Im Fluge
Von Kathrin Hamel
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Buchvorschau
Im Fluge - Kathrin Hamel
Dünnes Eis
Hunger, brüllt mein Magen, Hunger. Ich laufe. Schwimme. Laufe. Das Meer müsste zugefroren sein zu dieser Zeit, sagen die Alten. Die beste Zeit des Jahres wäre jetzt. Majestätisch würden wir über mächtiges Eis schreiten. An Eislöchern würden wir ausharren, stundenlang. Sobald eine Robbe zum Atmen an die Oberfläche käme, ahnungslos ihre Nase aus dem Wasser streckte, würden wir zupacken. An guten Tagen, erzählen die Alten, hätten sie auch junge Walrosse oder Belugas an den Eislöchern geschnappt. Doch das Eis trägt nicht mehr. Ich muss schwimmen. Immer wieder schwimmen. Das Wasser zehrt. Hunger, brüllt mein Magen, Hunger.
Sergeis Hand liegt auf der Schulter seines Sohnes. Smotri, sagt er stolz, schau doch, wie schön unser Belushka geworden ist. Sascha folgt dem Blick seines Vaters nach links auf die Holzkirche, nach rechts auf die Lenin-Statue. Nach vorn schließlich auf das offene Meer. Erst in den letzten Jahren waren die Häuser gereinigt und gestrichen wurden. Rot, blau, gelb ragen sie aus dem Schnee. Unübersehbar ist das Grün der einzigen Schule. Eine richtige Stadt, flüstert Sergei, eine richtige Stadt wird das. Lange, lange hatte er gehadert mit seinem Schicksal. Der schlimmste Ort zum Leben, hatte er als Junge gedacht, wäre diese Insel aus Felsen, Eis und Tundra mitten im Polarmeer. Weggehen würde er, sobald er erwachsen ist. Doch dann hielt die Liebe ihn fest. Wie einst seinen Großvater. Als blutjunger Soldat war dieser nach Nowaja Semlja gekommen. Zusammen mit hunderten anderer. Aus allen Ecken der Sowjetunion wurden sie auf die Insel gebracht, achtzehn-, neunzehnjährige Jungen. Nach Nowaja Semlja, ins neue Land, auf keiner sowjetischen Landkarte verzeichnet. 19 Jahre alt war Großvater, als die erste Atombombe auf der Insel gezündet wurde. Sechs Jahre später, als der Atompilz der ZarBombe in die siebenfache Höhe des Mount Everest emporwuchs, als der gleißende Lichtblitz ihrer Explosion über tausend Kilometer weit zu sehen war, als ihre Kraft selbst in Norwegen und Finnland Fensterscheiben bersten ließ, hatte Sergeis Großvater schon längst beschlossen zu bleiben. Zärtlich streicht Sergei über Saschas Schulter. Die vierte Generation, denkt er. Belushya Guba hat Zukunft, die Insel hat Zukunft. Neuerdings kommen sogar Touristen hierher. Kreuzfahrtschiffe laufen regelmäßig am Hafen ein. Die Bucht mit ihren warmen Meeresströmungen ist für sie ideal befahrbar. Wegen der Polarlichter kommen sie. Diesem großartigen grünen Leuchten, das entsteht, wenn der Sonnenwind die Erde küsst. Vor allem aber wollen sie die Eisbären sehen.
Wir können hören, wie dick die Eisschicht ist. Die Alten haben uns gelehrt, mit den Tatzen auf das Eis zu schlagen und darauf zu lauschen, wie das Wasser zurückschlägt. Mit Leichtigkeit würde ich die perfekte Stelle finden, um ein Wasser loch aufzubrechen. Früher sind die Winter herrlich gewesen, erzählen die Alten, Zeit sich Fett anzufressen. Diese dicke Schicht, die uns überleben lässt, wenn es im späten Frühling anfängt zu tauen, wenn sich das Eis nach Norden zurückzieht und mit ihm die Robben. Wenn das Packeis brüchig wird und schließlich ganz verschwindet. Ich habe sie nicht mehr kennen gelernt, die fetten Zeiten. Immer öfter sehe ich Bären, die nur noch aus Haut und Knochen bestehen. Sie taumeln, wanken, schleppen sich mit letzter Kraft voran. Auf dünnen Eisschollen treiben sie, zu schwach zum Schwimmen. Bricht die Scholle unter ihnen weg, wird der Ozean sie verschlingen. Seetang und Seegras fresse ich, seit Wochen schon. Meine Kräfte lassen nach. Hunger, brüllt mein Magen, Hunger.
Ein markerschütternder Schrei lässt Sergei erschaudern. Hastig zieht er Sascha an sich. Eisbären, kreischt jemand, Eisbären. Sergei entspannt sich. Eisbären sind hier zu Hause. Herren der Arktis. Herrscher der Insel. Wächter des Sperrgebiets. Vier, fünf Tiere werden auch in der Nähe von Belushya Guba regelmäßig gesehen. Sergei und Sascha setzen ihren Weg fort. Papa, flüstert Sascha plötzlich, und verharrt. Wie angewurzelt steht er, weit aufgerissen seine Augen, sein Arm erhoben, die Hand weist Richtung Spielplatz. Jetzt sieht es auch Sergei. Mindestens ein Dutzend Eisbären streift durch die Magistralnaja Uliza. Zwei Tiere haben sich auf den Spielplatz verirrt. Mühelos erklimmt ein Bär die geneigte Leiter des Kletterturms. Mütter kreischen, Väter rennen hin und her, packen ihre Töchter, Söhne. Furcht kriecht an Sergeis Rücken hoch. So nah, denkt er, so viele. Die Tiere sind mager, abgezehrt. Gerade das macht sie gefährlich. Bald sieben Jahrzehnte lebt Sergeis Familie nun auf der Insel. Seite an Seite mit den Bären. Ein paar Mal kam es vor in den letzten Jahren, dass hungrige Eisbären Menschen angriffen. Doch solch eine Invasion haben sie hier noch nie erlebt. Ratlos mustert Sergei die Bärengruppe, sein Blick fliegt von Tier zu Tier. Zu viele, denkt er wieder, viel zu viele. Viel zu nah. Und wir dürfen sie nicht abschießen.
Hunger, ich habe Hunger. Wir müssen an Land Nahrung finden. Suchend ziehen wir durch die Landschaft, tasten uns vor über die Kruste aus Eis und Erde. Es fühlt sich nicht gut an unter meinen Tatzen. Sie ist rau und rissig, diese Fläche. Und leblos. Sooft ich auch mit meiner Pranke darauf schlage,