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Zuhause mit dem Cowboy
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eBook286 Seiten3 Stunden

Zuhause mit dem Cowboy

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Über dieses E-Book

Solange sich Willa Markson erinnern kann, hat sie den Ruf der großen Stadt gespürt, also machte sie sich genau dorthin auf den Weg, sobald es ihr möglich war. In New York City fand sie einen Ort, an den sie passte, einen Ort voll mit Kunst und Raffinesse, die ihrer kleinen Stadt in Texas fehlten. Während sie als Kindermädchen arbeitet, bekommt Willa schließlich die Gelegenheit, ihren Traumjob zu ergattern. Das Einzige, was sie tun muss, ist, ihren zweijährigen Schützling Bobby, der gerade zur Waise geworden ist, zurück zu seinem Onkel nach Texas zu bringen. Eine kurze Reise könnte nicht schaden und würde mit Sicherheit ihren Traum, eine bedeutende Persönlichkeit in der Kunstwelt von New York zu werden, nicht aufhalten. Sie würde Bobby abliefern, auch wenn es ihr das Herz brechen würde, und dann dorthin zurückkehren, wohin sie gehörte. Das war der Plan − und ganz und gar nichts, weder Bobby, noch sein grüblerischer, gutaussehender Onkel würden sie davon abhalten können.

 

Das Allerletzte, was Daniel Gunn brauchen konnte, war ein Kleinkind, das herumlief und sein perfekt geordnetes Leben durcheinanderbrachte. Als sein kleiner Neffe also mit seinem Kindermädchen – einem ablenkend hübschen Kindermädchen – eintrifft, bittet Daniel sie zu bleiben, um sich um Bobby zu kümmern, ein Vorschlag, der auf mehr als nur ein wenig Widerstand trifft. Ganz egal, was er sagt oder tut, oder wie sehr er versucht, ihr seine kleine Stadt schmackhaft zu machen, Willa ist fest entschlossen, nach New York zurückzukehren. Aber wie kann Daniel ihr zu verstehen geben, dass Bobby sie braucht? Dass er sie braucht? Nicht nur für seinen Neffen, sondern auch für sich selbst.

 

Wenn Daniel auch nur irgendeine Chance haben will, Willa davon zu überzeugen zu bleiben, dann muss dieser Junge vom Lande sie davon überzeugen, dass ihr Herz nicht mehr der Großstadt gehört.

SpracheDeutsch
HerausgeberRelay Publishing
Erscheinungsdatum28. Juli 2022
ISBN9798201398910
Zuhause mit dem Cowboy

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    Buchvorschau

    Zuhause mit dem Cowboy - Leslie North

    1

    In dem Moment, in dem Willa Markson die Tür ihres Mietwagens öffnete, drohten die texanische Hitze und die Luftfeuchtigkeit sie in eine Pfütze zu schmelzen. In New York City konnte es ebenfalls heiß sein, aber es gab nichts, was einem Sommer in Texas gleichkam. Sie schlug irritiert nach einer Mücke.

    Ich werde nicht lange hierbleiben, sagte sie sich zum tausendsten Mal. Ich werde nur Bobby abgeben und dann kann ich zurück in die Zivilisation.

    Bobby Gunn, ihr zweijähriger Schützling, saß auf dem Rücksitz und plapperte fortlaufend etwas über Kühe, während Willa seinen Gurt löste. Willa lächelte, als Bobby auf die Kühe draußen auf der Weide deutete und sie dabei mit seinen dicken Beinchen enthusiastisch kickte.

    „Ja, das sind Kühe, Kleiner, sagte sie. „Und schau mal, dort sind auch Pferde. Bobby kannte den Unterschied zwischen den beiden Tieren nicht, er wusste nur, dass es Tiere waren und dass sie übel rochen, beides Dinge, die das Kind mit seinem ganzen jungenhaften Herzen liebte.

