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Es gibt kein Verzeihen
Es gibt kein Verzeihen
Es gibt kein Verzeihen
eBook308 Seiten4 Stunden

Es gibt kein Verzeihen

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Über dieses E-Book

Es gibt kein Verzeihen

Leichenteile scheinbar wahllos über Berlin verteilt geben der Polizei Rätsel auf, ob der Täter ein Ziel verfolgt oder ob die Morde aus purer Mordlust verübt werden. Die Suche nach der Verbindung zwischen den Toten entwickelt sich zu einem Rätsel, für das es keine Lösung zu geben scheint.

Ein Junge erlebt, wie nach dem Tod seines Bruders seine Familie zerbricht. Die Trennung seiner Eltern sowie die Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlage lassen viele Frage offen.

Der fünfundzwanzigste Todestag seines Bruders sowie ein Zusammentreffen mit der Vergangenheit holen ein vor langer Zeit verschüttetes Versprechen zum Vorschein.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Feb. 2014
ISBN9783844285703
Es gibt kein Verzeihen

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    Buchvorschau

    Es gibt kein Verzeihen - Ernst Meder

    Für Svenja Tabea

    Man sollte seinen Feinden verzeihen, aber nicht, bevor sie am Galgen hängen.

    (Heinrich Heine)

    Verzeihen ist die Hoffnung der Täter ihrer gerechten Strafe zu entgehen

    Es gibt kein Verzeihen

    Ein Roman

    von

    Ernst Meder

    Es gibt kein Verzeihen

    Ernst Meder

    published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    Copyright © 2013 Ernst Meder

    ISBN: 978-3-8442-8570-3

    Alle Rechte vorbehalten.

    Dieses Buch darf nicht – auch nicht auszugsweise – ohne schriftliche Genehmigung kopiert werden.

    1. Kapitel

    Es war noch nicht einmal neun Uhr und das an einem Sonntag. Immer am Sonntag begann dieser blöde Köter bereits vor neun Uhr mit seinem Gekratze und Gekläffe, um anzuzeigen, ich muss jetzt raus. Nicht in einer halben Stunde, sondern jetzt sofort, ist es äußerst dringend. Ein Stoß in seine Rippen ließ ihn endgültig wach werden, halb verschlafen klang eine weibliche Stimme Waldemar muss raus, kannst Du bitte gehen, ich mach auch Frühstück für uns.

    Seit drei Jahren durchlebte er jeden Sonntag den gleichen Film, hatte, wie Bill Murray in dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier". In seinem Fall hatte er zwar nicht mit täglichen, aber doch wöchentlichen Wiederholungen zu kämpfen. In einem Anfall von Wagemut wollte er, nachdem sie ihre gemeinsame Wohnung bezogen, Waldemar untersuchen, ob dieser auch tatsächlich ein Hund und kein Murmeltier ist. Aber da hatte Elke, seit mehr als drei Jahren seine Lebensgefährtin, der dieses hässliche Ungeheuer auf vier Beinen gehört, einen Schuh nach ihm geworfen.

    Mühsam quälte er sich aus dem Bett, als sie sich noch mal umdrehte, laut pupste, um wieder leise Schnarchtöne von sich zu geben. Sie hatte es gut, sie konnte weiterschlafen während er, bei Wind, Sturm, Schnee, Regen oder sogar bei einem Taifun, wegen dem Hund die häusliche Wärme verlassen musste.

    Waldemar, der seine Aktivitäten nicht nur wahrgenommen, sondern sogar erwartet zu haben schien, stand schwanzwedelnd vor ihm. Woher wusste dieser verdammte Köter eigentlich, dass heute Sonntag war, überlegte er noch, während bei Waldemar die Zunge schief aus seinem Mund hing. Die Lautstärke, mit der er dabei hechelte, war ihm bis heute ein Rätsel bei seiner Größe. Dessen ungeachtet schluckte er, um erneut weiter zu hecheln. Waldemar, der sich am Ziel seiner Wünsche sah, setzte sich vor ihn, wobei er aufgeregt mit seinem Schwanz wedelte. Unabhängig davon, was um ihn herum geschehen würde, er würde ihn genau beobachten, wie er sich mühsam in seine Hose zwängte.

