohnt sich aber jetzt nicht, dafür ist es interessanter über die Säugetiere zu sprechen, die einen ungeheuren Aufschwung erleben. Viele Formen der schon im Paläozän lebenden Säugetierarten, wie Insektenfresser, Primaten, Nagetiere, Raubtiere und Ur-Huftiere, haben an Körpergröße zugenommen. Es gibt den Unpaarhufer, den man Uintatherium nennt. Er trägt sechs Hörner auf dem Schädel, zwei über dem Maul, zwei über den Augen und zwei auf der Stirn. Und dann gibt es ein Huftier, das Krallen hat. Man nennt es Eomoropus. Und auch Raubtiere gibt es, wie das wolfsähnliche Raubtier mit Namen Oxyaena. Es hat ein kräftiges hyänenartiges Gebiss mit scharfen Reißzähnen. Die Raubkatze Patriofelis darf ich nicht vergessen zu nennen. Sie ist so groß wie ein Löwe, hat einen großen Schädel, aber ein kleines Gehirn und kurze Beine, so dass sie nicht schnell laufen kann. Die Löwen, Tiger und Luchse stammen nicht von dieser Katze ab, sondern von dem wieselartigen Miacis. Das musst du wissen. Der Miacis hat einen großen Kopf, große Ohren, einen langen Schwanz und fünfzehige, mit scharfen, nicht einziehbaren Krallen bewehrte Pfoten. Und dann die Familie der Halbaffen, die auf Bäumen wohnen. Alles das kannst du sehen, auch den Pholidocercus hassiacus, der zu den Insektenfressern gehört und ein früher Verwandter der Igel-Familie ist. „Das sind viele Tiere. Aber da gibt es sicher noch mehr Tiere, die ich sehen werde, unterbrach Ferdinand die Fee. „Aber sicher doch, so den Hyrachyus, ein Verwandter der Tapir, der 60 cm groß und Unpaarhufer ist oder einen Urahn der Paarhufer, den Messelobunodon. Ich hoffe es auf jeden Fall. „Werden wir in dieser Tierwelt nun lange verweilen, damit ich in Ruhe alle Tiere beobachten kann? „Leider nein, Ferdinand. Du willst doch auch schnell aus diesem tiefen Loch raus. Und ich sagte schon, viele Stufen nach oben liegen noch vor uns. „Ja, aber ich bin wieder so begeistert von dem, was ich sehe, dass ich erneut keinen Schritt weitergehen möchte. „Ferdinand, einen Schritt weitergehen brauchst du nicht, sondern nur dein Bein zu heben, um die nächste Stufe zu erreichen auf der sich das Oligozän befindet. Dort wirst du dann in einem anderen Tierparadies sein."

    Die Tierwelt im Eozän

    6

    Ferdinand gehorchte erneut, hob sein Bein, so wie es auch die Fee tat, machte den Schritt nach oben wie sie und beide waren im Oligozän. „Wann war das Oligozän?, fragte Ferdinand die Fee. „Dieses Zeitalter war vor 37 bis 23 Millionen Jahren, antwortete die Fee. „Heißt das, dass wir noch 23 Millionen Jahre die Treppe hinaufsteigen müssen, wenn wir dieses Zeitalter verlassen? „Ja, Ferdinand. Oder willst du nicht mehr aus diesem Loch raus? „Doch, ich möchte wieder zu meinen Eltern, möchte wissen, wie es ihnen geht, jetzt, wo Weihnachten ist. „Ferdinand, Weihnachten ist schon lange vorbei. Oben ist Frühling. Alles blüht. Es ist eine andere Welt als die, in der wir jetzt sind. „Frühling? Und Weihnachten vorbei? Da haben meine Eltern frieren müssen, denn der Winter war gewiss kalt gewesen. „Ferdinand, es war ein kalter Winter gewesen, aber deine Eltern haben ihn überlebt, auch wenn sie frieren mussten. Ich weiß es. „Da bin ich aber froh, dass sie den Winter überlebt haben … Was ich jetzt aber wissen möchte: Du hast mir viel über Paarhufer erzählt. Ich weiß aber nicht, was Paarhufer sind. „Ferdinand, das kann ich dir sagen. Paarhufer sind Huftiere bei denen die stets funktionierenden dritten und vierten Zehen den Körper tragen, während die anderen schwächer entwickelt sind oder sogar fehlen können. Die Zahl der Zehen ist also meist paarig. Nur einige wenige Arten der Paarhufer haben den ersten Zeh noch. „Und Unpaarhufer? „Das sind zum Beispiel Pferde, die nur einen Huf haben oder die Huftiere, bei denen es eine Unpaarigkeit der Zehen gibt, oder wie schon gesagt, Paarhufer, die den ersten Zeh noch haben, der mit den beiden benachbarten Zehen in der Dreizahl funktionstüchtig ist. „Das ist mir alles zu kompliziert. Ich möchte jetzt lieber etwas von der Tierwelt hören, die wir sehen." „Ferdinand, ich kann dich verstehen. Ich erzähl‘ dir deshalb etwas über die Tierwelt des Oligozäns …

