Meilensteine meines Lebens: Vom Rheinland ins prächtige Bayernland
Von Udo Fassbender
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Über dieses E-Book
Seine Erlebnisse aus der Kindheit und Jugendzeit führen uns zurück in das Deutschland der Nachkriegszeit, in die Zeiten des Aufbruchs und des wirtschaftlichen Aufschwungs, in Zeiten von Freundschaften und der persönlichen Entwicklung.
Seine zahlreichen Erlebnisse in Führungspositionen sowohl in Leverkusen (Nordrhein-Westfalen) als auch im Freistaat Bayern wirken lebendig, menschlich und stets nachvollziehbar. Sein zielstrebiger Geist hat dabei nie den Humor verloren, weil er im Grunde seines Herzens ein Rheinländer geblieben ist.
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Meilensteine meines Lebens - Udo Fassbender
TEIL I
LK im Rheinland 1945 bis 1986
Die ersten Jahre
Mein Vater war 1941 bereits eingezogen zur Wehrmacht. Bevor es an die Ostfront nach Russland ging, bekam er noch einmal Heimaturlaub. Dabei ist es passiert: Meine Mutter wurde schwanger. Das Tragische daran war, dass mein Vater durch Granatsplitter-Einwirkung zu Tode kam und das einige Monate vor der Frühgeburt von Zwillingen Ende November 1941. Somit bin ich mit meiner Zwillingsschwester Renate und meinem ca. 4 Jahre älteren Bruder Ernst-Dieter, ohne Vater aufgewachsen. Wir waren in den letzten Kriegsjahren im Osten evakuiert, dann auf der Flucht vor den anrückenden Russen.
Meine Mutter konnte über diese Zeit viele Geschichten erzählen, die waren für uns Kinder immer spannend. Wir hörten oft staunend zu. Am Ende sagte sie, sie habe so viel erlebt, dass sie darüber ein Buch schreiben könne.
Unsere Wohnung und unser Lebensmittel-Geschäft in Köln waren dem ständigen Bombenhagel zum Opfer gefallen. Somit hieß die Adresse nun Opladen, einem Städtchen zwischen Köln und Düsseldorf. Wohnraum war durch die vielen ausgebombten Häuser äußerst knapp. Unsere Oma Christine – eine herzensgute Frau – hat ihre Wohnung mit uns geteilt, so war das damals.
Im gleichen Haus wohnte noch eine Witwe namens Maria Weber. Ihr Humor war ansteckend, wir mochten sie alle sehr. Sie hatte zwei Söhne: Karl-Heinz und Gerd, mit denen ich in meiner Jugendzeit um die Häuser gezogen bin, die meine Spielkameraden und Freunde wurden.
Krieg und Frieden
Es gibt in meiner Sichtweise sog. „Apokalyptische Reiter". Im Dreißigjährigen Krieg (1818–1848) haben Pest, Typhus und Cholera die Menschen dahingerafft. Doch schlimmer als alle Krankheiten brachten die Machtgelüste einzelner „Führer" die Menschheit in Not und Elend. Die Feldzüge Napoleon I. hinterließen ca. 3,5 Millionen Tote. Die deutschen Streitkräfte hatten im Ersten Weltkrieg ca. 2 Mio. Tote zu beklagen
Hitler hielt sich für einen „GröFaz" (größter Feldherr aller Zeiten), Stalin galt als unumschränkter Herrscher über das Riesenreich Russland. Ihre autoritären Verhaltensweisen und ihr Mistrauen drückten sich aus in Diktatur, Überwachung und Terror, dies forderte Millionen Menschenleben. Diese Zahlen beeindrucken; viele Bücher, Filme und Dokumentationen berichten auch heute immer wieder darüber und machen die schrecklichen Auswirkungen von Krieg und Zerstörung deutlich.
Wann werden die politischen Führer dieser Welt endlich friedfertiger und aktiver zum Wohle ihres Volkes tätig?
Das hatten sie alle einmal geschworen!
Das Grundübel hinter allem ist die GIER: Gier nach Macht und Einfluss, Gier nach Geld und Besitz, Gier nach Ansehen und Ruhm, Gier nach Manipulation. Da ich als Halbwaise aufgewachsen bin, haben mich diese Dinge möglicherweise mehr berührt als andere und mich manchmal auch frühzeitig erkennen lassen, wer solche Neigungen besaß. Ich habe solche Menschen verabscheut, insbesondere, wenn sie ihren Führungsstil mit gemeinen, psychologischen Verhaltensweisen deutlich werden ließen. Warum müssen sich Menschen auf Kosten anderer größer fühlen, indem sie sich über diese erheben?
