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Das olive Buch: Mein Weg durch die 15 Monate Bundeswehr in den 80ern
Das olive Buch: Mein Weg durch die 15 Monate Bundeswehr in den 80ern
Das olive Buch: Mein Weg durch die 15 Monate Bundeswehr in den 80ern
eBook138 Seiten1 Stunde

Das olive Buch: Mein Weg durch die 15 Monate Bundeswehr in den 80ern

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Über dieses E-Book

1984: An der Bundeswehr kam man nicht vorbei, wenn man später beruflich nicht im Abseits stehen wollte. Als gelernter Fernmeldeelektroniker erhoffte Sinclair, dass es schon nicht so schlimm sein wird. Doch dann kam im Panzergrenadierbataillon 13 alles anders. Ein Friseur richtete die Funkgeräte und Sinclair bekam ein Funkgerät auf den Rücken geschnallt.

Eine Geschichte, erzählt in Romanform, für alle, die gerne etwas Einblick in die Welt der Bundeswehr erhalten möchten.

Der Text zum Buch wurde bereits 1994 geschrieben. Das Buch diente dem Autor die Zeit bei der Bundeswehr und die damit zusammenhängenden psychischen Probleme zu verarbeiten.
Bis 1996 bemühte er sich vergebens einen Verlag zu finden.
Damals hatte dieser Stoff sicherlich auch eine höhere Brisanz als heute, wo er schon fast als eine zeitgeschichtliche Darstellung einzuordnen ist.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum18. Jan. 2014
ISBN9783844244540
Das olive Buch: Mein Weg durch die 15 Monate Bundeswehr in den 80ern

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    Buchvorschau

    Das olive Buch - Sigmar Sinclair

    DAS OLIVE BUCH

    Mein Weg durch die 15 Monate Bundeswehr in den 80ern

    Von Sigmar Sinclair

    Imprint

    Titel: Das olive Buch

    Untertitel: Mein Weg durch die 15 Monate Bundeswehr in den 80ern

    Name des Autors: Sigmar Sinclair

    Auflage: 1

    published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    Copyright: 2013 Sigmar Sinclair

    ISBN 978-3-8442-4454-0

    Vorwort

    Der Text zum Buch wurde bereits 1994 geschrieben. Es diente mir insbesondere meine Zeit bei der Bundeswehr und die damit zusammenhängenden psychischen Probleme zu verarbeiten. Bis 1996 bemühte ich mich vergebens einen Verlag zu finden. Damals hatte dieser Stoff sicherlich auch eine höhere Brisanz als heute, wo er schon fast als eine zeitgeschichtliche Darstellung einzuordnen ist.

    Auch meine Einstellung zur Bundeswehr hat sich seitdem immens geändert. Gerade jemand der so etwas erlebte, wie man es in den 80ern noch vorfinden konnte, zollt den Soldaten, die nunmehr Auslandseinsätze bewältigen, höchsten Respekt.

    Beschämend finde ich wie wenig dieses in der Gesellschaft wahrgenommen wird und auch wie wenige Mittel insbesondere für die Sicherheit (fehlender Kolonnenschutz durch Jamming, Friendly-Fire-Schutz usw.) der Soldaten zur Verfügung steht.

    Inhaltsverzeichnis

    Juni

    Juli

    August

    September und Oktober

    November

    Dezember

    Weihnachten

    Januar

    Februar

    März

    April

    Mai und Juni

    Juni

    Die Straße unter den Rädern meines Rennrades zog sich so schnurstracks gerade über die plane Landschaft, als wäre ich auf einer Nylonschnur eines niedergelegten Dosentelefons zweier Riesen gefahren. Die Autos rasten mit weit über 130 km/h in einmeterigem Abstand derartig nahe an mir vorbei, daß ich deren Karosserieform am mich umfassenden Wirbelstromszenario erahnen konnte.

    Erahnen konnte und wollte ich nicht, was sich in dem Etablissement, eingebettet in dichten Kieferschonungen, abspielte, welches ich zu meiner Rechten liegen ließ. Als Kinder haben wir uns zu dem Zaun geschlichen, der dieses Etablissement in einem weiten Abstand einhüllt, um zu entdecken, was hinter dem netten Wort Puff steckt.

    Obwohl ich bereits 6 km strampelte, kam ich nicht in einem sauberen Takt. Vor dem Erreichen des nächsten Klubgeländes verließ ich diese zwar hochfrequentierte, aber doch einsame Landstraße, deren fortlaufende Monotonie und doch gegebene Endlichkeit ich aus einigen mehrstündigen Autofahrten kannte, indem ich in eine kleine Siedlung einbog.

