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Kates Abenteuer in Portici
Kates Abenteuer in Portici
Kates Abenteuer in Portici
eBook476 Seiten6 Stunden

Kates Abenteuer in Portici

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Über dieses E-Book

Kate und Will freuen sich auf den Flug nach Italien, um sich in Protici bei einer Doppelhochzeit mit ihren Freunden Sharon und Hurley das Jawort zu geben. Dort angekommen, stellen sie fest, dass Rooie für einen Bekannten eine Reisetasche voller Jacken mitgenommen hat. »Ich soll sie seiner Familie geben, die in der Nähe von Neapel lebt«, erklärt er ihnen. Jon und Will finden, beim genaueren Untersuchen der Jacken, im Innenfutter Geld, Drogen und Edelsteine. Jack behält die Sachen zurück, um die Kerle bei der Übergabe der Polizei auszuhändigen. Dabei finden sie jedoch heraus, dass der Inhalt dieser Reisetasche für die Mafia bestimmt war. Aber nicht nur die Mafia macht unseren Freunden zu schaffen. Der Vesuv droht auszubrechen. Die Bevölkerung rund um den Vulkan wird evakuiert. Kate und ihre Freunde schaffen es nicht, das Krisengebiet zu verlassen, denn sie werden von der Mafia zurückgehalten. Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Werden es unsere Freunde noch rechtzeitig schaffen, diesem Endzeit-Szenario zu entkommen? Erdbeben, wie sie sich Kate nie hatte vorstellen können, häufen sich und die Gefahr, dass der Vesuv halb Europa auslöschen könnte, rückt stündlich näher.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum15. Juli 2020
ISBN9783347109414
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    Buchvorschau

    Kates Abenteuer in Portici - Sandra Goldoni

    London

    21. August

    »Das war fantastisch«, sagte Kate nach ihrer standesamtlichen Hochzeitsfeier und stieg zu Will ins Auto. »Schade nur, dass Paratti nicht mit nach Italien kommen möchte. Unsere kirchliche Trauung wird bestimmt wundervoll werden.«

    Will startete den Motor.

    »Und das, obwohl ich sie sogar angefleht habe«, sagte er grinsend. »Immerhin war sie bei unserer standesamtlichen Feier dabei. Es war ein gelungener Tag. Aber jetzt habe ich noch etwas ganz Besonderes für dich, Kate.«

    Sie sah ihn mit großen Augen an.

    »Was hast du vor? Ich dachte, wir fahren nach Hause?«

    »Wenn ich es dir einfach sage, ist es doch keine Überraschung mehr, Kate.«

    Während sie durch die Straßen von Kensington, einem Stadtteil von London fuhren, war es bereits dunkel.

    »Wo, um Himmelswillen, fährst du denn mit mir hin, Will? Wir sind ja durch ganz Mayfair hindurchgefahren!«

    »Warte noch eine Minute. Wir sind gleich da. Hier vorne ist es doch schon.«

    Sie bogen von der Gloucester Road in die Courtfield Road ab. Vor einem stattlichen Haus, das eine breite geschotterte Einfahrt hatte, parkte Will den Wagen.

    »Wer wohnt denn hier?«, wollte Kate wissen.

    Will zog einen großen Schlüsselbund hervor, den er ihr grinsend vor die Nase hielt.

    »Wenn du möchtest, wir beide«, antwortete er ihr. »Komm und steig aus. Ich möchte dir das Haus zeigen.«

    Kate blieb sitzen.

    Mit großen Augen sah sie zu dem Gebäude, das imposant wirkte. Die komplette Fassade war rot braun verklinkert. Ein runder Erker befand sich gleich rechts neben einem breiten Eingang, auf den Will jetzt zuging.

    »Warum steigst du denn nicht aus?«, rief er ihr zu.

    Kate konnte es nicht glauben. Solch ein wunderschönes Haus für sie beide? Rasch stieg sie aus.

    »Warte«, rief sie, als er dabei war die Tür zu öffnen. »Sag bloß, du hast das Haus gekauft?«

    »Nur für uns«, antwortete er ihr. Noch bevor sie eintreten konnte, hielt er sie am Arm zurück. »Moment!« Er küsste sie zärtlich, hob sie an und trug sie auf seinen Armen über die Schwelle. »So macht man das«, sagte er, wobei er sie im Flur wieder herunterließ.

    Kate sah sich neugierig um.

    Der Korridor war nicht groß. Eine Treppe führte hinauf in das Obergeschoss. Will ging an der Treppe vorbei, auf eine Glastür zu, die er für sie öffnete.

    »Komm und sieh dir alles in Ruhe an.«

    Sie kamen in eine helle und modern eingerichtete Küche.

    Neugierig zog Kate eine breite Schublade auf.

    »Wahnsinn«, keuchte sie. »Da ist ja schon das Besteck drinnen, Will?«

    »Ich habe letzte Woche meinen Umzug hinter mich gebracht.«

    »Das gibt es doch nicht. Und ich dachte, du hättest so viel im Geschäft zu tun?«

    »Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass ich noch viel zu tun habe, aber nicht geschäftlich.«

    »Oh«, machte Kate. »Das muss ich falsch verstanden haben. Sag mal, …« Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Weiß Paratti etwa was von diesem Haus?«

    Will zog sie zum Fenster hinüber, durch das man in den Garten hinaussehen konnte.

