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Broken Souls - Rette mich
Broken Souls - Rette mich
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eBook206 Seiten2 Stunden

Broken Souls - Rette mich

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Über dieses E-Book

Wenn deine Seele schon fast erfroren ist, wer kann dich dann noch retten?


Seit Jared aus dem Einsatz in Afghanistan zurück ist, versucht er nur noch zu überleben – irgendwie. Traumatische Ereignisse, an denen er sich die Schuld gibt, lassen ihn nicht mehr los. Er ist untergetaucht in der Anonymität der Großstadt. Chicago ist so gut oder schlecht wie jeder andere Ort. Mit Hilfsjobs hält er sich über Wasser. Einer davon: Türsteher in einem R&B Club.


Bronte lebt nur für ihre Musik und ihre Band. Sie hat hohe Mauern um sich herum errichtet, die kein Mensch überwinden kann. Mehr als eine Nacht bekommt kein Mann von ihr. Dennoch ist da etwas, das sie zu Jared, dem schweigsamen Mann mit den traurigen Augen, hinzieht.


Ein Song, der die Macht hat, verletzte Seelen zu heilen, scheint das Einzige zu sein, was die beiden miteinander verbinden kann.

SpracheDeutsch
HerausgeberCarla Miles
Erscheinungsdatum16. Jan. 2024
Broken Souls - Rette mich

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    Buchvorschau

    Broken Souls - Rette mich - Carla Miles

    1

    Die beiden nicht mehr ins Lager«, hörte er Calebs Stimme links von sich. »Stell sie direkt auf den Tresen und warte auf mich, du bekommst noch dein Geld.«

    Keuchend riss er die Augen auf und schnappte mehrmals hektisch nach Luft. Seine Fingerspitzen kribbelten vom Adrenalin, das noch immer durch seinen Körper pumpte. Doch dann wurde ihm bewusst, dass er zu viel Sauerstoff aufnahm, und er konzentrierte sich darauf, flach zu atmen.

    Das hier war nicht Kandahar.

    Das hier war Chicago 2011.

    Keine Granaten. Kein Blut.

    »Ist gut«, antwortete er dem Rücken, der sich fast schon so weit entfernt hatte, dass seine heisere Stimme sicher nicht mehr so weit trug. Es war ihm egal. Er würde einfach tun, was man ihm sagte.

    Jared hob die letzten beiden Kartons auf der Ladefläche hoch. Die Bierflaschen darin klirrten erneut leise, als er sich von dem Transporter abwandte und durch die Hintertür in den Club trat.

    Es waren nur Flaschen in einem Karton. Und das Klirren hatte er selbst verursacht, als er die Kartons ruckartig zu sich herangezogen hatte.

    Zügig ging er geradeaus weiter. Das rötliche Holz der weitläufigen Bar links von ihm schimmerte fahl, als er die beiden Kartons mit belgischem Sauerbier darauf wuchtete, den oberen neben den ersten stellte und sich umdrehte. Er hob ein paarmal die Schultern, ließ sie kreisen und den Kopf rotieren. Eine ganze Wagenladung Getränke auszuladen und einzulagern machte ihm nichts aus, aber seine Muskeln gierten nach abwechslungsreicherer Beanspruchung. Vielleicht würde er später mal wieder an die Geräte gehen.

    Jared lehnte sich an den Tresen und schirmte seine Augen gegen das gleißende Tageslicht ab. Die vordere Eingangstür des Clubs stand offen, um die abgestandene Luft von letzter Nacht zu vertreiben, als ein wogendes Meer von Club-Besuchern aus dem riesigen, rechteckigen Raum eine Sauna gemacht hatte. Das intensive, hereinfallende Licht blendete ihn.

    Eine neue Jahreszeit hielt Einzug. Heute war der erste Tag, an dem das winterliche Grau einer strahlenden Frühlingssonne gewichen war. Auf dem Weg zum Club hatte er noch einige zusammengekehrte, verharschte Schneereste gesehen, schwarz überkrustet von den Abgasen. Sobald die Nachtfröste ausblieben, würden auch sie verschwinden. Schemenhaft sah er draußen vor der Tür die Autos vorbeihuschen. Der rege Verkehr auf der North Milwaukee Avenue lag als stetes Hintergrundrauschen über der Szenerie und fiel nur dann wirklich auf, wenn ein Lastwagen besonders viel Lärm machte oder in regelmäßigen Abständen die Hochbahn der Blue Line auf dem stählernen Viadukt vorbeiratterte.