Wenn wir uns aktuell umschauen, können wir feststellen, dass es seit Ende des 2. Weltkrieges Frieden gegeben hat in Deutschland. Es gab Zeiten des Wiederaufbaus, des wirtschaftlichen Aufschwungs und der Entwicklung allgemein.
Umgeben sind wir aber auch von solchen politischen Führern in Polen, in Ungarn (Orban), in Weißrussland (Lukaschenko), in Russland (Putin), in der Türkei (Erdogan), etc., die mit ihrem radikalen Verhalten „Ermächtigungsgesetze" geschaffen haben, die keinesfalls demokratisch entstanden sind. Damit sichern sich diese „machtgeilen Präsidenten" auf viele Jahre wiederum ihre Einflusssphären, üben Terror, Gewalt und großes Leid in der Bevölkerung aus.
In Deutschland und Europa bemühen wir uns um Frieden, keine leichte Aufgabe. Zudem belasten die vielen Flüchtlinge die Wirtschaft und das Miteinander. Sie sollten durch europäische Verträge auf alle Länder angemessen verteilt werden, doch wie sieht das Ergebnis aus? Hier in Karlsfeld wurden inzwischen an zwei Stellen jeweils vier Häuser gebaut nur für Emigranten. Das hat nicht nur Zuspruch gefunden in der Bevölkerung.
Wir hatten bei unserem Umzug aus unserem Haus in Karlsfeld am See in die jetzige Eigentumswohnung viele Dinge des täglichen Lebens übrig (Kleidung, Teppiche, Lampen, etc.), die ich diesen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt habe. Die erlebte Freude und Dankbarkeit war jedes Mal riesengroß. Doch es war ein Fass ohne Boden und ich habe meine Kontakte – nachdem ich nichts mehr zu verschenken hatte – aus mehreren persönlichen Gründen dann beendet.
Kleine Historie: Wir vom Jahrgang 1941
Aufgeregt und erwartungsvoll, so blickten wir damals in die Zukunft, denn wir waren geboren im Krieg und unter ärmlichen Verhältnissen, aufgewachsen jedoch in Frieden und Demokratie. Wir erinnern uns an vaterlose Zeiten, an Trümmer-Spielplätze, an ausgebombte Häuser und an Flüchtlinge. Aber auch an Schulspeisungen, an CARE-Pakete, an die erste Puppe, die erste Eisenbahn und an den Straßenfußball.
Cornelia Froboess war das Kinder-Idol der 50er Jahre (Pack die Badehose ein …), Sepp Herberger der Fußball-Philosoph, der mit dem grandiosen Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 Geschichte geschrieben und uns Deutschen wieder Zuversicht gegeben hat.
Mit unserem damaligen Bundeskanzler K. Adenauer hatten wir einen klugen, weitsichtigen Politiker an der Spitze des Regierungskabinetts, der mit seinem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard für Aufschwung und Wachstum gesorgt hat.
Ein Glück für uns Schüler war, dass wir Lehrer hatten, die pädagogisch klug und einfühlsam waren. Es gab anfangs noch Erziehungsmethoden, die für lang gezogene Ohren, gerötete Hände oder per Rohrstock für einen schmerzhaften Po sorgten, doch wir haben das alles nicht als tragisch angesehen, denn der Bestrafung ging ja auch immer eine ungezogene Handlung voraus. Fakt ist, unsere Lehrer haben uns gefördert, haben Leistung von uns gefordert und für unsere Entwicklung gesorgt. Wir fühlten uns betreut und aufgehoben.
Nach der Schulentlassung gingen fast alle in eine Lehre, um so in einem erlernten Beruf (Technik, Verkauf, Beratung, etc.) auch entsprechende Aufgaben zu bewältigen und um ein Einkommen zu haben.
In den 50er Jahren besuchten wir die Tanzschule und der Rock'n Roll kam zu uns mit Bill Haley (Rock around the clock) und Elvis Presley mit vielen mitreißenden Songs. Die Mädchen trugen Petticoats, man traf sich beim Tanzen und zum Flirten – es war eine tolle und anregende Zeit. Dann kam das Jahr Achtundsechzig: darin steckte nicht nur der Protest gegen den Krieg in Vietnam, sondern auch gegen die Generation der Väter, die immer noch mit strammem Gedankengut Einfluss nahmen. Die Demokratisierung hat durch unsere Generation einen Schub bekommen: Mitbestimmung, Rechte für Minderheiten, mehr Gleichbehandlung und humane Pädagogik – diese Bereiche hängen alle mit der 68'er Bewegung zusammen, denn die Männer waren noch vorwiegend dominant.
