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Der Heliand - Eine altsächsische Evangelien-Dichtung aus dem 9. Jahrhundert. Mit einem Anhang: Die Bruchstücke der altsächsischen Genesis.
Der Heliand - Eine altsächsische Evangelien-Dichtung aus dem 9. Jahrhundert. Mit einem Anhang: Die Bruchstücke der altsächsischen Genesis.
Der Heliand - Eine altsächsische Evangelien-Dichtung aus dem 9. Jahrhundert. Mit einem Anhang: Die Bruchstücke der altsächsischen Genesis.
eBook255 Seiten2 Stunden

Der Heliand - Eine altsächsische Evangelien-Dichtung aus dem 9. Jahrhundert. Mit einem Anhang: Die Bruchstücke der altsächsischen Genesis.

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Über dieses E-Book

Der "Heliand" ist eines der ältesten Zeugnisse deutscher Dichtung. Kurz nach dem Sachsenkrieg Karls des Großen verfaßt, versucht ein zum Christentum bekehrter Sachse den noch heidnischen Volksgenossen durch sein Werk, Jesus, den Christus als Erlöser der Menschheit nahezubringen. Er schuf so ein deutsches Evangelium und damit die erste, in einer germanischen Sprache verfaßte Evangelienharmonie.
Als Anhang zu dieser Ausgabe des "Heliand" wurden noch die Bruchstücke einer altsächsischen Genesis-Dichtung beigefügt, welche ebenso, wie dieser, aus dem 9. Jahrhundert stammen, und so zu den ältesten Zeugnissen christlicher Dichtung im deutschsprachigen Raum zählen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum27. Mai 2022
ISBN9783756281251
Der Heliand - Eine altsächsische Evangelien-Dichtung aus dem 9. Jahrhundert. Mit einem Anhang: Die Bruchstücke der altsächsischen Genesis.

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    Buchvorschau

    Der Heliand - Eine altsächsische Evangelien-Dichtung aus dem 9. Jahrhundert. Mit einem Anhang - Books on Demand

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung

    Der Heliand

    I. Eingang.

    II. Der Priester Zacharias.

    III. Marias Verkündigung.

    IV. Weihnacht.

    V. Simeon und Hanna.

    VI. Die Weisen aus Morgenland.

    VII. Flucht und Heimkehr.

    VIII. Der Knabe Jesus im Tempel.

    IX. Der Täufer Johannes.

    X. Die Versuchung.

    XI. Die Berufung der Jünger.

    XII. Die Bergpredigt.

    XIII. Die Sendung der Jünger.

    XIV. Die Hochzeit in Kana.

    XV. Der Zenturio von Kapernaum.

    XVI. Der Jüngling von Nain.

    XVII. Die Stillung des Meers.

    XVIII. Heilung des Gichtbrüchigen.

    XIX. Parabeln.

    XX. Der Tod des Täufers.

    XXI. Die Speisung des Volks.

    XXII. Der Wandel auf dem Meer.

    XXIII. Die Kananitin.

    XXIV. Die Verklärung.

    XXV. Gleichnisse.

    XXVI. Die Blinden von Jericho.

    XXVII. In Jerusalem.

    XXVIII. Erweckung des Lazarus.

    XXIX. Die Verheißung des Gerichts.

    XXX. Das Ostermahl.

    XXXI. Gethsemane.

    XXXII. Der hohe Rat.

    XXXIII. Pilatus.

    XXXIV. Golgatha.

    XXXV. Auferstehung und Himmelfahrt.

    Anhang: Die Bruchstücke der altsächsischen Genesis

    I. Adams Klage.

    II. Kain.

    Zweites Kapitel.

    III. Sodom.

    Zweites Kapitel.

    Einleitung.

