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Nordamerika, dahin und zurück: Erlebnisse einer viermonatigen Motorradreise
Nordamerika, dahin und zurück: Erlebnisse einer viermonatigen Motorradreise
Nordamerika, dahin und zurück: Erlebnisse einer viermonatigen Motorradreise
eBook312 Seiten3 Stunden

Nordamerika, dahin und zurück: Erlebnisse einer viermonatigen Motorradreise

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Über dieses E-Book

Im Bierdunst des Pubs vom Colby Glen Hotel auf der Isle of Man, wurde im Jahre 2010 eine Frage erörtert: "Wie sollte man als Motorradfahrer seinen 50 Geburtstag feiern?"
Antwort:" Natürlich mit einer außergewöhnlichen Motorradreise!"
Eine klassische Schnapsidee!
Aber nicht alle Schnapsideen werden verworfen, und so starteten Rolf und seine Frau Jeanette tatsächlich im Sommer 2012 in Los Angeles zu ihrem bislang größten Motorradabenteuer.
In knapp vier Monaten umrundeten sie Nordamerika im Uhrzeigersinn. Die Strecke führte sie durch insgesamt 26 US-Amerikanische und 6 Kanadische Bundessaaten. Dabei legten Sie eine Distanz von ca. 25.000 Km auf ihren Motorrädern zurück.
Erfahren Sie, welche kniffligen Fragen bei der Vorbereitung einer solchen Reise beantwortet werden müssen und begleiten Sie die beiden auf ihrer Traumreise mit vielen abenteuerlichen Wendungen und interessanten Begegnungen.
Verfolgen Sie den Reiseverlauf interaktiv mittels QR-Codes.
Ein außergewöhnlicher Reisebericht mit vielen Farbbildern ... nicht nur für Motorradfahrer!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Juni 2017
ISBN9783743933637
Nordamerika, dahin und zurück: Erlebnisse einer viermonatigen Motorradreise

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    Buchvorschau

    Nordamerika, dahin und zurück - Rolf Hörnle

    Gestatten: Rolf Hörnle, Motorradreisender

    Bevor ich euch mitnehme auf unser großes Motorradabenteuer, möchte ich ein wenig über mich, uns und die Begeisterung für das Motorradreisen erzählen.

    Ich wurde 1962 in Karlsruhe geboren und lebte bis zu meinem dritten Lebensjahr im schönen Grötzingen an der Pfinz. Als ich drei Jahre alt war, beschlossen meine Eltern, wie viele andere auch in den sechziger Jahren, dem engen Deutschland den Rücken zu kehren und ihr Glück in der Ferne zu suchen. In unserem Fall war das in Montreal/Quebec, Kanada. Dort lebten wir knapp sieben Jahre lang. Ich wuchs, verglichen mit dem Dorf, aus dem wir kamen, in einer sehr modernen englischsprachigen Umgebung auf. Mein Bruder Christian ist sogar dort geboren. Anfang der siebziger Jahre beschlossen meine Eltern aus verschieden Gründen, wieder zurück ins Badnerland zu ziehen.

    Für sie sicher eine schwierige Entscheidung, für mich war es eine elementare Veränderung. Von der modernen Großstadt wieder zurück ins beschauliche Dorf, plus die inzwischen fremde Sprache, - dieses Mal war ich ausgewandert.

    Im Rückblick könnte man behaupten, meine Wurzeln sind deshalb nie tief gewachsen – jedoch der Keim „Fernweh wurde da gepflanzt. Ein paar Jahre später zogen wir in die Stauferstadt Bad Wimpfen am Neckar. Dort beendete ich die Schule und begann eine Lehre. Es war die Zeit der frisierten Mofas, plärrende „Fünfziger, anfänglich sogar noch ohne Helmpflicht. Wenn jemand eine große Maschine fuhr, waren das Motorräder mit meist fünfhundert oder siebenhundertfünfzig Kubik. Die erste Paris-Dakhar fand statt und Yamaha brachte die XT500 heraus, das erste Fernweh Motorrad. In der Zeit wurde ich unheilbar mit dem Bazillus „Motorradfahren" infiziert.

