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Blutland: Historischer Roman
Blutland: Historischer Roman
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eBook150 Seiten1 Stunde

Blutland: Historischer Roman

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Über dieses E-Book

Ein exakt recherchierter Roman über die Judenverfolgung in Österreich im späten Mittelalter. Wegen der Kriege gegen die Hussiten und der Geldnot der Herrschenden inszenieren die katholische Geistlichkeit und der Habsburger Herzog Albrecht V. eine infame Intrige um dadurch an das Vermögen ihrer hebräischen Mitbürger zu kommen. Mehr als 2000 Tote und Vertriebene waren die beklagenswerten Opfer...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum5. Aug. 2017
ISBN9783742778857
Blutland: Historischer Roman

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    Buchvorschau

    Blutland - Josef Hahn

    Prolog

    Dieses Buch erzählt von einem der dunkelsten Kapitel in der langen Geschichte Wiens. Im späten Mittelalter im 15. Jahrhundert wurden fast alle jüdischen Menschen im damaligen Herzogtum Österreich vertrieben und ausgerottet.

    Unter dem Vorwand des Religionsfrevels, wie der Schändung von geweihten Hostien, Ritualmorden an christlichen Kindern und derlei Unsinn mehr massakrierte man damals mehr als 2.000 Menschen.

    In Wahrheit allerdings ging es den Mächtigen dieser Tage (Herzog Albrecht V. und der katholischen Kirche) darum, an das – weit überschätzte – Vermögen ihrer jüdischen Landsleute zu kommen; eine klare Räuberei!

    Maßgeblich daran beteiligt waren der Prior der Kartause Gaming, Leonhard II., auch einflussreicher Beichtvater des Herzogs, und der Dekan der theologischen Fakultät der Universität Wien, Christian von Königingrätz. Beide waren sie extreme Judenfeinde und sie schmiedeten eine gewaltige Intrige gegen die verhassten Juden, die der streng katholische Herzog Albrecht V. gerne zur Kenntnis nahm.

    Ob und wie weit allerdings Albrecht in das Lügengespinst der beiden hochgestellten Pfaffen eingeweiht war, ist nicht bekannt. Anzunehmen kann man aber schon, dass ihm das zu konfiszierende Vermögen der Juden durchaus willkommen war. Die katholische Kirche führte zu der Zeit erbitterte Kriege gegen die Hussiten und der österreichische Herzog trug die Hauptlast dieser Kämpfe. Seine Kassen waren aber meistens leer. Da kam ihm die Ausplünderung seiner jüdischen Bürger sehr gelegen.

    Das, was damals in Wien und in Österreich an Untaten geschah, lässt sich ohne weiteres auch mit der berüchtigten >Reichskristallnacht< von 1938 vergleichen; und war teilweise noch ärger!

    Am Beispiel der erdachten Familie des Moses Wassermann und des ebenso erfundenen Hussiten Milos Vrba alias Martin Kriecher habe ich nach vielen Recherchen versucht, ein möglichst realistisches Bild dieser Jahre zu zeichnen. Wenige, erhalten gebliebene Aufzeichnungen aus diesen Tagen waren mir auch eine wertvolle Hilfe.

    Was waren das aber für Menschen, die sich als das >auserwählte Volk< verstehen und sich lieber foltern und umbringen ließen, als ihren Grundsätzen untreu zu werden:

    Als Juden (hebräisch jehudim) bezeichnet man eine ethnisch-religiöse Gruppe und Einzelpersonen, die sowohl Teil des jüdischen Volkes als auch Gläubige der jüdischen Religion sind. Judenfeinde unternehmen häufig den Versuch, rassistisch umzudefinieren, wer als Jude zu gelten habe.

    Wenn ich in diesem Buch hauptsächlich die Bezeichnung >Jude> verwende, ist das – und darum bitte ich eindringlich – als wertfrei zu verstehen und der Zeit der Geschehnisse und ihrem Ablauf angepasst.

    Als Erzväter der Juden gelten Abraham, Isaak und Jakob. Sie lebten - wenn überhaupt - wahrscheinlich zu Beginn der Bronzezeit, also zwischen 1900 und 1500 v. Chr. Historische Belege für ihre Existenz gibt es nicht.

