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Mörderische Ausgrenzungen: Kriminalroman
Mörderische Ausgrenzungen: Kriminalroman
Mörderische Ausgrenzungen: Kriminalroman
eBook195 Seiten2 Stunden

Mörderische Ausgrenzungen: Kriminalroman

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SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Apr. 2019
ISBN9783897350137
Mörderische Ausgrenzungen: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Mörderische Ausgrenzungen - Alexander Bertsch

    Alexander Bertsch

    Mörderische Ausgrenzungen

    Kriminalroman

    Impressum

    Titelbild: Burg Helfenberg, Foto: Ursula Bertsch

    Autor: Alexander Bertsch

    Titel: Mörderische Ausgrenzungen

    Umschlag: Jochen Baumgärtner, vr

    Satz: Katja Leschhorn, vr

    E-Book-Erstellung: Nico Busch, vr

    EPUB: ISBN 978-3-89735-013-7

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio­grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

    Die Publikation ist auch als gedrucktes Buch erhältlich.

    144 S., Broschur. ISBN 978-3-95505-012-2.

    Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. Weder Autoren noch Verlag können für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses E-Books entstehen.

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    Wir durcheilen

    die Zeit

    Und ich?

    Glocken

    versöhnen

    den Verlierer

    (Gustav Nagy, Fuge)

    Mein Freund Schnuckenack nennt das Leben

    eine Lehre, die man hat,

    wenn man sie nicht mehr gebrauchen kann,

    und er hat die Lehren satt.

    Zwischen tausend Tabernakel sucht er

    Gott wie eine Laus,

    denn er will ihn höflich fragen,

    ob er rechnet mit Applaus.

    (André Heller, Mein Freund Schnuckenack)

    Die Personen und die Handlung des Romans sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

    I

    Seit vielen Jahren bewohnt er das Haus auf halber Höhe. An die linke Seite des Grundstücks schließen sich Weinberge an, die den größten Teil des Hügels in Beschlag nehmen. Die andere Hälfte wird von einem Gelände aus Bäumen, Buschwerk und Gestrüpp begrenzt. Das Bauwerk auf diesem etwa zwölf Ar großen Gelände hat etwas von einem Försterhaus: Überall mit Holz verkleidet, ringsum mit einem Balkon versehen, darunter größere Holzstapel oder alle möglichen Gerätschaften. Vielleicht hat es ja vor Zeiten einmal einem Förster gehört. Doch Anton Vinaeger ist kein Jäger. Obwohl er selbst ab und zu hinter Menschen her ist. Allerdings nicht, um sie wie Wild zur Strecke zu bringen, sondern um zu beobachten, zu registrieren, manche sagen auch: um zu schnüffeln, zu lauern oder mit seinen Fühlern in alle möglichen, oftmals auch sehr delikate Bereiche hineinzuhorchen. An einem der beiden dicken Pfosten des Eingangstors befindet sich ein angerostetes kleines Schildchen: Anton Vinaeger, Privatdetektiv.

    Das Anwesen ist von einem Lattenzaun umgeben und wird zusätzlich von Lampion bewacht. Lampion, oft auch ‚Lampi‘ genannt, ist ein nicht zu übersehender ‚Schäfer-Mix‘, dessen Muttertier sich mit irgendeinem nicht genauer zu eruierenden, aber wesentlich größeren Artgenossen gepaart haben muss. Von vorne ist er ganz unverkennbar ein Schäferhund, sein Hintergestell jedoch scheint auf eigenartige Weise nicht mit dieser Rasse zusammenzupassen. Bei normaler Vorwärtsbewegung hat man jedenfalls den Eindruck, als würde das Hinterteil etwas tollpatschig hinterherschaukeln. Bei schneller Fortbewegung ist davon jedoch nichts zu sehen. Manchmal kreuzt Matze, ein temperamentvoller Kater, seinen Weg. Dann beginnt eine wilde Jagd durch das gesamte Terrain, vorbei an mehreren Birken und zwei Kiefern, über Beete und Wiesenstücke. Wenn Matze nicht schon früh den nächsten Baum erklimmt, enden an einem zusätzlich eingezäunten Bereich des Gartens zumindest die Versuche Lampis, seinen Verfolgungsdrang auszuleben – der Kräutergarten, ein Tabu-Gelände, auf dem Vinaeger einem seiner wichtigsten Hobbies nachgeht: dem Züchten und Hegen der verschiedenartigsten Kräutersorten aus heimischen und soweit möglich auch aus exotischen Gefilden.

