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Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewege
Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewege
Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewege
eBook824 Seiten8 Stunden

Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewege

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Über dieses E-Book

Dieser Ratgeber nimmt Sie mit auf eine faszinierende Reise durch die vielfältigen Tätigkeitsfelder von Psychologinnen und Psychologen. Dabei lernen Sie neben den etablierten Anwendungsgebieten wie klinische Psychologie und Wirtschaftspsychologie auch vermeintlich exotische Arbeitsfelder wie Polizei- oder Verkehrspsychologie kennen. Finden Sie für sich heraus, ob Ihr Herz für eine Tätigkeit in der Psychologie schlägt und wie Sie diesen Wunsch verwirklichen können. 

Alle Kapitel sind von Experten aus der Praxis verfasst. Sie vermitteln Ihnen sowohl einen authentischen als auch realistischen Einblick in den jeweiligen Berufsalltag und räumen auf mit gängigen Vorurteilen. Darüber hinaus verleihen eingeflochtene Interviews mit praktisch tätigen Psychologen und Experten aus der Wissenschaft bereichernde Perspektiven. 

Wir bieten Ihnen:

  • über 25 Autoren mit langjähriger Praxiserfahrung
  • über 15 zusätzliche Experteninterviews mit erfahrenenPraktikern
  • über 15 Meinungen von Professoren und anderen wissenschaftlichen Experten 

In dieser zweiten Auflage finden Sie neben einer Aktualisierung auch eine Erweiterung um interkulturelle Tätigkeiten in der Psychologie, um Schulpsychologie sowie um rechtliche Aspekte und Schweigepflicht.

Dieses Buch ist nicht nur ideal für Bachelor-, Master- und Nebenfachstudierende der Psychologie, sondern für alle, die sich für Psychologie interessieren.

Kommen Sie an Bord und lassen auch Sie sich von der Psychologie faszinieren!

SpracheDeutsch
HerausgeberSpringer
Erscheinungsdatum20. Sept. 2018
ISBN9783662568323
Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewege

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    Buchvorschau

    Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewege - Maximilian Mendius

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

    Maximilian Mendius und Simon Werther (Hrsg.)Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewegehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-56832-3_1

    1. Einleitung und Zielsetzung

    Maximilian Mendius¹   und Simon Werther²  

    (1)

    82131 Gauting, Deutschland

    (2)

    81543 München, Deutschland

    Maximilian Mendius (Korrespondenzautor)

    Email: maximilian.mendius@gmx.de

    Simon Werther

    Email: werther@hr-instruments.com

    Liebe Leserinnen und Leser,

    „Faszination Psychologie" – es fiel uns in der ersten Auflage nicht schwer, uns für diesen Titel zu entscheiden. Die Psychologie mit all ihren Eigenheiten und spannenden Facetten hat für uns Herausgeber eine besondere Bedeutung, die wir Ihnen auf den ersten Seiten gerne darstellen möchten. Wir freuen uns sehr, dass wir Ihr persönliches Interesse an der Psychologie an sich und an ihren Berufsfeldern wecken konnten, und laden Sie ein, uns durch eine abwechslungsreiche Reise durch Berufsfelder und Studienmöglichkeiten zu begleiten. Der vorliegende Band soll und kann kein Ersatz für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Psychologie im Rahmen eines Studiums sein, sondern soll Sie dabei unterstützen, für sich zu entscheiden, ob ein Beruf in einem psychologischen Tätigkeitsfeld für Sie in Frage kommen könnte. Dabei war es unser Anspruch, immer auch diejenigen zu Wort kommen zu lassen, die die Berufsfelder der Psychologie prägen und dazu beitragen, dass sich die Faszination Psychologie immer wieder erneuert und weiterentwickelt. Umso mehr hat es uns gefreut, dass die Erstauflage auf solch eine positive Resonanz gestoßen ist und wir die Gelegenheit haben, mit der zweiten Auflage an diesen Erfolg anzuknüpfen. In dieser Auflage konnten wir weitere spannenden Themenfelder aufgreifen, bestehende Tätigkeitsfelder aktualisieren, und es werden demnach noch mehr Experten zu Wort kommen.

    In diesem Buch wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit immer nur eine Formulierung der Geschlechtsform gewählt, zum Beispiel Psychologe oder Psychotherapeut. Diese Formulierung schließt für uns jeweils sowohl die weibliche als auch die männliche Form mit ein. Wir danken an dieser Stelle für Ihr Verständnis.

    Vor mehr als zehn Jahren waren wir selbst mitten im Psychologiestudium und haben uns immer wieder gefragt, welche Berufsfelder für Psychologen nach dem Studium zur Auswahl stehen und was diese konkret im Arbeitsalltag auszeichnet. Über das eine oder andere Praktikum und Kontakte zu Praktikern haben sich zwar erste Einblicke ergeben, doch haben wir einen umfassenden Überblick über die faszinierende Vielfalt der Berufsfelder für Psychologen vermisst. Aus diesem Gedanken heraus entstand die Idee, zu versuchen, selber ein entsprechendes Angebot auf die Beine zu stellen. Zur Umsetzung haben wir Anfang 2007 mit befreundeten Kommilitonen den gemeinnützigen Verein Psychologie in Beruf in Praxis e. V. (PBP) gegründet (siehe www.​pbp-muenchen.​de). Satzungsgemäßes Ziel dieses Vereins ist es, interessierten Studierenden und Schülern einen berufsorientierenden Einblick in die praktische Tätigkeit von Psychologen zu ermöglichen. Darüber hinaus wollten wir junge Studierende ermutigen, ihre Karriereplanung nicht anhand pauschaler Empfehlungen möglichst gleichförmig zu gestalten, sondern die eigenen Interessen im Sinne einer ganzheitlichen, individuellen Karriereplanung in den Mittelpunkt zu stellen, auch wenn bisweilen Widerstände auftreten sollten. Der Austausch mit Praktikern, die die Psychologie seit Jahren mit Leben füllen, ist in diesem Zusammenhang essenziell. Aus diesem Grund veranstaltet der PBP in Kooperation mit der Fachschaft Psychologie und dem Department Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München seit 2007 jährlich einen Berufsinformationskongress für Psychologiestudierende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Obwohl wir aufgrund von räumlichen Beschränkungen nie allen Interessenten die Möglichkeit geben konnten, am Berufsinformationskongress teilzunehmen, konnten wir schon mehrere Tausend an der Psychologie Interessierte mit Experten aus der Praxis vernetzen. Im Rahmen des 5. PBP-Kongress 2011 entstand die Idee, diesen Austausch über ein Buchprojekt weiter zu vertiefen und somit das Grundmotiv des PBP noch intensiver in die Welt zu tragen. Seit der Veröffentlichung der Erstauflage 2013 gelangte das Buch über viele Kanäle an interessierte Leser und trug dazu bei, eine intensive Auseinandersetzung mit den vielfältigen Möglichkeiten, die eine Psychologieausbildung bieten kann, über die Grenzen des Vereins hinaus anzuregen. In der Zwischenzeit haben wir stetig positive Rückmeldungen, aber auch wertvolle Anregungen für eine Weiterentwicklung von Faszination Psychologie erhalten. Und so trafen wir kurz vor dem 10. Berufsinformationskongress gemeinsam mit dem Springer Verlag die Entscheidung, die nächste Auflage anzugehen. Das Ergebnis halten Sie nun in den Händen.

    An dieser Stelle möchten wir uns bei allen ehemaligen und derzeitigen Vorständen, Mitgliedern, Helfern, Referenten, Moderatoren und Unterstützern des PBP bedanken, die mit ihrem wertvollen Engagement und ihrem umfangreichen zeitlichen Einsatz auch den Grundstein für dieses Buch gelegt haben. Der PBP steht als ein ambitioniertes studentisches Projekt vor der Herausforderung (die zugleich auch eine Chance ist), sich immer wieder personell zu erneuern. Bislang ist das gelungen, und wir sind aufgrund der äußerst engagierten Vorstände und Mitglieder sehr optimistisch, dass das auch weiterhin der Fall sein wird. Wir werden den PBP jederzeit konstruktiv begleiten und hoffen, dass auch diese zweite Auflage dazu beitragen kann. Aufgrund der immer noch engen Verbindung zwischen Verein und Herausgebern und der gemeinsamen übergeordneten Zielsetzung, freuen wir uns an dieser Stelle über ein Grußwort des aktuellen Vorstands.

