Wozu soll ich denn noch leben?
Von Armin Kaster
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Buchvorschau
Wozu soll ich denn noch leben? - Armin Kaster
Ich grüße dich!
„Ist es nicht seltsam, über Selbstmord zu schreiben?", wurde ich in den letzten Wochen, als ich diesen Roman schrieb, von Freunden und Bekannten gefragt.
Diese Frage ist berechtigt. Und mehr als einmal habe ich sie mir auch gestellt. Denn das Thema „Selbstmord" ist alles andere als fröhlich und kann einen ganz schön runterziehen.
Ich habe den Roman dennoch geschrieben. Weil ich das Leben liebe. Und weil sich ein Freund von mir als Jugendlicher auch umbringen wollte. Zum Glück hatte er es aber nicht geschafft. Dieser Freund war sich damals ganz sicher, dass er nicht mehr leben wollte, und er hätte alles darum gegeben, nicht mehr auf dieser Welt sein zu müssen. Doch heute ist er glücklich, dass er lebt.
Und ich bin auch froh, dass es ihn gibt!
So ein Glück hat bestimmt nicht jeder.
Und nicht jeder hat die Hoffnung, dass das Leben irgendwann einmal wieder besser wird. Aber das Beispiel meines Freundes hat mir gezeigt, dass es vielleicht doch einen Weg gibt. Ein Weg, der einem erst ganz langsam klar wird, der aber zurück ins Leben führt.
Und jetzt wünsche ich Dir – trotz des bedrückenden Themas – eine gute Zeit mit dem Buch!
Armin Kaster
„W ir gehen ins San Marco, sagte Benny. „Du kommst doch mit, oder?
Leon hörte Benny zwar, aber er schaute zu Boden und sagte nichts.
Die letzten Stunden waren ausgefallen.
Herr Hamm war krank. Auf Sport hatte Leon sowieso keine Lust. Er fühlte sich wieder richtig schlecht.
„Nee, sagte Leon nach einer ganzen Weile, „muss noch was erledigen.
Benny sah Leon fragend an. Die beiden waren seit der fünften Klasse Freunde.
Aber seit einigen Wochen hatte sich Leon verändert. Er zog sich immer mehr zurück und war verschlossen. Und dann wurde er plötzlich aggressiv und tobte rum. Richtig unberechenbar war Leon geworden.
„Was musst du denn erledigen?", wollte Benny wissen.
Da kam Kathie plötzlich angebraust und hielt Benny von hinten die Augen zu. Der grinste und sagte: „Laura? Kim? Jenny?"
Dafür fing er sich von Kathie einen Stoß in die Rippen ein. Die beiden waren seit zwei Wochen zusammen. Kathie tat so, als würde sie schmollen, doch Benny zog sie an sich heran.
„Komm schon", sagte er und gab ihr einen Kuss. Schnell war Kathie versöhnt und lächelte Benny an. Keiner der beiden merkte, dass Leon sich still und leise verdrückt hatte.
„Was machst du denn hier?", blaffte Marlon, Leons älterer Bruder.
Er kam aus dem Bad und war halb nackt. Leon sah von seinem Bruder zur Badezimmertür. Ein Schatten huschte zur Seite. Dann flog die Tür mit einem lauten Knall zu. Vermutlich war das Bea, Marlons zickige Freundin.
Leon wollte sich an seinem großen Bruder vorbei in sein Zimmer schieben.
„Brüderchen, du störst, sagte Marlon und stellte sich ihm in den Weg. „Die Schule kannst du auch woanders schwänzen.
„Von wegen schwänzen. Der Hamm ist krank", sagte Leon.
Er roch das Deo seines Bruders. Dessen Oberkörper war durchtrainiert. Marlon spielte in der 1. Mannschaft der Red Tigers und war der Quarterback seines Teams. Leon konnte American Football nicht ausstehen. Die Typen sahen aus wie aufgepumpte Actionfiguren, und die Mädels hüpften mit ihren dämlichen Puscheln rum und sangen oberbeknackte Cheerleader-Songs. Bea gehörte auch dazu.
„Kann ich mal durch?", piepste Bea und lächelte Leon süßsauer an. Sie hatte sich ein viel zu kurzes Handtuch umgelegt und verschwand in Marlons Zimmer.
„Glotz nicht", knurrte Marlon und gab Leon eine Kopfnuss.
Leon fühlte sich schlagartig klein und hässlich. Besonders, wenn er die Muskelpakete seines Bruders sah. Er selbst war eher schmächtig.
„Und das nächste Mal sagst du uns vorher, wenn du wieder störst, rief Marlon hinterher. „Oder ich erzähl’ dem Alten mal von eurem Versteck.
Der Alte, das war Leons Vater. Er war ein strenger Mensch, bei dem nur die Arbeit und Leistung zählte. Das hatte Leon schon immer zu spüren bekommen.
Und das Versteck?
Leon wurde ganz schlecht, wenn er daran dachte. Das durfte Marlon nicht tun. Das durfte er einfach nicht verraten!
Seit Marlon von dem Versteck wusste, war Leon klar, dass ihn sein Bruder unter Druck setzen konnte. Leon hatte nicht viel, was ihm Spaß machte. Das Versteck war das Einzige, was ihm wirklich wichtig war.
Das Versteck und Benny. Und natürlich auch die Clique, klar.
„Warum bist du denn so schnell abgehauen?" Benny war am Telefon. Obwohl sie beide im selben Hochhaus wohnten, telefonierten sie. Bevor Leon antworten konnte, plapperte Benny schon lustig drauf los.
„Jenny, Betty und Fabian waren auch noch mit. Hast nur du gefehlt. Ehrlich! Ach, und das mit Kathie, das wird auch immer besser. Morgen Abend sind ihre Eltern im Kino. Und soll ich dir mal sagen, wo ich morgen Abend bin? …"
Bennys Worte erreichten Leon kaum. Er saß auf dem Bett und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Er fühlte sich leer und kraftlos. Benny redete einfach weiter. Der merkte anscheinend gar nicht, dass Leon schwieg. Erst als Benny sagte: „… ich dachte, ich zeig’ den anderen mal den Keller", wurde Leon wach.
„Was