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Das Buch der Vabavren
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eBook136 Seiten2 Stunden

Das Buch der Vabavren

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Über dieses E-Book

Eine Hexe bekommt erst Zugang zu ihren wahren Kräften, wenn sie einem Zirkel beitritt. Wird sie in keinem aufgenommen, bleiben ihr ihre vollen Fähigkeiten irgendwann für immer verwehrt.
Als Leelou, ein Naturgeist im Körper einer Katze, dieses Schicksal für ihre Freundin Nora immer näher schreiten sieht, beschließt sie, ihr zu helfen.
Zusammen mit ihrem besten Freund, dem Falken Jacx, stürzt sie sich in ein sich überschlagendes Abenteuer, bei dem außer ihrer Unerschrockenheit auch eine große Portion Glück von ihr gefordert wird…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum18. Jan. 2016
ISBN9783738055443
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    Buchvorschau

    Das Buch der Vabavren - J.S.I. Joseph

    Kapitel 1 - Leelou

    Es war ein hübscher Morgen. Sanftes Sonnenlicht flutete die kleine Wohnung, vergoldete Schreibtisch, Kleiderschrank, ein Sammelsurium von Büchern, Flaschen und anderen, nicht auf den ersten Blick identifizierbaren Dingen und ließ die tanzenden Staubkörner in der Luft schimmern. Der Morgen war so schön wie ein frisches, kühles Glas Orangensaft mit Vanilleeis und Sahne, bestäubt mit rosafarbenem Zuckerstaub.

    Als Leelou den schmalen Fensterspalt ein Stückchen weiter aufschob, um nach Draußen zu gelangen, strich ihr eine Brise um die Nase, die nach Blüten duftete. Sie schob das Fenster noch ein Stück weiter auf, um die angenehm frische Luft ins Innere der Wohnung zu locken. Auf dem Sofa regte sich eine Gestalt unter einer Decke langsam und träge, noch schlafend, und murmelte etwas vor sich hin, was nicht zu verstehen war. Leelou lächelte leicht und nur für sich selbst, dann setzte sie mit einem leichten Sprung über das Fensterbrett hinweg und landete lautlos und leicht mit allen vier Pfoten auf der Straße zwei Stockwerke darunter.

    Der Asphalt war noch feucht von nächtlichen Regenschauern, aber schon so weit getrocknet, dass die Ausdünstungen die Luft nicht mehr beschwerten. Einige Pfützen zierten die Straße, und nach ein paar Schritten blieb Leelou neben einer davon stehen, um ihr Spiegelbild zu betrachten. Ihre bernsteinfarbenen Augen wanderten kurz über das dichte, weiße Fell, das ihren Körper bedeckte, und blieben an dem schwarzen, asymmetrischen Fleck über der linken Augenbraue hängen, wo die kurzen Haare einfach immer wieder aufs Neue zerzausten. Mit einer Pfote fuhr sie schnell darüber und glättete sie, dann lief sie weiter.

    Ihr langer, dünner Schwanz bewegte sich hin und her, als sie an Tempo zulegte und schließlich wieder nach oben sprang, weg von der Straße, hinauf auf eine Mauer und von dieser auf ein nahegelegenes Dach. Von dort an ging es weiter von Haus zu Haus, immer höher, immer schneller. Leelou genoss den Wind in ihrem Gesicht, sie kniff die Augen zusammen und rannte noch schneller, sprang über Zwischenräume und kletterte schließlich eine kurze, aber senkrechte Wand hinauf, bis sie endlich oben auf einem mit alten und gesplitterten Ziegeln bedeckten Spitzdach einer etwas in die Jahre gekommenen Kirche ankam. Nun erst hielt sie inne, setzte sich neben die Statue einer jungen Frau, die dort auf einem kleinen Vorsprung stand, und atmete tief durch.

    Ihre jetzige Position ermöglichte ihr einen wunderbaren, weiten Blick über die Dächer der Stadt, die sich gerade im Stadium kurz nach dem Erwachen befand, Menschen waren schon viele unterwegs, aber noch kaum jemand war dort angekommen, wohin er wollte.

    Leelou benetzte geistesabwesend, von ihren Ausblick abgelenkt, mit der Zunge ihre linke Pfote und strich damit erneut ihr Fell glatt. Sie gähnte kurz und streckte dann ihr Gesicht der Sonne entgegen, die heute so wunderbar hell und warm schien, ohne dabei unangenehm heiß zu sein.