    Die Tierwelt des Oligozäns

    Erst einmal, … die Temperaturen sind spürbar gesunken, wie du festgestellt hast. „Ja, es ist richtig kalt geworden. „Jetzt übertreibst du es aber, Ferdinand. Eine Eiszeit haben wir noch nicht. Die Abkühlung wirkt sich aber auf die Pflanzen- und Tierwelt aus. Die tropischen Urwälder des Eozäns sind verschwunden. Laubabwerfende Pflanzen siehst du nun immer mehr. Die Tierwelt hat sich dem kühlen Klima angepasst, und du siehst Tiere, wie das fuchsgroße Raubtier Hesperocyon. Es gilt als Vorfahr der Bären, Hunde, Marder und Wiesel. Später siehst du noch den Bärenhund, der wie Hunde, die du kennst, lebt. Er frisst tierische Beute, verschmäht aber auch Früchte nicht. Die ersten Säbelzahnkatzen sind erschienen. Ihre langen Eckzähne dienen zum Aufreißen von Beutetieren. Die zu den Unpaarhufern gehörenden Nashörner sind massig und riesig. Zu ihnen gehört das Baluchitherium, das eine Schulterhöhe von 6 m erreichen und 9 m lang sein kann. Es ähnelt mehr einem übergroßen Pferd als einem Nashorn. Es gibt weitere nashornähnliche Tiere, wie die Arsinoitherien. Sie haben einen elefantenartigen Körper und zwei gleichlange, große kräftige Hörner auf dem Nasenbein, die mit zwei kleineren Hörnern auf dem Stirnbein verbunden sind. Die ersten Ur-Pferde wirst du sehen, die dreizehige Füße haben. Und dann gibt es den nashorngroßen schweineähnlichen Paarhufer Anthracotherium. Die ältesten Arten der Hirsche erschienen bereits, oft ohne Geweih. Viele Halbaffen siehst du nicht mehr, dafür aber neue Arten von Affen, wie die erste Art von Gibbons. Ich könnte dir noch viel über die Tierwelt, die es jetzt gibt, erzählen, dafür müssten wir aber hier lange bleiben, und das wollen wir ja beide nicht. Und im Miozän, auf der nächsten Treppenstufe, kann ich dir etwas über die Tierwelt sagen, die in dieser Zeit lebt."

    7

    Miozän – Sie waren erneut in einer anderen Tierwelt, nachdem sie einen weiteren Schritt nach oben gemacht hatten. „Kann ich diese Tiere alle streicheln?, fragte Ferdinand, als sie sich in dem neuen Tierparadies befanden. „Ferdinand, wir sind hier nicht in einem Streichelzoo. Die Tiere hier kennen keine Menschen, deshalb weiß ich auch nicht, wie sie reagieren würden. „Schade." Mehr sagte Ferdinand nicht, beobachtete nur, was sich vor ihm zeigte. Und das waren viele Tiere.

    Das Miozän war vor 23 bis 5 Millionen Jahren. Die Antarktis war bereits mit Eis bedeckt. Weil große Wassermengen im Eis gebunden waren, sank weltweit der Meeresspiegel. Zwischen Nordamerika und Sibirien bestand eine Landbrücke. Tiere konnten so von Nordamerika nach Asien und umgekehrt ziehen. Da das Rote Meer noch nicht bestand, konnten auch Tiere von Asien nach Afrika und umgekehrt ziehen. Europa wurde von Afrika durch das Restmeer der Tethys getrennt. Ein Ausläufer dieses Meeres erstreckte sich vom östlichen Mittelmeer über das Schwarze und Kaspische Meer bis zum Aralsee. Ein anderer Ausläufer der Tethys erstreckte sich über das Schwarze Meer und Dacische Becken zum Wiener Becken und weiter bis zu den deutschen Voralpen. In den Steppen jagten Laufvögel der Gattung Phorusrhacos. Sie wurden bis zu 2m groß.

    Was Ferdinand jetzt bewunderte war aber Hemicyon, der ein Bärenverwandter war und das Waldpferd Anchitherium, das Huftier Chalicotherium, den Hirsch Dicrocerus und die Rüsseltiere Deinotherium, Gomphotherium und Zygolophodon. Es war wieder eine Tierwelt, die Ferdinand so faszinierte, dass er erneut nicht weiter nach oben steigen wollte. Aber die Fee drängte wieder, obwohl sie die ersten Menschenaffen, die es gab, lieber beobachtet hätte.

