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Kates Abenteuer in York
Kates Abenteuer in York
Kates Abenteuer in York
eBook463 Seiten5 Stunden

Kates Abenteuer in York

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Über dieses E-Book

Jack lädt seine Freunde, die er auf den Malediven kennengelernt hat, zu sich nach York ein. Das Treffen findet auf Eboracum, einem stattlichen Castle statt. Nachdem unsere dreizehn Freunde die erste Nacht bis in die frühen Morgenstunden gefeiert hatten, erfahren sie bei einem verspäteten Frühstück, dass ein Terroranschlag das Vereinigte Königreich erschüttert hat. Durch Zufall bekommen sie mit, dass sich im Gewölbekeller des Castles Terroristen eingenistet haben. Sie haben sich unbemerkt ein kleines Labor eingerichtet, in dem sie einen tödlichen Virus herstellen und in Umlauf bringen. Kate und ihre Freunde wollen das Castle so schnell wie möglich verlassen, doch Jack hat von seinem Vorgesetzten Wellesley die Anweisung erhalten, das Anwesen nicht zu verlassen. Auf den Straßen herrscht Ausnahmezustand. Die British Army hat veranlasst, dass Konvois die Straßen in York auf- und abfahren, um Menschen, die sich nicht an die Ausgangssperre halten, einzusammeln. Ungeachtet ihres gesundheitlichen Zustandes werden sie in große Sammellager gebracht. Kate und ihre Freunde wissen, dass sie dort dem tödlichen Virus nicht mehr entkommen könnten. Gemeinsam versuchen sie, sich gegen die Terroristen zu wehren, die sie zu ihrem Zweck als Selbstmordattentäter nutzen wollen. Weil nun auch die Funkverbindung ihrer Handys nicht mehr funktioniert, können sie die Antiterroreinheit der SAS nicht erreichen. Ein Katz-und-Maus-Spiel lässt Kate und ihre Freunde an ihre Grenzen geraten.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum4. Jan. 2019
ISBN9783748215288
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    Buchvorschau

    Kates Abenteuer in York - Sandra Goldoni

    London

    Liebe Kate,

    wie im letzten Sommer gemeinsam vereinbart, würde ich mich freuen, Dich in York auf Eboracum Castle willkommen zu heißen.

    Geplant ist ein verlängertes Wochenende von Freitag, den 25. bis Montag, den 28. November mit einzigartigen Ausflügen zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten von der Ewigen Stadt; York. Selbstverständlich werden wir auch einen Bummel über den viktorianischen Weihnachtsmarkt machen, damit Ihr noch fehlende Geschenke für Eure Lieben einkaufen könnt.

    Wie Du Dich sicher erinnern kannst, werden auch unsere geschätzten Freunde, die wir auf den Malediven kennengelernt haben, anwesend sein.

    Anbei findest Du eine Anfahrtsskizze, die Dich zu einem ansässigen Gasthof führt. Von dort werdet Ihr, wie es sich für York und seine Geschichte ziemt, um vier Uhr am Freitagnachmittag mit Droschken zum Castle kutschiert.

    (Außerdem liegt Eboracum Castle etwas versteckt und wird Dir per Routenplaner nicht angezeigt.)

    Ich freue mich ganz besonders auf ein Wiedersehen mit Dir sowie eine schöne vorweihnachtliche Adventszeit mit unseren Freunden.

    Alles Liebe,

    Dein Jack McGallon.

    Kate las den Brief, auf ihrer gemütlichen roten Ledercouch im Wohnzimmer ihrer kleinen Wohnung in der North Audley Street von Mayfair zum x-ten Mal.

    Nett von Jack dachte sie sich, dass er sich so zeitig gemeldet hat, jetzt kann ich für meine Großmutter Paratti tatsächlich noch ein kleines Weihnachtsgeschenk in York besorgen.

    Sorgfältig faltete sie den Brief zusammen und nahm sich die Skizze, auf der die Anreise beschrieben stand.

    Auch diese hatte sie schon mehrfach auseinandergefaltet und betrachtet, nun wollte sie jedoch für die morgige Anreise sicherheitshalber noch einen Blick darauf werfen.

    Kate wusste, dass sie ungefähr vier bis fünf Stunden mit ihrem Auto brauchen würde, um den Gasthof GUY DICK TURPIN zu erreichen, von dem aus sie mit dieser Kutsche zu Jack gebracht werden sollten.

    In Gedanken sah sie schon ihre Freunde vor sich, mit denen sie im Sommer so viel erlebt hatte. Irre dachte sie sich, die alle wiederzusehen kann ich kaum mehr abwarten.

    Sie sah kurz an die Wand, an der ein großer Jahreskalender hing. Mit einem dicken schwarzen Edding-Stift hatte sie sich den morgigen Tag mit einem großen Kreuz markiert. Jetzt würde es nur noch ein paar Stunden dauern, bis sie sich endlich alle treffen würden.

    Kate hatte heute noch schnell in ihrem Lieblingskaufhaus Burlington Arcade in London – Piccadilly ein Geschenk für Jack gekauft. Es war nichts Besonderes, doch hatte sie einige Zeit gebraucht, um dieses exquisite Präsent zu finden. Es war eine Flasche Brandy, in Form eines alten Castles, die sie ihm kurz nach der Ankunft auf Eboracum überreichen wollte.