    Die Häuser waren weiße Klötze, die aussahen wie die Hotels von Monopoli. Nach etwa zwanzig Gebäuden endete diese kleine Straße an einem Schlagbaum. Während ich mit nervösen Fingern nach diesem Schrieb in meinem Rucksack wühlte, fing der oliv gekleidete Typ am Schlagbaum immer hämischer an zu grinsen. Als ich ihm letztendlich diesen Schrieb vorhielt und sein Grinsen in dieser von Stacheldraht und spanischen Reitern geprägten Atmosphäre an Breite einen animalischen Höhepunkt fand, hätte ich ihn eine in die Fresse hauen können.

    ≫Das Gebäude der Zwoten-Dreizehn findste, wennde nach 400 Metern links abbiegst.≪

    Gedankt hatte ich ihm für diese Auskunft nicht. Der weitere Weg führte mich, bei weiter ansteigendem Puls, vorbei an Birken und Kiefern, die vereinzelt auf einem spärlichen Rasen standen, zu dem Gebäude der zweiten Kompanie des dreizehnten Batallions, Worte deren Bedeutung mich bisher noch nie interessiert hatte. Ebenfalls öffneten sich auch hier wieder, nach Vorlage dieses abgegriffenen Einberufungsbescheides, Türen und Tore, deren folgende Tiefen jedoch jedem sofort eindeutig zeigten, wo man war: Kampfkompanie 2/13, in Tradition zu einem ihrer großen ehemaligen Führer, Rommel.

    Nach kurzer Zeit fand ich mich in meiner Stube wieder. Ich war der erste. Draußen an der handgeschriebenen Liste sah ich, daß noch sieben weitere Leute folgen sollten. Die Stube hatte so auch acht Betten, zwei Dreibettürme und einen Doppelbetturm, acht orange Kleiderschränke, die einen Großteil der Gesamtfläche einnahmen, einen Tisch mit oranger Tischplatte und acht Stühle (orange). Die Stube war randvoll. Wie man in Anbetracht der Tatsache, daß die Wände in einem häßlichen hellgrün gestrichen waren, von einer Stube sprechen konnte, verstand ich nicht.

    Nun stieg in mir immer mehr die Spannung:

    ’Mit was für Typen werde ich hier die nächsten drei Monate in diesem Kabuff zusammenleben?’

    Kurz nachdem ich mir schon das oberste Bett des Dreierbettenturmes direkt hinter der Tür aussucht hatte, kam der Zweite und schon bald weitere Insassen. Die Atmosphäre war alles andere als entkrampft. Doch ganz langsam entwickelten sich die ersten Gespräche, von wo kommst Du?

    Ich wußte bereits vorher, von den Leuten her würde es nicht allzu schlimm werden, da ich in dem Juni-Abiturientenschub war. So kam in mir auch bald das Gefühl auf, daß es alles ganz anständige und umgängliche Burschen waren.

    In der Mitte meines Bettenturms zog ein sehr gesprächiger Typ ein, dessen Name Frohhase mich schon bei dem Überfliegen der Liste frohlockte. Unten nahm ein schmächtiger und schüchterner Junge mit Namen Ankar Platz. Da ich so ein Allgemeinpalaver nicht abkonnte, war ich endlich froh, als es weiter ging. Wir wurden eingekleidet. Das hieß lange, lange Schlange stehen und warten und warten.

    Ich, der bisher reibungslos laufende Industrieorganisationen gewöhnt war, fing an, für die Zukunft und meinen kurzen Geduldsfaden das Schlimmste zu befürchten.

    Wie durch ein Wunder des Herren wurden auch mir diese modischen weißen, grauen und vor allem oliven Sachen zuzüglich der schwarzen schweren und steifen Stiefel von einem muffligen Lagerverwalter rübergeschoben.

    Eingekleidet in Uniform wurden wir zuerst ausgerichtet. 120 junge Schnösel standen vor dem Kompaniegebäude und wurden so lange verschoben, bis ganz links die Kleinen und ganz rechts die Großen standen, ausgerichtet mit einem exakten Gradienten. So fand ein jeder seinen Platz für die nächsten drei Monate Grundausbildung. Meiner war recht weit rechts.

    Uns war klar, daß wir diesen Ort bis zum Ende der Woche nicht mehr verlassen durften.

    Nachdem es mir vergönnt war, zum Abendbrot ein Mahl zu mir zu nehmen, das sich in keinster Art und Weise von dem unterschied, was ich zuvor in den Kantinen der Industrie fraß, und wofür ich durch Abzug vom Wehrsold mindestens genausoviel zahlte wie dort, trieb es mich raus aus der vollgeprofften Stube. Im Gebäude stand uns lediglich ein Gemeinschaftsraum zur Verfügung, in dem selbstverständlich der Fernseher lief.

    ’Also raus aus dem Bunker und sehen, was es noch so gibt.’

    In das Mannschaftsheim zu gehen, hatte ich keine Lust, ich konnte mir nach den primitiven Ausstattungen des Kompaniegebäudes, das mich mehr an einen zu hoch geratenen Bunker als an ein Haus erinnerte, und der Kantine schon vorstellen wie gemütlich es dort sein würde.