    Die Tierwelt im Miozän

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    „Warum haben die Tiere alle so komische Namen?, fragte Ferdinand die Fee. „Ferdinand, die Tiere haben keine komischen Namen. Es sind Namen aus der lateinischen Sprache, die Sprache der Latiner, aus denen die Römer hervorgingen. Ihre Sprache spricht man aber nicht mehr. Wissenschaftler benutzen gerne Wörter aus der lateinischen Literatursprache, die im 1. Jahrhundert nach Christi Geburt durch Eindringen vulgärer Worte verwilderte. Die christliche Geistlichkeit machte in ihrer Abneigung gegen die heidnische altrömische Literatur diese entartete Vulgärsprache zur ihrigen. Als internationale Schriftsprache für Kirche und Wissenschaft hat sich diese Sprache dann behaupten können. „Müssen denn Tiere jetzt noch immer lateinische Namen haben? „Nein, Ferdinand. Aber für die Tiere, die es in unserer Zeit nicht mehr gibt, gibt es keine anderen Namen als die lateinischen. Und, die Namen, die diese Tiere tragen, versteht man überall auf der Welt. Wissenschaftliche Namen sind nämlich international, wie ich schon sagte. „Das ist mir alles zu schwer, um es zu verstehen. „Ferdinand, wenn du mal groß bist und in die Wissenschaft gehst, wirst du alles verstehen. „Ich glaube nicht, denn ich will kein Wissenschaftler werden. „Wer weiß das schon vorher. Ferdinand wollte nichts weiteres mehr wissen, nur noch die Tiere beobachten, die es jetzt im Pliozän gab.

    Das Pliozän war vor 5 bis 2,3 Millionen Jahren und die kürzeste erdgeschichtliche Epoche des Tertiärs. Die britischen Inseln besaßen noch eine Landverbindung zum Kontinent. Das Klima war gemäßigt. Die mittlere Jahrestemperatur lag bei 14 Grad Celsius. Das Magnetfeld der Erde drehte sich um. Aus dem Nordpol wurde ein Südpol und aus dem Südpol ein Nordpol. 10.000 Vogelarten gab es auf der Erde und weit verbreitet war die Affengattung Macaca, die es bereits im oberen Miozän gab. Der Marderhund Nyctereute trat in Eurasien auf und es gab die Säbelzahnkatzen Megantereon und Homotherium. Mit Alilepus gab es den ersten echten Hasen. Aber auch die Rüsseltiere Gomphotherium und Deinotherium gab es noch. Der erste Elefant, der Archidiskodon, und das erste einhufige Pferd Pliohippus erschienen auf der Erde. Die ersten menschlichen Wesen lebten in Afrika, die unter dem Namen Australopithecus africanus bekannt wurden. Das Rüsseltier Mastodon und der Säbelzahntiger Smilodon erschienen auf der Bühne der Weltgeschichte. Es war erneut eine Tierwelt, die Ferdinand faszinierte.

    Mastodon und Smilodon

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    Sie hatten das letzte Zeitalter des Tertiärs verlassen, indem sie einen Schritt nach oben machten, um auf der nächsten Treppenstufe das Quartär, die jüngste Periode der Erdgeschichte, zu erreichen. Hier befanden sie sich jetzt im Pleistozän, die Epoche, die vor 2,3 Millionen Jahren begann und vor 12.000 Jahren endete, die Epoche, in der auch der Mensch die Weltbühne betrat. Europa, Amerika und Asien waren zum größten Teil von einer dicken Eisschicht bedeckt. In den Gebirgen formten Talgletscher enge Flusstäler mit V-förmigem Querschnitt in breite Trogtäler von U-förmigem Querschnitt um. Die ersten Wölfe erschienen in Eurasien. In Europa erschien die erste Pantherkatze der Art Panthera gombaszoegensis. Es ist der europäische Jaguar, der nun auch auf Ferdinand fauchend zulief. Ferdinand erschrak. „Ist dieses Tier gefährlich? Ferdinand zitterte vor Angst, als er diese Frage stellte. „Ferdinand, dieser Panther ist gefährlich, aber trotzdem brauchst du keine Angst haben. Diese große Katze lebte vor 2 Millionen Jahren, antwortete die Fee. Ferdinand war beruhigt und freute sich jetzt, als er andere Tiere sah, die friedlicher aussahen als die große Katze, die auf ihn zulief.

    Der europäische Jaguar

    Ein Bison und ein Elefant erschienen vor Ferdinands Augen. Zwei Wildtiere friedlich zusammen? Er konnte es nicht verstehen; musste es auch nicht, denn als sie lebten, gab es den Homo sapiens sapiens, den Menschen, wie er einer ist, noch nicht. Vom Australopithecus entwickelte er sich noch über den Homo habilis und Homo erectus zum Menschen wie er.