    Als Willa zu dem ausgedehnten Farmhaus hinaufging fragte sie sich einen Moment lang, ob sie zum falschen Anwesen gefahren war, da hier niemand – zumindest niemand Menschliches – zu sehen war. Aber die Hausnummer stimmte, also musste es das richtige Haus sein.

    Obwohl der Garten ordentlich gestutzt und das Haus frisch gestrichen war, konnte sogar Willa erkennen, dass das Haus alt war: ein Fenster hatte einen Sprung in der Ecke, wahrscheinlich von einem Hagelsturm, während die Veranda so drohend quietschte, dass Willa Angst hatte, sie würde durch die Stufen brechen, wenn sie nicht vorsichtig war.

    Sie atmete erleichtert aus, als sich die Eingangstür öffnete und ein Mann heraustrat. Sie blinzelte, als sie seine breiten Schultern, das Grübchen in seinem Kinn und den Stoppelbart auf seinen Wangen betrachtete. Er war gefährlich gutaussehend. Und seine Augen waren so blau, dass ihr Herz stotterte, als sie in ihnen versank. Ihr Herz fuhr mit dem Stottern fort, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, und es war kein angenehmer. Er schaute sie an, als wäre sie ein Käfer, den er dabei ertappt hatte, wie er über seinen Küchenboden huschte.

    Tja, das musste wohl Daniel Gunn sein. Und er sieht überaus erfreut aus, mich zu sehen.

    Willa schluckte und ihr Mund war trocken, als sie zu dem Mann hinaufblickte. Ihre Wangen röteten sich, als ihr bewusstwurde, dass sie ihn anstarrte, ohne auch nur ein Wort gesagt zu haben.

    „Sie müssen Miss Markson sein, sagte der Mann mit einem schweren texanischen Akzent, als er sich Willa näherte. „Ich bin Daniel Gunn. Er streckte seine gebräunte Hand aus und schüttelte ihre mit einem festen Griff; Willa konnte kaum ein Schaudern unterdrücken, als sie seine schwielige Handfläche in ihrer Hand spürte. Daniels Blick wanderte zu Bobby. „Und du musst mein Neffe sein. Howdy, Cowboy."

    Bobbys Plappern verstummte, während er den fremden Mann anstarrte, bevor er sein Gesicht in Willas Schulter vergrub.

    „Er ist etwas schüchtern bei Fremden", erklärte sie, fühlte sich dann sofort schlecht dabei gesagt zu haben, dass Daniel ein Fremder wäre. Willa hatte einen Teil der Geschichte von Bobbys Familie gehört, die sich hauptsächlich um entfremdete Brüder und Onkeln drehte. Jetzt, da Bobbys Eltern tragischerweise vor nur wenigen Wochen bei einem Autounfall gestorben waren, war Daniel Gunn das Einzige, was Bobby geblieben war.

    Willa schluckte die in ihr aufsteigende Traurigkeit hinunter. Sie mochte nur sein Kindermädchen sein, das für seine Eltern Robert und Stacey gearbeitet hatte, aber das Paar war nicht nur ihr Arbeitgeber gewesen, sondern zu Freunden geworden. Stacey im Besonderen hatte Willa unter ihre Fittiche genommen und ihr all ihre Lieblingsplätze in New York gezeigt. Willa lächelte traurig, als sie sich daran erinnerte, dass Stacey Willa zu einem Hotdog bei einem Stand in der Nähe des Times Square eingeladen hatte, der die größten Hotdogs servierte, die Willa je gesehen hatte.

    Genauso, wie sie sich mit Robert und Stacey angefreundet hatte, hatte sich Willa auch voll und ganz in Bobby verliebt.

    Daniel deutete ihr an, ihm ins Haus zu folgen. „Mein Onkel James wollte hier sein, aber er musste erst einige Dinge erledigen. Er wird bald kommen. Hätten Sie gerne Eistee? Es ist ganz schön heiß hier draußen."