    Das Volk der Sachsen, wahrscheinlich ein skandinavischer Stamm, überfiel seit dem dritten Jahrhundert den Nordwesten Deutschlands an der unteren Elbe, und machte ihn sich zum Eigentum, während es die Bewohner unter dem Namen der Lazen als halbfreien Stand in sich aufnahm, und ihnen Sitz und Stimme bei den Volkstagen einräumte. Bald breiteten die Sachsen sich gegen Nordosten aus, und trieben die Thüringer über die Unstrut. Im Süden waren sie im sechsten Jahrhundert an die Weser vorgedrungen, und streiften nun, mit den Franken um den Besitz kämpfend, bis an den Rhein, ohne sich hier halten zu können. Ihr also erweitertes Land grenzte im Westen an die Friesen, die an der Nordsee wohnten, im Süden an die Franken bis zur Ruhr und zu den Quellen der Lahn, im Osten an die Unstrut und den südöstlichen Harz, im Norden an die See. Sie selbst teilten sich in Westfalen, Engern und Ostfalen. Sie waren Helden zu Land und Meer, und drangen raubend bis in die gallischen Flüsse. Neben den Franken das zweite Volk Deutschlands, rangen sie mit ihnen bald um die Herrschaft, bald um die Freiheit. Schon im sechsten Jahrhundert, unter dem Merowinger Chlothar I. begann dieser Kampf, der dritthalb Jahrhunderte fortwährte, und mit der Unterwerfung unter die Franken zum Heil Deutschlands schloß. Schon Karl Martell zwang die Sachsen 738 zum Tribut. Sein Sohn Pipin drang in neuen Kämpfen an die Weser, zwang sie zum Frieden, und zur Zulassung christlicher Glaubensboten.

    Die Einführung des Christentums unter ihnen unterschied sich von der im südlichen Deutschland nicht nur dadurch, daß sie durch Karl den Großen mit Waffengewalt geschah; der Unterschied ist wesentlicher. Süddeutschland hatte früh römische Kultur aufgenommen, von Römern die Anfänge des Christentums empfangen, denn seine Städte waren römische Kolonialstädte. Der Norden Deutschlands hatte sich seit Armins Sieg der Römer erwehrt, ihre Kultur, zu welcher er auch das Christentum zählte, von sich ferngehalten. Hier blieb die germanische Bildung rein, der Glauben an die Asengötter fest. Sitte und Verfassung hielten sich auch dadurch länger, als den Adalingen nicht nur

    Leibeigene, sondern in den Lazen ein vermittelndes Glied gegenüberstand, wodurch das Volk im Gleichgewicht blieb. Auch waren Nord- und Ostsee noch keine Verkehrsmittel für den Süden, und der Harz die große Volksfestung gegen den Feind von Armins Zeiten her. So mißlangen an der Zähigkeit des reinen Germanentums alle Versuche, das Christentum den Sachsen auf friedlichem Weg zu bringen. Es mochte ihnen von Römern oder Franken geboten werden, so hielten sie es gleich diesen für eine feindliche Macht. Wenn es in diesem Heldenvolk aufkommen sollte, so mußte es in nationaler Form auftreten, sich in das Germanentum einleben, männlich, heldenmütig wie dieses sein, und doch seinen rohen Trotz brechen, mußte sogar den Schmerz, von den verhaßten Franken überwältigt zu sein, versöhnen, ihm über den Karolingerkönigen den Christ, als lieberen König zeigen, der sie auf höhere Weise frei und siegreich machte. Wenn Karl der Große den Sachsen ein König des Schreckens blieb, so mußte ihnen der Christ ein König der Minne werden, dem sie sich als sein Heergefolge für den schweren Kampf mit dem Leben anschlossen, dessen Evangelium ihnen zum reineren Sachsenspiegel wurde.

    Daß es so wurde, dafür legt der Heliand Zeugnis ab, ist mithin die Urkunde des reinen, deutschen Christentums. Wie er das werden konnte, läßt sich nur dadurch nachweisen, daß geschichtlich dargetan wird, wie im Sachsenland jenes rein deutsche Christentum aufkam.

