Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabetes: Für Diabetesberatung und -schulung
()
Über dieses E-Book
Die effektivste und kosteneffizienteste Behandlung bei Diabetes Typ 2:
Ernährungstherapie
Konkrete Ernährungsempfehlungen zu über 30 Lebensmitteln und Lebensmittelgruppen
- Schluss mit altertümlichen Empfehlungen – bringen Sie Ihr Wissen auf den neuesten Stand
- Essen und Trinken bei Typ-2-Diabetes – wie oft und wie viel
- Zusammenhänge und Wechselwirkungen: Körpergewicht, Insulinresistenz, NAFLD …
- Was gilt und ist relevant: BE, Glykämischer Index, Glykämische Last …
- Süßungsmittel: Welche sind vorteilhaft und welche schaden
Die erfolgreiche Diabetesberatung
- Kommunikationsregeln im Diabetes-Beratungsgespräch
- Motivationsfallen in der Ernährungsberatung
- Wünsche und Anforderungen realisieren
- Praxisbeispiele: Auf dem Weg zu einem guten Klienten-Therapeuten Verhältnis
Klar strukturiert, gut verständlich, anwendungsbezogen mit
- Kernaussagen für Schnellleser
- Mythen & Fakten
- Merksätzen
- Expertentipps für die tägliche Praxis
Auf Basis der aktuellen Forschungsergebnisse
- wissenschaftlich belegt
- entsprechend nationaler und internationaler Leitlinien
- Datengrundlage: Systematisches PubMed Review mit aktuellen Studienergebnissen
- Evidenz – verständlich interpretiert
Für alle, die Ihre Patienten bestmöglich beraten wollen:
Diabetesberaterinnen und -assistentinnen, Ökotrophologen, Diätassistentinnen/Diätologinnen, Ernährungsberater, Diätköche, Diabetologen, Allgemeinmediziner, Internisten, Gynäkologen …
Auch als Empfehlung für Ihre Patienten, die etwas mehr wissen wollen.
Ähnlich wie Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabetes
Ähnliche E-Books
Ernährung und Fasten als Therapie Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Diabetes. Kompakt-Ratgeber: Symptome und Ursachen - Testverfahren und Therapien - Wirksame Selbsthilfemaßnahmen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiabetes 1x1: Diagnostik, Therapie, Verlaufskontrolle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBOT - Basal(insulin) unterstützte orale Therapie bei Diabetes mellitus Typ 2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInsulintherapie bei Typ 2 Diabetes - Pathophysiologisch begründete Therapie mit Insulin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlutdruck optimal - In drei Schritten zur besseren Gesundheit: Ein erprobtes Konzept. Der Video-Kurs von besten Experten gratis dazu ! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBluthochdruck: Therapie ohne Nebenwirkungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Vollwertweg: - verworfen - wiederentdeckt - richtiggestellt - rehabilitiert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFit wie ein Diabetiker: Messen! Essen! Laufen! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychosoziale Aspekte der Adipositas-Chirurgie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKräuter Zur Behandlung Von Diabetes: Die Nützlichsten Heilkräuter Zur Behandlung Von Diabetes Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiabetes-Handbuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFit wie ein Diabetiker: So besiegen Sie Ihren Lifestile-Diabetes Natürlich ohne Medikamente Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWirksamkeitsgeprüfte Komplementär-Onkologie: zur Vorbeugung, Therapie und Nachsorge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErnährungsstörungen: Essen - Trinken - Sondenkost Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErnährungsmedizin Pädiatrie: Infusionstherapie und Diätetik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStoffwechselstörung HPU: Diagnose, Vitalstoffe und Entgiftung bei Hämopyrrollaktamurie Für Patienten und Therapeuten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiabetes & Prä-Diabetes: Quintessenz und Prävention: Quintessenz und Prävention Über den Tellerrand hinaus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBluthochdruck? - Vergessen Sie Medikamente - Mit natürlichen Heilverfahren die Hypertonie senken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesund mit basischer Ernährung Band 2: Entgiften und Darmsanierung / Basenfasten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeal Your Heart - Eat Smart: Das Eat-To-Live-Programm zum Vorbeugen und Heilen von Herzkrankheiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiabetes mellitus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiabetes-Therapie – informiert entscheiden: Patientenzentriertes und fallbasiertes Vorgehen über Leitlinien hinaus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiabetes mellitus: Geißel der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIntegrative Medizin: Evidenzbasierte komplementärmedizinische Methoden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFlexi-Carb: Mediterran genießen, Lebensstil beachten – Kohlenhydrate anpassen, schlank und gesund bleiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRheuma: Naturheilkundliche Rezepte gegen Gicht und Arthrose, Arthritis, Rücken- und Gelenkschmerzen und Osteoporose Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFortschritte in der Therapie des Typ 2-Diabetes mit oralen Antidiabetika: Fokus Inkretinkonzept Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychodiabetologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlutdruck-Lügen der Medizin: Das Schlucken von Medikamenten ist keine Lösung – sondern verlängert Probleme und schafft neue Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Medizin für Sie
Gendermedizin: Warum Frauen eine andere Medizin brauchen: Mit Praxistipps zu Vorsorge und Diagnostik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSprachbausteine Deutsch B2-C1 Medizin Fachsprachprüfung (FSP): 10 Übungen zur FSP-Prüfungsvorbereitung mit Lösungen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Heilung für Körper, Geist und Seele: Gesundheit aus ganzheitlicher Sicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Traumdeutung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gesunde Prostata, sexuelle Spannkraft: Ein illustriertes Handbuch körperlicher und energetischer Übungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLaufen Sie mit Arthrose der Operation davon!: So wird Arthrose zur Arthritis/Sogar erhöhtes Sterberisiko/Neuer Knorpel durch Anti-Arthrose-Trio Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPsychiatrie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKopfsache jung: Anti-Aging mit der Kraft der Gedanken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProphylaxen in der Pflege: Anregungen für kreatives Handeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Zeitalter der Einsamkeit: Über die Kraft der Verbindung in einer zerfaserten Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Geheimnisse der Visualisierung nutzen lernen Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Warum schlafen Männer nach dem Sex immer ein?: Medizinisch korrekte Antworten auf skurrile Alltagsfragen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFallbuch Anatomie: Klinisch-anatomische Fälle zum Präparierkurs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCompendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Der geheimnisvolle Patient: Rätselhafte Krankheitsfälle und wie sie aufgeklärt wurden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGynäkologie, Geburtshilfe und Neonatologie: Lehrbuch für Pflegeberufe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas indoktrinierte Gehirn: Wie wir den globalen Angriff auf unsere mentale Freiheit erfolgreich abwehren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerzrhythmusstörungen: Kitteltaschenbuch zur Diagnostik und Therapie der rhythmogenen klinischen Notfälle Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHirnforschung - Eine Wissenschaft auf dem Weg, den Menschen zu enträtseln: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen...Als die Noten laufen lernten...Band 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil. Unterhaltungsmusik bis 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKörperbewusstsein: Die Kunst der Entspannung in der Anspannung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngst frisst Seele: Wie wir uns von (ir)realen und geschürten Ängsten befreien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEpigenetik für Anfänger. Wie die Epigenetik unser Verständnis von Struktur und Verhalten des biologischen Lebens auf der Erde revolutionieren kann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Orgon-Energie-Akkumulator: und weitere Orgongeräte nach Wilhelm Reich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCannabis Mythen - Cannabis Fakten: Eine Analyse der wissenschaftlichen Diskussion Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabetes
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabetes - Helmut Nussbaumer
Helmut Nussbaumer
Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-DiabetesFür Diabetesberatung und -schulung
Vorwort von Markus BraunMartin BraunGoran Tomašec
Mit 47 farbigen Abbildungen
Mit Geleitworten von Markus und Martin Braun sowie Goran Tomašec
../images/467114_1_De_BookFrontmatter_Figa_HTML.pngHelmut Nussbaumer
Tittmoning, Deutschland
ISBN 978-3-662-57807-0e-ISBN 978-3-662-57808-7
https://doi.org/10.1007/978-3-662-57808-7
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral.