    ▶ Liebe Leserinnen und Leser,

    Was dieses Buch kann – und was es nicht kann

    Dieses Buch soll Ihnen einen praxisnahen und vor allem authentischen Orientierungsrahmen geben, der Sie bei Ihrer Studienwahl und -planung sowie bei Ihrem individuellen Berufseinstieg in den facettenreichen und faszinierenden Berufsfeldern der Psychologie unterstützt. Insbesondere die Vorstellung individueller Karrierewege und persönlicher Perspektiven ist uns dabei wichtig, da Sie über Schwerpunkte in Studium und Ausbildung einige Weichen stellen können, die den Erfolg in einem bestimmten Berufsbild wahrscheinlicher machen. Der Erfolg lässt sich aber im negativen wie positiven Sinne nicht immer planen. Es kann und darf nie Patentrezepte geben, sodass Sie immer Ihren eigenen Weg finden und gehen werden. Gerade mithilfe der individuellen Erfahrungsberichte und der dort vorgestellten vielfältigen Karrierewege wollen wir Ihnen aufzeigen, dass Sie das eigentliche Ziel manchmal erst über Umwege erreichen können oder sich manchmal auf dem Weg dahin eine völlig andere neue Alternative in den Vordergrund stellt, der Sie mit Offenheit begegnen sollten.

    Die Kapitel dieses Bandes folgen einer einheitlichen Gliederung: Beschreibungen des Berufsfelds werden gezielt durch Perspektiven aus der Wissenschaft und durch die Sicht von praktisch tätigen Psychologen ergänzt. Bitte wundern Sie sich nicht, wenn Aspekte doppelt genannt werden oder die von den Autoren dargestellten Sachverhalte nicht zu 100 % deckungsgleich mit den Meinungen der Wissenschaftler und Praktiker sind. Wir haben hier bewusst die Vielfalt und die unterschiedlichen Perspektiven beibehalten, die eine Tätigkeit als Psychologe eben mit sich bringt.

    „Faszination Psychologie" möchte Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf eine authentische und spannende Reise durch die verschiedenen Betätigungsfelder von Psychologen im Arbeitsleben einladen. Sie möchte auch praktische Fragen hoher Alltagsrelevanz beantworten und gleichzeitig die individuelle Verantwortung für eine erfolgreiche Karriereplanung betonen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir im Rahmen dieses Buches nicht auf das komplette Spektrum psychologischer Berufe eingehen können. Wir haben uns bemüht, Ihnen eine möglichst repräsentative und spannende Auswahl vorzustellen, und konnten diese in der Ihnen vorliegenden 2. Auflage noch erweitern. Die Psychologie ist immer in Bewegung, da sich ihr als relativ junger Disziplin immer wieder neue Forschungsperspektiven und damit mittelfristig neue Berufsbilder und Einsatzmöglichkeiten eröffnen. Nutzen Sie unser Buch als Ausgangspunkt, und entdecken Sie selbst die weiteren Horizonte. Dieses Band kann und will nicht den persönlichen Dialog mit Praktikern ersetzen. Es soll Ihnen vielmehr eine Idee davon vermitteln, wie vielfältig und faszinierend die Möglichkeiten sind, die oftmals unter dem Begriff Berufe in der Psychologie zusammengefasst werden. Sie können für sich selbst entscheiden, welche Bereiche Sie vertieft mit Praktika, auf Kongressen, in Gesprächen kennenlernen möchten und was Ihnen persönlich besonders zusagt.

    Uns ist es ein vorrangiges Anliegen, dass dieses Buch nicht als „Aufstiegsbeschleuniger" für möglichst geradlinige Karrieren und Lebensläufe ohne Ecken und Kanten verstanden wird. Wir plädieren ausdrücklich dafür und sehen uns hier auch in Gesprächen, die wir mit den Autoren und uns bekannten Praktikern aus den verschiedensten Tätigkeitsfeldern geführt haben, in unserer Auffassung bestätigt, dass sowohl das Studium als auch die Schwerpunktsetzung insbesondere von persönlichen Interessen geprägt sein sollten. Die Motivation für die Auswahl eines Berufs in der Psychologie sollte immer der eigene Antrieb sein und nicht die Aussicht auf hohe Verdienstmöglichkeiten oder anderweitige externe Anreize. Wir sind davon überzeugt, dass jeder Psychologe früher oder später einer spannenden und faszinierenden Tätigkeit im Rahmen seiner eigenen Interessen nachgehen kann, auch wenn sicherlich Durststrecken zu überwinden sind. Hier sprechen wir durchaus aus eigener Erfahrung, nachdem wir selbst Phasen der Arbeitslosigkeit und der Umorientierung nach dem Studium erlebt haben.

    Ein bedeutendes Erfolgskriterium für alle psychologischen Berufsfelder ist für uns die persönliche Begeisterung und Faszination für das jeweilige Tätigkeitsfeld, ob im klinischen, im wirtschaftlichen oder in einem ganz anderen Bereich. Die größtenteils erfolgte Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem hat die Freiräume während des Studiums sicherlich nicht vergrößert. Doch möchten wir Sie alle ermutigen, vielfältige Erfahrungen neben dem Studium zu sammeln und Ihren Interessen Raum zu geben. Ein Auslandsaufenthalt wird Sie prägen und ein Leben lang begleiten, wenn Sie ihn antreten, weil sie darauf Lust haben – wird er nur als für den Lebenslauf erforderliche „Pflichtübung" verstanden, kann man auch darauf verzichten.

    Wir sehen Psychologen gerade in der heutigen schnelllebigen und zahlengetriebenen Welt durchaus als wichtige Botschafter einer Humanisierung des Privat- und Arbeitslebens, die selbstverständlich stets im Kleinen bei einem selbst beginnt. Die beste und vor allem langfristig wirksamste Motivation für das eigene Handeln ist immer echtes Interesse, echte Faszination und echte Begeisterung!

    Eine der zentralen Institutionen, die sich in Deutschland mit den Belangen der Psychologie und der in den verschiedenen Themenfeldern tätigen Psychologen beschäftigt, ist der Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Auch der BDP hält eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Psychologie und ihren Möglichkeiten für essenziell, wie Sie folgendem Grußwort des Präsidenten entnehmen können.

    Unser herzlicher Dank gilt allen Autoren, die uns mit ihrer einzigartigen Expertise unterstützt haben und mit denen die Zusammenarbeit zu jedem Zeitpunkt eine große Freude war.

    Ganz herzlich bedanken wir uns bei allen wissenschaftlichen Experten und Praktikern, die für Beiträge und Interviews zur Verfügung standen. Wir bedanken uns darüber hinaus beim Springer Verlag, besonders bei Frau Marion Krämer und bei Frau Martina Mechler für die überaus angenehme und unkomplizierte Zusammenarbeit und für die ausgezeichnete Betreuung.

    Wir wünschen Ihnen eine spannende, faszinierende und interessante Lektüre und viel Begeisterung auf Ihrer persönlichen Entdeckungsreise in die Faszination Psychologie!

    Herzliche Grüße, Maximilian Mendius und Simon Werther

    Grußwort des Bundesverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP)

    Die Psychologie eröffnet ein breites und anspruchsvolles Berufsfeld. Sie findet große Anerkennung in der Gesellschaft und hat sich immer neue Arbeitsbereiche erschlossen. In diesem Buch wird der Weg in dieses Berufsfeld aufgezeigt und das große Spektrum der Einsatzmöglichkeiten sichtbar. Die zweite Auflage des Buchs von Maximilian Mendius und Simon Werther trägt dazu bei, die rege Nachfrage nach Informationen darüber, womit sich Psychologinnen und Psychologen beschäftigen, zu befriedigen.

    In der öffentlichen Wahrnehmung wird psychologische Berufstätigkeit nach wie vor zunächst mit dem klinisch-psychotherapeutischen Bereich assoziiert. Tatsächlich sind aktuell auch die meisten Psychologinnen und Psychologen in diesem Bereich tätig. Selbst Psychologiestudierende erfahren häufig erst in den ersten Semestern ihres Studiums, dass die Einsatzmöglichkeiten nach dem Studienabschluss deutlich vielfältiger sind. Der größte Zuwachs an Arbeitsplätzen ist in den vergangenen Jahren im wirtschaftspsychologischen Bereich zu registrieren. Weiterhin gehören das pädagogisch-psychologische Feld sowie Wissenschaft und Forschung zu den klassischen Einsatzgebieten. Daneben gibt es viele weitere spannende Tätigkeitsbereiche, von denen einige hier vorgestellt werden.