    Brauchte er Socken oder war das Wetter so gut, dass er darauf verzichten konnte. Langsam stand er auf, ging zum Fenster um die Wetterlage zu prüfen, ob er auf Socken verzichten oder auf Regenschirm wechseln sollte. Wenigstens die Sonne schien, heute musste sein Glückstag sein. Schnell zog er ein T-Shirt über, stieg in seine Turnschuhe, während der Hund verrückt geworden zu sein schien, so führte er sich auf. Er rannte von einer Ecke der Wohnung zur nächsten, ohne groß abzubremsen. Dies geschah in der Regel rutschend an der Wand oder der Tür, als wollte er ihm zu zeigen, dass er unbedingt loswollte.

    Schnell griff er nach der Leine, öffnete die Tür, da war der Hund auch schon auf dem Weg die Treppe nach unten. Wo er bestimmt wieder jaulend vor der verschlossenen Haustür warten würde. Langsam lief er die Treppe nach unten, wunderte sich über die Stille im Hausflur, als er auch schon die Leere im Flur wahrnahm. Waldemar stand bereits draußen, vor der Linde am Straßenrand auf drei Beinen wobei zu überlegen schien, ob er zuerst sein Geschäft verrichten oder doch lieber seine Schnüffelgewohnheiten nachgehen sollte.

    Schnell trat er an den Baum, legte Waldemar schnell das Halsband um und legte ihn an die Leine. Dieser hatte ihn schon des Öfteren genarrt wenn er wieder einmal Lust verspürte einer Katze oder einer Taube hinterher zu jagen. Nun konnte nichts mehr schief gehen, mit noch müden halb geschlossenen Augen ließ er sich von dem Hund den üblichen sonntäglichen Weg ziehen. Dabei ließ er diesem die Zeit, überall da zu schnüffeln oder zu markieren, wo immer dieser es wollte.

    Sie waren bereits mehr als eine viertel Stunde unterwegs, als er spürte, wie sich unvermittelt die Leine spannte. Waldemar hatte bestimmt wieder eine Katze gerochen oder eine Taube oder einen anderen Vogel erspäht. Inzwischen war er wach, blickte erstaunt auf den Hund, der mit aller Kraft, die in diesem kleinen Körper steckte, an der Leine zerrte. Sein ausgeprägter Geruchssinn kannte nur ein Ziel, die Bushaltestelle. Mit einer bisher ungekannten Heftigkeit versuchte er, ihn zu der Haltestelle zu ziehen, wo seine Nase etwas besonders Faszinierendes gerochen haben musste.

    Erst auf den zweiten Blick konnte er das Objekt der Anstrengungen von Waldemar sehen. Unter der Bank, ganz nach hinten in die Ecke geschoben, befand sich eine blaue Mülltüte, aus der dieser Geruch kommen musste, die zu der Reaktion von Waldemar geführt hatte. Wahrscheinlich hatte wieder so ein Irrer oder Hundehasser vergiftete Köder ausgelegt, um sich an dem Leiden der Kreatur zu erfreuen. Vielleicht stand dieser Verrückte sogar noch mit einem Fernglas hinter einem der Fenster, um zu beobachten, wie erfolgreich er mit seinem Köder war.

    Waldemar zog immer noch mit seiner ganzen Kraft, die er trotz des frühen Morgens entwickelte, um zu seinem Objekt der Begierde zu kommen. Hier half nichts, egal wie sehr er versuchte, ihn zurückzuhalten oder auf ihn einzureden. Nein, sitz, platz, bei Fuß, nichts funktionierte, die Befehlskette schien durch den Inhalt der Tüte aufgehoben. Er musste unbedingt verhindern, dass dieser blöde Hund einen vergifteten Köder fraß. Sollte dem Hund etwas Geschehen dann, da war er sicher, würde er heute noch sein Leben aushauchen.

    Elke hatte ihm erzählt, wie sie zu ihrem Waldemar gekommen war, weshalb sie darauf bestand diesen Mischling, der sich bestimmt aus vierundzwanzig unterschiedlichen Rassen zusammensetzte, zu behalten.

    Es war an einem Samstag, etwa vier Monate, bevor sie sich kennengelernt hatten, sie kam etwas beschwipst von einer Party, als ihr auf dem Weg nach Hause plötzlich übel wurde. Vielleicht war es auch ein bisschen mehr als nur etwas beschwipst, wie sie im Nachhinein zugab, als ihr Magen gegen die Menge an Alkohol rebellierte. Da sie, trotz ihres Zustandes feststellte, dass sie den Weg zu ihrer damaligen Wohnung nicht mehr bewältigen konnte, beschloss sie, den unmittelbar vor ihr liegenden Park aufzusuchen.

