Parker kontra "Mr. Freiheit": Butler Parker 243 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Lady Agatha hatte an der Küste eine weitläufige Verwandte besucht und befand sich auf dem Rückweg nach London. Sie lehnte im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und starrte mißmutig aus dem Fenster. »Mylady waren mit dem Besuch unzufrieden?« erkundigte sich Josuah Parker gemessen. Der Butler saß stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, am Steuer und verzog keine Miene, als Agatha Simpson ihr Leid klagte. Plötzlich waren das typische Geräusch von Rotorblättern und das hohe Singen einer Hubschrauberturbine direkt über ihnen zu hören. Lady Agatha ließ sich sofort ablenken und kurbelte das Seitenfenster herunter, um nach dem Luftgefährt zu sehen. Interessiert verfolgte sie den Flug eines mittelgroßen, grüngestrichenen Helikopters, der in geringer Höhe flog und hinter einem Wäldchen verschwand. »Mister Parker, warum biegen Sie hier ab?« protestierte die ältere Dame, als der Butler ohne Ankündigung die Hauptstraße verließ und auf einen schmalen Weg einbog. »Mylady haben natürlich sofort bemerkt, daß mit besagtem Luftfahrzeug etwas nicht in Ordnung ist«, erläuterte Parker. »Mylady vermißten zum Beispiel die Hoheitszeichen und die Registriernummern, die ein solches Gerät aufzuweisen pflegt. Daraus zogen Mylady einen Schluß, der mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffen dürfte und zu dem man Mylady nur beglückwünschen kann.« Parker griff an seine Melone und lüpfte diese andeutungsweise; als hochherrschaftlicher Butler wußte er schließlich, was sich gehörte. »Sehr schön aufgepaßt, Mister Parker. Sie machen sich«, lobte die Lady, die nicht den geringsten Schimmer hatte, wovon ihr Butler sprach. »Und welchen Schluß zog ich nun aus den fehlenden Kennzeichen des Hubschraubers?« »Mylady dachten sofort daran, daß hinter jenem Wäldchen die Strafanstalt Millwall liegt«
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Parker kontra "Mr. Freiheit" - Günter Dönges
Butler Parker
– 243 –
Parker kontra Mr. Freiheit
Günter Dönges
Lady Agatha hatte an der Küste eine weitläufige Verwandte besucht und befand sich auf dem Rückweg nach London. Sie lehnte im Fond von Parkers hochbeinigem Monstrum und starrte mißmutig aus dem Fenster.
»Mylady waren mit dem Besuch unzufrieden?« erkundigte sich Josuah Parker gemessen. Der Butler saß stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, am Steuer und verzog keine Miene, als Agatha Simpson ihr Leid klagte.
Plötzlich waren das typische Geräusch von Rotorblättern und das hohe Singen einer Hubschrauberturbine direkt über ihnen zu hören. Lady Agatha ließ sich sofort ablenken und kurbelte das Seitenfenster herunter, um nach dem Luftgefährt zu sehen. Interessiert verfolgte sie den Flug eines mittelgroßen, grüngestrichenen Helikopters, der in geringer Höhe flog und hinter einem Wäldchen verschwand.
»Mister Parker, warum biegen Sie hier ab?« protestierte die ältere Dame, als der Butler ohne Ankündigung die Hauptstraße verließ und auf einen schmalen Weg einbog.
»Mylady haben natürlich sofort bemerkt, daß mit besagtem Luftfahrzeug etwas nicht in Ordnung ist«, erläuterte Parker.
»Mylady vermißten zum Beispiel die Hoheitszeichen und die Registriernummern, die ein solches Gerät aufzuweisen pflegt. Daraus zogen Mylady einen Schluß, der mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffen dürfte und zu dem man Mylady nur beglückwünschen kann.«
Parker griff an seine Melone und lüpfte diese andeutungsweise; als hochherrschaftlicher Butler wußte er schließlich, was sich gehörte.