    Obwohl die Zahl der Studienplätze deutlich gewachsen ist, übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Eine Auswahl der Studienbewerber anhand der Abiturnote ist zwar administrativ einfach. Angesichts der Entwicklung, dass nur noch Schulabgänger, deren Durchschnittsnote nahe dem maximal Erreichbaren liegt, eine Chance auf einen Psychologiestudienplatz haben, sollte dieses Auswahlverfahren jedoch überdacht werden. Mehr denn je wird vielen Bewerberinnen und Bewerbern, die persönlich gute Voraussetzungen für eine psychologische Tätigkeit mitbringen, dadurch ein sinnvoller Berufsweg verbaut.

    Wer die Einstiegshürde genommen hat, erhält im Studium eine fundierte methodische Basis, um alltagspsychologische, intuitive Annahmen empirisch prüfen zu können. Außerdem wird die diagnostische Kompetenz trainiert, um Istzustände erfassen und daraus Veränderungsnotwendigkeiten und -potenziale abzuleiten. Erlernt wird die Entwicklung von Veränderungskonzepten, wie diese umgesetzt werden und wie deren Erfolg überprüft wird. All dies dient dazu, das von vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren gesteuerte Erleben und Verhalten von Individuen, die Interaktion in Gruppen und das Zusammenwirken von Menschen in größeren sozialen Einheiten (Organisationen, Staaten usw.) besser zu verstehen und darauf einwirken zu können. Im Rahmen des Bachelor-Studiums sollte eine breite Ausbildung in Psychologie erfolgen, damit die Entscheidung, welches der unterschiedlichen Anwendungsfelder vertieft werden soll, auf einer fundierten Basis getroffen werden kann. Das Masterstudium in Psychologie soll die Qualifikation für eine selbstverantwortliche Tätigkeit als Psychologin/Psychologe eröffnen. Aktuell wird an einer Novellierung des Psychotherapeutengesetzes in Deutschland gearbeitet, das die zusätzliche Qualifizierung regelt, die Psychologische Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten absolvieren.

    Neben der Fachkompetenz braucht die sehr verantwortungsvolle Tätigkeit mit Menschen und für Menschen ethische Grundsätze, wie sie der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) formuliert hat. Alle Mitglieder haben sich darauf verpflichtet und setzen sich gemeinsam für hohe Qualitätsstandards psychologischen Arbeitens ein.

    Ich wünsche Ihnen eine interessante und kurzweilige Lektüre!

    Michael Krämer

    Präsident des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP)

    Liebe Leserinnen und Leser,

    wir, der Verein Psychologie in Beruf und Praxis e. V., freuen uns sehr, uns gleich zu Beginn dieses großartigen Buches zu Wort melden zu dürfen.

    Psychologie – dieses Fach ruft bei den meisten längst etablierte Klischees hervor: eine gemütliche Couch, eine ruhige Stimme, ein staubiges, aber dennoch gemütliches Arbeitszimmer eines Therapeuten.

    Auch wir hatten, bevor wir angefangen haben, dieses Fach zu studieren, vordergründig dieses Bild vor Augen, ohne detailliert darüber Bescheid zu wissen, was uns noch Großartiges erwarten würde. Denn wenn man genauer hinsieht, recherchiert und hinterfragt, eröffnen sich weitaus mehr Möglichkeiten, die die Psychologie zu bieten hat:

    Unternehmensberatung nur als ein Zweig der Betriebswirtschaft?

    Operative Fallanalytik nur ein Zweig der Kriminologie?

    Krisenintervention nur ein Zweig des Rettungsdienstes?

    Personalauswahl nur als Disziplin des Human Ressource Management?

    Nein! In allen Fällen ist die Psychologie maßgeblich vertreten, und der Markt sucht für beispielsweise diese vier Gebiete gut ausgebildete Psychologen.

    Schon anhand dieser vier, sich inhaltlich stark voneinander unterscheidenden Berufsgruppen kann man erkennen, dass die Psychologie in weitaus mehr Bereichen anzutreffen ist, als man auf den ersten Blick erahnen mag. Und genau das macht sie zu einem der spannendsten und abwechslungsreichsten Wissenschaften!

    Das vorliegende Buch soll den Blick über die in der Allgemeinheit vorherrschenden Klischees hinweg erweitern und verweist auf das weitaus größere Spektrum der Berufsmöglichkeiten im Bereich Psychologie.

    Sie werden auf den nächsten Seiten durch praxisnahe Beispiele eine Übersicht darüber erlangen, welche Vielfalt an Arbeitsbereichen die Psychologie – abseits der Couch – mit sich bringt. Interviews und Kommentare unterschiedlichster Experten und Praktiker nehmen Sie mit auf eine Reise zu verschiedensten Anwendungsgebieten und verschaffen Ihnen dadurch einen persönlichen Bezug zur Thematik. Doch nicht nur die Vielfalt der Berufsfelder, sondern auch verschiedene Aspekte der Ausbildung, Studienabschluss, Bewerbung und die Frage, welche Vor- und Nachteile eine Selbstständigkeit, aber auch ein Angestelltenverhältnis mit sich bringen, werden in diesem Buch von allen Seiten beleuchtet.

    An dieser Stelle möchten wir die Parallelen zu unserem Verein – Psychologie in Beruf und Praxis e. V. – ansprechen. Mit dem von uns, Studenten aus ganz unterschiedlichen Semestern der Ludwig-Maximilians-Universität-München, organisierten, jährlich stattfindenden Kongress wird den Psychologiestudentinnen und -studenten sowie Interessierten die Möglichkeit geboten, in eine Vielzahl von Anwendungsgebieten hinein zu schnuppern und gleichzeitig mit Experten, die ihren Alltag oder besondere Fälle vorstellen, persönlich in Kontakt zu treten, um sich über den Arbeitsalltag und die Perspektiven zu informieren oder um Kontakte für das eine oder andere Praktikum zu knüpfen. Oder um ganz einfach bereits vor Studienbeginn zu wissen, was die Psychologie alles zu bieten hat.

    Auch wir versuchen – abseits der in den meisten Vorlesungen vorgestellten Fachbereiche – unseren Teilnehmern ein möglichst facettenreiches Bild der Psychologie zu eröffnen.

    So gelang es uns beispielsweise zum 10-jährigen Bestehen unseres Vereins, 16 Symposien mit je drei ReferentInnen zusammenzustellen und wir sind selbst immer wieder überrascht, welch breites Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten wir den Interessenten und StudentInnen bieten können. Auch wir sind von der Vielzahl an Möglichkeiten jedes Jahr begeistert.

    Daher freuen wir uns sehr, dass mit der zweiten Auflage dieses Buches ein umfassender Wegweiser für alle Interessierten geschaffen wurde, welchen wir als Verein für Psychologie in Beruf und Praxis nur wärmstens empfehlen können. Denn es ist uns, wie auch den Autoren dieses großartigen Buches, ein Anliegen, mit den Klischees von der Psychologie aufzuräumen und stattdessen möglichst viele Möglichkeiten, die sich einem in der Ausübung dieses Faches bieten, darzustellen.

    Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und freuen uns, wenn die Neugier für den einen oder anderen – bisher vielleicht unbekannten – Fachbereich geweckt wird.

    Ihr Verein Psychologie in Beruf und Praxis e. V. (Marc Funke)

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

    Maximilian Mendius und Simon Werther (Hrsg.)Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewegehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-56832-3_2

    2. Studienabschlüsse

    Maximilian Mendius¹  , Simon Werther²  , Jan Frederichs³ und Fredi Lang⁴

    (1)

    82131 Gauting, Deutschland

    (2)

    81543 München, Deutschland

    (3)

    Bonn, Deutschland

    (4)

    Berlin, Deutschland

    Maximilian Mendius (Korrespondenzautor)

    Email: maximilian.mendius@gmx.de

    Simon Werther

    Email: werther@hr-instruments.com

    2.1 Bedeutung der Psychologie

    2.2 Überblick über Studienabschlüsse

    2.3 Titelschutz der Berufsbezeichnung „Psychologin bzw. „Psychologe

    2.4 Fazit

    Literatur

    Der erste Schritt zu einer spannenden Tätigkeit in einem der in den folgenden Kapiteln dargestellten Berufsfelder ist natürlich das Studium der Psychologie, das insbesondere nach der Bologna-Reform in unterschiedlichen Varianten im europäischen und internationalen Raum möglich ist. Im folgenden Kapitel fokussieren wir uns der Einfachheit halber auf deutschsprachige Universitäten und Hochschulen – viele Informationen sind allerdings auch auf andere Länder übertragbar.