    Ich hab mir meine Seele aus dem Leib gekotzt, so ihre drastische Ausdrucksweise, als sie ihm erklärte, weshalb sie gezwungenermaßen eine Rast einlegen musste. Danach war ich so müde, dass ich in der Nähe an einem Baum eingeschlafen bin. Als ich am Morgen durch die Sonne geweckt wurde, saß dieser kleine Tiger neben mir und verteidigte mich mit gefletschten Zähnen. Gottseidank oder leider, wie immer man es sehen mochte, war es im Sommer, weshalb der Park mit einer Vielzahl von irgendwelchen Joggern und Spaziergängern bevölkert war. Immer wenn mir jemand zu nahe kommen wollte, zeigte er diesem seine großen spitzen Zähne, knurrte und bellte, um ihn zu vertreiben.

    Ich habe ihn in den Arm genommen, habe ihn geküsst, vielleicht hatte ich gehofft es sei ein verwunschener Prinz, was sich ziemlich schnell als Irrtum herausstellte. Danach habe ich mich mühsam aufgerichtet und bin mit immer noch weichen Beinen nach Hause gewankt. Wie selbstverständlich hat er sich mir angeschlossen, lief hinter mir her, achtete darauf, dass mir niemand zu nahe kam. Als wir bei mir zu Hause angekommen sind, ist er mir wie selbstverständlich in meine Wohnung gefolgt. Seit jenem Tag ist mein Retter bei mir, wer weiß, vielleicht würde ich ohne ihn nicht mehr leben. Er hat mich, unter Missachtung seines eigenen Lebens, verteidigt und beschützt, wie könnte ich ihn je wieder weggeben.

    Dem war nichts hinzuzufügen, deshalb war mein Augenmerk auch darauf gerichtet, dass der Knoten, den ich an der Laterne anbrachte, um Waldemar anzubinden, auch tatsächlich seiner Kraft entsprach. Langsam ging ich auf die Haltestelle zu, betrachtete dabei die Umgebung. Sollte der Idiot ruhig sehen, dass sein Plan soeben zunichtegemacht wurde, als ich in das Wartehäuschen trat, um die Tüte zu betrachten. Eigentlich eine ganz normale blaue Mülltüte, wie man sie in fast jedem Laden kaufen konnte.

    Wenn ich mich auf die Bank kniete, konnte ich von da aus, ohne groß etwas zu verändern, in die Tüte blicken, um zu sehen, was sich darin befand. Ganz langsam öffnete ich die Mülltüte so weit, bis ich hineinsehen konnte. Erschrocken machte ich sie wieder zu, ich konnte nicht glauben, was ich da gesehen hatte. Das konnte nicht sein, hier hatte sich jemand einen üblen Scherz erlaubt. Entweder war dieses Teil aus Schaumstoff oder aus sonst einem anderen Kunststoff.

    Unvermittelt fiel mir das Verhalten von Waldemar ein, dieser hätte nicht so extrem reagiert, wenn hier etwas aus Kunststoff liegen würde. Vorsichtig öffnete ich noch einmal die Tüte, dieses Mal wollte ich es genauer betrachten. So leicht konnte man mich nicht erneut hinters Licht führen. Ich spürte, wie mein Magen zu rebellieren begann, schnell wandte ich mich ab, um die Grünfläche am nächsten Baum zu erreichen. Kaum angekommen, ergoss sich bereits der Mageninhalt des gestrigen Abends über das spärliche Grün.

    Immer wieder tauchte dieses Bild vor meinem Auge auf, verursachte damit aufs Neue einen Brechreiz, sodass sich auch noch der letzte Rest meines Magens nach außen begab. Inzwischen war alles nur noch Galle, die einen üblen Geschmack in meinem Mund hinterließ.

    Es waren bereits mehr als zehn Minuten verstrichen, mehrere Personen waren schimpfend an mir vorbei gegangen, keiner hatte sich die Mühe gemacht mich zu fragen, ob er mir helfen kann.

    Gerade ging eine alte Dame im Kostüm und Hut vorbei, als ich sie sagen hörte, schon am Sonntagmorgen betrunken, aber nicht in die Kirche gehen. Na schön, jetzt wusste ich zwar, wohin sie ging, eine große Hilfe für mich war dies aber auch nicht.

    Leicht taumelnd versuchte ich, nachdem ich mir mit einem Taschentuch die Reste meiner Entleerung aus dem Gesicht gewischt hatte, wieder Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Ein Griff in meine Hosentasche überzeugte mich, dass dies kurzfristig nur mit größerer Anstrengung und einigen Problemen möglich sein würde.

