Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele
Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele
Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele
eBook285 Seiten3 Stunden

Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

"Die Nachfolge Christi ist das schönste Buch, das je aus einer Menschenhand kam - denn das Evangelium kam nicht aus Menschenhänden."
Fontanelle.

"Die Nachfolge Jesu Christi ist eines der vortrefflichsten Werke, die je sind verfaßt worden. Selig, wer nach dem Inhalte dieses Buches lebt, und sich nicht damit begnügt, dasselbe bloß zu bewundern."
Leibnitz.

"Das vollkommenste Buch nächst der Heiligen Schrift scheint mir das bekannte von Thomas von Kempen zu sein. Wenn die Bibel der Ruf Gottes an uns ist, so möchte ich sagen, dieses Buch sei die Antwort darauf. Es wundert mich, daß man den Verfasser nicht heilig gesprochen hat, auch vor Gottes Augen ein Jünger wie Petrus und Johannes."
Dr. P. Glanzow.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum25. Mai 2022
ISBN9783756281275
Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele

Ähnlich wie Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele

Titel in dieser Serie (32)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Christentum für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Nachfolge Jesu Christi - Ein spiritueller Wegweiser zur Veredlung der menschlichen Seele - Thomas von Kempen

    Inhalt.

    Erstes Buch.

    Nützliche Ermahnungen zu einem geistlichen Leben.

    1. Kap. Von der Nachfolge Christi und der Verachtung aller Eitelkeiten der Welt.

    2. Kap. Von der demütigen Meinung von sich selbst.

    3. Kap. Von der Lehre der Wahrheit.

    4. Kap. Von der Vorsicht in den Handlungen.

    5. Kap. Von den Lesung der heiligen Schriften.

    6. Kap. Von ungeordneten Neigungen.

    7. Kap. Von der eitlen Hoffnung und dem Hochmut, die man fliehen soll.

    8. Kap. Von Verhütung allzu großer Vertraulichkeit.

    9. Kap. Von dem Gehorsam und der Unterwürfigkeit.

    10. Kap. Von der Vermeidung überflüssiger Worte.

    11. Kap. Von der Erlangung des Friedens und vom Eifer im Fortschreiten.

    12. Kap. Vom Nutzen der Widerwärtigkeit.

    13. Kap. Vom Widerstand in Versuchungen.

    14. Kap. Von der Vermeidung des vermessenen Urteils.

    15. Kap. Von den Werken, die aus Liebe verrichtet werden.

    16. Kap. Von der Duldung der Fehler anderer.

    17. Kap. Vom klösterlichen Leben.

    18. Kap. Von den Beispielen der heiligen Väter.

    19. Kap. Von den Übungen eines guten Ordensmannes.

    20. Kap. Von der Liebe zur Einsamkeit und zum Stillschweigen.

    21. Kap. Von der Zerknirschung des Herzens.

    22. Kap. Von der Betrachtung des menschlichen Elendes.

    23. Kap. Von der Betrachtung des Todes.

    24. Kap. Vom Gericht und den Strafen der Sünder.

    25. Kap. Von der eifrigen Besserung unseres ganzen Lebens.

    Zweites Buch.

    Ermahnungen, die nach Innen ziehen.

    1. Kap. Vom inneren Wandel.

    2. Kap. Von der demütigen Unterwerfung.

    3. Kap. Von dem guten friedfertigen Menschen.

    4. Kap. Von dem reinen Gemüte und der einfachen Absicht.

    5. Kap. Von der Selbstbetrachtung.

    6. Kap. Von der Freudigkeit eines guten Gewissens.

    7. Kap. Von der Liebe Jesu über alles.

    8. Kap. Von der vertrauten Freundschaft Jesu.

    9. Kap. Von der Entbehrung alles Trostes.

    10. Kap. Von der Dankbarkeit für die Gnade Gottes.

    11. Kap. Von der geringen Anzahl der Liebhaber des Kreuzes Jesu.

    12. Kap. Von dem königlichen Wege des heiligen Kreuzes.

    Drittes Buch.

    Vom innerlichen Trost.