    2.1 Bedeutung der Psychologie

    Maximilian Mendius⁵  und Simon Werther⁶ 

    (5)

    82131 Gauting, Deutschland

    (6)

    81543 München, Deutschland

    Die Bedeutung der Psychologie in der Gesellschaft hat in den letzten Jahrzehnten aus verschiedenen Gründen zugenommen, was sich auch in den Studierendenzahlen widerspiegelt. Aktuelle Statistiken von Destatis zeigen nach Abele-Brehm (2017) deutlich den positiven Trend auf, der allerdings vor allem durch die stark ansteigenden Studierendenzahlen an der Fernuni Hagen, an Fachhochschulen und an privaten Hochschulen zustande kommt. Die Anzahl an Studierenden an (staatlichen) Universitäten bleibt dabei nahezu konstant. Im Vergleich zum Jahr 2007 haben sich die Studierendenzahlen bis 2016 mehr als verdoppelt. Die durchschnittliche Studiendauer im Bachelor beträgt 6,5 Jahre, wobei das Durchschnittsalter beim Abschluss 23,3 Jahre beträgt. Der Master wird mit durchschnittlich 25,3 Jahren abgeschlossen. Der Frauenanteil ist mit 79,4 % im Bachelorstudium und 82 % im Masterstudium weiterhin sehr hoch.

    Aus Sicht des Arbeitsmarkts bedeutet diese positive Entwicklung natürlich auch, dass im Kontext von Personalentscheidungen nach strengeren Maßstäben gemessen werden kann und muss, da mehr Psychologieabsolventen verfügbar sind. Umso wichtiger ist deshalb im ersten Schritt eine bewusste Entscheidung für einen Bachelor, d. h. Bachelor of Science vs. Bachelor of Arts, Universität vs. (Fach‑)Hochschule, allgemeiner Bachelor vs. spezifischer Bachelor. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorherzusehen, ob sich dieser Trend steigender Studierenzahlen bei gleichzeitiger positiver Arbeitsmarktlage weiterhin fortsetzen wird. Allerdings kann man zum einen aufgrund des steigenden Bedarfs im klinischen Bereich und der im Wirtschaftsbereich anhaltenden Entwicklung zugunsten von Dienstleistungsberufen optimistisch in die Zukunft blicken, was die Berufsperspektiven für ausgebildete Psychologen angeht. Gleichzeitig führt diese positive Entwicklung aber auch dazu, dass Standards diskutiert werden müssen und von den Berufsverbänden auch politische Stellungnahmen notwendig sind: Was macht einen „vollwertigen Bachelorstudiengang Psychologie aus? Welche Kompetenzen muss ein „vollwertiger Psychologe mitbringen? Was unterscheidet ein sehr gutes psychologisches Studium von einem weniger guten? Diese Fragen drängen sich immer stärker in den Vordergrund, da es nicht mehr das eine etablierte „Diplom" gibt, dessen Struktur weithin bekannt war, sondern gerade den Arbeitgebern oftmals die Unterschiede zwischen Bachelor of Arts, Bachelor of Science und die Konsequenzen für die Beschäftigungsfähigkeit in verschiedenen Kontexten noch weitestgehend unbekannt sind.

    Der Titelschutz gewinnt für Psychologen deshalb immer mehr an Bedeutung, worauf im entsprechenden Abschnitt von den Experten Jan Frederichs und Fredi Lang des BDP vertieft eingegangen wird, da sich bei diesem Thema in der letzten Zeit zahlreiche Neuigkeiten ergeben haben.

    2.2 Überblick über Studienabschlüsse

    Maximilian Mendius⁷  und Simon Werther⁸ 

    (7)

    82131 Gauting, Deutschland

    (8)

    81543 München, Deutschland

    Grundsätzlich kann zwischen Bachelor, Master, Promotion und Diplom unterschieden werden. Das Diplom ist allerdings an allen deutschsprachigen Universitäten auslaufend, sodass darauf nicht fokussiert eingegangen wird. Die bisherigen Diplomstudiengänge wurden vollständig an allen Universitäten in Bachelor- und Masterstudiengänge überführt, sodass eine intensivere Auseinandersetzung mit Bachelor- und Masterstudiengängen sinnvoller ist. Eine Besonderheit bei Psychologie stellt dabei auch die Psychotherapieausbildung dar, die nach derzeitigem Stand erst nach einem Masterstudiengang mit klinischen Inhalten möglich ist, wobei wir hier für weitere Details auf das Kap. 3 „Berufsfelder als Klinischer Psychologe/Psychologischer Psychotherapeut" verweisen möchten.

    Der größte Unterschied zum Diplom ist das zweistufige Studiensystem, d. h. auf einen 3- bzw. 4-jährigen Bachelor folgt ein (in den meisten Fällen) 1- bis 2-jähriger Master. Das bedeutet vor allem auch, dass nach dem Bachelor eine weitere Bewerbungsphase notwendig ist, um einen Masterstudienplatz zu erhalten, sofern dies für die persönliche Karriereplanung als sinnvoll betrachtet wird. Es kann somit nicht sicher davon ausgegangen werden, dass der Master an der gleichen Universität wie der Bachelor absolviert werden kann, da in den Masterstudiengängen aufgrund der zahlreichen Bewerber in Kombination mit begrenzten Plätzen ebenfalls umfangreiche Auswahlprozesse erfolgen. Positiv formuliert bedeutet es aber auch, dass eine Veränderung des Studienschwerpunkts durch das zweistufige Studiensystem erleichtert wird, dass ein Wechsel der Universität vereinfacht wird und dass ein früherer Berufseinstieg direkt nach dem Bachelor ebenfalls leichter möglich wird. Insofern bringt das neue Studiensystem sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass sich das Studiensystem nach den jüngst umgesetzten weitgreifenden Reformen und Überarbeitungen, die sich aus den Erfahrungen der Universitäten aus den ersten Jahren ableiten, nicht zum Nachteil der Studierenden entwickeln wird. Letztlich liegt die Verantwortung bei jedem Einzelnen, sich um das Studium herum durch vielfältige Praxiserfahrungen und persönliche Weiterentwicklung intensiv mit der Psychologie zu beschäftigen – die Universität oder Hochschule ist hier immer nur die offizielle Grundlage für alle individuellen Möglichkeiten.

    Bachelor

    Beim Bachelor muss vor allem zwischen einem Bachelor of Science (B.Sc.) und einem Bachelor of Arts (B. A.) unterschieden werden. Insbesondere an privaten und staatlichen Hochschulen wird im Gegensatz zu Universitäten oftmals ein Bachelor of Arts (B. A.) vergeben (siehe z. B. www.​ipu-berlin.​de und www.​hft-stuttgart.​de). Dabei orientiert sich der Bachelor of Science mehr an einem wissenschaftlich orientierten Studium, was wiederum bei zahlreichen Arbeitgebern zu einer höheren Akzeptanz führt und von den Berufs- und Dachverbänden eher akzeptiert wird. Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Bachelor of Arts kein guter Studiengang sein kann, lediglich der wissenschaftliche Fokus ist hier nicht so dominant. Oftmals werden in diese an Fachhochschulen angebotenen Studiengänge bereits deutlich längere Praxisphasen in den Studienplan integriert. Gerade wenn direkt nach dem Bachelor ein Berufseinstieg in einem weniger wissenschaftlichen, sondern eher angewandten Feld angestrebt wird, kann ein Fachhochschulstudium eine interessante und in einigen Fällen sogar die bessere Alternative darstellen – vor allem da man hier teilweise bereits berufsbezogene Schwerpunkte legen kann.