    Nach Hilfe suchend blickte ich mich um, versuchte einen Passanten oder Radfahrer anzusprechen, um diesen zu bitten, bei der Polizei anzurufen, damit diese vorbeikommt. Jetzt, wo man jemand brauchte, jemand, der nicht nur dumme Kommentare von sich gab, war niemand zu sehen. Einzig Waldemar hatte es inzwischen aufgegeben an seiner Leine zu ziehen, da er die Sinnlosigkeit seines Tuns eingesehen hatte. Dabei betrachtete er mich mit schräg geneigtem Kopf, so als wollte er sehen, ob ich seinen Fund auch entsprechend seiner Wichtigkeit würdigte.

    Eigentlich konnte nur er zufrieden sein, sein üblicherweise langweiliger Sonntagsspaziergang hatte sich heute als ereignisreiches Event erwiesen. Es schien als zwinkere er mir zu, dazu ließ er seine Zunge heraushängen. Entweder streckte er mir die Zunge raus, wahrscheinlicher war jedoch, um noch lauter hecheln zu können.

    Hallo, hallo, der Fahrradfahrer auf der gegenüberliegenden Straßenseite fühlte sich angegriffen, denn anders war es nicht zu erklären, dass er verstärkt in die Pedale trat, um von mir wegzukommen.

    Die nächste Gelegenheit, die Haustür schräg hinter der Haltestelle öffnete sich, heraus kam ein Mann um die vierzig, der sich vorsichtig umsah. Nach was eigentlich, ob ihm ein Windstoß die Perücke vom Kopf pusten würde, oder hatte er Probleme mit der Mafia.

    Entschuldigen Sie, haben sie ein Telefon dabei.

    Verwirrt starrte dieser ihn an.

    Was wollen Sie von mir, ängstlich wollte er sich abwenden, um bei Gefahr für Leib und Leben im Haus verschwinden zu können. Erschrocken stellte er fest, dass diese bereits ins Schloss gefallen war, ein erneutes Öffnen hätte seines Schlüssels bedurft. Außerdem blickte dieser so komisch auf eine bestimmte Stelle, als hätte er etwas entdeckt, was seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken schien.

    Irritiert blickte ich an mir hinab, um festzustellen, dass ich, wenn auch in geringer Menge, einen Teil meiner Entleerung mit abbekommen hatte.

    Ich bin nicht betrunken, vielleicht half dies als Erklärung, um ihm die Angst zu nehmen, Sie müssen dringend die Polizei anrufen, in dem Wartehäuschen liegt ein menschliches Bein.

    Sein Blick zuckte von mir zu dem Wartehäuschen, dann weiter den Gehweg entlang, so als hoffte er, dass jemand kommen würde, der ihn von diesem Verrückten befreite.

    Ich, er stockte, ich will damit nichts zu tun haben, lassen sie mich in Ruhe, dabei versuchte er nach seinem Schlüssel zu angeln, um schnellstmöglich im Haus verschwinden zu können.

    Energisch fuhr ich ihn an, es ist mir egal, ob Sie etwas damit zu tun haben wollen, ich werde der Polizei sagen, dass Sie darin verwickelt sind. Dann können Sie der in den nächsten Wochen erklären, ob Sie für die fragliche Zeit ein Alibi haben. Er schien kurz zu überlegen, dann griff er resigniert in die Innentasche seines Jacketts, um ein Mobiltelefon hervorzuziehen.

    Rufen Sie an, ich kann das nicht, ich kann nicht mit der Polizei telefonieren.

    Irritiert blickte ich auf das Gerät, welches er so plötzlich in Händen hielt. Gab es so etwas tatsächlich noch, das hatte er doch bestimmt schon zu seiner Konfirmation erhalten. Allerdings konnte ich ein Freizeichen hören, als ich den Notruf der Polizei wählte. Schnell schilderte ich der Beamtin die Situation sowie die Anschrift von dem Gebäude, vor dem ich stand. Zugleich sicherte ich meiner weiblichen Telefonstimme zu, auf die Streife zu warten, die sie gleich losschicken wollte.

    Versonnen blickte ich auf das Telefon in meiner Hand, dem Begriff „Mobil" kam in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu.

    Kann ich noch schnell bei mir zu Hause anrufen, meine Freundin macht sich sonst Sorgen. Seit dem Telefonat mit der Polizei hatte dieser nichts mehr gesagt, so als hätte er seine Stimmbänder verschluckt, auch jetzt nickte er nur zustimmend.