    Elefant und Bison vor etwa 2 Millionen Jahren

    Ferdinand sah aber nicht nur den Bison und den Elefanten vor sich auftauchen, sondern plötzlich auch Nashörner, Wildpferde, Kamele und Antilopen. „Die kenne ich doch, meinte er, als er diese Tiere sah. „Ferdinand, diese Tiere leben in unserer Zeit, das heißt, wir nähern uns dem Ausgang des Loches, in das du gefallen bist. Aber bis zum Ausgang müssen wir trotzdem noch viele Stufen nach oben gehen, Stufen, die nicht in einer geraden Linie nach oben verlaufen, denn der Mensch wollte es nicht, hat vieles zerstört und versucht wieder aufzubauen, was er zerstörte. Nicht immer ist ihm das gelungen. Deshalb verlaufen die Stufen jetzt auch nicht mehr gerade nach oben. Und dann gibt es noch die Eiszeiten, die die Stufen verschoben haben. Es beginnt mit der Eburon-Kaltzeit, die es vor 1,6 bis 1,3 Millionen Jahren gab. Danach gab es die Waal-Warmzeit, die bis vor 900.000 Jahren dauerte. Es folgte die Günz-Eiszeit, die 100.000 Jahre dauerte und von der Cromer-Warmzeit abgelöst wurde. Die Cromer-Warmzeit endete vor 480.000 Jahren. Dann kam die Elster-Eiszeit, die vor 385.000 Jahren endete. Es folgte erneut eine Warmzeit, die Holstein-Warmzeit, die es vor 385.000 bis 250.000 Jahren gab, gefolgt von der Saale-Eiszeit und der Riß-Eiszeit, die beide zusammen vor 125.000 Jahren endeten. Dann gab es die Eem-Warmzeit im Jungpleistozän, die vor 75.000 Jahren zu Ende ging. „Das sind ja viele Eiszeiten, durch die wir noch gehen müssen, erwiderte Ferdinand. „Ja, Ferdinand, und es folgen noch die Weichsel- und die Würm-Eiszeit, die beide vor 12.000 Jahren endeten. In der Frühzeit dieser Eiszeiten gab es den Biber, den du sicher kennst und andere Tiere, die noch leben. „Sehe ich die noch alle jetzt in dieser Epoche? „Ja, Ferdinand. Danach machen wir aber wieder einen Schritt nach oben, diesmal in die Geschichte der Menschen, die die Welt verändern werden, aber nicht so, wie es Gott gewollt hat. „Ist das schlimm? „Es kommt darauf an, wie man es sieht. Menschen können nämlich grausam sein, nicht immer so lieb, wie sie sein sollten.

    Der Biber

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    Eine Treppenstufe höher und Ferdinand war mit der Fee auf der ersten Treppenstufe der Geschichte, die von Menschen geprägt wurde. Es war das Holozän, das vor 12.000 Jahren begann. Der Mensch trat in Erscheinung, um die Welt zu beherrschen. Es geschah nicht zum Segen der Tierwelt. Er entwickelte Waffen, um Tiere zu jagen, Waffen, die er später auch benutzte, um gegen seine eigene Spezies vorzugehen, um Kriege zu führen, die grausam waren, um unschuldige Menschen zu töten, Menschen, die nur anderer Meinung waren. Was Ferdinand da von der Fee zu hören bekam, schockierte ihn. Aber konnten Tiere nicht auch grausam sein? Töteten sie nicht andere Tiere ebenso? Als Ferdinand diese Fragen stellte, blieb der Fee nichts anderes übrig, als ja zu sagen. Aber sie sagte auch, dass Tiere nur aus Hunger andere Tiere töteten, während es der Mensch aus Habgier und Mordlust tat.

    Es war eine kurze Unterhaltung, die beide führten, als etwas geschah, womit nicht nur Ferdinand, sondern auch die Fee nicht gerechnet hatte. Ein Keiler, der sich von Menschen bedroht fühlte, lief wütend auf Ferdinand zu. „Ferdinand, gib Acht! Ein Keiler läuft auf dich zu, der es nicht gut mit dir meint", schrie sie. Ferdinand riss die Augen auf, als er den wütenden Keiler sah. Er brauchte aber wieder keine Angst zu haben. Das Tier lebte vor mehr als 1 Million Jahren. Anders war es mit den Menschen, die jetzt in sein Blickfeld kamen, Menschen, die nach mehr aus waren, Menschen, die anderen nichts gönnten, Menschen, die nur auf ihr eigenes Wohl achteten.

    Der wütende Keiler

    Seit dem Ende der Kälteperiode zog eine dünne Bevölkerungsschicht von Rentierjägern durch die Tundren. Im Winter suchten sie in den Höhlen Zuflucht. Die Jäger stellten aus Knochenteilen Widerhaken her, die sie als Werkzeuge benutzten oder machten aus Geweihknochen Speerspitzen. Die damaligen Menschen kannten bereits alle wichtigen Werkzeuge. Ferdinand war überrascht, als er das sah. Fasziniert war er aber, als er in einer Höhle sah, welche Kunstwerke die Menschen schon zustande brachten. Es waren Höhlenzeichnungen, von denen er seinen Blick nicht mehr abwenden konnte. Er wollte jetzt wissen, in welchem Zeitalter sie waren und fragte die Fee: „In welcher Zeit sind wir? Ich sehe viele Sachen, die die Menschen hergestellt haben, und draußen vor der Höhle auch einen Jäger, der gerade mit Pfeil und Bogen auf Jagd ist, aber ich weiß nicht, in welcher Zeit wir jetzt sind."

    Die Jagd mit Pfeil und Bogen

    „Ferdinand, wir sind in der Mittelsteinzeit. Die Altsteinzeit haben wir verlassen, indem wir auch das Pleistozän verließen. Nun siehst du Menschen, die Fischerei, Hackbau und Tierzucht betreiben und bereits feste Wohnsitze haben. Die meisten Menschen sind aber noch Nomaden, so wie es vorher war. „Gibt es auch schon Völker auf der Erde? „Ferdinand, da müssen wir noch einige tausend Jahre warten, bis diese in Erscheinung treten. Es sind bekannte Völker, von denen du sicher schon gehört hast. Aber erst einmal müssen wir die Treppe mit den kleinen Stufen weiter nach oben steigen. Du wirst noch Gletscher sehen, die sich aber bereits in die Berge zurückgezogen haben, dann die Menschen, die das Weltbild verändern."