    Gähnend schwang sie sich zu ihrem kleinen Beistelltisch, auf dem ihr Handy lag. Wie sie es immer tat, bevor sie auf Reisen ging, rief sie ihre Großmutter an und weil es bereits halb neun am Abend war, wartete sie nicht noch länger, denn immerhin war Paratti schon etwas älter und würde gewiss zeitig schlafen gehen.

    Am nächsten Morgen wachte Kate schon früh auf.

    Sie hatte sich ihren Wecker auf sieben Uhr gestellt, damit sie in aller Ruhe duschen und Frühstücken konnte. Spätestens um neun wollte sie abfahren, damit sie nicht zu spät bei diesem Gasthof in York ankommen würde.

    Ihr Gepäck, für das verlängerte Wochenende hatte sie schon im Kofferraum ihres Fahrzeugs.

    Sie fuhr einen geleasten Continental GTC von Bentley. Auf dem Beifahrersitz lag die Brandy-Flasche für Jack, die sie in einer Glassichtfolie mit weißer Schleife sorgfältig verpackt hatte.

    Sie befand sich inzwischen kurz vor Peterborough und wollte kurz ihr Handy aus ihrer Handtasche holen, da bemerkte sie, dass sie die Tasche zu Hause liegen gelassen hatte.

    Mist dachte sie sich.

    Immerhin war sie jetzt schon fünfzig Meilen weit gefahren, aber das brachte alles nichts. Ihre Personalien und ihr Geld mitsamt ihren Kreditkarten befanden sich ebenfalls in dieser Tasche, daher blieb ihr nichts anderes übrig, als umzudrehen und die gleiche Strecke noch einmal zu fahren.

    Erst um zwanzig vor vier konnte Kate endlich das Schild vor sich sehen, auf dem York zu lesen war. Die Stadt selbst lag in einem flachen Tal, im Vale of York. Im Hintergrund konnte sie das Mittelgebirge Penninen sehen, das auch als das Rückgrat Englands bezeichnet wird.

    Nach einer kleinen Irrfahrt durch die Stadt kam sie genau um fünf vor vier auf dem Parkplatz des Gasthofes Guy Dick Turpin an.

    Die Gaststätte wirkte mit ihren weißen Sprossenfenstern, dem stattlichen Eingang und den dunkelroten Klinkersteinen unwahrscheinlich einladend.

    »Kate!«, rief eine männliche Stimme. »Seht doch, sie ist doch noch gekommen. Ich wusste es!«

    Um sich blickend stieg sie aus ihrem Wagen aus und stellte erfreut fest, dass ihre Freunde schon alle da waren. Auch die Kutschen standen wartend vor dem Gasthof.

    »Rooie«, rief Kate, nachdem sie den jungen Mann erkannt hatte, der sich gerade so über ihre Ankunft gefreut hatte. Er hatte strohblondes kurzes Haar, das ihm zu allen Seiten abstand. »Es ist so toll, dich wiederzusehen.«

    »Kate«, rief eine japanisch aussehende Frau, die neben Rooie stand. »Komm schon, beeil dich, die Kutschen fahren gleich los.«

    Zehn bekannte Gesichter standen vor ihr, die sie nur zu gerne in Ruhe begrüßt hätte, doch musste sie sich nun beeilen, um ihr Gepäck aus dem Kofferraum zu holen.

    »Warte ich helfe dir«, bot sich ein weiterer junger Mann an, der ebenfalls blondes kurzes Haar, dazu aber stahlblaue Augen hatte, an die sich Kate sogleich erinnern konnte.

    »Danke Bowen«, sagte sie grinsend. »Seit wann bis du denn schon hier?«

    »Oh, ich habe mir den Spaß nicht nehmen lassen und bin zeitig angereist. Ich kam schon heute Mittag an. So konnte ich mich noch ein klein wenig umsehen. York ist wirklich faszinierend. Ich bin gespannt, was Jack alles geplant hat. Sicher kennt er alle mystischen Geschichten, die sich um diese Stadt ranken.«

    »Ja. York hat eine ziemlich interessante Vergangenheit, die Jack garantiert kennt. Sind denn schon alle abfahrbereit?«, fragte Kate, wobei sie die Klappe ihres Kofferraums wieder zuwarf.

    »Klar«, antwortete ihr Bowen. »Stell dir vor, Hurley und Sharon sind inzwischen verlobt!«

    »Das ist ja wunderbar.«

    Strahlend kam Kate mit Bowen auf ihre Freunde zu, die sie herzlich umarmte.

    Für eine Unterhaltung hatten sie jedoch kaum noch Zeit, weil sie jetzt in die wartenden Pferdekutschen einsteigen sollten.

    »Ach«, machte Kate. »Ich habe mein Geschenk für Jack auf dem Beifahrersitz liegen lassen.«

    »Dann hol es schnell«, riet ihr Bowen. »Ich nehme dein Gepäck mit, beeil dich.«

    Kate rannte flink zu ihrem Auto zurück, nahm die Flasche Brandy an sich und eilte wieder zurück zu den Kutschen.