    Einen Anhaltspunkt kann hier die Liste liefern, die die vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) anerkannten Bachelor- und Masterstudiengänge aufführt (siehe www.​bdp-verband.​org/​beruf/​ba-ma/​index.​html). Zudem hat die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) eigene Empfehlungen zum Thema Bachelor- und Masterstudiengänge formuliert (siehe www.​dgps.​de/​index.​php?​id=​2000498&​tx_​ttnews%5Btt_​news%5D=​1589&​c). Eine Übersicht zu Studienprogrammen findet man dort ebenfalls (siehe www.​dgps.​de/​index.​php?​id=​64).

    Die Gründe für eine fehlende Anerkennung durch den BDP können unter anderem sein, dass nicht ausreichend Psychologieleistungspunkte im Studium vorgesehen sind. Das ist insbesondere bei kombinierten Studiengängen der Fall, zum Beispiel bei Bachelorstudiengängen in Wirtschaftspsychologie. Außerdem müssen die zentralen psychologischen Grundlagenfächer, beispielsweise Allgemeine Psychologie, Persönlichkeitspsychologie, Entwicklungspsychologie, Biologische Psychologie, im Curriculum als Pflichtinhalte vorgesehen sein. Zum aktuellen Stand sind in dieser Auflistung jedoch auch viele Studiengänge noch als nicht anerkannt dargestellt, die explizit an den definierten Qualitätsmaßstäben ausgerichtet wurden. Einige Studiengänge sind schlicht noch zu „neu", und es lag zur Erstellungszeit dieses Buches noch keine finale Beurteilung vor. Sollte also Ihr Wunschstudiengang noch keine Anerkennung haben, ist das nicht automatisch ein schlechtes Zeichen, da die Anerkennung möglicherweise zeitverzögert erfolgt. Wir empfehlen Ihnen in jedem Fall, bei der konkreten Entscheidungsfindung mehrere Informationsquellen zu nutzen. Im Zweifel kontaktieren Sie einfach direkt den Studiengangskoordinator, und erfragen Sie, ob und bis wann mit einer offiziellen Anerkennung gerechnet werden kann.

    Unserer Meinung nach ist es durchaus sinnvoll, sich im Bachelorstudium intensiv mit den Grundlagenfächern auseinanderzusetzen, da diese eine wichtige Basis für alle Anwendungsfelder darstellen. In den folgenden Kapiteln zu Anwendungsfeldern der Psychologie wird an vielen Stellen deutlich, dass die Grundlagenfächer alles andere als trockene Theorie darstellen, die man einmal für die Prüfung lernt und nie wieder benötigt. So spielen in der Klinischen Psychologie die Entwicklungspsychologie und die Biologische Psychologie eine besondere Rolle, in der Wirtschaftspsychologie sind die Sozialpsychologie und die Persönlichkeitspsychologie besonders wichtig, um exemplarisch zwei Beispiele zu nennen. Für uns zeichnet sich ein echter Psychologe insbesondere dadurch aus, dass er über den Tellerrand seines eigenen Anwendungsfelds schaut und die grundlegenden Theorien der Psychologie kennt, die oftmals übergreifend über mehrere Anwendungsfelder relevant sind – das ist erst einmal unabhängig von einem Bachelor of Science oder einem Bachelor of Arts. Es ist vielmehr eine Grundeinstellung, sich wirklich intensiv mit der Psychologie auseinanderzusetzen, aber auch über die Grenzen des Studiums hinweg persönliche Erfahrungen zu sammeln und interessante Themen zu vertiefen.

    Neben der Entscheidung zwischen B.Sc. und B. A. steht auch die Entscheidung des Studienschwerpunkts und der Hochschulwahl an. Bei den meisten Bachelorstudiengängen in Psychologie an deutschen Universitäten handelt es sich um einen allgemeinen Bachelor ohne spezifischen Schwerpunkt. Die Schwerpunktsetzung erfolgt hier häufig in fortgeschrittenen Semestern, zum Beispiel können dann zwei aus vier Schwerpunkten gewählt werden. Das ist ein anderes Modell als an vielen privaten und staatlichen Hochschulen, bei denen kombinierte Studiengänge angeboten werden, zum Beispiel Wirtschaftspsychologie oder Gesundheitspsychologie. Dabei ist der Vorteil, dass bereits eine intensive Schwerpunktsetzung im gesamten Studium erfolgt, was im Sinne eines Berufseinstiegs nach dem Bachelor sinnvoll erscheinen kann. Der Nachteil ist allerdings, dass Sie sich bereits vor Beginn des Bachelors für einen Schwerpunkt entscheiden müssen, obwohl die Vielfalt der Psychologie noch gar nicht greifbar ist. Vorteil und Nachteil zugleich stellt bei Studiengängen wie Wirtschaftspsychologie die Kombination aus Psychologie mit Betriebswirtschaftslehre dar – das ist einerseits im interdisziplinären Sinn sinnvoll, weil bei Tätigkeiten in der Wirtschaft auch BWL-Kenntnisse erforderlich sind. Andererseits schwingt hier bisweilen von Berufsverbänden der Vorwurf mit, dass Studiengänge dieser Art nichts Halbes und nichts Ganzes sind, weil kein fundiertes Studium der Psychologie erfolgt und in vielen Fällen sinnvolle Grundlagenfächer fehlen.

    Bei der Hochschulwahl kann in erster Linie zwischen Universitäten und Hochschulen unterschieden werden, wobei bei Hochschulen noch einmal zwischen staatlichen und privaten Hochschulen unterschieden werden muss. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die am besten etablierten Studiengänge der Psychologie in ihrer gesamten thematischen Breite an staatlichen Universitäten verortet sind. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass diese die längste Geschichte haben, nachdem die Psychologie an Hochschulen eine relativ junge Disziplin ist. Eine pauschale Empfehlung lässt sich hier nicht geben, da es immer von Ihren persönlichen Interessen und Vorstellungen abhängt. An Universitäten ist das Studium sicherlich in vielen Fällen wissenschaftlicher. Dagegen ist es an Hochschulen in vielen Fällen praxisbezogener, insbesondere da Professoren und Dozenten, die an Fachhochschulen tätig sind, umfangreiche Erfahrungen in der Praxis nachweisen müssen. Die Kehrseite der Medaille kann sein, dass diese Dozenten keine so starke Verankerung in der Forschung haben. Das kann für einen von Ihnen ein Vorteil sein, während es für einen anderen von Ihnen ein Nachteil ist. An vielen Universitäten und Hochschulen gibt es einen Tag der offenen Tür, bei dem in Lehrveranstaltungen hineingeschnuppert werden kann – das ist sicherlich eine tolle Möglichkeit, um ein Gefühl für die Passung zwischen Universität bzw. Hochschule und eigenen Vorstellungen zu bekommen.

    Der Bachelor stellt laut Bologna-Reform bereits den ersten berufsqualifizierenden Abschluss dar, auch wenn dies von den Universitäten teilweise anders interpretiert wird. Nach dem Bericht zur Lage der Psychologie (Frensch 2013) haben bei einer Absolventenbefragung von Bachelorstudierenden allerdings nur 6 % angegeben, dass sie ein halbes Jahr nach dem Studium berufstätig waren. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass durch die Umstellung des Studiensystems momentan etablierte Konzepte für die Anstellung von Bachelorabsolventen fehlen. Das gilt sowohl für die Absolventen als auch für die Professoren und Dozenten sowie für die Arbeitgeber. Laut dem aktuellsten Bericht zur Lage der Psychologie (Abele-Brehm 2017) haben 83 % der Bachelorstudierenden auch einen Master absolviert, wobei die Berechnung nicht völlig zuverlässig ist. Es zeichnet sich also der Trend ab, dass die Mehrheit aller Bachelorstudierenden auch den Master absolvieren möchte und tatsächlich auch absolviert. In der Praxis nimmt gerade von Unternehmen die Offenheit gegenüber Bachelorabsolventen zu, worauf auch in den folgenden Kapiteln eingegangen wird. Speziell sei hier auf das Kap. 8 „Weitere Themen rund um den Berufseinstieg" verwiesen, das zahlreiche damit zusammenhängende Themen aufgreift. Vom BDP gibt es einen Bachelor Reader 2.0 mit umfangreichen Informationen, der ebenfalls hilfreiche Informationen zur Verfügung stellt (siehe www.​bdp-verband.​de/​profession/​bachelor.​html).