    »Ja. Ich habe ihr schon vor vier Wochen davon erzählt und sie gebeten den Mund zu halten. Ich hatte bedenken, dass sie es nicht so lange durchhält, aber ich muss schon sagen, auf Paratti ist Verlass.«

    »Natürlich«, sagte Kate, wobei sie sich vom Fenster abwandte und die Küche erneut bewunderte.

    »Oh, da ist ja sogar ein Gasherd«, bemerkte sie. »Das Haus ist wunderschön, Will. Wie kommst du nur an solch eine Immobilie dran?«

    »Jack hat mir geholfen. Ich habe ihm gesagt, dass ich was für uns beide suche, aber das ist in London verdammt schwierig.«

    Er führte sie jetzt in den Wohnbereich, der offen an die Küche angrenzte.

    »Oh ein Wintergarten«, japste Kate. Schnell umrundete sie die Couchgarnitur, lief an einem Flachbildfernseher vorbei, direkt auf den Wintergarten zu.

    »Der hat mir auch sofort gefallen«, sagte Will stolz. »Hier gibt es auch einen Kaminofen, damit wir es im Winter gemütlich warm haben.«

    »Das muss ja ein Vermögen gekostet haben?«

    »Günstig war es nicht gerade, aber wir haben Zeit das Haus in Ruhe abzubezahlen.«

    Kate öffnete zaghaft die Glastür, die in den Garten führte, der rundum mit Büschen und farbenprächtig blühenden Sträuchern eingewachsen war.

    »Und wie kam Jack an diese Immobilie?«

    »Er hat die Eigentümer gekannt.«

    Kate sah ihn verwundert an.

    »Aber so ein Haus verkauft man doch nicht einfach so? Warum haben die Leute es denn überhaupt hergegeben?«

    »Der Mann musste geschäftlich ins Ausland und seine Frau wollte ihn begleiten«, erklärte ihr Will. »Sie wohnen jetzt zusammen in Kalifornien.«

    »Oh, na dann.«

    »Komm mit«, forderte Will sie auf. Er nahm Kate an seine Hand und zog sie ins Treppenhaus. »Sieh dir oben die Zimmer an. Du wirst von dem Bad begeistert sein.«

    Doch nicht nur das Bad gefiel Kate.

    »Das sind ja traumhaft schöne Räume«, hauchte sie, als sie in einem kleinen Kinderzimmer stand.

    »Das eine Zimmer können wir ja erst einmal als Gästezimmer nutzen«, schlug ihr Will vor. »Und das andere als Büro oder so, bis wir eigene Kinder haben. Was meinst du?«

    »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll, Will. Es ist fantastisch. Aber was wird aus meiner Wohnung?«

    »Was hältst du davon, wenn wir sie vermieten? Es wäre ein Jammer, wenn du sie verkaufen würdest. So eine hübsche Wohnung würden wir nie wieder bekommen.«

    »Ja das stimmt. Und die Mieteinnahmen wären auch nicht schlecht.«

    »Fein, dann können wir morgen schon deine Sachen holen. Übrigens habe ich uns noch eine Flasche Sekt kalt gelegt. Ich dachte, die lassen wir uns im Schlafzimmer schmecken?«

    Kate grinste breit.

    »Du hast die besten Ideen, Will.«

    Portici

    Am nächsten Tag, es war ein warmer Sommermorgen, saßen Kate und Will auf ihrer Terrasse im Garten und frühstückten gemütlich.

    »Du hast deine ganzen Sachen in der letzten Woche hier hergebracht?«, wollte Kate wissen, wobei sie sich ihr Croissant butterte.

    Will legte die Daily Mirror zur Seite.

    »Ja. Es war ein bisschen stressig, aber Jon hat mir geholfen.«

    »Jon ist hier in England? Ich dachte, er wäre auf seinem Stützpunkt bei den Malediven und fliegt direkt nach Italien.«

    Kopfschüttelnd schenkte Will seiner frisch gebackenen Ehefrau noch etwas Kaffee nach.

    »Nein. Er musste etwas Dringendes mit Jack besprechen. Ich habe keine Ahnung, um was es dabei ging, aber es war gut, dass er da war. Ich hätte das alleine nicht geschafft und eine Umzugsfirma hätte ich so kurzfristig auch nicht bekommen.«

    »Nur für horrendes Geld.«

    »Genau. Jack hat mir aber auch beim Umzug helfen können. Ach, da fällt mir ein, …, er wollte eigentlich wissen, wie dir das Haus gefällt. Ich sollte ihn kurz anrufen.«

    »Musst du nachher nicht eh noch einmal ins Geschäft?«

    »Schon, aber Jack wird heute nicht im Büro sein. Ach was soll’s, ich kann ihm ja auch später noch sagen, dass du es toll findest.«

    »Toll? Untertreibe mal nicht, Will. Das Haus ist einfach ein Traum. Du solltest Jack aber auch noch fragen, ob das mit dem Flug so klappt, wie wir es besprochen haben. Er wollte sich doch darum kümmern oder hat sich da was geändert?«

    »Nein, es bleibt alles, wie gehabt. Hurley hat gestern übrigens angerufen. Er hat uns gratuliert. Ich habe ganz vergessen es dir zu erzählen, weil deine Großmutter sich, beim Essen so verschluckt hat und wir so im Stress waren, wegen dem Polizeieinsatz. Ich weiß jetzt auch, was da los war.«

    »Ach?«, machte Kate.