Fotonachweis Umschlag: © Visions-AD, adobe.stock
Umschlaggestaltung: deblik Berlin
Springer ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer-Verlag GmbH, DE und ist ein Teil von Springer Nature.
Die Anschrift der Gesellschaft ist: Heidelberger Platz 3, 14197 Berlin, Germany
Geleitwort aus Deutschland
../images/467114_1_De_BookFrontmatter_Figb_HTML.jpgDr. med. Markus Braun
../images/467114_1_De_BookFrontmatter_Figc_HTML.jpgDr. med. Martin Braun
6,7 Millionen an Diabetes erkrankte Deutsche (davon 95 % Typ-2-Diabtetiker) mit 2- bis 3-fach erhöhtem kardiovaskulärem Risiko – das ist die aktuelle Bestandsaufnahme des Deutschen Gesundheitsberichts Diabetes 2018. Angesichts dieser Zahlen kann die Bedeutung interprofessioneller Behandlungsstrategien zum Management dieser epidemischen Erkrankung (auch aus gesundheitsökonomischer Sicht) gar nicht genug betont werden.
Der Typ-2-Diabetes weist eine relativ klare Ätiologie auf: Übergewicht führt zu Insulinresistenz, diese später zu Hyperglykämie und zur Fettakkumulation und letztlich über Entzündungsmediatoren zur Arteriosklerose. Glücklicherweise ist in den letzten Jahren zumindest von den verschiedenen Behandlern und ihren Verbänden (seien es Internisten, Diabetologen, Diabetesberater/innen, Ernährungsberater/innen oder Diätassistent/innen) in zunehmendem Maße erkannt worden, dass eine medikamentöse Therapie (sei es mit oralen Medikamenten oder Insulin) nie das Optimum sein kann, sondern dass am Anfang und im Zentrum einer jeden Behandlung die Gewichtsreduktion und somit die Ernährungs- und Bewegungstherapie stehen muss. Leider ist gesundheitspolitisch immer noch ein eklatantes Missverhältnis der Kosten für Diabetesmedikamente zu den Kosten zur Förderung der Lebensstilintervention zu beklagen.
Doch wie kann die Ernährungsberatung ihrer heutigen enormen Bedeutung wissenschaftlich gerecht werden? Selbstverständlich sollte sie, wie alle Disziplinen der Medizin, auf Grundlage empirisch nachgewiesener Wirksamkeit getroffen werden – also nach den Kriterien der „evidence-based medicine (EBM). Hier zeigt sich die Ernährungsmedizin zwar auf den ersten Blick als „schwieriges Kind
, weil sie sich naturgemäß selten auf den „Goldstandard" der EBM, nämlich die randomisierten Interventionsstudien, stützen kann. Trotzdem sind in den letzten Jahren eine Reihe sorgfältig durchgeführter Beobachtungsstudien publiziert worden, auf deren Grundlage zumindest eine bestmögliche Evidenz angenommen werden kann.
Und hier setzt das vorliegende Buch von Helmut Nussbaumer an. Er zeigt im 1. Teil auf Grundlage intensiver Literaturrecherche eine Bestandsaufnahme der aktuellen wissenschaftlichen Evidenz auf, auf die sich eine fundierte Ernährungsberatung stützen kann (der 2. Teil befasst sich mit Schulungspädagogik). Hierbei legt der Autor zu Recht viel Wert auf die Beschreibung eines bedeutenden Paradigmenwechsel in der Ernährungsmedizin der letzten Jahre: von „low fat zu „low carb
. Auch räumt das Buch mit einigen Mythen in der in diesem Bereich leider stark belasteten Disziplin auf. Zuletzt lässt der Autor die auf Evidenz überprüften Fakten in 10 Ernährungsregeln für Menschen mit Typ-2-Diabetes münden. Hervorzuheben ist ein eigenes Kapitel über die Limitationen des vorliegenden Buches, sozusagen eine abschließende Überprüfung der eigenen Vorgehensweise und des Umgangs mit der verwendeten Primärliteratur. Eine Ehrlichkeit, die man bei Monographien dieser Art mit ihrem oft apodiktischen Duktus selten antrifft.
Als Ärzte in einer großen diabetologischen Schwerpunktpraxis mit vielen tausend behandelten und geschulten Patienten blicken wir zusammen mit unseren Diabetes- und Ernährungsberater/innen auf 20 Jahre Diabetologie und Ernährungsmedizin zurück. Wir sind uns einig, dass der Stellenwert der ernährungsbasierten Diabetesberatung und der entsprechenden Schulungspädagogik nie höher war als heute und dass das vorliegende Werk von Helmut Nussbaumer dazu beitragen kann, in der vorherrschenden Heterogenität sich widersprechender Theorien und Empfehlungen verlässliche Orientierung zu finden.
Drs. med. Markus und Martin Braun
Burghausen, 6. Mai 2018
Geleitwort aus Österreich
../images/467114_1_De_BookFrontmatter_Figd_HTML.jpgDr. med. Goran Tomašec
Als ich von Helmut Nussbaumer die Anfrage bekam, ein Vorwort zu seinem Buch Ernährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabetes zu schreiben, fragte ich mich: Wie legt er dieses wichtige Thema in seinem Buch an?
Historisch gesehen fällt mir dazu Apollinaire Bouchardat ein, einer der ersten Diabetologen, der sich schon im 19. Jahrhundert mit möglichen Therapieansätzen zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 beschäftigt hat. Bestärkt durch seine Forschungsergebnisse empfahl er eine Reduktion von stärkehaltigen Nahrungsmitteln. Er beobachtete, dass Patienten, die Lebensstilmaßnahmen ergriffen, eine Verbesserung der metabolischen Kontrolle erzielen konnten. Dies hat er infolge in seinem Buch De la Glycosurie ou diabète sucré, son traitement hygénigue veröffentlicht. Ein weiterer Pionier in der Diabetologie, Elliot P. Joslin, fasste die Ergebnisse von 1000 seiner eigenen Fälle in seiner 1916 erschienene Monographie The Treatment of Diabetes Mellitus zusammen, in der er eine um 20 % geringere Sterblichkeit bei Patienten beobachtete, die sich an einen strengen Mahlzeiten- und Sportplan hielten.
Der Diabetes mellitus Typ 2 hat sich zu einer Epidemie entwickelt, und die WHO sieht in der Krankheit Diabetes mellitus Typ 2 eine globale Bedrohung. Deshalb ist es umso wichtiger, sich eingehender mit der Wurzel der Erkrankung auseinanderzusetzen.
In meiner langjährigen Beschäftigung als Internist und Diabetologe sowie seit 6 Jahren Tätigkeit als Ärztlicher Leiter eines Rehabilitationszentrums für Stoffwechselerkrankungen sehe ich in der Einhaltung der Ernährung wie auch in regelmäßiger körperlicher Aktivität die „2" Grundsäulen der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2. Damit können massive Verbesserungen in Bezug auf Blutzuckerwerte, Blutdruckwerte, Lipide und auch eine Reduktion des Körpergewichts erzielt werden (unter Beibehaltung, mitunter sogar Reduktion der medikamentösen Therapie).