    Gletscher in den Bergen

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    Sie haben wieder einen Schritt nach oben getan, verließen damit das Mesolithikum, wie man die mittlere Steinzeit auch nannte und waren im Neolithikum, in der jüngeren Steinzeit, die vor 8.000 Jahren begann. Auf allen Gebieten des menschlichen Daseins hatten sich die Grundlagen geändert. Ackerbau und Viehzucht waren voll entwickelt. Das Getreide wurde mit Handmühlen gemahlen. Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen wurden gezüchtet. Der Hund war ein ständiger Begleiter des Menschen. Flachs wurde mit der Spindel gesponnen und mit dem Webstuhl zu Leinwand und Köper verarbeitet. Jagd und Fischerei sorgten neben der Landwirtschaft für die weitere Versorgung der Menschen.

    Ein Grabhügel mit Doppelriesenstube

    Ferdinand fühlte sich wohl in der Landschaft, die er betreten hatte. Dann sah er aber etwas, was ihm nicht behagte. Es erinnerte ihn an den Eingang zur Hölle. „Das gefällt dir wohl nicht, sagte die Fee, als sie merkte, wie Ferdinand reagierte, als er plötzlich vor zwei dunklen Eingängen stand, die in einen Erdhügel führten. „Ja, denn da drinnen wohnt bestimmt der Teufel. „Ferdinand, da drinnen wohnt nicht der Teufel. Da drinnen sind Gräber. Es ist eine Doppelriesenstube, wie man dieses Grab in einem Hügel nennt. Sicher befinden sich in zwei Kammern dort die Verstorbenen bekannter Leute … Aber sieh‘ mal in die andere Richtung. Dort siehst du Doppel-Dolmen. Auch dies sind typische Grabformen der Jungsteinzeit, wie die Doppelriesenstube."

