Rache
Von Mr. White
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Buchvorschau
Rache - Mr. White
Jeder Tag beginnt mit einem Sonnenstrahl
Der Tag erwachte wie immer mit einem Sonnenstrahl. Das Licht durchflutete das Hotelzimmer und vertrieb die Dunkelheit aus ihm. In der Luft hing ein Geruch von Schweiß und leidenschaftlichem Sex, aber es mischte sich auch der explosive Funken von Gewalt darunter. Auf den Boden lag ein kaputtes Whiskeyglas Die Anziehsachen, Hosen, Hemden, ein Stringtanga, Boxershorts und Socken lagen wild im Zimmer zerstreut, so als wäre ein Orkan durch den Raum gefegt. Auf dem Boden inmitten der vielen Glassplitter war eine Blutlache zu sehen. Der Lebenssaft. Aus dem Bett hing der schlanke Arm einer Frau. Der Rest des Körpers war in einer Decke eingehüllt. Sie schlief. So heftigen Sex hatte Patton schon seit Monaten nicht mehr gehabt. Sie waren wie die Raubtiere über sich hergefallen. Die Klimaanlage brummte träge vor sich hin und schaffte es auch nicht, der abgestandenen Luft Frische einzuhauchen. Aus dem Badezimmer hörte man das Aufdrehen eines Wasserhahnes. Das Wasser floss in das weiße Waschbecken, gurgelte verspielt, bevor es den Abfluss hinabstürzte in eine dunkle Welt. Die Klarheit des Wassers verschwand, mischte sich mit Gewalt, Blut, Verletzungen und wurde tiefrot. Man hörte ein leises Fluchen, als das Wasser zum zweiten Mal durch das Gesicht gespült wurde. Das Wasser löste in den Wunden ein Brennen aus.
Der Spiegel warf das Bild eines zerbeulten Gesichtes zurück. Überall waren Blutergüsse, offene Wunden an den Augenbraunen und den Backen sowie Beulen, die von Schlägen herrührten. Er hatte ein Gesicht, wie ein Boxer den Klitschko 12 Runden lang im Ring vermöbelt hatte, dachte Patton, als er sich wieder im Spiegel betrachtet. Scheiße. Heute Nacht konnte er wohl nicht bei den Frauen landen. Die eine im Bett reichte Patton schon! Er nahm das Handtuch vom Halter. Er tupfte sich das Wasser aus dem Gesicht ab. Vorsichtig, um seine Wunden und Beulen nicht weiter zu ärgern, so dass sie Schmerzessarien in sein Gehirn sandten. Patton konzentrierte sich auf seine Augen, auf das Weiß und dann auf das Braun seiner Iris. Dann besah er sich seine Pupillen und das Schwarze darin hypnotisierte ihn. Seine Pupillen im Spiegel saugten ihn ein. Zuerst verschwand sein Kopf in seiner Iris, dann seine Schulten, sein Oberkörper, bis schließlich der ganze Körper von seiner Iris im Spiegelbild verschlungen war.
Der Tag war verschwunden und die Nacht herrschte über die Stadt. Es war düster, Nebel zog auf. Die Straßenlaternen waren alle kaputt. Irgendwelche Jugendbanden, diese armeseligen kleinen Maden! Die Stadt hatte natürlich kein Geld für die Reparaturen. Wozu auch? Hier wohnte eh nur der Abschaum der Stadt, Arbeitslose, Hartz IV Empfänger, Drogenabhängige, Nutten, Türken, Araber, Assis und einen Haufen Scheiß-Rechter. Die Stadt steckte in diese Viertel kein Geld mehr, denn sobald sie etwas reparierte, war es tags drauf schon wieder kaputt. Für Patton war dieses Viertel ideal, hier fiel er nicht auf und konnte seinen Geschäften unbehelligt nachgehen. Hier fragte keiner, was der andere machte, es sei denn, man kam irgendwem in die Quere. Hier war sein geschäftliches und privates Zuhause. Im nördlichen Herzen der Stadt. Hier war sein Viertel. Hier kannte er jeden Pflasterstein und jeden Baum, an den man pissen konnte.