    Als Stifter der jüdischen Religion gilt Moses. Er ist für die Israeliten der höchste Prophet aller Zeiten, der Gott so nah kam, wie sonst kein Mensch vorher oder seitdem. Historische Belege für seine Existenz fehlen jedoch. Moses gilt zudem als Verfasser der Tora, die die Basis des jüdischen Monotheismus bildet. Die religiöse Identität ist seitdem für das Judentum von ähnlicher Bedeutung wie die der Herkunft.

    Ich kann mir vorstellen, dass der Eingottglauben damals für die Priester der zahlreichen polytheistischen Religionen genügend Grund war, die Juden zu bekämpfen und auszugrenzen; der Beginn des Antisemitismus? Es ging vermutlich damals - wie heute - um Macht und Einfluss.

    Während der Regierung des Pharaos Ramses III. (1187 - 1156 v. Chr.) waren die als >Peleset< bezeichneten Philister die Hauptgegner der sich gerade konstituierenden hebräischen Stämme. In der Küstenebene Palästinas gründeten die Philister einen Fünf-Städte-Bund mit den Stadtstaaten Aschdod, Aschkelon, Akkaron (heute: Akir), Gat und Gaza und hatten bald die Vormacht in der Region, die sie laut Bibel bis zu König Davids Herrschaft behielten.

    Im lange andauernden Israelisch-Palästinensischen Konflikt gibt es auf beiden Seiten Meinungen, die die heutigen Palästinenser als Nachfahren der Philister ansehen, wodurch der Konflikt, historisch überhöht, auch als Fortsetzung des in der Bibel beschriebenen Kampfes der Hebräer und der Philister um die Vorherrschaft im Land angesehen werden kann.

    Die Bibel berichtet, dass die Israeliten in einer Stunde der Bedrängnis einen gewissen Saul zu ihrem ersten König krönten (etwa 1000 v. Chr.). Bisher gibt es allerdings keine außerbiblischen Zeugnisse für die Existenz dieses Stammesfürsten oder Königs. Die zeitlich genaue Fixierung seiner Regierungszeit ist ebenfalls extrem schwierig. Allerdings markiert er mit seiner Herrschaft den Übergang von einem losen Zusammenschluss einzelner Stämme Israels zu einem fest gefügten Staat, der – nach langen Unterbrechungen – heute seinen geachteten und fixen Platz in der Staatengemeinschaft gefunden hat.

    Wer mehr über die Hebräer wissen will, der lese im Alten Testament der christlichen Bibel oder im Tanach, der hebräischen Bibel, nach. Für die Wahrheit in diesen Büchern übernehme ich allerdings keinerlei Verantwortung.

    Grafik 3

    Der Herzog

    Entsetzlich schlecht gelaunt hockte Herzog Albrecht V. in seiner düsteren Stube in der Wiener Burg und starrte missmutig auf den Turnierplatz in der Mitte der Burg.

    Seitdem Friedrich der Streitbare, der letzte Herzog aus dem Geschlecht der Babenberger¹, 1246 kinderlos im Kampf gegen die Ungarn gefallen war, hatte der Kaiser die österreichischen Gebiete unter- und oberhalb der Enns an die Sippe der Habsburger als Lehen weitergegeben.

    Die Habichtsburger² stammten aus der Schweiz und betrieben da eine Zeitlang das damals durchaus ehrsame Gewerbe der Raubritterei.

    Ein gewisser Guntram der Reiche, der im 10. Jahrhundert im Schweizer Kanton Aargau gelebt haben soll, gilt als Stammvater der habsburgischen Dynastie. Später wurden allerlei fabelhafte, aber falsche, Stammbäume der Habsburger konstruiert: Über Julius Caesar und Aeneas bis hin zu den Trojanern. Lange Stammbäume galten damals als eminent wichtig. Hatte man keine, so erfand man eben welche.

    Im 13. Jahrhundert waren die Habsburger zur führenden Familie zwischen Oberrhein und Alpen aufgestiegen und verfügten bereits über reiche Besitzungen.

    1273 wurde der Rudolf IV. zum Herrscher über das >Heilige Römische Reich< gewählt. Die Habsburger sollten diese Position bis 1918 nicht mehr aus der Hand geben.

    Albrecht fühlte sich in den schweren und kalten Mauern der Wiener Burg überhaupt nicht wohl. Missmutig beobachtete er vom Fenster aus einige junge Burschen, die sich da unten mit hölzernen Schwertern im Kampf übten. Was er sehen musste, gefiel ihm auch nicht besonders. „Hinhauen, nicht davonrennen, du stinkender Buretrol³", brüllte er hinunter, als er sah, wie einer der Übenden vor seinem Gegner davonrennen wollte.