    »Es steht ganz groß in der Zeitung«, sagte Will und deutete auf die Daily Mirror. »Es war ein Überfall auf ein Juweliergeschäft in der Regent Street. Keine Angst, keine Verletzten, aber die müssen eine gute Beute gemacht haben, so, wie sie das geschrieben haben.«

    »Wegen denen, wären wir also beinahe zu spät beim Standesamt erschienen?«

    »Genau. Übrigens heiraten Hurley und Sharon heute standesamtlich.«

    »Oh, dann müssen wir sie auch anrufen. Das mit dem Flugzeug für morgen klappt also? Wir können eine kleine Maschine haben, nur für uns und unsere Freunde?«

    »Ja. Das hat mir Jack versprochen. Er kommt allerdings einen Tag später nach Italien. Dringende Geschäfte. Ich hoffe, es kommt nichts dazwischen.«

    »Na hör mal«, murrte Kate. »Er muss dabei sein. Immerhin heiraten zwei seiner Kollegen. Das kann und darf er nicht verpassen.«

    »Na ja, Hurley ist noch nicht lange bei uns. Er ist noch in der Grundausbildung. Aber ich muss sagen, er macht sich hervorragend.«

    »Das dachte ich mir schon. Immerhin hat er eine Kampfsportausbildung und er war mehrere Jahre als Bodyguard unterwegs.«

    »Stimmt schon«, sagte Will. Er schluckte noch seinen letzten Bissen herunter und sah auf seine Uhr. »Ich muss los.«

    »So früh schon?«, wunderte sich Kate.

    »Ja. Jack wollte mir im Büro die Unterlagen hinterlegen, die wir am Flughafen brauchen. Ich bin froh, wenn wir alles beisammen haben. Und wenn du Lust hast, ich habe in meinem Kofferraum noch ein paar Umzugskartons liegen, falls du vor unserem Italien Trip noch etwas aus deiner Wohnung hierher holen möchtest?«

    »Ja, das könnte ich tatsächlich heute noch machen. Ich habe für Portici schon alles zusammengepackt. Zeit hätte ich noch genug. Du müsstest mich dann aber zu Hause absetzen.«

    »Kein Problem. Ich muss ja sowieso durch Mayfair hindurchfahren.«

    Kate stand auf, ging in den Flur und zog sich ihre Schuhe an.

    »Was hat Jack denn jetzt eigentlich für eine Maschine für uns chartern können?«

    Will stellte noch rasch die benutzten Teller in die Spüle, schloss die Terrassentür zu und meinte: »Es soll ein Privatjet sein, ein Heavy Jet.«

    Nachdem sie das Haus verlassen hatten, verging der Tag für Kate recht schnell. Die Umzugskartons, die sie von Will bekommen hatte, waren bis obenhin vollgestopft.

    Spät am Abend saßen die beiden schließlich erschöpft aber höchst zufrieden zusammen auf der Couch im Wohnzimmer. Draußen war es inzwischen dunkel und es regnete in Strömen.

    »Ich bin fix und fertig«, keuchte Kate, dann nippte sie an ihrem Weinglas, stellte es wieder ab und sagte: »Meine Umzugskartons habe ich alle gepackt. Ich habe einiges weggeworfen. Man hebt einfach viel zu viel auf. Die Sachen, die ich mit nach Italien nehmen möchte-«

    »Habe ich schon im Kofferraum«, unterbrach Will sie. »Du warst ganz schön fleißig. Immerhin hast du deinen Umzug hierher schon so gut wie erledigt.«

    »Ja, jetzt müssen die Kartons nur noch ausgepackt werden und ein paar Möbelstücke möchte ich noch mit hier herbringen. Das mache ich aber in Ruhe, wenn wir wieder zurück sind.« Sie sah fragend auf die Unterlagen, die er in seinen Händen hielt. »Was hast du da?«

    »Das sind unsere Flugtickets. Ich schaue nur noch mal nach, ob sie auch die richtigen Namen angegeben haben. Nicht, dass morgen jemand in London zurückbleiben muss.«

    »Hast du deine Sachen eigentlich alle gepackt, Will? Wir müssen zeitig am Flughafen sein. Wann hast du gesagt, startet der Jet?«

    »Wir haben genug Zeit«, beruhigte sie Will. »Jack konnte den Start auf elf Uhr legen. Es reicht, wenn wir nach dem Frühstück, so gegen neun Uhr abfahren. Dann haben wir noch massenhaft Zeit.«

    »Ich kann’s gar nicht abwarten, all unsere Freunde wiederzusehen. Schade nur, dass Dave und Bowen nicht mehr dabei sein können.«

    Will sah von den Tickets zu ihr auf.

    »Ja«, seufzte er. »Das ist schade. Aber wir werden Etienne sehen. Er fliegt morgen auch mit uns mit. Kennst du eigentlich seinen Nachnamen?« Er hielt ihr das Flugticket, das für den Franzosen ausgestellt war, vor die Nase.

