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Vom Feuer berührt: Magische Kriege: Dämonen von New Chicago, #1
Vom Feuer berührt: Magische Kriege: Dämonen von New Chicago, #1
Vom Feuer berührt: Magische Kriege: Dämonen von New Chicago, #1
eBook310 Seiten4 Stunden

Vom Feuer berührt: Magische Kriege: Dämonen von New Chicago, #1

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Über dieses E-Book

Band 1 von 4 der abgeschlossenen Reihe

Ein Jahrzehnt lang habe ich die Übernatürlichen gehasst, denen meine Welt gehört.
Ich habe sie gejagt.
Ich habe sie getötet.
Und jetzt – dank der absolut größten Wendung des Schicksals bin ich mit einem von ihnen verbunden. Welche Ironie!
Eine Kopfgeldjägerin der Übernatürlichen zu sein, ist nicht gerade ein populärer Job. Aber nach den magischen Kriegen gibt es nicht mehr viele Dinge, die ein Mensch tun kann, um das Essen auf den Tisch zu bringen. Was mein rechter Haken nicht erledigt, schaffen zum Glück meine Waffen.
Zumindest dachte ich das.
Denn bei einer misslungenen Dämonenbeschwörung verändert das Wesen, das in diese Welt kommt, einfach alles. Ich bin mir nicht sicher, ob er ein Dämon oder ein Gott ist, aber ich weiß, dass er hinter mir her ist.
Soll er doch!
Ich habe ein Versprechen zu erfüllen und werde nicht aufgeben. Der einzige Ausweg wäre sein Tod – oder meiner. Und ich werde alles tun, um zu überleben.
Selbst wenn es bedeutet, einen Pakt mit dem Teufel einzugehen.

Wenn du nicht genug bekommen kannst von den Büchern von Ella Summers, Annette Marie, Shannon Mayer, Deborah Wilde, K.F. Breene, Jeaniene Frost, Kelly St. Clare und Linsey Hall, dann tauche ein in die gefährlichen Tiefen von New Chicago. Aber hüte dich vor den starrköpfigen bissigen Heldinnen. Diese Ladys bellen nicht. Sie beißen!

SpracheDeutsch
HerausgeberKel Carpenter
Erscheinungsdatum17. Feb. 2024
ISBN9781960167668
Vom Feuer berührt: Magische Kriege: Dämonen von New Chicago, #1

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    Buchvorschau

    Vom Feuer berührt - Kel Carpenter

    Kapitel 1

    Trenton McArthur war der Inbegriff eines Casanovas. Jung, Mitte zwanzig etwa. Mehr als ein bisschen eingebildet. Arrogant. Solides Aussehen. Ein Hexenmeister mittleren Status und steinreich.

    In einem anderen Leben wäre er ein Verbindungsstudent der Florida State University gewesen – wenn nicht die Magie die Menschheit erobert und die ganze Welt auf den Kopf gestellt hätte.

    Es gab nur dieses kleine Problem mit Trenton.

    Er liebte das Glücksspiel. Sehr sogar. Leider war er schlecht darin und bezahlte seine Schulden nicht.

    Eben dies führte uns heute Abend hierher – ihn, um ein paar Runden Karten zu spielen in einem der wenigen Lokale der Stadt, die ihn nicht gleich rausschmeißen würden; mich, um seinen Arsch zu schnappen.

    Es war ja schließlich Freitag – Zahltag.

    Mit meinen Füßen auf der alten schmuddeligen Tischplatte abgelegt wartete ich darauf, dass er sich seinen Weg durch die Bar bahnte. Ich lehnte mich zurück und drehte mein Feuerzeug mit der Spitze meines Daumens auf und zu. Eine alte Gewohnheit. Die winzige gelbe Flamme flackerte auf und ab.