    Die ersten zwei Fuhrwerke rollten bereits die gepflasterte Straße entlang, in denen ihre Bekannten laut plaudernd und lachend zusammensaßen.

    »Komm, Kate«, rief ihr Sharon, eine hübsche rothaarige junge Frau zu, die, nachdem was Bowen ihr zuvor erzählte hatte, mit Hurley verlobt sein musste. »Wir haben dir ja so viel zu erzählen.«

    Schnell stieg Kate bei ihr ein.

    »Hurley, Sharon«, begrüßte Kate sie ganz außer Atem. »Schön euch wiederzusehen.«

    Nun setzten sich die Pferde in Bewegung und auch ihre Kutsche rollte an.

    Sie hatten zu viert genügend Platz in diesem altertümlichen Fuhrwerk, das von weißen Schimmeln gezogen wurde.

    »Ich habe Kate schon verraten, dass ihr euch verlobt habt«, meldete sich Bowen.

    »Plappermaul«, feixte Sharon grinsend. »Wir hatten schon befürchtet, dass du nicht mehr kommst, Kate.«

    »Ach hört mir auf«, antwortete sie. »Ich musste bei Peterborough noch einmal umdrehen, weil ich meine Handtasche vergessen habe.«

    »Hauptsache ist doch, dass du noch rechtzeitig angekommen bist«, meinte Hurley.

    Er hatte ziemlich dichte Augenbrauen, kurze dunkelbraune Haare und trug einen Dreitagebart.

    Kate sah von ihm zu Sharon, die leicht fröstelte.

    »Ist dir kalt?«

    »Etwas«, antwortete sie. »Ist ja auch kein Wunder, bei dem feuchten Wetter, aber das ist ja normal für diese Jahreszeit und vor allem für England.«

    Laut lachend fuhren sie an alten Gebäuden vorbei und durch enge Gassen hindurch. Als sie aus York hinaus in ein kleines Waldstück fuhren wurde der Nebel immer dichter.

    »Liegt das Castle von Jack denn nicht mehr in York?«, fragte Kate erstaunt.

    »Das hier gehört alles noch zu der Grafschaft Yorkshire«, erklärte ihr Bowen. »Ich habe mich etwas schlaugemacht, bevor ich losgefahren bin. Immerhin befinden wir uns in York, in der Ewigen Stadt.«

    »Grusel, grusel«, schäkerte Hurley.

    Kate zog ihre Stirn in Falten.

    »Was meinst du denn damit?«

    »Na kennst du denn nicht die vielen Geschichten, die man sich von York erzählt?«, fragte Hurley verdutzt.

    Kate sah ihn verwundert an.

    »Sie hat eine altertümliche Geschichte, aber das ist doch nicht zum Gruseln?«

    »Oh doch«, sagte Hurley. »Überall wird diesen Häusern nachgesagt, dass die Toten hier noch immer ihr Unwesen treiben!«

    Kate lachte laut.

    »Das ist nicht dein Ernst.«

    »Aber ja«, mischte sich Bowen ein. »Ich habe davon gelesen und in der Schule haben wir damals auch schon darüber gesprochen.«

    »Du machst Witze. In der Schule, …, ich bitte dich!«

    »Doch ehrlich«, sagte Bowen bestimmt. »Gut, wir hatten damals Halloween, aber-«

    »Lass mal hören«, unterbrach ihn Hurley neugierig. »Was weißt du alles über diese gruselige Stadt?«

    Hurley grinste die beiden Frauen breit an.

    »Ihr wollt mir und Sharon doch nur Angst einjagen?«, murrte Kate naserümpfend.

    »Nein«, beharrte Bowen. »Die Bewohner dieser Stadt glauben sogar, dass York die am meisten bespukte Stadt Europas ist. So wird ein Wohnhaus im Stonegate vom Geist eines sechsjährigen viktorianischen Mädchens heimgesucht, das auf der Treppe in den Tod gestürzt sein soll, und in der College Street kann man das Weinen eines Mädchens hören, das damals verhungert sein soll.«

    Kate schüttelte grinsend ihren Kopf.

    »Ach was. Das passt sicher zu diesem Nebel und dieser Kutschfahrt, aber an so etwas glaubt ihr doch nicht im Ernst?«

    »Ich habe gehört«, murmelte Hurley, »dass Passanten an nebligen Abenden in der Malton Road eine Geisterfrau mit einem Kind in ihrem Arm gesehen haben, die der Legende zufolge von ihrem untreuen Liebhaber ermordet wurden.«

    »Ihr seid ja verrückt«, meinte nun auch Sharon. »Was sind das denn für Ammenmärchen?«

    Sie fuhren inzwischen auf eine Lichtung, die etwas höher lag, als York.

    »Ihr glaubt uns das nicht?«, fragte Hurley mit großen Augen. »Habt ihr denn nie davon gehört?«

    »Nein«, antwortete ihm Kate. »Mich wundert aber, dass deine Verlobte nichts davon weiß, obwohl ihr zusammen hier seid.« Sharon zwinkerte Kate zu.

    »Ja, wie kommt das?«

    »Ich dachte, du wüsstest das alles«, sagte Hurley überrascht. »Aber von dem Mädchen, das heute noch bei Beerdigungen dabei sein soll, hast du doch sicher schon gehört?«

    »Was?«, fragte Sharon, die davon genauso wenig Ahnung hatte, wie Kate.

