Positive Psychologie in Unternehmen: Für Führungskräfte
Von Michael Tomoff
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Positive Psychologie in Unternehmen - Michael Tomoff
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Michael TomoffPositive Psychologie in Unternehmenessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-21619-1_1
1. Einleitung
Michael Tomoff¹
(1)
Bonn, Deutschland
Michael Tomoff
Email: michael@tomoff.de
Die Psychologie ist eine noch relativ junge Wissenschaft. Gleichzeitig hat sie alle Gebiete des menschlichen Verhaltens und Lebens im Sturm für sich entdeckt. Forscher¹ und Praktiker versuchen seither, den Menschen und seine Psyche zu verstehen, komplexe Verhaltensweisen zu deuten und – wenn möglich – vorherzusagen.
Die frühe Geschichte der Psychologie wurde überwiegend von einem defizitären Bild des Menschen geprägt, dem der Krankheiten. Menschen, die fern „der Norm" waren, bekamen durch Psychologen und Psychotherapeuten die Chance auf Heilung.
Als Prof. Martin Seligman 1998 vorschlug, auf eine positive Perspektive in der psychologischen Forschung zu fokussieren, legte er damit den Grundstein für eine wissenschaftliche und gedankliche Wende. Vermeintlich negative psychologische Phänomene wie Depression, Traumata oder Pathologien machten Platz für eine Richtung, die sich gleichberechtigt mit dem Positiven im Menschen und seinen Beziehungen mit anderen beschäftigte. Positive Emotionen und Institutionen, Sinnfindung, Charakterstärken – all das, was in den Forschungszentren der Psychologen beobachtet wurde, sollte gleichzeitig durch praktische Anwendungsmöglichkeiten Zustimmung und Einsatz außerhalb der Universitäten und Labore finden.
Und das geschah.
Seligmans Idee hat weltweit zahlreiche neue Forschungszweige entstehen lassen. Er und viele andere Forscher haben altes, fundiertes Wissen bezüglich neuer Gesichtspunkte und Erkenntnisse unter die Lupe genommen und mit häufig durchschlagendem Erfolg fass- und anwendbar gemacht.
Jedoch nicht nur für den an der Psychologie interessierten Laien oder Praktiker sind zahlreiche dieser neuen Erkenntnisse bahnbrechend. Speziell für die Arbeitswelt ist durch Umdenken in den nächsten Jahren ein positiver Sog zu erwarten, der das Wissen aus der Positiven Psychologie nutzen, über gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit neue Potentiale freisetzen und eine positivere Arbeitskultur entstehen lassen könnte.
Anstatt zu fragen, was bei einzelnen Mitarbeitern oder Abteilungen nicht funktioniert, wo deren Schwächen liegen oder es krankt, werden in den kommenden Jahren vermehrt Fragen nach individuellen Stärken zu hören sein, nach dem, was bereits gut funktioniert und noch wachsen kann. Es wird möglicherweise bald nicht mehr im Fokus stehen, in Unternehmen Brände zu bekämpfen und Kaputtes zu reparieren, sondern Fundamente zu schaffen, durch die Feuer eher mit Leidenschaft bei der Arbeit in Verbindung steht als mit dem Verbrennen menschlicher Potentiale.
In diesem Essential bekommen Sie einen Überblick über zentrale Ideen der Positiven Psychologie der Arbeitswelt und deren Nutzen für Führungskräfte und damit für deren Unternehmen. Das Aufführen von Studien und weiterführender Literatur soll Ihnen behilflich sein, in die knapp eingeführten Konzepte bei Interesse tiefer einzusteigen.
Mögen Sie auf Ihrer Reise durch das Essential Impulse für Ihre eigene Arbeit entdecken, anwenden und Wohlgefallen (und -befinden) daran finden!
Fußnoten
1
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2018
Michael TomoffPositive Psychologie in Unternehmenessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-21619-1_2
2. Positive Psychologie
Michael Tomoff¹
(1)
Bonn, Deutschland
Michael Tomoff
Email: michael@tomoff.de
Was ist Positive Psychologie? Woher kommt sie und wohin mag sie gehen? Fragen, auf die es innerhalb der nächsten Seiten Antworten für Sie geben wird.
Während der Lektüre dieser Zeilen werden Sie wiederholt auf den Begriff der „Positiven Psychologie stoßen und über „Positive Psychologen
lesen. Diese Begrifflichkeiten sind nicht nur bei professionellen Kritikern dornige, sondern führen ebenso bei Laien häufig zu Stirnrunzeln.
Der Gebrauch von Begriffen wie „positiv und „negativ
soll keine dichotome Aufteilung in Gut und Böse darstellen, sondern vielmehr die beiden Pole eines Kontinuums, auf dem sich die Psychologie bewegt. Weder ist die Positive Psychologie besser als die Psychologie der letzten Jahrzehnte, noch ist sie eine völlig neue Art von Wissenschaft, die sich spontan durch die Ansage eines Psychologen aus dem Nichts erhoben hat.
2.1 Kurze Geschichte und Definition
Die Positive Psychologie hat tiefe Wurzeln (siehe McCullough und Snyder 2000). In vielen Essays, Forschungsschriften und Zitaten vergangener Jahrhunderte taucht sie fortwährend auf (eine detailliertere historische Betrachtung finden Sie z. B. bei Gable und Haidt