    Aber es geht ihm nicht nur um das Anpflanzen von Kräutern allein. Er beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte der gesamten Gewürz- und Kräuterwelt, mit den ersten Spuren dieser würzenden und geschmacksgebenden Zutaten in der Jungsteinzeit, um 7000 vor Christus, oder mit den großen Seefahrern, wie beispielsweise Vasco da Gama, Ferdinand Magellan und anderen im 15. und 16. Jahrhundert, die von ihren großen Fahrten rund um die Welt mit zahlreichen bis dato in Europa noch unbekannten Gewürzen und Kräutern zurückkehrten. Viele Bücher in Vinaegers stattlicher Bibliothek zeugen von seinem großen Interesse in diesem Bereich. Auch das ‚Kräuterzimmer‘, in dem eine Unmenge von Kräutern und Gewürzen aus vielen Teilen der Welt aufbewahrt wird, belegt seine Vorliebe und seine großen Kenntnis auf diesem Gebiet.

    Noch etwas ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert: Vinaegers Geruchssinn. Seiner Nase entgeht kaum der Duft einer einzelnen Kräuterpflanze und darüber hinaus ist sein Geruchsorgan in der Lage, durchaus auch außergewöhnliche Gewürz- und Kräutermischungen wahrzunehmen und zu einem hohen Prozentsatz zu analysieren.

    Dieser Privatdetektiv, der vor wenigen Wochen seinen fünfzigsten Geburtstag in aller Zurückgezogenheit gefeiert hat, mit seiner stämmigen, etwas untersetzten Gestalt, einem runden Gesicht mit Knollennase, wachsamen dunkelbraunen Augen, wild wuchernder, bereits etwas ergrauter Haartracht und einem immer noch rötlichen Kinnbart, lebt nicht etwa allein. Abgesehen von dem treuen Lampion, mit dem er sich zwar oft unterhält, von dem er aber selten Antworten bekommt, ist da noch Tulla:

    Sie waltet drinnen als Hausfrau, Köchin und Geliebte, nicht besonders ‚züchtig‘, aber dafür nachhaltig. Sie wird in Weggendorf, so heißt der Ort im Schwäbischen, auf den Vinaeger von seinem Platz am großen Wohnzimmerfenster hinunterblickt, die stumme Tulla genannt.

    Diese Tulla ist aber keinesfalls stumm. Es ist zwar richtig, dass sie wenig redet, was unter anderem auch von der Tatsache herrührt, dass sie manchmal ein wenig stottert, manchmal deshalb, weil sie nur dann nicht flüssig redet, wenn sie durch irgendetwas verunsichert wird. Wenn sie sich jedoch ärgert, kann sie loslegen wie ein Feldwebel. Vinaeger bekommt von Zeit zu Zeit sein Fett ab. Dann geht er zu ihr hin, blickt sie derart treuherzig und schuldbewusst an, bis Tulla zu stottern beginnt. Tulla ist etwa drei Jahre älter als Vinaeger. Ursprünglich kam sie als Haushaltshilfe zwei Mal in der Woche zu ihm, dann drei oder vier Mal und schließlich blieb sie bei ihm.

    Was meinst du, Tullachen, willst du nicht überhaupt hierbleiben?

    Wwwas mm mmeinst du, A a an-ton … , ist ddd das ddein Ernst ?

    Hier ist doch genug Platz für uns. Und: du weißt doch, dass ich dich mag.

    Mit einer fast dramatischen Bewegung trat sie nach vorne, fuhr ihm mit einer Hand über das Haar, riss ihn an sich und küsste ihn.

    In dieser Nacht kam sie in sein Zimmer, trat an sein Bett und begann eine Rede zu halten.

    Eines möchte ich k.. klarstellen, Anton Vinaeger! Wir haben nicht offiziell geheiratet, haben also keinen Tr.. Trauschein, keine Brautjungfern, keinen Pf.. Pfaffen oder sonst was. Aber ich be.. bestehe auf eine Ho.. Hochzeitsnacht!