Die BRD ist heute demokratischer geworden, sie hat sich in bemerkenswerter Weise entwickelt. Natürlich bestehen noch große Probleme, (es gibt ca. 13 Mio. Menschen bei uns, die unter der Armutsgrenze leben). Dann endlich mit 21 Jahren waren wir erwachsen, die Zeit der großen Chancen konnte beginnen. Der Traum vom Führerschein und vom eigenen Auto war ebenso präsent, wie der Wunsch nach guten Beziehungen. Alle entwickelten ihre eigene Persönlichkeit, gründeten Familien und genossen erste Urlaube in Deutschland und dem Sehnsuchtsland ITALIEN.
Leben in Corona-Zeiten
Aktuell leben wir im Auf und Ab der Corona-Pandemie. Es vergeht kein Tag ohne Meldungen, Statistiken und Berichten aus aller Welt. Es ist erstaunlich, wie sehr sich Experten und Politiker darum bemühen, uns Bürger aufzuklären, zu warnen und zu ermuntern.
Wie uneinsichtig, dumm und verantwortungslos müssen Menschen sein, bei begründeter, wissenschaftlicher Faktenlage das Thema infrage zu stellen und ihre Mitwirkung verweigern (diese Gruppe umfasst ca. 10 % der Bevölkerung!)? Eine Erkenntnis ist, das gibt es leider immer wieder überall in der Welt, Menschen haben unterschiedliche Standpunkte.
Nicht in der Blüte meiner jungen Jahre, sondern erst in der Erkenntnis meiner reifen Jahre entwickelte sich bei mir die Vorliebe zu Gesang und Texten. Ich habe zahlreiche Songs und Balladen verfasst für Freunde oder den Hausgebrauch, so auch für diese Zeit:
Schon seit März hat uns das Corona-Virus gepackt,
leider hat noch kein Konzern den Schlüssel geknackt.
Wir leben mit Einschränkungen und Verboten,
Distanz und Vorsicht sind weiterhin geboten.
Kein Tag vergeht ohne Meldungen zum Krisenstand,
mit vielen Ländern uns diese Misere verband.
China als Ursprungsland lügt und streitet alles ab,
Diktatoren machen freie Bestrebungen platt.
Wir sind diszipliniert, doch der Alltag wird spröde,
nur zu Hause bleiben ist auf Dauer öde.
Wir sinnen stets und gerne auf fröhliche Dinge,
hoffen, dass das pralle Leben wieder beginne.
Morgens setze ich mich in Ruhe zum Frühstück hin,
lange Zeitung lesen, bis ich im Bilde bin.
Die Menschen sind sauer, werden ungeduldig,
und stets Mundschutz tragen macht allmählich mulmig.
In solchen Zeiten lassen sich Kontakte pflegen,
Telefon, Handy und Internet sind ein Segen.
Wie geht es Dir, was machst Du
? fragt einer barsch,
das kann so lästig werden, wie ein Floh am Arsch!
Mit Wanderstöcken raus, um an der frischen Luft,
die Blumen zu sehen und zu riechen ihren Duft.
Triffst du dann Bekannte oder Sportkollegen,
mit Freude auf Abstand bleiben und sich regen.
Das Mittagessen ist und bleibt ein heeres Ziel,
wir speisen genüsslich, meistens leider zu viel.
Danach ein Mittagsschläfchen, das braucht's unbedingt,
weil wir vom Nichtstun einfach schlapp und müde sind.
Die Idee, aufräumen oder 'was reparieren,
dabei sind schon viele auf der Strecke geblieben.
Setz dich in eine Ecke hin und warte still,
bis der Anfall vorbei und dein Geist was and'res will.
Danach schmeckt ein Haferl Kaffee wieder wunderbar,
ein bisschen was Süßes ist sicher auch noch da.
Vom vielen sitzen spür ich's allmählich, ojeh,
schön langsam tut mir das ganze Arschrevier weh.
Egal wann, die Nachrichten auf jedem Sender,
nur noch von Corona, das Virus ist ein Blender.
Dazu Statistiken klar und ohne Schnörkel,
ermahnt uns nun auch Bundeskanzlerin Merkel.