    Da sie in Texas aufgewachsen war, wusste Willa, dass es einem Landesverrat gleichkäme, ein Glas süßen, Diabetes-fördernden Eistee abzulehnen, also lächelte sie und sagte, dass sie liebend gern ein Glas hätte. Daniel kam mit zwei Gläsern zurück, gerade als Willa Bobby auf dem Boden im Wohnzimmer absetzte und ihm einige Spielsachen gab, um ihn zu beschäftigen.

    „Danke nochmals, dass Sie ihn den ganzen Weg nach Texas gebracht haben, sagte Daniel, als er ihr das Glas mit süßem Eistee reichte. Er bedeutete ihr, sich zu setzen, und sie setzte sich auf das abgenutzte, jedoch saubere Rauledersofa. „Wir hielten es für das Beste für den Jungen, mit jemandem hierherzukommen, den er bereits kennt.

    „Natürlich. Es tut mir nur so leid, dass es auf diese Art und Weise geschehen musste." Sie schaute auf Bobby, der mit Zügen spielte und sich der Tragödie, die ihn umgab, nicht bewusst war. Obwohl er um seine Eltern geweint hatte, hatte er nur das kindliche Verständnis, dass sie vorübergehend fort waren und bald wiederkommen würden. Willa war sich noch nicht sicher, ob dies ein Segen oder ein Fluch war.

    „Ich habe ein Gästezimmer herrichten lassen, in dem Sie schlafen können", sagte Daniel.

    Willas Augen weiteten sich überrascht. Dachte dieser Kerl wirklich, dass sie hier in diesem Haus, zusammen mit ihm, bleiben würde? Sie würde keinen Tag länger in Texas bleiben, als unbedingt notwendig war. „Ich kann nicht lange bleiben. Ich muss so bald wie möglich nach New York zurückkehren."

    Daniel hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt, beugte sich jedoch bei Willas Worten wieder vor. Sein Stirnrunzeln war furchterregend genug, um Willas Handflächen schwitzen zu lassen.

    „Sie bleiben nicht? Sie wollen meinen Neffen einfach hierlassen, obwohl Sie die einzige Person sind, die er kennt?"

    Willa wurde dunkelrot, Schweißperlen sammelten sich auf ihrer Stirn. Warum war es so heiß hier drinnen? Ein Ventilator blies in der Ecke und wirbelte träge die Luft umher, als wüsste er, dass er gegen einen texanischen Sommer niemals ankommen würde. Sie wünschte, sie könnte Daniel bitten, die Klimaanlage höher zu schalten, aber er sah nach ihrer Ankündigung nicht so aus, als würde er ihr derart entgegenkommen.

    Willa nippte an ihrem Tee, während sie versuchte etwas zu finden, was sie sagen könnte, wobei der Zuckerschock ihre Zähne schmerzen ließ. Sie war mit süßem Tee aufgewachsen, aber wenn man ihn eine Zeit lang nicht getrunken hatte, dann war der erste Schluck immer eine Überraschung. Sie hatte sich an den Eistee des Nordens gewöhnt, der meist ungesüßt und mit einer Zitronenscheibe verziert war − eine Mischung, die Willas Vater für geradewegs blasphemisch gehalten hatte, als er sie vor ein paar Jahren in New York besuchte.

    Während sie nach den richtigen Worten rang, sah sie sich im Raum und bemerkte das Geweih über dem Kamin, ein Fell, das wie ein echtes Bärenfell aussah, die Bilder von Cowboys an den Wänden. Ihre Augen wurden auf eine alte ausgeblichene Stickerei gelenkt. Zuhause ist, wo das Herz ist. Das Herz ist, wo das Zuhause ist. Sie nickte innerlich zustimmend. Je eher sie nach New York zurückkehren würde, desto besser.

    „Es tut mir leid, Mr. Gunn, sagte sie, „aber ich habe etwas super Wichtiges zu erledigen, dessentwegen ich zurückfahren muss. Der Zeitpunkt ist schrecklich, das ist mir bewusst, und es tut mir sehr leid, dass ich nicht länger bleiben kann. Aber Sie sind Bobbys Familie – nicht ich. Ich bin nur sein Kindermädchen.