    Reisen in fremde exotische Länder (das war damals auch das europäische Ausland) kannte ich nur aus dem Fernsehprogramm und Büchern, von einem Besuch meiner inzwischen erinnerungs-verklärten Kindheits-Heimat Kanada ganz zu schweigen.

    Während der Lehrzeit lernte ich meine heutige Frau Jeanette kennen, nach der Lehre „durfte ich zum Bund, danach ging's zurück ins Arbeitsleben. Jeanette und ich heirateten später und bekamen zwei Söhne, Marc und Eric. Sie teilte schon immer meine Begeisterung für das Motorradfahren, und sobald wir es uns leisten konnten, hatte jeder von uns eine eigene Maschine. Anfang der neunziger Jahre begannen wir unser „Motorradreise-Leben, anfänglich noch ohne die Jungs, später fuhren sie dann auf dem Sozius mit. Diese Reisen führten uns kreuz und quer durchs südwestliche Europa.

    Die Faszination des Motorradfahrens lässt sich schwer beschreiben, da es unzählige Aspekte davon gibt. Beispielsweise das direkte Erleben mit allen Sinnen (Hitze, Kälte, Gerüche, Wind, Vibrationen, Geräusche), gepaart mit Beschleunigung und Geschwindigkeit. Oder die perfekte Balance einer optimal gefahrenen Kurve. Dass man die Fahrt alleine erlebt und danach aber in der Gruppe reflektieren kann. Das Dazugehören bzw. das gemeinsame Anders-Sein zelebrieren. Fremde Gegenden, Länder entdecken, Gleichgesinnte dort kennenlernen. Der „Flow", der sich bei langen Strecken einstellt. Adrenalin in einer brenzligen Situation und die Erleichterung, wenn man sie überstanden hat, und, und, und ...

    All das gibt es und noch viel mehr – und jeder erlebt es in einer anderen Mischung.

    Für mich ist das Motorrad das Vehikel für Abenteuer schlechthin und es steht immer in der Garage, jederzeit bereit loszulegen. Darüber hinaus rede ich gerne „Benzin", d.h. ich kann mich stundenlang mit Gleichgesinnten über das Thema unterhalten. Nach all den Jahren genieße ich das Fahren immer noch, (meist) bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit. Sowohl die täglichen Fahrten zur Arbeit als auch Feierabendrunden oder Tagestrips am Wochenende (alleine, mit der Familie und/oder Freunden) und natürlich nicht zu vergessen, die für mich aller-allerbeste Art des Motorradfahrens: das Verreisen auf einem Motorrad! Da kommt für mich alles oben Beschriebene zusammen, plus die Vorfreude des Reiseplanens. Schon nach dem Aufsitzen auf die beladene Maschine merkt man die Veränderung, sie fühlt sich aufgrund des Gepäcks different an, man ist sofort im Urlaubsmodus!

    Ich denke, man merkt: Ich kann mir ein Leben ohne Motorrad nur schwer vorstellen, eigentlich gar nicht.

    So, nachdem wir uns ein wenig bekanntgemacht haben, denke ich seid ihr bereit, uns auf unserer außergewöhnlichen Motorradreise zu begleiten.

    Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen!

    Bad Wimpfen, April 2017

    Rolf

    Die Vorbereitung

    Auch die längste Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt ...

    ... doch warum ausgerechnet in die USA?

    Und auch noch mit den eigenen Motorrädern; geht’s noch!?

    Montag, 30. August 2010, 19:00

    Es war im Sommer 2010 auf der Isle Of Man, Jeanette und ich besuchten die Insel in der Irischen See zum Manx GP, einem der ältesten Motorradrennen der Welt. Dort trafen wir uns mit Jane und Richard, unseren Freunden aus England, mit denen wir schon viele schöne Urlaube in ganz Europa verbracht hatten. Wir waren auf unseren Motorrädern angereist und genossen die Atmosphäre dieser geschichtsträchtigen Motorradinsel, die in aller Welt berühmt ist für die „TT, die Tourist Trophy, das härteste Motorradstraßenrennen der Welt. Und wie es sich für die Isle-of-Man-Fahrer gehört, baten wir auch die Elfen („Little People) unter der „Fairy Bridge" um gutes Gelingen für all unsere kommenden Reisen.