    Trenton und der Barkeeper begrüßten sich herzlich, schlugen sich freundschaftlich auf die Schultern und schüttelten sich die Hände. Aus seiner Akte, die zu Hause auf meinem Schreibtisch lag, wusste ich, dass er und Egzy Daniels sich schon lange kannten. Egzy steckte genauso tief in der Scheiße, wenn nicht sogar noch tiefer, aber der Glückspilz hatte nicht die falschen Leute verärgert – und so war er sicher, wo er war. Für den Moment.

    Er und Trenton unterhielten sich eine Weile, tauschten Geschichten über den Verkauf von Drinks an Minderjährige aus und prahlten mit Details von Mädchen, die sie letzte Woche gevögelt hatten. Geschichten von einer Werwolf-Beta namens Lizzy hatten sich offenbar herumgesprochen. Im Stillen stellte ich die Lebensentscheidungen des Mädchens infrage, während ich den beiden dabei zusah, wie sie in eine Routine der Vertrautheit verfielen. Nach ein paar Minuten klopfte Egzy meinem Ziel auf die Schulter und führte ihn in meine Richtung.

    Sie blieben vor mir stehen, und ich lächelte.

    »Hallo, Jungs …«, säuselte ich und zog meine Füße von der Tischplatte. Sie schlugen mit einem lauten Bums auf dem Boden auf, und die Bar verstummte für eine Sekunde, bevor sie ihr geschäftiges Treiben wiederaufnahm.

    Trentons Augen musterten mich, als ich von meinem Sitz rutschte und vor ihm stand. Meine engen schwarzen Jeans erregten definitiv seine Aufmerksamkeit, aber der langärmelige Rollkragenpullover und die Lederjacke … weniger.

    »Egzy«, murmelte er. »Wer ist das?«

    »Tut mir leid, Mann!«, sagte der Barkeeper und ließ somit die Katze aus dem Sack. Ich rollte mit den Augen und ließ jede Freundlichkeit aus meinem Gesicht verschwinden. Trenton brauchte nur eine Sekunde, um zu erkennen, was los war. Sein Mund bewegte sich, und weil ich schlau genug war, verpasste ich ihm eine mit meiner Pistole – und das schneller, als ein Teenager abspritzte.

    Ein Stöhnen, das zu meiner Metapher passte, entglitt Trentons Lippen, und ich rümpfte die Nase. Das tangierte mich in keinster Weise.

    Er sackte zu Boden und war für einen Moment bewusstlos.

    »Du bist ein Idiot!«, sagte ich zu Egzy, der neben dem Körper stand und nicht wusste, welche Rolle er spielen sollte.

    »Trenton ist mein Freund«, beschwerte sich der Barkeeper. Ich starrte ihn an, betrachtete sein kurzes schwarzes Haar und seine gebräunte Haut. Seine Gesichtszüge waren das, was ich als asiatisch bezeichnen würde, zumindest das, was ich von Asien wusste, bevor die Welt den Bach runtergegangen war. Nach den Magischen Kriegen war es schwer genug, etwas aus anderen Städten in Amerika zu erfahren, geschweige denn aus anderen Ländern und Kontinenten rund um den Globus. Ich hatte keine Ahnung, ob Asien noch dasselbe war oder ob es überhaupt noch so hieß. Nach dem Zusammenbruch der Technologie und mit dem Aufkommen der Magie gab es kaum eine Möglichkeit, das herauszufinden.

    »Ich wollte ihn nicht verraten …«, schmollte er.

    Egzy war zwar irgendwie attraktiv und auf dem magischen Spektrum so weit unten, dass er fast menschlich war, aber er war auch strohdumm und bestritt sein Leben mit Glück.

    »Die Abmachung lautete, dass du mir hilfst, ihn hier kampflos rauszuschaffen. Mein Boss wird nicht glücklich darüber sein«, sagte ich und log ohne Scheu. Egzy wusste nicht einmal, wer mein Boss war, oder dass es ihm scheißegal war, ob ich Trenton gefangen nahm oder nicht. Sie wollten einfach nur Trenton. Sich mit dummen Kriminellen herumzuschlagen, hatte seine Vorteile.