Liebe Leut', lasst uns deshalb keinesfalls verzagen,
einmal sind sie fort, alle Corona-Plagen.
Trotz Disziplin, vergesst niemals euren Humor,
wenn du lachst, kommt dir das Leben einfacher vor.
Saublödes Virus verschwinde aus uns'rem Leben,
was würden wir für Freude und Sicherheit geben.
Wir alle haben Dich in keinem Fall gebeten,
möchten dich in den Gully der Geschichte treten.
Im Oktober 2020 hatte es auch den amerikanischen Präsidenten Donald Trump erwischt. Dieser Mann ist ein Populist, der mit seinem narzisstischen Gebaren, seinen Halbwahrheiten und aggressiven Verunglimpfungen aus allem Kapital für sich schlagen will, um seinen machtgeilen Gelüsten wieder zum Sieg zu verhelfen. Doch viele kompetente Menschen haben ihn analysiert, wir können abwarten, wie die Ergebnisse der Wahlen aussehen werden.
Derweil kämpfen wir in Deutschland mit wechselndem Reglement gegen diese Pandemie. Es droht ein weiterer Lockdown in ganz Europa. Doch ich bin mir sicher, mit Disziplin, klugen Strategien und Durchhaltevermögen schaffen wir auch das.
Kindheit und Pubertät
In der Augusta-Straße in Opladen konzentrierten sich die ersten Jahre meines Lebens. Wir gingen zur Volksschule in relativ große Klassen, denn es herrschte ebenfalls noch ein Mangel an Lehrern.
23 Mädchen saßen 23 Jungen gegenüber. Wir hatte Glück, denn unser Lehrer Alfons Spitzer war ein kluger Mann und ein hervorragender Pädagoge. Er forderte uns und förderte unser Lernen wie ebenso der nachfolgende Lehrer Robert Fey, von dem wir Jungen die letzten 2 Jahre unterrichtet wurden. Er war ein kleiner, rundlicher Mann mit großer Beweglichkeit.
Den hatten wir in seiner biederen und netten Art ins Herz geschlossen. Auch deshalb, weil er bei Fehlverhalten immer fragte: „Willst Du eine „Fünf ins Klassenbuch oder einen mit dem Rohrstock
? Die Entscheidung lautete durchweg „Rohrstock"! Der durchgeführte eine Schlag saß immer. weil wir uns mit den Fingerspitzen zu den Schuhspitzen vorbeugen mussten. Der Schmerz verging und unser Robert Fey war anschließend wieder total normal – er wusste halt, wie Buben so sind.
Herr Spitzer avancierte zum Rektor. Er war ein gläubiger Mensch und besaß Güte und Einfühlungsvermögen. In Erinnerung ist mir u. a. ein Gebet geblieben, das er uns lehrte:
Herr gib uns was Du willst, ob Gutes oder Leides. Mach‘, dass beides aus Deinen gütigen Händen quillt.
Ich habe mich später immer wieder daran erinnert, denn auch in meinem Leben gab es viel Gutes und Heiteres, jedoch auch schwierige und leidvolle Erfahrungen.
Die Straßen in unserem Wohngebiet waren in den 50er Jahren meist frei, denn Autos gab es nur wenige. Daher konnten wir dort fast ungestört spielen. Schön waren die Streifzüge in nahe gelegene Buschgebiete. Wir Jungen machten unsere ersten Erfahrungen mit Feuer, Tabak und Freundschaften, von Mädchen wollten wir (noch) nichts wissen.
In Erinnerung ist mir ein Erlebnis mit meinem Freund Gerd geblieben. Wir waren alle einmal von Läusen befallen und deshalb wurden die Haare radikal gestutzt. Gerd besaß eine „Glatze mit Vorgarten". In der Karnevalszeit gab es damals Ladykracher und Erbsenknaller, rund und etwa so groß wie ein Bonbon. Mich hat ein Teufelchen geritten, denn ich wollte die Wirkung so eines Erbsenknallers auf dem kahlen Hinterkopf meines Freundes erleben.
Nachdem er dort „explodiert" war, sprang Gerd hoch wie von einer Tarantel gestochen, rannte los wie Donald Duck und schrie fürchterlich – ich konnte mich vor Lachen kaum beruhigen. Dann habe ich aber schnell begriffen, wie gemein diese Handlung war. Es tat mir leid und ich habe mich bei meinem Freund Gerd mehrfach entschuldigt.