Helmut Nussbaumer hat eine langjährige Erfahrung in der Diabetologie als anerkannter Diätologe, Diabetesberater sowie Gesundheitspädagoge. In seinem Buch spannt er im 1. Teil den Bogen über die Empfehlungen zu allen Lebensmitteln und auch so genannten Genussmitteln wissenschaftlich belegt bis hin zu praktischen Umsetzungsempfehlungen.
Im 2. Teil kommt ein nicht minder wichtiger Part zur Sprache, nämlich die Diabetesberatung. Wie erreicht man den Patienten? Diese Frage stellt sicher einen wichtigen Eckpunkt in der Behandlung dar.
Das Lesen dieses Buches ist spannend, wissenserweiternd und gerichtet an alle, die sich mit Diabetes beschäftigen und Patienten schulen. Es zeigt eine hervorragende Aufarbeitung der derzeitigen evidenzbasierten Ernährungsempfehlungen in der Diabetologie.
Dr. med. Goran Tomašec
Hallein, 9. Mai 2018
Vorwort
Menschen mit Diabetes beschäftigen sich häufig mit der Frage: „Was und wie viel davon kann ich essen, um meinen Blutzuckerspiegel positiv zu beeinflussen?" Eine exakte und pauschale Antwort auf diese Frage kann es nicht geben. Vielmehr müssen solche Entscheidungen individuell und täglich aufs Neue getroffen werden. Daher ist es unerlässlich, Betroffene zur Planung der Ernährungstherapie an Fachkräfte mit entsprechender Qualifikation in der Diabetologie zu überweisen. Diese Maßnahme geht laut der American Diabetes Association (ADA) mit einer HbA1c-Senkung von bis zu 2 % einher und übertrifft somit die Wirkung zahlreicher Medikamente.
Mit einer geeigneten Ernährungsintervention den Typ-2-Diabetes (T2DM) zu behandeln, ist seit jeher bekannt. Als Basistherapie stehen Schulungen zum Ess- und Bewegungsverhalten an erster Stelle der Nationalen Versorgungsleitlinie. Dennoch werden diese natürlichen Behandlungsoptionen im Vergleich zur medikamentösen Therapie zumeist hintenangestellt. Die Ergebnisse der im Jahr 2017 publizierten „DiRECT"-Studie (Diabetes Remission Clinical Trial) zeigten, dass etwa die Hälfte der Betroffenen durch eine Lebensstilintervention – ganz ohne medikamentöse Behandlung – nach 12 Monaten symptomfrei war. Die Kalorienrestriktion bewirkte eine signifikante Abnahme der Verfettung von Leber und Bauchspeicheldrüse. Außerdem konnte eine zunehmende Verbesserung der Insulinresistenz festgestellt werden.
Aktuelles Wissen löst die konventionellen fettreduzierten Ernährungskonzepte der vergangenen Jahrzehnte allmählich ab. Dogmen, die früher als unantastbar galten, werden von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen verdrängt. So wurde beispielsweise die Kohlenhydratreduktion als probate Gewichtsreduktionsmaßnahme in Leitlinien aufgenommen und das Nahrungscholesterin nicht mehr als bedenklicher Nährstoff eingestuft. Umso mehr verwundert es, dass immer wieder von einer fettreduzierten und kohlenhydratbetonten Ernährung als optimale Diabeteskost die Rede ist. Mehr Fett könne demnach sogar den Cholesterinspiegel und damit das Risiko für eine koronare Herzerkrankung (KHK) erhöhen. Von einer kohlenhydratarmen Ernährungsweise wird in einigen Artikeln explizit abgeraten. Allerdings stammen diese Ernährungsempfehlungen zur Behandlung und Prävention des Diabetes mellitus aus dem Jahr 2005.
Verdutzt von den widersprüchlichen Aussagen, einerseits die Kohlenhydrate zu reduzieren und andererseits eine kohlenhydratbetonte Kost zu propagieren, befasste ich mich in den vergangenen Jahren intensiv mit der folgenden Fragestellung: „Welche Ess- und Trinkempfehlungen gebe ich Menschen mit T2DM in der Diabetesberatung?"
Die sich in wesentlichen Aspekten widersprechenden Theorien und Empfehlungen zur Diabetesernährung verunsichern nicht nur Health Care Provider (HCP), sondern insbesondere auch Erkrankte und deren Angehörige. Wie aber hat sich die wissenschaftliche Datenlage zur Ernährung für Menschen mit T2DM in den letzten Jahren entwickelt? Dieses Buch richtet sich mit prägnanten Antworten an all jene, die ihr Fachwissen auf den neuesten Stand bringen möchten.
Dazu ist das Buch in zwei große Abschnitte gegliedert.
Der erste, ernährungsmedizinische Teil befasst sich überwiegend mit dem Thema: „Welche Ernährungsinhalte schule ich?"
Schulung sollte immer auf der Basis von wissenschaftlich gesichertem Wissen, also evidenzbasiert, durchgeführt werden. Der Status quo des aktuellen Forschungsstandes wird aufgezeigt.
Um eine aussagekräftige Antwort auf die Frage zu erhalten, habe ich im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit in der weltweit größten medizinischen bibliographischen Datenbank PubMed eine systematische Literaturrecherche durchgeführt. Hierbei konnte ich wissenschaftliche Daten zu über 30 Lebensmitteln und Lebensmittelgruppen zusammenfassen und gemäß den Leitsätzen guter wissenschaftlicher Arbeitsweisen für Sie als Leserinnen und Leser verständlich aufbereiten und synthetisieren. Die Transparenz und Aufrichtigkeit der Daten soll dem wahren Erkenntnisgewinn dienen und einheitliche wissenschaftliche Aussagen zu Essen und Trinken in der Diabetesberatung sicherstellen.
Eine Übersicht über die gegenwärtigen Ernährungsstudien, Vergleiche von neuen Empfehlungen mit früheren Leitlinien und die Aufklärung über Fakten und Mythen sind ebenso Bestandteil dieses Buches wie die nützlichen Praxistipps für Menschen mit T2DM. Anregende Zusätze wie Zitate oder Bilder dienen dazu, die Verständlichkeit und die Merkfähigkeit zu fördern.
Der zweite, praktisch orientierte Teil des Buches beschäftigt sich mit der Frage: „Wie schule ich verhaltensorientiert?"
Dieser Bereich ist empirisch aufgebaut und entspricht eher einer methodisch-systematischen Sammlung von Daten zur Diabetesberatung und -schulung. Themen wie Motivation, Kommunikation, Verhaltensänderung oder der Umgang mit schwierigen Situationen werden deutlich beschrieben. Hierbei habe ich auf einschlägige Literatur ebenso zurückgegriffen wie auf erlerntes Wissen aus dem Studium der Gesundheitspädagogik. Zugleich fließen 20 Jahre praktische Schulungserfahrung mit ein. Kasuistik und Praxisbeispiele zum didaktisch sinnvollen Aufbau eines Diabetesseminars bzw. der Einzelberatung runden den anwendungsbezogenen Part des Buches ab.