    Bowen hingegen nickte eifrig.

    »Ja Hurley«, bekräftigte er die Aussage seines Freundes. »Das ist sicher die bekannteste Geschichte. In der All Saint’s Church wurde mehrfach ein von einer leuchtenden Aura umgebenes Mädchen beobachtet, wie es von der Kirchentür aus Beerdigungen belauscht hat. Allerdings verschwindet es sofort, wenn sich ihr jemand nähert.«

    Jetzt fuhren sie durch ein breites geschwungenes Tor, hinter dem es stetig bergauf ging.

    »Ich glaube, wir kommen in Kürze an«, beendete Sharon diese gruseligen Geschichten. »Ja seht doch! Man kann das Castle von hieraus schon sehen. Sieht ein bisschen unheimlich aus, oder?« Kate sah ebenfalls den Hang hinauf.

    Durch dichten Nebelschwaden hindurch, konnte sie das steinerne schwarzgraue burgartige Gebäude vor sich aufragen sehen. Es war imposant und glich einer Festung, weil es an allen vier Ecken je einen emporragenden Turm mit Bogenscharten zwischen den Zinnen hatte. Die Fenster wirkten mickrig und doch beleuchteten sie den rabenschwarzen Himmel, sodass es tatsächlich etwas geisterhaft wirkte. Mehr konnte Kate bei diesem Nebel jedoch nicht erkennen.

    »Sieht toll aus«, murmelte Bowen beeindruckt. »Wie kommt Jack nur an so was ran?«

    »Soviel ich weiß«, sagte Sharon, deren Blick auf dem herrschaftlichen Gebäude ruhte, »gehört es seiner Mutter, die hier ab und an ihre Freizeit verbringt.«

    Hurley starrte sie verwundert an.

    »Woher weißt du das?«

    »Ich hatte Jack damals danach gefragt, als er den Vorschlag gemacht hat, uns hierher einzuladen.«

    Die ersten beiden Droschken hielten jetzt auf einem hell, breit geschotterten Platz direkt vor dem Castle.

    »Wir sind da«, jauchzte Kate.

    Es war ziemlich dunkel, einzig durch die vielen Fenster drang schwaches Licht zu ihnen auf den Hof, abgesehen von den kleinen Lampen, die vorne an den Kutschen angebracht waren. Als Kate mit ihren Freunden ausstieg, waren sie von dem Anblick der Burg sichtlich überwältigt.

    Sie standen vor einer breiten Steintreppe, die zu dem hoch aufragenden Bollwerk führte, welches auf massivem Felsgestein thronte. Das Eingangsportal bestand aus massiver Eiche, es war mindestens drei Meter hoch und dementsprechend breit.

    »Hallo Kate«, sagte eine ältere Frau.

    »Granny!« Kate erkannte die Frau sofort. Sie trug einen langen hellgrauen Haarzopf, der ihr beim Laufen ständig hin- und herbaumelte. »Wie geht es dir?«

    »Wie immer gut«, antwortete ihr Granny strahlend, dann sah sie zu dem Castle auf. »Müssen wir irgendwo anklopfen?«

    »Nein, das ist nicht nötig«, beantwortete ihr Bowen die Frage. »Uns wird soeben geöffnet, seht doch!«

    In diesem Moment öffnete sich die schwere Eichentür. Gleißend helles Licht fiel vor sie, auf die feuchten Steinstufen.

    Ein Mann in Livree erschien an der Tür.

    Er hatte kurze weiße Haare, die glatt zurückgekämmt waren.

    Sein Alter schätzte Kate auf Anfang sechzig. Strahlend sah er auf sie herab.

    »Guten Abend«, begrüßte er sie volltönend. »Ich heiße Sie, auf Eboracum Castle herzlich willkommen.«

    Jetzt stiegen drei weitere Bedienstete die Treppe zu ihnen herunter, um das Gepäck an sich zu nehmen.

    Der Butler an der Tür verbeugte sich leicht und bat sie mit einer kurzen Handbewegung herein.

    »So fürstlich hatte ich mir das nicht vorgestellt«, zischelte Granny. »Sind wir hier überhaupt richtig? Ist das tatsächlich Jacks Haus oder wohnt er womöglich ganz woanders?« Neugierig tuschelnd kamen sie die Steinstufen herauf, sahen sich aufmerksam um und traten nun einer nach dem anderen ein. Gemeinsam mit Bowen schritt Kate in den hohen, geräumigen Korridor, der sich hinter der schweren Holztür befand, die der Butler nun laut ins Schloss fallen ließ.

    »Hach«, machte ein leicht untersetzter Mann, der vor Kate innehielt. »Mollig warm haben sie es hier.«

    »Zum Glück«, sagte seine Frau neben ihm. Sie war sehr hager, hatte eine markante Nase und kurze brünette Haare. »Dieses neblige Schmuddelwetter sollten wir lieber draußen lassen.«

    »Despina, …, Allen«, erkannte Kate die beiden. »Habt ihr eure Söhne denn nicht dabei?«

    »Hallo Kate«, begrüßte Allen sie. »Nein die beiden müssen doch in die Schule. Despina war der Meinung, ihre Mutter könnte für die paar Tage nach den beiden sehen.«

    Der Butler räusperte sich kurz.