    Eines Abends saßen wir im urigen Colby Glen Hotel Pub. Es war eine Menge gutes „English Beer im Spiel und wir sprachen über Gott und die Welt. Unter anderem kamen wir dann auch auf das sich verblüffend schnell nähernde magische Alter „50. Richard war zu dem Zeitpunkt 49 und ich 48 Jahre jung. Also, was würde wohl im Jahre 2012 sein?

    Richard würde dann schon fünfzig sein und als Pensionär in „permanent vacation" leben (nach 30 Jahren Polizist im Dienste Ihrer Majestät) und ich hätte mein drittes Jahr in der Vorserien-Entwicklung eines namhaften Premiumherstellers der Automobilindustrie hinter mir und dürfte noch auf mindestens zwölf weitere anregende Arbeitsjahre hoffen. Und ich würde unweigerlich im November fünfzig Jahre alt werden!

    Aber wie solle man das Ereignis zelebrieren? Mit einem bunten Abend im Kreise der Familie und Freunden? Edel dinieren bei Udo im Restaurant Friedrich¹? Oder einfach so tun, als wäre es ein ganz normaler Geburtstag? Oder ... sich aus dem Staub machen?

    Die Variante aus dem Staub machen gefiel mir am besten!

    „Lass uns doch 2012 mit Harley’s mehrere Wochen durch Amerika cruisen – mit meinem Geburtstag als Höhepunkt zum Abschluss!", schlug ich vor. Richard war Feuer und Flamme und wir feierten unsere genialen Einfälle mit noch mehr Bier, ließen unserer Phantasie freien Lauf und spannen weiter an dem Thema herum – bis die Glocke des Wirts die letzte Runde einläutete.

    Ja, so hat das alles angefangen, der erste Schritt wurde da unbewusst schon gemacht!

    Danke Isle of Man, danke ihr Elfen unter der Fairy Bridge, danke Richard und danke Colby Glen Pub für das bewusstseinserweiternde „Manx Ale"

    Wie man „Wenn und „Aber auch positiv einsetzen kann ...

    Samstag, 20. November 2010

    Inzwischen waren schon ein paar Tage vergangen, seit wir im August unseren Motorrad- und Wanderurlaub auf der Isle of Man und in Cornwall beendet und danach noch unsere Silberne Hochzeit im September in Opatja gefeiert hatten. Der Alltag hatte uns wieder eingeholt. Die Idee der USA-Reise aber, die hatte ich nicht vergessen. Wir könnten doch wirklich vier Wochen Urlaub nehmen und mit Harley's auf der Route 66 fahren. Machen ja viele.

    Aber wie wurden dann vier Monate daraus?

    Michael, einer meiner Mitarbeiter, erzählte mir einmal von seinem großen Traum: Er als passionierter Segler wollte sich einen hochseefesten Katamaran kaufen und damit um die Welt segeln. Den Zeitraum der Reise würde er so legen, dass er kurz vor dem Ruhestand noch ein zweijähriges Sabbatical machen könne.

    Ein Sabbatical!!!

    Ich hatte mir noch nie ernsthaft über diesen Ausstieg auf Zeit Gedanken gemacht, aber nun, kurz nach meinem 48. Geburtstag und mit dem spinnerten Motorrad-Abenteuer-Traum im Kopf, formte sich so langsam ein Plan. Ich informierte mich also unauffällig über die Rahmenbedingungen, die unser attraktiver Arbeitgeber dafür vorsieht. Hey, das sah machbar aus!

    Hmmm ...

    Aber es gibt immer mindestens ein „Aber – und da kommen noch viele „Wenns hinzu. Ich bin ein Mensch, der versucht, die „Abers auszuschalten, denn das erledigt dann praktischerweise auch die „Wenns. Hier kam ich um ein „Aber" nicht herum:

    „Aber" wie gewinne ich Jeanette für das Vorhaben?