    1. Kap. Von der innerlichen Ansprache Christi zu der gläubigen Seele.

    2. Kap. Daß die Wahrheit im Innern ohne Wortgeräusch spricht.

    3. Kap. Daß die Worte Gottes in Demut zu hören sind, und daß viele sie nicht erwägen.

    4. Kap. Daß man in Wahrheit und Demut vor Gott wandeln soll.

    5. Kap. Von der wunderbaren Wirkung der göttlichen Liebe.

    6. Kap. Von der Prüfung des wahrhaften Liebhabers.

    7. Kap. Von der unter der Hut der Demut zu verbergenden Gnade.

    8. Kap. Von der Geringschätzung seiner selbst in den Augen Gottes.

    9. Kap. Daß man alles auf Gott, als auf das letzte Ziel, zurückführen soll.

    10. Kap. Daß es, nach Verachtung der Welt, süß ist, Gott zu dienen.

    11. Kap. Daß die Begierden des Herzens zu prüfen und zu mäßigen sind.

    12. Kap. Von dem Unterricht in der Geduld und dem Kampf gegen die Begierlichkeit.

    13. Kap. Von dem Gehorsam des demütig Untergebenen nach dem Beispiel Jesu Christi.

    14. Kap. Von der Betrachtung der verborgenen Gerichte Gottes, damit wir im Guten uns nicht erheben.

    15. Kap. Wie man in jeder erwünschlichen Sache stehen und sprechen soll.

    16. Kap. Daß wahrer Trost in Gott allein zu suchen ist.

    17. Kap. Daß man alle Sorgen auf Gott stellen soll.

    18. Kap. Daß man zeitliches Elend nach dem Beispiel Christi gleichmütig ertragen soll.

    19. Kap. Von der Duldung der Beleidigungen, und wer sich als wahrhaft geduldig erprobe.

    20. Kap. Von dem Bekenntnis eigener Schwäche und von den Mühseligkeiten dieses Lebens.

    21. Kap. Daß man über alle Güter und Gaben in Gott ruhen soll.

    22. Kap. Von der Erinnerung an die vielfältigen Wohltaten Gottes.

    23. Kap. Von vier Dingen, die großen Frieden eintragen.

    24. Kap. Von der Vermeidung vorwitziger Untersuchung des Lebens eines andern.

    25. Kap. Worin der feste Friede des Herzens und der wahre Fortgang besteht.

    26. Kap. Von der Erhabenheit eines freien Gemütes, die das demütige Gebet eher verdient als das Lesen.

    27. Kap. Daß die gesonderte Liebe vom höchsten Gute gar sehr zurückhält.

    28. Kap. Gegen die Zungen der Verleumder.

    29. Kap. Wie bei bevorstehender Trübsal Gott anzurufen und zu preisen ist.

    30. Kap. Von der Bitte um die göttliche Hilfe und dem Vertrauen, die Gnade wiederzugewinnen.

    31. Kap. Von der Hintansetzung aller Geschöpfe, auf daß der Schöpfer könne gefunden werden.

    32. Kap. Von der Selbstverleugnung und der Entsagung aller Begierlichkeit.

    33. Kap. Von der Unbeständigkeit des Herzens und der Absicht, die man auf Gott, als auf das letzte Ziel richten soll.

    34. Kap. Daß dem Liebenden Gott über alles und in allem lieblich sei.

    35. Kap. Daß es keine Sicherheit vor der Versuchung gibt in diesem Leben.

    36. Kap. Gegen die eitlen Urteile der Menschen.

    37. Kap. Von der reinen und gänzlichen Ergebung seiner selbst, die Freiheit des Herzens zu erlangen.

    38. Kap. Von der guten Regierung im Äußerlichen und der Zuflucht zu Gott in Gefahren.

    39. Kap. Daß der Mensch in Geschäften nicht ungestüm sein soll.

    40. Kap. Daß der Mensch nichts Gutes aus sich selbst hat, und über keines sich rühmen kann.

    41. Kap. Von der Verachtung aller zeitlichen Ehre.