In dieser Nacht hatte Patton mit seinen Jungs ein paar Bier getrunken und befand sich auf dem Weg nach Hause. Er musste für morgen noch etwas vorbereiten. Für seinen Auftrag, den er morgen auszuführen hatte. Das würde ihm eine hübsche Stange Geld einbringen. Die könnte er gut gebrauchen, dachte er. Sein Vermieter nervte ihn schon, wann er das nächste Mal wieder Bares sehen würde.
Patton blieb abrupt stehen, weil er aus dem nahegelegenen Gelände eines Getränkehandels Schreie gehört hatte. Er spitzte seine Ohren und die Geräuschkulisse entfachte sein Interesse. Er schlich sich auf das Gelände, vorbei an den parkenden Autos und nahm Deckung hinter einer Mülltonne. Fünfzehn Meter vor ihm stand ein Rudel Araber (weiß der Geier, ob das Libanesen oder Syrer oder weiß der Teufel was, waren). Es waren fünf und sie schlugen und traten auf einen jungen Mann ein, der ihnen hilflos ausgeliefert war. Patton hatte nichts dagegen, wenn Menschen sich schlugen. Das passierte überall auf der Welt. Ist nur in unseren Breitengrade so schon wegzivilisiert worden, so dass bei uns eine Schlägerei etwas „spektakuläres" ist. Weicheier. Patton versuchte den Mann am Boden zu erkennen, aber er konnte es nicht. Er fragte sich, warum die jungen Araber auf den Deutschen einprügelten. Was er an seinem Viertel wirklich hasste, war die Hoffnungslosigkeit der Menschen. Sie hatten aufgegeben, an ihre eigene Zukunft zu glauben, daher arbeiteten sie nicht und ergingen sich lieber im Selbstmitleid, Drogen oder Gewalt. Zum Kotzen war das.
Patton trat aus seinem Versteck und schlenderte auf die Gruppe. Sie entdeckte ihn erst spät, da stand er schon fast Nase an Nase dem Anführer, ein junger Mann namens Kemal, gegenüber.
„Eh, was willst du?, blaffte ihn Kemal an und machte direkt ein auf dicke Hose, was die Körpersprache anging. Der Brust wurde rausgedrückt, das Kinn erhoben und in den Augen konnte man lesen. „Du bist der nächste, den wir stiefeln. Verpiss dich!"
„Was macht ihr da mit dem Jungen?"
„Alter, sind die Augen schon so schlecht?! Wir stiefeln ihn."
„Warum?", fragte Patton, während er sich eine Zigarette anzündete und den Rauch tief und scharf einsog.
„Geht dich ein Scheißdreck an! giftete Kemal. „Du bist gleich der nächste!
„Ich muss dich warnen, ich….."
„Ja alter, den schwarzen Gurt in Karate…"
„Na, das nicht, dennoch muss ich dich warnen, dass es übel für dich ausgehen kann. Wäre doch schade, wenn ich deine hübsche Visage zerstören müsste und du keine Kinder mehr bekommen könntest. Also schleicht euch und lass den Jungen da unten in Ruge."
Mittlerweile hatten alle anderen Araber und der am Boden liegende Deutsche nur noch Augen für die beiden neuen Streithähne. Aus dem Mund des Deutschen lief Blut. Er spuckte es röchelnd auf den kalten Boden, bevor er sich langsam aufrichtete. Die anderen Araber bemerkten es nicht, wie er sich langsam in die Vertikale brachte, zumindest seinen Oberkörper. Die anderen Araber schauten sich unschlüssig an, sollten sie ihrem Anführer helfen oder sollten sie erst mal abwarten, was sich zwischen den beiden entwickelte. Sie entschieden sich fürs Abwarten. Kemal war noch mit jedem fertig geworden. Seine rohe Gewalt und Hinterhältigkeit waren im Viertel berüchtigt. Kemal, Knochenbrecher, schimpfte man ihn aus Respekt und aus Furcht.