    Da kam mir der Zufall zu Hilfe. In irgendeiner der vielen Motorradzeitschriften, die ich regelmäßig kaufe, war ein anregender Reisebericht über ein Schweizer Ehepaar. Die beiden hatten sich mit Freunden in Polen getroffen und waren mit alten Motorrädern über zwei Monate bis ans Schwarze Meer gefahren.

    Es war an einem Samstagmorgen, wir saßen beim Frühstück und ich las eben jenen Reisebericht. Spontan begann ich laut vorzulesen. Der Bericht war gut geschrieben und als ich geendet hatte, sagte Jeanette: „So was würde ich auch gerne mal machen, genügend Zeit haben und einfach losfahren!"

    Das war mein Stichwort!

    „Nun, sagte ich, „das ist kein Problem, das machen wir, 2012 fahren wir sechs Monate durch die USA, ich hab mich schon erkundigt. Organisatorisch geht das gut, und wenn wir jetzt das Sabbatical starten, können wir das auch finanziell ohne Probleme abfedern!

    Sie sah mich mit großen Augen an und ich erzählte ihr von dem Beer-Gespräch mit Richard auf der Isle of Man. Sie sagte, das hätte sie damals schon mitgekriegt, es aber als unsere übliche Spinnerei abgetan. Wir sprachen dann noch lange über die vielen „Wenns und „Abers.

    Am Ende des Gespräches war das Projekt zumindest nicht gestorben, ich deutete das als ein klares „JA. (Das war ein klassisches von mir ausgeschaltetes „Aber.)

    In den kommenden Wochen fühlte ich dann mal vorsichtig bei meinem Chef den Puls – und auch hier keinen wirklich spürbareren Widerstand. Er hatte sich auch schon viel in der Welt herumgetrieben und verstand mich. Und so teilte ich dann Jeanette mit: „Ich habe bei meinem Chef gefragt; nun bist du dran." Auch da gab es grünes Licht, also fassten wir den Entschluss, die Sache ernsthaft anzugehen.

    Beim Abwägen der Fragen: „Aber" was ist mit unseren Jungs und den Katzen? Wie finanzieren wir das, etc., kamen wir letztendlich immer bei der Frage der Fragen an:

    „Wann, wenn nicht jetzt?"

    Das Leben bietet ungezählte Gelegenheiten, man muss sie nur nutzen.

    „Rien ne va plus. „Nichts geht mehr." Kein Zurück. Wir machen es!

    Mittwoch, 12. Januar 2011

    Heute haben wir unsere Verträge unterschrieben: Ab jetzt zahlen wir sechzehn Monate lang Arbeitszeit auf unsere Zeitkonten, um danach vier Monate „frei" zu sein. Yieppie-Ya-Yeah!

    Moment ... Es waren doch sechs Monate geplant, oder nicht?

    Tja, ich hatte die „Abers meiner restlichen Chefs etwas unterschätzt. Mein Chef-Chef war von der Idee nicht ganz so begeistert wie ich. Da waren doch noch ein, zwei „Abers zu klären, am Ende einigten wir uns dann auf den kürzesten Zeitraum, der sich noch Sabbatical nennen durfte, eben die vier Monate. An dieser Stelle auch nochmals herzlichen Dank an die verständnisvollen Chefs.

    Aber jetzt ... Yippie-Ya-Yeah!

    „Die Motorradfrage" Teil 1

    Samstag, 29. Januar 2011

    An diesem letzten Januar-Wochenende fuhren mein Sohn Eric, Patrick (ein Freund von unserem Sohn Marc) und ich nach Friedrichshafen, um Marc zu besuchen. Der wohnte mit zwei Kommilitonen in einer WG nahe der Stadt. Zum einen wollten wir eine Kneipentour machen und zum anderen die alljährliche Motorradmesse auf dem Messgelände besuchen.

    Doch halt, was hat das alles mit der Motorradfrage zu tun? Nun, vor meinem geistigen Auge sah ich uns klassisch auf Harley's auf schier endlosen Highways dahingleiten.