    Er sah sich interessiert um. So weit wie an diesem Vormittag war er noch nie vorgedrungen, dabei waren es schon mehr als zwei Wochen, dass er gelegentlich Aushilfsjobs und grobe Arbeiten verrichtete – aber er war immer nur im Lager an der rückwärtigen Seite des Lokals gewesen. Dennoch war ihm der Anblick nicht fremd: Das Double Door machte um diese Tageszeit und bei voll aufgedrehter, kalter Beleuchtung denselben trostlosen und zweckentfremdeten Eindruck wie jeder andere Musik-Club dieser Welt. Als wäre dieser Ort aus der Zeit gefallen und könnte nur in stockdunkler Nacht existieren und seinen Zweck erfüllen.

    Eine junge Lateinamerikanerin fegte, ohne aufzusehen oder von irgendetwas jenseits ihrer selbst Notiz zu nehmen, den abgeschürften Boden, über den schon ungezählte Musik-Fans gelaufen waren.

    Direkt hinter ihr auf der etwas erhöhten Bühne justierten drei lässig in Jeans und T-Shirt gekleidete Typen ihre Instrumente und signalisiertem dem Tontechniker des Clubs, der hinter seinem Mischpult saß, wie er die Höhen und Tiefen einstellen sollte. Pointierte Schläge vom Drummer, der etwas ausprobierte und immer wieder aufs Neue wiederholte, einzelne Läufe vom Bassisten im Hintergrund, und ein paar getragene Blues-Riffs vom Leadgitarristen.

    Vor ihnen, auf der linken Seite der Bühne nahe dem Haupteingang, lehnte eine E-Gitarre einsam in ihrem Ständer, einige Meter daneben stand ein ebenso verwaistes Mikro. Die Bühne selbst mit ihren schwarzen Vorhängen im Hintergrund und an den Seitenwänden schien alles Licht zu schlucken.

    Doch die Batterie an Scheinwerfern über den Köpfen der Musiker würde diesem Umstand später Abhilfe schaffen. Und wirklich sehen musste man ja auch nicht mehr viel außer dem in dunklem Grau und kräftigem Rot gehaltenen Banner der Band. Das war an der hinteren Bühnenwand angebracht und verkündete in weißer Schrift, dass Cathy’s Ghost heute Abend auftreten würde.

    Jared wandte sich um in Richtung Hintereingang und reckte den Hals, doch der Club-Besitzer war immer noch nicht aufgetaucht. Ohne sein Geld wollte er nicht gehen, auch wenn es ihm hier drin nicht besonders behagte. Um sich abzulenken, konzentrierte er sich wieder auf die Bühne und sah gerade noch, wie der Drummer wütend aufsprang und seine Sticks mit einer unbeherrschten Bewegung auf die Trommel warf.

    »Verflucht! So geht das nicht weiter mit Kyle!«

    Der Gitarrist hob den Blick von seinen Saiten und sah ihn einen Moment wortlos an. Dann schlug er einen melancholischen Akkord, den er jäh in einer Dissonanz enden ließ, so dass Jared unwillkürlich eine Gänsehaut über den Rücken lief.

    »Er kommt mal wieder zu spät«, wetterte der Drummer weiter. »Fuck, ich hasse das!«

    »Fahr dich runter, Troy, das bringt doch nichts.« Der Leadgitarrist legte seine Hand auf die vibrierenden Saiten und beschwichtigte so den unangenehmen Klang, der noch immer durch den Raum hallte. Seinen Kollegen beschwichtigte er damit nicht.

    »Wenn du nicht mit ihr über eine Lösung redest, Darren, mach ich das. Der Typ hat ein ernstes Problem, und wir sollen darunter leiden? Nicht mein Ding, sag ich dir. Und ihres ganz sicher auch nicht. Du weißt genau, was sie will, und das gehört definitiv nicht dazu«, grollte Troy weiter.

    »Setz dich wieder und reg dich ab.« Er wandte sich zu dem Bassisten, der unbeeindruckt der Diskussion gefolgt war. »Hast du auch was dazu zu sagen?«

    Der Mann zuckte nur die Schultern. »Sie wird es von sich aus nicht ansprechen, denke ich. Wir wissen doch, wie sie ist.«

    Mit einem weiteren herzhaften »Fuck« ließ sich der Drummer auf seinen Hocker fallen und nahm die Sticks wieder auf. Als er ein paar Schläge aus dem Handgelenk machte, hatte Jared den Eindruck, er wolle mehr Dampf ablassen, als wirklich seinen Sound checken.