    42. Kap. Daß man den Frieden nicht auf Menschen setzen soll.

    43. Kap. Wider die eitle und weltliche Wissenschaft.

    44. Kap. Daß man äußerliche Dinge sich nicht zuziehen soll.

    45. Kap. Daß man nicht allen glauben soll, und wie leicht man in Worten sich verfehlt.

    46. Kap. Von dem Vertrauen, das man auf Gott haben soll, wenn Pfeile der Worte sich erheben.

    47. Kap. Daß man alle Beschwernisse wegen des ewigen Lebens erdulden soll.

    48. Kap. Von dem Tage der Ewigkeit und den Bedrängnissen dieses Lebens.

    49. Kap. Von dem Verlangen nach dem ewigen Leben, und wie große Güter den Kämpfenden verheißen sind.

    50. Kap. Wie ein trostloser Mensch den Händen Gottes sich aufopfern soll.

    51. Kap. Daß man demütigen Werken obliegen soll, wenn man zu den höchsten unvermögend wird.

    52. Kap. Daß der Mensch sich keines Trostes wert, sondern vielmehr der Strafe schuldig achte.

    53. Kap. Daß die Gnade Gottes irdischer Weisheit sich nicht beimische.

    54. Kap. Von den verschiedenen Regungen der Natur und der Gnade.

    55. Kap. Von der Verderbnis der Natur und der Wirksamkeit der göttlichen Gnade.

    56. Kap. Daß wir uns selbst verleugnen, und Christus durch das Kreuz nachfolgen sollen.

    57. Kap. Daß der Mensch nicht allzu niedergeschlagen sein soll, wenn er in einige Fehler verfällt.

    58. Kap. Daß man höhere Dinge und die verborgenen Ratschlüsse Gottes nicht ergrübeln soll.

    59. Kap. Daß man alle Hoffnung und Zuversicht auf Gott allein festsetzen soll.

    Viertes Buch.

    Von dem Sakrament des Altars. Andächtige Ermahnung zur heiligen Kommunion.

    1. Kap. Mit wie großer Ehrfurcht Christus zu empfangen sei.

    2. Kap. Das die große Güte und Liebe Gottes dem Menschen in diesem Sakrament erwiesen wird.

    3. Kap. Das es nützlich sei, oft zu kommunizieren.

    4. Kap. Daß viele Gnaden denen verliehen werden, die andächtig kommunizieren.

    5. Kap. Von der Würde des Sakramentes und dem priesterlichen Stande.

    6. Kap. Frage über die Übung vor der Kommunion.

    7. Kap. Von der Durchforschung des eigenen Gewissens und dem Vorsatz der Besserung.

    8. Kap. Von der Aufopferung Christi am Kreuze und von eigener Ergebung.

    9. Kap. Daß wir uns und all das Unsrige Gott aufopfern, und für alle beten sollen.

    10. Kap. Daß man die heilige Kommunion nicht leicht unterlassen soll.

    11. Kap. Das der Leib Christi und die Heilige Schrift der gläubigen Seele höchst notwendig sind.

    12. Kap. Daß, wer Christus empfangen will, mit großer Sorgfalt sich vorbereiten soll.

    13. Kap. Daß die fromme Seele von ganzem Herzen nach der Vereinigung mit Christus im Sakrament sich sehnen soll.

    14. Kap. Von dem inbrünstigen Verlangen einiger Frommen nach dem Fronleichnam Christi.

    15. Kap. Daß die Gnade der Andacht durch Demut und Verleugnung seiner selbst erlangt wird.

    16. Kap. Daß wir unsere Nöte Christus eröffnen und seine Gnade begehren sollen.

    17. Kap. Von der glühenden Liebe und dem heftigen Verlangen, Christus zu empfangen.

    18. Kap. Daß der Mensch kein vorwitziger Grübler des Sakramentes, sondern ein demütiger Nachfolger Christi sein, und seinen Sinn dem heiligen Glauben unterwerfen soll.

    Vorwort.