Insgesamt hatten wir Respekt vor Eltern, Lehrkräften, Ärzten und Lehrherren (das hat sich in der heutigen Zeit gewandelt). Unsere Mutter war geradlinig, ehrlich und manchmal auch streng. Sie lehrte uns, was Anstand ist, was sich gehörte und was man tunlichst lassen sollte, es war ihre Art der „Wertevermittlung".
Zudem war sie eine gute Köchin, es schmeckte uns drei Kindern immer ganz prima. Samstags gab es ein Ritual, sie machte in einer großen und mit vielen Beulen versehenen Alu-Schüssel Kartoffelsalat, die Salatsoße stellte sie von Hand selber her. Dazu gab es eine dicke Bockwurst quer über den Teller.
Da wir inzwischen in der Pubertät waren, entwickelten wir einen ungeheuren Appetit, mein Bruder Ernst-Dieter verdrückte bis zu drei Portionen wie nix. Ich höre noch Mutters Aufstöhnen: „Meine Pänz essen mir die Haare vom Kopf".
Schön war, dass wir trotz ärmlicher Nachkriegszeiten nie Hunger schieben mussten, da waren meine Mutter und unsere Oma sehr drauf bedacht. Es gab hin und wieder regelrechte Essensfeste, an denen geschlemmt wurde und es mit großer Freude Nachschlag gab. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir ein einziges Mal gesagt hätten: „Nein, das schmeckt mir nicht bzw. „Das mag ich nicht
.
Unweit von unserem Wohnort gab es Gärten, in denen es im Herbst immer etwas zu ernten gab. Da waren wir dabei und manchmal liefen wir vor einem wütenden Hobby-Gärtner schnellstens davon.
Berufliche Entwicklung
Vor der Schulentlassung war die große Frage, in welchem Bereich wir lernen wollten. Für die Jungen waren das in aller Regel handwerklich orientierte Berufe. Ich selbst wollte nicht in einem Büro arbeiten, hatte mich aber noch nicht eindeutig entschieden. Das änderte sich, als mein Schulfreund Weppi (Friedel Wepler) mir mitteilte, dass er bereits einen Lehrvertrag beim „Eisernen Düres" (der Theodor Wuppermann GmbH) in Leverkusen-Schlebusch in der Tasche hatte. Das gab mir den Anstoß, dort ebenfalls die Lehre als Zerspanungs-Mechaniker zu beginnen.
Dazu benötigte ich ein Fahrrad, das meine Mutter mir aus Geldmangel nicht kaufen konnte. Es ergab sich, dass ich im letzten Schuljahr bei einem Bäcker (seine Frau war eine Schulkameradin meiner Mutter), morgens vor der der Schulzeit Brot und Brötchen ausfahren konnte (zusätzlich noch samstags – dafür gab es 5 DM die Woche). So konnte ich mir dann nach einem Jahr SPAREN ein tolles, mehrfarbiges Fahrrad mit 3-Gang-Nabenschaltung und Rücktrittbremse kaufen.
Weppi war ein liebenswerter und friedfertiger Typ, der im Laufe der Lehrzeit mein Freund wurde. Ich hatte mir ein kleines Hauszelt gekauft. Mit dem waren wir dann unterwegs, u. a. auch in Holland mit den inzwischen angeschafften Mopeds. Weppi, dessen Vater bei der Bundesbahn beschäftigt war, bekam daher ein Moped neuester Art. Meines erwarb ich gebraucht, es war eine NSU Quickly, die ich in 3 Monatsraten abzahlen durfte. Damit war ich glücklich und zufrieden.
Vorher war ich mit meinem Schulfreund Günter Holdenried auf Achse. Wir radelten die Mosel hoch bis nach Trier (Porta Nigra), hatten unterwegs nette Erlebnisse mit Zeltnachbarn, netten Töchtern und wachsamen Vätern, die wir mit unserer werbenden Hartnäckigkeit manchmal zur Verzweiflung brachten.
Die 3-jährige Lehrzeit endete für mich trotz sehr guten Noten mit einer niederschmetternden Erkenntnis. Ich habe – genetisch vererbt – schlechte Füße: Senk-, Knick- und Spreizfüße, die sich wegen der in der Lehrzeit zu tragenden hohen Sicherheitsschuhe (mit Stahlkappen), noch mit Schweißfüßen ergänzten.
Mein bitteres Erkennen war:
Wenn ich mit diesen Füßen mein Leben lang an Maschinen stehen müsste (sich hinzusetzen war verpönt); dann könnte ich mir gleich einen