Das Werk stellt ein Bindeglied zwischen Wissenschaft und Praxis in der Diabetesberatung dar. Betroffene und deren Angehörige können sich über die verständlichen Kurzzusammenfassungen ebenso ein Bild zur evidenzbasierten Ernährungstherapie bei T2DM verschaffen wie Expertinnen und Experten aus dem Fachgebiet. Die Möglichkeit, Details zu den Aussagen nachzulesen und die entsprechende Quelle zu bestimmen, ist im jeweiligen Kapitel unter „Anwendungsbezogene Wissenschaft" stets gegeben. Möchte die Leserin oder der Leser Zeit sparen, so sind die Kernaussagen über die Nahrungsmittel den entsprechenden Kurzkommentaren zu entnehmen. Zahlreiche Tipps zur praktischen Gestaltung von Einzel- und Gruppenberatungen sollen kreative Anstöße zur Weiterentwicklung der persönlichen Handhabung liefern.
Abschließend möchte ich meiner lieben Familie für ihre großartige Unterstützung herzlich danken und mich für die unzähligen Stunden entschuldigen, in denen sie in den vergangenen 3 Jahren auf mich verzichten mussten. Jeder Mensch hat 24 Stunden am Tag zur Verfügung, nicht mehr und nicht weniger. Kein Mensch kann Zeit kaufen, lagern oder anhalten. Was zählt, ist der richtige Umgang mit ihr. Ein Fachbuch berufsbegleitend zu schreiben, ist sehr zeitintensiv, aber auch besonders lehrreich.
Zudem gilt mein besonderer Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Springer-Verlags sowie den geschätzten Kolleginnen und Kollegen, die mich mit ihrer kontinuierlichen Unterstützung sowie ihren konstruktiven Anregungen beim Verfassen dieses Buches wesentlich weitergebracht haben.
Lernen bedeutet Veränderung! Hierin liegen nicht nur Chancen, sondern häufig auch die größten Schwierigkeiten, sich weiterzuentwickeln. Die Vermittlung der Sinnhaftigkeit einer Ernährungsintervention soll die Umstellung erleichtern und dazu führen, neues Wissen impliziert ablaufen zu lassen.
Der Diabetesberatung und -schulung als Selbstmanagementansatz kommt künftig ein noch stärkerer Stellenwert zu, und dieses Buch soll die Grundlage hierfür bieten. Ich hoffe, mit diesem Lehrbuch zu einem angeregten Fachdiskurs beizutragen, bedanke mich bei Ihnen als Leserinnen und Lesern und freue mich über Ihre konstruktive Rückmeldung (gerne unter: ► www.diabetesernaehrung.com ).
Helmut Nussbaumer
Tittmoning, 28. Juni 2018
Abkürzungen
ADA
American Diabetes Association
AGE
Advanced glycation end product
AHA
American Heart Association
AID
Allgemeiner Informationsdienst (Ernährungsmedien)
Apo B
Apolipoprotein B (Hauptproteinbestandteil der Low Density Lipoproteine)
AS
Aminosäure
ASBs
Artificially Sweetened Beverages (Light-Getränke)
AUC
Area under the curve
BE
Broteinheit
BIA
Bioimpedanzanalyse (anerkannte Messmethode zur Ermittlung der Körperzusammensetzung)
BMGF
Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (in Österreich)
BMI
Body-Mass-Index
BS
Ballaststoffe
BU
Bauchumfang
BZ
Blutzucker
Ca
Calcium
CAB-Direkt
wissenschaftliche Datenbank
CCK
Cholecystokinin (Sättigungshormon)
CPD
Continuing Professional Development (Berufliche Fortbildung)
C-Peptid
Connecting Peptide (Nebenprodukt der Insulinproduktion)
CRP
C-reaktives Protein (Entzündungsparameter)
DAG
Deutsche Adipositas Gesellschaft
DAPM
Deutsche Akademie für Päventivmedizin
DASH
Dietary Approaches to Stop Hypertension
DDG
Deutsche Diabetes Gesellschaft
DGE
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
DGIM
Deutsche Gesellschaft für innere Medizin
DHA
Docosahexaensäure (Omega-3-Fettsäure)
DIfE
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
DKD
Diabetic Kidney Disease
DM
Diabetes mellitus
DMP
Disease Management Program
DNL
De-novo-Lipogenese (Neubildung von Fett aus Kohlenhydraten)
DPP-4
Inhibitoren der Dipeptidylpeptidase 4 (Enzym welches GLP-1 Abbau verzögert)
EASD
European Association for the Study of Diabetes
EASL
European Association for the Study of Liver
EASO
European Association for the Study of Obesity
EB
Ernährungsberatung
EBM
Evidence-based Medicine (evidenzbasierte Medizin)
EBP
Evidence-based Practice (evidenzbasierte Vorgehensweise)
EBP-BT
Ernährungs-Bewegungs-Programm mit Bewusstseinstraining
EBP-OBT
Ernährungs-Bewegungs-Programm ohne Bewusstseinstraining
EFSA
Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit
EPA
Eicosapentaensäure (Omega-3-Fettsäure)
EPIC
European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition
EW
Eiweiß
FDA
Food and Drug Administration (Lebensmittelbehörde der USA)
FFQ
Food Frequency Questionnaire (Ernährungsfragebogen)
FIT
Funktionelle Insulintherapie
FLI
Fettleber-Index
FPE
Fett-Protein-Einheit
FS
Fettsäuren
Ges. FS
Gesättigte Fettsäuren
GFR
Glomeruläre Filtrationsrate
GI
Glykämischer Index
GIP
Glukoseabhängiges insulinotropes Peptid
GL
Glykämische Last
GLP-1
Glucagon-like Peptide 1 (Darmhormon)
GLUT-4
Glukosetransporter 4
HbA1c
Glykohämoglobin-A1c (Blutglukose-Langzeitwert)
HCP
Health Care Provider
HDL
High Density Lipoprotein
HOMA(-IR)
Homeostasis Model Assessment (Glukose-zu-Insulin-Ratio/Insulinresistenz-Index)
HPFS
Health Professionals Follow-up Study
HR
Hazard Ratio
ICT
Intensivierte Insulintherapie
IFG
Impaired Fasting Glucose (erhöhte Nüchternglukose)
IGT
Impaired Glucose Tolerance (Glukosetoleranzstörung)
II
Insulin-Index
IL-6
Interleukin-Typ 6
IR
Insulinresistenz
KG
Körpergewicht
KH
Kohlenhydrate
KHK
Koronare Herzkrankheit
LADA
Latent Autoimmune Diabetes in the Adult
LDL
Low Density Lipoprotein
LM
Lebensmittel
LP(a)
Lipoprotein, dessen Proteinanteil aus Apolipoprotein(a) und Apolipoprotein B-100 besteht
M
Männlich
MCT
Mittelkettige Triglyceride
Medias2
Diabetesschulungsprogramm für Menschen mit Typ-2-Diabetes
Mg
Magnesium
MHD
Mindesthaltbarkeitsdatum
MI
Motivational Interviewing (motivierende Gesprächstechnik)
MK
Mediterrane Kost bzw. Mittelmeerküche
MNA
Mini-Nutritional Assessments (Überprüfung des Ernährungsstatus im Alter)
MTD
Medizinisch-Technische Dienste
MZ
Mahlzeit
NAFLD
Nicht-alkoholische Fettleber-Erkrankung
NASH
nichtalkoholische Fettleber-Entzündung
NCD
Non-Communicable Diseases (nichtübertragbaren Krankheit)
NCP
Nutrition Care Process
NGO
Non-Government Organisation