    Manchmal.

    »Du glaubst doch nicht, dass er jemanden hinter mir herschicken wird, oder?«, fragte Egzy, wobei sich Panik in seinem Gesicht abzeichnete. Ich zuckte mit den Schultern.

    »Ich weiß nicht, aber vielleicht hättest du daran denken sollen, bevor du deinem Jungen hier einen Tipp gegeben hast«, sagte ich und deutete auf den bewusstlosen Trottel, der auf dem Boden lag.

    Egzy blickte von seinem am Boden liegenden Freund zu mir zurück und schnitt eine Grimasse. Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand durch die Hintertür, während ich kopfschüttelnd dastand.

    Typisch! Verdammt typisch!

    Das war genau der Grund, warum ich heute lieber allein arbeitete. Trenton war zufällig ein hochkarätiger Auftrag, der ein gewisses Maß an Diskretion erforderte. So viel dazu. Als ich mich bückte, um ihn am Kragen seines Hemdes zu packen, bemerkte ich, dass die halbe Bar hinter mir aufgestanden war.

    Verdammte Übernatürliche!

    Immer diese Rudelmentalität!

    Sie konnten untereinander kämpfen wie Hunde, aber wenn ein Mensch dazukam, hieß es »Wir gegen sie«.

    »Was machst du da?«

    In der Hocke spähte ich zwischen meinen Beinen hindurch zu dem großen, stämmigen Mann und fluchte. Er war wahrscheinlich ein Wandler und ein Alpha, wenn man von seinem Selbstbewusstsein ausging. Betas waren eher mein Stil. Omegas kümmerten sich um nichts, außer es gab buchstäblich keine andere Wahl.

    Ich richtete mich auf und blickte zu ihm hinüber.

    »Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Kumpel!«, sagte ich. »Du willst dich nicht einmischen.«

    Er trat einen Schritt vor. »Ich glaube, das tue ich doch.«

    Ja, meine erste Vermutung war richtig. Eindeutig ein Alpha. Hinter ihm stand eine Gruppe von Betas … wahrscheinlich Betas. Ganz zu schweigen von den anderen Übernatürlichen in der Bar. Ich stieß einen raschen Atemzug aus. Mein Herz begann sich zu beschleunigen.

    Aber ich geriet nicht in Panik, wie es die meisten Menschen täten.

    Wenn ich mit Konflikten konfrontiert wurde, verspürte ich diese schwindelig machende innere Erregung. Es war verrückt und extrem selbstzerstörerisch, aber mein ganzes Leben lang schon war ich noch nie vor einem Kampf zurückgeschreckt, wenn ich direkt mit einem konfrontiert wurde.

    »Ich habe ein Hühnchen mit diesem Kerl zu rupfen«, sagte ich und stieß Trenton mit meinem Stiefel an.

    »Wirklich?«, fragte der Alpha und trat einen weiteren Schritt vor. »Denn es sieht so aus, als wärst du ein Jäger, und ich mag keine Jäger.«

    Ich hob kapitulierend beide Hände, weil einer von ihnen eine Schusswaffe auf mich richtete, wobei ich bezweifelte, dass ich so unschuldig aussah, wie ich gehofft hatte. »Ich gehöre nicht zur menschlichen Patrouille«, sagte ich, und ausnahmsweise sagte ich die Wahrheit. Was ich nicht sagte, war, dass ich genau das einmal gewesen war. So hatte ich angefangen. »Das hat nichts mit Speziesismus zu tun.«

    »Wer ist dein Boss?«, fragte der Alpha, und ich wusste, dass dies auf eine von zwei Arten enden würde.

    Ich könnte ihnen sagen, für wen ich arbeitete, und die Chancen stünden gut, dass sich alle verdammt noch mal hinsetzen würden. Aber mein Boss mochte es nicht besonders, wenn er erwähnt wurde. Er mochte es noch weniger, wenn seine Angestellten seinen Namen benutzten, um sich aus Schwierigkeiten zu winden. Das war nicht gut fürs Geschäft.