    Leelou! sagte eine Stimme vom anderen Ende des Daches. Sie wandte sich um und legte den Kopf schief. Guten Morgen. sagte sie dann. Mit einem flinken Flügelschlag war der Falke neben ihr und setzte sich dort auf einen halb herausgebrochenen Ziegel. Seine Federn zeigten ein weiches Muster in schokoladenbraun bis karamellbeige, nur die Brust war weiß und der Schnabel sowie die Klauen schwarz. Mit hellblauen Augen – sehr ungewöhnlich für einen Vogel, aber schließlich war Jacx auch kein herkömmlicher Vogel, genauso wenig wie Leelou eine ganz normale Katze war – blickte er sie an und grinste, ebenfalls eine Handlung, zu der nur ein Falke wie er in der Lage war. Guten Morgen, Monica. grüßte er dann mit einer Art Vogelknicks die Frauenstatue, die mit auf der Brust gefalteten Händen stumpf und ausdruckslos in den Himmel starrte. 'Monica' hatten sie beide die Statue beim ersten Mal genannt, als sie hier gewesen waren.

    Gute Laune überall, ist ja nicht zu ertragen. Jacx zwinkerte Leelou zu und ließ dann seinen Blick über die Dächer schweifen, so wie auch sie noch kurz zuvor. Es ist jetzt schon 'ne Weile her, man sollte meinen, sie beruhigen sich langsam. fügte er hinzu und sie spürte seinen Blick aus den Augenwinkeln, als warte er darauf, dass sie etwas dazu sagte. Mit einem angedeuteten Lächeln begann sie, sich ein wenig zu putzen, auf die herablassende Art und Weise, wie es nur Katzen konnten, das hatten alle Vertreter ihrer Art gemeinsam, ob nun transzendent oder nicht.

    Nun... dass Marian der Glanzvolle zu Fall gebracht wurde, ist nun einmal ein Grund zur Freude für alle... alle, die davon wissen. Auch wenn er in unserem Land lebte, war er doch eine Bedrohung für Hexen und Hexer überall. Und für normale Menschen natürlich auch. sagte sie, einen Artikel aus dem Funkenblatt, einer lokalen Zeitung, ungefähr zitierend. Sie seufzte. Aber, hey, ich muss dir Recht geben… mir geht es auch auf die Nerven. Mit einem wissenden Kopfnicken reagierte er auf dieses Geständnis. Und… die Ehrungsfeier? Für unseren großen Helden, du weißt schon. Gehst du mit deiner Miss hin? fragte er dann mit einem leicht scheinheiligen Unterton. Langsam drehte sie ihm ihren Kopf zu und musterte ihn einmal von oben bis unten, gerade lange genug, um ihm die Tatsache ins Gedächtnis zu rufen, dass eine recht beliebte Art der Freizeitbeschäftigung herkömmlicher Katzen das Zerfetzen von Vögeln vieler verschiedener Größen war. Kurz war es still, dann lachte er leise und unbeeindruckt.

    Ich weiß noch nicht, ob sie hingeht. erwiderte sie einen Augenblick später ruhig. Was ist mit deinem Sir? Der Falke streckte kurz die Flügel, als wolle er sie mit Sonnenstrahlen füllen. Hm… ich denke, Maco wird sich ein Event dieser Größe nicht entgehen lassen. Es wird ein Fest, ein großes. Ich hätte auch nichts dagegen, du weißt, ich mag sowas… Sie grinste. Ja, allerdings, ich erinnere mich an einen gewissen Wackelpudding-Vorfall… Sofort zog er etwas peinlich berührt die Flügel ein und schüttelte sich gespielt schockiert. Dass du mir das immer wieder vorhalten musst! Einen Vogel im Pudding bekommt man selten zu sehen, sowas bescheuertes kommt nicht mal im normalen Fernsehen vor.

    Sie lachten beide. Leelou kannte Jacx nun schon seit einigen Jahren und sie waren recht gute Freunde. Eigentlich würde Leelou sogar so weit gehen, sie beide als 'beste' Freunde zu bezeichnen. Morgens oder vormittags trafen sie sich so gut wie immer auf dem selben Dach, dem einer alten Kirche, das deswegen schön hoch lag, und redeten über meist belanglose Dinge. Nur gelegentlich befassten sie sich mit ernsthafteren Themen. Jacx' Partner, ein recht erfahrener Hexer, der im Bereich der internationalen Beziehungen arbeitete, hatte oft mit interessanten Vorfällen zu tun, die Jacx Leelou jedes Mal in den leuchtendsten Farben schilderte.