NHANES
National Health and Nutrition Examination Survey
NHS/NHS II
Nurses Health Study/Nurses Health Study II
Nü
Nüchtern
NVL
Nationale Versorgungsleitlinie
OAD
Orale Antidiabetika
ÖDG
Österreichische Diabetes Gesellschaft
oGTT
Oraler Glukosetoleranztest
OR
Odds Ratio
OuG
Obst und Gemüse
P
Signifikanzwert in der Statistik
PCB
Polychlorinated Biphenyls (kanzerogene organische Chlorverbindungen)
PEG
Perkutane endoskopische Gastrostomie (Magensonde)
Polyunges. FS
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren
PPAR
Peroxisom-Proliferator-aktivierte Rezeptoren (genregulierende Rezeptoren)
PubMed
Weltweit größte medizinische Datenbank
PYY
Peptid YY (Peptidhormon des Dünndarms)
QSW
Qualitätssicherung-Schulung-Weiterbildung
RCT
Randomized Controlled Trial (Randomisierte kontrollierte Studie)
RR
Relatives Risiko
RS
Resistente Stärke (unverdauliche Stärke)
SCFA
Kurzkettige Fettsäuren
sdLDL
Small Density Lipoproteine (LDL Partikel von kleinster Dichte)
SSBs
Sugar-Sweetened Beverages (mit Zucker gesüßte Getränke)
SSED
Schweizer Gesellschaft für Endokrinologie und Diabetologie
SW
Stoffwechsel
SWE
Selbstwirksamkeitserwartung
T2DM
Typ-2-Diabetes mellitus
TG
Triglyceride
TN
Teilnehmende
TNF-a
Tumor-Nekrose-Faktor-alpha
TTM
Transtheoretisches Modell
UNESCO
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
Unges. FS
Ungesättigte Fettsäuren
VK
Vollkorn
VPN
Virtuelle Private Netzwerke
W
Weiblich
WBE
Weißbrot-Einheit
WHO
World Health Organization
WHtr
Waist-to-Height Ratio
WZ
Wirkungsziel
Inhaltsverzeichnis
I Was schule ich evidenzbasiert? Essen & Trinken bei Typ-2-Diabetes
1 Zielsetzung und Anwendungsbereiche 3
1.1 Von wem handelt das Buch? – Zielgruppen 4
1.2 Zielsetzung 4
1.3 Ein- und Ausschlusskriterien der verwendeten Literatur im ernährungsmedizinischen Teil 6
2 Brennpunkt Typ-2-Diabetes – die große Herausforderung für Politik und Gesellschaft 7
2.1 Welchen Beitrag kann dieses Buch zur Prävention und Therapie des T2DM leisten? 8
2.2 WHO Report 2016: Diabetes, eine globale Herausforderung 9
2.3 Das Deutsche Diabetes-Surveillance 2017 als Basis eines nationalen Diabetesplanes 10
2.4 Die Österreichische Diabetes-Strategie 2017 11
2.5 Die Schweizer Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten 2017–2024 12
2.6 Der Südtiroler Landesgesundheitsplan 2016–2020 13
Literatur 14
3 Typ-2-Diabetes an der Ursache behandeln 15
3.1 Die Stoffwechselstörung „Insulinresistenz" als Wurzel des Typ-2-Diabetes 17
3.2 Therapie der Insulinresistenz 18
3.3 Was hat Typ-2-Diabetes mit dem Körpergewicht zu tun? 18
3.4 NAFLD: Die nichtalkoholische Fettleber 19
Literatur 20
4 Ernährungstherapie bei Typ-2-Diabetes 23
4.1 Nationale und internationale Diabetes-Therapieleitlinien 24
4.2 Erfolgsgarant in der Diabetesberatung – die Sinnvermittlung 25
4.3 Hauptrolle Hauptnährstoffe 28
4.4 Von der nährstoffzentrierten zur nahrungsmittelbezogenen Empfehlung 46
4.5 Die Vorteile der traditionellen mediterranen Küche 46
Literatur 48
5 Getränke 51
5.1 Kaffee 52
5.2 Tee 55
5.3 Alkoholische Getränke 57
5.4 Alkoholfreie Getränke 60
Literatur 65
6 Pflanzliche Lebensmittel 67
6.1 Gemüse, Salat und Obst 68
6.2 Hülsenfrüchte und Soja 71
6.3 Getreide 75
6.4 Brot 81
6.5 Reis 84
6.6 Pasta 87
6.7 Kartoffeln 89
Literatur 92
7 Tierische Lebensmittel 95
7.1 Milchprodukte und Milchfett 96
7.2 Joghurt (fermentierte Milchprodukte) 100
7.3 Käse 103
7.4 Fleisch und Wurstwaren 105
7.5 Fisch 108
7.6 Eier 112
Literatur 115
8 Fette und Öle 117
8.1 Butter 118
8.2 Margarine 120
8.3 Pflanzenöle 123
Literatur 127
9 Süßigkeiten und Knabbereien 129
9.1 Süßigkeiten 130
9.2 Nüsse und Chips 135
Literatur 139
10 Süßungsmittel und Zucker 141
10.1 Auf den Geschmack kommt es an 142
Literatur 151
11 Ernährungsempfehlungen im Wandel der Zeit 153
11.1 Ernährungsempfehlungen für Menschen mit T2DM nach Wheeler et al. (2012) 154
11.2 Ernährungsempfehlungen für Menschen mit T2DM nach Mozaffarian (2016) 154
11.3 Ernährungsempfehlungen für Menschen mit T2DM nach Nussbaumer (2018) 155
11.4 Paradigmenwandel? Cholesterin und Ernährungsempfehlungen 2005 vs. 2018 155
11.5 Paradigmenwechsel bei Fett und Cholesterin 160
11.6 Limitationen zum ernährungsmedizinischen Teil dieses Buches 164
Literatur 165
II Wie schule ich verhaltensorientiert? Praxis der Diabetesberatung und -schulung
12 Unverzichtbar – Diabetesberatung und -schulung 169
12.1 Definition und Ziele der Diabetes-Ernährungsschulung 170
12.2 Evidenz zur Effizienz der Diabetesschulung 172
12.3 Herausforderungen im Beratungsalltag meistern 173
12.4 Qualitätsmanagement in Medizin und Beratung 176
Literatur 184
13 Praxis der Diabetesschulung 187
13.1 Gruppenschulung oder Einzelberatung? 188
13.2 Planung und Vorbereitung der Diabetesberatung 189
13.3 Pädagogische Kompetenz, Medieneinsatz und Körpersprache 193
Literatur 196
14 Die Einzelberatung – Schritt für Schritt 197
14.1 Die einzelnen Etappen 198
14.2 Fallbeispiel Einzelberatung: Ernährungsintervention bei Typ-2-Diabetes 203
14.3 Der ernährungstherapeutische Prozess im Verlauf 208
14.4 Qualitätssicherung und Dokumentation 211
Literatur 213
15 Die Gruppenschulung – ein dynamischer Prozess 215
15.1 Definition Gruppendynamik 217
15.2 Faktoren, die den Gruppenzusammenhalt fördern 218
15.3 Das 4-Phasenmodell der Teamentwicklung nach Tuckman 219
15.4 Die Rolle der Gruppenleitung 221
15.5 Aufgaben der Gruppenmitglieder – Regeln für eine aussichtsreiche Zusammenarbeit 223
15.6 Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe 224
15.7 Beispiel Gruppenschulung: Sinnvoll essen und trinken bei Typ-2-Diabetes 225
Literatur 229
16 Häufige Fragen und Antworten beim Diabetes-Ernährungsseminar 231
16.1 Allgemeine Fragen und Antworten zur Diabetesernährung 232
16.2 Spezielle Fragen und Antworten zu Zeitpunkt und Häufigkeit von Mahlzeiten 233
16.3 Spezielle Fragen und Antworten zu Hypo- und Hyperglykämie/Insulinresistenz 235
16.4 Spezielle Fragen und Antworten zur Ernährung bei hochbetagten und multimorbiden Menschen 237
Literatur 239
17 Diabeteskost und „BE" – Relikte vergangener Tage? 241
17.1 Die Diätverordnung 1957 242