    Wir möchten an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich betonen, dass in bestimmten Anwendungsfeldern der Psychologie, zum Beispiel in der Wirtschaftspsychologie oder auch in Beratungsstellen, durchaus ein erfolgreicher Berufseinstieg direkt nach dem Bachelor möglich ist. Sowohl manche Berufs- und Dachverbände als auch einige Arbeitgeber haben in der Zwischenzeit bereits erfolgreiche Erfahrungen zu den Qualifikationen von Bachelorstudenten gesammelt, sodass ein fundiertes Studium in 3 bis 4 Jahren möglich ist, wenn auch Angebote außerhalb des Studiums gesucht und wahrgenommen werden. In dieser Hinsicht weichen wir in unserer Sichtweise grundlegend von den teilweise doch sehr verallgemeinernd formulierten Empfehlungen der DGPs und des BDP ab. Es gibt viele Anwendungsfelder der Psychologie, in denen ein Master alles andere als zwingend erforderlich ist – sowohl auf einer rechtlichen als auch auf einer kompetenzbasierten Ebene gibt es demnach keine Eintrittshürden. Insofern plädieren wir für eine sehr bewusste und informierte Entscheidung für oder gegen ein Masterstudium, auch wenn die Stimmung sowohl an den Universitäten als auch in den Verbänden den Master als zwingend erforderlich positioniert.

    Master

    Nachdem der Bachelor bereits der erste berufsqualifizierende Abschluss ist, dient der Master vor allem der wissenschaftlichen Ausbildung der Studierenden, insbesondere als Vorbereitung auf eine spätere wissenschaftliche Tätigkeit und eine Promotion. Von den Universitäten wird das unterschiedlich gehandhabt, doch steht die Wissenschaftlichkeit hier eindeutig im Vordergrund. Bei einer Entscheidung für einen Masterstudiengang muss also bewusst überlegt werden, ob er direkt im Anschluss an den Bachelor absolviert werden muss oder ob ein Berufseinstieg bereits sinnvoll und möglich ist. Letztlich hängt diese Entscheidung immer von den eigenen Interessen und der individuellen Lebensplanung ab. Alternativ kann es sich auch anbieten, ein sogenanntes gap year einzulegen. Dieses Modell wird primär im wirtschaftlichen Kontext angeboten und zielt darauf ab, dass Studierende, die bereits ihren Masterplatz sicher haben, ein Jahr Pause zwischen Bachelor und Master nehmen und in diesem Jahr eines oder mehrere Praktika absolvieren.

    Bei Interesse an einer klinischen Tätigkeit stellt sich diese Frage momentan nicht, da die Psychotherapeutenausbildung momentan nur nach einem Masterstudiengang absolviert werden kann. Weitere Informationen finden Sie dazu im entsprechenden Kap. 3 „Berufsfelder als Klinischer Psychologie/Psychologischer Psychotherapeut". Es ist aber durchaus möglich, dass sich hier durch Reformen der Psychotherapieausbildung die rechtlichen Rahmenbedingungen verändern. Den aktuellen Stand erfahren Sie immer beim BDP (siehe www.​bdp-verband.​org) oder auch bei der DGPs (siehe www.​dgps.​de). Aktuell zeichnet sich bezüglich des Themas Zulassung zur Psychotherapeutenausbildung und Integration in universitäre Curricula eine große Dynamik ab. Wir empfehlen daher die genannten Onlinequellen regelmäßig zu prüfen, da eine tiefer gehende Darstellung an dieser Stelle zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung bereits veraltet wäre.

    Grundsätzlich gelten für die Entscheidung für einen Masterstudiengang die gleichen Aspekte wie beim Bachelor. Allerdings ist hier eine Schwerpunktsetzung sinnvoll und empfehlenswert, da Sie bereits im Bachelor einen umfangreichen Überblick über die Psychologie erhalten haben. Dabei gibt es Masterstudiengänge mit Schwerpunktsetzung innerhalb des Studiengangs (d. h. Sie studieren einen Master in Psychologie und können sich innerhalb des Studiums entscheiden) sowie Masterstudiengänge zu einem einzigen Schwerpunkt (d. h. Sie studieren beispielsweise einen Master in Klinischer Psychologie und können dementsprechend keinen wirtschaftspsychologischen Schwerpunkt im Studium wählen). Auch bei Masterstudiengängen kann zwischen Universitäten und Hochschulen gewählt werden, wobei hier die gleichen Grundsätze gelten wie beim Bachelorstudiengang.

    Einen Überblick über Masterstudiengänge und die jeweils gültigen Zugangsvoraussetzungen bietet die DGPs (siehe oben). Dabei muss bei der Masterbewerbung berücksichtigt werden, dass oftmals langwierige Vorarbeiten notwendig sind, beispielsweise Englischtests oder vergleichbare Nachweise. Es empfiehlt sich deshalb auf jeden Fall, dass Sie sich frühzeitig über die Zugangsvoraussetzungen der von Ihnen präferierten Masterstudiengänge informieren und frühzeitig mit der Vorbereitung der Bewerbung beginnen. Darüber hinaus ist es auf jeden Fall sinnvoll, dass Sie sich für mehrere Masterstudiengänge bewerben, da die Auswahlverfahren sehr unterschiedlich sind und auch die Beliebtheit der Studienorte stark variiert. Dabei muss ein auf den ersten Blick weniger attraktiver Studienort kein Nachteil sein, da an kleineren Universitäten häufig eine intensivere Betreuung der Studierenden möglich ist.

    Promotion

    Allgemein lässt sich sagen, dass bei Interesse an einer Promotion ein Studium an einer Universität empfehlenswert ist, da hier die Zugangsmöglichkeiten zur Promotion und auch die Kontaktmöglichkeiten mit potenziellen Betreuern besser sind. Eine Entscheidung für eine Promotion sollte in jedem Fall bewusst getroffen werden, da es sich bei empirischen Promotionen in der Psychologie um umfangreiche Projekte handelt, die realistisch einen Zeithorizont von 3 bis 5 Jahren benötigen. In Ausnahmefällen ist es auch möglich ein Promotionsstudium an einer Fachhochschule bzw. Hochschule für angewandte Wissenschaften aufzunehmen und sich von einem dortigen Professor betreuen zu lassen. Jedoch ist es dafür notwendig, dass die Hochschule eine Kooperation mit einer Universität eingeht, die dann auch den Zweitgutachter stellt. In den nächsten Jahren könnten sich hier grundlegende Veränderungen ergeben, nachdem 2016 erstmalig eine hessische Fachhochschule Promotionsrecht erhalten hat. Es ist aber davon auszugehen, dass das Promotionsrecht für Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften in solchen Fällen an Publikations- und Forschungstätigkeit gekoppelt wird, um eine Qualitätssicherung zu gewährleisten.

    Weitere Informationen zur Promotion und zu damit verbundenen Berufsfeldern finden Sie im Kap. 6 „Berufsfelder als Forscher und Dozenten". Gerne verweisen wir an dieser Stelle auch an Ihre Dozenten und Professoren, wenn Sie bereits im Studium sind, nachdem sich beinahe jeder im akademischen Umfeld mit diesem Thema auseinandersetzen wird.

    Berufsbegleitendes Studium

    Sollten Sie beruflich bereits Fuß gefasst haben und anstreben, noch eine höherrangige akademische Qualifikation zu erlangen, so ist dies prinzipiell möglich. In einem Angestelltenverhältnis bestehen hier verschiedene Möglichkeiten, und je nach Bundesland gibt es unterstützende gesetzliche Regelungen wie z. B. das Weiterbildungsgesetz (NRW) oder das Gesetz zur Förderung der Erwachsenenbildung (Bayern). Auch viele Tarifverträge und innerbetriebliche Regelungen geben Leitplanken zur berufsbegleitenden Weiterqualifizierung vor. Wichtig ist dann, dass Sie sich z. B. bei einem aufbauenden Master danach erkundigen, ob dieser auch in Teilzeit oder blockweise absolviert werden kann.

    Führen Sie hier auf jeden Fall rechtzeitig ein Gespräch mit Ihrer Führungskraft und mit dem Personalwesen Ihres Arbeitgebers, und klären Sie die Möglichkeiten ab. Wenn das Masterstudium inhaltlich auch im Interesse des Arbeitgebers liegt, können oft interessante Modelle zur Lastenverteilung vereinbart werden. Beispielsweise erhalten Sie eine Arbeitszeitreduktion von 50 %, Ihr Entgelt wird aber nur um 40 % reduziert, oder der Arbeitgeber trägt etwaige Studien- oder Prüfungsgebühren. Hier gilt es, im Dialog individuell zu verhandeln.