    Elke, ich bin‘s, bei mir wird es etwas später, ich muss warten, bis die Polizei kommt. Nein mit Waldemar ist nichts, er sitzt hier und wartet mit mir. Ich erzähle es Dir später, ich muss als Zeuge hier bleiben. Nein es ist nicht mein Telefon, mit dem ich telefoniere, es gehört einem Passanten. Ich wollte nur Bescheid sagen, damit Du Dir keine Sorgen machst. Ja, ich beeile mich, Du kannst ruhig schon mit dem Frühstück anfangen, ich glaub, ich habe heute keinen Hunger. Ja, tschüss bis nachher.

    Nachdenklich reichte er das Telefon zurück, komisch immer, wenn man keine Zeit oder Lust auf ein Telefonat hatte, fanden Frauen kein Ende. Immer wenn man gerade auflegen wollte, kam unvermeidlich die nächste Frage.

    Nun sah er sich sein Gegenüber genauer an. Was er vorher fälschlicherweise für eine Perücke gehalten hatte, war nur eine dieser ungewöhnlichen Frisuren, mit der Männer versuchen, ihre Glatze zu verdecken. Er hatte den Rest seiner Haare auf der linken Seite so lange wachsen lassen, bis diese den gesamten Kopf bedecken. Er hatte sein Haupthaar von der linken Seite nach rechts gelegt, dabei auf geheimnisvolle Weise befestigt, damit sich nichts bewegte.

    Wolfgang, ich streckte ihm die Hand hin, ich heiße Wolfgang, wenn wir schon gemeinsam warten müssen, dann können wir uns auch vorstellen. Zögernd griff er nach meiner Hand, wahrscheinlich hielt er mich immer noch für verrückt.

    Gotthilf, mein Name ist Gotthilf. Dann fragte er zögernd, stimmt es wirklich, dass Sie ein Leichenteil gefunden haben.

    Eigentlich war es Waldemar, jetzt fiel ihm der Hund wieder ein, der die ganze Zeit ohne einen Ton von sich zu geben neben der Laterne lag. Dieser hatte sich von ihm abgewandt, blickte nur auf das Objekt, welches ihn hierher gelockt hatte, er schien es regelrecht zu bewachen.

    Ein Streifenwagen mit Blaulicht hielt mit knirschenden Reifen am Straßenrand, das Martinshorn hatten sie bestimmt deshalb nicht benutzt, da die Fluchtgefahr eines Beins nicht sehr wahrscheinlich war. Zwei Beamte stiegen aus dem Auto, wobei sich der Beifahrer seine Mütze auf den Kopf setzte, während der Fahrer diese unter seinen linken Arm klemmte.

    Haben Sie uns angerufen, der Beamte kam direkt auf uns zu, beobachtete uns beide sehr genau, wollte wohl wissen, wer sich zu dem Anruf bekannte.

    Ich habe angerufen, Wolfgang ging auf den Beamten zu, ich bzw. mein Hund hat das da gefunden, dabei zeigte er in Richtung der Haltestelle. Da in dieser Gegend häufiger vergiftete Köder ausgelegt werden, habe ich ihn erst mal an der Laterne festgemacht, um selbst nachzusehen, was das Paket so anziehend für ihn macht. Dabei habe ich die grausige Entdeckung gemacht.

    Wann war das, der Polizist, bereit alles zu notieren was an Äußerungen von mir kam, wartete, während der Fahrer sich umsah, ob er etwas sehen konnte. Die Mülltüte liegt in der Haltestelle rief ich diesem nach, während ich sagte, vor etwa einer viertel Stunde.

    Der Beamte zog die Augenbrauen hoch, weshalb hat es lange gedauert mit der Meldung.

    Na, weil ich zuerst gekotzt habe, dabei zeigte ich auf die noch sichtbaren Spuren meiner unfreiwilligen Ausgabe.

    Inzwischen hatte Waldemar mitbekommen, dass sich eine fremde Person an seine Beute heranwagte. Nun begann er zu zeigen, dass der Fund ausschließlich ihm gehörte, ein fremder Dritter nichts da zu suchen hatte. Die Lautstärke seines Protests hatte inzwischen so zugenommen, dass der Polizist meinte, wollen Sie nicht zuerst ihren Hund beruhigen.

    Waldemar aus, der Befehl musste mehrfach auf den Hund einprasseln bis dieser ihn beleidigt ansah, sich dann wieder hinlegte, wobei er ihm das Hinterteil zuwandte.