    Wenn ich ihnen sagte, wer er war, und er es herausfand – was er tun würde –, dann wäre ich im besten Fall innerhalb von vierundzwanzig Stunden gefeuert. Im schlimmsten Fall würde er es persönlich nehmen und mir den Kopf abreißen.

    Das bedeutete Plan B.

    Ich stöhnte.

    »Warum hatte Egzy nicht diese eine Sache tun können?«, beschwerte ich mich. Mit dem Fuß trat ich dem bewusstlosen Kerl in die Seite, sodass er unter den Tisch rutschte, an dem ich gesessen hatte. Mit einer einzigen Bewegung spannte ich meine Waffe und feuerte.

    Das Projektil traf den Alpha exakt zwischen seine Augen. Die Haut an den Rändern glühte orange und brutzelte. Er fiel rückwärts und schlug mit einem lauten Knall auf dem Boden auf.

    Das Geräusch schien die Bar in Bewegung zu versetzen – und auf einmal versuchte die eine Hälfte zu fliehen und die andere Hälfte, sich zu behaupten. Ich rannte los, flog über den Tresen und schwang mich auf die andere Seite. Ich landete auf meinem Hintern und versteckte mich hinter der Bar, zog die zweite Pistole aus meiner Jacke, drehte mich um und spähte über die Kante.

    Die Übernatürlichen mähten sich gegenseitig um, um zu mir zu gelangen, und ich eröffnete das Feuer.

    Schüsse fielen in alle Richtungen, so laut, dass sie den ohnehin herrschenden Tumult übertönten. Die Patronenhülsen schlugen mit einem hohen Klirren auf den furnierten Tresen. Ich feuerte eine nach der anderen ab und zielte jedes Mal auf die gleiche Stelle.

    Das Lustige an den Übernatürlichen war, dass sie lange Zeit wirklich verdammt schwer zu töten waren. Jeder von ihnen hatte unterschiedliche Schwächen, aber die meisten davon waren nicht mehr als pure Legenden.

    Vampire mochten zwar kein Sonnenlicht, aber sie verbrannten nicht bei lebendigem Leib darin. Es blendete sie nur. Werwölfe waren nicht allergisch gegen Silber. Ganz und gar nicht. Eigentlich schadete ihnen keine Art von Metall wirklich. Es kam nur darauf an, wo man sie traf. Hexen und Hexenmeister wären am einfachsten zu erledigen, wenn es nicht so schwierig wäre, nahe an sie heranzukommen. Ein einziges Wort oder ein Wackeln mit ihren Fingern, und sie hatten dich schneller getötet als du sie.

    Und das war wirklich nur die Spitze des Eisbergs, was übernatürliche Arten anging.

    Das Einzige, das für mich sprach, war, dass ich so etwas wie ein Experte für all diese Dinge war.

    Es hatte durchaus seine Vorteile, ein Mensch und noch dazu ein kleines Kind gewesen zu sein, als die Magie die Welt erobert hatte. Weil ich auf diese Weise ausreichend Zeit gehabt hatte, sie zu studieren. Denn in einer Welt, in der die Hälfte der Menschen Magie besaß und sich nicht scheute, sie einzusetzen, war es eigentlich ein großer Nachteil, ein Mensch zu sein. Also machte ich mir die eine universelle Wahrheit zu eigen, die ich kannte: Wissen ist Macht!

    Nur aus diesem Grunde wusste ich, dass ein einziger Schuss zwischen die Augen einen jeden in dieser Bar entweder töten oder außer Gefecht setzen würde. Und das Beste daran war, dass sie normalerweise mit verwirrten Erinnerungen an ihre Gehirnheilung aufwachten und sich nicht daran erinnerten, dass ich auf sie geschossen hatte.

    Das Klicken meiner Waffen, die versuchten, abzufeuern, aber nicht losgingen, rief mich zurück in den Moment.

    »Scheiße!«, fluchte ich leise.