    Ähnlich verhält es sich mit Promotionen außerhalb der Universitäten. Selbstverständlich benötigen Sie einen Professor an einer entsprechenden Einrichtung, die Promotionen betreuen darf. Die eigentliche Forschungsarbeit und begleitende Tätigkeiten absolvieren Sie jedoch bei Ihrem Arbeitgeber. Hier gibt es entweder wie im letzten Abschnitt angesprochen Modelle mit Teilfreistellung oder in manchen Firmen vollständige Doktorandenprogramme. Bei derartigen Promotionen ist es besonders wichtig, dass Sie auch Zeit dafür einplanen, das Netzwerk der betreuenden Universität zu nutzen, da Ihre Kollegen im Betrieb zwar häufig fachliche Expertise, aber meist wenig Erfahrung in der Forschung haben. Ein großer Vorteil dieser angewandten Forschung ist, dass Sie oft eine berufliche Problematik durch vertiefte Analyse lösen können und Sie als Nebeneffekt eine Möglichkeit zur Promotion mit attraktiven Konditionen haben. Eine berufsbegleitende Industriepromotion kann auch ein Türöffner zu einer Karriere als Fachhochschulprofessor sein, worauf im entsprechenden Kapitel an späterer Stelle eingegangen wird.

    2.3 Titelschutz der Berufsbezeichnung „Psychologin bzw. „Psychologe

    Jan Frederichs⁹  und Fredi Lang¹⁰ 

    (9)

    Bonn, Deutschland

    (10)

    Berlin, Deutschland

    Psychologie ist als Gattungsbegriff zwar beliebig verwendbar, als professionelle Dienstleistung ist sie aber die von Psychologinnen und Psychologen. Psychologinnen und Psychologen bieten also professionelle Psychologie an und stehen dafür mit der Verwendung der Berufsbezeichnung.

    Psychologie ist „in, deshalb gibt es gelegentlich auch andere Anbieter, die sich damit schmücken und unter der Bezeichnung Psychologie aber letztlich eher „Küchenpsychologie anbieten. Täuschungen zu vermeiden ist auch deshalb wichtig, weil es für Laien nicht ganz offensichtlich ist, wenn sie eine schlechte Dienstleistung erhalten. Selbst in einer guten psychologischen Dienstleistung stellt sich der Erfolg nicht stets auf die Schnelle ein, nicht selten gibt es anfänglich sogar Verschlechterungen. Außerdem kann die Beziehung zwischen (angeblichen?) Psychologin oder Psychologen und Klienten für Ausnutzung und Missbrauch von Macht anfällig sein. Wie können die Angesprochenen merken, dass ihnen die angebotene Dienstleistung wenig bzw. nicht nachhaltig nützt? Wie können Kunden, Verbraucher, Klienten und auch Patienten letztlich tatsächlich eine gute psychologische Dienstleistung erhalten? Indem sie darauf vertrauen können, dass mit der Verwendung der Berufsbezeichnung Psychologin und Psychologe eine gute professionelle Dienstleistung angeboten wird.

    Allerdings ist dieses Vertrauen der Angesprochenen nicht automatisch geschützt. Es gibt kein „Psychologengesetz", das regelt, wer sich so bezeichnen darf. Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen hatte in seiner Satzung viele Jahre lang die Schaffung eines solchen Gesetzes als Verbandsaufgabe stehen. Es ist letztlich 1998 ein Psychotherapeutengesetz geworden, denn nur der Patientenschutz rechtfertigte den Eingriff in die Berufsfreiheit. In der Folge ist der freie Beruf der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten geregelt, während der freie Beruf der Psychologinnen und Psychologen nicht reguliert ist. Mithin ist auch nicht eindeutig vorgegeben, wer diese Berufsbezeichnungen führen darf.

    Es bleibt aber das Wettbewerbsrecht, also in Deutschland insbesondere das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), das nicht nur den fairen Wettbewerb untereinander, sondern auch den Verbraucherschutz zum Ziel hat. Gemäß § 5 UWG darf man nicht über seine Befähigung in die Irre führen. Insbesondere Konkurrenten und teilweise deren Berufsverbände können das gerichtlich prüfen lassen.

    Die höchstrichterliche Rechtsprechung aus dem Jahr 1985, wonach sich ein Heilpraktiker nicht als „praktischer Psychologe bezeichnen darf, hält nun schon über 30 Jahre. Es gab und gibt eine Reihe weiterer Gerichtsurteile, die diese Grundsatzentscheidung bestätigt haben. Zum Beispiel urteilte das Landgericht Hamburg 2003 (Aktenzeichen 416 O 6/03): „Der nicht fachspezifische Verkehr weiß, dass es ein Psychologiestudium gibt, das zu einem Abschluss führt, und geht deswegen ohne weitere Anhaltspunkte davon aus, dass ein Psychologe über ein entsprechendes Fachstudium verfügt. Über die Frage der Berufsbezeichnungen im Einzelnen wird der Verkehr, der beabsichtigt, die Dienste eines Psychologen in Anspruch zu nehmen, keine konkreten Vorstellungen hegen …

    Allerdings unterliegt auch die Psychologie Entwicklungen und Rahmenbedingungen. Aber Angriffe oder Zweifel an der Einheit der Psychologie kommen weniger aus der Profession selbst als von anderen Anbietern, die gerne auch an diesem Markt partizipieren wollen.

    Das Studienfach der Psychologie hat – anders als einige andere nicht gesetzlich regulierte klassische Disziplinen – den potenziellen Freiraum im sogenannten Bologna-Prozess nicht zum Anlass genommen, das Fach beliebig in viele kleine Untergebiete aufzuteilen. Sondern in durchaus bemerkenswerter Weise findet sich fast ausnahmslos die Einheit der Psychologie in einer konsistenten Fortführung der Studieninhalte wieder. Die Möglichkeiten des Bologna-Prozesses wurden zwar auch für diverse Schwerpunktbildungen genutzt, allerdings innerhalb bzw. aufbauend auf einem weiterhin grundständigen Studium der Psychologie. Zwar gibt es – vor allem in der Außenwerbung – auch Studiengänge, die das Wort „Psychologie" verwenden und die zu den akademischen Graden Bachelor oder Master führen und die einem in Deutschland und Europa üblichen grundständigen Psychologiestudium nicht entsprechen. Aber dies bleibt eine Randerscheinung ohne nennenswerte praktische Bedeutung.

    Gleichwohl sind es diese Studienanbieter und mehr oder weniger notgedrungen ihre wenigen Absolventen im Nachgang, die sich auch als Psychologin oder Psychologe bezeichnen wollen und behaupten, die ständige Rechtsprechung würde wegen angeblich mannigfaltiger Möglichkeiten nicht mehr gelten.

    Es ist hingegen nach wie vor die hochwertige professionelle Dienstleistung der Psychologie als Angebot von Psychologinnen und Psychologen, die für wissenschaftliche Fundierung, humanistische Prägung, fachliche und ethische Verantwortung steht, also für Kompetenzen, die nur in einem umfassenden Psychologiestudium (gegebenenfalls inklusive Schwerpunktbildung) angelegt und vermittelt werden.

    Das Oberlandesgericht Schleswig hat 2016 bestätigt, dass man sich nur dann als Psychologin oder Psychologe bezeichnen darf, wenn man Psychologie studiert hat; ein einjähriger Fernlehrgang reicht dazu nicht. Gleichwohl wird gerne unter Berufung auf den Bologna-Prozess behauptet, das sei alles nicht richtig und schon jede klitzekleine Ausbildung, die von sich behaupten kann, Psychologie zu vermitteln, befähige zur Psychologin oder zum Psychologen.

    Vor diesem Hintergrund bleibt das Vertrauen der Klienten, Kunden, Patienten und Verbraucher in die Professionalität von Psychologie, wenn sie von Psychologinnen und Psychologen angeboten wird, schutzwürdig und schutzbedürftig. Das ist eine Aufgabe für die Allgemeinheit und die Profession. Am Ende ist dies nicht nur eine Aufgabe des Titelschutzes, also des wettbewerbsrechtlichen Vorgehens gegen die Irreführung über die Befähigung durch angebliche Psychologinnen und Psychologen, sondern auch eine Maxime für die Gestaltung von Studienangeboten. Auch wenn der Markt möglicherweise den Bedarf an besonderen Spezialisten suggeriert, bestehen grundlegende Zweifel, dass ausreichende Kompetenzen der Psychologie in Schmalspurausbildungen vermittelt werden können. Mithin setzt sich auch nicht der Eindruck durch, dass der Markt doch letztlich nur Psychologen braucht, die auf Basis eines allgemeinen Psychologiestudiums spezialisiert sind.