    »Mister McGallon erwartet Sie bereits im Salon«, sagte er. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen?«

    Aufgeschreckt blickte Kate zu dem weißhaarigen Mann.

    Er wandte sich um und ging ihnen voraus.

    Leise murmelnd, die Bilder an den Wänden betrachtend liefen ihm die Ankömmlinge hinterher.

    Vier Meter über ihnen, hingen an der mächtigen Decke alle paar Meter, flammend helle Kronleuchter.

    Kate fiel auf, dass das Castle farbenprächtig weihnachtlich geschmückt war. Dicht geflochtene rot goldene Bänder mit Stechpalmenzweigen spannten sich geschmackvoll von der einen Deckenseite zur anderen. Vor den kleinen Sprossenfenstern, am Ende des Flurs, hingen künstliche Eiskristalle, die glitzernd funkelten.

    Sie kamen an mehreren schweren Türen vorbei, durchliefen den langen Korridor, in dem ihre Schritte laut an den hohen Wänden widerhallten, und gelangten schließlich zu dem Salon, in dem ein warmes Feuer in einem beachtlichen Kamin brannte. Gleich neben dem Kamin stand ein prächtig geschmückter Weihnachtsbaum.

    »Es freut mich, euch hier, auf Eboracum Castle endlich willkommen heißen zu können«, sagte Jack, der in diesem Augenblick hinter dem Christbaum hervortrat.

    Ihr Gastgeber war Ende dreißig, hatte leicht gelockte dunkle Haare, die ihm bis auf seine Schultern fielen, einen Dreitagebart und strahlte sie alle mit einem frechen Grinsen an. »Ich hoffe, die Anfahrt hier herauf hat euch gefallen? Leider konntet ihr nicht annähernd so viel sehen, wie ich es gehofft hatte. Dieser dichte Nebel ist außergewöhnlich zäh, aber für diese Jahreszeit in England eben ganz normal. Morgen soll es zum Glück sonniger werden.«

    »Ach was«, rief ein etwas älterer Herr, den Kate als Hurleys Vater wiedererkannte. »Das hast du Teufelskerl doch genau so geplant.«

    Lachend umarmten sich die beiden Männer.

    »Jon«, sagte Jack erfreut. »Schön, dass du es doch noch schaffen konntest. Ich habe, ehrlich gesagt, gar nicht mehr mit dir gerechnet. Dein Sohn hat mir gesagt, dass du nicht freibekommst. Wie war dein Flug hierher?«

    »So eine Party lasse ich mir doch nicht entgehen«, sagte Jon gut gelaunt. »Der Flug verging schnell, …, ich habe ihn einfach verpennt und meinen Dienst hat Nelson übernommen.«

    »Das freut mich«, sagte Jack. »Aber nehmt doch erst einmal Platz.«

    Eboracum Castle

    Er deutete drei Stufen hinauf, auf eine Empore, die den Raum abteilte. Dort stand eine stattliche Tafel, die bereits für sie eingedeckt war. Auf jeder Seite des Tischs befanden sich sechs Stühle mit weihnachtlichen rot-weißen Hussen.

    Kate sah sich neugierig um.

    Hinter einem aufwendig geschnitzten Mahagoni Armlehnstuhl stand ein weiterer Mann.

    »Will«, rief sie.

    Flink rannte sie zu ihm, um ihn zu begrüßen.

    »Kate«, sagte der Mann, der mit seinen siebenundzwanzig Jahren nur zwei Jahre älter war als sie und unwahrscheinlich gut aussah. Er hatte eine sportliche Figur, kurze braune Haare, maß etwa einen Meter achtzig, und wirkte in seinem maßgeschneiderten Anzug, wie ein junger Graf. »Ich habe es kaum abwarten können, dich endlich wiederzusehen.« Er zog ihr den Stuhl vor. »Komm, nimm doch bitte neben mir Platz.«

    Ihm gegenüber am anderen Tischende nahm Jack Platz. Auch die restlichen Gäste setzten sich jetzt laut schwatzend zu ihnen.

    »Du bist schon hier, Will?«, wunderte sich Kate. »Ich dachte, du wärst mit uns zusammen in einer der Kutschen hier heraufgekommen?«

    »Nein«, murmelte er. Verhalten sah er zu Jack, der mit seinem silbernen Messer sachte an sein Glas geschlagen hatten, um eine Rede zu halten. »Ich war Jack hier gestern schon bei den Vorbereitungen behilflich.«

    Jetzt sahen sie gespannt zu ihrem Gastgeber.

    »Ich möchte euch nicht langweilen«, feixte er, nahm seinen kristallenen Sektkelch in die Hand, prostete ihnen damit zu und meinte: »Auf ein tolles Wiedersehen und viel Spaß. Lasst es euch schmecken und fühlt euch wie zu Hause. Um euer Gepäck braucht ihr euch keine Gedanken zu machen, das wurde bereits auf eure Zimmer gebracht, die ihr nach dem Essen von Paul gezeigt bekommt.«

    Er deutete mit seiner freien Hand auf den Butler, der neben ihm stand, dann erhob er erneut sein Glas, blickte in die Runde und trank von seinem Sekt.