    »Lambert?«, hauchte sie. »Etienne Lambert? Klingt gut. Komisch, dass wir ihn im Herbst nicht nach seinem Nachnamen gefragt haben.«

    »Na hör mal. Da hatten wir doch wirklich ganz andere Probleme«, sagte Will. »Schau mal! Allen und Despina bringen ihre Söhne mit.«

    »Ehrlich?«, japste Kate. »Als ich das letzte Mal mit Despina telefoniert habe, wusste sie noch nicht, ob sie die Zwei mitnehmen kann.«

    »Aber hier sind ihre Tickets. Jojo und Derek Simons. Schau mal. Da stehen auch ihre Geburtsdaten darauf. Sie sind inzwischen zehn und zwölf Jahre alt.«

    »Tatsächlich?«, sagte Kate. »Ich bin gespannt, wie die beiden aussehen. Sicher haben sie sich in den letzten Jahren ganz schön verändert.«

    »Es waren doch nur zwei Jahre.«

    »Schon, aber bei Kinder macht das viel aus.«

    Will legte die Tickets zur Seite und nahm sich einen geöffneten Brief von einem Beistelltisch, den er sorgfältig entfaltete. Ein kleines Foto fiel ihm aus dem Umschlag heraus. Schnell fing er es auf und hielt es Kate hin. »Sieh dir die Kirche an. Ich kann gar nicht glauben, dass wir uns in solch einem Gebäude das Jawort geben.«

    Kate nahm das Foto an sich.

    »Oh«, hauchte sie. »Wo hast du das denn her?«

    »Hurley hat uns ein paar Fotos geschickt. Hier sind noch mehr.« Er gab sie Kate, die sie sich interessiert ansah.

    Bei einem Foto hielt sie inne.

    Da war ein Altar, der auf einer saftigen grünen Wiese stand.

    »Die halten ihren Gottesdienst auch im Freien ab? Wir könnten uns draußen, unter der strahlenden Sonne, trauen lassen!«

    »Daran habe ich auch schon gedacht. Ich habe mit Hurley darüber gesprochen, aber er meint, es wäre in dem Gebäude wesentlich angenehmer, weil es in Italien derzeit über vierzig Grad warm ist.«

    Sie unterhielten sich noch den ganzen Abend über ihre bevorstehende Hochzeit, bis Kate plötzlich gähnen musste.

    »Ich denke, es ist langsam Zeit fürs Bett. Wir haben morgen noch viel vor, Kate.«

    »Ach herrje«, seufzte sie. »Ich habe ganz vergessen meine Großmutter anzurufen. Das mache ich doch sonst vor jeder Reise.«

    »Das wird sie schon verstehen. Immerhin haben wir eine Menge um die Ohren. Jetzt wird sie sicher schon schlafen. Rufe sie doch einfach morgen beim Frühstück an. Da haben wir noch genügend Zeit.«

    Er stand auf, streckte Kate die Hand entgegen und half ihr von der Couch auf.

    Kate grinste breit.

    »Wir sollten die Weinflasche mit hinaufnehmen. Es wäre ein Jammer, um den guten Tropfen und außerdem habe ich danach immer Durst.«

    Am nächsten Morgen hatte Kate ihre Großmutter noch vor dem Frühstück angerufen.

    »Sie wünscht uns einen angenehmen Flug und wir sollen gesund zurückkommen«, erklärte sie Will. Kate setzte sich zu ihm an den voll beladenen Tisch und biss hungrig in ihr Toastbrot.

    »Ja und wenn wir wieder zurück sind, laden wir sie hierher ein und zeigen ihr die Fotos von unserer kirchlichen Hochzeit.«

    Die Zeit verging an diesem Vormittag schnell.

    Will packte nach dem Frühstück noch die restlichen Sachen in den Kofferraum, sah dann auf seine Armbanduhr und stellte entsetzt fest, dass es höchste Zeit wurde.

    »Wir haben schon viertel nach neun, Kate.«

    »Ich komme ja schon«, rief sie ihm vom Obergeschoss her zu. »Ich habe nur noch meine Handtasche geholt.« Schnell kam sie die Stufen zu ihm herunter. »Wir kommen schon noch rechtzeitig. Es ist doch ein Privatjet. Der fliegt schon nicht ohne uns ab.«

    »Aber der Pilot hat auch einen Zeitplan. Außerdem denkst du nicht an den Berufsverkehr. Die Straßen werden wieder mal dicht sein.«

    Will hatte recht.

    Auf den Straßen war die Hölle los.

    Erst gegen halb elf kamen sie am Flughafen Heathrow an.

    »Jetzt aber schnell«, sagte Will, schlug den Kofferraumdeckel zu und lief Kate, vollbepackt, zur Abflughalle voraus.

    »Weißt du, wohin wir jetzt müssen?«, fragte sie.

    Will deutete auf einen Informationsschalter.

    »Wir fragen da vorne besser noch mal nach.«

    Am Schalter angekommen, bemerkten sie zwei bekannte Gesichter, die sich ebenfalls nach dem Weg erkundigten.

    »Hallo«, rief eine kleine Japanerin, die ihrem Freund auf die Schulter klopfte, damit er sich zu ihnen umdrehte. »Schau mal, wer da gekommen ist!«

    »Hallo, Mo«, begrüßte Kate sie. »Schön euch endlich wiederzusehen.«

    Auch Rooie freute sich.