    „Kindermädchen oder nicht, wir brauchen Sie. Bobby hat bereits seine Eltern verloren und er mag sie. Was kann ich tun, um Sie zu überreden, hierzubleiben?"

    Sein Tonfall ließ keine Argumentation zu und Willa fragte sich, warum er es überhaupt als Frage formuliert hatte. Er sah so starr wie Granit, seine Zähne waren zusammengebissen, seine Augen zusammengekniffen. Wie hatte sie ihn je für gutaussehend halten können? Er sah nicht gut aus – er war unausstehlich und verteufelt stur.

    Willa knirschte frustriert mit den Zähnen. Sie wusste, dass es dieser Mann sicher gut meinte, aber bei Gott dem Allmächtigen, sie konnte nicht hierbleiben! Das Allerletzte, was sie tun wollte, war, in diesem Bundesstaat festzusitzen, aus dem sie bei der ersten sich bietenden Möglichkeit verschwunden war. Sie hatte ihre Heimatstadt vor Jahren verlassen, weil sie nie das Gefühl gehabt hatte, dorthin zu gehören. Sie wollte malen, sich in wunderschönen Kunstwerken sonnen. Die Vorstellung von Kunst beschränkte sich in ihrer Heimatstadt auf ausgeblichene Drucke von texanischen Landschaften und Fotos von Pferden.

    Nachdem sie die Kunsthochschule abgeschlossen und unermüdlich als Kindermädchen gearbeitet hatte, um ihre Rechnungen bezahlen zu können, hatte sie nun die Möglichkeit, eine Position bei einer der renommiertesten Kunstgalerien im Land anzunehmen. Sie würde sich diesen Job nicht durch die Lappen gehen lassen. Sie hatte zu hart daran gearbeitet, an diesen Punkt zu gelangen.

    Da kreischte Bobby und Willa sprang auf, wobei sie beinahe ihr Glas mit dem süßen Tee fallen gelassen hätte, als sie erkannte, dass er kurz davorstand, seinen winzigen Finger in eine Steckdose zu stecken. Warum war diese Steckdose nicht abgedeckt? Erschrocken wurde ihr bewusst, dass keine der Steckdosen abgedeckt war, und als sie sich umsah, stellte sie mit Erschrecken fest, das hier im Haus rein gar nichts Kleinkind-gerecht war. Sie wollte laut stöhnen. Wie konnte sie Bobby guten Gewissens in einem derartigen Haus zurücklassen?

    „Haben sie Abdeckungen für Steckdosen?, fragte sie Daniel, als sie Bobby aufhob, was darin resultierte, dass er ihr aus Protest ins Ohr schrie. „Und haben Sie Schutzgitter für Türen und Treppen?

    Daniel sah sie an, als hätte sie ihn gefragt, ob er gerne Stöckelschuhe trug, so verblüfft war er. Willa musste ein Lachen unterdrücken. Männer!

    „Wovon sprechen Sie? Dieses Haus ist völlig sicher", sagte er.

    „Es war vielleicht vor dreißig Jahren sicher, aber die Dinge haben sich verändert. Sie stellte Bobby wieder auf dem Boden ab, behielt ein Auge auf ihn, während sie im Wohnzimmer umherging. „Ich habe einige Abdeckungen in meiner Tasche. Zum Glück habe ich sie aus New York mitgebracht. Sie hatte geahnt, dass das Haus nicht sicher genug für ein Kleinkind sein würde, und sie war froh darüber, ihrem Instinkt gefolgt zu sein.

    Als Bobby zu krabbeln angefangen hatte, war Robert derjenige gewesen, der penibel alle Steckdosen abgedeckt, Schränke versperrt und Gitter aufgestellt hatte. Es war nicht so, dass es Stacey nicht wichtig gewesen wäre – ganz im Gegenteil. Aber sie war der Typ, der nicht immer an die Details dachte, was der Grund dafür war, warum Robert so gut zu ihr gepasst hatte. Willa lächelte bei dem Gedanken daran, wie Robert mit Taschen voller Kindersicherungen und dergleichen nach Hause gekommen war und das Haus zum Kinder-sichersten Haus aller Zeiten verwandelt hatte.