    Doppel-Dolmen

    „Ich möchte davon nichts mehr sehen. Alles hat was mit dem Tod zu tun und daran will ich nicht denken. „Ferdinand, das brauchst du auch nicht. Bald siehst du Menschen, die die ersten Städte bauten, Menschen, die glücklich waren, bevor die ersten Kriege begannen. „Und wie heißen die ersten Städte? „Zwei tragen den Namen Ur und Uruk. „Sind das Städte, die es in der Jungsteinzeit gab? „Ja, Ferdinand. Im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris entstanden diese Städte vor 7.000 Jahren. Die Stadt Uruk wurde bekannt durch das Gilgamesch-Epos. Es ist das älteste literarische Werk der Menschen und erzählt die Geschichte des Königs Gilgamesch, des Löwen von Uruk. Die Welt wurde von Göttern und Dämonen beherrscht. Irrfahrten führen Gilgamesch zum heiligen Zedernwald am Berg Hermon, konfrontieren ihn mit dem Himmelsstier Manduks und führen ihn dann zum Ende der Welt, zur Insel Tilmun. Es ist die Insel des ewigen Lebens, wo er Ziusudra und sein Weib Utnasudra begegnet. Es sind die einzigen Überlebenden der großen Flut, die die Götter den Menschen zur Strafe geschickt hatten. – Du kennst diese Flut. Sie wird in der Bibel Sintflut genannt. – Gilgamesch suchte das ewige Leben auf der Insel Tilmun, das ihm Ziusudra nicht geben konnte. Er erzählt ihm aber von einem Zauberkraut, das ewige Jugend verspricht. Gilgamesch begibt sich erneut auf große Fahrt, eine Fahrt zu neuen Abenteuern … Es ist eine schöne Geschichte … Im Zweistromland lernte der Mensch auch schreiben und rechnen, kannte Geld, beobachtete den Lauf der Gestirne und schuf Wunderwerke der Architektur. Es waren die Sumerer, ein Volk, das vor 6.000 Jahren die Ebene zwischen den beiden großen Strömen besiedelte und mächtige Reiche mit mächtigen Städten gründete, wie Kisch und Nippur. Die Sprache der Sumerer herrschte in ganz Babylonien. „Waren die Sumerer das erste Volk der Weltgeschichte?", fragte nun Ferdinand. „Das kann man so sehen. Ich kenne nämlich kein Volk, das vor den Sumerern lebte … Aber ich kann dir noch etwas über die Städte erzählen, die ich eben nannte. Kisch war mal Sitz von vier Dynastien, deren Herrschaft vor 4.700 Jahren endete. Die Stadt lag 15 km östlich von Babylon. Es existieren heute nur noch Ruinen der einst stolzen Stadt. Nippur ist auch eine Ruinenstätte und wurde vor 5.000 Jahren von Fürsten beherrscht. Es war mal eine lebhafte Handelsstadt und Sitz eines Gottes, des Herrn der Länder." „Gab es noch andere Völker im Zweistromland? „Ja, Ferdinand, die Assyrer und die Babylonier, die mächtige Städte gründeten, die Städte Assur und Babylon. Aber da gibt es noch Ninive, worüber ich dir etwas sagen kann. „Fein, dann fang schon an zu erzählen. „Nicht so ungeduldig! … Ich fang mit Assur an. Assur war ein Stadtfürstentum und entwickelte sich durch Eroberungen zur Weltmacht. Assyrien beherrschte Zypern, Syrien, Palästina, Nordarabien, Unterägypten und reichte bis zum Persischen Golf. „Das war ja ein Riesenreich", bemerkte Ferdinand. „Ja, mein Junge. Nur wann dieses Reich seinen Anfang hatte, liegt im Dunkeln. Vor 4.400 Jahren bildete sich das Stadtfürstentum, blieb aber unter sumerischer Oberhoheit. Vor 3.000 Jahren geriet das Reich unter die Herrschaft der Hurriter, von der es Assuruballit I befreite. Unter Tukulti-Ninurta I wurde es dann vor 3.200 Jahren Großmacht und unterwarf 100 Jahre später Babylon. Assuruballit und Tukulti-Ninurta waren die beiden bedeutendsten assyrischen Herrscher. Vor mehr als 2.600 Jahren wurde Assyrien von Babyloniern und Medern vernichtet. Heute ist Assur nur noch eine Ruinenstätte. Die Hurriter waren ein Bergvolk, das vor über 3.500 Jahren lebte und vor 3.600 Jahren ein Reich in der heutigen Türkei gründeten, das Reich Mitanni." „Du weißt aber viel über die Assyrer. „Ferdinand, ich weiß noch viel mehr über dieses Volk. Nur weiter darüber zu sprechen würde heißen, wir müssten viele Tage hier noch bleiben, aber wir wollen doch möglichst bald dieses Loch verlassen. „Ja, aber kannst du trotzdem in ein paar Worten noch etwas über Babylon erzählen. Bitte! „Wie du möchtest … Babylon am Euphrat war die Hauptstadt des babylonischen Reiches und wurde vor über 4.600 Jahren gegründet. Vor über 2.700 Jahren wurde die Stadt von Assyrern erobert und zerstört. Nur 20 Jahre später aber wieder aufgebaut. Nebukadnezar I war einer der bekanntesten babylonischen Herrscher. Er war König der Zweiten Isin-Dynastie. Er herrschte von 1125 v. Chr. bis 1103 v.Chr. Unter seiner Herrschaft wurden Prachtbauten errichtet. Nebukadnezar II eroberte vor 2.600 Jahren das Reich Juda. Die Judäer kamen in babylonische Gefangenschaft. Als der persische Herrscher Kyros Babylon eroberte, wurden die Judäer aus ihrer Knechtschaft befreit. Es war vor 2.550 Jahren. „Ich kenne das aus der Bibel. Es war die babylonische Gefangenschaft, erwiderte Ferdinand. „Ja, in der Bibel wird die Stadt Babel genannt, die sündige Stadt am Euphrat. Heute ist sie eine Ruinenstätte. „Und Ninive?" „Ninive war eine assyrische Stadt am Ostufer des Tigris. Vor 3.000 Jahren gehörte Ninive zum Reich Mitanni. Nach dem Untergang Mitannis gehörte die Stadt wieder zum assyrischen Reich. Ninive erlebte seine Glanzzeit vor 2.700 Jahren, die Stadtmauer wurde erneuert, prachtvolle Paläste wurden gebaut. Vor 2.600 Jahren wurde die Stadt von Medern und Babyloniern erstürmt und zerstört. Wie heißt es in der Bibel: Es geschah das Wort des Herrn zu Jona, dem Sohn Amittais: Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie, denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen." „Wann wurde Ninive gegründet? „Ferdinand, das kann ich dir nicht sagen. Vor 7.000 Jahren müssen dort aber schon Menschen gesiedelt habe. „Du sprachst von Eroberungen und Zerstörungen von Städten. Das sind doch Kriege, etwas Böses, was Menschen tun. „Ja, Ferdinand. Friedlich ist der Mensch nie gewesen, wie du noch erfahren wirst.

    „Woher kommt der Mensch eigentlich? „Die Wiege des Menschen stand im südöstlichen Afrika. „Dann müsste ich aber jetzt eine dunkle Haut haben. „Nein, Ferdinand. Bei den Menschen, die nach Norden wanderten, veränderte sich die Hautfarbe. Die Sonne hatte nicht mehr die Kraft wie in Afrika, es war kälter im Norden, die Menschen mussten sich mit Fellen bekleiden und ihre Haut wurde blasser. „Dann sind wir die Blassgesichter jetzt. Die Fee lachte. „Ferdinand, nicht Blassgesichter, sondern Bleichgesichter.