    Die erste Missionsspur für Sachsen fällt ins Jahr 622, in welchem die Sachsen Gesandte an den Merowinger Chlothar II. schickten, die ihm trotzig Tribut und Gehorsam aufkündigten. Der Despot wollte sie hinrichten lassen, die Fürbitte des Bischofs Faro von Meaux verschafften Aufschub, und Faro bekehrte und taufte die in Haft Gehaltenen. Dadurch wurden sie gerettet und durften wieder in die Heimat. Hier lassen sich aber keine Spuren ihrer Glaubenstreue nachweisen. Chlothar führte noch einen grausamen Sachsenkrieg.

    Ein Jahrhundert später suchte der britische Missionar Suitbert auf die Sachsen zu wirken. Er predigte den Brukterern an der Ems. Als aber dieser Landstrich von den Sachsen eingenommen wurde, konnte er unter ihnen so wenig ausrichten, daß er sich an den Rhein zurückzog, wo er 713 als mutmaßlicher Stifter von Kaiserswerth starb.

    Nach ihm betraten die britischen Mönche Ewald, der blonde und schwarze, von Friesland aus Sachsen, wurden an ihrem Messelesen als Christen erkannt, und vom Volk erschlagen, ohne jemand bekehrt zu haben.

    Bonifatius, der Sachsen Stammverwandter, konnte sich bei seinem Bekehrungseifer durch solche Vorfälle nicht abhalten lassen, Sachsen besuchen zu wollen. Schon auf seiner ersten Missionsreise betrat er die Grenze dieses Landes, aber ohne einzudringen. Auf seiner zweiten brachte er ein Schreiben des Papstes Gregor II. an die Sachsen mit, das aber schwerlich zu ihnen gelangte. Er selbst erreichte seinen Wunsch, den Sachsen zu predigen, nicht. Sagen von seiner dortigen Wirksamkeit sind unverbürgt.

    So wurde Sachsen rings vom Christentum umgeben, wohl kaum an seinen Grenzen davon berührt, als Karl der Große auftrat. Dieser mußte Sachsen unterwerfen, wenn sein Reich bestehen sollte, die alte Nebenbuhlerschaft beider Nationen mußte endlich enden. Wollte er aber über Sachsen herrschen, so mußte hier das Heidentum fallen. So wurde der Sachsenkrieg zum Religionskrieg. Schon im ersten Feldzug 772 zerstörte Karl das Nationalheiligtum in Eresburg mit der Irminsäule, und übergab die an der Diemel eroberte Gegend dem Kloster Fulda zur Bekehrung, wofür Abt Sturm eifrig arbeitete. Auf dieselbe Weise wirkte die Abtei Amorbach an der Aller. Von Friesland aus schickte er den britischen Missionar Lebuin, der damit anfing, daß er einer Volksversammlung an der Weser das Evangelium predigte, aber vertrieben wurde. Auch die stammverwandten Angelsachsen wurden den Sachsen, sobald sie als Christen kamen, verdächtig, der Religionshaß war mit dem alten Haß gegen die Franken gewachsen. Jeder Christ wurde als Feind betrachtet. Die von Karls Heeren Überwundenen ließen sich, so lange diese in ihrer Mitte waren, zwar taufen, fielen aber, wo sich jene entfernten, wieder ab. Einhard, Karls Biograph, sagt, solche Wechsel seien alljährlich vorgekommen. Erst nachdem der Krieg 13 Jahre gewährt hatte, und der große Sieg 785 an der Hase erfochten war, gewann das Christentum Bestand, indem Widukind, der Westfalen Herzog, sich unterwarf und taufen ließ, auch dem Christentum aus Überzeugung treu blieb, und es durch Errichtung vieler Kirchen beförderte. In Paderborn gab Karl im nämlichen Jahre sein strenges Kapitular, zugunsten des Christentums in Sachsen. Dieses Gesetz legt Todesstrafe auf Kirchendiebstahl, Übertretung des Fastengebots, Verbrennung der Toten nach altem Sachsenbrauch, auf die Weigerung die Taufe anzunehmen. Nur freiwilliges Bekenntnis und Buße vor dem Priester rettete nach solchen Vergehen das Leben. Jede Kirche mußte von den Bewohnern ihres Gaues mit Gütern und Leibeigenen dotiert werden, auch war ihr der Zehnte von allem Erworbenen zu entrichten. Alle Kinder mußten innerhalb eines Jahres getauft werden. Heidnische Priester waren der Geistlichkeit auszuliefern. Die Volksversammlungen waren verboten, das Recht war unter die von Karl ernannten Sendboten und Grafen gestellt. So suchte er seinem Wort Geltung zu verschaffen, das Sachsenvolk entweder zu bekehren, oder zu vertilgen. Darum ließ er auch Todesstrafen an kriegsgefangenen Heerhaufen massenweise vollziehen, und viele hunderte sächsischer Familien nach Franken verpflanzen, so daß Widukind auch ohne christliche Überzeugung an dem Heidentum hätte verzweifeln müssen. Noch zog sich der Krieg bis in sein dreiunddreißigstes Jahr fort, aber die Masse des Volks blieb unterworfen. Alkuins Verwendungen für mildere Maßregeln wurden nicht berücksichtigt, mit Verbannungen, Zehntauflagen, Konfiskationen und Hinrichtungen wurde fortgefahren, und daneben die Organisation der sächsischen Kirche unter neuerrichteten Bistümern durchgesetzt, wo es einige Waffenruhe gab.