    »Ich glaube, wir sollten euch beiden erst einmal gratulieren?«, meinte er. »Habt ihr vorgestern nicht schon standesamtlich geheiratet?«

    »Ja«, antwortete ihm Will breit grinsend.

    »Na dann, herzlichen Glückwunsch«, sagte Rooie, dessen blonde kurze Haare, wie üblich nach allen Seiten abstanden. Er schlug Will sachte auf die Schulter und gab Kate einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.

    Auch Mo gratulierte ihnen noch rasch, dann sah sie sich suchend im Flughafengebäude um.

    »Ihr wisst auch nicht, wo das Flugzeug steht, oder?«, wollte sie wissen.

    »Nicht genau. He, da kommt ja Jon«, rief Will. Er deutete auf einen großen schlanken Mann, der breit grinsend auf sie zukam.

    »Kommt mit, ich weiß, wo wir entlang müssen«, sagte er. »Herzlichen Glückwunsch übrigens.« Er wandte sich an Kate. »Ich hoffe, dir gefällt euer neues Heim?«

    »Und ob«, antwortete sie ihm.

    Jon führte sie quer durch das Flughafengebäude, bis sie zehn Minuten später zu einem Rollfeld kamen, auf dem ein zwölf Meter langer Privatjet auf sie wartete.

    Ein Mann in Uniform nahm sie in Empfang.

    »Guten Morgen«, sagte er. »Mein Name ist Steven Rayens. Ich bin Ihr Flugbegleiter. Stellen Sie Ihr Gepäck einfach hier neben der Maschine ab. Wir kümmern uns gleich darum. Sie können zwischenzeitlich schon einsteigen.« Als er ihre Flugtickets entgegennahm, hakte er ihre Namen auf einer Liste ab. »Ich glaube, wir sind dann vollzählig?«

    »Sind denn schon alle da?«, wunderte sich Kate. Neugierig betrat sie den Jet, indem sie lauthals empfangen wurden.

    »Herzlichen Glückwunsch«, riefen ihnen ihre Freunde zu.

    »Dann kann’s ja jetzt losgehen«, freute sich eine ältere Dame, mit grauem langen Haarzopf.

    »Granny«, erkannte sie Kate und blieb neben ihr, auf dem Gang, stehen. »Schön, dass du dabei bist.«

    »Na hör mal«, sagte Granny. »Solch eine Feier werde ich mir doch nicht entgehen lassen!«

    Jetzt konnten sie die Ansage des Piloten hören.

    »Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän Glenn Stringfellow. Ich begrüße Sie im Namen der ganzen Besatzung bei uns an Bord. Da wir in wenigen Minuten starten, möchte ich Sie bitten, Ihre Plätze aufzusuchen und sich anzuschnallen.«

    Schnell nahmen Kate, Will, Jon, Rooie und Mo auf ihren Sitzen Platz.

    »Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell abheben«, freute sich Kate. Sie sah sich kurz um. Alle ihre Freunde, die sie eingeladen hatten, waren da.

    Jetzt war es endlich soweit.

    Die Maschine rollte langsam zur Startbahn.

    »Bist du aufgeregt?«, erkundigte sich Will bei Kate.

    »Etwas«, antwortete sie ihm. »Immerhin fliegt man ja nicht jeden Tag mit seinen ganzen Freunden nach Italien, um dort zu heiraten.«

    Der Pilot gab jetzt vollen Schub, das Flugzeug hob laut donnernd ab und befand sich nun auf direktem Weg nach Neapel.

    Rooie und Mo saßen Kate und Will gegenüber.

    »Wo wohnen wir eigentlich?«, wollte Rooie von ihnen wissen.

    »In der Nähe von Hurleys Großmutter«, antwortete ihm Will. »Ich habe mit Hurley darüber gesprochen, als wir ihm und Sharon telefonisch gratuliert haben.«

    »Ach ja«, japste Mo. »Die haben ja auch schon standesamtlich geheiratet.«

    »Wir wollten die standesamtliche Trauung eigentlich auch mit Sharon und Hurley zusammen in Italien feiern«, erklärte ihnen Will. »Aber weil Kates Großmutter nicht in ein Flugzeug steigen wollte, haben wir beschlossen, dass sie wenigstens bei der standesamtlichen Feier dabei sein sollte.«

    »Das ist auch in Ordnung so«, meldete sich Jon. Er saß auf der gegenüberliegenden Gangseite neben Granny.

    Rooie fiel ein, dass Jon doch Hurleys Vater war.

    »Aber dann warst du ja gar nicht bei deinem Sohn dabei, als er Sharon das Jawort gegeben hat?«, fragte er.

    »Nein, das ging nicht. Ich hatte noch etwas Dringendes zu erledigen.«

    »Dringender, als die Hochzeit deines Sohnes?«, wunderte sich Rooie.

    Will nickte eifrig.

    »Ja. Er hat irgendwas Wichtiges mit Jack zu erledigen gehabt.«

    »Und außerdem kann ich doch jetzt bei der kirchlichen Trauung dabei sein«, erklärte ihnen Jon. »Sharon meinte, das wäre sowieso die schönere Feier.«

    Will kramte in seiner Hemdtasche herum und zog dann das Foto hervor, auf dem die Kirche zu sehen war.