    Willa fing damit an, alle Steckdosen abzudecken und Türen zu Zimmern zu schließen, in denen sie Möbel sehen konnte, die höchstwahrscheinlich nicht an der Wand befestigt waren. Sie runzelte die Stirn, als sie sah, dass die Treppe, die neben der Küche und hinter dem Wohnzimmer lag und in den Keller führte, keine Tür hatte, nur Stufen, die in die Dunkelheit führten. Sie würden ein Schutzgitter anbringen müssen, und zwar pronto, wie Robert so gern gesagt hatte. „Sie müssen ein oder zwei Schutzgitter kaufen, sagte sie. „Können Sie die in der Stadt bekommen?

    „Woher soll ich das wissen? Daniel hörte sich irritiert an, aber als Bobby auf ihn zukam und seine Knie tätschelte, verwandelte sich sein Stirnrunzeln in ein Lächeln. Er schaute hinunter, um Bobbys weit aufgerissenem Blick zu begegnen, und zerzauste die Haare des Jungen. „Er sieht genau wie Robert aus.

    Die Traurigkeit in seiner Stimme zerrte an Willas Herz, aber sie ignorierte es. Während sie damit fortfuhr, das Haus – welches, angesichts all des Olivgrüns und der gedämpften Brauntöne überall, aussah, als wäre es in den siebziger Jahren eingerichtet und nie modernisiert worden – Kinder-sicher zu machen, lief Daniel hinter ihr her, dicht gefolgt von dem wackeligen Bobby, dessen kleine Finger sich an Daniels Hosenbein festhielten.

    „Miss Markson, ich sehe, dass Ihnen dieser kleine Lümmel genauso am Herzen liegt wie uns. Wie könnten wir uns mit diesem Kindersicherheitszeug so gut auskennen wie Sie? Zwei Junggesellen wissen genauso viel über Kleinkinder, wie Pferde über die Malerei."

    Willa unterdrückte ein Schnauben, seufzte dann aber, als sie Kabel vom Boden aufhob und auf einen nahestehenden Tisch legte. „New York ist mein Zuhause. Ich muss zurück."

    Willa bedeckte einen herausragenden Nagel mit einem klebrigen Schaum, den sie während ihres Herumstöberns in einer Schublade in der Küche gefunden hatte, und fand sich nun auf der Schwelle zum größten Zimmer im Haus wieder. Es war eindeutig das Hauptschlafzimmer und roch nach Leder. Das Bett war ordentlich gemacht, die Steppdecke ausgeblichen, aber eindeutig mit großer Begabung bestickt. Sie sah Jeans im Schrank hängen – Jeans und mehr Jeans und noch mehr Jeans – und sie hätte darauf wetten wollen, dass sie auch einige Stetson-Hüte und Cowboy-Stiefel darin finden würde.

    „Ich kann mein Schlafzimmer selbst machen", murmelte Daniel hinter ihr.

    Sie zuckte zusammen, ihr Herz trommelte wild. Sie drehte sich um, um Daniel anzuschauen, der nun direkt hinter ihr stand. In dem gedämpften Licht des Korridors betrachtete sie seine dunklen Augen. Du lieber Himmel, sie hatte keine Zeit, um einen zwar gutaussehenden, aber bärbeißigen Cowboy anzuhimmeln!

    „Natürlich", stotterte sie. Sie reichte ihm die restlichen Abdeckungen für die Steckdosen. Sie hob Bobby auf, bevor er in Daniels Zimmer Unfug anrichten konnte, dann rümpfte sie die Nase, als sie den Hauch eines Problems roch.

    „Zeit für einen Windelwechsel. Wo soll ich sie wechseln?", fragte sie.