    Heilige Bischöfe begannen die versöhnende Macht des Christentums mit den Mitteln der milden, liebenden Weisheit. Das wirksamste aller war die Bildung eines Klerus aus dem sächsischen Volk heraus durch Errichtung nationaler, sächsischer Klosterschulen. Den Anfang machte Liutger. Er war aus Utrecht in Friesland, hatte als Knabe noch den greisen Bonifatius gesehen, und begann seine Missionslaufbahn in Friesland, aus dem ihn 782 ein Einfall Widukinds vertrieb. Während seiner dreijährigen Abwesenheit wirkte ein Volkssänger Bernlef, den Liutger bekehrt hatte, für Erhaltung der christlichen Familien in ihrem Glauben, taufte sogar in Liutgers Auftrag ihre Kinder. Karl der Große befreundete sich mit Liutger, ließ sich von ihm auf sächsischen Feldzügen begleiten und übertrug ihm 805 das neuerrichtete Bistum Münster. Unter den Stiftungen, die Liutger im westfälischen Sachsen machte, ist die der Abtei Werden die wichtigste, indem sie eine Pflanzstätte für eingeborene Sachsenpriester wurde, die neu zum Christentum bekehrt, es in seiner germanischen Jugendfrische auffaßten und dem Volk lieb und traulich machten.