17.2 Relevante Änderungen der Diätverordnung 242
Literatur 245
18 Miteinander reden, Verhalten ändern und Ziele erreichen 247
18.1 Sich in die Rolle des Klienten versetzen – jenseits von Stereotypie 248
18.2 Auf dem Weg zu einem guten Klienten-Therapeuten-Verhältnis 248
18.3 Kommunikationsregeln im (Diabetes-) Beratungsgespräch 250
Literatur 252
19 Motivation – der Schlüssel zum Erfolg 253
19.1 Die Bedürfnispyramide nach Maslow 255
19.2 Intrinsische und extrinsische Motivation 256
19.3 Motivationsfallen in der Ernährungsberatung vermeiden 257
19.4 Die motivierende Gesprächsführung – Motivational Interviewing 259
19.5 Werkzeug zur Motivationsfindung 262
19.6 Erfolgskontrolle zur Motivationsfindung 263
19.7 Vom Problem zur Lösung 264
19.8 Wünsche und Anforderungen in der Ernährungsberatung realisieren 264
19.9 Konzepte zur Verhaltensänderung 265
Literatur 268
20 Über Stress und Zeitmanagement 269
20.1 Zeitmanagementmethoden 270
20.2 Wofür wird Zeit eingeplant? – Das sagt die Statistik 273
20.3 Wie gehe ich mit Zeit- und Changemanagement um? 273
20.4 Fünf nervenschonende Zeitsparstrategien nach Zach Davis 274
20.5 Ernährungsberatung unter Zeitdruck – das 8-Punkte Gesprächsprogramm 275
Literatur 275
21 Die eigene Rolle der Beraterin 277
21.1 Für alle Neueinsteigerinnen in die Diabetes-Ernährungsberatung 278
21.2 Die persönliche Entwicklung und Selbstreflexion 279
21.3 Burnout-Prävention und Resilienz 281
21.4 Zufriedenheit im Berufsfeld 284
21.5 Fazit 284
Literatur 285
A Anhang288
Stichwortverzeichnis299
Über den Autor
Helmut Nussbaumer
../images/467114_1_De_BookFrontmatter_Fige_HTML.jpg(Jahrgang 1973) wurde von der Fachhochschule Innsbruck 2017 der Titel „Master of Science in Health Science Education" verliehen. Daten seines systematischen PubMed-Reviews zur evidenzbasierten Ernährung bei Typ-2-Diabetes bildeten die Grundlage sowohl für die Masterarbeit als auch für dieses Lehrbuch.
Als Diätassistent/Diätologe mit Zusatzqualifikation für die Diabetesberatung führt er seit 2004 den Fachbereich Ernährung am Diabeteszentrum Burghausen. Im Jahre 2006 holte ihn das Saudi-Arabische Königshaus als Personal Diabetes Coach in die Paläste nach Jedda und Riad.
Freiberuflich lehrt er an der Donau-Universität in Krems, bei den Berufsverbänden in Deutschland und Österreich, der GAST-Akademie in Neuötting sowie bei Weiterbildungslehrgängen in der Diabetologie. Bei Fachkongressen im deutschsprachigen Raum begeistert er das Publikum aufgrund seiner mitreißenden Rhetorik – stets mit hoher Praxisrelevanz.
Für die Industrie- und Handelskammer übt er eine ehrenamtliche Tätigkeit im Landesfachausschuss Diätkoch/Diätköchin aus und wirkt bei der Erstellung und Verabschiedung der bundeseinheitlichen Prüfungsaufgaben mit.
Der gelernte Koch und Diätkoch hat in früheren Jahren europaweit die 5-Stern-Hotellerie kulinarisch verwöhnt sowie auf einem 6-Sterne-Kreuzfahrtschiff alle Kontinente bereist. Als Vater von zwei Söhnen schwingt er auch zuhause gerne den Kochlöffel.
Neue Erkenntnisse zu Essen und Trinken in der Diabetologie transparent zu machen, mit alten Zöpfen aufzuräumen und somit die Professionalisierung unseres Berufsstandes zu fördern, das liegt mir besonders am Herzen.
Helmut Nussbaumer
IWas schule ich evidenzbasiert? Essen & Trinken bei Typ-2-Diabetes
Zweierlei gibt es, Wissenschaft und Einbildung, erstere führt zum Wissen, letztere zum Nichtwissen.
Hippokrates von Kos (460–377 v. Chr.)
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 Zielsetzung und Anwendungsbereiche – 3
Kapitel 2 Brennpunkt Typ-2-Diabetes – die große Herausforderung für Politik und Gesellschaft – 7
Kapitel 3 Typ-2-Diabetes an der Ursache behandeln – 15
Kapitel 4 Ernährungstherapie bei Typ-2-Diabetes – 23
Kapitel 5 Getränke – 51
Kapitel 6 Pflanzliche Lebensmittel – 67
Kapitel 7 Tierische Lebensmittel – 95
Kapitel 8 Fette und Öle – 117
Kapitel 9 Süßigkeiten und Knabbereien – 129
Kapitel 10 Süßungsmittel und Zucker – 141
Kapitel 11 Ernährungsempfehlungen im Wandel der Zeit – 153
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
Helmut NussbaumerErnährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabeteshttps://doi.org/10.1007/978-3-662-57808-7_1
1. Zielsetzung und Anwendungsbereiche
Helmut Nussbaumer¹
(1)
Tittmoning, Deutschland
1.1 Von wem handelt das Buch? – Zielgruppen
1.2 Zielsetzung
1.3 Ein- und Ausschlusskriterien der verwendeten Literatur im ernährungsmedizinischen Teil
1.1 Von wem handelt das Buch? – Zielgruppen
Dieses Buch wurde primär für Expertinnen und Experten geschrieben, welche Menschen mit (Prä-)Diabetes ernährungstherapeutisch begleiten.
../images/467114_1_De_1_Chapter/467114_1_De_1_Figa_HTML.jpg(Creative Commons CCO)
Es handelt unmissverständlich von:
Menschen mit Übergewicht/Adipositas,
Menschen mit Insulinresistenz, Prädiabetes bzw. manifestem Typ-2-Diabetes,
Menschen mit metabolischem Syndrom.
Diese Tatsache sollte man sich bei der Durcharbeit der Lektüre stets vor Augen halten! Das Lesen des Buches kann Betroffenen eine individuelle Beratung und Therapie durch Ernährungsexpertinnen und Experten bzw. Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen, sondern sollte das Therapieregime ergänzen.
1.2 Zielsetzung
Ernährungsempfehlungen bei T2DM wissenschaftlich begründet auf den Punkt zu bringen, diese mit vielfältigen Praxisanwendungen zu ergänzen und die Inhalte in die Aus- und Weiterbildung zu integrieren ist das Bestreben dieses Buches. Heutiges Wissen soll Expertinnen und Experten aus den Bereichen Diabetesprävention und -therapie verfügbar gemacht werden und die interprofessionelle Zusammenarbeit fördern.
Der schnelle und umfassende Austausch von Erkenntnissen aus Forschung und Praxis wird somit unterstützt. Gesundheitsberufe in der Diabetestherapie – insbesondere Ernährungsfachkräfte – profitieren von den Inhalten ebenso wie an Diabetes Erkrankte und deren Angehörige. Da dieses Buch den aktuellen Stand der evidenzbasierten Ernährungsmedizin im Kontext von T2DM darstellt, ist es auch für Ärztinnen und Ärzte im allgemeinmedizinischen/internistischen Bereich von Interesse.