    Das neue Magazin aus meiner Jacke zu ziehen, kostete mich Zeit. Ich atmete scharf aus, als sich eine Vampirschlampe mit gefletschten Reißzähnen auf mich stürzte. Ich schlug mit dem Rücken auf den Betonboden auf, als sie sich mit gespreizten Beinen auf meinen Körper setzte. Ihre blassen, fahlen Wangen und violetten Augen verrieten mir, dass sie in letzter Zeit nicht genug zu essen bekommen hatte. Sie drückte mich an sich, während ich mich darauf konzentrierte, das leere Magazin zu lösen und den neuen Clip hineinzustecken. Gerade als es klickte, tauchte sie nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht auf.

    »Du bist ganz schön temperamentvoll«, säuselte sie. »Ich werde das genießen.«

    Ihr Kiefer war weit aufgerissen, während ihre Augen auf meinen Hals gerichtet waren. Der Durst hatte sie fest im Griff, und ich nutzte das zu meinem Vorteil, indem ich sie auf mich zukommen ließ – nur, dass sie jetzt den Mund voll mit Metall hatte.

    Ich schob ihr den Lauf meiner Waffe so tief in die Kehle, dass sie würgen musste. Ihre Reißzähne bissen in die Seite meiner Hand und Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben, bevor ihre Augen in ihrem Kopf zurückrollten. Ekel erfüllte mich, als ich den Abzug drückte und die Rückseite ihres Schädels explodierte.

    Ihr Körper sackte über mir zusammen, ich drehte mich schnell weg und schleuderte ihn von mir. Einer ihrer Reißzähne blieb in meiner Hand stecken. Ich riss ihn heraus und schnippte ihn hinter mich, als ich aufstand.

    Die Bar war still; alle waren tot oder verschwunden.

    Genau so, wie ich es mochte.

    Ich pfiff leise vor mich hin, als ich mir Trenton schnappte.

    Er begann sich gerade zu rühren, als ich ihn unter dem Tisch hervorzog.

    Perfektes Timing!

    Kapitel 2

    »W … was ist hier los?«, fragte Trenton und war schlagartig wach. Um ehrlich zu sein, war ich überrascht, dass er so lange gebraucht hatte, um überhaupt zu sich zu kommen.

    »Wer bist du?«, fragte er als Nächstes und ruckte an dem Klebeband, mit dem ich seine Hände vor seinem Körper zusammengebunden hatte. Ich hatte sogar die Finger zusammengeklebt, damit er sie nicht benutzen konnte. Die meisten Hexen konnten das nicht, aber es konnte nicht schaden, vorsichtig zu sein.

    »Das spielt keine Rolle«, sagte ich und legte beide Hände auf den Tisch vor mir. In einer hielt ich meine Waffe locker in seine Richtung gerichtet. Er zog wieder an den Fesseln und merkte schnell, dass ich mich nicht um seinen Mund oder seine Füße gekümmert hatte. Die Zeit hatte gedrängt, und ich hatte mich beeilt und ihn dann einfach mir gegenüber hingesetzt. »Wenn du versuchst, mich zu verfluchen oder Magie anzuwenden, jage ich dir schneller eine Kugel ins Hirn, als du den Spruch beenden kannst. Deine Freunde haben versucht, dich zu retten, weil sie nicht damit gerechnet haben, dass ich so gut bin.« Ich wies auf die toten Übernatürlichen um uns herum.

    Er warf einen Blick darauf und schluckte schwer.

    »Sie sind alle tot, und meinem Auftraggeber ist es egal, ob ich dich ihm auf die gleiche Weise bringe. Also lass uns ein wenig plaudern, dann machen wir uns auf den Weg, und du musst mich nie wiedersehen.«

    Er schaute zweimal zwischen mir und den toten Übernatürlichen hin und her, bevor er nickte.