    Das Buch der Nachfolge Christi, bekannter denn die übrigen geistvollen Schriften des gottseligen Thomas von Kempen, steht bei der ganzen Kirche in so großer Verehrung, daß das Lob dieses himmlischen Manna schmählern würde, wer dasselbe durch Lob zu erhöhen gedächte. Denn wie der fromme Ludwig von Granada sehr schön spricht: Durch wie immer erhabene Lobsprüche dasselbe gepriesen werde, wird dennoch jeder Leser mit der Königin von Saba ausrufen, daß die Weisheit und der überaus hohe Wert desselben alles übertreffe, was die menschliche Zunge davon spricht. Daher auch kam’s, daß, die Heilige Schrift ausgenommen, kein Buch so oft durch den Druck vervielfältigt, in die Sprachen so vieler Nationen übersetzt, und von Großen und Kleinen, von Hohen und Niederen, von Reichen und Armen mit so großer Liebe und zu so reichem geistigen Gewinn gelesen ward. Denn voll des Trostes, himmlischer Erleuchtung und Arzneien für alle Krankheiten der Seele, ward dies wunderbare Büchlein von jeher als eine Gabe des göttlichen Geistes betrachtet; der den Verfasser desselben mit seinem heiligen Licht erleuchtete und diese Worte des Heiles ihm einflößte, welche zahllose Sünder zur Bekehrung anzogen, bußfertige und in den Kämpfen dieses sterblichen Lebens ringende Seelen durch, himmlischen Trost aufrichteten, und heilige Gemüter zu noch größerer Liebe und Heiligkeit führten.

    Nimmer also bedarf dieses, über alles Lob erhabene Buch unseres dürftigen Lobes. Sein Lob sind diese gesegneten Früchte des Heiles, die es sowohl in dem schlichten Latein als in zahllosen Übersetzungen brachte, und fortwährend bringt und bringen wird. Hinsichtlich der gegenwärtigen deutschen Bearbeitung erinnert der Übersetzer bloß, daß er die letzte Ausgabe seiner Übersetzung, nach der berühmtesten aller lateinischen Ausgaben der Gebrüder Elzevir vom Jahre 1630 mit größter Sorgfalt, neuerdings Nummer für Nummer durcharbeitete, um dieser Krone unseres Kempis auch in deutscher Sprache die möglichste Vollendung zu geben.

    J. P. Silbert.

    Erstes Buch.

    Nützliche Ermahnungen zu einem geistlichen Leben.

    1. Kapitel.

    Von der Nachfolge Christi und der Verachtung

    aller Eitelkeiten der Welt.

    1. „Wer mir nachfolgt, wandelt nicht in Finsternissen", (Joh. 8.) spricht der Herr. Dies sind Worte Christi, durch die wir ermahnt werden, wie sehr wir seinem Leben und seinen Sitten nachahmen sollen, wenn wir wollen wahrhaft erleuchtet und von aller Blindheit des Herzens befreit werden. – Es sei also unser höchster Fleiß: im Leben Jesu Christi zu betrachten.

    2. Die Lehre Christi übertrifft alle Lehren der Heiligen; und wer den Geist hätte, der würde darin verborgenes Manna finden. Allein es geschieht, daß viele, bei oftmaliger Anhörung des Evangeliums, geringes Verlangen empfinden; weil sie den Geist Christi nicht haben. – Wer aber die Worte Christi völlig verstehen und Geschmack daran finden will, der muß trachten, sein ganzes Leben ihm gleichförmig zu bilden.

    3. Was nützt es dir, erhabene Dinge von der Dreieinigkeit zu erörtern, wenn es dir an Demut gebricht, wodurch du der Dreieinigkeit mißfallest? Wahrlich, erhabene Worte machen nicht heilig noch gerecht; sondern ein tugendhaftes Leben macht bei Gott beliebt. – Ich wünsche lieber, die Zerknirschung des Herzens zu empfinden als die Erklärung derselben zu wissen. Wenn du die ganze Bibel auswendig wüßtest und die Aussprüche aller Philosophen: was würde das alles nützen, ohne die Liebe Gottes und die Gnade? – „Eitelkeit der Eitelkeiten und alles ist Eitelkeit"; (Eccles. 1.) außer Gott lieben, und ihm allein dienen. Dies ist die höchste Weisheit: durch Verachtung der Welt nach dem himmlischen Reich streben!