Angelehnt an die Ernährungspyramide wurden mehr als 30 Getränke- und Nahrungsmittelgruppen sowie deren Einfluss auf Typ-2-Diabetes praxisrelevant dargestellt.
Die Ernährungspyramide dient als wichtiges didaktisches Hilfsmittel in der Ernährungsberatung und stellt dank ihres logischen Aufbaus sowohl die Art der empfohlenen Lebensmittel als auch die richtige Menge dar. Allerdings wurde diese für gesunde Menschen bereits in den 1950er Jahren entwickelt (◘ Abb. 1.1). Damals waren die Kohlenhydrate noch an der Basis des Modells angesiedelt, denn die Menschen hatten sowohl beruflich als auch privat wesentlich mehr körperliche Aktivitäten zu bewältigen. Die Kohlenhydrate wurden somit als „Muskelbenzin" verbrannt. Mit zunehmender Bewegungsarmut wanderte im Laufe der Jahrzehnte das Muskelbenzin immer weiter nach oben, und so gibt es heute auch Modelle für Inaktive bzw. Menschen mit Kohlenhydratverwertungsstörungen (◘ Abb. 1.2).
../images/467114_1_De_1_Chapter/467114_1_De_1_Fig1_HTML.pngAbb. 1.1
Die Ernährungspyramide für gesunde aktive Menschen (Quelle: Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention, mit freundlicher Genehmigung)
../images/467114_1_De_1_Chapter/467114_1_De_1_Fig2_HTML.pngAbb. 1.2
Die Ernährungspyramide für Inaktive oder Menschen mit (Prä-)Diabetes (Quelle: Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention, mit freundlicher Genehmigung)
Die Basis zum ernährungsmedizinischen Teil des Buches bildet eine 2016 durchgeführte systematische Literaturrecherche, welche im Rahmen einer Masterarbeit (Gesundheitspädagogik) an der Fachhochschule Gesundheit in Innsbruck initiiert wurde. Grundsätzlich erfolgte die Erhebung in der weltweit größten Medizin-Datenbank PubMed. War die Trefferquote für eine aussagekräftige Empfehlung nicht gegeben, so wurde die Datensuche auf Google Scholar ausgedehnt. Alle Quellen entstammen wissenschaftlichen Journalen mit Peerreview-Verfahren. Die Datensuche erfolgte in englischer Sprache, da hierdurch mit einem wesentlich größeren Umfang und höherer Aktualität von Ergebnissen zu rechnen war. Das Diagramm in ◘ Abb. 1.3 fast die Datengewinnung zusammen.
../images/467114_1_De_1_Chapter/467114_1_De_1_Fig3_HTML.pngAbb. 1.3
Flussdiagram zur Literaturrecherche
1.3 Ein- und Ausschlusskriterien der verwendeten Literatur im ernährungsmedizinischen Teil
Ziel der Arbeit war die Klärung zu häufig gestellten Fragen im Diabetes-Ernährungsseminar. Um die Suche zu verifizieren, kamen ausschließlich Humanstudien der letzten 5 Jahre (2011–2016) in die Auswahl. War die Trefferquote zur Beantwortung der Fragestellung kleiner 3, so erfolgte eine Ausdehnung des Zeitraums auf 10 Jahre bzw. auf die Datenbank Google Scholar. Ein zusätzliches Einschlusskriterium war die exklusive Verwendung von randomisierten kontrollierten Studien (RCTs), Reviews und Metaanalysen.
Ausgeschlossen wurden Resultate, die nicht der Forschungsfrage entsprachen. Häufig handelte es sich bei diesen Papers um Untersuchungen zu Arzneimitteln. Reine Editorials und Abstracts bzw. Titel, welche irrelevant waren, fanden keine Anwendung. So erbrachte z. B. das Schlüsselwort „Getränke" Untersuchungen zu frisch gepresstem Granatapfelsaft oder Kamelmilch. Da diese Getränke als untypisch für Mitteleuropa eingestuft werden können, wurden sie exkludiert. Ebenfalls nicht behandelt wurden Studien mit Kindern, Jugendlichen oder Frauen mit Diabetes in der Schwangerschaft sowie Daten zu Typ-1-Diabetes, da es sich hierbei – metabolisch betrachtet – um eine völlig andere Erkrankung handelt.
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019
Helmut NussbaumerErnährungsempfehlungen bei Typ-2-Diabeteshttps://doi.org/10.1007/978-3-662-57808-7_2
2. Brennpunkt Typ-2-Diabetes – die große Herausforderung für Politik und Gesellschaft
Helmut Nussbaumer¹
(1)
Tittmoning, Deutschland
2.1 Welchen Beitrag kann dieses Buch zur Prävention und Therapie des T2DM leisten?
2.2 WHO Report 2016 : Diabetes, eine globale Herausforderung
2.3 Das Deutsche Diabetes-Surveillance 2017 als Basis eines nationalen Diabetesplanes
2.4 Die Österreichische Diabetes-Strategie 2017
2.5 Die Schweizer Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten 2017–2024
2.6 Der Südtiroler Landesgesundheitsplan 2016–2020
Literatur
Die WHO bezifferte im Jahr 2014 die Zahl der an Typ-2-Diabetes erkrankten Menschen weltweit auf 422 Millionen. Dies entspricht 8,5 % der erwachsenen Population (WHO 2016). In Europa sind es über 53 Millionen – davon entfallen ca. 8 Millionen auf Deutschland, 600.000 Patientinnen und Patienten leben in Österreich, die Schweizer Diabetesgesellschaft spricht von 460.000 Fällen, und Südtirol gibt mehr als 20.000 Betroffene an.
Im gesundheitspolitischen Diskurs sind Präventions- sowie Versorgungsprogramme für Menschen mit Diabetes ganz oben angesiedelt. In ► Abschn. 2.3 bis ► Abschn. 2.6 sind exemplarisch Regierungsprogramme aus dem deutschsprachigen Raum aufgezeigt, welche sowohl zur Verbesserung der medizinischen Betreuung als auch zur bestmöglichen Prophylaxe von Neuerkrankungen beisteuern sollen.
Die NCD Factor Collaboration, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, welcher sich unter anderem mit der Prävalenz weltweiter nicht übertragbarer chronischer Erkrankungen (NCD) befasst, setzt als primäres Ziel, die Typ-2-Diabetesrate trotz steigender Bevölkerungszahlen, Überalterung und immer höheren Wohlstands bis zum Jahr 2025 nicht weiter zunehmen zu lassen. Die Diabeteshäufigkeit wurde in 200 Ländern analysiert. Hierfür kamen 751 Studien mit insgesamt 4.372.000 Teilnehmenden (TN) zur Auswertung. Lag die Diabetesprävalenz im Jahr 1980 bei Männer noch bei 4,3 %, so stieg sie bis 2014 auf 9 % an. Die Anzahl der an T2DM erkrankten Frauen erhöhte sich im selben Zeitraum von 5 % auf 7,9 %. Die globale Diabeteshäufigkeit in Zahlen ausgedrückt bedeutet eine Zunahme von 108 Millionen (1980) auf 422 Millionen (2014). Davon waren 28,5 % des Anstiegs dem Risikozuwachs und 39,7 % dem Bevölkerungsanstieg zuzuordnen (NCD Risk Factor Collaboration 2016).