    Anton Vinaegers Werdegang verlief keinesfalls geradlinig. Zunächst studierte er in Freiburg ein paar Semester Religionswissenschaft und Psychologie.

    Allerdings sagte ihm der akademische Betrieb wenig zu. Er verabschiedete sich von der Alma Mater und ging eine Zeitlang auf Reisen, das heißt, er trampte quer durch Europa. Schon damals regte sich sein Interesse an Gewürzen während seiner zahlreichen Wanderungen durch verschiedene Balkanländer bis hinunter nach Griechenland oder durch Frankreich: das Rhônetal, die Provence oder die Cevennen. Bis nach Spanien und Nordafrika führten ihn seine Touren.

    Mehrere Jahre arbeitete er als Vertreter für eine Kosmetikfirma, danach als Taxifahrer in der Landeshauptstadt und begann schließlich eine Ausbildung für den Dienst bei der Kriminalpolizei. Aber Anton Vinaeger ist ein Mensch, dem selten etwas auf die Dauer zusagt. Er überlegte hin und her, in welchem Berufszweig sich für ihn ein gewisses Maß an Zufriedenheit einstellen könnte.

    Der Zufall kam ihm zu Hilfe, das Schicksal, das Glück, was es auch immer gewesen ist. Eine Tante, die Schwester seines Vaters, eine überzeugte Junggesellin, setzte ihn als einzigen Erben ein, aber nicht, weil sie, wie sie früher schon sagte, ihren ‚vergratenen‘ Neffen besonders mochte, sondern weil sie sich mit allen anderen Verwandten total überworfen hatte und noch auf dem Sterbebett hoffte, dass sich die übrige Verwandtschaft tierisch über dieses Testament ärgern würde.

    Anton Vinaeger beschloss, Privatdetektiv zu werden. Er suchte und fand dieses Haus mit entsprechendem Grundstück am Ortsrand einer Gemeinde, das zum Verkauf angeboten wurde, nicht weit zur nächsten größeren Stadt und vor allem mit Autobahnanbindung. So kam er nach Weggendorf.

    Die Weggendorfer staunten natürlich nicht schlecht, was für ein ‚Vogel‘ ihnen hier zugeflogen war.

    Vinaeger, ein Einzelgänger seit jeher, ein Eigenbrötler, individualistischer Grübler, der einen Kräutergarten anlegt, kaum unter die Leute geht, sich überhaupt selten zeigt, keinem Verein beitritt und sich nicht sofort mit jedem verbrüdert. Solche Menschen mag man in Weggendorf nicht besonders.

    Mit Vinaeger redet man am besten nicht. Je weniger man einen Menschen kennt, desto mehr zerreißt man sich das Maul über ihn. Aber nur eine gewisse Zeitlang, dann legt sich alles wieder. Manchmal etwas aggressiv werden, das könnte schon geboten sein. Aber das war es dann.

    Ab und zu erhält er Aufträge, die er gewissenhaft ausführt. Doch im Übrigen widmet er sich seinen Kräutern, sammelt im Laufe der Zeit ein großes Wissen an, hält Vorträge, gibt Volkshochschulkurse, wird einmal sogar in eine Talk-Show geholt. Letzteres spielt sich allerdings nur ein einziges Mal ab. Als ihn die Talkmasterin ständig unterbricht und alles besser weiß, verlässt er die Runde mit einer unanständigen Detonation.

    Sein Geruchssinn entwickelt sich stetig und für so manchen Mitmenschen beeindruckend weiter. Manche wollen ihn auf die Probe stellen und halten ihm raffinierte Kräutermischungen unter die Nase. Die meisten Zusammensetzungen erschnüffelt er mit Bravour.

    *

    Während eines Falls vor etwa drei Jahren kam Vinaeger eben dieser Umstand zugute, wobei es sich nicht einmal um eine übermäßig schwierige Kräutermischung handelte.