    Ein schleifendes Geräusch von rechts ließ ihn den Kopf drehen. Der Typ, der mit hängenden Schultern ankam, hatte seine langen Haare nicht hinter die Ohren gestrichen, so dass Jared von dem Gesicht nur eine hagere, vorstehende Nase erkennen konnte. Mit Bewegungen, als müsse man erst noch sein Uhrwerk aufziehen, schlurfte der Kerl an der Wand entlang und die drei Stufen hoch, die rechts hinter den Boxen auf die Bühne führten.

    Die anderen schienen in ihren Bewegungen eingefroren und starrten ihm entgegen. Ohne sie zu beachten, bewegte er sich quer über die Bühne auf die einsame Gitarre zu, nahm sie hoch, hängte sich den Riemen über die Schulter und stöpselte das Kabel ein. Ein schriller Ton erklang, als das Instrument rückkoppelte.

    Der Drummer gab einen zischenden Laut von sich, sagte aber nichts.

    Kyle – offensichtlich der erwartete Gitarrist – drehte sich langsam zu den anderen um und fixierte sie nacheinander.

    »Is was?« Seine Stimme bebte von unterdrückter Aggressivität. Jared kannte solche Regungen gut genug, um ihren Klang überall heraushören zu können. Anstatt sich für sein Zuspätkommen zu entschuldigen, fuhr er die anderen Bandmitglieder an. »Wollt ihr glotzen oder spielen, häh?«

    Ein kurzer Blickwechsel, dann zuckte der Gitarrist mit den Achseln und wandte sich wieder seinen Saiten zu. Hatte wohl offensichtlich keinen Sinn, sich groß aufzuregen. Und war wohl auch der falsche Zeitpunkt, jetzt, nur wenige Stunden vor dem Auftritt und in aller Öffentlichkeit.

    Jared fixierte den dürren Kerl. Er gefiel ihm nicht. Er gefiel ihm sogar überhaupt nicht, aber das ging ihn nichts an. Er wollte nicht in die Probleme anderer Leute involviert werden, und in ihre Streitigkeiten erst recht nicht. Er wollte sein Geld, sonst nichts, aber von Caleb war noch immer nichts zu sehen, also blieb er da am Tresen stehen und wartete. Mangelnde Geduld war ganz sicher nicht seine Schwäche, egal, in welcher Umgebung. Und vor ihm lag nur ein langer, leerer Nachmittag.

    Die Typen auf der Bühne hatten sich offensichtlich wieder eingekriegt, denn der Drummer gab einen Rhythmus vor. Dann hielt er inne.

    Eine junge Frau betrat die Bühne. Woher sie so plötzlich aufgetaucht war, konnte Jared nicht sagen, er hatte sie nicht hereinkommen sehen, obwohl sie ganz sicher an ihm vorbei gegangen war, um die Bühne zu erreichen. Vielleicht lag es daran, dass sie so gänzlich unscheinbar war – schmal, fast schon mager, mit kurzen dunklen Haaren. Sie wirkte fast etwas verhuscht, so als ob sie sich auf der Bühne richtiggehend unwohl fühlte, und sah sich unsicher zu den anderen Bandmitgliedern um.

    Ein fast unmerkliches Nicken von ihr zur Band, und die vier Musiker legten mit dem Intro los.

    Ein paar Takte nur instrumental. Ein lasziver Rhythmus, vorgegeben von Drums und Bass, der von den beiden Gitarren mit satten Bluesriffs akzentuiert wurde, ehe sie ihre Stimme hören ließ. Rau und doch eindringlich und zart, ging sie ihm bis tief unter die Haut.

    Jared starrte wie hypnotisiert auf die Sängerin, als hätte er eine Erscheinung. Niemals hätte er eine derartige Stimme in einem so fragilen Körper erwartet. War es überhaupt dieselbe junge Frau, die noch einen Atemzug zuvor dort gestanden und fast schüchtern nach dem Mikro gegriffen hatte? Mit jedem weiteren Ton, jeder weiteren Silbe, die sie hervorbrachte, schien sie zu wachsen.

    Von den Worten verstand er nur ein paar Brocken. Aber sie sang von einer verlorenen Liebe, von Schmerzen und davon, dass sie verstand, was er durchgemacht hatte, und sich um ihn kümmern wollte. Natürlich wusste er, dass sie nicht ihn meinte, aber einen Herzschlag lang fühlte er sich angesprochen.