    Daniel blinzelte und rieb sich den Nacken. „In seinem Zimmer ist ein Wickeltisch. Sie ging in Richtung des Korridors, aber mit seinen nächsten Worten stoppte er sie. „Aber er ist immer noch in seiner Verpackung. Die Kühe mussten auf die Weide gebracht werden, nachdem ich das Gitterbett zusammengebaut hatte, also hatte ich noch keine Gelegenheit, den Wickeltisch aufzubauen. Ähm, wie wäre es mit dem Badezimmer?

    Sie verdrehte die Augen. „Das Wohnzimmer reicht aus." Sie wollte sich nicht mit einem um sich tretenden Kleinkind auf den harten Boden des Badezimmers setzen.

    Willa hörte, wie Daniel sich in seinem Schlafzimmer bewegte, und sobald sie mit Bobbys Windel fertig war, lief der Junge direkt zu dieser verflixten Kellertreppe. Sie musste sie sofort blockieren, hob Bobby auf und dachte mit gerunzelter Stirn nach. Was konnte sie verwenden, um Bobby von der Treppe fernzuhalten?

    Sie erinnerte sich an die Küchenstühle und daran, einen kleinen Beistelltisch im Wohnzimmer gesehen zu haben und beschloss, dass sie daraus etwas machen könnte. Sie lenkte Bobby mit einigen Spielsachen ab, bevor sie eine Wand aus Möbeln baute: sie legte die Stühle aneinander und stellte den Tisch verkehrt herum darauf. Es war ein bisschen wie mit Lego spielen, aber Willa lächelte triumphierend, als Bobby zur Treppe lief, versuchte, um die Blockade herumzukommen und es nicht schaffte.

    „Sieht so aus, als würde es funktionieren", sagte sie.

    Genau in diesem Moment öffnete sich die Eingangstür. „Hallo?", rief eine, ihr unbekannte, männliche Stimme.

    Willa kehrte ins Wohnzimmer zurück, mit Bobby an der Hand, als ein Mann eintrat, der so aussah, als wäre er Mitte sechzig.

    Er hob seinen Hut, wie ein Gentleman vergangener Tage und sagte: „Sie müssen Miss Markson sein. Ich bin James Gunn, Daniels Onkel."

    Willa streckte ihre Hand aus. „Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Das ist Bobby. Bobby, das ist dein anderer Onkel. Kannst du hallo sagen?"

    Bobby versteckte sich wieder hinter ihrem Bein, aber Onkel James‘ freundliches Gesicht zerknitterte sich nur mit einem Lächeln.

    „Keine Angst, Miss. Er kennt mich nicht und ich habe ein derart faltiges altes Gesicht, dass ich sicher bin, jeden kleinen Burschen zu erschrecken, der mich ansieht."

    Im Gegensatz zu Daniel brachte Onkel James Willa sofort dazu, sich zu entspannen. Wahrscheinlich deshalb, weil er alt genug war, um ihr Vater zu sein.

    „Was bedeutet all der Lärm hier?", fragte Daniel, als er endlich wieder aus seinem Schlafzimmer auftauchte.

    Willa versteifte sich. So viel zum Thema Entspannung, dachte sie.

    2

    Als Onkel James Daniel erzählt hatte, dass Roberts Kindermädchen ihnen Bobby aus New York bringen würde, hatte Daniel erwartet, dass diese Frau alt und grau sein würde, so wie Kindermädchen es sein sollten.

    Aber als Daniel aus dem Haus getreten war, um diese Miss Markson zu begrüßen, hatte er festgestellt, dass sie nicht alt und grau war. Sie war jung und hübsch – das Allerletzte, was er brauchen konnte.

    Als Onkel James sich vorstellte, musterte Daniel Willas Äußeres noch einmal. Sie hatte wilde schwarze Locken, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Einige Strähnen hatten sich mittlerweile gelöst und kringelten sich um ihr Gesicht. Sie hatte helle Haut, obwohl Daniel die Sommersprossen auf ihrer Nase und ihren Wangen erkennen konnte, sogar aus der Entfernung, aus der er sie betrachtete. Mit ihrem Knospen-artigen Mund und leuchtenden braunen Augen war sie die Definition von hübsch.