    Nach ungefähr einer Stunde trennten sich die Freunde, und Leelou setzte ihr Rennen über die Dächer eine Weile fort. Wie jeden Tag vergaß sie ein wenig die Zeit bei ihren Streifzügen. Als sie gegen Mittag ein wenig Milch aus einer Schale schleckte, die ein freundlicher Mensch für Straßenkatzen bereit gestellt hatte, war es richtig angenehm warm geworden, so mancher Mensch, den sie sah, wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn, doch kaum jemand beklagte sich. Erst gegen späten Nachmittag, als es etwas bewölkter wurde, machte sich Leelou auf den Heimweg. Sie trabte nun in gemäßigterem Tempo die Straßen entlang, und als sie auf ihr heimatliches Fensterbrett sprang – das Fenster stand noch im selben Winkel offen wie am Morgen – bemerkte sie, dass die Wohnung noch leer war.

    Mit einem weiten Satz saß sie auf dem Schreibtisch, geschickt gelandet zwischen einem wackeligen Bücherstapel und einem halb leeren Glas Wasser, und richtete den Blick auf die Tür. Leelou wartete. Ein Blick auf die Uhr bestätigte sie darin, dass sie pünktlich zu Hause gewesen war, höchstens ein paar Minuten zu spät. Sie begann, sich ein wenig zu putzen, was heute jedoch bei ihrem schneeweißen Fell nicht sonderlich nötig war, doch es war eine Katzenangewohnheit, sich zu putzen, wenn man nervös war (oder verärgert, oder belustigt, oder beschämt, also eigentlich in beinahe jeder Stimmungslage – kein Wunder, dass Katzen stets als reinlich bekannt waren), und sie besaß diese Angewohnheit nun einmal ebenfalls. Sie wartete noch ein bisschen länger. Nach einer Weile wechselte sie ihren Sitzplatz, machte es sich auf dem Sofa bequem, dann nach fünfzehn Minuten auf einem tiefen Regalbrett, etwas später sprang sie wieder auf den Tisch. Sie hasste es, zu warten.

    Nach einer Stunde hörte sie endlich Schritte im Treppenhaus, und schließlich wurde die Tür aufgeschlossen. Leelou spürte sofort, dass etwas nicht stimmte, sprang vom Tisch und rannte dem Mädchen entgegen, welches soeben die Wohnung betrat. Nora ließ die Tür hinter sich zufallen und ging dann sofort in die Knie, eine Hand nach Leelou ausstreckend.

    „Hey..." murmelte sie, und Leelou entdeckte mit Schrecken einen tiefen Kratzer unter ihrem linken Auge. Noras dunkelblonde, rückenlange Haare waren zerzaust, aber nicht so wie kurz nach dem Aufstehen oder wenn sie versuchte, sich Locken zu drehen, sondern mehr, als wären sie durch einen Haufen Scherben geschleift worden.

    Leelou schmiegte sich in Noras Handfläche und ließ sich dann von ihr auf den Arm nehmen und ins Wohnzimmer tragen. Im Gegensatz zu den meisten Hexen lebte Leelous Partnerin sehr einfach. Die Wohnung hatte zwei Zimmer und einen schmalen Flur, alles war vollgestellt mit Bücherregalen, die sich wiederum bogen unter der Last unzähliger schwerer Wälzer, Kistchen und Flaschen, diese waren gefüllt mit Flüssigkeiten oder Kräutern, je nachdem. Eine ganze Ansammlung von nutzlosen Artefakten, die ausprobiert und dann vergessen worden waren… kurzum, alles Mögliche, was eine Hexe brauchte. Oder doch eher, was andere Hexen nicht mehr brauchten und was Nora in der Hoffnung an sich genommen hatte, irgendwann einmal dafür Verwendung zu finden.

    Leelou bemerkte noch ein paar Schürfwunden an ihren Händen und Armen, als sich Nora mit ihr auf die Couch setzte. Na, wie war dein Tag? fragte sie und strich ihr über den Kopf und den Rücken. Leelou schnurrte und stubste gegen Noras Gesicht. Die Hexe lächelte müde. Das ist nichts. Keine Sorge, ich… ach, egal. Die Typen neulich, dieser Zirkel, die haben mir doch so ein Rezept gegeben und wollten dafür Weißpulver. Naja, das, was ich ihnen gegeben habe, war ihnen nicht genug und von zu schlechter Qualität und da waren sie eben sauer, als ich gesagt habe, dass ich kein anderes mehr habe. Leelou drückte sich an Noras Brust und maunzte leise. Sie wusste, dass Nora sie nicht direkt verstehen konnte, aber meistens waren zwischen ihnen Worte auch nicht notwendig. Dann hab ich das Zeug, was ich ausliefern sollte, fallen lassen… Mein Chef war ziemlich angepisst. Ein Seufzen. Also eigentlich alles wie immer. Ich hab Hunger. Damit schob Nora Leelou sanft von ihrem Schoß und stand auf, schlurfte in die kleine Küche und begann, nach einem Topf zu suchen. Leelou schaute ihr dabei zu. Ihre gelben

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