    Am Flussufer, neben einer kleinen Gartenwirtschaft in der Stadt, war eine fünfundzwanzigjährige Frau tot aufgefunden worden. Die Polizei ging von einem Gewaltverbrechen aus und begann in alle möglichen Richtungen zu ermitteln. Es stellte sich heraus, dass die junge Frau die Tochter einer alten Bekannten Vinaegers war, die in einem Mehrfamilienhaus am Rande eines größeren Parks wohnte. Die Mutter lebte allein und brach völlig zusammen, als man ihr die Nachricht überbrachte. Ihre Tochter war vor ein paar Jahren ausgezogen und hatte sich einer Wohngemeinschaft in einem Vorort der Stadt angeschlossen.

    Vinaeger hatte die Frau und ihre Tochter Bettina zuletzt bei einer Geburtstagsfeier ein halbes Jahr davor gesehen. Nun rief ihn die Frau an, berichtete ihm verzweifelt, was geschehen war, und bat ihn mit großer Dringlichkeit, sie bei der Identifizierung zu begleiten. Sie könne da nicht allein hin.

    Als sie bei dem zuständigen Pathologen ankamen, war auch Kommissar Hans Funk mit einem Kollegen anwesend.

    Anton!

    Funk ging sofort auf ihn zu.

    Was tust du denn hier? Du weißt doch …

    Langsam, langsam, sagte Vinaeger. Frau Maron hat mich gebeten …

    Bitte, Herr Kommissar, sagte die Frau.

    Hans Funk stimmte schließlich zu.

    Entschuldigen Sie, Frau Maron, sagte Funk. Kommen Sie mit. Ich weiß, wie schwer das für Sie ist. Mein Name ist Funk, mein Kollege: Herr Müller. Wir sind von der Kriminalpolizei.

    Die tote Frau lag auf dem Autopsie-Tisch. Der Pathologe hatte sie gerade entkleidet. Die teilweise zerrissenen Kleidungstücke lagen in einem Behälter neben dem Tisch. Frau Maron blickte sie nur kurz an und drehte sich weg. Vinaeger fing sie gerade noch auf. Sie setzten sie auf einen Stuhl. Der Kommissar sah sie fragend an:

    Frau Maron?

    Ja, sagte sie mit zitternder Stimme. Meine Bettina, flüsterte sie.

    Eine Mitarbeiterin des Pathologen führte sie in einen kleinen Raum nebenan.

    Inzwischen hatte sich Vinaeger zu dem Korb hinuntergebeugt und näherte seine Nase den Kleidungsstücken.

    Stimmt etwas nicht?, fragte der Pathologe verwundert.

    Thymian, Rosmarin und Oregano, begann Vinaeger.

    Bitte?

    Auch Kommissar Funk und sein Kollege traten hinzu.

    Thymian, Rosmarin, Oregano … Majoran!, fuhr Vinaeger erregt fort. Dazu eine Brise Basilikum, Estragon, Lorbeer … und etwas Kerbel!

    Bist du übergeschnappt?, fragte Funk.

    Will der sich wichtigmachen?, fragte sein Kollege dazwischen.

    Ich bin mir fast sicher, sagte Vinaeger. Ich kenne diese Mischung.

    Wovon redest du? Willst du uns auf den Arm nehmen?

    Herbes de Provence! Da gibt es für mich keinen Zweifel.

    Herbes de Provence!, rief Funk. Das kannst du heute überall kaufen. Oftmals kommen diese Kräuter gar nicht aus der Provence, sondern häufig vom Balkan oder aus Nordafrika! Aber vor allem: Was hat das jetzt mit uns hier …

    Er nahm Vinaeger am Arm und führte ihn zurück in den Vorraum.

    Kümmere dich um Frau Maron, sagte er zu seinem Kollegen und an Vinaeger gewandt: Anton, ich kenne ja deine Marotten. Aber manchmal, das muss ich dir – wieder mal – verklickern, gehst du mir gewaltig auf die Nerven.

    Vinaeger und Funk kannten sich noch aus der Zeit in der Landeshauptstadt, als sie beide bei der Kriminalpolizei angefangen hatten. Funk hatte sich häufig über Vinaegers unorthodoxe Methoden geärgert, Methoden, die allerdings immer wieder völlig unerwartet erfolgreich gewesen waren.

    Hans, ich weiß, dass dir das seltsam erscheinen muss, aber ich kenne diese Mischung. Es handelt sich um eine ganz spezielle Zusammensetzung dieser Kräuter, die vor allem bei Pierre Meugnon auftaucht. Du kennst doch sicher das Lokal Chez

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