    »Darf ich fragen, wer den Auftrag …?«

    »Nein«, unterbrach ich ihn. »Das wirst du ohnehin bald herausfinden.« Ich lächelte, doch das galt nur mir selbst. Früher hätte ich vielleicht Erbarmen bei meinen Aktionen gezeigt. Aber das war fast ein Jahrzehnt her und seitdem war viel passiert. »Und jetzt erzähl mir, was du über magische Komas weißt.«

    Er blinzelte zweimal, da er mit dieser Art der Befragung offensichtlich nicht gerechnet hatte.

    »Magische Komas?«, wiederholte er.

    Ich nickte.

    »Äh, nun, man muss einen Zauber sprechen, um in ein Koma versetzt zu werden …«, begann er, und ich rollte mit den Augen.

    »Ja, den Teil habe ich verstanden, Florida.«

    »Mein Name ist Trenton.«

    »Ich bin mir dessen bewusst.«

    Wir starrten uns eine Sekunde lang an, bevor er fortfuhr. »Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, jemanden mithilfe von Magie in ein Koma zu versetzen. Man kann jemanden direkt in ein Koma versetzen, man kann jemanden aber auch in einen ausgedehnten Schlaf versetzen, so lange man will. Man kann das Bewusstsein an einen anderen Ort transportieren …«

    »Es gibt eine Menge Möglichkeiten«, sagte ich. »Ich weiß, sie hängen davon ab, wie mächtig oder geschickt die Hexe oder der Hexenmeister ist. Aber wie befreit man jemanden daraus?« Dieses Gespräch hatte ich schon hundertmal geführt, und ich konnte mir vorstellen, dass es genauso ablaufen würde wie alle anderen.

    »Derjenige, der den Zauber ursprünglich ausgesprochen hat, muss es tun«, sagte Trenton.

    »Und wenn es denjenigen nicht mehr gibt?«, fragte ich.

    Er dachte einen Moment darüber nach. »Dann ist es fast unmöglich. Du müsstest …«

    »Den Grund herausfinden, den genauen Zauberspruch herausfinden, eine Hexe oder einen Hexenmeister finden, die so etwas wie die Macht eines Gottes haben und ihn abwehren können … und dann hoffen, dass sie es richtig anstellen. Denn wenn auch nur eine Sache schiefgeht, wird die Person im Koma wahrscheinlich sterben. Sonst noch was? Komm schon, Florida, gib mir mehr!«

    Sein Mund öffnete sich und schloss sich dann wieder. »Wenn du das alles schon weißt, warum fragst du mich dann?«

    Ich sah ihn an und lachte humorlos. »Weil ich hoffe, jemanden zu finden, der mir eine andere Antwort gibt.« Daraufhin erhob ich mich.

    »Was …?«, begann er. Ich griff über den Tisch und zog ihm den Kolben meiner Pistole über den Kopf. Schon wieder.

    Ich hatte das alles so oft durchgemacht, dass ich genau wusste, worauf es hinauslief – wie mit seinen Antworten. Ich würde ihn von seinem Platz zerren. Er würde versuchen, mich zu verfluchen und wegzulaufen. Oder, vorausgesetzt wir würden das überspringen, wir würden auf die Straße gehen, wo er unweigerlich irgendeinen dummen Trottel finden würde, der helfen wollte, weil der nicht wusste, worauf er sich einließ.

    Trenton fiel zur Seite, und ich zog ihn aus seinem Sitz. Ich warf seinen langen Arm um meine Schulter, schlang den meinen um seine Taille und ging zur Vordertür hinaus.

    Jeder, der uns sah, dachte, er wäre betrunken, und ich war die arme Freundin, die ihm half, nach Hause zu kommen. Das hatte bisher jedes Mal wunderbar funktioniert.

    Da es draußen dunkel war, beobachteten die meisten Leute uns nicht genau genug, um zu bemerken, wie fest ich ihn gepackt hatte, oder dass sich an der Seite seines Kopfes, wo ich ihn zweimal geschlagen hatte, eine Beule gebildet hatte.