    Seine Gäste erhoben ebenfalls ihre Gläser.

    »Auf dich Jack«, rief Bowen.

    Er zwinkerte Kate, die ihm gegenübersaß, schalkhaft zu. Gemeinsam tranken sie nun auf ihr Beisammensein.

    Die Dienerschaft begann jetzt, ihnen das Essen zu servieren. Kate sah sich um.

    Neben Jack saß zur Rechten ein großer braun gebrannter Mann mit hellbraunen Haaren. Es war Dave. Kate musste sofort an seine O-Beine denken, die ihr auf den Malediven aufgefallen waren. Dave war ein ausgezeichneter Leistungsschwimmer. Auf der linken Seite von Jack blieb ein Stuhl frei, gleich daneben saß Jon, der, wie Jack beim Special Air Services arbeitete, jedoch in der Nähe der Malediven stationiert war. Gleich neben Jon saß Hurley, sein Sohn mit seiner Verlobten Sharon. Zwischen Kate und Sharon hatte Granny Platz genommen. Die ältere Frau mit ihrem langen grauhaarigen Zopf hatte feuerrote Wangen und unterhielt sich angeregt mit ihren Tischnachbarn gegenüber. Dort saß die kleine Japanerin mit dem Namen Mo und ihr Freund Rooie, der diese strohblonden verwuschelten Haare hatte. Auch Allen und Despina saßen auf dieser Tischseite und unterhielten sich ohne Pause mit Hurley über ihre beiden Kinder.

    Erst als sie anfingen zu essen, wurde es ruhiger.

    »Der Platz neben dir ist eingedeckt«, erkannte Bowen, wobei er auf den Teller seitlich von Jack deutete. »Wer fehlt denn noch? Ich dachte, dass wir vollzählig wären?«

    »Hier sollte eigentlich meine Mutter sitzen. Ihr gehört dieses Anwesen.« Jack schnitt sich noch ein Stück von seinem Truthahn ab, blickte zu seinen Freunden auf, die ihn erwartungsvoll ansahen und fügte hinzu: »Sie ist leicht verärgert, weil sie ihren Schlüssel zu diesem Castle nicht finden kann und kommt einfach nicht zur Ruhe.«

    »Aber deswegen hätte sie doch trotzdem herkommen können«, sagte Mo. »Du hättest ihr doch sicher die Tür aufgemacht?«

    Jack lachte laut.

    »Natürlich. Aber meine lobenswerte Mutter möchte in Colton, dort hat sie noch einen Wohnsitz, lieber alles noch einmal absuchen. Sie ist sehr gewissenhaft. Außerdem kränkt es sie, wenn sie nicht mehr weiß, wo sie etwas hingelegt hat. Solltet ihr also unerwartet, hier irgendwo einen Schlüssel finden, dann sagt mir bitte Bescheid.«

    Nach dem Hauptgang wurde die Nachspeise serviert, wobei es dazwischen noch einen Digestif in Form eines Drambuie gab.

    »Seht doch!«, sagte Despina plötzlich. Sie deutete zum Fenster. »Es hat angefangen zu schneien.«

    »Dann kann es ja nur traumhaft werden«, freute sich Kate. »Zur Adventszeit in einem rustikalen Castle, das übrigens sehr stimmungsvoll weihnachtlich geschmückt ist und dazu noch eine weiße Schneelandschaft, … was will man mehr?«

    »Das stimmt«, bestätigte sie Bowen, der nun noch einmal sein Glas erhob. »Auf ein fröhliches Treffen, das wir so schnell nicht vergessen werden!«

    »Dass wir nicht vergessen werden«, wiederholten seine Freunde geräuschvoll.

    Nachdem sie auch ihre Nachspeise gegessen hatten, sollte der Butler sie zu ihren Zimmern führen.

    »Wir treffen uns später im Rittersaal«, sagte Jack, der damit die Runde aufhob.

    »Und wo befindet sich dieser Saal?«, wollte Mo wissen. »Doch hoffentlich nicht im Keller?«

    »Nein«, antwortete ihr Jack. »Aber ihr solltet ihn selbst finden, damit ihr das Gebäude etwas besser kennenlernt.«

    »Gut«, sagte Mo mit hochgezogenen Augenbrauen, »denn in den Keller gehe ich nicht.«

    »Wieso?«, fragte Granny neugierig. »Was ist denn da unten?«

    »Nichts«, mischte sich Roooie ein. »Mo hat einfach nur Angst vor Gespenstern und denkt, sie würden unten im Gewölbe herumspuken.«

    Lauthals fingen die Freunde an zu lachen, nur Kate machte ein bekümmertes Gesicht. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, dass Mo tatsächlich Angst vor Geistern hatte und fest an Spukgestalten glaubte.

    »Wenn Sie mir nun bitte folgen würden?«, sagte Paul.

    Er hielt ihnen die Tür auf, durch die er sie auf den Korridor bat. Kate lief mit Bowen hinter den anderen her.

    Sie mussten jetzt eine breite Steintreppe hinaufsteigen, die spiralförmig nach oben führte. An den Wänden hing, dem Anschein nach, die ganze Ahnengalerie von Jack.