    „Verzeiht, Durchlaucht! Mein Schwert ist zerbrochen", klang es zurück.

    Wütend schmiss Albrecht das Fenster zu. Dabei zersplitterte das eingesetzte Glas und fiel hinunter. „Das auch noch", ärgerte er sich. Glas war kostbar und dementsprechend teuer. Na ja, man würde das halt ersetzen müssen. Irgendwie!

    Die Kunst, Fenster mit Glas zu verschließen, war schon in der Spätzeit der römischen Republik bekannt und kam mit den Legionären und Beamten in die besetzten Gebiete Galliens und Germaniens. Danach kam die Glasmacherei fast gänzlich zum Erliegen, ehe im 8. Jahrhundert wieder an die römische Tradition angeknüpft wurde. Wegbereiter waren die großen Abteien wie Lorsch, Fulda, St. Gallen und Tegernsee, von welchen die Technik der Fensterglasherstellung und der Bleiverglasung weitergegeben wurde.

    Die Rohglaserzeugung war Sache von eigens dazu ausgebildeten Leibeigenen, deren Glashütten wegen des immensen Brennholzverbrauchs für die Glasöfen immer tiefer in den Wald eindrangen und diesen gerodet hinter sich zurückließen.

    Flachglas war bis zum Ende des Mittelalters. fast ausschließlich für Kirchenfenster bestimmt. In der ersten Hälfte des 14. Jh. kam die Butzenscheibe auf und wurde bald zur bevorzugten Fensterauskleidung privater Wohnbauten.

    In der Wiener Burg waren nur die Räume des Herzogs mit diesem edlen Material ausgestattet. Andere Öffnungen waren entweder mit Tierhäuten oder mit Pergament versehen. Man kann sich denken, dass das den Lichteinfall behinderte und ohnehin nicht richtig abdichtete.

    Das Leben in einer Burg war weit weniger romantisch als in unseren Vorstellungen. Die einzelnen Räume konnten nur unzureichend geheizt werden und durch über den Boden huschten Ratten und Mäuse.

    Man wusch sich auch nur in unregelmäßigen Abständen und nur dort wo es >nötig< war. Ein warmes Bad war, wegen des teuren Brennholzes, ohnehin nur den Burgherren vorbehalten. Eine Plage war in einer Burg auch weit verbreitet: Läuse! Meist mehrmals täglich wurden sie ausgekämmt.

    Geschlafen wurde auf dem Fußboden oder in einem Himmelbett, das von allen Seiten verschlossen werden konnte, da es überall zog.

    Als Beleuchtung dienten lange Kienspäne, die an der Wand in Eisenringen steckten Es gab auch Kerzen – den Regenten vorbehalten - und kleine Talglampen.

    Seitdem die Herzogtümer Österreich und Steiermark der direkten Reichsgewalt unterstellt worden waren und auch Wien zu einer freien Reichsstadt erhoben wurde, musste man über eine Stadt- und Residenzburg verfügen. Die Wiener Burg entstand als die älteste Kastellburg im Heiligen Römischen Reich⁴. Sie ersetzte die alte Residenz⁵ der Babenberger und avancierte im 14. Jahrhundert mehrfach zum Treffpunkt der politischen Elite Europas.

    Hier residierte und regierte – ungemütlich und primitiv wie auf allen damaligen Burgen - seit neun Jahren, mit fast absoluter Machtfülle ausgestattet, der Herzog von Österreich, die Gebiete ober- und unterhalb der Enns⁶.

    Albrecht war ein noch junger Fürst, 23 Jahre, und der Sohn Herzog Albrechts IV⁷ und der Herzogin Johanna Sophie von Bayern-Straubing. Beide starben früh und so verwalteten während seiner Minderjährigkeit drei seiner Großonkel, (Wilhelm der Artige, Leopold der Dicke und zuletzt Ernst der Eiserne), unter fortwährenden Streitigkeiten sein Erbe und trachteten primär danach, sich möglichst viel davon unter den Nagel zu reißen und sich das Leben gegenseitig schwer zu machen; obwohl sie alle auch Habsburger waren.

    Albrecht war das, was man nach damaligen

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