    Damit korrespondiert der Titelschutz. Das Wettbewerbsrecht schaut auf die Vorstellung der angesprochenen Verkehrskreise. Welche Kompetenzen erwarten diese von Anbietern, die sich als Psychologen bezeichnen? Müssen sie dafür eine konkrete Vorstellung über deren akademischen Werdegang haben, oder dürfen sie darauf vertrauen, dass alle Psychologen im Wesentlichen gleich qualifiziert sind? Diese Fragen sind auch zurzeit wieder Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten vor dem Bundesgerichtshof. Titelschutz und zugleich damit Verbraucherschutz bleibt eine laufende Aufgabe.

    2.4 Fazit

    Maximilian Mendius¹¹  und Simon Werther¹² 

    (11)

    82131 Gauting, Deutschland

    (12)

    81543 München, Deutschland

    Zusammenfassend können wir als Psychologen sehr positiv in die Zukunft blicken, was sich auch an den offenen gemeldeten Stellen der letzten Jahre zeigt (Frensch 2012; Abele-Brehm 2017). Arbeitslose Psychologen sind somit die Seltenheit. Dies liegt sicherlich auch daran, dass wir in unterschiedlichen Anwendungsfeldern tätig werden und somit auch wirtschaftliche Krisenzeiten besser abfedern können als sehr spezialisierte Disziplinen.

    Dennoch wird die Entwicklung der nächsten Jahre spannend, da sowohl durch die zunehmende Bedeutung der Psychologie an (Fach‑)Hochschulen als auch durch möglicherweise anstehende Reformen der Psychotherapieausbildung umfassende Veränderungen bevorstehen, die uns Psychologen direkt betreffen. Umso spannender wird es, wenn wir diese Veränderungen aktiv mitgestalten und somit unserem Berufsstand in Politik und Gesellschaft weiter Gehör verschaffen!

    Literatur

    Abele-Brehm, A. (2017). Zur Lage der Psychologie. Psychologische Rundschau, 68(1), 1–19.Crossref

    Frensch, P. A. (2013). Zur Lage der Psychologie als Fach, Wissenschaft und Beruf. Psychologische Rundschau, 64(1), 1–15.Crossref

    © Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2019

    Maximilian Mendius und Simon Werther (Hrsg.)Faszination Psychologie – Berufsfelder und Karrierewegehttps://doi.org/10.1007/978-3-662-56832-3_3

    3. Berufsfelder für Klinische Psychologen

    Marcella Ammerschläger¹, Marie-Christine Reiswich (geb. Fischer)², Katharina Mendius³  , Sigrid Stiemert-Strecker⁴, Jürgen Wolf⁵ und Maria Gavranidou⁶

    (1)

    82131 Gauting, Deutschland

    (2)

    22085 Hamburg, Deutschland

    (3)

    82131 Gauting, Deutschland

    (4)

    80686 München, Deutschland

    (5)

    80336 München, Deutschland

    (6)

    München, Deutschland

    Katharina Mendius

    Email: katharin@mendius.de

    3.1 Grundsätzliches zum Studium der Klinischen Psychologie

    3.2 Tätigkeiten in Kliniken

    3.3 Tätigkeiten in eigener Praxis

    3.4 Tätigkeiten in Beratungseinrichtungen

    3.5 Tätigkeiten in interkulturellen Kontexten

    3.6 Anforderungen an Tätigkeiten in der Klinischen Psychologie

    Literatur

    3.1 Grundsätzliches zum Studium der Klinischen Psychologie

    Katharina Mendius⁷ 

    (7)

    82131 Gauting, Deutschland

    Welches sind die Kernsymptome einer Schizophrenie? Welchen Fragebogen könnten Sie einsetzen, um eine Selbstauskunft über verschiedene psychopathologische Symptome zu erhalten? Welche Merkmale weisen erfolgreiche Präventionsprogramme auf? Welche Verfahren haben sich in der Behandlung von Phobien als wirksam herausgestellt?

    Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Studiums mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie sollten Sie in der Lage sein, die oben aufgeführten Fragen zu beantworten. Im Studium der Klinischen Psychologie wird über Beschreibung, Diagnostik, Prävention und Therapie von Störungen des menschlichen Erlebens und Verhaltens gelehrt. In diesem Rahmen kommt auch den Grundlagenfächern wie z. B. der Allgemeinen Psychologie oder der Biologischen Psychologie eine große Bedeutung zu, da die dort behandelten Prinzipien einen wichtigen Beitrag zum Verständnis klinischer Störungsbilder und Therapieformen leisten. Klinische Psychologie kann sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium belegt werden. Das Studium der Klinischen Psychologie bereitet auf eine Vielzahl von Tätigkeitsfeldern vor, wie Tätigkeiten in Kliniken (siehe Abschn. 3.2), selbstständige Arbeit in eigener Praxis (siehe Abschn. 3.3) und Tätigkeiten in Beratungsstellen (siehe Abschn. 3.4). Darüber hinaus ist die Klinische Psychologie eine wichtige Grundlage zahlreicher weiterer Tätigkeitsfelder, beispielsweise Berufsfelder als Familienpsychologe (siehe Abschn. 7.​5), als klinischer Neuropsychologe (siehe Abschn. 7.​6) oder auch als Gesundheitspsychologe (siehe Abschn. 7.​7).

    Inhalte des Bachelorstudiums

    Der Bachelor gilt nach der Bologna-Reform bereits als erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss. Gleichzeitig muss er als erstes Studium auch wichtige Grundlagen vermitteln, auf denen dann ein eventuell anschließendes Masterstudium aufbauen kann. Für den Fachbereich der Klinischen Psychologie liegen die inhaltlichen Schwerpunkte auf der Vorstellung verschiedener Störungsbilder und ihrer Diagnostik: Störungen des Erlebens und Verhaltens werden klar definiert, ihre Symptomatik und ihre Einteilung/Klassifikation in verschiedene Kategorien werden beschrieben. Weiter werden mögliche Erklärungen für Entstehung und Verlauf der Störungsbilder gegeben sowie Methoden und Verfahren der Diagnostik gelehrt und kritisch diskutiert. Auch wenn Methoden der Intervention tendenziell ausführlich im Masterstudium behandelt werden, schließen bereits viele Bachelorstudiengänge Intervention im Studienplan ein.

    Inhalte des Masterstudiums

    Der Master ist ein – in der Regel fachlich auf dem Bachelor aufsetzender – zweiter berufsqualifizierender Abschluss. Die im Bachelorstudium gelehrten Grundlagen werden vertieft. Dabei können sowohl forschungspraktische Aspekte (z. B. Methoden der Psychotherapieforschung) als auch psychologisch-therapeutische Arbeit (z. B. Verhaltenstherapie) behandelt werden. Neben der vertieften Vermittlung von anwendungspraktischem Wissen dient das Masterstudium auch dazu, Studierende durch intensive Theoriearbeit auf eine spätere Forschungstätigkeit vorzubereiten. So ist an den meisten Universitäten der Masterabschluss Voraussetzung für eine spätere Promotion – vereinzelt werden inzwischen jedoch auch schon Promotionsmöglichkeiten nach dem Bachelor im Rahmen sogenannter „Fast-Track"-Modelle angeboten.

    Was ist bei der Studienplanung zu bedenken?

    Die verschiedenen Universitäten unterscheiden sich teilweise erheblich bezüglich des Umfangs, in dem Klinische Psychologie gelehrt wird.

    Besteht der Wunsch, nach dem Bachelor ein Masterstudium aufzunehmen, ist es sehr wichtig, frühzeitig Informationen zur Anerkennung von Studienleistungen einzuholen und die belegten Studieninhalte dementsprechend gut zu planen. Gleiches gilt bei einem Wechsel der Universität oder einem Auslandsaufenthalt. Gerade die letzten beiden Punkte haben sich jedoch auch mit der Bologna-Reform gegenüber den Diplomstudiengängen noch nicht wesentlich geändert.

    Ist es das Ziel,

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