„Verpiss dich!", brüllte Kemal und versuchte Patton einen Schlag ins Gesicht zu versetzen.
Endlich geht es los, immer dieses blöde Gelaber vorweg. Es ist erstaunlich wie unser Leben durch Muster und Riten bestimmt sind. Es wird auf dieser Welt einfach zu viel geredet und zu wenig gehandelt.
Patton hatte den Schlag kommen sehen. Durch eine Körperbewegung nach rechts ließ er den Schlag ins Leere laufen und gleichzeitig führte er einen Gegenangriff durch. Er trat Kemal in die Eier, so dass sich dessen Oberkörper nach vorne krümmte. Dann zog er sein Knie hoch und ließ die Nase von Kemal wie ein rohes Ei platzen. Kemal sackte wie ein Sack Kartoffeln zusammen und sabberte wie ein Baby Blut. Bevor die anderen Araber sich sortiert hatten und wussten, was los war, griff Patton sie an. Dem ersten erledigte er mit einem Handkantenschlag, den zweiten trommelte er drei Fausthiebe in den Magen, dem dritten, ja der war schneller als Patton und verpasste ihm eine trockene Gerade. Patton stand wie ein Fels und wankte nicht eine Sekunde. Er schaute den Arab in die Augen und sah dessen Überraschung. Mit einem schnellen Ausfallschritt hatte er die Distanz zwischen sich und seinem Feind überwunden, um ihn dann mit dem Handballen in den Solar Plexus zu schlagen und mit einem Handkantenschlag in das Reich der Träume zu schicken. Blitzschnell stürmte er auf den vierten zu, wich dabei einer Flasche, einen Abfalleimerdeckel und einem Pflasterstein aus, bevor er den Vierten zu packen bekam. Er drückte ihn gegen die Wand. Seine Faust sauste vier, fünfmal in die Fresse des Penners. Patton war sauer, denn die Gegenstände hätten ihn ernsthaft verletzen können. Und das mochte er gar nicht! Der Arab rutsche ohnmächtig die Wand herunter, bis er auf seine vier Buchstaben, den Rücken an der Mauer, zum Stehen, pardon zum liegen kam.
Patton ließ die Knochen in seinem Hals knacken, in dem er seinen Kopf von links nach rechts bewegte und seine Halsmuskeln dehnten. Hinter sich hörte er ein Geräusch, ein Krachen, so als wäre ein metallener Gegenstand auf den Boden gefallen. Der am Boden liegenden Deutsche hatte sich aufgerappelt und dabei ein Messer fallen lassen. Patton hob das Messer auf, begutachtete es. Es war ein Springermesser, wie es Jugendliche und Halbstarke gerne bei sich trugen. Ihm fielen ein paar Insignien am Messergriff auf, die ihn misstrauisch den Deutschen ansehen ließen. Er ging auf ihn zu, um zu erfahren, was hier los war. Bevor er fragen konnte, sprach ihn der Deutsche mit schmerzverzerrter Stimme an.
„Danke Kamerad."
„Weswegen hattest du dich mit den Maden?", fragte Patton.
„Ach, das tut nichts zur Sache."
„Oh, ich finde schon. Schließlich habe ich dir aus der Scheiße geholfen. Da will ich wissen, in welcher Scheiße du hingeraten bist!", fragte Patton bestimmter den Deutschen und hielt ihn am Arm fest. Der Deutsche riss sich wütend los
„Das tut nichts zur Sache. Kümmere dich um deinen Dreck!", fauchte der Deutsche, während mit dem Messer in der Hand auf Kemal zuwankte. Als er bei dem am Boden liegenden Kemal ankam, kniete er sich nieder und nahm das Messer in rechte Hand, bereit sie dem Türken in sein beschissenes Herz zu stechen. Die Welt hätte einen Arsch weniger, dachte der Deutsche, doch weiter kam er nicht. Seine Hand wurde nach hinten gebogen, ein Schmerz fuhr seinen Arm hinauf und lähmte ihn, so dass das Messer kraftlos auf den Boden fiel. Patton stand