    »But if you let me here's what I'll do

    I'll take care of you«

    Als ihm nach einer Ewigkeit sein offenstehender Mund, seine trockene Zunge und das Rauschen in seinen Ohren bewusst wurden, begriff er, dass er sie anstarrte und sogar das Atmen vergessen hatte. Ihm war, als hätte ihn soeben einer der Lieferwagen überfahren, die draußen vor dem Club vorbeidonnerten und eine leichte Druckwelle staubigen Straßenmiefs bis zu ihm an den Tresen hereinwehten.

    »Okay, dann wollen wir mal.«

    Ein Mann neben ihm, eine Stimme, die er kannte, nahe an seinem Ohr.

    Caleb. Endlich.

    »Hier, dein Geld. Zähl nach.«

    »Passt schon«, wehrte er ab und steckte die Scheine in seine hintere Hosentasche. Aufatmend stellte er fest, dass das Lied zu Ende war. Die Stille dröhnte lauter in seinen Ohren, als es die Musik zuvor getan hatte. Aber er war trotzdem heilfroh darüber. Er wollte keine Beichte ablegen, wollte kein offenes Buch sein für irgendwelche wildfremden Menschen, er wollte nur …

    »… hat hingeworfen. Was sagst du?«

    Er sah Caleb verständnislos an. Der wesentlich ältere Mann mit den sanften Augen und einer Leidenschaft für guten Blues reichte ihm nur bis knapp ans Kinn und musterte ihn erwartungsvoll. Seine ordentlich rasierte Glatze spiegelte die Scheinwerfer, die den Club erhellten.

    »Was?«, fragte er und kam sich ein bisschen dümmlich vor dabei. »Was hast du gesagt?«

    »Mein Türsteher kommt nicht mehr. Ohne Vorankündigung, hat einfach hingeschmissen, der Idiot. Jetzt habe ich ein Problem, und ich dachte mir, vielleicht kannst du einspringen. Die Statur dazu hast du ja, und den einschüchternden Blick brauchst du auch nicht mehr zu üben. Also?«

    Jared musste nicht lange überlegen. Zeit genug hatte er, und sonst nichts Sinnvolles zu tun. Also Arbeit. Mehr als bisher.

    Das war gut. Das Geld konnte er gebrauchen, keine Frage, und der Club-Besitzer hatte sich die paar Male, die er jetzt mit ihm zu tun gehabt hatte, als anständig und fair erwiesen. Mit ihm war sicher gut auszukommen.

    Er warf einen schnellen Seitenblick zur Bühne, hoffte und bangte zugleich, dass sie weitersingen würde, doch die Sängerin hatte das Mikro wieder in seine Halterung gesteckt, die vier Musiker machten auch nicht den Eindruck, als wollten sie noch lange weiterproben. Der Sound stand, der Mixer hinter seinem Pult reckte den Daumen hoch und verließ seinen Platz. Die fünf auf der Bühne wechselten ein paar Worte, die er nicht verstand. Er konnte nur ihre helle Frauenstimme genau heraushören.

    Er konnte sie wiedersehen.

    Und singen hören.

    »Ja, ist gut«, hörte er sich sagen. »Ich mach’s.«

    Dann drehte sie sich um.

    »Bye, Cal. Wir sehen uns später bei der Show, okay?«

    »Ja, okay. Alles klar, bis nachher, Bronte.«

    Bronte also.

    Jared stieß die Luft aus.

    Sie war nur eine Sängerin und das war nur ein Song gewesen. Nicht mehr und nicht weniger. Einer von vielen Songs, die sie und ihre Band an vielen Orten wie diesem zum Besten gaben. Sonst nichts.

    Aber er würde sie heute Abend noch einmal hören. Und morgen.

    Caleb wandte sich wieder zu ihm. »Gut, dann also bis heute Abend. Jared, oder?«

    »Ja, Jared. Richtig.« Er nickte erleichtert. Türsteher war gut. Er musste nicht im Club sein, wenn er nicht wollte. Sein Platz war draußen vor der Tür, da fühlte er sich wohl, da kannte er sich aus.

    Draußen.

    »Sei um halb acht hier, da machen wir die Abendkasse auf. Wir kriegen über fünfhundert Leute rein, das dauert eine Weile. Vor neun geht es also sicher nicht los.«

    »Halb acht, ich werde da sein.« Dann ging er. Nahm den Weg durch die Hintertür, so wie er hereingekommen war. Ein eisig-kalter

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