»Sehr schön aufgepaßt, Mister Parker. Sie machen sich«, lobte die Lady, die nicht den geringsten Schimmer hatte, wovon ihr Butler sprach. »Und welchen Schluß zog ich nun aus den fehlenden Kennzeichen des Hubschraubers?«
»Mylady dachten sofort daran, daß hinter jenem Wäldchen die Strafanstalt Millwall liegt«, fuhr Parker fort, »und Mylady sehen einen engen Zusammenhang zwischen dem Helikopter und der Anstalt.«
»Ach, tatsächlich?« Agatha Simpson lehnte sich in die Polster zurück und staunte wieder mal über sich selbst. Sie glaubte jedes Wort von Parker und war felsenfest davon überzeugt, jene scharfsinnigen Hinweise und Schlüsse geliefert zu haben, von denen er sprach.
»Mylady vermuten, daß der Hubschrauber möglicherweise dazu dient, den Gefängnisaufenthalt eines oder mehrerer der Insassen auf illegale Weise zu beenden«, erklärte Parker, während er den schweren Wagen über den schmalen Pfad jagte.
»Sie meinen... äh, ich meine also, daß mit diesem Helikopter ein Ausbruchversuch unternommen werden soll?« Die ältere Dame hatte begriffen und war plötzlich wie elektrisiert. Sie witterte einen neuen Fall und war gern bereit, sich mit ihrer unbändigen Energie darauf zu stürzen.
Bevor Parker antworten konnte, kam der Hubschrauber schon zurück. Er strich in geringer Höhe über das Wäldchen und passierte Sekunden später das ehemalige Londoner Taxi, das sich Parker nach eigenen Plänen zu einer Trickkiste auf Rädern hatte umbauen lassen. Jenseits des Wäldchens, dem sie bereits sehr nahe gekommen waren, waren Alarmsirenen und Schüsse zu hören.
Agatha Simpson richtete sich kerzengerade in ihrem Sitz auf und ließ das Fenster herab.
»Ich habe also recht gehabt, Mister Parker. Was sagen Sie zu meiner Spürnase? Einer Lady Agatha kann man nichts vormachen!« triumphierte sie.
»Mylady sind wie immer bewundernswert«, wußte Josuah Parker, ohne einen Muskel seines glatten Pokergesichts zu verziehen. Er steuerte seinen Privatwagen an den Wegrand und hielt.
Vor ihnen tauchte ein Troß von Fahrzeugen auf, die ohne Ausnahme ihr Blaulicht kreisen und ihre Sirenen ertönen ließen. Wenig später jagten die Wagen vorbei und verschwanden hinter einem Hügel.
»Ich werde mich unverzüglich dieses Falles annehmen und die Ausbrecher zurückbringen«, kündigte Lady Agatha unternehmungslustig an. »Wie ich die Polizei kenne, ist sie auch diesmal wieder hoffnungslos überfordert.« Ohne nähere Fakten zu kennen, wußte die Lady natürlich sofort, was passiert war. Sie hatte sich bereits im vorhinein ihr Bild von der Situation gemacht und würde sich auf keinen Fall mehr davon abbringen lassen.
»Die Justiz wird Mylady wie so oft zu großem Dank verpflichtet sein«, vermutete Josuah Parker und stoppte vor einem quer über den Weg stehenden Streifenwagen.
*
Lady Agatha klinkte die Fondtür auf und schob ihre majestätische Fülle ins Freie. Sie stampfte auf den Streifenwagen zu und baute sich vor einem älteren Mann in Uniform auf.
Der musterte die resolute Dame beeindruckt und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, um nicht gerammt zu werden. Lady Agatha nutzte die Gelegenheit, um sofort nachzurücken und den Uniformträger am Streifenwagen förmlich festzunageln.
»Was soll das, junger Mann?« erkundigte sich die passionierte Detektivin mit einer Stimme, die freundlich klingen sollte, in Wirklichkeit aber an entferntes Donnergrollen erinnerte. »Warum versperren Sie hier den Weg?«
Agatha Simpson rückte noch etwas näher, was den verdatterten Mann veranlaßte, sich fast ganz mit dem Rücken auf die Motorhaube des Streifenwagens zu legen und die Arme haltsuchend auszubreiten. Dazu rollte er heftig mit den Augen und versuchte krampfhaft, etwas zu sagen, aber es wurde nur ein undefinierbares Stammeln.