    Das Letzte, was er nötig hatte, war eine hübsche Frau in seiner Nähe, die ihn ablenkte. Warum konnte sie nicht irgendeine alte verrunzelte Jungfer mit einer scharfen Zunge sein, anstatt eine junge Schönheit?

    Als Willa mit dem Finger auf etwas deutete, sah Daniel, dass sie ihre Nägel in einem lächerlichen Lila und die Spitzen violett lackiert hatte. Was für eine Frau nahm sich die Zeit, ihre Nägel in zwei verschiedenen Farben zu bemalen? Daniel hatte noch nie zuvor so eine kennengelernt, so viel stand fest.

    Da fing Bobby an, etwas zu sagen, was sich für Daniel wie reines Kauderwelsch anhörte, aber Willa schien den kleinen Jungen perfekt zu verstehen.

    Sie hob ihn auf, zeigte auf Daniel und sagte: „Das ist dein Onkel Daniel, erinnerst du dich? Und das ist dein Großonkel James. Sie werden sich um dich kümmern und dich so sehr liebhaben."

    Bobby starrte Daniel an – es war, als würde er in Roberts Augen blicken. Daniels wurde schwer ums Herz. Er und Robert waren seit Jahren entfremdet gewesen und Daniel hatte seinen Neffen nie kennengelernt. Jetzt würde er niemals die Gelegenheit bekommen, seinem Bruder zu sagen, dass es ihm leidtat, dass der ganze Streit dumm gewesen war. Sinnlos. Bedauern nagte zur gleichen Zeit an Daniel, als er schwor, sich so gut wie möglich um den Sohn seines Bruders zu kümmern. Bobby hatte sich nichts anderes verdient.

    Daniel fragte sich, was man zu einem Kleinkind sagen sollte. Seine Erfahrung mit kleinen Kindern war begrenzt. Er mied sie meist, wenn es möglich war. Er fand, dass es viel einfacher war, sich mit Pferden und Hunden zu unterhalten.

    Bobby starrte mit einem beunruhigend fragenden Blick zu ihm hinauf. Dann drehte er seinen Kopf, vergrub ihn in Willas Schulter und steckte seinen Daumen in den Mund.

    „Es ist ein langer Tag für ihn gewesen, sagte Willa. „Er ist normalerweise viel gesprächiger. Nicht wahr, Kleiner? Hier − geh zu deinem Onkel.

    Und plötzlich reichte Willa Bobby an Daniel weiter und obwohl Daniel beinahe nein gesagt hätte, streckte er fast automatisch seine Hände aus, um die Last zu empfangen. Der Junge war schwerer, als er erwartete hatte, und roch nach Babypuder.

    Bobby riss die Augen auf und als seine Unterlippe sich vorschob, sagte Daniel die ersten Wörter, die ihm in den Sinn kamen. „Nicht weinen, Kleiner. Es gibt keinen Grund zur Aufregung."

    Aus irgendeinem Grund brachte das nur Bobbys Lippen zum Zittern, dann kam ein lautstarker Schrei aus seinem Hals. Daniel zuckte zusammen. Er hatte noch nie etwas derartig Lautes aus etwas derartig Kleinem kommen gehört.

    Das Gebrüll ging weiter, dann nahm Willa den Jungen mit einem um Entschuldigung bittenden Blick aus seinen Armen. „Es tut mir so leid, sagte sie, während sie Bobbys Rücken massierte. „Er braucht wahrscheinlich ein Schläfchen. Normalerweise schläft er erst in ungefähr zwei Stunden, aber es war ein derart verrückter Tag …

    Als Willa Bobby beruhigte und sich die Tränen des Jungen in Schluckauf verwandelten, bemerkte

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