    »Seht euch das an«, sagte er strahlend. »Hurley meint, sie hätten die schönsten Blumen für den Altar ausgesucht.«

    »Nicht nur für den Altar«, korrigierte ihn Kate. »Auch der Eingang und jede Sitzreihe will Sharon feierlich schmücken lassen. Sie hat es mir am Telefon erzählt.«

    »Wow«, kam es von Mo, die sich das Foto der Kirche ansah. »Das wird ganz bestimmt eine traumhafte Hochzeit werden.«

    »Zeig doch mal her«, murrte Granny, die sich kurz von ihrem Sitz erhob und Mo das Foto aus der Hand nahm. »Oh, la Basilica di Santa Maria della Natività e San Ciro.«

    Mo zog ihre Stirn in Falten.

    »Wie bitte?«

    Granny nickte schmunzelnd.

    »So nennt sich dieses Gotteshaus.«

    Kate sah mit großen Augen zu ihr auf.

    »Und woher weißt du das?«

    »Sie ist sehr bekannt«, erklärte ihr Granny. »Nicht nur, weil sie so hübsch aussieht, sondern auch, weil sie am 16. Dezember 1631 durch den Ausbruch des Vesuvs verschüttet wurde.«

    »Ach herrje«, japste Mo. »Ist der Vesuv etwa dort in der Nähe?«

    Granny schüttelte ungläubig ihren Kopf.

    »Portici liegt am Fuße des Vesuvs, mein Kind.«

    »Du kennst dich ja wirklich gut aus«, wunderte sich Will.

    Granny wandte sich ihm zu.

    »Mein Name ist Granny Valuto, mein Junge.«

    Will schlug sich mit seiner flachen Hand gegen die Stirn.

    »Na klar, du bist ja auch eine Italienerin. Kommst du etwa aus dieser Region?«

    »Nicht aus Napoli, aber aus Kampanien. Allerdings habe ich dort keine Verwandten mehr. Sie sind zwischenzeitlich alle verstorben.«

    »Das gibt es doch gar nischt«, mischte sich Etienne, ein Franzose ein. Er saß Granny gegenüber und strich sich mit seiner Hand über seine polierte Glatze. »Die italienischen Familien sind, wie bei den Franzosen immer riesengroß. Irgendwelsche Neffen oder Nischten wirst du bestimmt noch ’aben?«

    »Sicher, aber zu denen habe ich keinen Kontakt mehr. Ich war nicht mehr in Italien, seit meine Eltern und meine Schwester gestorben sind.« Sie neigte nachdenklich ihren Kopf und meinte dann: »Mein letzter Besuch dürfte jetzt schon sechs Jahre her sein.«

    »Dann ist es ja umso besser, dass wir unsere Hochzeit in Italien feiern«, meinte Will. »Wird Zeit, dass du mal wieder in dein Heimatland kommst!«

    Von vorne war ein schriller Schrei zu hören.

    »Nein, habe ich gesagt. Du bleibst hier sitzen. Und zwar angeschnallt!« Kate reckte sich etwas, sah über Mo hinweg und konnte Despina sehen, die einen hochroten Kopf hatte. Ihr Blick folgte ihrem Mann, der auf dem Weg zu ihnen war. Jetzt konnte sie Derek sehen, einen ihrer beiden Söhne, der ebenfalls aufstehen und seinem Vater hinterherlaufen wollte. »Bleib sitzen, habe ich gesagt!«, fauchte Despina ihn an.

    »Ich wollte euch auch noch kurz gratulieren«, sagte Allen. »Im Namen von mir und meiner Frau.« Er deutete nach vorne. »Despina hat Flugangst, seit wir auf den Malediven waren. Sie möchte nicht, dass die Kinder aufstehen. Ich werde auch gleich wieder zu ihr gehen, aber ich dachte, wir sollten euch wenigstens mal schnell gratulieren.«

    »Das ist lieb von dir, Allen«, sagte Will. »Despina kann sich beruhigen, der Flug dauert ja nicht mehr lange.«

    »Knapp drei Stunden«, mischte sich Mo ein.

    Granny stand erneut von ihrem Sitz auf.

    »Papperlapapp. Wir sind doch schon über eine Stunde in der Luft«, murrte sie. »Ich gehe mal vor zu Despina. Vielleicht kann ich sie auf andere Gedanken bringen.«

    Als Kate ihr hinterher sah, konnte sie ihren langen grauen Haarzopf hin- und her schwingen sehen.

    »Sie ist immer so nett«, meinte Kate. »Ich glaube, Granny kann nichts aus der Ruhe bringen.«

    »Da hast du wohl recht«, sagte Allen. Er sah ihr ebenfalls hinterher, bemerkte dabei den besorgten Blick von seiner Frau und meinte: »Ich gehe besser auch wieder vor. Wir sehen uns ja dann, wenn wir in Neapel aussteigen.«

    »In Ordnung, Allen«, sagte Will.

    »Hu hu«, rief Jojo, der jüngste Sohn von Allen und Despina ihnen winkend zu. Er hatte es irgendwie geschafft sich umzudrehen und mit den Knien auf seinem Platz zu sitzen.