»Nun reißen Sie sich mal ein bißchen zusammen«, raunzte die Lady. »Sagen Sie mir endlich klipp und klar, was hier los ist, wenn ich bitten darf.«
Sie trat etwas zurück und streckte ihrem Opfer ihre hilfreiche Hand entgegen. Der Mann griff dankbar danach und fühlte sich im nächsten Augenblick hochgerissen und durch die Luft gewirbelt.
Als er wieder zur Besinnung kam, lehnte er mit dem Rücken an einem am Wegrand stehenden Baum, während ihm die ältere Dame die Wangen tätschelte, was sein Gebiß zum Klappern brachte.
Neben dem Streifenwagen hatten sich mehrere jüngere Uniformträger aufgebaut und starrten hilflos auf das Geschehen. Sie begriffen nicht, was sich ihren Augen bot, schienen vor allem nicht in der Lage zu reagieren.
Lady Agathas Opfer war inzwischen zu sich gekommen und konnte ihre Fragen beantworten.
»Was ist da los, ist jemand ausgebrochen?« wollte Agatha Simpson wissen und sah den älteren Mann streng an.
»Ausbruch ... ja... jawohl, Lady. Drei Leute«, stammelte der entnervte Beamte und ließ sich am Baumstamm zurücksinken.
»Das ist ja wohl nicht zu fassen«, freute sich Lady Agatha. »Sind die Leute mit dem Hubschrauber abgeholt worden?«
»Es handelte sich dabei um mehr oder weniger prominente Gefangene?« erkundigte sich Josuah Parker, während er dem Mann einen Becher mit altem französischen Cognac reichte, um seine Lebensgeister anzuregen.
»Unsere Stars, sozusagen«, lautete die Antwort. »Alle drei lebenslänglich, die Kerle, und dann werden sie einfach so rausgeholt ...«
»Gehen Sie nicht so verschwenderisch mit meinem guten Cognac um, Mister Parker«, grollte seine Herrin, »etwas weniger hätte auch genügt, oder wollen Sie den Mann betrunken machen?«
Sie nahm ihm den Becher aus den Händen und trank hastig. Unnötige Verschwendung konnte sie nun mal nicht ausstehen.
»Fahren Sie Ihren Wagen an die Seite, damit ich durch kann«, forderte Agatha Simpson und sah die jungen Uniformträger neben dem Streifenwagen scharf an.
»Das geht nicht, Lady, wirklich nicht.« Ein junger Mann trat leichtsinnigerweise vor und baute sich vor Lady Agatha auf.
»Und warum nicht, mein Junge?« wollte die resolute Dame mit übertriebener Freundlichkeit in der Stimme wissen.
»Strikter Befehl, wir dürfen niemand rein oder rauslassen, Lady«, gab der junge Mann Auskunft. »Tut mir leid, aber Sie müssen umkehren.«
»Mister Parker, was sage ich dazu?« wandte sich die Lady an ihren Butler.
»Mylady wollen sicher an die Einsicht der Herren appellieren«, vermutete Parker, um sich gleich darauf diskret abzuwenden.
Agatha Simpson hatte an den vor ihr stehenden jungen Polizisten ›appelliert‹ und als Argument eine leichte Ohrfeige eingesetzt, die ihn in die Arme seiner Kameraden warf.
»Ein Irrtum, Mister Parker, Sie stimmen mir da sicher zu«, erklärte die Lady, während sie auf die vier jungen Männer blickte, die sich malerisch neben dem Streifenwagen ausgestreckt hatten. »Reine Notwehr, ich glaubte, sie wollten mich angreifen«, fuhr sie munter fort.
»Das Leben ist voller Mißverständnisse«, bestätigte der Butler, »allerdings könnte dieser Irrtum teuer werden. Bei Widerstand gegen die Staatsgewalt sehen unsere Richter im allgemeinen keinen Anlaß, Milde walten zu lassen.«
»Na, hören Sie mal, Mister Parker, auf wessen Seite stehen Sie eigentlich?« empörte sich Agatha Simpson und stieg in den Streifenwagen.
Gleich darauf heulte der Motor gequält auf, das Getriebe krachte, und der Wagen machte einen Satz nach vorn.
Im nächsten Moment schoß er über die Böschung und