    »Nette Bilder«, sagte Bowen, der, wie seine Freunde, fasziniert die Personen auf den Gemälden betrachtete. »Und sehr freundlich, uns in solch ein Domizil einzuladen. Ich hoffe nur, dass Jack keine Gegenleistung von uns erwartet.«

    »Unmöglich«, murmelte Kate, als sie die letzten Stufen hinaufgestiegen waren. »Wo sollte ich schon so viele Personen bei mir unterbringen? Ich habe doch nur eine Zweizimmerwohnung.«

    Sie standen jetzt in einem langen düsteren Flur.

    Hier hingen keine Kronleuchter an der Decke, nur spärlich beleuchteten Wandlampen den Gang.

    »Von hieraus gelangen Sie zu Ihren Zimmern«, sagte der Butler höflich. Er hielt Kate eine Zimmertür auf. »Ihr Gepäck wurde bereits heraufgebracht. Um neun Uhr erwartet Sie Mister McGallon im Rittersaal.«

    Kate sah ihn sprachlos an, ging in die Stube hinein und hörte hinter sich kurz darauf die Tür zufallen.

    Der Raum, in dem sie stand, war nicht sehr groß, dafür aber hell und freundlich eingerichtet.

    Auf der rechten Seite befand sich eine große Spiegelfront, hinter der sich ein geräumiger Wandschrank verbarg. Vor ihr stand ein modernes Polsterbett, auf dem eine cremefarbene Tagesdecke lag und an der Wand, über dem Bett hing ein großes, antikes Bild mit einer Winterlandschaft darauf. Kate wandte sich dem Fenster zu, vor dem ein kleiner Schminktisch mit einem runden Schemel stand.

    Hübsch dachte sich Kate, schob die Spiegeltür des Schranks auf und packte gemächlich ihr Gepäck aus.

    Nachdem sie ihre Kleider sorgfältig aufgehängt hatte und sich in einem kleinen Bad, das zu ihrem Zimmer gehörte, frisch gemacht hatte, klopfte es an ihrer Tür.

    Sofort fiel ihr Blick auf ihre Armbanduhr. Sie dachte, dass sie sich verspätet hätte, doch stellte sie erleichtert fest, dass es erst halb neun war.

    Ihre Abendgarderobe hatte sie glücklicherweise schon an, nur ihre Haare hatte sie noch nicht fertig. Sie wickelte sich rasch ein Handtuch um die nassen Haare und öffnete die Tür.

    »Will?«, japste sie. »Komm rein. Ich bin aber noch nicht ganz fertig, du-«

    Will nahm sie sofort in seine Arme, zog ihr das Handtuch vom Kopf, strich ihr die feuchten Haare aus dem Gesicht und gab ihr einen heißblütigen Kuss.

    »Aber Will«, hauchte sie, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten.

    »Ich habe dich vermisst«, sagte er. »Wenn du möchtest, begleite ich dich nach unten in den Rittersaal, sowie du fertig bist?«

    »Ach?«, machte sie neckisch, nahm sich ihren Föhn und ging auf den Schminktisch zu. »Ich dachte, wir sollten diesen Saal alleine finden?«

    Will machte es sich auf ihrem Bettrand gemütlich.

    »Das kannst du natürlich«, sagte er schulterzuckend. »Allerdings wären wir schneller dort, wenn ich dich hinführen würde.«

    »In Ordnung, aber ich brauche noch fünf Minuten.«

    Nach zehn Minuten war Kate fertig.

    »Jack erwartet uns schon«, sagte Will, wobei er ihr die Tür aufhielt.

    »Lass mich raten«, sagte Kate, wobei sie gemeinsam den langen Gang entlangliefen. »Der Rittersaal liegt sicher in der Nähe des Eingangs?«

    »Äußerst scharfsinnig«, meinte Will.

    Sie gingen jetzt die Stufen hinunter.

    » Ich könnte mir vorstellen«, überlegte sich Kate, »dass Ritter mit ihren Rüstungen nicht unbedingt Stufen hinauf oder hinunterlaufen konnten, daher gehe ich davon aus, dass sich dieser Raum irgendwo im Erdgeschoss befindet.«

    Unten angekommen sah Kate rechts und links den Flur entlang.

    »Aber nichtsdestotrotz hast du keine Ahnung, hinter welcher Tür sich der Saal befindet«, sagte Will.

    Sie standen unter einem großen Kronleuchter, an dem ein Mistelzweig hing. Will sah hinauf, zog Kate sanft zu sich und gab ihr erneut einen leidenschaftlichen Kuss.

    »Du siehst umwerfend aus«, murmelte er.

    Grinsend wandte sich Kate von ihm ab und sah sich auf dem Korridor um.

    Gleich rechts neben ihr, führte ein runder Durchgang in den felsigen Gewölbekeller.

    Ein lang gezogener Schatten huschte dort unten vorbei.

    Sicher einer der Dienstboten, der seiner Arbeit nachgeht, dachte sich Kate, dann sah sie vor sich, den Gang entlang bis zum Hauptportal.

    Langsam wanderte ihr Blick wieder zurück.

    »Es ist bestimmt diese Tür hier«, sagte sie, wobei sie auf eine Holztür mit Eisenbeschlägen deutete. »Die sieht ganz so aus, als würden hier Ritter ein und ausgehen.«

    Will lachte.