    „Du sprachst von Städten. In der Bibel wird aber auch Jericho genannt. Es muss doch auch eine alte Stadt sein." „Ja, Ferdinand. Wie heißt es da in der Bibel? Jericho aber war verschlossen und verwahrt vor den Kindern Israel, so dass niemand heraus- oder hineinkommen konnte. Aber der Herr sprach zu Josua: Sieh, ich habe Jericho samt seinem König und seinen Kriegsleuten in deine Hand gegeben. Lass alle Kriegsmänner rings um die Stadt herumgehen einmal, und tu es sechs Tage lang. Und lass sieben Priester sieben Posaunen tragen vor der Lade her, und am siebten Tage zieht siebenmal um die Stadt, und lass die Priester die Posaunen blasen. Und wenn man die Posaune bläst und es lange tönt, so soll das ganze Kriegsvolk ein großes Kriegsgeschrei erheben, wenn ihr den Schall der Posaune hört. Dann wird die Stadtmauer einfallen, und das Kriegsvolk soll hinaufsteigen, ein jeder stracks vor sich hin … Jericho war eine der bedeutendsten Städte Palästinas, 8 km vom Jordan liegend in einer fruchtbaren Oase. Vor 5.000 Jahren gründeten Menschen diese Stadt. In der kanaanäischen Zeit war es stark befestigt gewesen, so dass es als Schlüssel des Landes von den Israeliten unter Josua zuerst angegriffen und zerstört wurde. Später wurde Jericho aber wieder besiedelt und durch Herodes, der hier residierte, mit Prachtbauten geschmückt. Viele Jahre nach Christus Geburt war es sogar drei Jahrhunderte lang Bischofssitz. „Ich hab‘ genug gehört … Verlassen wir endlich die jüngere Steinzeit jetzt? „Ja, Ferdinand. Wir werden jetzt in die Bronzezeit steigen, die eine Treppenstufe höher liegt und vor 4.000 Jahren begann. Etwas hast du schon aus dieser Zeit gehört und zwar im Zusammenhang mit den Städten im Zweistromland. „Werde ich nicht nur etwas über die Bronzezeit hören, sondern auch etwas sehen von dieser Zeit? „Aber sicher doch, Ferdinand."

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    „Ferdinand, wir haben die Bronzezeit erreicht. Diese Zeit begann mit der Erfindung der Bronze in Ägypten, da wo Kupfer und Zinn vorkamen und leicht erreichbar waren. Waffen und Gebrauchsgegenstände wurden aus Bronze hergestellt. Vor 2.800 Jahren endete dieses Zeitalter und es begann die Eisenzeit. „Ägypten. Werden wir dieses Land besuchen? „Ja, Ferdinand. Wir werden während der ganzen Bronzezeit dort sogar bleiben. Und, wir sind bereits in diesem Land, wie du siehst." Nach diesen letzten Worten der Fee war nichts mehr von ihr zu sehen und zu hören. Sie schien vom Erdboden verschwunden zu sein.

    Es war das Jahr 1675 v.Chr., als Ferdinand plötzlich Kriegsgeschrei hörte. Semitische Horden strömten von Asien in das Nildelta ein. Es waren die Hyksos, wie sie genannt wurden. Viele Jahre später erzählte man in Ägypten über die Hyksos: Nun geschah es, dass Ägypten in den Besitz der Befleckten kam, da kein Herr zu der Zeit, als es geschah, König war. Aber der König Sekenenrê war Beherrscher der Stadt Theben. König Apophis saß in Auaris, und das ganze Land war ihm tributpflichtig. Das Südland brachte ihm seine Einkünfte und das Nordland gleicherweise alle köstlichen Erzeugnisse des Deltas. König Apophis aber machte den Sutech zu seinem Herrn und diente keinem anderen Gott, der im ganzen Lande war, außer Sutech. Er baute den Tempel aus schönem und ewig dauerndem Material …

    Ferdinand sah, wie die Hyksos Tempel zerstörten und Einwohner von Städten in feindseligster Weise missbrauchten. Sie erschlugen viele und führten Kinder und Frauen in die Sklaverei. Einer der Hyksos, Salatis, wurde König in Memphis. Ober- und Unterägypten mussten Tribut zahlen. Das geheimnisvolle Volk der Hyksos wurde vom Pharao Thutmosis III, der von 1490 bis 1436 v.Chr. herrschte, einige Jahre mit seiner Mutter, aus Ägypten vertrieben. Nach der Schlacht vor der Stadt Kadesch, die Thutmosis III führte, verschwand der letzte Kern des Hyksosreiches. – Als Ägypten jubelte, freute sich auch Ferdinand, dass ein grausamer Feind der Menschen für immer aus der Weltgeschichte verschwunden war.