    Der Wind peitschte durch die Gasse, als wir auf der Straße standen. Mein blondes Haar verhedderte sich, Strähnen rutschten aus dem Zopf, wehten in meine Augen und blieben an meinem Mund hängen.

    »Uff!«, stöhnte ich und strich sie zurück an ihren Platz, während ich Trenton mit mir zog und für die zusätzlichen Stunden, die ich trainiert hatte, dankbar war. Dunkle Wolken verdeckten den größten Teil des Himmels, aber ein fast voller Mond schaute ab und zu hindurch, während der Wind sie weiter nach Süden blies.

    Die meisten Gebäude um uns herum erweckten den Eindruck, unbewohnt zu sein, aber so erschienen nach Einbruch der Dunkelheit viele, unabhängig davon, ob sich Menschen in ihnen aufhielten oder nicht. Abgesehen von den Taxis fuhren in der Stadt nicht mehr viele Autos. Und die waren immer noch sündhaft teuer, aber es gab andere Methoden, sich fortzubewegen – mal mehr, mal weniger effektiv und alle auf Magie basiert. Ich bevorzugte meine eigenen Füße, weil sie es waren, denen ich in dieser ganzen verdammten Stadt vertrauen konnte.

    Wir fuhren durch das schlimmste Viertel der Stadt und ernteten lediglich einige interessierte Blicke von Bettlern und zwielichtigen Gestalten. Ein Schuss aus meiner Pistole und sie drehten sich alle weg.

    Magie mochte auffällig sein und dich in dieser Welt weit bringen, aber eine Pistole tat das Gleiche – so wenig beeindruckend sie auch sein mochte.

    Meine Finger waren steif und meine Wangen gerötet, als ich schließlich unter dem blinkenden gelben Schild mit der Aufschrift Die Unterwelt stand.

    Es war ein Casino, ein Hotel, ein Ort, an dem man fast alles kaufen und verkaufen konnte – aber vor allem war es der Ort, an dem ich arbeitete. Ich lief weiter bis zu der Gasse an der Seite. Sie war schäbig. Undichte Rohre überall. Der Beton hatte Risse oder war an einigen Stellen ganz abgebrochen. Ein Maschendrahtzaun versperrte die andere Seite, aber zu meinem Glück musste ich nur bis zu der schweren Metalltür zu meiner Rechten.

    Ich riss die Tür auf, schob mich und Trenton vor mir hindurch.

    Die Tür schlug in meinem Rücken zu, als die Lichter in einem Flur aufflackerten. Ganz am Ende öffnete und schloss sich eine Tür, die in das Hauptcasino führte – Musik spielte, und die Lichter pulsierten bei jeder Bewegung, wenn Bedienstete und bewaffnete Wachen ein und aus gingen. Ich ignorierte das für den Moment, schleppte stattdessen meinen Hintern zur Tür auf der rechten Seite und schlug zweimal mit der Faust dagegen.

    Metall quietschte. Die Tür öffnete sich. Rauch strömte heraus, und der Geruch einer Zigarre ließ mich meine Nase rümpfen. Ich wedelte mit einer Hand vor meinem Gesicht.

    »Wie läuft’s, Pip?«, fragte Ronny, wobei eine Zigarre in seinem Mundwinkel hing. »Der hier?«

    »Jupp!«, antwortete ich und schob den bewusstlosen Hexenmeister durch die Tür. Ronny war größtenteils ein Mensch, und wie die meisten niederen Übernatürlichen hatte er immer geglaubt, er wäre mit mehr Kraft und Geschwindigkeit gesegnet als die meisten Menschen. Dann wurde die Magie in der Welt bekannt, und Wissenschaftler hatten einen Weg gefunden, um zu testen, ob Menschen über Magie verfügten. Es war ein Riesenschock gewesen, als man herausgefunden hatte, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung irgendeine Art von Übernatürlichen war, ob nun Vollblut oder verwässert. In Ronnys Fall hatte seine Großmutter mit einem Werwolf rumgemacht, und obwohl er sich nicht verwandelt hatte, hatte

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