    Also war auch folgerichtig der Plan: Wir fahren mit zwei Harley's, am liebsten vom Typ Fatboy, Low-Rider oder Road King.

    „Aber" inzwischen hatte ich herausgefunden, dass die Miete für eine entsprechend dimensionierte Maschine pro Tag ca. 80–100 € kostet. Das macht bei ca. 100 Tagen ... schluck ... zu viel.

    Ok, ok, seufz ... ein Plan B muss her!

    Wie wäre das: zwei gebrauchte Milwaukee Eisen kaufen und später wieder verkaufen?

    Der US-Dollar ist nur noch ein Schatten seiner ehemaligen Kaufkraft. Und nach einem Blick in diverse Internet-Verkaufs-Plattformen bestätigte es sich: Man kann für die Leihgebühr einer Maschine zwei große gebrauchte Harley's kaufen!

    „Aber" die weitere Recherche ergab: Um eine Maschine in den USA anzumelden, braucht es eine Postadresse, evtl. einen US-Führerschein und logischerweise auch eine KFZ-Haftpflicht-Versicherung. Die wiederum kann man nicht vor Ort abschließen, weil amerikanische Versicherungen keine Nicht-Amerikaner versichern! Und wer weiß am Ende, was für eine Gurke man kauft, also auch nix!

    Ja, ich weiß, „Plan C, den gab es eigentlich vor „Plan B schon: die eigenen Motorräder mitnehmen, aber ich will doch Harley fahren ... heul!

    So standen die Dinge, als wir nun in Friedrichshafen die Messe besuchten.

    Die Messe ist eine klassische Händlermesse. Unter anderem gibt’s eine Halle zum Thema Motorradtouristik, mit ein paar Anbietern, die USA-Motorradreisen anbieten.

    Ein junger Berater hörte sich meinen Plan an und erklärte mir dann, dass sie nur Reisen organisieren und keine Motorräder verleihen. Aber er könne mich zum Vertreter der Firma Eaglerider bringen, die wäre die weltweit größte Motorrad-Verleih-Firma mit Sitz in den USA, mit denen würden die meisten Motorrad-Reiseanbieter ihre Geschäfte machen.

    Ich nahm das Angebot dankend an und so lernte ich kurz darauf den Herrn K. kennen.

    Nachdem ich ihm erzählt hatte was wir vorhaben, sagte er, dass sie leider keine Angebote unter den normalen Tarifen hätten. Jedoch würden sie ihre Leihmaschinen gebraucht verkaufen, und so machte ich ihm den Vorschlag: Ich würde ihnen zwei Maschinen, die kurz vor dem Verkauf stünden, abkaufen und sie am Ende der Reise zurück verkaufen. Das hätte für mich den Vorteil, gut gewartete, versicherte, angemeldete Maschinen zu fahren und gleichzeitig einen verbindlichen Käufer zu haben. Man könnte einen Rückkaufpreis vorher vereinbaren. Ich nannte ihm auch den Preis, den ich bereit war zu zahlen, und was ich mir als Rückkaufsumme vorstellen würde. Er notierte sich alles und versprach nachzufragen. Da es noch lange hin war, vereinbarten wir, in Kontakt zu bleiben und ich sollte mich nach dem Sommer bei ihm melden.

    Voller Hoffnung und gut gelaunt saß ich nun auf allen Choppern, Cruisern und Bobbern der Messe probe und sah mich dabei die Highways entlang ballern.

    America, I'm coming!

    „Die Motorradfrage", Teil 2

    Samstag, 22. Oktober 2011

    Seit der Messe im Januar waren einige Liter Wasser den Neckar herunter geflossen.

    Da sich Neuigkeiten sehr schnell verbreiten, wurden wir zunehmend von Freunden und Kollegen angesprochen auf das wie und wann und ob überhaupt.