    »Nicht übel, Kate. Komm, wir sollten Jack nicht länger warten lassen.«

    Er öffnete ihr die Tür.

    Gespannt, wie es dort drinnen aussehen würde, ging Kate hinein. Es war ein länglicher Saal, der ebenfalls weihnachtlich geschmückt war. Auf der gegenüberliegenden Seite standen mehrere glänzende Ritterrüstungen. Ganz hinten befanden sich zwei Fenster, vor denen Tische standen, auf denen diverse Getränke angeboten wurden. Unter anderem gab es heiße Glühweine, Punsche sowie weitere leckere nach Zimt, Orange und Nelke duftende Köstlichkeiten, die Kate nicht alle kannte. Zusammen mit einem Dienstboten stand Jack lachend vor einer Feuerzangenbowle.

    »Hallo Kate«, sagte er, als er sie bemerkt hatte. »Schön, dass ihr da seid. Was möchtest du trinken?«

    Kate sah sich die unterschiedlichen Getränke an.

    »Oh Jack, das ist so viel, was du hier auftischst. Ich kann mich gar nicht entscheiden. Biete mir doch einfach etwas Leckeres an.«

    »Dann empfehle ich dir am besten das Lieblingsgetränk von Will«, sagte er, nahm ein bauchiges großes Glas, in das er mit einer Kelle eine bräunliche dampfende Flüssigkeit füllte. »Hot buttered Rum.«

    Kate nahm es entgegen und schnupperte daran.

    »Das schmeckt prima«, versicherte ihr Will augenzwinkernd. Er nahm sich ebenfalls ein Glas und schenkte sich auch etwas davon ein.

    »Hm«, machte Kate, nachdem sie davon gekostet hatte. »Schmeckt nach Zimt und Nelken.«

    In diesem Moment öffnete sich die Tür und Granny kam gefolgt von Allen und Despina herein.

    »Gefunden«, trällerte sie. »Allen wollte doch tatsächlich runter in den Keller gehen, aber ich habe ihn daran erinnert, was du Mo gesagt hast, Jack.«

    »Ihr hättet euch dort unten auch gerne umsehen können«, antwortete er ihr. »Kommt zu uns. Was möchtet ihr trinken?« Kate sah sich indes noch einmal in dem Saal um.

    Erst jetzt bemerkte sie eine kleine Tanzfläche, die hinter dem Eingang platziert war. Mittig der Tanzfläche hing an der Decke ein großer Mistelzweig und aus den Lautsprechern, die an den Wänden hingen, klang leise Weihnachtsmusik hervor. Auch hingen dort Girlanden aus Stechpalmen und Tannenzweigen. Nun öffnete sich erneut die Tür.

    Mo, Rooie, Hurley und Sharon kamen herein.

    Mo sah etwas blass aus.

    Jack gab einem Bediensteten ein Handzeichen, woraufhin er die Musik etwas lauter stellte.

    »Rooie«, rief Jack und winkte ihn herbei. »Du siehst mir ganz danach aus, als würdest du von der guten alten Feuerzangenbowle etwas haben wollen?«

    Rooie kam kräftig nickend auf ihn zu.

    »Das Gleiche würde ich auch gerne mal probieren«, sagte Sharon. »Ich habe das ehrlich gesagt noch nie probiert.«

    Lustig schwatzend standen sie beisammen, bis auch Jon, Bowen und Dave bei ihnen im Rittersaal ankamen.

    »Gibt’s hier auch eine Folterkammer?«, fragte Jon neugierig, wobei er von Jack einen Holunderglühwein gereicht bekam.

    »Ja«, antwortete er ihm. »Aber da gibt es nichts, was einen interessieren könnte. Mutter hat die alten Folterutensilien quasi verschenkt.«

    »Oh nein«, warf Mo ein.

    Sie wurde noch ein wenig blasser.

    »Aber, was hast du denn, mein liebes Kind?«, wunderte sich Granny.

    In diesem schummrigen Licht der Wandbeleuchtung kam es Kate so vor, als würden Mos Augen feucht glänzen.

    »Die werden alle böse, sowie sie wach werden«, keuchte Mo. »Was?«, fragte Granny. »Wer?«

    »Die Seelen, die geschundenen Wesen, denen man solche Qualen auferlegt hat-«

    »Mo!«, herrschte Rooie sie an. Er sah reihum zu seinen Freunden. »Mo hat oben aus dem Fenster gesehen. Es war sicher die Anstrengung der langen Fahrt hierher und-«

    »Ich weiß was ich gesehen habe, Rooie«, fauchte sie ihn an. »Ich war nicht übermüdet oder was du dir sonst einreden möchtest!«

    »Aber um Himmelswillen«, sagte Jack. Er gab Dave seinen Sandorngrog, den er zuvor in ein Tulpenförmiges Glas gefüllt hatte, und wandte sich Mo zu. »Was hast du denn gesehen, dass es dich dermaßen erschreckt haben könnte?«

    »Sie meint-«, fing Rooie an, doch Mo unterbrach ihn.

    »Zwei Männer!«

    »Sicher Dienstboten«, entgegnete ihr Granny schmunzelnd.

    Mo schüttelte

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