Fliegengewicht: Die Hoffnung stirbt zuletzt
Von Ronny Haardt
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Buchvorschau
Fliegengewicht - Ronny Haardt
Ronny Haardt
Fliegengewicht
Erzählung
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
Ungekürzte E-Book-Ausgabe 7/2012
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2012:
Ronny Haardt, Schleswig
ISBN 978-3-8442-2096-4
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Autors zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Inhaltsverzeichnis
1
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1
Der Morgen stach seinen Speer gleißender Helligkeit tief in die schreiende Netzhaut. Die Augenlider zitterten bei dem Versuch, die schützende Dunkelheit noch für einen winzigen Moment, ein paar lächerliche Sekunden, zu bewahren. Doch ihr Wille war bereits gebrochen, und die sich öffnenden Lider ließen einen klebrigen Film zurück. Er blinzelte. Und zu seiner Erleichterung verblasste das strahlende Licht allmählich. Durch die nur einen Spalt geöffneten Vorhänge zwängte sich ein zu früher, viel zu lausiger und erdrückend grauer Morgen eines vermutlich noch lausigeren, aber mindestens ebenso niederschmetternd grauen Tages.
Sein Blick blieb verschleiert: Was für trübe Aussichten!
Manchmal, nein, öfters ... eigentlich immer, hatte er das Gefühl, als gäbe es nur derartige Tage. Tage, an denen er sich besser auf die andere Seite wälzte und die feuchtkalte Nasenspitze wieder in die wohlige Wärme der Bettdecke tauchte.
Sollten sie ihn doch alle!
Plötzlich durchfuhr ein eisiger Schauer seinen massigen Körper, jedes einzelne Haar auf seiner schweißnassen Haut stellte sich auf, als ein kalter Windhauch durch eine hinterhältige Falte, die sich unbemerkt in der Geborgenheit der Bettdecke geöffnet hatte, seinen ungeschützten, nackten Rücken traf. Stöhnend wühlte er unter der Decke, um das Loch zu stopfen. Dann starrte er zum Fenster.
Oh, gnädiger Gott, wenn es dich gibt, wo bist du? Diese Vorhänge!, dachte er. Was für ein Alptraum! Jeder Mensch, der halbwegs bei Verstand war und diesen kläglichen Rest nicht auch noch verlieren wollte, musste die Augen abwenden und ein schützendes Kreuz vor sich in die Luft schlagen, um diesem fürchterlichen Dämon, der sich heimtückisch in dem Stoff verborgen hielt, zu entkommen. Die dargestellten Blumen in ihrer Farbenpracht fielen über eine wehrlose Wiese her wie Heuschrecken über ein Maisfeld und fraßen einem die Augäpfel aus den Höhlen. Und die herum springenden, schielenden Schafe erinnerten ihn an einen Science Fiction, den er vor Jahren gesehen hatte und in dem fürchterliche Aliens grausam wüteten - nur waren hier nicht die Schafe die Opfer. Der Schäferhund, der sich ängstlich in das spärliche Gras duckte, war sich der teuflischen Bedrohung offensichtlich bewusst. Inmitten dieses apokalyptischen Bildes, das sich auf dem bedruckten Stoff mehrfach wiederholte, wobei es schien, als wäre jedes für sich eine eigene Hölle, stand ein bärtiger Schäfer auf seinen Stab gestützt, blitzende Augen starrten unter einem breitkrempigen, verbeulten Hut hervor.
Aber er rang mit seiner ganzen Kraft den Gedanken nieder, was der Schäfer, der seine Schafe so merkwürdig anlächelte, in der Nacht wohl tun ... - Dunkelheit war ein gnädiger Gott.
Grunzend schob er die Beine unter der Bettdecke hervor und setzte sich auf die Kante des Bettes, das einmal mehr nicht sein eigenes war. Besaß er überhaupt eines? Resignierend strich er sich über den feisten