    „Ich sehe einen kleinen Jungen, ein Fremder in unserem wunderschönen Ägypten, der sich mit uns freut, dass die Feinde des Landes für alle Zeiten vertrieben wurden. Ferdinand erschrak, als er das hörte. Es waren Worte einer Frau, die plötzlich hinter ihm stand. Als er sich umdrehte, sah er eine Frau in einem prachtvollen Gewande, das besagte, dass sie eine vornehme Frau sein musste. „Erschreck nicht, mein Junge. Ich bin Hatschepsut, die wirkliche Herrscherin über ganz Ägypten. „Spricht das Volk aber nicht von Thutmosis III, der Pharao ist? „Ja, aber ich bin es eigentlich. Die Sonne bekam eine Tochter und das bin ich. Nach dem Willen meines Vaters, des göttlichen Thutmosis I, sollte ich seine Thronerbin werden. Er, der Herrscher über das größte Reich der Welt, das Reich am Nil, lehrte mich schon als junges Mädchen die Kunst des Regierens und der Kriegsführung. Ich beherrsche das Bogenschießen und das Lenken des Streitwagens. Noch als mein Vater lebte wurde ich Regentin. Nach seinem Tod musste ich mich jedoch den Priestern und der Tradition beugen und meinen Halbbruder Thutmosis II heiraten. Ich konnte ihn aber dazu zwingen, mich als Alleinherrscherin anzuerkennen. Nach meinem Tod wird mein Stiefsohn, Thutmosis III, der große und stolze Eroberer, die Herrschaft über Ägypten antreten und wie ich, in Theben residieren. „Du wirst aber noch lange leben, antwortete Ferdinand. „Nein, mein Junge. Der Tod naht. Ich fühle es. Und so war es. Im Jahre 1470 v.Chr. starb Hatschepsut, die erste Pharaonin Ägyptens. Thutmosis III, den man lange die Herrschaft vorenthalten hatte, führte nach dem Tod von Hatschepsut noch mehrere erfolgreiche Kriegszüge gegen die Syrer. Durch immense Tributlieferungen der Vasallenstaaten wurde nun auch eine reiche Prachtentfaltung möglich. – Was Ferdinand sah, brachte ihn aus dem Staunen nicht mehr raus.

    Ferdinand vermisste die Fee nicht. Ihm passierte nichts. Er fühlte sich sicher in Ägypten und beobachtete mit vollem Interesse, was sich noch tat. Die Ereignisse überschlugen sich und im Jahre 1346 v.Chr. geschah wieder etwas, was sein Herz höher schlagen ließ. Tutanchamun, der jugendliche Pharao, der von 1346 bis 1337 v. Chr. herrschte, trat auf die Bühne der Weltgeschichte. Pharao Amenophis III und seine Hauptgemahlin Teje waren Tutanchamuns Großeltern.

    Amenophis III

    Amenophis III sagte über Teje: Der Name ihres Vaters ist Juja, der Name ihrer Mutter Tuja. – Hier fehlten königliche Titel, was hieß, Tejes Eltern waren bürgerliches Abstammung. 150 Jahre vor der Herrschaft Amenopphis III drangen ägyptische Heere in Nubien ein. Nubien geriet, wie schon oft vorher, unter ägyptischer Militärherrschaft. Zur gleichen Zeit stießen die Ägypter in Asien vor, wo sie sich vorher nur selten militärisch engagiert hatten. Syrien-Palästina war politisch zersplittert und damit eine leichte Beute für jeden Angreifer. Angesichts der ägyptischen Gefahr schlossen sich 330 syrische Könige zu einer Abwehrkoalition unter Führung des Fürsten von Kadesch zusammen. Es half nichts. Sie wurden von den Ägyptern besiegt, die sie zur Anerkennung von Vasallenverhältnissen zwangen. Mitanni, das Großreich, das im Norden an das ägyptische Protektorat in Syrien angrenzte, verhinderte jedoch eine Festigung der ägyptischen Macht in Vorderasien. Drei Generationen lang gab es nun ägyptisch-mitannische Kriege und Aufstände der syrischen Vasallen Ägyptens, die von Mitanni geschürt wurden. Erst Thutmosis IV, der Vater von Amenophis III, erreichte eine Verständigung mit Mitanni. Thutmosis IV heiratete sogar eine mitannische Prinzessin. Amenophis III tat das, was sein Vater tat. Auch er heiratete eine Mitanniprinzessin als Nebenfrau. Als Amenophis III starb, nahm sein Sohn, Amenophis IV, die Mitanniprinzessin als seine Nebenfrau. So blieben die familiären Beziehungen zwischen den Herrscherhäusern von Mitanni und Ägypten erhalten. Amenophis IV änderte später seinen Namen. Schon als Prinz und Thronfolger hatte er eine Vorliebe, Aton als Sonnengott anzubeten anstatt Rê. Als Pharao ließ er dann in Theben einen Komplex von Sonnentempeln errichten und nannte sich Echnaton. Danach gründete er eine ausschließlich dem Sonnengott geweihte Stadt, die zwischen Theben und dem Delta lag, in der Ebene von Amarna. Aton war der männliche Gott, den die Ägypter nun anbeten mussten. Neben ihm gab es aber noch eine weibliche Gottheit, die Uräusschlange. Echnaton heiratete als Hauptfrau Nofretete. Keiner sollte je etwas über ihre Eltern erfahren. Zusammen herrschten sie über ein Weltreich.

    Nofretete

    Nach Echnatons Tod übernahm Zannanza, ein hethitischer Prinz, der mit der Tochter Echnatons verheiratet war, die Herrschaft über Ägypten. Ein halbes Jahr später wurde er ermordet und der siebzehnjährige Sohn Echnatons, Semenchkare, wurde Pharao. Er herrschte drei Jahre. Während seiner Herrschaft wurde der

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