    4. Eitelkeit also ist’s: vergängliche Reichtümer suchen und auf sie hoffen. Eitelkeit auch ist’s: nach Ehrenstellen gieren, und zu einem hohen Stande sich stolz erheben. Eitelkeit ist’s: den Begierden des Fleisches nachgehen und jenes verlangen, wofür man hernach schwer gestraft werden muß. Eitelkeit ist’s: ein langes Leben wünschen, und um ein gutes Leben wenig besorgt sein. – Eitelkeit ist’s: auf das gegenwärtige Leben allein acht haben und auf die Dinge, die da künftig sind, sich nicht vorsehen. Eitelkeit ist’s: lieben was mit aller Schnelligkeit vorübergeht; und nicht dorthin eilen, wo immerwährend die Freude bleibt.

    5. Gedenke oftmals jenes Sprichwortes: „Denn das Auge wird nicht durch Schauen gesättigt, noch das Ohr durch Hören erfüllt!" (Eccl. 1.) Befleiße dich also, dein Herz von der Liebe sichtbarer Dinge abzuziehen; und zu den unsichtbaren dich hinzuwenden. Denn die ihrer Sinnlichkeit folgen, beflecken das Gewissen und verlieren die Gnade Gottes.

    2. Kapitel.

    Von der demütigen Meinung von sich selbst.

    1. Jeder Mensch wünscht, natürlicherweise, zu wissen; allein Wissenschaft ohne Gottesfurcht: was trägt sie ein? Besser fürwahr ist ein demütiger Bauer, der Gott dient, als ein stolzer Philosoph, der, sich selbst vernachlässigend, den Lauf des Himmels betrachtet. Wer sich selbst erkennt, wird vor sich selbst gering, und ergötzt sich auch nicht an menschlichen Lobsprüchen. Wenn ich alles wüßte was in der Welt ist, und nicht in der Liebe wäre: was würde es mir helfen vor Gott, der mich richten wird nach der Tat?

    2. Laß ab von übertriebener Wißbegier; denn große Zerstreuung und Täuschung wird darin gefunden. – Vielwisser wollen gern gesehen und Weise genannt werden. Es gibt viele Dinge, die zu wissen, der Seele wenig oder gar nichts nützen; und sehr unweise ist, wer auf andere achtet als auf die, die seinem Heil dienlich sind. – Viele Worte ersättigen die Seele nicht, aber ein gutes Leben erquickt das Gemüt, und ein reines Gewissen gewahrt großes Vertrauen zu Gott.

    3. Je mehr und Besseres du weißt, um so strenger wirst du deshalb gerichtet werden: wenn du nicht heiliger lebst. – Erhebe dich also nicht stolz ob irgendeiner Kunst oder Wissenschaft; sondern fürchte vielmehr wegen der dir verliehenen Kenntnis. – Wenn es dich bedünkt, du wissest viel und verstehst es ziemlich gut; so wisse gleichwohl, daß es noch weit mehr Dinge gibt, die du nicht weißt. „Erhebe dich nicht in deinem Sinne"; (Röm. 12.) sondern bekenne vielmehr deine Unwissenheit. – Was willst du irgendeinem dich vorziehen, da doch mehrere gefunden werden, gelehrter als du und im Gesetz mehr bewandert? Willst du etwas mit Nutzen wissen und lernen; so liebe ungekannt zu sein und für nichts geachtet zu werden!

    4. Dies ist die erhabenste und nützlichste Lektion: Wahre Kenntnis und Verachtung seiner selbst! – Von sich selbst nichts halten und von andern immer eine gute und hohe Meinung haben, ist große Weisheit und Vollkommenheit! – Sahst du einen andern offenbar sündigen oder irgend Schweres begehen, so solltest du dennoch dich nicht für besser halten; weil du nicht weißt, wie lange du im Guten bestehen könnest. Alle sind wir gebrechlich; doch du sollst niemand für gebrechlicher als dich selbst halten.