    »Setz dich wieder ordentlich hin«, tadelte ihn Despina genervt. Kate konnte jetzt auch Derek noch einmal kurz sehen. Er winkte ihnen ebenfalls zu, hörte damit jedoch sofort auf, als sein Vater wieder zu ihnen kam.

    »Du hast recht, Will. Die Kinder haben sich wirklich nicht verändert. Sie sind sogar immer noch so speckig, wie wir sie von den Malediven her kennen.«

    Es war bereits Nachmittag, kurz vor zwei, als sich der Pilot über Funk bei ihnen meldete.

    »Sehr geehrte Fluggäste, wir beginnen jetzt mit dem Landeanflug auf Neapel. Ich bitte Sie, Ihren Sitz in eine aufrechte Position zu bringen. Bitte bleiben Sie solange angeschnallt, bis die Triebwerke abgeschaltet wurden und die Anschnallzeichen über Ihnen erloschen sind. Aktuelle Wetterlage in Neapel, sonnig und mit dreiundvierzig Grad Celsius ziemlich warm. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt, hier in Napoli und bedanken uns für Ihr Vertrauen in unsere Crew.«

    »Sieh mal«, bat Kate ihren Mann und deutete neben sich zum Fenster hinaus. »Da führt eine Autobahnbrücke durch die ganze Stadt. Neapel ist ja wirklich riesig.«

    Die Ankunft

    Kurz vor zwei Uhr am Nachmittag kam die Maschine sanft auf dem Boden auf.

    Kate sah neugierig zum Fenster hinaus.

    »Wir haben ein herrliches Wetter, Schatz. Schau dir nur diesen atemberaubend blauen Himmel an.«

    »Ja«, sagte Will. Er blickte jedoch nicht hinaus, sondern kramte in Kates Handtasche herum.

    »Was suchst du denn?«

    »Hurley erwartet uns auf dem Parkplatz. Ich wollte ihn nur anrufen und Bescheid geben, dass wir gelandet sind.«

    Mo schnaubte laut.

    »Warte lieber noch, bis wir ausgestiegen sind«, warnte sie ihn. »Im Flugzeug soll man doch nicht telefonieren.«

    Rooie verdrehte ungläubig seine Augen.

    »In der Luft, Mo. Aber wir sind doch schon wieder am Boden.«

    »Sie hat ja recht«, beruhigte Will die beiden. »Ich warte noch, bis wir ausgestiegen sind.«

    Einer der Stewards öffnete ihnen jetzt die Tür.

    Kate spürte eine angenehm warme Luft in die Maschine hereinkommen, die verheißungsvoll nach Lavendel, Vanille, Fisch, Salz und Meer roch.

    Der Steward blieb neben der Tür stehen.

    »Ihr Gepäck wird Ihnen gleich hier draußen gereicht«, sagte er, während Kate und ihre Freunde an ihm vorbei, in die warme Sonne traten.

    »Danke«, sagte Kate. Sie stieg die Treppe hinunter, atmete die warme Luft tief ein und blieb mit ihren Freunden vor der Maschine stehen. »Oh ist das herrlich und man kann von hieraus sogar das Meer sehen. Sieh doch, Will.«

    »Ja. Und den Vulkan auch. Du musst dich nur umdrehen, Kate. Ist er nicht toll? Das ist der Vesuv.«

    Kate wandte sich zu ihm um.

    Er lag da, stumm, wie ein einfaches Hügelchen in einem Mittelgebirge.

    »Der sieht ja ganz harmlos aus«, sagte Kate etwas enttäuscht.

    »Sei froh«, meinte Jon. Er hatte seine Reisetasche schon in der Hand und sah ebenfalls zu dem Vulkan hinüber. »Ab und an bebt die Erde hier. Es ist, als würde der Vulkan die Menschen daran erinnern, dass er noch immer aktiv ist.«

    »Wirklich?«, wunderte sich Kate. »Das würde ich zu gerne einmal spüren. Ich habe noch nie ein Erdbeben miterlebt.«

    Auch Will bekam jetzt sein Gepäck gereicht.

    Er stellte es neben Kate ab.

    »Ich rufe Hurley eben mal kurz an. Er soll wissen, dass wir gleich zum Parkplatz kommen.«

    Während Will mit Hurley telefonierte, konnte Kate Allen hören, dem aufgefallen war, dass Rooies Namen auf zwei Koffern, sowie einer großen schwarzen Reisetasche stand.

    »He, Rooie«, rief er ihn. »Was hast du mit dem ganzen Gepäck vor? Ich dachte, wir bleiben nur drei Tage in Portici?«

    Rooie kam rasch auf ihn zu.

    »Der eine Koffer«, sagte er und nahm in an sich, »gehört Mo. Nur der kleine Koffer hier ist mir.«

    Granny stand ebenfalls bei ihnen und bekam gerade ihr Gepäck.

    »Und diese große Tasche?«, erkundigte sie sich bei Rooie. »Da steht doch auch noch dein Name drauf? Ich habe mir extra nur leichte Sachen mitgenommen. Bei der Hitze braucht es ja nicht viel.« Sie deutete auf einen kleinen Hartschalenkoffer.

    Rooie nahm die Reisetasche an sich.