    Ich aber wurde zunehmend ungeduldiger. Das Thema Motorrad war im September immer noch nicht geklärt. Im August waren wir mit Werner und Karin auf einer kleinen Sonntagsausfahrt an der schönen Jagst entlang unterwegs gewesen. Während dieser Tour durften Jeanette und ich jeweils mal mit seiner Road King probe fahren (an dieser Stelle noch mal vielen Dank, Werner!).

    Ja, das wäre schon was! Fand ich zumindest. Jeanette fand es eher nicht so prickelnd. Für sie wäre so ein 350-kg-Dampfer nicht die erste Wahl. Aber sie sagte, sie würde es sich schon zutrauen, irgendwie, tapferes Mädchen!

    Ende September meldete ich mich dann mal beim American-Eagle-Chef Kikillius und: „Nein, leider kein Angebot." Erklärung: Die Firma verkauft in der Saison keine Motorräder, um sie nach der Saison wieder zurückzukaufen. Ist eigentlich logisch, hätte man mir aber auch schon viel früher erklären können. Schade.

    Der Plan B war ja dann, selbst zu kaufen und zu verkaufen, das würde aber nur über unseren Freund AJ (Mister Albert L. Johnson) laufen und auf seinen Namen. Bei näherer Betrachtung war mir die Geschichte aber über die lange Zeit zu ungewiss. (Versicherung, evtl. Ärger mit Behörden, etc.)

    Deshalb fiel letztendlich die Entscheidung auf „Plan C": Wir werden die Reise auf unseren eigenen Motorrädern machen!

    Die stelle ich nun in aller Form vor: Jeanette fährt eine 2000er Yamaha 850 TDM und ich eine 1994er BMW R100GS PD, im folgenden „Q" ausgesprochen: Kuh, genannt. Das kommt von der liebevollen Spottbezeichnung für BMWs mit Boxermotor: „Gummikuh".

    Da während unserer Sommer-Motorradtour 2011-nach Sizilien meine sonst zuverlässige Q mit defektem Starter in der Nähe von Agrigento liegengeblieben war, machte sich Jeanette einen Spaß daraus, sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu diskreditieren. Der Ruf kann und muss wiederhergestellt werden!

    Aber nun war es entschieden, das war schon mal was. Endlich konnte ich weiter planen!

    „Gummikuh"

    bezeichnet im Motorradfahrerjargon Zweizylinder-Motorräder Motorräder der BMW-Modellreihe R von 1955 bis ca. 1990 mit Vollschwingenfahrwerk.

    Die Prägung des Ausdrucks „Gummikuh" geht auf den Motorradjournalisten Ernst Leverkus zurück. Ihm wird zugesprochen, bei einer Testfahrt auf einer neuen BMW deutlich das Heben der Hinterradfederung durch den Kardanantrieb in Verbindung mit der Hinterradschwinge festgestellt und den Vergleich zu Hausrindern gezogen zu haben: Kühe erheben sich üblicherweise mit dem Hinterteil zuerst.

    In der Folge einer Konstruktionsänderung 1955 mit dem Erscheinen der Vollschwingen-BMW, deren Tellerrad innen am Hinterrad liegt, hebt sich die Hinterradfederung beim Anfahren. Beim Gaswegnehmen tritt der gegenteilige Effekt ein: sowohl vorn als auch hinten sackt die langhubige, komfortable Federung ein, ein Effekt, der zusätzlich auch den Ausdruck „Fahrstuhl-Motorrad zeugte. Mit der Einführung des Paralever-Fahrwerks noch bei den späten 2-Ventil-Modellen endete, technisch gesehen, die Ära der Gummikühe, denn das neue Fahrwerk verhindert den „Fahrstuhl-Effekt durch eine Elimination der Lastwechselkräfte und Aufstellmomente.

    Apropos die Reise planen, ihr erinnert euch, das Thema war ja:

    „Lass uns doch 2012 mit Harley's mehrere Wochen durch Amerika cruisen – mit meinem Geburtstag als Höhepunkt zum Abschluss!"