    Die versöhnliche Macht des Christentums in Sachsen konnte aber erst unter dem milden Regiment Ludwigs des Frommen allgemein werden, weil er die von seinem Vater an den Sachsen verübten Härten gutmachte, und dadurch die Nation gewann. Die Verbannten durften heim, die konfiszierten Güter wurden vielen zurückgegeben, entzogene Rechte hergestellt. Die Sachsen folgten nun treu des Kaisers Heerbann wider die empörten Sorben, und standen zu ihm wider seinen Sohn Ludwig, als dieser 839 gegen den Vater zog. Die zweite Generation der Sachsen, seit ihrer Unterjochung, hatte mithin ihre neue Stellung im Deutschen Reich mit christlichem Bewußtsein erfaßt. Von noch größerem Einfluß darauf, als die Klosterschule Werden war aber die großartigste Abtei Norddeutschlands, die sich unter Ludwig dem Frommen erhob. Dies war Corvey an der Weser, gestiftet von Abt Adelhard aus Corvey in der Picardie, einem Geschwisterkind Karls des Großen. Dieser hatte sächsische Jünglinge nach Corvey verpflanzt, durch welche Adelhard veranlaßt wurde, eine Kolonie seines Klosters in Sachsen zu errichten. Einer jener Jünglinge, Theodad, eines Edelings Sohn, verschaffte den Raum auf den väterlichen Besitzungen. Der Bau wurde erst 822 im achten Regierungsjahr Ludwigs des Frommen begonnen, und der Sachse Warin der erste Abt. Vierzehn Jahre später war die Stimmung der Sachsen dem Christentum völlig zugewendet. Denn als 836 die von Warin erworbenen Reliquien des heiligen Vitus nach Corvey gebracht wurden, geleiteten sie zahlreiche Sachsenscharen durch ihr Land; und als sie in Corvey anlangten, war die Umgegend eine Meile weit voll von Zelten und Lagerstätten des andächtig herbeiströmenden Sachsenvolks. Die Güter um Corveys hölzerne Kirche her nahmen durch Schenkungen außerordentlich zu. Ludwig hatte der Abtei schon 830 Münz- und Marktrecht erteilt, und ihr kleinere sächsische Klöster untergeordnet, so daß sie das Ansehen einer Stadt bekam. Neben dem fränkischen Fulda erlangte sie den Ruhm größter Gelehrsamkeit in Deutschland, und sendete Missionen aus. Der heilige Anskar wurde der erste Lehrer ihrer Klosterschule, und brachte sie in großen Flor durch sechs taugliche Gehilfen, die er sich aus den 180 Mönchen auswählte.

    Aus einer sächsischen Klosterschule ist zuverlässig der Westfale hervorgegangen, der seinem neubekehrten Volk das deutsche Evangelium, den Heliand gab. Er machte eine Auswahl aus der Zusammenstellung der vier Evangelien, welche im sechsten Jahrhundert der Bischof Viktor von Capua lateinisch verfaßt hatte, und stellte dadurch seinem Volk das Leben des Christ, als des himmlischen Völkerkönigs dar. Diese Darstellung ist, gemäß dem jugendlichen Volk, dem sie sich widmet, nach Form und Inhalt poetisch, ohne der

    Wahrheit Eintrag zu tun, und empfiehlt sich den Zeitgenossen hauptsächlich dadurch, daß sie deutsches Volkstum in sich aufnimmt. Der Heliand sollte an die Stelle der heidnischen, epischen Volkspoesie treten. Wie jene Götter- und Heldensage enthielt, und die Trägerin der alten Religion in unzertrennlicher Verbindung mit dem Patriotismus war, so hat der priesterliche Sänger des Heliand durch sein Evangelienlied ein patriotisches Christentum in seines Volkes Herzen gelegt, und unserem Volk für alle Zeiten die Lehre gegeben, daß Christus und sein Reich uns nur segnen, wenn sich unser Staats- und Volksleben vom himmlischen Reichsgesetz Christi durchdringen lassen. Mußte ja das Volk Juda nur deswegen untergehen, weil es das nicht getan. Der Verfasser des Heliand hält Staat und Kirche als zwei selbständige Institutionen auseinander. Er ermahnt zum Gehorsam gegen den König, wie er zum Gehorsam gegen die Kirche ermahnt. Aber er zeigt namentlich in seiner volkstümlichen Darstellung der Bergpredigt, der Gleichnisse des Herrn, wie Christus, der Könige kräftigster, deutsches Recht und deutsche Sitte heiligt, damit das Volk im vergänglichen Licht der Zeit des hilfreichen Christ froh werde, der nährend, heilend, rettend, leitend in seines Volkes Mitte wandelt zu Land und Meer. Daher nimmt auch der Sänger nur solche Stücke aus den Evangelien auf, die den Christ in seinem königlichen Tun besonders deutlich herausstellen, in welchem er das Volk nach wohlerfülltem Zeitleben im teuren irdischen Vaterland zum langen Licht des himmlischen Reiches führt.

    Der Christ, der König der Welt, erwählt des Volkes Edelste zu seinen Geleitsmannen,

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