    »Mich hat vorgestern jemand im Fitnessstudio angesprochen, weil er mitbekommen hat, dass ich nach Neapel fliege. Er war ganz aus dem Häuschen und wollte, dass ich was für seine Familie mit hier herbringe. Deshalb habe ich diese Reisetasche dabei.«

    Sie hatten jetzt alle ihr Gepäck und machten sich auf den Weg, durch das Flughafengebäude zum Parkplatz.

    »Was?«, brummte Jon, der das Gespräch zwischen Rooie und Granny mitbekommen hatte. »Und was soll da drinnen sein?«

    Rooie zuckte mit den Schultern.

    »Keine Ahnung. Jacken.«

    »Jacken?«, wiederholte ihn Jon. »Im Hochsommer? Jacken?«

    »Das hat er jedenfalls gesagt. Ich habe nicht hineingeschaut. Das geht mich doch gar nichts an.«

    Auf dem Parkplatz angekommen, konnten sie Hurley, im Schatten einer großen Pinie, neben einem gelben Bus stehen sehen.

    »Da drüben ist er ja«, rief Will. »Perfekt, er hat einen kleinen Bus für uns organisiert.«

    Jon schüttelte den Kopf.

    »Nein. Der Bus gehört meiner Schwiegermutter. Sie braucht ihn, für das Anwesen, auf dem sie lebt.«

    »Ach ja?«, wunderte sich Will.

    Bei Hurley angekommen schlug Rooie ihm dreist auf die Schulter.

    »He mein Freund«, sagte er. »Herzlichen Glückwunsch. Ihr habt ja auch schon standesamtlich geheiratet. Aber, …, wo ist denn Sharon?«

    »Sie erwartet euch zu Hause. Gebt mir erst mal euer Gepäck, damit ich es verstauen kann.«

    Auch die anderen wollten ihm noch kurz gratulieren.

    »Glückwunsch«, sagte Will, wobei er ihm das Gepäck reichte.

    »Euch beiden ebenfalls«, antwortete ihm Hurley. Er nickte Kate kurz zu und nahm auch ihr den Koffer ab. »Sharon kann es kaum erwarten, euch alle wiederzusehen. Sie richtet schon den ganzen Vormittag die Zimmer für euch her.«

    »Die Ärmste«, meinte Despina, die jetzt auch ihren Koffer an Hurley abgab. »Ihr macht euch so viel Arbeit. Das hättet ihr nicht tun sollen. Wir hätten uns hier doch auch ein Hotel nehmen können.«

    Hurley sah sie ungläubig an.

    »Das kommt doch gar nicht infrage. Du wirst sehen, wie gut wir euch hier unterbringen können. Wartet es nur ab, aber steigt doch erst einmal ein.«

    Während die anderen in den Bus stiegen, kam Jon auf seinen Sohn zu.

    »Herzlichen Glückwunsch, mein Junge«, sagte er und nahm ihn in seine Arme. »Jetzt bist du also auch verheiratet. Sharon ist wirklich eine tolle Frau. Ich freue mich für dich.«

    »Danke, Vater«, sagte Hurley. Er verstaute noch Jons Koffer und stieg dann ebenfalls mit ihm ein. »Schade, dass du was Dringendes zu erledigen hattest und nicht dabei sein konntest, aber die kirchliche Trauung wird sowieso schöner.«

    »Ja. Das hat mir Sharon auch schon gesagt.«

    Während der Fahrt hakte Jon dann noch einmal bei Rooie nach.

    »Wie lange kennst du den Kerl denn schon, für den du was mit nach Italien geschmuggelt hast?«

    Rooie rümpfte die Nase.

    »Ich schmuggel doch nicht, Jon!«

    »Nenne es, wie du willst. Also, wie lange kennst du den Kerl schon?«

    »Er trainiert erst seit kurzem bei mir im Studio. Warum interessiert dich das so?«

    Auch Will wurde auf das Gespräch aufmerksam.

    »Hat der Kerl gewusst, dass wir mit einem Privatjet fliegen?«, wollte er wissen.

    »Klar. Wie oft werde ich wohl die Möglichkeit haben, mit einem Privatjet zu fliegen? Logisch, dass ich das meinen Freunden erzählt habe. Die haben ganz doof geguckt, als ich ihnen gesagt habe, dass Jack einen so großen Einfluss bei der SAS hat und uns das ermöglichen kann.«

    Jon sah Rooie ungläubig an.

    »Oh man«, brummte er. »Wenn du denen von Jack erzählt hast, muss ihnen doch klar gewesen sein, dass wir nicht durch den Zoll müssen. Bist du dir sicher, dass da nichts anderes in der Tasche drinnen ist, als Jacken?«

    »Ach was!«, brummte Rooie leicht genervt. »Der Typ ist auch ein Italiener und möchte nur, dass ich die Jacken seiner Familie gebe. Die treffe ich morgen. Er hat mir dafür extra eine Notiz mitgegeben.«

    Er zog einen zusammengefalteten Zettel aus seiner Hosentasche.

    »Zeig mal her«, sagte Will. Er nahm ihm das Blatt aus der Hand und entfaltete es. »Da steht nur eine Telefonnummer drauf?«

    »Ja«, brummte Rooie, nahm sich die Notiz wieder und steckte sie sich ein. »Ich soll die morgen Vormittag anrufen, damit sie die Sachen bei mir abholen

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