    Das Bellen des Hundes aber auch das sich immer noch drehende Blaulicht hatte die Neugierde einiger Anwohner geweckt, die sich das Schauspiel inzwischen vom Balkon oder versteckt hinter Vorhängen ansahen. Auf Fragen der Anwohner, was denn da los sei, reagierten die Beamten nicht, während Wolfgang dem Beamten in Kürze den gesamten Vorfall schilderte.

    Zwischenzeitlich hatte der zweite Beamte die Haltestelle erreicht, wo er die Tüte erblickte, die leicht geöffnet hinter der Bank lag. Genauso wie Wolfgang kniete er sich auf die Bank, beugte sich nach vorne um einen Blick in die Tüte werfen zu können. Kurz darauf kam er bleich aus dem Wartehäuschen, hielt kurz inne, um zu erfassen, was er soeben gesehen hatte. Dann kam er auf sie zu, wobei er sich die Hand an den Magen drückte.

    Gepresst sagte er zu seinem Kollegen, das ist etwas für die Mordkommission, ich werde anrufen und Bescheid sagen, damit die einen Wagen schicken. Also rebellierte nicht nur bei mir der Magen oder reagierte empfindlich, wenn er etwas Derartiges zu sehen bekam.

    Eigentlich kann ich doch nach Hause gehen, oder, meine Adresse haben Sie, wenn Sie noch Fragen haben, wissen Sie, wo ich zu erreichen bin.

    Ja, bleiben Sie aber zu Hause, es könnte sein, dass sich die Mordkommission noch heute bei Ihnen meldet.

    Bevor dieser es sich anders überlegen konnte, winkte ich noch schnell Gotthilf zu, der sich immer weiter in den Eingang zurückgezogen hatte. Umgehend holte ich Waldemar, der es sich inzwischen wieder überlegt hatte, jetzt war er gerade nicht mehr beleidigt.

    Zu Hause angekommen stürzte sich Elke natürlich zuerst auf Waldemar. Sie drückte und herzte ihn, küsste ihn ab, dazu rief sie mit ekstatischer Stimme, dass du wieder da bist, ich bin ja so froh. Ehe er noch überlegen konnte, ob er besser das Weite suchen sollte, wandte sie sich doch an ihn. Wo warst Du so lange, kannst Du dir nicht denken, dass ich mir Sorgen um Waldemar mache. Als sie sein entgeistertes Gesicht bemerkte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange, komm mit und erzähle.

    2. Kapitel

    Seine miese Laune war in seinem Gesicht ablesbar, trotzdem stieg er langsam aus dem Auto. Mit einem Blick, dem man ansah, dass er in seinem beruflichen Leben schon einige schreckliche Dinge gesehen hatte, blickte er sich um. Es dauerte nur einen Augenblick der Orientierung, bis er wusste, wo sich das Fundstück befinden musste. Er trottete auf den uniformierten Beamten zu, dann blickte er zu dem Fahrzeug der KTU, welches allein und verlassen etwa zwanzig Meter von der Bushaltestelle am Straßenrand parkte. Bevor er noch seine Frage an den Beamten richten konnte, klang es in seinem Rücken, wenn Du das entlaufene Bein suchst, das befindet sich hier.

    Die Stimme kannte er, hätte sie aus tausend anderen herausgehört, sie gehörte zu einem der wenigen guten Bekannten, die er kannte, dem Aufschneider. Gerald knurrte er, während er sich umdrehte, hat man Dir auch einen Sonntagsdienst aufgebrummt. Er sah zu dem Pathologen Dr. Gerald Nagel, der seinen Kopf gerade aus dem Häuschen der Haltestelle herausstreckte, um ihm zu zeigen, wohin er kommen sollte.

    Als er dort ankam, sah er den Fotografen der KTU, der Bilder von allem machte, was sich nicht bewegte. Dabei wurde er von einer weiteren Beamtin unterstützt, die in ihrem weißen Einweganzug und den Handschuhen wie ein Marsmännchen aussah. Sie hielt gerade die Mülltüte so weit geöffnet, dass der Fotograf seine Bilder machen konnte, ohne die Stellung des Beins zu verändern.

    Während der Fotograf ihn ignorierte, wahrscheinlich fühlte er sich als Künstler, nickte sie ihm stumm zu. Angestrengt versuchte sie, gerade so weit zurückzuweichen, damit sie nicht aus Versehen mit auf dem Bild verewigt wurde. Während er seine Kameraausrüstung einpackte, sprach sie, mehr ins Leere als zu ihm, die Fingerabdrücke können

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