2.1 Welchen Beitrag kann dieses Buch zur Prävention und Therapie des T2DM leisten?
Health Care Provider (HCP) im Allgemeinen und das Diabetesteam im Speziellen haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung von Gesundheitskompetenzen der Bevölkerung. In den folgenden Größen, welche zugleich Eckpunkte der österreichischen Diabetesstrategie darstellen, wird der Nutzen dieses Buches dargestellt.
Steigerung der diabetesbezogenen Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung
Die Entwicklung von Gesundheitskompetenz („health literacy") ist ein wesentlicher Schritt zur Prävention von Krankheiten. Menschen, welche sozial schlechter gestellt sind, weniger gut ausgebildet wurden, oder ältere und chronisch kranke Menschen werden besonders von unterstützenden Rahmenbedingungen profitieren (HLS-EU Consortium 2012).
HCP können evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen zur Vermeidung von Zivilisationskrankheiten – insbesondere des T2DM – unterschwellig in ihrer allgemeinen Beratungsfunktion einfließen lassen.
Erkrankte zum eigenständigen und kompetenten Umgang mit Diabetes befähigen
Hier steht der flächendeckende Ausbau niederschwelliger und zielgruppenspezifischer Schulungs- und Beratungsangebote im Vordergrund. Therapieleitlinien zu T2DM setzten die Lebensstilintervention in den Bereichen Ernährung und Bewegung an die erste Stelle. In der Diabetesberatung Tätige können sich mit Hilfe dieses Buches einen aktuellen Überblick über die Ernährungstherapie des T2DM verschaffen und neues Wissen als Basis für Schulung und Beratung verwenden.
Integrierte Versorgung konzipieren, implementieren und sicherstellen
Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko sollen frühzeitig zur integrierten Versorgung weitergeleitet werden. Hierbei ist die interprofessionelle Zusammenarbeit von vornehmlicher Bedeutung. Für die zielgerichtete Beratung braucht es neben den entsprechenden Akteuren auch das nötige Werkzeug, um die Handlungsempfehlungen praxisnah vermitteln zu können. Dieses Fachbuch kann als „Werkzeugkoffer" in der T2DM-Ernährungsberatung Anwendung finden und vergleichbare Beratungsstandards sicherstellen. Nichts verunsichert Betroffene mehr als unterschiedliche Aussagen und Empfehlungen von HCP zum selben Thema.
Wissen und Kompetenz der Gesundheitsberufe ausbauen, vernetzen und transparent machen
Diabetesrelevante Ernährungsinhalte in die Aus-, Weiter- und Fortbildung zu integrieren ist das Bestreben dieser hier vorliegenden Lektüre. Aktuelles Wissen soll Expertinnen und Experten aus den Bereichen Diabetesprävention und -therapie verfügbar gemacht werden.
Wissen generieren und evidenzbasiertes, qualitätsgesichertes Handeln unterstützen
Der schnelle und umfassende Austausch von Wissen aus Forschung und Praxis ist essenziell. Dieses Buch möchte einen der aktuellen Datenlage entsprechenden qualitätsgesicherten Bogen zwischen Wissenschaft und Praxis in der Diabetes-Ernährungsberatung spannen.
Ausblick
Informationsvermittlung und Empowerment sind wichtige Bereiche der Gesundheitspädagogik. Die Entwicklung zielgruppengeeigneter, zeitgemäßer Schulungsmaterialien in Form von elektronischen Präsentationsvorlagen, Lernprogrammen, Lernspielen oder Apps bedarf ebenso eines weiteren Engagements wie die Erstellung klassischer Materialien. Durch moderne Konzepte, inklusive Nutzung neuer Technologien und Medien kann die Gesundheitskompetenz von Menschen mit T2DM zusätzlich gesteigert werden. Mit den aus dieser Arbeit generierten Informationen können HCP – insbesondere Ernährungsfachkräfte – dazu beitragen, geeignete Lern- und Lebensumgebungen zu schaffen. Selbstbestimmte Maßnahmen zur Gesundheitsoptimierung in allen Lebenslagen sollen somit gefördert werden.
2.2 WHO Report 2016 : Diabetes, eine globale Herausforderung
Diabetesprävention
Gesunde Ernährung und körperlicher Aktivität in Verbindung mit einem normalen Körpergewicht (BMI/Bauchumfang) sind probate Präventionsmaßnahmen gegen T2DM. Diese gesundheitsfördernden Faktoren müssen von Kindheit an forciert werden, um integraler Teil des täglichen Lebens zu sein. Allen voran sollten Eltern ihren Kindern ein gutes Beispiel geben und Gesundheitserziehung nicht auf externe Institutionen wie Kindergarten oder Schule verlagern. Dennoch wird eine einzelne Maßnahme das Problem Übergewicht/Adipositas und die damit assoziierten Erkrankungen nicht bewältigen können. Vielmehr bedarf es eines Zusammenspiels von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Weitere Bereiche wie Bildung, betriebliche Gesundheitsförderung oder etwa Städtebau (Bewegungsparcours, Grünanlagen, Spielplätze usw.) müssen ebenfalls einen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung leisten. Ein besonders hoher Anstieg der Diabetesprävalenz ist in Schwellenländern wie Indien und China zu beobachten. Im Jahr 2012 wurden weltweit 3,7 Millionen Todesfälle durch Diabetes registriert. 43 % davon ereigneten sich vor dem 70. Lebensjahr, auch hier überwiegend in Ländern mit geringem Einkommen (WHO 2016).
Kostenfalle Diabetes
Neben den direkt durch die Krankheit verursachten Kosten wie für Krankenhausaufenthalte und Medikamente entstehen auch Kosten durch Arbeitsausfall und daraus resultierend eine geringere Kaufkraft. Somit ist nicht nur das Gesundheitssystem, sondern die gesamte Volkswirtschaft eines Landes betroffen. Die aktuellen Kosten für Diabetes mellitus werden weltweit mit 827 Milliarden US-Doller beziffert. Die Ausgaben haben sich gemäß einem Bericht der Internationalen Diabetes Föderation von 2003 bis 2013 verdreifacht (WHO 2016).
2.3 Das Deutsche Diabetes-Surveillance 2017 als Basis eines nationalen Diabetesplanes
Typ-2-Diabetes ist die häufigste Form der Zuckerkrankheit, und in Deutschland sind aktuell ca. 8 Millionen Menschen davon betroffen. Pro Jahr entstehen rund 48 Milliarden Euro direkte Kosten durch Diabetes und seine Folgekrankheiten. Zu den wesentlichen bekannten Risikofaktoren für das Auftreten eines T2DM zählen neben genetischen Faktoren und höherem Lebensalter insbesondere beeinflussbare Lebensstilfaktoren wie z. B.:
Übergewicht/Adipositas,
Bewegungsmangel,
ungünstige Ernährung,
Rauchen,
Stress/Schlafmangel.
Trotz verbesserter Früherkennung und Behandlung erhöht die Diabetesdiagnose das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen mit Einschränkung der Lebensqualität und der Lebenserwartung. Ein nationaler Diabetesplan soll eine bessere Prävention und Versorgung bei gleichzeitiger Effizienz der Mittelverwendung sicherstellen. Die wichtigsten Handlungsfelder sind:
Primäre Prävention des Diabetes,
Früherkennung und Sekundärprävention des Typ-2-Diabetes,
Aufbau eines nationalen Diabetesregisters,
Versorgungsforschung, Versorgungsstrukturen und Qualitätssicherung,
Patienteninformation, -schulung, -empowerment.
Hauptbestandteil einer nationalen Diabetesstrategie mit Diabetesplänen ist die vom Robert-Koch-Institut durchgeführte Diabetes Surveillance mit verschiedenen Registermodulen. Für Deutschland gab es bisher keine