    3. Kapitel.

    Von der Lehre der Wahrheit.

    1. Selig der, den die Wahrheit durch sich selbst lehrt, nicht durch vorübergehende Bilder und Stimmen; sondern wie sie an sich ist! – Unsere Meinung und unser Sinn täuscht uns oft und sieht gar wenig. – Was frommt große Klügelei über verborgene und dunkle Dinge; über deren Unkunde wir auch beim Gericht nicht zur Strafe gezogen werden? – Große Torheit ist’s: daß wir Nützliches und Notwendiges vernachlässigend, dafür auf vorwitzige und schädliche Dinge acht haben; Augen haben wir und sehen nicht!

    2. Und was kümmern uns Gattungen und Geschlechter? – Zu wem das ewige Wort spricht, der wird vieler Meinungen los. Durch ein Wort sind alle Dinge; und alle Dinge sprechen dies eine; und dieses ist der Anfang, der auch zu uns spricht. (Joh. 8.) Ohne ihn versteht oder urteilt niemand recht. – Wem alle Dinge eins sind, und wer alle auf das eine bezieht und alle in dem einen schaut, der vermag es, beständigen Herzens zu sein und friedlich in Gort zu verbleiben. – O Wahrheit: Gott! mach mich eins mit dir in ewiger Liebe! Es verdrießt mich oftmals, vieles zu lesen und zu hören; in dir ist alles was ich will und verlange! Schweigen sollen alle Lehrer, schweigen alle Kreaturen vor deinem Angesicht; du allein sprich zu mir!

    3. Je mehr jemand sich selbst vereint und innerlich vereinfacht ist, desto mehrere und erhabenere Dinge sieht er ohne Mühe ein; weil er das Licht des Verständnisses von oben herab empfängt. – Ein reiner, einfacher und beständiger Geist wird durch viele Geschäfte nicht zerstreut; weil er alles zu Gottes Ehre wirkt, und sich bemüht, aller Eigenwahl in sich ledig zu sein. – Wer hindert und belästigt dich mehr als deine unabgetötete Herzensneigung? – Ein guter und frommer Mensch ordnet erst im Innern seine Werke, die er äußerlich verrichten soll; noch ziehen auch diese ihn zu den Begierden seiner verderbten Neigung hin; sondern er selbst richtet sie nach dem Urteil der richtigen Vernunft. – Wer hat einen stärkeren Kampf, als wer da ringt, sich selbst zu überwinden? Und dies sollte das Geschäft eines jeden von uns sein: nämlich, sich selbst überwinden, täglich mehr Stärke über sich selbst gewinnen, und im Besseren etwas zunehmen.

    4. Jede Vollkommenheit in diesem Leben hat eine gewisse, ihr anklebende Unvollkommenheit; und all unser innerliches Anschauen ist nicht frei von einigem Dunkel. – Demütige Erkenntnis deiner selbst ist ein gewisserer Weg zu Gott als das tiefsinnige Forschen der Wissenschaft. Nicht tadelhaft ist zwar die Wissenschaft oder jede einfache Kenntnis irgendeiner Sache, die, an sich betrachtet, gut und von Gott geordnet ist; doch ist ein gutes Gewissen und ein tugendhaftes Leben jederzeit vorzuziehen. Weil aber viele sich mehr bestreben: zu wissen, als gut zu leben, darum irren sie oft und tragen beinahe keine oder nur geringe Frucht

    5. O wenn sie so großen Fleiß anwendeten, Fehler auszurotten und Tugenden einzupflanzen, als gelehrte Fragen aufzuwerfen: dann würde nicht so viel Unheil und Ärgernis im Volk sich ergeben, noch auch so große Ausgelassenheit in den Klöstern! – Wahrlich, wenn einst der Tag des Gerichtes kommt: nicht fragen wird man uns dann, was wir gelesen, sondern was wir getan; noch auch, wie wohl wir gesprochen, sondern wie fromm wir gelebt haben! – Sag mir, wo sind nun alle jene

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1