    Das Gelände wollte ich erkunden. Es war ein schöner lauwarmer Sommerabend und die Sonne stand noch hoch. So schlenderte ich, immer noch in diesen neuen und mit allen chemischen Steifungs- und Färbungsmitteln auf Höchstform gebrachten oliven Klamotten, in Richtung Sanitätsbereich. Dem Gebäude, das wie die übrigen auch in roten Klinkern eingekleidet war, sah man jedoch schon von weitem sein ehrwürdiges Alter an.

    Es war umgeben von einer kraftvoll durchwachsenen Rasenfläche, die allmählich in buschig gewachsenes Birkengestrüpp überging. An diesem Buschrand entlang wandernd gelangte ich zu einem sorgfältig geharkten, fast 20 Meter breiten Sandstreifen, an dessen Ende sich ein kräftiger Zaun, gekrönt von Stacheldraht gespannt zwischen V-Stangen und überdacht von rundgedrehten Stacheldrahtgeflechten, auftat.

    Während ich in den sich hinter dem Zaun aufweitenden dünnen Heidewald blickte, kam eine Patrouille von zwei Soldaten, bepackt mit Gewehren und Munitionsmagazinen.

    ≫Hey, was machst Du hier?≪

    ≫Spazieren gehen.≪

    Sie musterten mich kurz und nahmen allmählich entspanntere Gesichtszüge an.

    ≫Bist wohl neu!≪

    Ich schaute ihnen abwechselnd ins Gesicht und nickte.

    ≫Okay, hier kannste nicht rumlaufen. Im Bereich des Zaunes hat niemand etwas zu suchen.≪

    Schulterzuckend drehte ich mich um und schlenderte zurück. In den Bunker zu gehen, hatte ich bei diesem schönen Wetter gar keine Lust und lief statt dessen ein wenig inmitten der Kaserne herum. Doch nach einer halben Stunde ödete es mich an und ich ging schließlich in meine Stube. Dort hatte sich eine Skatrunde aufgetan, vier Leute ohne Einsatz. Obwohl ich dem Skat ab und zu auch ganz gerne verfiel, hatte ich kein Interesse, mich zu beteiligen. Sie waren ja auch schon vier.

    Mit einem neuen Buch, das ich speziell für diesen Einstieg erworben hatte, schwang ich mich auf mein Bett, das durch eine tief gelegene Mulde sicherstellte, daß man auch bei den stärksten Alpträumen nicht herausfallen konnte. War ich in der Vergangenheit doch im besonderen der humanistischen Literatur zugewandt, so hatte ich mich entschlossen für den Eintritt in dieses neue Leben was standesgemäßes zu lesen: Bukowski ...

    Kaum aufgeschlagen pimperte dieser auch schon los. Es fehlte eigentlich an allem, doch die für einen Amerikaner extreme Darstellung animalischer Wesenszüge der Akteure ließ mich dran bleiben. So dümpelte ich am ersten Abend in der Kaserne hin und ging früh schlafen, eingeleitet durch meine täglichen autogenen Übungen.

    Die nächsten Tage begannen mit einem Lauf vor dem Frühstück. Nach dem Duschen und dem Frühstück, zu dem man nur fähig war, in Formation hinzumarschieren, war um 8.00 Uhr Antreten und Dienstbeginn. In den ersten Tagen mußten eine Reihe von Eingangsuntersuchungen absolviert werden, deren große Totzeitelemente ich mit Lesen überbrückte. Die weiteren Abende verliefen wie der erste. Auch das zarte Gesicht der kurzen klaren Sommernächte blieb erhalten. Bald hatte ich Bukowski durch und beschloß, den Mann mit keiner Mark mehr durch den Kauf eines Buches zu sponsern.

    Der Dienst wurde ab der Mitte dieser ersten Woche deutlich härter. Die morgendliche Runde wurde mit jedem Tag um einen Kilometer verlängert und die klassische militärische Ausbildung begann. In dieser setzte die physische Inanspruchnahme noch sanft ein, während die psychische einem schon zeigen sollte, wo es lang gehen wird. Disziplin, Strammstehen und Gehorsam, kurzum die Schnauze zu halten und körperlich auf Zuruf zu funktionieren, waren offensichtlich die Grundgedanken dieses ersten Anschnupperns.

    Aber zum Biegen wurden nicht nur die militärischen Übungen wie Maschieren, Grüßen und sonstiges herangezogen. Als viel effektivere Waffen erwiesen sich verlängerte Übungen aufgrund von zu schwachen Leistungen, die weit in die Mittagspause hinein gingen. Zur Kantine durfte erst dann im Gleichschritt gegangen werden, wenn auch die letzte Gruppe eintraf, sich säuberte und jeder auf seinem Platz stand. Oft hatte man

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