    „Super Plan, Rolf, echt jetzt ! Weißt du eigentlich, wieviele endlose Highways es in den USA gibt, ach was sag ich, allein nur in Kalifornien? Nimm dir gefälligst mal deinen alten Schulatlas aus dem Regal und werde dir über die Dimensionen dieses Kontinentes bewusst! Wir sprechen von Nordamerika, von New York nach Los Angeles sind es Luftlinie 4000 km! Sieh es dir auf der Weltkarte an, das ist so weit wie von Bad Wimpfen an die Grenze von Mauretanien!"

    Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich zum ersten Mal versuchte, den reellen Ansatz eines Reiseplans zu finden.

    Ich war bis dahin gewohnt, ein bis zwei Wochen Motorradurlaub mit Routen, Sehenswürdigkeiten und Unterkünften feinstens auszuplanen. Da wurden Karten und Reiseführer gekauft und viele Stunden im Internet gesurft. Alles super, alles gut.

    Aber jetzt musste ich Besuche planen, Reisewünsche, Motorrad-Logistik und Jahreszeiten mit einbeziehen. Wir wollten AJ in Arizona treffen, Biggi und Manne in Rhode Island besuchen, nicht zu vergessen: Ich wollte nach Montreal und der Erinnerung Hallo sagen. Und so nebenbei möglichst viele Naturwunder besuchen.

    Also musste ich schnellstmöglich von feinster Tages-Planung auf „think big umstellen. Eines Abends, während einer der vielen Internetrecherchen, fiel mir das Buch „Americana: In 180 Tagen mit dem Rad einmal um die USA von Dirk Rohrbach in die Hände. Der Autor fährt tatsächlich im Uhrzeigersinn in sechs Monaten mehr oder weniger um die USA! Wenn das einer mit einem Fahrrad in der Zeit schafft, dann sollten wir in vier Monaten mit unseren Motorrädern ähnliches fertigbringen!

    Ab da war es so, als ob sich ein Puzzleteil an das andere fügte. Wir könnten die Motorräder in der gleichen Stadt abholen und abgeben, und wenn man sich Nordamerika als Rechteck vorstellt, hätten wir jeweils einen Monat für jede Kante. Wir würden die heißen Monate Juli/August im Norden und die etwas kühleren Monate September/Oktober im Süden verbringen. Also würde die Fahrt, beginnend im Südwesten in Los Angeles, zuerst nach Norden, dann einmal quer rüber an die Ostküste führen. Vom Nordosten runter in die Südstaaten, um von dort aus quer durch wieder zurück an den Ausgangspunkt zu gelangen. Alle Besuche und Wünsche waren somit realisierbar und mein fünfzigster Geburtstag am 2. November wäre der Schlusspunkt ... Geht doch, endlose Highways und Geburtstag feiern ... wie geplant.

    Die Motorradtransportfragen: „Wie lange schwimmt eine Q? „Können Yamahas fliegen?"

    „Yes, they can!"

    Donnerstag, 17. November 2011

    Aber eines weiß ich nun auch mit absoluter Sicherheit: Privat ein Fahrzeug nach Übersee zu transportieren ist ungefähr so unterhaltend wie ein frisch in den Kopf geschlagenes Loch.

    Ganz ehrlich, ich organisiere für mein Leben gerne Urlaubs-Unternehmungen aller Art, dazu gehört auch der ganze Buchungs-Kram, Flüge, Fähren, Unterkünfte ... aber ein Fahrzeug in die USA und danach wieder zurück zu bringen ist eine ganz andere Dimension.

    Doch eines ist sicher, sobald du dem Universum eine Frage stellst, wird es immer in irgendeiner Art antworten. Und diese ergab sich bei uns aus einem Gespräch mit Manfred „Manne Lauber. Der ist seit Jahren für die Audi AG weltweit unterwegs und war schon oft in den Vereinigten Staaten. Da er auch Motorradfahrer ist, hat er seine Maschinen meist mitgenommen. Die Transporte wurden über die in Heidelberg -Kirchheim ansässige Firma „Knopf-Motorradreisen organisiert.²

    Also hab ich da mal angerufen und schon am Telefon einen guten Eindruck bekommen. Der Herr Knopf erklärte mir, er würde zweimal pro Jahr, jeweils im

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